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Die Marienburg an der Nogat, 2006 – Foto: Gunter Bergknecht1935 Hohenstein / Ostpreußen. - Tannenberg-Denkmal Trauerfeier für Reichspräsident Paul v. Hindenburg am 7. August 1934 – Bundesarchiv, Bild 183-2006-0429-502 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia CommonsOstreußen und das deutsche Reich in den Grenzen von 1871 bis 1918 (Ostpreußen dunkelblau eingefärbt, übriger preußischer Staat hellblau) – Source by User:David Liuzzo, via Wikimedia CommonsOstpreußen und Preußen im Deutschen Reich 1922-1939 (Ostpreußen dunkelblau eingefärbt, übriger preußischer Staat hellblau) – Source by Ulamm (derived from a PD graphic in Wikimedia) [Public domain], via Wikimedia Commons
Die Prussen dringen im Westen bis zur Weichsel und an einigen Stellen noch darüber hinaus bis nach Pommerellen vor. Im Süden (Kulmerland und Masovien) kommt es zu kriegerischen Zusammenstößen mit Polen.
Die junge prussische Missionsbewegung wird der polnischen Kirche unterstellt und dadurch eine heidnisch- nationale Reaktion in prussischen Volk herausgefordert.
1217
Erster Heidenaufstand. Auf Betreiben Bischof Christians beseitigt der Pabst zwar 1218 die Abhängigkeit de prussischen Kirche von der polnischen, diese Maßnahme kommt jedoch zu spät und kann die Vernichtung des Christentums in Prussenland nicht mehr aufhalten.
1221 – 1222
Ein erster Kreuzzug deutscher und polnischer Fürsten (der Herzöge von Masovien, von Krakau und von Schlesien sowie des Markgrafen von Meißen) gegen die Prussen bleibt im wesentlichen - lediglich das Kastell Kulm wird erobert - erfolglos.
1224
Die Prussen erobern das Kulmerland im Gegenstoß zurück und gewinnen dazu die nördliche Hälfte des Herzogtums Masovien. Der Herrscher dieses polnischen Teilstaates, Herzog Konrad aus dem germanischen Hause der Piasten, bittet in höchster Bedrängnis den deutschen Ritterorden um Hilfe.
1226
Der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. aus dem Hause der Hohenstaufen verleiht das Prussenland in einer Urkunde, der so genannten Goldenen Bulle von Rimini dem Deutschen Orden.
1231
Der deutsche Ritterorden beginnt von seiner ersten Festung Thorn aus die Eroberung und Christianisierung des Prussenlandes. Er wird dabei nicht nur von deutschen, sondern auch von polnischen, tschechischen und pommerellischen Hilfsheeren, sowie auch schon von Anfang an von prussischen Parteigängern unterstützt.
1242 – 1249
Zweiter Heidenaufstand. Der Orden siegt 1247 in der Schlacht bei Christburg.
1249
Der Orden schließt mit den aufständischen Prussen den Versöhnungsfrieden von Christburg: Die Prussen versprechen die Annahme des Christentums und werden dafür als gleichwertige und gleichberechtigte Bürger des Ordensstaates anerkannt.
Ordensritter, Prussen und Kuren führen gemeinsam einen Feldzug gegen die im Heidentum verharrenden Litauer. Die kurischen Truppen laufen jedoch während der Entscheidungsschlacht an der Durbe zu den Litauern über; für die Prussen aber bekennt deren Heerführer Sclodo, dass sie lieber den Tod erleiden als von Christum abfallen wollen … Ordensritter und Prussen gehen gemeinsam in der litauisch-kurischen Übermacht zu Grunde, auch der edle Sclodo besiegelt seine Treue mit dem Tode. Nach Bekanntwerden der furchtbaren Niederlage erhebt sich die heidnische Partei innerhalb des Prussenvolkes am 20. September 1260: Es kommt zum dritten Heidenaufstand.
