Ein Aal ist ein schlangenförmiger Fisch aus der Familie der Knochenfische, aus der Ordnung der Aalartigen (Anguilliformes).
Im Zweiten Weltkrieg war Aal
der Spitzname für die Torpedos der deutschen Unterseeboote.
Das lateinische Wort torpedo
bedeutet Zitterrochen
und ist auch der wissenschaftliche Name dieser Fischgattung. Der lateinische Begriff ist eine Bildung zu torpére
, das mit betäubt sein
übersetzt werden kann. Dieser Name hat nichts mit der Form der Waffe zu tun, sondern damit, dass Zitterrochen lähmende Schläge
austeilen können. In den allgemeinen Sprachgebrauch ging das Wort torpedieren ein, im Sinne von zerstören.
Ein Abakus ist, die über dem Kapitell einer Säule liegende viereckige Deckplatte, der Kommandostab der Tempelherren, eine mechanische Rechenhilfe, eine Rechentafel, oder im Altertum (nach griechisch abax) ein Spielbrett.
Abbau (auch Ausbau), die Verlegung eines Bauernhofs unter Abbruch des alten aus dem Dorf auf die Feldmark; auch die Anlage von neuen Vorwerken auf größern Gütern. Der Abbau kommt vielfach in Verbindung mit der Meyers Gemeinheitsteilung (s. d.) und der Meyers Flurregelung (s. d.) vor und bedeutet einen Übergang vom Dorfsystem zum Meyers Hofsystem (s. d.).
Der erste bekannte Abbau kam nach Ditz (»Geschichte der Vereinödung im Hochstift Kempten«, Kempt. 1865) unter der Bezeichnung »Vereinödung« 1540 im Hochstift Kempten vor.
Im Bergbau: Abgebaut heißt eine Grube oder Lagerstätte, wenn der gewinnbare Mineralinhalt erschöpft ist.
In der Chemie die systematische Zerlegung einer organischen Verbindung zur Ermittelung ihrer Struktur. Durch bestimmte, sicher verfolgbare Prozesse sucht man einzelne Atomgruppen aus dem Molekül der Verbindung abzuscheiden, bis man auf einen Rest von bekannter Struktur gelangt. Die abgeschiedenen Atomgruppen gestatten Schlüsse, die durch die Synthese (s. d.) der betreffenden Verbindung zu bestätigen sind.Siehe Meyers Konversationslexikon [Siehe auch: Brink]
Zeitzeugenberichte dazu:
Eveline
von Rudolf WernerWir fahren nach Ostpreußen
von Günter MatibaEiniges aus Wilkendorf
von Hilde HeimerlDie Fensterscheibe
von Ida Slomianka.Schulzeit im Kriegsjahr 1943
von Hilde Heimerl
Nu komm mir bloß nich abbeldwasch!
ist eine Warnung, dass man dem Sprecher nicht verquer
oder nicht dumm
kommen solle. Das Wort ist die missingsche Variante des plattdeutschen dwars
(quer
) und kann auch für jegliches dumm Tüch
(verrücktes, albernes, dummes Zeug) stehen. Wat vertellst du denn dor för appeldwatschen Kraam!?
Das ist Plattdeusch und bezeichnet den inneren Teil eines Apfels, das Kerngehäuse.
Ein Schulanfänger ist ein Kind, das in das Regelschulsystem eingeschult wird und die erste Klasse der Grundschule besucht, üblicherweise im Alter von fünf bis sieben Jahren. Umgangssprachlich spricht man auch von Erstklässler, Erstklässer (Mittel- und Süddeutschland) bzw. Erstklassler (Südostdeutschland, Ostösterreich), Abc-Schütze oder Taferlklassler, auch Tafelklassler (Ostösterreich).
Die veraltete Bezeichnung Abecedarier (spätlateinisch: abecedarius beziehungsweise abecedaria) stammt ebenso wie die Bezeichnung Abc-Schütze daher, dass der Schüler nun das Abc (spätlateinisch: abecedarium) lernen wird. Der Ursprung des Wortbestandteils Schütze
ist unklar – etymologisch sind zwei Erklärungen denkbar:
1. Im Lateinischen bedeutet tiro Rekrut/Anfänger. Dieses Wort wurde fälschlicherweise mit dem lateinischen Wort tirare
für schießen
und dem französischen tirer
für ziehen, den Bogen spannen, schießen
in Verbindung gebracht, das jedoch damit nichts zu tun hat und mit dem deutschen zerren verwandt ist. Daher das Wort Schütze.
2. Spottname der im Gefolge der fahrenden Schüler (Scholaren) des 14. und 15. Jahrhunderts herumwandernden Schulknaben, die von jenen auf das Betteln und Stehlen (in der Burschensprache Schießen
, daher Schütze) ausgeschickt zu werden pflegten.
Abdankung (Abdikation), Niederlegung einer Würde, insbesondere der Verzicht eines Herrschers auf die Krone (Thronentsagung). Die Abdankung, die regelmäßig in einer besondern Abdankungsurkunde erklärt wird, steht in der freien Entschließung des Herrschers. Durch die Abdankung wird die Thronfolge in derselben Weise wie bei dem Tode des Herrschers eröffnet, indem der nächste Thronfolgeberechtigte zur Krone berufen wird. Der Abdankende behält regelmäßig den bisherigen Titel bei. Eine Zurücknahme der vollzogenen Abdankung ist nicht zulässig.
(Siehe Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909))
Kaiser Wilhelm II. dankte am 28. November 1918 formell ab, was das Ende der Monarchie in Deutschland bedeutete. Als die Novemberrevolution am 9. November 1918 auch Berlin erfasste, gab Reichskanzler Max von Baden die Abdankung Wilhelms ohne dessen Zustimmung bekannt. Wenige Stunden später, am Mittag des 9. November, erfolgte die Ausrufung der (Weimarer) Republik in Deutschland.
Am Tag darauf floh der Kaiser vom Großen Hauptquartier im belgischen Spa, wo er sich seit dem 29. Oktober aufgehalten hatte, ins niederländische Exil. Erst dort dankte er am 28. November formell ab. Königin Wilhelmina und die Regierung der Niederlande gewährten ihm Asyl und lehnten 1919 die von den Entente-Mächten verlangte Auslieferung als Kriegsverbrecher ab. Wilhelm ließ sich in Haus Doorn nieder und bemühte sich erfolglos um eine Restauration der Monarchie in Deutschland. Er starb 1941 im Alter von 82 Jahren, ohne jemals wieder deutschen Boden betreten zu haben.
Abdecker, auch Freiknecht
, Fall-
, Wasen-
oder Feldmeister
, Kafiller
, Schinder
), nannte man Personen, die in einem bestimmten Bezirk das gefallene (verendete) Vieh wegzuschaffen, abzuhäuten und einzuscharren hatten. Bis 1817 litt der Abdecker an »Anrüchigkeit«, wurde nicht in die Zünfte aufgenommen, nicht in das Militär und in Ehrenstellen, war aber nicht ehrlos. Die Abdecker besaßen vielfach für bestimmte Bezirke Privilegien, wonach ihnen gegen kostenfreie Abholung nicht bloß die verendeten, sondern auch die »abständigen« Tiere (Tiere, die für den Landwirt aus irgendeinem Grund wertlos geworden waren) unentgeltlich überlassen werden mussten. Dieses Bannrecht bestand auf Grund der Verordnung vom 29. April 1772 in den östlichen Provinzen Preußens bis 1866 noch und stellte für die Landwirtschaft eine nicht unerhebliche Belastung dar.
Der Arbeitsplatz der Abdecker, meist auch ihre Wohnstelle, war die Abdeckerei oder Wasenmeisterei. Aus der Tierkörperverwertung ergaben sich Produkte wie Fette (zur Herstellung von Lampentalg), Leim, Knochen und Knochenmehl, Seife, Felle, Tierhäute zur Herstellung von Leder (das Gerben wurde von Abdeckern erledigt) und Viehfutter.
Obwohl Abdera die Heimatstadt der berühmten, der atomistischen Schule von Abdera zugerechneten griechischen Philosophen Leukipp, Demokrit, Protagoras und Anaxarch war und der Dichter Anakreon von Teos hierher zog, hatten die Bewohner der Stadt einen ähnlichen Ruf wie die Schildbürger. Wer als Abderit
bezeichnet wurde, galt in der Antike als einfältiger Mensch. Antike Naturforscher sahen die Ursache hierfür in den in Abdera vorherrschenden klimatischen Verhältnissen sowie im Vorkommen einer bestimmten Sorte von Nieswurz. Entsprechend dieser Anschauung der Abderiten wird auch Kleinstädterei beziehungsweise Schildbürgertum als Abderitismus bezeichnet. In Anspielung darauf lokalisiert noch Christoph Martin Wieland seinen satirischen Roman Die Abderiten (1774) in Abdera. Sein Roman stellt die typisierte Narrheit der Abderiten als menschliche Grundkonstante dar, die, zu allen Zeiten an allen Orten zu finden, gleichsam kosmopolitisch ist. In seinem 1922 erschienenen Utopischen Roman Die Inseln der Weisheit verteidigt Alexander Moszkowski die angebliche Blödheit der Abderiten als eine unserer Zeit überlegene Vernunft:
Wir halten es für ausgemacht, daß Abdera eine Brutstätte der Dummheit gewesen ist, und die bekannten Beweise genügen uns. Folglich ist es vernünftig, die Abderiten für Blödlinge zu halten. Ich brauche nur den Gesichtswinkel etwas zu verschieben, und die Dinge verkehren sich ins Gegenteil … waren die Abderiten wirklich so wie sie geschildert werden, dann repräsentieren sie einen höheren Menschenschlag, und wir haben alle Ursache, sie zu beneiden.
(Alexander Moszkowski: Die Inseln der Weisheit) Quelle: Wikipedia.de
Die Abdikation (von lateinisch abdicare ‚sich lossagen‘), auch Abdankung oder Renunziation genannt, ist der förmliche Verzicht auf ein öffentliches Amt durch den Inhaber, insbesondere der Thronverzicht eines Monarchen. Auch ein Thronprätendent kann in Hinblick auf seinen Thronanspruch abdanken, doch spricht man in diesem Fall von Verzicht. In der europäischen Geschichte ist die Abdankung von Monarchen – im Gegensatz zur Antike – ein relativ häufiger Vorgang. Meist erfolgte sie unter Zwang durch feindliche Dynastien, den Thronfolger, Bürgerkriege oder (seit dem 19. Jahrhundert) durch Revolutionen.
Der Begriff Abendland ergab sich aus der antiken und mittelalterlichen Vorstellung von Europa als dem westlichsten, der untergehenden Abendsonne am nächsten gelegenen Erdteil. Das ihm entsprechende Antonym ist daher das griechisch-orthodox und islamisch geprägte Morgenland oder der Orient. Die griechisch-orthodoxe Kirche wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch als die morgenländische bezeichnet.
Altertümliches Synonym für Absurd (von lateinisch absurditas in derselben Bedeutung, unter anderem Abgeschmacktheit
, Albernheit
oder Ungereimtheit
, zu absurdus = misstönend
, übertragen auch: ungereimt
, unfähig
, ungeschickt
) bezeichnet etwas Widersinniges oder Unsinniges.
Im Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Adelung) heißt es:
Der Aberwitz, des -es, plur. car.
