Die neue Heimat
Ich schreibe hier nicht über die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, die in den 1920er Jahren als gewerkschaftseigenes und gemeinnütziges Unternehmen gegründet wurde, um Arbeiter mit bezahlbaren Kleinwohnungen zu versorgen. Der Name der Gesellschaft Neue Heimat
entstand in der Zeit des Nationalsozialismus, als die Gewerkschaften enteignet und deren Vermögen der Deutschen Arbeitsfront übertragen wurden. So geschehen im Mai 19332. Mai 1933: Die Gewerkschaften werden verboten; Machen Sie eine Zeitreise ... [... Klick]. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Neue Heimat
1952 von der britischen Besatzungsmacht an den Gewerkschaftsbund übergeben. Damit begann der Wiederaufbau im Nachkriegsdeutschland.
Nein, ich schreibe über unsere neue Heimat, die meine Familie hier in Hamburg nach dem Kriege fand. Meine familiären Wurzeln liegen in einem Land weit im Osten, im heutigen Polen, das einmal zu Deutschland gehörte. Ostpreußen wurde dieses Land genannt. Viele Generationen meiner Vorfahren haben dort gelebt, bis ein GröFaZGröfaz (auch in der Schreibweise GröFaZ) ist ein als Spottname gebrauchtes Akronym für Größter Feldherr aller Zeiten
und bezeichnet Adolf Hitler. mit größenwahnsinnigen Ideen vom Lebensraum im Osten
einen Krieg anzettelte, der sich innerhalb kürzester Zeit zum Zweiten Weltkrieg ausweitete.
Mein Vater hatte Anfang November 1938, gleich nach seiner Gesellenprüfung, einen Gestellungsbefehl zum ReichsarbeitsdienstEr hatte einen Gestellungsbefehl für den 1.11.1938 zum RAD nach Freystadt in Westpreußen erhalten ...
Lesen Sie den Zeitzeugenbericht: Beim Reichsarbeitsdienst
[... Klick] bekommen. Für ein halbes Jahr war er wie alle jungen Männer damals verpflichtet, Führer, Volk und Vaterland
seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Parallel dazu hatte er sich, 19-jährig, als Freiwilliger bei der KriegsmarineVon einer Abordnung der 5. Schiffs-Stammabteilung (5.S.St.A) wurden die aussteigenden Freiwilligen empfangen und zur Kaserne geleitet.
Lesen Sie den Zeitzeugenbericht: Rekrutenausbildung
[... Klick] beworben, wurde gemustert und angenommen, sodass er, sofort nach der Arbeitsdienstzeit, am 1. April 1939 in der Kaserne Eckernförde seinen Dienst bei der Kriegsmarine antrat.
Ich habe mich lange gefragt, was einen jungen Menschen bewegt, sich freiwillig zur Kriegsmarine zu melden; mein Vater hat mir darauf nie eine Antwort gegeben. So wie ich ihn aber kennengelernt habe, glaube ich heute die Antwort zu wissen, es muss etwas mit der weißen Uniform der Matrosen zu tun gehabt haben. Solche Äußerlichkeiten wie Kleidung und Status waren ihm immer wichtig. Am 1. September 1939 war er mittendrin im Zweiten Weltkrieg. Zwei Jahre später wurde er als Funker zur U-Boot-WaffeLesen Sie den Zeitzeugenbericht: Der U-Boot Krieg, mit U-466 auf Feindfahrt
[... Klick] abkommandiert. 1945 ist er bei Plön in englische Kriegsgefangenschaft geraten. Mehr als 30.000 der 40.000 deutschen U-Boot-Fahrer kehrten nie aus diesem wahnsinnigen Krieg zurück, mehr als 75 Prozent wurden mit ihren eisernen Särgen in der See ersäuft. Sinnlos verheizt, für nichts als puren Größenwahn, geopfert von einem verbrecherischen Regime.
Währenddessen hatte der Gauleiter Erich KochLesen Sie auch den Zeitzeugenbericht von Elfi Kroehnke: Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945
[... Klick], der kleine König Ostpreußens, die Parole ausgegeben jeder, der Ostpreußen verlässt, wird mit dem Tode bestraft
und erklärte Königsberg zur Festung. Am 22. Januar 1945 hat er sich feige nach Westen aus dem Staub gemacht, auf der Flucht vor der Übermacht der Roten Armee. Für die ostpreußische Bevölkerung eine Katastrophe, die Flüchtenden wurden schnell von den vorrückenden russischen Truppen eingeholt.
