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Die 50er - 70er Jahre

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Die 50er bis 70er Jahre, Nierentisch und Tütenlampe
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Margot und MoniqueMargot und Monique aus Puteaux 1960 im Garten der Eltern in Offenbach. Foto: Margot Bintig Minipli-FrisurVor 5o Jahren liefen auch junge Männer mit Locken herum „Minipli“ nannte man das … LockenkopfMit Lockenkopf und Zigarette, modern vor 50 Jahren

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Frisuren – vom Kochtopf bis zum Farah-Diba-Turm

Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur … – das Ende dieses Satzes wurde von dem Vertreter und der leicht alkoholisierten Mutti Hoppenstedt verschieden interpretiert. Dieser legendäre Sketch von Loriot aus dem Jahr 1978 kommt mir auch heute immer wieder in den Sinn, wenn ich den Schauspieler (Rudolf Kowalski) sehe, der damals den Staubsaugervertreter mit dem bandagierten Arm gespielt hat.

Mit diesem Wunderstaubsauger HeinzelmannVorbild für den Heinzelmann war der Alleskönner Kobold der Fa. Vorwerk mit seinen diversen Anbaugeräten, von Trockenhaube bis Farbsprühpistole. konnte Mutti nicht nur den Teppich saugen, sondern auch gleichzeitig die Haare föhnen. Loriot hatte offenbar hellseherische Fähigkeiten, denn ich besaß schon Anfang der 1970er Jahre eine Trockenhaube, die an den Staubsauger angeschlossen wurde. Im Vergleich zu den fest installierten Trockenhauben, die meistens nur nutzlos in der Ecke standen, war das eine platzsparende Lösung – und für den Staubsauger hatte ich bereits einen Platz.

Trockenhaube, ja was ist das überhaupt? Eine solche Plastikhaube saß wie ein großer Helm auf dem Kopf. Durch kleine Öffnungen wurde gleichmäßig warme Luft in die auf Wickler gedrehten Haare geblasen, und durch die Wärme entstand die sogenannte Wasserwelle, die ein paar Tage hielt. Ich habe aber dabei keinen Teppich gesaugt wie Frau Hoppenstedt, sondern lieber bei einer Tasse Kaffee ein Buch gelesen.

In meinem Friseursalon steht heute noch eine dieser alten Museumshauben. Auf meine Frage, ob sie noch genutzt würde, meinte mein Friseur: Ja, aber selten. Manchmal kommen noch ältere Damen, die ihre Dauerwelle mit kleinen Löckchen haben möchten.

Wenn die Locken besonders lange halten sollten, ging man zum Friseur für eine Dauerwelle. Das war eine chemische Prozedur mit beißendem Ammoniakgeruch, die Stunden dauerte – aber immerhin bis zu zwölf Wochen hielt. In den 1980er Jahren war die Dauerwelle so beliebt, dass auch viele Männer sie trugen, ganz klein gelockt als Minipli und oft kombiniert mit einem Vokuhila (vorne kurz, hinten lang). Fotos aus dieser Zeit sind heute nur noch peinlich.

Die Friseursalons waren damals streng getrennt in Herren- oder Damensalons. Besonders die Damensalons waren völlig blickdicht – keiner durfte sehen oder hören, was darin Geheimnisvolles geschah. Was manchmal auch besser war.

Als Kind hatte ich noch kein Mitspracherecht, was mit meinen Haaren geschehen sollte. Wie ich auf alten Bildern sehen kann, hatte ich erst ein kleines Zöpfchen mit dünnen Haaren, dann einen Seitenscheitel, wobei die längere Seite mit einer Haarklammer gehalten wurde. Schließlich kam der Pagenkopf, den Mutter selbst mit der Schneiderschere nachschnitt. Diese praktische Frisur sah aus wie ein Helm und wurde auch KochtopfschnittLesen Sie auch: Eine haarige Geschichte von Hartmut Kennhöfer genannt. Widerstand war zwecklos. Später wurde genau diese Frisur durch die französische Sängerin Mireille Mathieu zum Modetrend. Sie wurde nur durch eine Rundbürste besser in Form gebracht. Es versteht sich von selbst, dass ich diese Mode nicht mitmachte.

Als ich in den 1960ern in die Lehre kam, gab es keine Vorgaben mehr, wie ich meine Haare zu tragen hatte und ich probierte zukünftig alles aus, was gerade angesagt war.

Zuerst ließ ich meine Haare wachsen und trug sie tagsüber als Banane. Bei dieser Frisur werden die Haare seitlich eingedreht und senkrecht am Hinterkopf nach oben festgesteckt, sodass sie einer Banane ähneln. Die Frisur wirkt elegant und machte mich deshalb älter. Und genau das bezweckte ich. Dass ich dafür fast eine Stunde früher aufstehen musste, denn das Hochstecken der Frisur brauchte viel Zeit, störte mich nicht im Geringsten.