1) Die Thorheit, welche aus allzu vielem Wissen entstehet.
2) Die Einbildung eines großen Verstandes bey augenscheinlichem Mangel desselben.
3) Die völlige Abwesenheit des Verstandes. In Aberwitz gerathen, verfallen.
Aufgesang und Abgesang werden die beiden Teile der ursprünglich italienischen Kanzonenstrophe genannt. Die italienischen Bezeichnungen sind la fronte für den Aufgesang und la sirma oder la sirima für den Abgesang. Aufgesang und Abgesang bezeichnen dann auch die entsprechenden Teile der von der Kanzonenstrophe abgeleiteten Formen, also der Meistersangstrophe und ab dem 19. Jahrhundert der sogenannten Barform.
Der Aufgesang besteht aus dem Stollen und dem gleichgebauten Gegenstollen. Die beiden Stollen des Aufgesangs haben die gleiche metrische Form, der Abgesang seine eigene. Im Abgesang stehen oft reimlose Verse (Waisen). Sind die Waisen in den Strophen des Liedes durch Reime verbunden, spricht man von Körnern.
Davon abgeleitet wird auch ein Kommentar, eine Gedenkrede – meist lobend – über etwas, das bald untergehen wird, oder ein letztes Werk, insbesondere das eines Dichters oder Komponisten, als Abgesang
bezeichnet. Beispiel: Sein neustes Buch liest sich wie ein Abgesang, als wolle er danach nicht mehr schreiben.
Veraltete Ausdrucksweise für abgeneigt, wenig begeistert, lustlos, ungern, unwillig, oder widerstrebend
. Das Adjektiv drückt wenig Begeisterung für eine Situation oder einen Menschen aus; ich bin ihm/ihr abhold
.
Das Gegenteil ist hold
, jemandem hold sein, bedeutet jemande, zugetan sein, ihn/sie zu mögen, gern zu haben.
DDR-Jargon: Paaren wurde bei Eheschließung auf Antrag ein zinsloser Ehekredit von bis zu 5.000 Mark – später 7.000 Mark – gewährt. Bei Geburt eines oder mehrerer Kinder wurde die abzuzahlende Kreditsumme entweder gemindert (bei ersten Kind um 1.000 Mark, beim zweiten Kind um weitere 1.500 Mark) oder galt bei Geburt des dritten Kindes als getilgt, dafür wurde umgangssprachlich der Begriff abkindern
benutzt.
Umgangssprachlich für Kopieren
, Abschreiben
. Ursprünglich wurde damit die Vervielfältigung eines Kupferstichs gemeint. Kupferstecher wurden im 17. und 18. Jahrhundert in Druckereien, Verlagshäusern und Malerwerkstätten in großer Zahl beschäftigt, um Kupferstiche, aber auch andere bildliche Darstellungen wie Gemälde und Illustrationen druckfähig zu übertragen. Dabei wurde das Original auf eine neue Kupferplatte geritzt, was dann beim Drucken zu einer seitenverkehrten Abbildung führte. Der Stich war abgekupfert
.
Das Herbergsrecht oder Ablager war die Berechtigung auf Beherbergung, Verpflegung und Beförderung während einer Reise. Es stand geistlichen und weltlichen Herrschern oder ihren Amtsträgern inklusive des jeweiligen Gefolges zu. Das Privileg entwickelte sich im Europa des Mittelalters und stellte nicht selten eine drückende Last dar.
Ablass oder Indulgenz (lateinisch indulgentia), veraltet auch römische Gnade, ist ein Begriff aus der römisch-katholischen Theologie und bezeichnet einen von der Kirche geregelten Gnadenakt, durch den nach kirchlicher Lehre zeitliche Sündenstrafen erlassen (nicht dagegen die Sünden selbst vergeben) werden. Es gibt Teilablässe oder vollkommene Ablässe (Absolution), die die Gläubigen unter von der Kirche bestimmten Bedingungen erlangen können. Ablässe können auch Verstorbenen zugewendet werden.
Um einen vollkommenen oder teilweisen Ablass zu gewinnen, müssen Katholiken durch Sakramentenempfang angemessen disponiert sein und meist ein bestimmtes frommes Werk (z. B. Wallfahrt, Kirchen- oder Friedhofsbesuch oder ein besonderes Gebet, etwa in der Meinung des Heiligen Vaters) verrichten. Ablässe kann der Gläubige auch für die armen Seelen im Fegefeuer gewinnen.
Nachdem bereits das Konzil von Trient Gewinne aus der Veräußerung von Ablässen scharf verurteilt hatte, belegte Papst Pius V. mit seinem apostolischen Schreiben Quam plenum 1567 den Handel mit Ablässen mit der Strafe der Exkommunikation und hob alle mit finanziellen Verpflichtungen gewährten Ablassprivilegien auf. 400 Jahre später, am 1. Januar 1967, ordnete Papst Paul VI. mit seinem Rundschreiben Indulgentiarum doctrina das Ablasssystem neu. Er hob die Bedeutung des Leistens von Werken der Frömmigkeit, Buße und Liebe und damit das Wachstum im Glauben gegenüber dem bloßen Ableisten von Sündenstrafen hervor. Weiterhin schränkte er die Zahl der gewährten Ablässe stark ein und erklärte die tageweise Zählung erlassener Sündenstrafen für nichtig, die so lange mit der Ablasslehre verbunden gewesen war.
Quelle: Wikipedia.orgEin Abnäher ist eine Falte in einem Kleidungsstück, die keilförmig, als Taillenabnäher auch rautenförmig, abgenäht wird. Abnäher werden je nach Kleidungsstück an Schulter, Brust, Taille und am Rock- oder Hosenbund eingesetzt, um den Stoff an die Körperform anzupassen.
Ein Begriff, der im Ersten Weltkrieg geprägt wurde, und deutlich das menschverachtende Denken der damaligen militärischen Führung zeigt. Der deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn wollte die Entscheidungsschlacht des Ersten Weltkrieges ausgerechnet in Verdun schlagen. An einer der am besten befestigten Orte Frankreichs, um ein Weißbluten
, ein Ausbluten
des Feindes zu erreichen. Dort starben bis zum 31. August 1916 rund 281.000 Deutsche und 317.000 Franzosen.
Das Wort Blutpumpe
wurde in diesem Zusammenhang von Erich von Falkenhayn geprägt, und zeigt die ganze Menschverachtung der mititärischen Clique. Passen wir gut auf unsere Sprache auf!
Die Schlacht markiert einen Höhepunkt der großen Materialschlachten des Ersten Weltkrieges – niemals zuvor war die Industrialisierung des Krieges so deutlich geworden. Dabei sorgte das französische System der Noria (auch Paternoster
genannt) für einen regelmäßigen Austausch der Truppen nach einem Rotationsprinzip. Dies trug maßgeblich zum Abwehrerfolg bei und war ein wesentlicher Faktor in der Etablierung Verduns als symbolischer Erinnerungsort für ganz Frankreich. Die deutsche Führung nahm hingegen an, die französische Seite sei zur Ablösung der Truppen wegen übergroßer Verluste gezwungen. In der deutschen Erinnerungskultur wurde Verdun zu einem Begriff, der mit einem Gefühl der Bitterkeit und dem Eindruck verbunden war, verheizt worden zu sein.
Abort (Abtritt, Appartement, Kommodität, Klosett, Retirade, Privé), der zur Unterbringung von Vorrichtungen für Aufnahme der menschlichen Exkremente bestimmte Raum oder diese Vorrichtung selbst.Siehe: Mexers Konversationslexikon 6. Auflage 1905 - 1909
Abraxas, eine gnostische Gottheit. Das Wort findet sich schon vor Basilides auf hellenistischen Zauberpapyri, wo es offenbar einen mächtigen Dämon bezeichnet, oder auch auf altertümlichen Amulettsteinen, wo es offenbar als der wahre Name Gottes steht. Ohne Frage spielte Abraxas bei vielen magischen Praktiken eine wichtige Rolle. Der Kult um Abraxas ist bis ins Mittelalter lebendig geblieben und hatte auch in der Renaissance noch viele Anhänger. Auch heute gibt es viele Künstler, die sich vom atavistischen Charakter des Abraxaskultes inspirieren lassen.
Das Wort Abraxas könnte die sieben Planeten sowie die sieben Stufen zur Erleuchtung des Menschen versinnbildlichen. In der frühchristlichen Zeit könnte er gleichbedeutend gewesen sein mit unser Vater
und Herr der Heerscharen
, was eine Gleichsetzung mit Mithras und JHWH bedeuten könnte. Später begannen die Christen dann den gnostischen Herrn der Welt
als Dämon anzusehen.
Abraxas prägte auch das Zauberwort Abara-kadabara, heute eher als Abrakadabra
bekannt.
Norddeutsch für die Prügel, die ein Schüler vom Lehrer bezog.
Ein Abschnittsbevollmächtigter (ABV) war in der DDR ein Polizist der Volkspolizei (VP), der für die polizeilichen Aufgaben in Gemeinden, Stadtbezirken und auf Streckenabschnitten der Reichsbahn zuständig war. Bei letztgenanntem Beispiel war in erster Linie die Transportpolizei tätig. In seinem Abschnitt war er polizeilicher Ansprechpartner für die Bewohner und versah Streifendienst. Er war für die Aufnahme und Weiterleitung von Strafanzeigen und polizeiliche Prävention zuständig. Der ABV hatte ähnliche Aufgaben wie ein heutiger Kontaktbereichsbeamter der Polizei. Er bekleidete den Rang eines Unterleutnants oder Leutnants.
Als Abschoss (oder: Abschoß; auch: Abfahrtsgeld, Abschied, Abzugsgeld, Detractus, Freigeld, Nachsteuer, Weglassung) bezeichnet man eine Abgabe, welche auf einen Vermögenstransfer in das Ausland, dies konnte auch der Nachbarort sein, erhoben wurde.
Der Abschoss wurde in zwei Formen erhoben. Zum einen als Erbschaftsgeld, für Erbschaften und Schenkungen, die an Ausländer abgingen. Zum anderen als Abfahrtsgeld oder Abschied, für von Auswanderern ausgeführtes Vermögen. Ein Nachfolger des Abschoss ist die Wegzugsbesteuerung.
Abschreckung war die Strategie, die dafür sorgte, dass der Kalte Krieg kalt blieb. Durch garantierte gegenseitige Zerstörung
(guaranteed mutual destruction) sollte der Gegner vom Atomkrieg abgehalten werden. Dieses Prinzip, das auf Deutsch auch Gleichgewicht des Schreckens
genannt wurde, formulierte der amerikanische Außenminister Robert McNamara 1965.
In heutiger Bedeutung ein Brief, ein Paket, eine EMail an einen Empfänger schicken; abschicken.
Veraltet, jemanden (mit einem Auftrag) losschicken, einen Boten, einen Fahrradkurier absenden
.
Im militärischen Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts entspricht Absenden
dem heutigen Marschbefehl. Im Verordnungsblatt für das K. u. K. Heer: Normal-Verordnungen, Band 33, Seite 182 heißt es:
Nur bei dem auf erhöhtem Friedensstande verbleibenden Feldbataillonen der Infanterie und des Tiroler Jägerregiments ist die Absendung der Ergänzungsmannschaft im Herbste mit der Durchführung der Beurlaubung beim Regimente zu verbinden.