Meine Mutter hatte am 14. Januar entbunden und eine Tochter, meine Schwester, zur Welt gebracht. Am 21. Januar, eine Woche nach der Geburt, war sie mit dem gesamten Osteroder KrankenhausLesen Sie auch den Bericht der Krankenhausleiterin Annemarie Kerkmann: Aus jenen dunklen Tagen
[... Klick] auf der FluchtLesen Sie auch den Fluchtbericht: Unsere Flucht aus Ostpreußen
oder Wie wir unsere Heimat verloren
[... Klick] Richtung Westen.
Wie erging es den Eltern, meinen Großeltern? Mein Großvater Max, der Vater meiner Mutter, hatte in Osterode/Ostpreußen eine Spedition, wie wir heute sagen würden. Seine Lastwagen wurden ausnahmslos mit Hafermotoren betrieben und hatten nie mehr als zwei Pferdestärken. Er fuhr alles, was irgendwohin bewegt werden musste, Baumaterial und Holz aus dem Wald, im Winter das Eis vom Drewenzsee zu seinen Kunden mit modernen Eisschränken. Als es in der Stadt hieß: Rette sich, wer kann
, hat er, der Erzählung meiner Großmutter nach, ein Fuhrwerk angespannt und versucht, sich in den großen Treck der Flüchtenden einzureihen. Es ist ihm aber nicht gelungen, seinen Wagen in den Stau zu lenken, also kehrte er wieder um. Meine Großmutter, sie litt an spinaler Kinderlähmung und trug einen Stützapparat, ist mit den Patienten, Ärzten, dem Krankenhauspersonal, ihrer Tochter und dem eben geborenen Enkelkind per Eisenbahn in den folgenden Wochen der Roten Armee bis nach Leipzig entkommen. Mein Großvater Max ist zu seinen Pferden zurückgekehrt und nicht mehr aus Osterode herausgekommen. Die russische Armee hat die kleine Stadt bereits am nächsten Tag eingenommen und Pferde sowie Transportmittel sofort konfisziert.
Großvater Paul, Vaters Vater, war Landbriefträger, und als solcher wollte er sein Postamt nicht unbeaufsichtigt lassen. Es sollte doch alles seine Ordnung
haben, wenn das Postamt an die neuen Herren übergeben wird. Auch er ist nicht mehr aus der Stadt gekommen und in den folgenden Wochen dort hungers gestorben, weil er als Deutscher keine Lebensmittel bekam. In seine Wohnung konnte er nicht zurück, die wurde bereits wieder bewohnt. Als Stalin Ostpolen besetzte, vertrieb er die dort lebenden Menschen nach Westen. Dort war jetzt Platz, denn die Deutschen wurden ebenfalls vertrieben oder waren auf der Flucht. Wie meine Großmutter Martha nach Schleswig-Holstein gelangte, habe ich leider nie erfahren, ich habe aber auch leider nie danach gefragt. Sie hatte nach ihrer Flucht aus Ostpreußen eine kleine Wohnung in Reinfeld, Neuhöfer Straße, bekommen. Dort habe ich sie in meiner Kindheit gerne besucht.
Meine Mutter, Großmutter und Schwester hatten über das Rote Kreuz erfahren, dass mein Vater aus englischer Kriegsgefangenschaft nach Hamburg entlassen wurde. Dort hat er sich bei der von der britischen Besatzungsmacht neu aufgestellten Polizei beworben und eine Anstellung bekommen. Die Familie nachzuholen war unmöglich, dazu hätte er passenden Wohnraum nachweisen müssen, um eine Zuzugsgenehmigung zu erhalten. Hamburg lag in Trümmern und ihre Bewohner hausten in Ruinen, Nissenhütten und Behelfsheimen. Die drei machten sich aber von Leipzig auf in den Westen. Im Südharz gingen sie 1948 bei Nacht über die grüne Grenze. Meiner Schwester hatte man vorher Schlaftabletten gegeben, damit der Säugling nicht durch lautes Schreien die Grenzsoldaten aufscheuchte. Schlaftabletten sind nicht für Säuglinge gedacht und die Dosierung deshalb Glücksache. Glück, wenn das Kind wieder erwacht. Aber eine Niere arbeitet nicht mehr, vielleicht wegen der Schlaftabletten? Die Flucht aus der sowjetisch besetzten Zone, kurz Ostzone
genannt, von Ellrich nach Walkenried gelang. Nach der Registrierung im Grenzdurchgangslager Friedland wurden meine Mutter, Großmutter und meine Schwester bei Bauer Moll in Zarpen (bei Lübeck) Zzwangs-einquartiert. Der knappe Wohnraum wurde von den Engländern verwaltet, bewirtschaftet
hieß das damals, und wer mehr Platz hatte, als ihm zustand, musste ein Zimmer an Geflüchtete hergeben. So entstanden nach dem Krieg unfreiwillig Wohngemeinschaften, nicht immer zur Freude der Beteiligten.
