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Weimarer Republik und NS-Diktatur

Weimarer Republik
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»Kindheit in Ostpreußen« — Kapitel I / 12

II - Meine Kriegsmarinezeit

III - Der U-Boot-Krieg

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  1. Erste Lebensjahre in Theuernitz
  2. Umzug nach Bergfriede
  3. Einschulung in Bergfriede
  4. Ferien in Alt Jablonken
  5. Umschulung nach Osterode
  6. Schule in Deutsch-Eylau
  7. Schulkatastrophe 1931
  8. Paul von Hindenburg
  9. Politischer Wandel
  10. Lehrzeit in Osterode
  11. Tanzkurs, Musterung, Gesellenprüfung
  12. Beim Reichsarbeitsdienst
  13. Meine Kriegsmarinezeit

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Freyberg 1938 Barackenlager Wache Körperpflege Auf der Baustelle Beim Stubendienst Unsere Zugführer Beim Wehrsport Uniform des RAD Unfallverletzt Ankunft in Zivil 5.Zug in Uniform Freizeit mit Musik Tanzvergnügen Exerzieren Beim Exerzieren Beim Exerzieren Ölbild Danzig

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Kindheit und Jugend in Ostpreußen
Kapitel I / 12
Beim Reichsarbeitsdienst

Vor der Wehrmachtszeit musste jeder ein halbes Jahr beim Reichsarbeitsdienst (RAD) gewesen sein. Ich hatte einen Gestellungsbefehl für den 1.11.1938 nach Freystadt in Westpreußen erhalten, also noch einen ganzen Monat Zeit, den ich in Osterode verleben konnte. Jedoch wollte ich keinen Müßiggang, deshalb versuchte ich in einem Autoreparaturbetrieb kurzzeitig unterzukommen. Es gelang mir bei der Firma Bahlo in der Drewenzstraße, die dort einen Reparaturbetrieb für alle Wagentypen, hauptsächlich aber Mercedes, hatte. Otto Bahlo hatte als Innungsobermeister für gewöhnlich auch Prüfungen abzunehmen. In meinem Falle war er verreist, so dass Meister Klein ihn vertreten hatte. Als er meinen Gesellenbrief studierte, erlaubte er sich die Bemerkung: Wenn ich dagewesen wäre, hätten Sie nicht so gut bestanden. Er war dafür bekannt, streng zu urteilen und verfügte auch über größere Kenntnisse, was Automobile betraf. Sicher hätte er andere Fachfragen stellen können, die einen Prüfling leicht ins Trudeln gebracht hätten. Ich erhielt als Junggeselle 35 Reichsmark ausgezahlt, das war damals viel Geld. So gelang es mir, auch noch etwas Geld für meine Arbeitsdienstzeit zu sparen.

Am 1. November 1938 traf ich pünktlich gegen 14 Uhr im Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes in Freyberg ein. Von der Bahnstation ging es zu Fuß bis in das außerhalb liegende Lager.

Die Neuankömmlinge wurden registriert, begrüßt und verpflegt und dann in die einzelnen Trupps und Baracken eingewiesen. Alsdann geschlossen truppweise zur Einkleidung auf die Kleiderkammer, wo wir auch unseren Spaten empfingen. Der Spaten musste immer blank und sauber im Vorflur der Baracke an seinem Platz hängen, wenn wir in der Unterkunft waren. Mit einem Putzstein wurde er poliert und anschließend eingeölt. Das Arbeitslager bestand aus fünf Mannschaftsbaracken, einer Wirtschafts-, einer Führungs- und hinten einer Latrinenbaracke. Dazwischen war der Antreteplatz, auch Musterungsplatz genannt mit einer Fahnenstange, an der täglich morgens die Arbeitsdienstflagge hochgezogen und abends wieder eingeholt wurde. Das nannten wir Flaggenparade. In mehreren Garagen waren die Nutzfahrzeuge untergestellt, die uns täglich zu den Arbeitsstellen brachten. Die Aufgabe bestand darin, das Flussbett der Gardenga so weit zu vertiefen und zu regulieren, dass ein dortiges Sumpfgebiet austrocknen konnte, um dadurch wertvolle Ackerflächen zu gewinnen. Die Parole lautete damals: Ein Volk ohne RaumDer Ausdruck Volk ohne Raum war ein Schlagwort in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus. Den Begriff prägte der völkische Schriftsteller Hans Grimm mit seinem Roman Volk ohne Raum.Quelle: Wikipedia.de1) braucht Land zur Volksernährung. Devisen waren nicht vorhanden, so dass Deutschland auf seine Bauernerzeugung angewiesen war. Biotope wurden damals nicht geduldet, obwohl sie für das Überleben bestimmter Tierarten wichtig sind.