Veraltet, im Amtsdeutsch abgängig, abwesend.
Veraltet für sich entfernen
, sich empfehlen
, retirieren
, verdünnisieren
ugs. , scherzhaft, von dannen machen
, abdampfen
.
In der hehobenen Sprache des 19. Jahrhundets für davongehen, sich davonmachen, sich entfernen, entschwinden, fortgehen, scheiden, sich scheren, schwinden, sich trennen, sich verdrücken, verlassen, verschwinden, weggehen, weichen, sich zurückziehen.
Absinth, auch Absinthe genannt, gehört zu den Wermutspirituosen und ist ein alkoholisches Getränk, das traditionell aus Wermutkraut, Anis, Fenchel, einer je nach Rezeptur unterschiedlichen Reihe weiterer Kräuter sowie Alkohol hergestellt wird.
Große Popularität fand diese Spirituose, die traditionell mit Wasser vermengt getrunken wird, in der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert in Frankreich. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität stand das Getränk in dem Ruf, aufgrund seines Thujon-Gehalts abhängig zu machen und schwerwiegende gesundheitliche Schäden hervorzurufen. Ab 1915 war das Getränk in einer Reihe europäischer Staaten und den USA verboten.
Veralteter Begriff für eine Toilette, ein Plumpsklo
oder ein Plumpsklo mit Sickergrube
.
Veralteter Begriff für abgeneigt, unwillig, abspenstig
. Das Wort geht zurück auf mittelhochdeutsch abewendic bzw. mittelniederdeutsch afwendich. Es geht zurück auf das Verb wenden, das auf althochdeutsch wneten basiert und ursprünglich bedeuted, es winden
machen (Verb des Verlassens).
Abzählreime sind interaktive Kinderreime. Sie dienen dem reinen Zeitvertreib, der pseudozufälligen Zuordnung einer Rolle im Kinderspiel oder zur spielerischen Verarbeitung von Tabubrüchen. Wir zählten als Kinder ab: Ich und Du, Müllers Kuh, Müllers Esel, raus bist Du. Oder auch: Eine kleine Dickmadam fuhr mal mit der Eisenbahn, Eisenbahn die krachte, Dickmadam die lachte, lachte bis der Schaffner kam und sie mit zur Wache nahm. Oder auch in dieser Variante: Eine kleine Dickmadam zog sich eine Hose an. Als die Hose krachte, Dickmadam laut lachte, zog sie sie wieder aus und du bist raus.
Als Achtundsechsiger
wird jemand bezeichnet, der an der Studentenrevolte zu Ende der Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts aktiv teilgenommen oder mit ihr sympathisiert hat.
Als 68er-Bewegung werden soziale Bewegungen der Neuen Linken zusammengefasst, die in den 1960er Jahren aktiv waren und in einigen Staaten im Jahr 1968 besonders hervortraten.
Sie begann in den USA mit der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner und setzte sich im Protest gegen den Vietnamkrieg fort. Ähnliche Proteste flammten in vielen Staaten der Welt auf, darunter die Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre, der Mai 1968 in Frankreich, Demonstrationen in Großbritannien, Italien, Japan, den Niederlanden und Mexiko. Der Prager Frühling in der Tschechoslowakei und die März-Unruhen 1968 in Polen hatten je eigene Ursachen, zielten aber ebenfalls auf mehr Bürgerrechte und einen demokratischen Sozialismus.
Als ökonomische Entstehungsfaktoren gelten eine sich abschwächende Hochkonjunktur und erste gravierende Wirtschaftskrisen in den kapitalistischen Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg, die mit sozial stark ungleichen Zugängen zu Bildung und Wohlstand einhergingen. Zu den weltpolitischen Rahmenbedingungen zählt man Veränderungen im Kalten Krieg, darunter das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis (seit 1959), die Kubakrise (1962), Stellvertreterkriege zwischen USA und Sowjetunion und antiimperialistische Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt
.
Am 9. November 1967 enthüllten zwei Studenten an der Uni Hamburg ein schwarzes Transparent. Es wurde zum Symbol der Studentenbewegung.In ihren besten Anzügen gelangten die beiden Jura-Studenten Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer auch ohne Eintrittskarte ins restlos gefüllte Hamburger Audimax zum feierlichen Rektorenwechsel.
Als die beiden damals 23- und 24-jährigen Studenten wenig später schelmisch grinsend die Treppe des Audimax herunterschritten, in der Hand ein Transparent mit der Aufschrift Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren
, hinter sich der aktuelle und der künftige Rektor, beide mit Talar, steifer Halskrause und Hut, sollten sie Geschichte schreiben, die sie zur Bildikone der Studentenrevolte machte.
Mit der Aktion wollten die beiden auf die verkrusteten Strukturen in Universität und Gesellschaft aufmerksam machen: Als ehemalige Asta-Vorsitzende waren wir frustriert und wütend, dass engagierte Gremienarbeit lange vergeblich war
, sagt Behlmer rückblickend.
Nebenbei: Den in der Erregung des Vormittags im Audimax vom Islamwissenschaftler Bertold Spuler geäußerte Satz Ihr gehört alle ins KZ
wurde nicht von allen der an der Aktion Beteiligten gehört – obendrein musster Spuler sich für diesen Spruch mit einem Verweis förmlich durch die Behörde bestrafen lassen. An den 9. November 1938, die Reichspogromnacht gegen die noch nicht geflohenen jüdischer Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, gedachte an diesem Tag universitär offiziell niemand.
Gerade im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein gefürchtetes Urteil. Geächtete, also Straftäter, die in die Acht
geschickt werden, was nichts anderes heißt, als dass sie per Gerichtsurteil vertrieben werden, sind meist vogelfrei und können von jedermann getötet werden, ohne dass der oder die Täter eine Strafe befürchten müssen.
Ackerbürger waren diejenigen Bürger einer Stadt oder Bewohner einer Marktgemeinde, die im Haupterwerb Landwirtschaft betrieben und daraus den wesentlichen Teil ihrer Einkünfte bezogen.
Michael Malsch 8/2020Plattdeutsche Verballhornung für Feldfernsprecher
. Ein Feldfernsprecher oder Feldtelefon ist ein spezieller Telefonapparat, der nach den Anforderungen des Einsatzes unter militärischen Bedingungen konstruiert ist.
Der Ausdruck ad acta (zu den Akten
) ist eine lateinische Phrase aus der Amtssprache. Sie wird mit a. a., manchmal auch mit ad a. abgekürzt. Dieser ehemals amtliche Vermerk wurde auf Eingaben angebracht, die keiner Entscheidung mehr bedurften und archiviert, also zu den Akten gelegt wurden. In der zeitgemäßen Aktenhaltung wird auch das Kürzel z. d. A. für zu den Akten
verwendet. In der heutigen Verwendung bedeutet etwas ad acta legen, dass eine (gelegentlich lästige) Angelegenheit als erledigt betrachtet wird.
Bezeichnung des Storches in Märchen und Fabeln bei den Germanen und Deutschen. Häufig wird die alte bürgerliche Anrede Meister
(heute: Herr, englisch: Mister) verwendet und der Storch wird als Meister Adebar
angesprochen.
Wortherkunft aus dem germanischen auda
(Glück, Heil) und bera
(tragen, gebären). Im Volksglauben trägt der Storch das Glück und die Kinder ins Haus. Man pflegt den Kindern zu sagen, wenn die Mutter infolge der Entbindung zu Bett liegt, der Storch habe sie ins Bein gebissen.
Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm heißt es dazu:
Adebär, m. ciconia, ein nicht bloß niederdeutsches, auch schon in ahd. glossen erscheinendes, sicher uraltes Wort, in den Schlettstädter 36, 33 odeboro, sonst odebero (Graff 3, 155), otivaro,
die Otfer fürchten des Winters Nôt.
Altswert 71, 3;
andere Formen stehn deutsche myth. s. 638 verzeichnet, wo sich auch Deutungen des Dunkeln, mit dem Volksglauben, daß der Storch Glück und die Kinder ins Haus trage, zusammenhängenden Wortes finden, noch eine Dritte aus addi ei wurde anderwärts versucht. Bär oder bero, boro heißt jedenfalls Träger. Niederdeutsch wird dem Storch Adebar langbeen! entgegen gerufen, niederländisch heilebat, heiluiver, mnl. odevare, nnl. oijevar; im froschmeuseler Ji viib heilbott und otterwehr, in Groningen eiber, eber. Es ist ein Fest für mich, wenn der Adebär ein neues Kind bringt und die Sach nun glücklich gethan ist
. Claudius 3, 44.
Adelheid
ist in Märchen und Fabeln der Name der (geschwätzigen) Gans. In Tierfabeln wird der personifizierte Charakter des Fabeltieres durch einen charakteristischen Namen unterstrichen: Es waren einmal zwei Gänse. Sie lebten auf einem Bauernhof. Die Gans hieß Adelheid. Der Ganter (oder Gänserich) hieß Gerdmann. Im Herbst gingen beide hinaus auf das Stoppelfeld
. [...] Gerdmann und Adelheid
(Nach Wilhelm Busch)
Apept (von lateinisch adeptio Erlangung, Erwerbung
bzw. adeptus einer, der etwas erlangt hat
) veraltet: jemand, der in eine geheime Wissenschaft oder Kunst (wie zum Beispiel Alchemie) eingeweiht ist. Auch: (wertend) Anhänger einer Anschauung.
Der Adjunkt ist eine Bezeichnung für den Gehilfen eines Beamten. Auch die Assistenten ohne Lehrtätigkeit an Sternwarten (siehe auch Observator), junge Kapläne sowie protestantische Geistliche, die einem Pfarrer als Aushilfe zugeordnet waren, wurden früher als Adjunkt bezeichnet.
Michael Malsch 8/2020Ein Adlatus ist ein Gehilfe, ein Helfer oder ein Beistand. Er ist vergleichbar mit dem Adjutanten im militärischen Sprachgebrauch. Der Begriff wird heute meist scherzhaft gebraucht. Im satirischen Sprachgebrauch wäre ein Adlatus z.B. der Enddarmbewohner
von XY …
Offiziere sind in Österreich als Beirat
, in Russland als Pomoschnik (Gehilfe) den kommandierenden Generälen, eventuell auch als Stellvertreter zugeordnet.
Eine Überschlagschaukel auf Jahrmärkten, ein hängendes Elektrokabel bei versetzten Lampen, eine Frisur bei Mädchen, bei der zwei seitliche Zöpfe zu Schlingen hochgefasst werden, oder das Schriftzeichen at bzw. @ werden ugs. als Affenschaukel
bezeichnet. Siehe auch Klammeraffe
.
Der Jungenschaftsführer bei den Pimpfen (1938) war an einer rot-weißen Querschnur von der linken Brusttasche zur mittleren Knopfleiste des Braunhemdes zu erkennen, die, von der Schützenschnur
abgeleitet, Teil der Uniform war und ebenfalls, im Jargon, als Affenschaukel bezeichnet wurde.
Die Geschichte der Schützenschnur geht auf den 1648 beendeten Achtzigjährigen Krieg zurück. Auf Befehl des spanischen Königs sollte jeder Niederländer, der mit einer Muskete angetroffen würde, sofort gehängt werden. Daraufhin begannen die spanischen Musketiere, Stricke mit sich zu führen, die sie über der linken Schulter trugen.