1260 – 1283
Dritter Heidenaufstand. Die Führer der Heiden sind die prussischen Wittinge (Edelleute) Herkus Montingo und Auctumno; später der Fürst Skomand von Sudauen. Zahlreiche Prussen bleiben dem Christentum und dem Orden treu. Ein Anführer der christlichen Prussenpartei, der Witting Iboto kämpft glücklos gegen die Heiden im Samland; die Ordensritter selber unterliegen gegen Herkus Montingo in den Schlachten bei Pokarben (1261) und bei Löbau (1263). Die meisten Burgen und Städte im Inneren des Landes fallen nach verzweifeltem Widerstand der christlichen Prussen und der Ordensritter in die Hände der Heiden, die die Christen mit gnadenloser Grausamkeit zu Tode martern. Die Erstürmung der wichtigen Verbindungsstadt Elbing, die unter anderem auch von den christlichen Prussenführern Slarotin, Preiboto, Gedun und Tropo verteidigt wird, gelingt den Heiden nicht.
1271
Das Eintreffen deutscher Hilfsheere bewirkt die Wende des Krieges. Der Orden besiegt den prussischen Fürsten Diwans von Barten bei Liebemühl.
Fürst Skomand kapituliert, nachdem er jahrelang versucht hatte, wenigstens seinen Heimatgau gegen die in immer größerer Überzahl andrängenden Ordensheere zu verteidigen. Der deutsche Ritterorden rächt sich nicht an diesem Prussenführer, der ebenso tapfer wie ritterlich gekämpft hatte, sondern gewährt ihm Adelsrechte und verleiht ihm und seinen Nachkommen das Dorf Steegen im Kreis Preußisch-Eylau. Das Prussenland bleibt seitdem (bis 1466 bzw. bis 1525) fest in der Hand des Ordens. Die einheimischen und von den Ordensrittern keineswegs ausgerotteten Prussen – noch bis ins 17./18. Jahrhundert wird ihre Sprache in Ostpreußen gesprochen – vermischen sich allmählich mit den einwandernden Deutschen und wachsen mit ihnen im Lauf der Jahrhunderte zum Stamm der Ostpreußen zusammen.
Vergebliche polnische Angriffe gegen den Ordensstaat. Die Abwehr aus Preußen wird jedoch immer mühsamer, weil sich der innere Gegensatz zwischen dem Ritterorden und den preußischen Landständen, die eine Beteiligung an der Regierung fordern, mehr und mehr verschärft.
1453
Aufstand der Stände (Städte, Adel, Geistlichkeit) gegen den Ritterorden. Es kommt zu einem unheilvollen Bürgerkrieg, der bis 1466 das Land verwüstet.
Die Marienburg an der Nogat (Foto 1895)Die abtrünnigen Stände führen den Bürgerkrieg auch ohne polnische Hilfe weiter. Der Ritterorden ist seinen Gegnern zunächst noch militärisch überlegen, im Laufe der Jahre wird er durch die weit reichende wirtschaftliche Kraft der großen Städte finanziell in die Knie gezwungen. Aufstände der unteren Bevölkerungsstände (insbesondere der Handwerker) zugunsten der Ordensritter gelingen nur in Kuhn und Königsberg, in den wichtigen Städten Thorn und Danzig werden sie dagegen, teilweise mit polnischer Hilfe, niedergeschlagen. Der Hochmeister muss schließlich sogar seine Residenz, die Marienburg, wegen rückständiger Soldzahlungen an einen Söldnerführer verpfänden; da er die Pfandsumme nicht einlösen kann, muss er die Burg 1457 verlassen und nach Königsberg übersiedeln.
1466
Der Frieden von Thorn (sog. 2. Thorner Frieden) beendet den Bürgerkrieg: Das Preußenland wird in eine westliche und in eine östliche Hälfte geteilt. Der westliche Teil Preußens – nämlich Pommerellen, das Kulmerland, das Gebiet der Städte Thorn, Elbing und Danzig, das nördliche Pomesanien und das Ermeland – wird, wie es im Inkorporationsprivileg ursprünglich für ganz Preußen vorgesehen war, ein souveräner Ständestaat, der mit Polen durch die Person des gleichen Herrschers (Personalunion) verbunden ist. Der östliche Teil Preußens, der gebietsmäßig ungefähr dem späteren Ostpreußen, allerdings noch ohne das westpreußische Ermeland, entspricht, verbleibt der Herrschaft des deutschen Ritterordens. Der polnische König erhält über dieses Restgebiet des Ordens die Lehnsoberhoheit; die Ableistung des Lehneides wird jedoch von den Hochmeistern verweigert.
