Froonslüüd ant Stüür
An jeden Sünnobendvörmeddag fohrt wi non Mark üm Kartüffeln, Obst un frischet Grööntüüg intoköpen, dat heet ick kööp in un mien Mann dörv dat dreegen. An son Dag kreeg he ünnerwegens eenen Hexenschuss, un wi weern as jümmers mit uns Auto dor. Ick harr jo keen'n Führerschien. He sleep sik denn hin nat Auto, weer aver eerst nich in de Loog in dat Auto intostiegen. Mit veel Stöhnen wegen de dullen Wegdoog hett he dat opletzt doch noch trechtkreegen. Dor heff ick mi swoorn, du leerst nu sülven Autofohrn, dat uns dat nich nochmol passeert, neben das Auto to stohn un nich no Huus to komen.
As ick den Führerschien denn endlich harr - bi de Prüfung müss ick ok trüüchoors inparken un nie wedder heff ick dat so elegant hinkreegen - hett mien Mann jümmers wat to bekritteln, wenn ick ant Stüür sitt. Eenmol hett he to mo seggt: Du musst nich sowiet links fohrn
, un lütten Oogennblick loter: Du musst nich jeden Gullydeckel mitnemmen.
Dor harr ick de Nees vull un heff mi nich wedder ant Stüür sett.
Ant Enn von uns Johrdusend kreeg mien Mann eenen Slaganfall, weer dorno halvsiedig lohm un kunn nich mehr Autofohrn. Wenn wi to Huus nich fastnogelt sien wullen, bleev nix anners, ick müss wedder ant Stüür. De Strootenverkehr weer in de letzten döttig Johr bannig veel mehr worrn. Ick verköff eerstmol uns grootet Auto un nemm eenen lütteren, wo aver achtern sien Rollstohl rinpassen dee. Ick söch mi een Fohrschool mit eenen ganz ruhigen Fohrlehrer un nemm een Dutt Fohrstünnen bit ick em froog: Wat meenen Se, wöörn se mi op de Menschheit losloten?
Intwischen fohr ick nu all wedder siet 15 Johr Auto un heff noch keenen grötteren Unfall hatt bit op een poor Kratzer, aver mien Hobby warrt dat nie.
Veele Lüüd meent jo öllere schöllt ehrn Führerschien affgeven. Ick weet nich wie ick mienen Mann to de veelen Termine bi all de Dokters ohne Auto bringen kunn, wi weern ok trennt von uns Kinner, de nich in Hamborg wohnt. Uns Ferien in Kühlongsborn harrn wi ok nich moken kunnt ohne dat ick ant Stüür seet. Dat Inholen üm wat to Eten to hebben, weer ok meist nich möglich, denn to Foot is dat to wiet.
Dat Meckern bin Autofohrn hett mien Mann noch nich affleggt un as mien Süster achter mi to sitten keem, höör ick von achtern un von de Siet gode Rotslääg. Rot wöör mi anseggt, as wenn ick keen Oogen in Kopp harr. Dor kreeg ick een Tüüt mit Ploster ut mien Tasch un sä: Wenn noch elkeen wat seggt, denn back ick em een Ploster opt Muul un smiet em rut.
Dorno weer dat still.
Jedenfalls bill ick mi nich in wie manche Mannslüüd, dat se dat Autofohrn erfunnen hebbt. Ick bin bloß Een Fro ant Stüür.
Frau am Steuer
An jedem Sonnabendvormittag fahren wir zum Markt, um Kartoffeln, Obst und frisches Gemüse einzukaufen, das heißt, ich kaufe ein und mein Mann darf es tragen. An so einem Tag kriegt er unterwegs einen Hexenschuss, und wir waren wie immer mit unserem Auto da. Ich habe ja keinen Führerschein. Er schleppt sich dann hin zum Auto, ist aber erstmal nicht in der Lage, in das Auto einzusteigen. Mit viel Gestöhne wegen der starken Schmerzen hat er das zuletzt dann doch noch hinbekommen. Da habe ich mir geschworen, du lernst jetzt selber Autofahren, dass uns das nicht noch einmal passiert, neben dem Auto zu stehen und nicht nach Hause zu kommen.
Als ich den Führerschein dann endlich hatte – bei der Prüfung musste ich auch rückwärts einparken und nie wieder habe ich das so elegant hinbekommen – hat mein Mann immer was zu kritisieren, wenn ich am Steuer sitze. Einmal hat er zu mir gesagt: Du musst nicht so weit links fahren
, und einen Augenblick später: Du musst nicht jeden Gullydeckel mitnehmen.
Da hatte ich die Nase voll und habe mich nicht wieder ans Lenkrad gesetzt.
Am Ende unseres Jahrtausends kriegt mein Mann einen Schlaganfall, ist danach halbseitig gelähmt und kann nicht mehr Autofahren. Wenn wir zu Hause nicht festgenagelt sein wollen, bleibt nichts anderes, ich muss wieder hinters Steuer. Der Straßenverkehr ist in den letzten dreißig Jahren sehr viel mehr geworden. Ich verkaufe erstmal unser großes Auto und nehme ein kleineres, in das aber hinten sein Rollstuhl reinpasst. Ich suche mir eine Fahrschule mit einem ganz ruhigen Fahrlehrer und nehme einige Fahrstunden bis ich ihn frage: Was meinen Sie, wollen sie mich auf die Menschheit loslassen?
Inzwischen fahre ich nun schon wieder seit 15 Jahren Auto und habe noch keinen größeren Unfall gehabt, bis auf ein paar Kratzer, aber mein Hobby wird das nicht.
Viele Leute meinen ja, ältere sollten ihren Führerschein abgeben. Ich weiß aber nicht, wie ich meinen Mann zu den vielen Terminen bei all den Doktoren ohne Auto bringen kann, wir sind auch von unseren Kindern getrennt, die nicht in Hamburg wohnen. Unsere Ferien in Kühlungsborn hätten wir auch nicht machen können, ohne dass ich am Steuer sitze. Das Einkaufen, um was zu Essen zu haben, wäre auch nicht möglich, denn zu Fuß ist das zu weit.
Das Meckern beim Autofahren hat mein Mann noch nicht abgelegt und als meine Schwester einmal hinter mir im Auto saß, höre ich von hinten und von der Seite gute Ratschläge. Rot wird mir angesagt, als wenn ich keine Augen im Kopf habe. Da kriege ich eine Tüte mit Pflaster aus meiner Tasche und sage Wenn noch einer was sagt, dem kleb' ich ein Pflaster auf den Mund und schmeiß ihn raus.
Danach war es still.
Ich jedenfalls bilde mir nicht ein, wie manche Männer, dass sie das Autofahren erfunden haben. Ich bin bloß eine Frau am Steuer.