Umgangssprachlich für hohe Geschwindigkeit: Affen sind bekanntlich schnell und behände. Redewendung in Verbindung mit hoher Geschwindigkeit fahren, auch einen Zahn zulegen, oder mit affenartiger Geschwindigkeit, auch Mordszahn, Affenzahn.
Diese Redewendung bezog sich ursprünglich wahrscheinlich auf die aus einem Zahnkranz bestehende Arretierung des Handgashebels im Auto, mit dem die Fahrgeschwindigkeit geregelt wurde.
Beim Wort genommen: Der Sprachführer durch die Welt der Redewendungen, Indigo, Utrecht 2005, s.v. einen Zahn zulegen
: früher hing auf der Feuerstelle im Haus der Topf an einer Art Sägekamm. Wurde der Topf nach unten gehängt, wurde das Essen schneller fertig.
Äffen, veraltet: Jemanden durch Unwahrheiten irreführen, täuschen. Nachäffen: Jemandes Verhalten nachahmen.
Am 28. März 1840 echauffiert sich ein unbekannter Schreiber in der Allgemeinen Zeitung
aus Augsburg gegen die Sprecher, Schreiber und Wortführer französischer Afterweisheit, Afterpolitik und Aftermuse
. Was will er uns damit nuir sagen?
Bereits im Althochdeutschen findet sich das Wort after, aus dem das Bestimmungswort unserer Zusammensetzung entstanden ist. Eigentlich bedeutet es hinten
, als Präposition hinter, (nach)folgend
. So wird es zum Wort für den Podex. In Nominalbildungen, also Präfix zu einem Substantiv, entwickelt es die Bedeutung unecht, falsch, scheinbar
(Deutsches Wörterbuch). Zunächst erscheint im 15. Jahrhundert der Afterglaube (Irrglaube). Wie andere Bildungen mit After- wurde auch die Afterweisheit im 18. Jahrhundert gängig und sah im 19. Jahrhundert ihre Blütezeit, weil sie sich (wie Oben) gut in Polemiken einsetzen ließ. Auch in der Fachsprache wurde sie verwendet.Quelle: Duden
Buch, in dem die feststehenden und wechselnden Stücke des regulären Gottesdienstes sowie der →Kasualien aufgeführt sind. Eine Agende enthält also neben Liturgiemodellen, die den historisch gewachsenen Gottesdienstablauf darstellt, die nach jedem Sonn- und Feier-tag im Kirchenjahr ausgerichteten Gebete und Texte gemäß der →Perikopenordnung.
Michael Malsch 8/2020Agent Orange ist die militärische Bezeichnung eines chemischen Entlaubungsmittels, das die USA im Vietnamkrieg und im Laotischen Bürgerkrieg großflächig zur Entlaubung von Wäldern und zur Zerstörung von Nutzpflanzen einsetzten. Die US-Streitkräfte setzten es im Januar 1965 erstmals im Rahmen der Operation Ranch Hand ein, um der feindlichen Guerillabewegung FNL („Vietcong“) die Tarnung durch den dichten Dschungel zu erschweren und deren Nahrungsversorgung zu stören. Es wurde von Flugzeugen oder Hubschraubern großflächig versprüht. Da das Herbizid herstellungsbedingt mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) verunreinigt war, erkrankten viele hunderttausend Bewohner der betroffenen Gebiete und bis zu zweihunderttausend US-Soldaten.
TCDD ist der giftigste Vertreter der Dioxine. Es wirkt unter anderem fetotoxisch (teratogen), schädigt also das ungeborene Kind im Mutterleib, und ist sehr persistent, das heißt, es verbleibt lange Zeit in der Umwelt. Die andauernde Belastung der vietnamesischen Bevölkerung mit Dioxin wird in Zusammenhang mit dem – bis in die Gegenwart – drastisch erhöhten Auftreten schwerer Fehlbildungen bei Kindern, Krebserkrankungen, Immunschwächen und einer größeren Zahl weiterer Erkrankungen gebracht. 2002 litten nach Schätzungen des Roten Kreuzes etwa eine Million Vietnamesen an gesundheitlichen Schäden durch Spätfolgen von Agent Orange, darunter sind etwa 100.000 Kinder mit angeborenen Fehlbildungen. Während geschädigte ehemalige US-Soldaten nach gerichtlichen Auseinandersetzungen von den damaligen Herstellerfirmen finanziell entschädigt wurden, erhielten vietnamesische Opfer bis heute keine Entschädigung. Eine entsprechende Sammelklage in den USA wurde 2005 abgewiesen, da der Einsatz von Agent Orange „keine chemische Kriegsführung“ und deshalb kein Verstoß gegen internationales Recht gewesen sei.
Der Name stammt von den orangefarbenen Streifen, mit denen die entsprechenden Fässer gekennzeichnet waren. Das englische Wort agent bedeutet hier „Mittel“ oder „Wirkstoff“. Weitere, weniger bekannte Herbizide sind Agent Blue, Agent Purple, Agent Green, Agent Pink und Agent White. Die internationale CAS-Identifizierungsnummer von Agent Orange ist 39277-47-9.Siehe Wikipedia
Spekulationsgeschäft durch Ausnutzung von Kursschwankungen an der Börse. In Österreich der unerlaubte Handel mit Eitrittskarten, oder die Bezeichnung für Schleichhandel
, bzw. Schwarzhandel
.
Agnat (lat., »Hinzu-, Nachgeborne«) nennt man diejenigen, welche von einem bestimmten Menschen in allen Geschlechtern (Generationen) durch einen Mann abstammen. Sie gehen regelmäßig den andern Nachkommen jenes Menschen (den Kognaten) vor bei Nachfolge in Lehen, Familien-Fideikommiß und Landeshoheit (auch Thronfolge) und gingen im ältern römischen Rechte diesen überhaupt in der Erbfolge vor.
Eine Agraffe ist eine mit Haken und Öse zu schließende Vorrichtung zum Festhalten eines zusammengerafften Gewandes. Oder auch eine Brosche, Fibula, Spange; dann ein gebogener Halter, der die Gardinen zurücknimmt; auch ein chirurgisches, zangenförmiges Instrument zum Zusammenhalten der Wundränder.
Eine Ahle, oder Pfriem ist ein einfaches Werkzeug mit dessen Hilfe Löcher in verschiedene Materialien gestochen werden können.
Der Ahnenpaß war eine gesetzliche Ausweisurkunde, die amtliche beglaubigte Abstammungsnachweise enthielt. Ein Abstammungsnachweis bestand aus Geburts-, Todes- bzw. Trauungsangaben, deren Übereinstimmung mit entsprechenden Unterlagen einer Matrikelstelle, gewöhnlich den Kirchenbüchern eines Pfarramtes, von einem Standesamt bestätigt wurde. Der Ahnenpaß wurde seit 1933 vom Reichsverband der Standesbeamten Deutschlands
herausgegeben und diente ausschließlich zum Nachweis der arischen Abstammung
, konnte also in anderen Fällen, in denen Urkunden vorzulegen waren, nicht als Ersatz dienen.
Akkurāt (lat., ital.), genau, sorgfältig, pünktlich; Akkuratesse, Genauigkeit, Sorgfalt, Pünktlichkeit.
Akme (altgriechisch ἀκμή akmḗ) bedeutet Gipfel, Höhepunkt
sowie Blüte
, auch Höhepunkt, Krisis einer Krankheit. Davon ist vermutlich durch Verballhornung die Bezeichnung Akne abgeleitet (Die Hautausschläge im Gesicht, die man Aknen nennt).
Unter Akribie (von griechisch ακριβης, genau) versteht man eine äußerste Sorgfalt, größte Genauigkeit bis hin zur peinlichen Genauigkeit. Vielfach verwendet man den Begriff zur Kennzeichnung einer bestimmten Art von wissenschaftlicher oder literarischer Tätigkeit, bei der die Herausarbeitung von Voraussetzungen und Zusammenhängen einen breiten Raum einnimmt.
In Krug's encyklopädisch-philosophischen Lexikon
(1832) ist Akribie in wissenschaftlicher Hinsicht Genauigkeit oder Sorgfalt in der Forschung oder Untersuchung – eine Hauptbedingung des glücklichen Erfolges bei Bearbeitung der Wissenschaften, vornehmlich der Philosophie; wo sie oft aber am wenigsten stattfindet, weil das Philosophiren von Vielen für so leicht gehalten wird.
Mit jener Akribie soll auch die sorgfältige Auswahl der Wörter zur Bezeichnung der Begriffe, die Genauigkeit im Reden und Schreiben verknüpft sein. Die Akribie in Ansehung des Rechts bedeutet auch oft ein zu strenges Halten an oder Bestehen auf seine Rechte, mit Hintansetzung aller Billigkeit.
Die Tugenden der Akribie, die Sorgfalt und die Genauigkeit, können je nach Ausgestaltung und je nach Betrachter an der Grenze zur Pedanterie gesehen werden.
Ein Aktendulle bezeichnet einen Heftstreifen, eine meist aus Metall bestehende gebogene Klammer in einem gelochten Papp- oder Kunststoffstreifen, mit der gelochte Blätter zusammengeheftet werden können und die man, anhand des Papp- oder Kunststoffstreifens, anschließend selbst in einen Aktenordner heften kann.
Vor allem auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist die ursprüngliche Bezeichnung Aktendulli, kurz Dulli, noch weit verbreitet.
Im Alltagsgebrauch wird meist ein Schauspieler (auf der Bühne) als Akteur
bezeichnet. Die veraltete weibliche Form Aktrice wird manchmal auch zur Bezeichnung einer Darstellerin benutzt, deren Können in Frage gestellt wird.
Vergütungen für die Feier sogenannter →Kasualien wie die Taufe, die kirchliche Trauung und die kirchliche Begräbnisfeier (vom Lateinischen accidens
, zufällig
)Michael Malsch 8/2020
Die Akzise, auch Accise (französisch) oder Accis (lateinisch)[1] war eine indirekte Steuer, in der Regel eine Verbrauchssteuer beziehungsweise ein Binnenzoll. Akzisen wurden auf Grundnahrungsmittel (zum Beispiel Roggen, Weizen, Hopfen oder anderes Getreide beziehungsweise Mehl), auf Lebensmittel (Zucker, Salz, Fett, Fleisch), Genussmittel (Tabak, Kaffee, Tee, Bier, Sekt), auf Vieh oder auf den sonstigen Verbrauch erhoben.
Alunit, auch Alaunstein, Alaunspat, Lovigit oder Lowigit ist ein eher selten vorkommendes Mineral. Es wird als blutstillendes Mittel bei der Nassrasur zum Schließen kleiner Wunden verwendet.
Alberich nannte man in Zweiten Weltkrieg eine spezielle gummiartige Beschichtung von U-Booten, die die ASDIC- bzw. Sonarortung für den Gegner erschweren sollte.
