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50 Jahre nacherlebt, Rietheim 1924 bis 1974

Rietheim, Nachkriegszeit 1945

Da die Zeit hiernach noch viel schlechter wurde, hörte man nicht viel voneinander, nur dass man sich ab und zu schrieb. So hatten Grete und ich uns vorgenommen, nach der Währungsreform (1948) mal wieder ins Schwabenland zu fahren. Katri war da aber anderer Meinung und meinte komm nur gleich, man weiß nicht, was hinterher ist. Zu essen haben wir für euch. Und so sind wir dann auch gefahren. Wer einmal in dieser Zeit, als die Hamsterzüge fuhren, mit dem Zug gefahren ist, kann beurteilen, was wir für eine Hin- und Rückreise hatten. Ich könnte da Seiten niederschreiben. Erzählen möchte ich aber noch, dass wir keinen Pass für die französische Zone hatten. So mussten wir über den hohen Neuffen laufen, um in Dettingen wieder in den Zug zu steigen. Katri war mit, sie kannte sich aus.

Mutter Haible war inzwischen verstorben. Vater Haible haben wir noch erlebt, es waren wieder neun Jahre her, dass wir in Rietheim waren. Elise war schon krank und sie war merklich älter geworden. Wir haben ihr dann auch ein bisschen bei der Arbeit geholfen, Büschle gemacht, Mohn gezupft und Disteln gestochen. Wir waren auch zu Gast bei Jakob und Maria. Rolf sahen wir zum ersten Mal. Bei Karl und Marie in Münsingen waren wir auch.

1950 war ich dann mal wieder in Stuttgart, aber leider nur auf einen kurzen Sprung in Degerloch. Ich war mit einem Bus zum ersten Fußballländerspiel nach dem Krieg, Deutschland – Schweiz, gekommen. Es endete eins zu null.

1951 hatten wir zum ersten Mal Besuch aus dem Schwabenland, Amanda hatte ausgelernt und uns in Lübeck besucht. 1952 sind wir dann wieder ins Schwabenland gefahren. Wie immer, waren wir überall zu Besuch. Hans hatte 50. Geburtstag, den wir in Degerloch zusammen feierten. 1953 kamen Katri und Hans zu uns zu Besuch. Katri gefiel vor allem der weiße Sand an der Ostsee. Überraschend sind wir dann mit einem Auto zu Katris 50. Geburtstag auf der Alb in Rietheim aufgetaucht. Hier habe ich Ernst zum ersten Mal seit 1927 wiedergesehen. Auch Irma lernten wir näher kennen. Leider mussten wir aber am späten Nachmittag wieder abfahren. Richard, Amandes Gatte, haben wir an diesem Tag zum ersten Mal gesehen und kennen gelernt. Wie immer haben wir uns mit allen sehr gut verstanden. 1954 haben Amande und Richard in Degerloch geheiratet, wir waren natürlich dabei. Es war sehr schön, vor allen Dingen waren wir mal wieder alle zusammen. Dabei lernten wir auch hier und später immer wieder Verwandte und auch angeheiratete Verwandtschaft kennen. Wie zum Beispiel die Letschen, mit denen wir ein paar Jahre später bei Jakob und Maria einen Urlaub zusammen verbrachten. Oder Richards Schwester mit ihrem Walter aus Ditzingen. Die Anni, auch eine Schwester von Richard und die Eltern selbst. Die Geschwister von Hans. Wir hatten aber immer das Gefühl, dass man enttäuscht gewesen wäre, wenn wir nicht dabei gewesen wären. Auch wir waren Haibles geworden.

1954 war Heimatfest in Rietheim. Samstags Heimatabend, sonntags Sängerfest und montags Kinderfest. Auf dem Heimatabend habe ich viele alte Rietheimer wiedergesehen, die aus irgendeinem Grund verzogen waren. Am Sonntag war ich richtig stolz auf mein Rietheim, wie herrlich sie ihren Festzug gestaltet hatten. Es war ein schöner Tag, aber sehr heiß. Georg als Bürgermeister hatte viel Arbeit bei der Hitze. Zum ersten Mal sah und hörte ich auch die Rietheimer Kapelle, klasse, sage ich.

Nun kamen die Jahre, wo wir uns gegenseitig des Öfteren besucht haben. Bei mir ist es immer so gewesen, wenn der Frühling kam, hatte ich Heimweh nach meinem Schwabenland. So waren Marie und Jakob bei uns. Vorher war Jakob mit dem Erich bei uns. Vater musste die Seefahrtschule auskundschaften, denn Rolf wollte ja Kapitän werden. Wir haben schöne Tage miteinander verlebt. 1962 waren Katri und Hans auch noch mal bei uns, dann kam die Zeit, wo Rolf auf die Schule ging. Zuerst auf dem Priwall als Kadett, dann zwei Jahre auf die Seefahrtschule selbst. Dann ist er als dritter Offizier auf verschiedenen Schiffen gefahren. Bei uns war er wie zu Hause. Bevor er in Urlaub fuhr, war er immer erst bei uns, Grete war seine Vize-Mutter geworden.

Zum A6-Patent hatte er sich ein Zimmer im Seemannsheim besorgt. So war er nur samstags und sonntags bei uns. In dieser Zeit haben uns Amande und Richard eine Woche lang besucht. In all diesen Jahren sind wir oft auf die Alb gefahren. Einmal haben wir sogar bei Maria und Jakob eingehütet.

Ab 1963 sind wir dann auch alle zwei Jahre ins Allgäu gefahren, aber auf dem Hinweg oder Rückweg immer auf der Alb gewesen. Zu Manfreds Hochzeit kamen wir nur bis Stuttgart, Gretes Vater war gestorben, so mussten wir wieder umkehren. Im Mai 1963 waren wir mit Hans und Katri in Schöllang bei Oberstdorf, es war unsere Silberhochzeitsreise. Katris 60. Geburtstag im August 1963 haben wir zusammen mit Jakob und Maria, Ernst und Irma gefeiert. Wir sind dann fast alle zwei Jahre nach Schöllang in den Urlaub gefahren und immer haben wir bei der Rückfahrt auf der Alb Zwischenstation gemacht.

Mit dem Auto sind wir in Travemünde, Segeberg, Neustadt und an der ganzen Bäderküste gewesen und von Büsum mit dem Schiff nach Helgoland gefahren.

Über Weihnachten und Neujahr 1969 waren wir in Seeburg. Rolf hatte sich verlobt. Dabei haben wir Rolfs zukünftige Schwiegereltern kennengelernt. Auch hier hatten wir das Gefühl, dass man sich gegenseitig verstand. Im Januar 1970 kam Rolf mit seiner Uschi nach Lübeck. Er wohnte bei uns in der Nähe. Die standesamtliche Trauung war im Januar in Lübeck und wer war Trauzeuge? Natürlich Grete und ich. Die Hochzeitsfeier und kirchliche Trauung waren in Marbach, beziehungsweise in Münsingen.


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