Bis hierher habe ich Gehörtes nacherzählt, was wir in der Erinnerungswerkstatt eigentlich nicht machen, wir schreiben ausschließlich eigene Erinnerungen auf. Aber diese Nacherzählung ist wichtig, um das Nachfolgende besser verstehen zu können, und soll auch meinem eigenen Nachkommen als kurzer Abriss des Heimatverlustes dienen. Der Verlust der Heimat wird traumatisch empfunden, weil wir nicht freiwillig gingen, sondern flüchteten oder vertrieben wurden.
Ich selbst wurde erst im Frühjahr 1949, vier Jahre nach Kriegsende, in einem Schloss geboren, weil der Westflügel des Guts Blumendorf bei Bad Oldesloe, mein Geburtsort, ab 1947 als Krankenhaus genutzt wurde.
In Hamburg herrschte große Wohnungsnot, aber mein Vater hörte eines Tages in seiner Dienststelle, dass die Nordwestdeutsche Siedlungsgesellschaft im Norden der Hansestadt, nahe der Stadtgrenze zu Schleswig-Holstein, eine neue Siedlung zu errichten beabsichtigte. Dort bewarb er sich um eine der Siedlungsstellen in der Hoffnung, jetzt seine Familie nachholen zu können. Im September 1950 wurde das Haus mit dem großen Selbstversorgergarten unsere neue Heimat.
Für uns Kinder war hier ein Paradies, waren wir doch unbelastet von jüngerer deutscher Geschichte, von den grausamen Verbrechen des NS-Regimes und ihren willfährigen Mördertruppen. Bis zum Beginn der Schulzeit konnte ich hier, frei von Autoverkehr spielen und herumtoben, auf der Straße und in der uns reichlich umgebenden Natur Drachen steigen lassen, Kippel-Kappel, Räuber und Gendarm, Cowboy, Indianer und Murmeln spielen.
Ich höre meine Mutter sagen: Wartet mal ab, die Stadt kommt irgendwann zu uns
. Damit spielte sie auf die anfangs spärlich vorhandene Infrastruktur an. Im Wakendorfer Weg, von unserem Wohnort zu Fuß in zehn Minuten zu erreichen, gab es ein Lebensmittelgeschäft, die Produktion
, kurz PRO
genannt. Gleich nebenan eine Kneipe, der Wirt hieß Ebsen. Etwas weiter westlich, auch in zehn Minuten erreichbar, gab es ein paar Ladengeschäfte, einen Bäcker, eine Schlachterei, einen Gemüsemann, norddeutsch Grönhöcker genannt, und am Ende der Ladenzeile hatten zwei ältere Schwestern einen Kurzwarenladen. Dort gab es das im Herbst begehrte Drachenpapier, Schnüre und Leisten, Kleber, Knöpfe und Reißverschlüsse. Und in der Tür ein Gitter mit dem Zigarettenautomaten, aus dem ich die Zigarren klauteLesen Sie auch den Zeitzeugenbericht Lasterhaft
[... Klick].