U 480 war ein deutsches U-Boot vom Typ VII C, das im Zweiten Weltkrieg von der Kriegsmarine eingesetzt wurde. Es gilt als das erste im Fronteinsatz verwendete Tarnkappen-U-Boot der Welt. Zu den technischen Besonderheiten von U 480 zählte die sogenannte Alberich
-Beschichtung der Außenhaut mit Gummimatten (benannt nach dem gleichnamigen Zwergenkönig mit Tarnkappe). Die Beschichtung aus aufgeklebtem, synthetischem Gummi in Plattenform aus zwei Schichten von je 2 bis 2,5 mm Stärke diente zur möglichst völligen Absorption von Sonarsignalen feindlicher Schiffe. Weitere technische Besonderheiten waren der Schnorchel, wodurch das Boot auf Sehrohrtiefe mit Dieselmaschinen fahren konnte, sowie neue T-5-Torpedos vom Typ Zaunkönig mit Akustiksteuerung.
Ein Allerlei
(mittelhochdeutsch aller leige (von allen Arten); lei von altfranzösisch provenzanisch ley (Art und Weise)) ist etwas gemischtes, eine Melange, ein Gemenge, etwas aus vielen Zutaten bestehendes. Das Wort taucht z.B. für das Essensgericht Leipziger Allerlei
, für eine Kindersendung im Fernsehen in der DDR 1-2-3 Allerlei
auf und bezeichnet ein Mischmasch
aus Zutaten, die nicht zusammenpassen oder nicht zusammengehören.
Ein Allerleigewürz, ist eine Mischung von gemahlenem Ingwer, Pfeffer, Piment oder reiner Piment.
Das Leipziger Allerlei
ist nach der Stadt Leipzig benannt und besteht aus verschiedenen Gemüsesorten wie jungen Erbsen, Karotten, Spargelköpfen, Sellerie, Grünen Bohnen und Morcheln (ursprünglich Lorcheln). Häufig werden Blumenkohl oder Kohlrabi sowie teils auch Zwiebeln hinzugefügt. Zum klassischen Leipziger Allerlei gehören auch eine Krebssauce aus Krebsbutter, Flusskrebsschwänzen und Grießklößchen.
Das Wort bedeutet Überall
und steht auf der roten Liste des Dudens.
Das Wort Alliierte stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Verbündete, die eine Allianz geschlossen haben. Dies muss kein formeller Vertrag sein, ein koordinierter Kampf gegen einen gemeinsamen Gegner reicht aus.
Vorwiegend werden unter den Alliierten die im Zweiten Weltkrieg gegen die Achsenmächte (Deutschland, Italien und Japan) verbündeten Großmächte verstanden. Auch die im Ersten Weltkrieg gegen die Mittelmächte verbündeten Staaten werden teilweise als Alliierte bezeichnet, der üblichere Ausdruck hierfür ist jedoch Entente (frz. Bündnis, Einvernehmen).
Die Allmende, in der Schweiz Allmend, Allmeind oder Allmein, ist eine Rechtsform gemeinschaftlichen Eigentums. Als landwirtschaftlicher Begriff bezeichnet Allmende oder Gemeine Mark
Gemeinschafts- oder Genossenschaftsbesitz abseits der parzellierten (in Fluren aufgeteilten) landwirtschaftlichen Nutzfläche. Allmenden sind heute noch im Alpenraum, auf der schwedischen Insel Gotland, vereinzelt im Nord- und im Südschwarzwald (Hotzenwald) und Südbayern, vor allem aber in ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer verbreitet. Im über die Landwirtschaft hinausgehenden Sinne wird der Begriff in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und den Informationswissenschaften verwendet, siehe unter anderem Allmendegut, Wissensallmende, Tragik der Allmende und Tragik der Anti-Allmende. Dabei wird oft die englischsprachige Entsprechung commons verwendet.
Einer der Gründe für den deutschen Bauernkrieg im 16. Jahrhundert war, dass sich die Lehnsherrn die Allmenden aneignen wollten. Die Allmenden (auch Allmanden aus dem Mittelhochdeutschen was allen gemein ist
) waren Grundstücke, die jeweils der ganzen Dorfgemeinschaft gehörten und zum Beispiel als gemeinsames Weideland genutzt wurden. Wortverwandte sind die Alm und allgemein. Aber nicht in erster Linie die Habgier, sondern die Modernisierung der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert sowie die Tragik der Allmende
führten zum fast völligen Verschwinden des Allmendewesens. So nennt man das Phänomen, dass ein gemeinschaftliches Eigentum von jedem so gut es geht ausgebeutet wird - entsteht jedoch ein Schaden, so möchte niemand dafür aufkommen. Quelle: Wikipedia.org
Das Allod (altniederfränkisch allōd, volles Eigentum
, zu all voll, ganz
und ōd Gut, Besitz
; mittellateinisch allod oder allodium), auch Eigengut oder Erbgut oder freies Eigen, bezeichnete im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Recht ein Eigentum (fast immer Land oder ein städtisches Grundstück respektive ein Anwesen), über das dessen Besitzer (Eigner, der Erbherr oder die Erbfrau) frei verfügen konnte. Die Umwandlung von Benefizien(Lehen) in Eigengut wird entsprechend als Allodialisierung bezeichnet. über ein als Odal bezeichnetes Eigentum durfte der jeweilige Besitzer dagegen nicht frei verfügen. Quelle: Wikipedia.org
Spaß oder vergnüglicher Unfug (von altgr. allótria, "fremdartige, nicht zur Sache gehörige Dinge"). In der griechischen Philosophie Stoa alles, was den Menschen vom Wesentlichen ablenkt und ihn im Grunde nichts angeht, beispielsweise Besitz, Ruhm, Macht, Leid, Krankheit und Leidenschaften.Michael Malsch 8/2020
Alma Mater (von lateinisch alma nährend, gütig
und mater Mutter
) ist heute eine im deutschsprachigen Raum und Nordamerika geläufige Bezeichnung für Universitäten. Im Römischen Reich war alma ein Epithet für nährende, segenspendende Göttinnen, so z. B. alma Ceres, alma Tellus oder auch alma Venus. Im Mittelalter war mit alma mater meist die Gottesmutter Maria gemeint.
Alumnus oder Alumne (Plural Alumni) lateinisch (alere) = Zögling, ernähren, aufziehen. Ursprünglich war der Alumnus ein männlicher Zögling eines Alumnats. In ihrer Mehrzahl sind Alumni diejenigen, welche von einem anderen ernährt werden, das heißt mit Speis und Trank versorgt und in allen guten Sitten unterrichtet
.
Die weibliche Form des Alumnus ist die Alumna
. Insbesondere im Hochschulbereich hat sich als Pendant das Bild der Alma Mater
, der nährenden Mutter, etabliert. Alumni sind daher im englischen und deutschen Sprachraum ehemalige Auszubildende, besser noch Ausgebildete einer Universität oder Hochschule, ehemalige Studierende und Mitarbeiter. Diese organisieren sich in sogenannten Alumnen-Netzwerken
.
Allüren (französisch allure Gang
, Benehmen
; fast nur im Plural gebräuchlich) ist im Allgemeinen eine Bezeichnung für auffälliges oder übertriebenes menschliches Verhalten. Nach dem Duden werden hiermit, bildungssprachlich oft abwertend, aus dem Rahmen fallende Umgangsformen
, auffallendes Benehmen
sowie Gehabe
beschrieben. Im Speziellen wird damit ein eitles, launenhaftes Benehmen bezeichnet, das in negativem Sinne vor allem gegenüber Marotten und Gehabe von Diven, Stars oder anderen Vertretern des Show-Business verwendet wird (Starallüren
).
Allüre, in der häufigeren Verwendung als Pluraletantum Allüren für Gewohnheiten, auffallende Umgangsformen
wurde Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Französischen allures (Plural) bzw. allure (Singular) für Gewohnheiten, Manieren, Benehmen, Verlauf
entlehnt; voraus ging das mittelfranzösische allure und altfranzösische aleure für Gang(art), Lauf
. Als Allüre oder Allure wurde auch die Gangart von Pferden bezeichnet.
Veraltend: zu jeder Zeit. Synonyme: immer, immerzu, ständig, stets. Allzeit Bereit!
ist die Losung aller Pfadfinder der Welt. Allzeit bereit
war auch die Antwort der jungen Pioniere in der DDR, auf die Frage seid ihr bereit?
Alsterwasser – das Hamburger Gegenstück zum süddeutschen Radler
; sollte von der Brauerei in Kiezmische
umbenannt werden. Große Aufregung in Hamburg und es gab eine Volksabstimmung
im Internet. Die überwältigende Mehrheit war für Alsterwasser
. Somit hat Hamburg sein Nationalgetränk wieder zurück.Margot Bintig, 1.8.2017
Als Altneubauten bezeichnet man zwischen 1950 und etwa 1965 neuerrichtete viergeschossige Wohnhäuser in vielen Städten der DDR. Sie waren die ersten Objekte des staatlichen Wohnungsbaus in der DDR und wurden noch in der Stein-auf-Stein-Bauweise oder großformatigen Blöcken (beispielsweise Q3A-Bauweise) und nicht aus industriell gefertigten Fertigteilen errichtet. Äußeres Unterscheidungsmerkmal zu Plattenbauten, die erst später entstanden, ist die niedrigere Geschosshöhe von vier Etagen (Plattenbauweise: meist fünf, seltener sechs) sowie das Spitzdach (Plattenbau: Flachdach). Jedoch wurden Altneubauten bereits als Wohnblocks mit mehreren Aufgängen (ähnlich wie später die Plattenbauten) errichtet.
Der Begriff dient zur Unterscheidung von Altbauten (vor 1949 errichtet) und Neubauten (in der DDR Wohnblocks in Plattenbauweise nach 1965). Teilweise wurden die Altneubau-Siedlungen auch durch Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften errichtet.
Altruismus (lateinisch alter ‚der andere‘) bedeutet in der Alltagssprache Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise
, kann bis heute jedoch nicht allgemeingültig definiert werden. Der Begriff ist nach seinem Schöpfer
Auguste Comte ein Gegenbegriff zu Egoismus und umfasse demnach eine absichtliche Verhaltensweise, die einem Individuum zugunsten eines anderen Individuums mehr Kosten als Nutzen einbringe.
Hochgeachtete, meist ältere Mitmenschen innerhalb einer Gemeinschaft. In Dorfgemeinschaften müssen dies nicht nur beruflich hochgestellte Mitbürger wie z.B. Ortsvorsteher, Ratsherren, Priester, Juristen, Ärzte sein. Vielmehr sind es oftmals ganz normale
honorige Bürger, auf deren Rat die Jüngeren hören und deren Erfahrung sie schätzen.
Ambivalenz (lateinisch ambo beide
und valere gelten
) bezeichnet ein Erleben, das wesentlich geprägt ist von einem inneren Konflikt. Dabei bestehen in einer Person sich widersprechende Wünsche, Gefühle und Gedanken gleichzeitig nebeneinander und führen zu inneren Spannungen.
In der gehobenen Umgangssprache gebräuchlicher ist das Adjektiv ambivalent (zwiespältig, doppelwertig, mehrdeutig, vielfältig, zweideutig). Eugen Bleuler verwendete den Begriff erstmals 1910 während eines Vortrags. Für ihn war die Ambivalenz ein Hauptsymptom der Schizophrenie. Im heutigen Sprachgebrauch, auch im klinischen Bereich, versteht man unter Ambivalenz
aber kein Symptom einer Erkrankung, sondern nur das Erleben einer konflikthaften, von gegensätzlichen Aspekten geprägten Bewertung der Situation oder eines Objekts. Dieses Erleben basiert auf der im Entwicklungsprozess erworbenen Fähigkeit, auf Abwehr durch Spaltung verzichten und gegensätzliche Erlebniszustände ertragen zu können. Die Fähigkeit, Ambivalenz aushalten zu können, spricht für eine gesteigerte emotionale Reife.
