Anmerkung:
Dieser Artikel wurde vor ungefähr 25 Jahren von einer frustrierten Mutter geschrieben, als noch keine E-Roller (20 Km/h) oder Pedelecs (45 Km/h) auf Straßen und Gehwegen fuhren. Der Beitrag hat an Aktualität in den vergangenen Jahren an nichts eingebüßt, ganz im Gegenteil.
Neubergerweg - Schulweg – Zone 30 km/h
Zu schön, um wahr zu sein! Als Mutter zweier Grundschulkinder wandere ich täglich den Neubergerweg zweimal ungefähr einen Kilometer rauf und runter. Ich möchte gern den Ablauf erklären:
Morgens 7.40 Uhr marschiere ich mit meinen und befreundeten Kindern los Richtung Schule. Als erstes müssen wir die Weygandtstraße überqueren. Wir haben Glück, es kommt kein Auto. Also weiter zum Zebrastreifen. Das erste Auto fährt durch, das zweite und dritte ebenso. Mir platzt gleich der Kragen und es rutschen mir Schimpfwörter aus dem Mund – sorry.
Nachdem das sechste Auto hält und uns rüber lässt, stellt mein kleiner Sohn, Vorschüler, fest: „Mami, der rollte aber noch, dann dürfen wir nicht gehen! Das hat uns der Verkehrspolizist gesagt. Wir sollen immer warten, bis die Reifen stillstehen!“ Mein erster Gedanke – und wer sagt es den Autofahrern? Ich erkläre meinem Sohn, dass das zwar richtig wäre, doch leider machen es die Wenigsten richtig.
Über die Theodor-Fahr-Straße kommen wir wieder autofrei, doch Vorsicht: Vier Radfahrer, Schüler, in einer Reihe! Die beiden Großen, zweite Klasse, springen zur Seite, um dem Quartett Platz zu machen. Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf, was bei meiner Größe von 1,58 m nicht viel bringt, und gehe schnurstracks weiter. Treffer! Mir fällt der Turnbeutel vom Arm, der Junge fährt weiter und ruft über die Schulter hinweg: „Hey, kannst du nicht aufpassen?“ Mir bleibt die Spucke weg, ich bin sprachlos. Es geht weiter, Zebrastreifen Parowstraße. „Oh danke!“ Wir werden rüber gelassen. Ach, ist das nicht die Mutter von Thomas aus der Parallelklasse am Steuer? Wenigstens Eltern haben noch Verständnis.
Geschafft, wir sind angekommen. Auf dem Rückweg versuche ich einzuschätzen, wer zu schnell fährt. Ergebnis: Fünf Autos, die die Geschwindigkeit halten, vier, die leicht überhöht fahren, sechs Raser, ein Handyhalter und ein Autofahrer, der überholt.
Ein Fußgänger geht zwanzig Meter vor dem Zebrastreifen über die Straße – ein tolles Vorbild! Es ist nicht immer so – aber immer öfter! Mir graut vor dem Tag, an dem meine Kinder sagen: „Mami, wir schaffen das alleine!“