In unseren Barackenräumen stand in Zimmermitte ein Kanonenofen, der von früh bis 22 Uhr beheizt werden durfte. Während der Nachtzeit durfte aus Feuerschutzgründen kein Feuer im Ofen sein, deshalb wurde es später bei Frost bitterkalt im Raum. Wir mussten unsere Strohsäcke für die Betten selber stopfen, wobei Stroh angefahren wurde. Je mehr Stroh im Jutesack war, desto besser sollte man darauf liegen können. Aber zuerst rollte der Körper hinunter. Erst wenn das Stroh eingelegen war, blieb man darauf liegen. Am 4. November 1938 fuhren wir dann erstmals zur Baustelle. Unser Vormann war bei uns und die Spaten mit von der Partie. Die Fahrt dauerte ungefähr eine Stunde, dann war ein Fußweg von zwanzig Minuten noch nötig, um zur Schachtstelle zu kommen. Unser Arbeitsanzug bestand aus dunkelgrauem Stoff und es waren alles ältere, bereits benutzte Kleidungsstücke, die wir von der Kleiderkammer erhielten. Meine Hose war in Kniehöhe mehrmals geflickt. Wir wurden truppweise eingewiesen. Ich dufte an der Böschung arbeiten. Andere mussten im Fluss das Flussbett vertiefen, die hatten es schwerer. Zumal sie in Gummistiefeln arbeiten und den Aushub auf Loren laden mussten, die auf der Gleisanlage bis in den Fluss kamen. Eine Diesellokomotive zog die Loren. Auch für den Lorenbetrieb waren Leute eingeteilt.

Es gab einige Personen, die nicht mit zur Arbeit auf die Baustelle brauchten, die blieben in der Unterkunft und machten sich dort nützlich. Es waren auch wirkliche Künstler dabei, die Ölbilder für die Ausschmückung unserer Gemeinschaftsräume malten, oder Schnitzer, die kunstvolle Schnitzereien an Gebrauchsmöbeln herstellten. Aber auch Männer, die auf sogenannte Freiwilligenmeldung reagierten und nur irgendwelche Arbeiten im Lager verrichten mussten. Da wurde beispielsweise bei der Musterung gefragt: Wer kann gut Rad fahren? Die sich meldeten, oder ein Teil davon durften dann daheim arbeiten und die Latrine leeren, die Wege harken oder andere Arbeiten ausführen. Mal hieß es: Wer ist Fleischer? Er durfte tatsächlich ein Schwein schlachten und bei der Verarbeitung in der Küche helfen. Es war immer ein Risiko, wenn man sich gutdenkend meldete. Von den Kunstmalern wurden zahlreiche Kunstgemälde geschaffen. So wurde eine ganze Barackenwand mit einem Danziger Stadtbild bemalt, es stellte den Blick von der Langgasse auf die Marienkirche dar und war so natürlich schön gemalt, dass jeder den Eindruck hatte, in Danzig zu sein. Der Maler wurde dafür später auch ausgezeichnet mit einer Ehrenurkunde.

Gearbeitet wurde nur am Vormittag, nachmittags war Sport, Exerzieren mit dem Spaten, aber auch oft ziemlich schikanös mit: Auf auf, marsch marsch und hinlegen. Das schuf Verbitterung. Dazu kam im Dezember der Kälteeinbruch mit Temperaturen unter zwanzig Grad Kälte und Schneeverwehungen, die etwa eine Woche vor Weihnachten jede Arbeit auf der Baustelle behinderten. Das wurde von der Führung genutzt, uns noch mehr herumzuscheuchen, was man Exerzieren nannte. Da meine Stiefel zu klein waren, habe ich mehrfach versucht, sie umzutauschen, was schließlich auch gelang, aber das Leder der neuen passenden Stiefel war verbrannt. Vermutlich hatte der Vorbesitzer es am Ofen weichmachen wollen, wobei sie zu heiß geworden sind. Bei der Arbeit mit dem Spaten auf der Baustelle bin ich auf einer Baumwurzel gelandet und mit dem auf den Spaten tretenden rechten Stiefel ausgeglitten und über die scharfe Spatenkante abgerutscht. Dabei wurde das poröse Leder des Stiefels aufgerissen und die Spatenecke verletzte die Haut des rechten Fußes. Ich meldete den Unfall sofort und musste einen Fußmarsch zurück zu den Wagen durchstehen. Eine Sofortversorgung, die es hätte geben müssen, war vor Ort nicht vorgesehen. Erst in der Sanitätsstelle unserer Abteilung in Freystadt wurde ich notdürftig versorgt und auch gegen Wundstarrkrampf gespritzt. Im Falle einer wirklichen Infektion wäre es bereits zu spät gewesen, aber es gab keine Schwierigkeiten und schon bald war alles geheilt.