Ein Amerikaner ist eine feine Backware aus Mehl, Zucker, Ei, Fett, Milch oder Wasser. Als Triebmittel wird Ammoniumhydrogencarbonat/Hirschhornsalz oder Backpulver verwendet. Das Lockerungsmittel Ammoniumhydrogencarbonat gibt dem Gebäck sein typisches Aroma.
Veraltend, sonst scherzhaft: Affären im Sinne von einem (außerehelichen) Liebesabenteuer, Liebesbeziehung, Liebesverhältniss, Liebschaft.
Herkunft: Von französisch amours → fr Lieben
, dem Plural von amour → fr Liebe
, entlehnt.
1961 wurde der Verkehrspsychologe Karl Peglau vom Verkehrsministerium der DDR mit dem Entwurf von Signalen für Fußgängerampeln beauftragt. Nach einem mehrjährigen Prozess fachlicher, wissenschaftlicher und staatlicher Prüfungen wurden die von Peglau entworfenen, roten und grünen Ampelmännchen
schließlich 1969 zuerst in Ost-Berlin und später in der gesamten DDR eingesetzt. Nach der Wiedervereinigung wurde von den westdeutschen Behörden die Auswechslung der Ost-Ampelmännchen durch ihr westdeutsches bzw. neues europäisches Pendant veranlasst. Zu diesem Zeitpunkt begann der Industriedesigner Markus Heckhausen, die ausrangierten Exemplare zu sammeln, Leuchten daraus herzustellen und zu vermarkten. Nicht zuletzt das breite Medienecho auf diese Leuchten führte zur Gründung eines Komitees zur Rettung der Ampelmännchen
aus engagierten ost- und westdeutschen Bürgern, die schließlich 1997 ihr Ziel durchsetzen konnten. Das alte ostdeutsche Verkehrssignal durfte nun nicht nur an seinen bisherigen Orten bleiben, sondern es wird auch bei neuen Verkehrsanlagen in den ostdeutschen Bundesländern bevorzugt eingesetzt. Seit 1997 ist der Ampelmann® zudem als Marke geschützt.
Das Amt Blank (auch Dienststelle Blank genannt) war von Oktober 1950 bis Juni 1955 die Vorgängerinstitution des Bundesministeriums der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland. Die offizielle Bezeichnung lautete Dienststelle des Bevollmächtigten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen. Behördenleiter war zunächst Theodor Blank, der von 1955 bis 1956 Bundesverteidigungsminister war. Das Dienstgebäude befand sich zunächst in einem Behelfsbau am Museum Koenig, anschließend in der Bonner Ermekeilkaserne.Siehe Wikipedia.org
In der Umgangssprache ist häufig vom Amtsschimmel die Rede, wenn sich Bürger über die Langwierigkeit bürokratischer Verfahren ärgern.
Mögliche Herleitung: Herleitung von Simile, einem in der österreichischen Monarchie gebräuchlichen Musterentscheid (von lateinisch similis ähnlich
). Mit Hilfe dieses Standard-Vordrucks ließen sich ähnlich lautende Anliegen schematisch und zügiger erledigen; Beamte, die nur nach Muster vorgingen, wurden als Similereiter
bezeichnet. Die Verwendung des Terminus simile für das schimmelmäßige
immer gleichartige Zitat von Vorgaben ist aber bereits seit der Hochromanik dokumentiert und spiegelt sich zum Beispiel in architektonischen nahezu einheitlichen Gestaltungsvorgaben für Kirchen und Klöster als auch in Handschriften wider.
Aus dem schweizerischen Sprachgebrauch: auf dem obrigkeitlichen Schimmel herumreiten
– im 19. Jahrhundert wurden amtliche Akten in der Schweiz von berittenen Amtsboten zugestellt.
Bezeichnung für den Schimmelpilz auf alten Aktendeckeln beziehungsweise für den Staub auf alten Akten, der wie Schimmel aussieht. Für dieses Benennungsmotiv ist aber noch nie ein Beleg bekannt geworden.
Reflexiv, veraltend, sonst gehoben: sich mit seinem Verhalten, seinen Handlungen an jemandem oder etwas orientieren, sich danach richten, sich angleichen, anpassen.
Jemanden anrufen, mit jemandem telefonieren.
Sich durch devotes o. ä. Verhalten bei jemandem einschmeicheln. Das Verb anbiedern kommt vom Adjektiv bieder
und bedeutet brav, rechtschaffen, unkompliziert. Das Wort bieder kommt vom althochdeutschen bitherbi nützlich, brauchbar
. Daraus wurde im Mittelhochdeutschen biderbe nützlich, brauchbar, dem Bedürfnis entsprechend
und schließlich bider
. Das Verb anbiedern
kennt man ab 1800 in der Bedeutung auf plumpe Weise um Sympathie werben
.
In Hamburger Mundart heißt es anköteln
und bedeutet sich anbiedern
oder wieder anbiedern
, insbesondere wenn es vorher einen Streit gegeben hat. Nun kommt er wieder angekötelt!
Als Andenken
werden Mitbringsel von einer Reise, oder Ausflug bezeichnet, die in sogenannten Andenkenläden
verkauft werden. Heute wird eher das französische Wort Souvenir gebraucht, seit der amerikanische Schlagersänger Bill Ramsey mit seinem Musiktitel Souvenirs, Souvenirs
im Jahre 1959 seinen großen Hit landete. Der Text beschreibt in ironischer Art und Weise das Wesen von Souvenirs.
Die Andenken, die meine Großmutter 1965 von ihrer Reise in den Schwarzwald mitbrachte (Gruß aus Freudenstadt) hingen viel Jahre in der Toilette.
Viele dieser Andenken werden auch als Kitsch
, oder Rumstehchen
bezeichnet.
Die Anfurt, plur. die -en, eigentlich ein jeder Ort, wo man anfahren kann; besonders in der Schifffahrt, ein zum Anländen bequemer Ort an dem Ufer. Es kommt, wie das einfache Furt, von fahren her. In den mittlern Zeiten sagte man in der Oberdeutschen (Süddeutschland, Österreich und die Schweiz) Mundart dafür auch Urfahr und Anfar. Heute sagt man Hafen.Siehe: Adelung, Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
Der Begriff Anger (mhd. anger, ahd. angar, germanisch noch Vangr) bezeichnet ein meist grasbewachsenes Land oder einen Dorfplatz in Gemeinbesitz, der von allen Bewohnern der Stadt oder des Dorfes genutzt werden konnte (Allmende). Dies reicht bis in die germanische Zeit zurück, als er meist noch vor oder nahe bei einer Siedlung lag. Dort war er Ort für Feste (z. B. Osterfeuer), für gemeinschaftliche Aktivitäten (Dorfbackofen, gemeinschaftliches Schlachten) und konnte auch einen heiligen Kultplatz, Ort für Ratsversammlungen (Thing) oder als Richtplatz für das germanische Stammesrecht dienen. Daneben beherbergte er gelegentlich Prozessionswege oder germanische Grabstätten. Quelle: Wikipedia.org
Als Anglizismus bezeichnet man einen sprachlichen Ausdruck, der aus dem Englischen in eine andere Sprache eingeflossen ist. Betroffen davon sind alle Bereiche eines Sprachsystems, von der Lautung über die Formenlehre, Syntax, Semantik bis zum Wortschatz, sowie die Bereiche Sprachgebrauch und Sprachebene (Fachsprache, Alltagssprache, Slang und anderes).
Quelle: Wikipedia.orgAngstmann nannte man den Vollstrecker der Todesstrafe oder anderer Gerichtsurteile. Das Wort wurde 1961 gestrichen. Der Henker oder Scharfrichter wurde auch als Abkürzer
bezeichnet.
Lat. für eine ungekünstelte, redliche, aufrichtige, glänzendweiße, fleckenlose, reine, fröhliche Seele.Michael Malsch 8/2020
Bedeutet sich anbiedern, einschmeicheln, heranmachen; de will sik bloots anköteln
. Als Schimpfwort: Anköteler (Schmeichler).
Annexion (lat., »Anknüpfung, Annektierung«), die Verbindung eines bisher fremden Gebietes mit einem Staatsganzen und rechtliche Einverleibung in das letztere. Die Okkupation geht der Annexion in der Regel voraus. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Annexion ausdrücklich verboten, wobei bis 1945 nichtkriegerische Annexionen nicht schon eo ipso als völkerrechtswidrig angesehen wurden.
Annexionismus, Annexionswut; Annexionist, Anhänger der Annexionspolitik; jemand, der sich mit Annexionsgelüsten trägt. Der Ausdruck Annexionist wurde besonders durch Napoleon III. gebräuchlich, der 1860 Savoyen annektierte, nachdem es, nicht ganz freiwillig, von der Krone Sardinien für die französischen Dienste im italienisch-österreichischen Krieg abgetreten worden war. Die dabei vorgenommene, auf das Prinzip der Nationalität gestützte Volksabstimmung war mehr ein scheinbares als ein wirkliches Zugeständnis an das Prinzip der Selbstbestimmung der Völker. Von der größten Bedeutung sind die von Preußen infolge des Sieges über Österreich und dessen Bundesgenossen 1866 vollzogenen norddeutschen Annexionen gewesen. Sie wurden formal durch die Gesetze vom 20. Sept. und 24. Dez. 1866 vollzogen. Das erstere sanktionierte die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstentums Hessen, des Herzogtums Nassau und der Freien Stadt Frankfurt a. M. mit der preußischen Monarchie, das letztere diejenige der Herzogtümer Schleswig und Holstein.
Dagegen ist die Einverleibung von Elsaß-Lothringen in das Deutsche Reich keine eigentliche Annexion, sondern eine Rückeroberung und Wiedervereinigung dieser Länder mit Deutschland. Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Annexionismus im Ersten Weltkrieg (1914 - 1918)
Die Reichsdeutsche Waffenbrüderliche Vereinigung e.V. (RWV) war eine von 1915 bis 1918 bestehende deutsche Vereinigung verschiedener Kreise aus Parteien, Industrie, Banken, staatlicher Verwaltung und Hochschullehrern, die im Gegensatz zu den Annexionisten
einen freiwilligen wirtschaftlichen Zusammenschluss Mitteleuropas unter deutscher Führung als das Hauptziel des Ersten Weltkriegs betrachteten.
Kernpunkt sollte ein Zusammengehen des Deutschen Reichs mit Österreich-Ungarn sein. Im Verlauf des ersten Kriegsjahres 1914 bildeten sich bezüglich der deutschen Kriegsziele zwei Gruppen heraus, die in ihrem Schwerpunkt der Zielsetzung eine unterschiedliche Konzeption verfolgten. Während die eine Gruppe die Hauptziele der Kriegsführung in der Annexion von eroberten Gebieten sah, verfolgte die andere Gruppe um die Reichsdeutsche Waffenbrüderliche Vereinigung eine sogenannte Mitteleuropa-Konzeption, die ihre Zielsetzung hauptsächlich in der intensiven Annäherung der Wirtschaftsgebiete Mitteleuropas unter deutscher Führung sah.