1519 – 1521
Der letzte Ordenshochmeister in Preußen, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach aus dem Hause Hohenzollern, versucht vergeblich im sogenannten Reutterkrieg die polnischen Lehnsansprüche abzuschütteln.
1525
Albrecht von Brandenburg-AnsbachDie Herrschaft des Deutschen Orden im Preußenland endet: Albrecht von Brandenburg-Ansbach wandelt das östliche Preußen in einen weltlichen Staat um, legt die Hochmeisterwürde ab und nimmt dafür als Albrecht I. den Herzogtitel an. Er muss dies allerdings mit der Anerkennung der polnischen Lehnsoberhoheit erkaufen.
Er führt die Reformation ein– die heilige Schrift wird bei diesem Anlass auch ins Prussische übersetzt, weil vielerorts immer noch prussisch gesprochen wird und gründet 1544 in Königsberg die Albertus-Universität. Königsberg wird dadurch ein geistiger Mittelpunkt Ostpreußens.
1618
Das Herzogtum Preußens fällt – nach dem Erlöschen der von Albrecht I. gegründeten Dynastie – an den brandenburgischen Kurfürsten Johann Siegmund als nächstberechtigten Erben.
1626
König Gustav Adolf von Schweden besetzt die Küstenstriche Preußens, zieht jedoch 1629 ab, so dass das östliche Preußen von den Schrecken des 30jährien Krieges verschont bleibt.
1640 – 1688
Das östliche Preußen unter der Regierungezeit des großen Kurfürsten. Diesem gelingt es während eines schwedisch polnischen Krieges, die Lehnsoberhoheit fremder Mächte über Ostpreußen abzuschütteln: 1656 greift der schwedische König Karl X. Polen an, zwingt den Großen Kurfürsten zum Abschluss eines Bündnisses und zur Anerkennung einer schwedischen Lehnsoberhoheit über das östliche Preußen. In der Schlacht von Warschau (28. – 30. Juli 1656) siegen die vereinigten Truppen Schwedens und Ostpreußen-Brandenburgs über ein dreifach überlegenes polnisches Ritterheer. Um sich den Beistand des Großen Kurfürsten weiter zu sichern, verzichtet Schweden im Vertrag von Labiau auf die Lehnsoberhoheit. 1657 wendet sich der geschickt zwischen den Parteien lavierende Kurfürst wieder dem polnischen König zu und erreicht dafür im Vertrag von Wehlau auch von Polen den Verzicht auf die Lehnshoheit. Im Frieden von Oliva (3. Mai 1660) wird die Unabhängigkeit, des (Ost-)preußischen Herzogtums international anerkannt.
1701
Das Herzogtum Preußen wird Königreich. Am 18. Januar 1701 wird der Sohn des Großen Kurfürsten in Königsberg als Friedrich I. zum ersten König gekrönt; bis 1918 bleibt Königsberg die Krönungsstadt der preußischen Könige.
Preußen wird wiedervereinigt. (1656 wollte bereits Karl X. von Schweden dem Großen Kurfürsten das westliche Preußen überlassen; dem Sohn des Großen Kurfürsten, König Friedrich I. bot Karl XII. den Erwerb des westlichen Teils Preußens an; Dem preußischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I legte die russische Kaiserin die Besetzung Westpreußens nahe – aber die brandenburgisch-ostpreußischen Herrscher lehnten jedes Mal ab. 1732 fanden bereits Verhandlungen zwischen Preußen und dem polnischen König August II. über eine Abtretung des westlichen Teiles Preußens an Brandenburg-Preußen statt; Friedrich dem Großen wurde nach seiner Thronbesteigung von England, 1769 von Frankreich und 1771 von Russland die Inbesitznahme und Wiedervereinigung ganz Preußens angeboten!) Anlässlich der Teilung Polens unter Russland, Österreich und Preußen erhält Friedrich der Große das bislang immer noch mit Polen in Personalunion verbunden gewesene westliche Teilstück Preußens.