Doch dann kam der Frisurentrend: die legendäre Farah-Diba-Frisur. Farah Diba, die spätere Kaiserin und Ehefrau des Schahs von Persien (heute Iran), trug bei ihrer Krönung eine hochtoupierte Haarpracht, die viele Frauen weltweit nachzuahmen versuchten. Ich auch. Ohne Unmengen von Haarspray, die das Badezimmer durch Duftwolken von Taft vernebelten, war das nicht zu schaffen.

Ironie der Zeit, während Frauen die Frisur der Schahbanu nachzuahmen versuchten, gingen gleichzeitig die Studenten gegen das brutale Regime von Schah Reza Pahlavi auf die Straße, was große politische Unruhen nach sich zog und zur 68er-Bewegung beitrug. Damaliger Slogan: Lieber eine Farah Diba auf dem Kopf als einen Schah im Land.

Einmal brachte mir die Farah-Diba-Frisur eine unangenehme Erfahrung ein: Ich wollte ein Amselküken retten, das vor eine Garageneinfahrt gefallen war. Die Amselmutter hielt mich für eine Bedrohung, griff mich an und verfing sich dabei mit ihren Krallen in meinem Haarturm! Ich sah danach aus wie ein gerupftes Huhn, mit Kratzern im Gesicht und Nacken und büschelweisem Haarverlust. Für den Rest des Tages hatte mich die Amsel ausgeknockt. Das war das Ende meiner Farah-Diba-Zeit. Danach trug ich einen schlichten Bob.

In den 1970ern kam mit der Disco-Ära der Afro-Look. Man trug die Haare voluminös und stark gekräuselt wie Afrikaner, heute würde man das als kulturelle Aneignung verurteilen. In Kombination mit Plateauschuhen und Schlaghosen war das der Renner auf der Tanzfläche. Ich habe diesen Trend aber nicht mitgemacht, denn diese Frisur setzte eine sehr starke Dauerwelle voraus und von dieser hatte ich mich gerade verabschiedet. Auch ließ ich mich jetzt nicht mehr so sehr von Trends leiten, denn in meinem Alltag war für diese Dinge nicht mehr viel Platz. Ich probierte aber noch verschiedene Haarfarben aus, von tiefschwarz bis hellblond, kam jedoch zu dem Schluss, dass meine Naturfarbe Mittelbraun, die mit einem leichten Kupferton aufgefrischt wurde, am besten zu mir passte. Die Haare trug ich nun mal etwas mehr oder weniger kurz – also praktisch.

In den 1990ern kam der Schock: Damensalons wurden Unisex. Das einstige Refugium, in dem man unter sich war, wurde plötzlich auch für Männer geöffnet! Was heute normal ist, fühlte sich damals so an, als hätten Frauen plötzlich Zutritt zu einem exklusiven englischen Herrenclub, nur umgekehrt. Doch ich gewöhnte mich schnell daran – und stellte fest, dass auch Männer nicht nur große Plaudertaschen sind, sondern manchmal auch richtig gute Friseure.

Männer hatten ein anderes Verhältnis zu ihren Haaren. Während ältere Herren den klassischen Kurzhaarschnitt bevorzugten: Seitenscheitel, Seiten- und Nackenhaare ausrasiert, trugen viele junge Männer seit den 1960er Jahren lange Haare. Manche ließen sich sogar das ganze Gesicht zuwachsen. Das war aber keine Mode, sondern ein Statement: Protest gegen die Elterngeneration, Spießertum und gesellschaftliche Konventionen. Typisches Zitat der Alten damals: Der Faulenzer soll mal zum Friseur gehen und richtig arbeiten!

Doch zurück zu meiner Haar-Geschichte. Als die ersten grauen Strähnen kamen, ging ich anfangs noch dagegen an und ließ meine Haare alle vier Wochen färben. Doch der helle Haaransatz kam in immer kürzeren Abständen zum Vorschein und ich fragte mich: Warum mache ich das eigentlich? Ich ließ die grauen Haare langsam herauswachsen. Damit es nicht so auffiel, brauchte ich noch einmal die Hilfe des Friseurs, um den Übergang sanft zu gestalten. Heute, fast 80-jährig, trage ich meine Haare naturbelassen. Aus Grau ist längst Weiß geworden – und es stört mich überhaupt nicht.

Heute amüsiere ich mich über junge Frauen mit feuerroten, blauen oder grünen Haaren. Solche Farben hätte ich früher auch gern ausprobiert – es gab sie nur leider nicht.

Haare verzeihen fast jede Torheit – sie wachsen (meist) nach. Ganz anders Tattoos. Die bleiben – auch wenn der Trend längst vorbei ist.


  • Autorin: Margot Bintig, April 2025
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