Der Kern der Gruppe der Annexionisten, die ein Groß-Deutschland durch Annexion eroberter Gebiete erreichen wollte, bildete sich um den Alldeutschen Verband, geführt von Heinrich Claß. Vonseiten der Schwerindustrie vertraten diese Zielsetzung Paul Reusch, Albert Vögler, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, August Thyssen, Emil Kirdorf und Hugo Stinnes. Tilo von Wilmowsky, ein Schwager von Gustav Krupp, schrieb dazu in seinen Memoiren:
Daß der Frieden Ländergewinn bringen mußte, schien uns allen in den ersten Kriegsjahren selbstverständlich
Mehrere Vertreter dieser Gruppierung sandten an den Reichskanzler im August/September 1914 verschiedene Denkschriften. Heinrich Claß gab seine Denkschrift am 28. August 1914, Matthias Erzberger am 2. September 1914 und August Thyssen am 9. September an Theobald von Bethmann Hollweg. Auch Gustav Krupp sandte am 31. Juli 1915 noch eine Denkschrift ab, die aber nicht die weitgehenden Annexionen eroberter Gebiete forderte.
Danach bildete sich eine Diskussion um Alfred Hugenberg, Ernst Borsig, Kirdorf, Stinnes und Thyssen. Diese Diskussion mündete im März 1915 in die Denkschrift der großen Wirtschaftsverbände, die dem Deutschen Reichstag übergeben wurde. Siehe Wikipedia
Es gab damals, in den 1980er Jahren noch keine SMS, keine E-Mails und kein Internet, aber es gab Telefone. Sie hießen offiziell Fernsprechapparate und waren Teil eines sogenannten Fernsprechhauptanschlusses, den es in den Wohnungen und in Büros und in den Telefonzellen auf der Straße gab. Zuständig für die körperlose Übertragung von Sprache, aber auch von Text und Daten, war die Bundespost, die die analogen Fernsprechhauptanschlüsse samt Bedienungsanleitung ins Haus brachte. Bis man allerdings ein (Fernsprech-)Teilnehmer oder eine Teilnehmerin wurde, dauerte es seine Zeit. Den Antrag dafür bearbeitete die Anmeldestelle für Fernmeldeeinrichtungen des zuständigen Fernmeldeamtes. Es wurden Haupt- und Nebenanschlüsse angemeldet, aber auch sogenannte Sprechapparate besonderer Art, Zusatzeinrichtungen sowie Nebenanschlussleitungen, seltener posteigene Stromwege und internationale Mietleitungen. Die Sprechapparate der besonderen Art
waren Telefone mit Schauzeichen oder Rollengebührenanzeigern, die ähnlich funktionierten wie die Kilometerzähler bei uralten Autos. Zusatzeinrichtungen waren beispielsweise Zweithörer zum – legalen – Mithören, Telefonsteckdosen und Telefonklingeln sowie längere Telefonanschlussschnüre (über zwei Meter lang). Für all diese Zusatzeinrichtungen musste man eine einmalige Anschlussgebühr und einen monatlichen Beitrag entrichten.
Eine Anrichte ist ein halbhohes, zwei- oder mehrtüriges Möbelstück zur Aufbewahrung von Tischdecken und Tafelgeschirr mit einer Arbeitsfläche zum Anrichten von Speisen. Das Wort Anrichte geht auf mittelhochdeutsch anrihte zurück. Oft wird ein Buffet Anrichte
genannt und umgekehrt. Es gibt jedoch historisch einen wesentlichen Unterschied in der Entstehung dieser beiden Möbel. Das Buffet hat sich aus der Truhe, die Anrichte aus dem Tisch entwickelt.
In der NS-Sprache euphemistisch (verhüllend) für Übernahme fremder Staatsgebiete Österreich, Sudetenland und den Rest Tschechiens.
Als Anschluss
Österreichs oder kurz Anschluss
werden seit 1938 vor allem die Vorgänge bezeichnet, mit denen österreichische und deutsche Nationalsozialisten im März 1938 die Eingliederung des Bundesstaates Österreich in das nationalsozialistische Deutsche Reich veranlassten. In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 lösten nach telefonischen Drohungen von Hermann Göring noch vor dem Einmarsch deutscher Einheiten österreichische Nationalsozialisten das austrofaschistische Ständestaatsregime ab. Vom 12. März an übernahmen Wehrmacht-, SS- und Polizeieinheiten das Kommando. Die vom Bundespräsidenten Wilhelm Miklas in dieser Nacht bestellte nationalsozialistische Bundesregierung unter Arthur Seyß-Inquart führte am 13. März 1938 im Auftrag von Adolf Hitler, der tags zuvor in Österreich eintraf, den Anschluss
administrativ durch. Er bewirkte sukzessive das völlige Aufgehen Österreichs im Deutschen Reich und die Beteiligung vieler Österreicher an den nationalsozialistischen Verbrechen. Beträchtliche Teile der österreichischen Bevölkerung begrüßten den Anschluss
mit Jubel, für andere, insbesondere die Juden Österreichs, bedeutete der Anschluss
Entrechtung, Enteignung und Terror.
Eine Anstandsdame, verballhornt als Anstandswauwau, ist eine Person, die junge Menschen begleitet, um auf die Wahrung von Sitte und Anstand zu achten.
Die Anhäufung von Antennen auf Hausdächern wurde als Antennenwald
bezeichnet und drückte die Furcht aus, die Dächer könnten mit Antennen zuwachsen
.
Mit Beginn der Ausstahlung von Fehnsehsendungen der ARD und zunehmenden Wohlstand in der Nachkriegszeit wurden von den Bundesbürgern Fernsehgeräte angeschafft, die eine analoge Antenne erforderlich machten. Die Antenne sollte für den einwandfreien Empfang möglichst hoch angebracht sein, das Dach eines Hauses als höchster Punkt bot sich an. Weitere Antennen kamen hinzu, als das ZDF am 1. April 1963 auf Sendung ging. Für den Empfang des DDR-Fernsehens wurden besonders leistungstarke und ensprechend große Antennen angeschafft und aufgebaut.
In der DDR war es gefährlich, eine Antenne auf dem Dach aufzubauen, weil die Ausrichtung der Antenne nach Westen sofort klarmachte, dass hier, verboternerweise, Westfernsehen empfangen wurde. Tal der Ahnungslosen
war ein sarkastischer DDR-Ausdruck für Gebiete, in denen Westfernsehen und -UKW-Rundfunk nur schwer zu empfangen war. Konkret galt das für den Raum um Greifswald im Nordosten der DDR und den Bezirk Dresden, in denen der Empfang nur mit großem Aufwand terrestrisch erfolgen konnte.
Das Antependium (von lat. ante vor
und pendere hängen
) ist ursprünglich ein reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff an der Vorderseite oder den Seiten des Stipes, des Unterbaus des Altares.
Antependien sind sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche in Gebrauch. Antependien dienen in der Regel als Altar- und als Kanzelbehang. Sie sind wie alle Paramente in den liturgischen Farben gehalten und meistens mit zur Kirchenjahreszeit passenden Symbolen versehen.
In den katholischen und autokephalen Kirchen des Antiochenischen Ritus ist stets ein Antependium am Altar vorgeschrieben, das traditionell und ganzjährig aus drei roten, bestickten Feldern mit grüner Einrahmung besteht.
Vor, lateinisch ante
, den Toren, lat. Portas
, bedeutet so viel wie: Vor den Toren, im Anmarsch, im Kommen. Als sich im zweiten Punischen Krieg der karthagische Feldherr Hannibal der Hauptstadt Rom näherte, erhoben die Römer den Schreckensruf: Hannibal ante portas
, Hanibal steht von den Toren der Stadt
.
Antichambrieren bedeutet ein langes Warten oder auch mehrmaliges Vorsprechen im Vorzimmer höhergestellter Persönlichkeiten oder Behörden. Davon wiederum abgeleitet ist die negative Bedeutung in den Vorzimmern der Großen und Mächtigen verkehren und diesen dort zu schmeicheln
, um mit Buckeln und Kriechen eine Gunst oder Gnade von ebendiesen Großen zu erhalten.
Das französische Wort für Vorzimmer
antichambre wurde aus dem Italienischen übernommen. Das i
in antichambrieren stammt ursprünglich nicht aus dem Lateinischen oder dem Französischen, sondern aus dem Italienischen, wo ante teilweise zu anti geworden ist.
Als Anticamera Pontificia (italienisch für päpstliches Vorzimmer) werden die Teile des Apostolischen Palastes bezeichnet, in denen der Papst Privataudienzen gewährt und ausländische Staatsoberhäupter, Regierungsmitglieder und Diplomaten empfängt. Quelle: Wikipedia.org
In gehobener Sprache wird das Gesicht des Menschen auch als Angesicht oder Antlitz bezeichnet. Bei Adelung heißt es dazu: Benennung des Angesichtes, welche aber im gemeinen Leben nicht mehr üblich ist, sondern nur in der höhern Schreibart gebraucht wird, besonders von dem Angesichte solcher Personen, welchen man Ehrerbiethung schuldig ist.
Unter Anschreibenlassen (anschreiben lassen) oder Borgkauf versteht man vor allem im Einzelhandel einen ungeregelten Lieferantenkredit, bei dem der Verkäufer im Rahmen eines Warenverkaufs dem Käufer zwar die Ware übergibt, ohne jedoch Zug um Zug den vollständigen Kaufpreis dafür zu erhalten. Der Schuldner wurde in das Anschreibebuch des Händlers eingetragen. Das entspricht dem Deckel
in der Gastronomie, der am Monatsende gezahlt wurde.
bezeichnet eine Arbeit des Probierers, durch welche die zur Probe abgewogene kleine Quantität Erz im Probierofen so behandelt wird, daß das in denselben enthaltene Metall zusammenschmilzt, Gestein und andere fremde Beimischung aber in Schlacken verwandelt wird
. Quelle: Ermisch, Sächs. Bergr., Glossar S. 217
Eine unannehmbare Forderung; Vorschlag, Zumutung, Anmutung, Frechheit, Rücksichtslosigkeit. Einem etwas ansinnen, es von ihm verlangen, besonders wenn es unerlaubte oder unanständige Sachen sind, die man verlangt. Wie können sie mir so etwas ansinnen?
Quelle: Wörterbuch der hochdeutschen Mundart
Bezeichnung der Berliner Mauer in der DDR. Die Berliner Mauer war während der Teilung Deutschlands ein Grenzbefestigungssystem der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), das mehr als 28 Jahre, vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989, bestand, und die DDR von West-Berlin hermetisch abriegeln sollte. Sie trennte nicht nur die Verbindungen im Gebiet Groß-Berlins zwischen dem Ostteil (Hauptstadt der DDR
) und dem Westteil der Stadt, sondern umschloss völlig alle drei Sektoren des Westteils und unterbrach damit auch seine Verbindungen zum Berliner Umland, das im DDR-Bezirk Potsdam lag. Quelle: Wikipedia.org
Hamburger Jargon: Wer sich antüdelt
, zieht sich an. Wer angetüdelt
ist, der ist demnach fertig angekleidet. Aber das Ankleiden, beispielsweise für eine Party, kann auch schon einige Zeit her sein und der oder die Betreffende sich im Laufe des Abends einen angetüdelt
haben, nämlich einen Schwips, dann ist der duun
; betrunken.
