Mein Leben - ein Blick zurück
Kapitel 8
Heirat und Familie, ab 1969
Im Winter 1963 lernte ich Helma Staßburg kennen. Nach Fertigung meines Bootes segelten wir auf der Unterelbe und einmal nach Dänemark. Es war ein bescheidenes Boot, ich hatte aber nicht das Geld für ein besseres. 1967 verkaufte ich das alte Boot und kaufte einen älteren Jollenkreuzer von 7,50 Metern Länge.
Im Frühjahr 1969 kündigte sich unsere Tochter an. Ich verkaufte das Boot und am 12. August 1969 heirateten wir. Wir bezogen eine Eineinhalb-Zimmer-Wohnung in Norderstedt. Am 30. Januar 1970 wurde unsere Tochter Andrea geboren.
Im Herbst 1970 begann ich meine Tätigkeit bei der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA). Ich arbeite als Modellbauer und später als technischer Angestellter. Es war eine sehr interessante Tätigkeit und ich habe an vielen Projekten mitgewirkt, beispielsweise Polarstern, Indosail, Schwedeneck und anderen. Sechs Jahre war ich im Wirtschaftsausschuss des Unternehmens und im Betriebsrat, davon drei Jahre Betriebsratsvorsitzender. Privat lebten wir das normale Leben einer kleinen Familie.
Unsere Tochter wuchs heran und besuchte die Grund-, Real- und Oberschule. Wir gingen unseren Berufen nach. Helma als MTA im UKE in Eppendorf und ich bei der HSVA. Im Sommer segelten wir auf der Unterelbe: erst mit einem KimmkielerEin Kimmkiel ist eine Sonderform des Kiels, er besteht aus einem Paar beidseitig der Mittschiffslinie angebrachter, kurzer Kielflossen und ist daher im Wattenmeer und in Küstengewässern mit großem Tidenhub beliebt. (5 Meter), später mit einer Varianta (6,50 Meter). Und wir unternahmen auch kleine Urlaubsreisen. Anfangs mit Bus und Bahn, später mit dem Auto. Das Arbeitsverhältnis bei der HSVA wurde am 15. Dezember 1992 aufgelöst.
1974 schlossen wir uns dem Verschwisterungsprogramm Norderstedt-Maromme in der Normandie an. Es folgten viele Reisen nach Maromme zu unseren Freunden Colett und Lucien Manchon und in unsere zweite Heimat, der Bretagne!
Epilog
Nachwort von Andrea Krebs, Tochter von Adolf Haupt
Sein letztes großes Abenteuer hat mein Vater gar nicht mehr beschrieben. Verhältnismäßig spät – mein Vater war schon über fünfzig – haben meine Eltern einen Kredit aufgenommen und ein Reihenhaus erworben. Hier gab es viel zu tun und es blieb keine Zeit mehr für die Segelei. Nachdem das Haus renoviert war, hatte er ständig neue Ideen, Bänke, Tische, Wintergarten …, die er umsetzte, und im Garten gab es auch immer etwas zu tun.
Ich sehe ihn vor mir, wie er mit der Hand über das Holz strich und sagte: Der Tisch muss mal wieder lackiert werden.
So gern er auch reiste, regelmäßig zog es ihn wieder zurück nach Hause, und das lag nicht nur daran, dass der Rasen gemäht werden musste …
Die Politik um die Wiedervereinigung Deutschlands hat mein Vater sehr aufmerksam verfolgt. Jedes Jahr haben wir zu Weihnachten ein Paket unter anderem mit Orangen und Kaffee an meine Tante Else in Leipzig geschickt. Ans Reisen in die DDR war nicht zu denken; zu groß die Sorge, an der Grenze festgehalten zu werden. Als Else uns das erste Mal besuchen konnte, habe ich meinen Vater kaum wieder erkannt – so redselig hatte ich ihn bislang nicht erlebt! Mein Vater hat selten aus seiner Vergangenheit erzählt. Nach der Grenzöffnung hatte er den Traum, in dem ein ehemaliger Kumpan ihn auf der Warnemünder Mole anspricht: Was willst du hier?
Mir schien, mein Vater hatte so leicht ein schlechtes Gewissen darüber, dass er den Osten verlassen hatte …
Wenn ein Mensch stirbt, ist das so, als verschwände ein Schiff hinterm Horizont. Es ist immer noch da, wir sehen es nur nicht mehr …