1773
Friedrich der Große legt durch königliche Kabinettorder die Grenzen zwischen dem östlichen und dem westlichen Preußen neu fest, Riesenburg und Deutsch-Eylau fallen an das westliche, das Ermeland an das östliche Preußen Die beiden Teile Preußens führen seitdem auch offiziell die Namen West- bzw. Ostpreußen.
Königsberger Schloss (Foto 1895), Residenz der Hochmeister und Herzöge seit 1466, Bildquelle: Wikipedia.deMit dem Sieg Preußens im Deutsch-Französischen Krieg und der Reichsgründung entsteht eine neue Großmacht in Europa. Ostpreußen wird als preußische Provinz ein Teil des erneuerten Deutschen Reiches.
Das Friedensdiktat von Versailles tritt am 10. Januar in Kraft: Der zu 63 % von Deutschen bevölkerte Netzbezirk, das größte, zu 58% von Deutschen bevölkerte Mittelstück Westpreußens und das zu 81 % von Deutschen und Masuren bevölkerte ostpreußisch Gebiet von Soldau werden ohne Beachtung der Bitten und Kundgebungen der Bevölkerung vom Deutschen Reich losgerissen; der dadurch entstehende sog. polnische Korridor zur Ostsee trennt Ostpreußens Landverbindung zum übrigen Deutschland, Eine Volksabstimmung wird weder in den Netzgebieten noch in Westpreußen noch im Soldauer Gebiet zugelassen. Ostpreußen muss außerdem das Memelland, das von französischen Truppen besetzt wird an den Völkerbund abtreten. Auch hier wird eine Volksabstimmung – trotz ständiger Bitten, Telegramme und Denkschriften nicht zugelassen, vielmehr schließlich erklärt, dass ein weiteres Eintreten für die Wiedervereinigung mit Deutschland als Hochverrat betrachtet werden würde. Lediglich einige östliche Restkreise Westpreußens und das südliche Ostpreußen (Masuren) dürfen am 11. Juli 1920 in einer Volksabstimmung frei über die Frage entscheiden, ob der Anschluss an Polen oder der Verbleib bei Deutschland gewünscht werde. Die Volksabstimmung wird zu einem überwältigenden Treuebekenntnis: in dem östlichen Restgebiet Westpreußens erklären sich 92 % der Abstimmenden, in Masuren sogar 98 % für den Verbleib bei Deutschland.
1923
Litauische Freischaren dringen ins Memelgebiet ein und drängen die französischen Truppen aus dem Lande. Am 19. Januar zwingt der litauische Oberst Budrys den letzten französischen Gouverneur des Memellandes, Petisné, in Memel zur Kapitulation.
1928
Kriegverbrecher Erich Koch, Gauleiter OstpreußensErich Koch wird 1928 Gauleiter der NSDAP in der preußischen Provinz Ostpreußen. Von September 1930 bis 1945 vertritt er den Wahlkreis Ostpreußen im Reichstag (Weimarer Republik) und im Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus). Nach dem Wahlsieg der NSDAP bei der Reichstagswahl März 1933 erhielt er 1933 trotz des Widerstandes der preußischen Regierung das staatliche Amt eines Preußischen Staatsrats. Er drängte den ostpreußischen Oberpräsidenten Wilhelm Kutscher aus dem Amt und machte sich zu seinem Nachfolger. Im August 1933 übernahm er auch das Amt des Präses der Provinzialsynode der Kirchenprovinz Ostpreußen. Ab 1. September 1941 nahm er auch die Funktionen eines Reichskommissars für das Reichskommissariat Ukraine wahr. Damit wurde Koch der mächtigste Mann Osteuropas. Sein Herrschaftsbereich reichte im September 1942 von Königsberg über Zichenau, Białystok, Kiew, Nikolajew und Poltawa bis zum Schwarzen Meer und auf die Ostseite des Dnepr. Er umfasste deutsches, polnisches und ukrainisches Gebiet. Bei der Gefangennahme von zivilen Arbeitskräften für die Zwangsarbeit im Deutschen Reich arbeitete er mit dem Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, zusammen. Er war in seinem Zuständigkeitsbereich am Völkermord der polnischen und ukrainischen Juden führend beteiligt. In der Nacht auf den 22. Januar 1945 verließ er mit dem so genannten Gauleiterzug den Königsberger Nordbahnhof. Vorher hatte er jede Evakuierung der Zivilbevölkerung abgelehnt und den Flüchtenden mit der Todesstafe gedroht, dadurch kamen ungefähr 300.000 Menschen unter elenden Bedingungen auf der Flucht ums Leben.