Auch einen praktischen Arzt gab es in der Nähe, Dr. Paasch im Stockflethweg, und am Bahnhof Langenhorn-Nord, den Zahnarzt Dr. Schlippe. Später, als südlich des Wakendorfer Wegs eine neue Straße, Götzberger Weg, gebaut wurde, mit vielen Reihenhäusern, eine zweite Hausarztpraxis Dr. Niebuhr, mit dem ich bald darauf in einen VerkehrsunfallLesen Sie auch die Geschichte: Mein erstes Fahrrad
[... Klick] verwickelt war. Auch eine Post gab es, gleich gegenüber dem Hauptportal des Krankenhauses, das, 1938 errichtet, eine ehemalige SS-Kaserne war. Die Verkehrsanbindung zur Stadt war denkbar schlecht. Zweimal am Tag fuhr ein beige-brauner Reisebus die Tangstedter Landstraße entlang, fuhr die Bahnhöfe der Hochbahn an, Langenhorn-Nord und Langenhorn-Mitte, heute Langenhorn-Markt. Am Bahnhof Langenhorn-Nord hatte Herr Buddelmann eine kleine Bude und bewachte den Fahrradstand. Für ein paar Pfennige gab es eine farbige Quittung, wenn man bei ihm ein Fahrrad unterstellte, das Gegenstück wurde mit einer Heftklammer an einer Speiche befestigt. Passte bei der Abholung beides zusammen, wurde das Fahrrad wieder herausgegeben. Aber Fahrten in die Innenstadt kamen äußerst selten vor, eigentlich nur, wenn neue Bekleidung oder Schuhe gebraucht wurden.
Zwei Begebenheiten will ich noch erwähnen, und warum in diesem Zusammenhang ich in unserer neuen Heimat nicht recht Wurzeln schlagen wollte. Als Kind sind mir die Zusammenhänge nie wirklich bewusst geworden, heute aber, mit mehr Lebenserfahrung, begreife ich, warum ich dieses negative Lebensgefühl hatte. Abends haben wir oft zusammengesessen und erzählt, diese Stunden habe ich als Kind wirklich geliebt. Meine Mutter erzählte dann von ihren Eltern, meinen Großeltern, von denen ich nur die Großmütter kennengelernt habe, und von den Tieren, vor allem von den Pferden, die sie zu Hause hatten. Und von ihrer Kindheit in der Heimat Ostpreußen. Das waren schöne Geschichten, sie haben aber bei mir den Eindruck hinterlassen, als würden wir in naher Zukunft das Haus und den Garten hier in Hamburg zugunsten der Heimat in Ostpreußen aufgeben, um wieder dorthin, in die Heimat, zu ziehen. Unserem Haus gegenüber wohnte die Familie Freese, die einen Jungen in meinem Alter hatte, Schorschi, mit dem ich gern spielte, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Eines Tages zog die Familie fort, nach Amerika, hieß es. Fortan wohnte dort niemand mehr, mit dem ich spielen konnte. So, stellte ich mir vor, würde es sein, wenn wir nach Ostpreußen zögen.
Die weitere Erzählung meiner Mutter betraf meinen Geburtsort in Bad Oldesloe, Blumendorf. Meine Mutter erzählte ihrer Schwägerin von den unglaublichen Vorgängen dort in dem provisorischen Krankenhaus. Alle Neugeborenen bekamen zur Kennzeichnung ein Namensbändchen um das Handgelenk. Meine Mutter erzählte dann, dass ihr eines Tages ein unbekanntes Kind zum Stillen gebracht wurde, sie aber feststellte, dass es das richtige Namensbändchen am Handgelenk trug. Ich habe dieses Gespräch mit angehört, sie hat es mit ihrer Schwägerin geführt, doch bei mir hat es großen Eindruck hinterlassen. Die Prügelattacken meines Vaters, denen ich oft ausgesetzt war, ließen den Verdacht aufkeimen, dass man mich in Blumendorf verwechselt hat und ich nicht zu dieser Familie gehöre. Eltern lieben doch ihre Kinder?
Viele Jahre später, nach dem Tod meiner Eltern, habe ich das Haus übernommen und es kernsaniert. Seitdem wohne ich wieder hier. Diesmal fühlt es sich anders an, ich beginne Wurzeln zu schlagen. Nur die von Hamburger Politikern immer wieder versprochene Infrastruktur ist nicht verbessert worden. Im Gegenteil, im Osten der Siedlung, dort, wo in den 1950er Jahren die ersten Kiesgruben aufgemacht wurden, die uns als Abenteuerspielplätze dienten und der Firma Boehringer nachts als illegaler Abladeplatz für dioxinhaltige Produktionsabfälle, entstanden zwei Müllberge, davor ein Friedhof. Die Ladenzeile in der Hasloer Kehre ist in Wohnraum umgewandelt worden, außer einer Zahnarztpraxis gibt es dort keine Geschäfte mehr und auch keinen Kurzwarenladen mit Zigarettenautomaten. Aber, das ist nicht schlimm, ich habe das Rauchen vor langer Zeit aufgegeben. Die PRO ist weg und auch die Kneipe. Einen Arzt gibt es jetzt in der Nachbargemeinde, die Bank hat zugemacht und auch die Post. Das KinoLesen Sie auch: Kater Peter und Kino
[... Klick] ist schon lange zu. Der Bus fährt noch, heute sogar alle zehn oder zwanzig Minuten. Statt beige-braun in den Farben rot-weiß und vom HVV, Hamburger Verkehrsverbund. Doch will ich mit ihm fahren, werde ich seit Neuestem abgewiesen. Einen Fahrschein gegen Bargeld gibt es seit dem 1. Januar nicht mehr. Es gelten seit Jahresbeginn der digitale Fahrschein und der bargeldlose Zahlungsverkehr.Camera
Wie bekommt man jetzt einen Fahrschein? Das ist doch ganz einfach: Der Fahrkartenautomat am Bahnhof existiert doch noch, da bekommst du deinen Fahrausweis
. Wie komme ich zum Bahnhof?