Die Stiefel tauschte ich jetzt gegen bessere um, die hielten aus bis zum Schluss, nachdem sie auch Stiefelappelle, die noch erfolgten, bestanden hatten. An einem Morgen fehlte einem Truppführer des 5. Zuges ein Stiefel. Er hing, wie sich bei der Flaggenparade herausstellte, voller Menschenkot an der Fahnenstange. Bei der morgendlichen Musterung wurde der Täter aufgefordert sich umgehend zu melden, was jedoch unterblieb. Der 5. Zug erhielt daraufhin allesamt Ausgehverbot. Später kann heraus, dass der Truppführer einen oder mehrere Männer schikaniert und beim Exerzieren in den größten Schmutz hinlegen ließ. Aber der Täter ist nicht bekannt geworden. Ihn hätte eine längere Arreststrafe, vielleicht auch Schlimmeres erwartet, weil die Fahnenstange geschändet worden war. Schlimm war es auch, wenn nachts die Toilette aufgesucht werden musste, weil man sich dann ganz anziehen musste, zumal der Weg dorthin weit, circa vier Minuten und durch den strengen Frost sehr hart war. Wurde jemand gefasst, der in Barackennähe seine Notdurft verrichtete, war Arrest angesagt. Wenn nur Urinspuren davon zeugten und der Verursacher unbekannt blieb, gab es verschiedene Varianten von Schikanen, die der U.v.D.Unteroffizier vom Dienst durchführte.

Eine davon war: Alle Mann raustreten und im Nachthemd ohne Schuhe barfuß einmal um die Baracke laufen. Es waren immerhin achtzehn Grad Frost und es lag eine geschlossene Schneedecke. Aber es hieß: Alle für einen! Dafür erhielt der Verursacher von den so Gepeinigten aber Unschuldigen den Heiligen Geist in einer der nächsten Nächte. Das war eine verabredete Prügelei in dessen Bett, wenn er im Einschlafen war. Benutzt wurde meist eine KlopfpeitscheDer Martinet ist eine mehrriemige, kleine Peitsche, die in Frankreich traditionell vor allem zur körperlichen Züchtigung von Kindern und Jugendlichen und zur Erziehung von Haustieren benutzt wird.Quelle: Wikipedia.de2) mit sieben Lederriemen, die sonst zum Ausklopfen von Staub aus den Textilien diente, die auch SiebenzagelOstpreußischer Ausdruck, Zagel = Schwanz genannt wurde.

Der Weihnachtsurlaub, den ich zu Hause in Osterode verlebte, war eine kleine Erholung und schließlich war ich froh, dass bald der Arbeitsdienst zu Ende ging. Ich hatte allerdings noch im Januar 1939 einen Unfall auf der Baustelle. Ein Arbeitsmann hatte mir versehentlich beim Verziehen von Gleisstößen mit dem Vorschlaghammer, der sie aus dem gefrorenen Gleisbett bringen sollte, auf die linke Hand geschlagen. Es waren zwar keine Finger- oder Knochenbrüche festgestellt worden, aber Wunden, die durch den herrschenden Frost nicht heilen wollten. Bei der Entlassung im März 1939 hatte ich noch einen leichten Verband getragen.

Inzwischen waren die Einberufung und der Gestellungsbefehl in Osterode für den 1. April 1939 nach Eckernförde zur 5.S.ST.A., das heißt Schiffsstammabteilung eingetroffen.


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1) Der Ausdruck Volk ohne Raum war ein Schlagwort in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus. Den Begriff prägte der völkische Schriftsteller Hans Grimm mit seinem Roman Volk ohne Raum.
(Wikipedia) http://de.wikipedia.org/wiki/Volk_ohne_Raum

2) Der Martinet ist eine mehrriemige, kleine Peitsche, die in Frankreich traditionell vor allem zur körperlichen Züchtigung von Kindern und Jugendlichen und zur Erziehung von Haustieren benutzt wird. Auch bekannt als Neunschwänzige Katze
http://de.wikipedia.org/wiki/Martinet_(Züchtigungsinstrument)

  • Autor: Walter Kennhöfer, aus meinen Lebenserinnerungen, aufgeschrieben 1987
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