1939
Litauen gibt am 23. März das Memelland an Deutschland zurück, nachdem der nationalsozialistischen Außenministers Joachim von Ribbentrop an den damaligen litauischen Außenminister Juozas Urbšys ein mündliches Ultimatum am 20. März 1939 gestellt hatte. Kriegsverbrecher Joachim von Ribbentrop, Außenminister des NS-Regimes Das Deutsche Reich verlangte die Abtretung des vormals deutschen Memellandes, das im Vertrag von Versailles dem Völkerbund unterstellt und 1923 von Litauen besetzt worden war, und drohte mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Litauen im Falle der Ablehnung des Ultimatums. Nach jahrelangen zunehmenden Spannungen zwischen beiden Staaten und vermehrter nationalsozialistischer Propaganda im Memelland wurde die Forderung im Zuge der nationalsozialistischen Expansion erwartet. Das Ultimatum wurde fünf Tage nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei gestellt. Die vier Unterzeichner der Memelkonvention aus dem Jahr 1924, die den Status quo in der Gebietsfrage festschrieb, boten keine Hilfe an, wobei Frankreich und Großbritannien keinen Krieg in dieser Frage wünschten, während das Kaiserreich Japan und Italien das Deutsche Reich offen unterstützten. Litauen war gezwungen, das Ultimatum am 22. März 1939 zu akzeptieren. Für das Deutsche Reich war die Rückgewinnung des Memellandes der letzte Gebietsgewinn vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Für Litauen bedeutete sie eine herbe Schwächung von Wirtschaft und Moral, für Europa eine weitere Eskalation der Vorkriegsspannungen. Memel (heute Klaipėda) war ein wichtiger Seehafen in Ostpreußen und wurde wie das gesamte Memelland dem Deutschen Reich im Artikel 28 des Versailler Vertrages aberkannt und gemäß Artikel 99 unter alliierte Verwaltung gestellt. Frankreich übernahm die Zivilverwaltung des Gebiets, während Litauen sich weiterhin um dessen Erwerb bemühte, da eine signifikante litauische Minderheit vorhanden war (siehe Kleinlitauen) und der Hafen von Memel einen besseren Zugang Litauens zur Ostsee bedeutete.
1939 bis 1945
Der Zweite Weltkrieg. Als die Front des Zweiten Weltkrieges Ostpreußen erreichte, wurde die Evakuierung durch das Militär und den Staatsapparat zunächst behindert bzw. verhindert (u. a. durch Verordnungen), dann in letzter Minute (Januar 1945) unter denkbar schlechtesten Bedingungen (tiefster Winter, Abschnürung des Landweges) ungeordnet begonnen. Dadurch war ein Großteil der Zivilbevölkerung unmittelbar Kampfhandlungen ausgesetzt.