— Na, mit dem Bus natürlich
. Der nimmt mich aber nur mit, wenn ich einen Fahrschein habe.
Das ist doch ganz einfach, du kaufst dir eine Prepaidkarte bei Penny und zahlst damit im Bus deinen Fahrschein.
Wie komme ich zu Penny?
Na, mit dem Bus natürlich!
Ich bin mit dem Fahrrad gefahren, aber bei Penny und auch sonst gab es nirgendwo eine Prepaidkarte, auch heute Morgen nicht, drei Wochen nach Einführung der bargeldlosen Bezahlweise. Lad‘ dir doch einfach die HVV-App herunter, damit kannst du auch einen Fahrschein bekommen
. Gesagt, getan. Oh toll, jetzt kann ich gleich sehen, wann der Bus fährt und was es kostet. Bezahlen geht auch — per Kreditkarte oder PayPal.
Ich habe eine Debitkarte und ein Girokonto, damit kann ich überall bargeldlos bezahlen, nur nicht meinen Fahrausweis! Wie komme ich an eine Kreditkarte, bisher habe ich die nicht gebraucht, außerdem will kein Händler in Deutschland mit einer Kreditkarte bezahlt werden. Zu teuer, die Gebühren muss ich doch bezahlen, das geht von meinem Verdienst ab
. Sagen die Händler. Zudem ist die Kreditkarte nicht umsonst, sie kostet um die 50 Euro im Jahr und gehört nicht gerade zu den sicheren Bezahlmethoden. Dass meine Kreditkartendaten im Netz herumschwirren, raubt mir meinen erholsamen Schlaf, ich glaube, das will ich nicht. Was gibt es noch für Möglichkeiten? PayPal
, sagt einer. Ja, das macht Sinn
, antworte ich, Ich gebe einem Treuhänder Zugriff auf mein Girokonto bei der Bank, dann kann er dort die Fahrpreise abbuchen und an den HVV überweisen. Der HVV gibt mir dafür einen Rabatt auf den Fahrpreis und bezahlt die Gebühren an PayPal. Das macht Sinn und ist bestimmt von irgendeiner KI ersonnen worden.
Meine Mutter hat schon recht gehabt, mit ihrer Einschätzung: die Stadt kommt zu uns
. Es kam noch besser, die Stadt kam zu uns und zog gleich weiter, an uns vorbei in die Nachbarstadt. Wir wohnen jetzt in Klein-Sibirien
, dem vergessenen Dorf am Rande der Großstadt. Im Herbst und Frühjahr versinken wir im Schlamm, weil alle Wege unbefestigt sind. Zu kaufen gibt es nichts, es gibt keine Post, keine Bank, keinen Arzt, keine Apotheke, nichts. Besonders den Alten und Gebrechlichen mit ihren Rollatoren fällt das Leben hier zunehmend schwerer. Und das war früher definitiv besser. Heute stützen wir Hamburger in unserem kleinen vergessenen Dorf an der Stadtgrenze uns auf die Infrastruktur der Nachbarstadt Norderstedt. Aber vielleicht erinnert man sich wieder an uns und wir dürfen weiteren Hamburger MüllLesen Sie, was Kathy Dreysel dazu schreibt: Monte Klamott
[... Klick] vor unserer Haustür ertragen, da wären noch 13 Hektar ungenutztes Land, genug für einen weiteren Müllberg. Ob sich die Hamburger Politiker noch an die in der Vergangenheit gegebenen Versprechen für eine bessere Anbindung und Versorgung, auch der abgelegenen Stadtteile, erinnern?