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Der Altonaer Hof
Ein besonderes Gasthaus am Ochsenzoll auf Garstedter Gebiet
Teil 4, Währungsreform und Nachkriegszeit

Wir hatten noch viele schöne Treffen im Altonaer Hof. Sie waren etwas ganz Besonderes für uns. Doch die Zeit lief schneller, als wir ahnten. Schon 1948 kam die Währungsreform und mit ihr die nächste große Veränderung. Der Altonaer Hof blieb auch diesmal nicht verschont. Die Prioritäten verlagerten sich. Man wurde älter und die Ziele erreichbarer. In den 1950ern wurde der Altonaer Hof ganz einfach in einen Neubau der Firma Thor integriert und zum Ladengeschäft umgebaut. Doch die Erinnerungen an die wunderschöne Zeit in seinen Mauern kann uns keiner nehmen.

Nach der Währungsreform, etwa 1950, war ich nur noch einmal im Hof. Gustav, Otto, Karl und ich trafen zufällig am Ochsenzoll zusammen. Wir beschlossen, die begonnene Unterhaltung im Hof fortzusetzen. Im Schankraum besetzten wir einen Fenstertisch und klönten drauf los. Sonst waren keine Gäste da, auch der Chef nicht. Seinerzeit wurden viele alkoholische Getränke wiederentdeckt und so beschlossen wir, uns einen Ettaler Kloster-Likör zu genehmigen. Den musste man einfach mal probieren. Dazu rauchten wir eine dicke schwarze Zigarre, die hatte eine so schöne weiße Aschebildung. Gustav, unser Ortspolizist ‒ natürlich in Uniform, war sowieso Zigarrenraucher und wir anderen, schon erfahren, beteiligten uns gern an dem Vergnügen. Otto war so etwas Ähnliches wie ein Handelsvertreter, Genaues wusste man nicht so recht, zumal ihm früher schon einmal der Paragraph 51, verminderte Zurechnungsfähigkeit, zuerkannt worden sein sollte. Er war aber sehr gesellig. Karlchen war ein Kollege von mir im Rathaus, beim Meldeamt. Gustav, ein Mann wie ein Kleiderschrank mit Händen wie Plattschaufeln, aber einem freundlichen Gesicht, erzählte von seinen Erlebnissen auf der Insel Helgoland, auf der er einst stationiert war. Und er konnte interessant berichten. So wurde es für uns alle ein angenehmer später Nachmittag. Und es blieb nicht bei einem Ettaler.

Anmerkung:

Wie mir Erna, genannt Klein Erna erzählte, wurde der Altonaer Hof gleich nach der Kapitulation von einem militärischen Führungsstab der Engländer besetzt. Die Gemeindeverwaltung Garstedt, bei der Erna beschäftigt war, musste die Versorgung der Mannschaft mit Backwaren pp. sicherstellen. Ich, der Verfasser, kam im August aus der Internierung, kann mich aber an diesen Zustand nicht erinnern. Vielleicht war der Zustand da schon beendet.


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