Dönitz hatte Hitler gegen den Rat von Guderian darin bestärkt, die eingekesselte Heeresgruppe Mitte nicht über See abzuziehen. Die östliche Ostsee sollte unbedingt als einzig verbliebenes Übungsgebiet für die neuen U-Boot-Typen (U-Boot-Klasse XXI) gehalten werden, um die Wende in der Seekriegführung gegen die Angloamerikaner zu erreichen. Die Belange der miteingekesselten ostdeutschen Zivilbevölkerung wurden der ideologischen Kriegführung Sieg oder Untergang völlig untergeordnet. Die Evakuierung der Zivilbevölkerung sollte aus militärischen Belangen und wegen der Brennstoffknappheit nur nachrangig erfolgen. Die Rote Armee stieß zu Jahresbeginn 1945 in der Schlacht um Ostpreußen Richtung Ostseeküste vor und erreichte am 27. Januar 1945 in der Nähe von Elbing die Küste, womit Ostpreußen abgeschnitten war. Der Vormarsch löste eine Flüchtlingslawine aus. Königsberger Schloss (Foto 1945), zerstört durch die Rote Armee – Bildquelle: Wikipedia.deEin Teil der Bevölkerung konnte sich auf dem Landweg mit Pferdefuhrwerken (die in Flüchtlingstrecks zogen) nach Westen retten. Aber nachdem die Rote Armee im Laufe der Schlacht um Ostpreußen bei Elbing das Frische Haff erreicht hatte, war der Landweg abgeschnitten. Tausende ertranken bei der Flucht über das Eis zur vermeintlich rettenden Frischen Nehrung, auf welcher der Weg zur Küste in Richtung Danzig führte, oder wurden ohne jegliche Deckung Opfer von Jagdflugzeugen, die gezielt auf die Trecks schossen. Ein anderer Teil wurde über die Ostsee (vor allem über den Hafen Pillau) evakuiert. Am 21. Januar 1945 leitete Großadmiral Karl Dönitz die Verlegung von Marineangehörigen nach Westen ein (Unternehmen Hannibal), wobei auch tausende von Flüchtlingen mitgenommen wurden. Das dafür benutzte Schiff (Wilhelm Gustloff) und andere, die im Frühjahr 1945 ebenfalls je einige tausend Flüchtlinge mitnahmen (General von Steuben und Goya) wurden von der Sowjetarmee versenkt, wobei jeweils fast alle Passagiere starben.
Insgesamt forderte die Flucht unter Kriegsbedingungen und größtenteils im Winter sehr viele Tote. Es wird geschätzt, dass von den bei Kriegsende etwa 2,4 Millionen Bewohnern Ostpreußens ungefähr 300.000 unter elenden Bedingungen auf der Flucht ums Leben gekommen sind.
Noch anwesende Bewohner, vom Vormarsch der Roten Armee eingeholte Flüchtlinge oder nach dem (teils temporären) Ende der Kampfhandlungen zurückkehrende Bewohner wurden vielfach von sowjetischen Soldaten misshandelt, vergewaltigt und getötet oder zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion verschleppt. In diesem Kontext ist beispielsweise das Massaker von Nemmersdorf im Oktober 1944 zu nennen, als erstmals seit August 1914 russische Truppen nach Ostpreußen vorstießen. Alexander Solschenizyn (Ostpreußische Nächte) und Lew Kopelew waren als Angehörige der Roten Armee Augenzeugen und haben später als Dissidenten auf diese und andere sowjetische Kriegsverbrechen (z. B. die Massenerschießungen polnischer Offiziere im Massaker von Katyn) hingewiesen. Die Verantwortlichen wurden im Hinblick auf die weltpolitische Lage weder international noch in der Sowjetunion zur Verantwortung gezogen.
Nach 1945
Nach der Verwaltungsreform 1975 wurde das polnische Ostpreußen in neue Woiwodschaften eingeteilt: Elbląg und Olsztyn sowie Teile von Ciechanów und Suwałki. Nach einer erneuten Verwaltungsreform am 1. Januar 1999 in Polen entspricht dieses Gebiet seitdem annähernd der Woiwodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn; das frühere Nordostpreußen bildet heute die russische Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad. Nach der Auflösung der Sowjetunion ist diese Region nun eine Exklave der Russischen Föderation. Manche russische Einwohner nennen die Stadt heute Kjonigsberg, Kenig oder Kenigsberg. Eine offizielle Rückbenennung (wie bei Sankt Petersburg, Nischni Nowgorod und Twer) wurde 1993 in einer Volksabstimmung abgelehnt.
Aus der Geschichte Ostpreußens - eine
Zusammenstellung denkwürdiger Geschichtszahlen
von Joachim Meyer, aus dem Fundus von Rudolf Werner