Anzetteln, jemanden anstiften zu einer bösen Sache. Eine Schlägerei, einen Krieg anzetteln
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Weberei, ein Zettel
ist bei einem Gewebe der in Längsrichtung verlaufender Garnfaden, auch Kette, Aufzug
genannt. Das Anzetteln
bezeichnete also die Tätigkeit des Webers beim einrichten des Aufzugs eines Gewebes auf dem Webstuhl. Wer sich verzettelt
geht ungeordnet, planlos vor, vergeudet seine Kräfte.
(gr. ἀιών aiṓn für Ewigkeit
) bezeichnet allgemein ein Zeitalter
in der Geologie ein Erdzeitalter
ein Begriff der antiken Philosophie, auch personifiziert als antike Gottheit Aion
in der neureligiösen Lehre Thelema ein Zeitabschnitt der spirituellen Entwicklungsgeschichte der Menschheit
in der Theologie einen Zeitabschnitt der Heilsgeschichte, je nach Standpunkt aber auch die ewige Vorzeit oder die unbegrenzte Zukunft.
Michael Malsch 8/2020
Die Apanage (französisch aus mittellateinisch appanare = mit Brot versorgen) ist die Abfindung der nichtregierenden Mitglieder eines Adelsgeschlechts mit Landbesitz, Einkünften aus Liegenschaften oder Geldzahlungen zur Ermöglichung eines standesgemäßen Lebenswandels. Sie wurde entweder bis zum Tod des apanagierten Adligen gewährt oder bis zum Aussterben der von ihm begründeten Linie. Da es im mittelalterlichen Europa lange Zeit kein einheitliches, klares Erbfolgerecht gab, versuchte man die nichtregierenden Angehörigen einer Dynastie mit einer Apanage abzufinden, um eine Teilung des Herrschaftsgebiets zu verhindern.
Ein Platz auf dem – meist in militärischer Aufstellung – angetreten wird, um vom Vorgesetzten Befehle oder Handlungsweisen zu bekommen. Ursprünglich gab es den Appellplatz nur in Kasernen oder Garnisonsstädten, Im Nationalsozialismus existierten sogenannte Appellplätze auch auf Parteitagen, in Gefängnissen und Konzentrationslagern. Vorschlag von Margot Bintig, April 2023
Lesen Sie den Zeitzeugenbericht von Hilde Heimerl: Zur Zwangsarbeit nach Sibirien
Aphrodite ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde, sowie eine der zwölf olympischen Gottheiten.
Im U-Boot-Krieg 1939 bis 1945 war Aphrodite IV
der Deckname für das Funkmess-Täuschungsgerät FuMT. Erster Einsatz ab Juni 1943 gegen die Radarortung des Gegners mit einer Frequenz im Meter- oder Dekameter-Wellenbereich (jedoch wirkungslos im Zentimeterbereich).
Der Funkmesstäuschkörper Aphrodite IV
war ein kleiner Wasserstoffballon, der mittels einer etwa 60 Meter langen Ankerleine, die mit Dipolstreifen bestückt war, dicht über der Wasserobfläche gehalten wurde. Die Aluminiumstreifen, die an dem Tau befestigt waren, erzeugten bei den alliierten Überwasser-Radar ein Radarecho, das dem eines aufgetauchten U-Boots ähnlich war.
Aus der Umgangssprache der Studenten des 18. Jahrhunderts stammt die scherzhafte lateinische Redewendung per pedes apostolorum
(zu Fuß wie die Apostel), die auf die Apostel Jesu anspielt, die ihre Reisen zu Fuß zurücklegten. Der scherzhafte Ausdruck Apostelpferde
(Füße, Beine) ist noch älter und führte zu Redewendungen wie die Apostelpferde anspannen
oder "auf dem Apostelpferd reiten
.
Ein ähnlicher Ausdruck mit gleicher Bedeutung ist bekannter: Auf Schusters Rappen
; Je nach Lust und Laune kann man entweder mit der Pferdekutsche oder auf Schusters Rappen auf Entdeckungsreise gehen
.
Apparatnik, Apparatschik – ein (SED-)Parteifunktionär, der aus der Sicht des Apparates, der Partei- und Politbürokratie, denkt, redet und handelt.
Von den westlichen Medien als angebliche DDR-Idiomatismen verwendet, war aber in der DDR nie Sprachgut bzw. völlig unbekannt gewesen.
Nach der Währungsreform 1948 begann es den Deutschen wieder etwas besser zu gehen. Es begann das sogenannte Wirtschaftswunder
und damit einher die Fresswelle
. Man lud wieder Freunde und Familie zum Essen ein und reichte als Vorspeise kleine Appetithäppchen
. Beliebt waren als Belag Eier mit Sild (eingelegter salziger Hering) und Deutschem Kaviar (Rogen vom Seehasen), siehe auch Kanapees
, Schnittchen, Häppchen. Heute verwendet man dafür gerne den Anglizismus Fingerfood
.
Lat. approbatio: Billigung, Genehmigung.
Michael Malsch 8/2020Der Reichsarbeitsdienst (RAD) war eine Organisation im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Das Gesetz für den Reichsarbeitsdienst wurde am 26. Juni 1935 erlassen. § 1 (2) lautete: Alle jungen Deutschen beiderlei Geschlechts sind verpflichtet, ihrem Volk im Reichsarbeitsdienst zu dienen.
§ 3 (1) lautete: Der Führer und Reichskanzler bestimmt die Zahl der jährlich einzuberufenden Dienstpflichtigen und setzt die Dauer der Dienstzeit fest.
Zunächst wurden junge Männer (vor ihrem Wehrdienst) für sechs Monate zum Arbeitsdienst einberufen. Vom Beginn des Zweiten Weltkrieges an wurde der Reichsarbeitsdienst auf die weibliche Jugend ausgedehnt.
Der Reichsarbeitsdienst war ein Bestandteil der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland und ein Teil der Erziehung im Nationalsozialismus. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 und dem daraufhin an die Waffen-SS übergebenen Kommando über das Ersatzheer wurde dem RAD die 6-wöchige militärische Grundausbildung am Gewehr übertragen, um die Ausbildungszeit bei der Truppe zu verkürzen. Sitz der Reichsleitung des Reichsarbeitsdienstes war Berlin-Grunewald.
Das Arcanum oder große Arkanum (abgeleitet von lateinisch arcanum = Geheimnis; nicht zu verwechseln mit dem 22-teiligen Tarotkartensatz Große Arkana) bezeichnet im esoterischen Zusammenhang einen Begriff aus der Alchemie.
Der Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493–1541) war selbst auch Alchemist. Er verwendete den Begriff medizinisch im Sinne eines richtigen Dosierungsmaßes eines Präparates zur Bestimmung des Überganges von der Heilwirkung zum Gift. Diese Bestimmung war für ihn auch wichtig für die richtige Dosierung der Bestandteile des Menschenblutes vor allem im Zusammenhang seiner sehr genauen Rezeptur zur Herstellung von künstlichen Menschen in der Retorte, den sog. Homunculi.
Adam Friedrich Böhme (Herausgeber eines Buches aus dem Jahr 1782) verwendete den Begriff zur Bezeichnung eines ‚Menschenkernes': In den Menschen sei ein sonderbares Arcanum medicinale
gelegt worden, das ihn unter allen Animalibus
besonders auszeichne.
Geistlicher Würdegrad des zweiten ordinierten Theologen einer evangelisch-lutherischen Pfarrgemeinde in der Geschichte der deutschen evangelischen Kirchen. Bis ins 19. Jahrhundert trug nur der Hauptprediger der Gemeinde den Titel Pastor. Die weiteren in der Gemeinde tätigen ordinierten Theologen trugen den Titel Archidiakon.
Michael Malsch 8/2020Arbeitslager, auch Straflager oder Umerziehungslager genannt, sind Stätten, an denen Menschen zur Zwangsarbeit festgehalten werden, je nach Konzept des Lagers mit oder ohne Entgelt. Die ersten modernen Arbeitslager im 18. Jahrhundert waren britische Strafkolonien. Arbeitslager gibt es in einigen Ländern noch heute.
Die Gründe, einen Menschen in ein Arbeitslager zu stecken, sind vielfältig: Als Strafe für eine kriminelle Handlung, aber auch zur Unterbindung unerwünschter politischer (Politische Gefangene) oder religiöser Betätigung, gleichzeitig wurde die Arbeitskraft der Gefangenen, bis hin zur Vernichtung durch Arbeit, ausgebeutet. (Konzentrationlager der Nazis, Stalins Gulag).
Das Arbeithaus entstand aus einer Idee des 16. Jahrhunderts. Arme Menschen, vor allem Bettler und Obdachlose, sollten aus der Öffentlichkeit des Bürgertums entfernt werden. Nicht selten gehörten auch verwahrloste Waisenkinder und geistig Behinderte zu den eingewiesenen Insassen. Als Gegenleistung für ihr täglich Brot mussten sie fortan zwangsweise ihre Arbeitskraft zur manufakturellen Produktion von Waren zur Verfügung stellen. Die umherziehenden Armen sollten durch die Erziehung zur Arbeit
zu wirtschaftlich verwendbaren Untertanen werden. Der Nutzen für das aufkommende kapitalistische Industriezeitalter des 19. Jahrhunderts prägte den Leitsatz Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen
und half, eine Fabrikdsziplin
gesellschaftlich durchzusetzen.
Für die Armutsbekämpfung spielten die Arbeitshäuser keine Rolle, sie erfassten vermutlich keinen nennenswerten Teil der armen Bevölkerung. Sie hatten aber als offensichtliche Abschreckungsmaßnahme des Stadtregiments oder eines absolutistischen Staates eine disziplinierende Wirkung. Arme, Bettler, Obdachlose wurden dabei häufig als arbeitsscheu
stigmatisiert. Siehe Wikipedia.org
Als Archaismus (latinisiert vom altgriechischen ἀρχαῖος archaĩos alt
, ehemalig
) wird in der Lexikologie ein Wort bezeichnet, dessen Gebrauchshäufigkeit abnimmt und das von den Sprechern einer Sprachgemeinschaft als altmodisch empfunden wird. Archaismen werden aber noch von einigen (vor allem älteren) Sprechern verwendet und sind vielen Sprechern geläufig, sie gehören zu deren passivem Wortschatz.
Untergegangene Wörter sind lexikalische Einheiten, die aus dem Vokabular der Gegenwartssprache ganz verschwunden sind oder nur noch in einigen erstarrten Redewendungen weiterexistieren (z. B. Kegel für uneheliches Kind
, heute nur noch in der Wendung mit Kind und Kegel
gegenwärtig). In der Rhetorik wird mit Archaismus die bewusste Verwendung altertümlicher Wörter oder Wendungen bezeichnet. Die bewusste Verwendung archaischer Wörter kann stilistische oder ideologische Gründe haben.
Veraltet für: Bosheit, Böswilligkeit, Falschheit und Trug.Michael Malsch 2/2021
Mhd. arcwān, ahd. argwān schlimme Vermutung, Verdacht
. Das Wort ist seit dem 12. Jahrhundert belegt.
Beispiele: Jemandes Argwohn erregen / wecken / zerstreuen; Argwohn gegen jemanden hegen / schöpfen; voller Argwohn sein.Michael Malsch 2/2021
Der Ausdruck Arier (Sanskrit आर्य, ārya, avestisch airiia, altpersisch aryā,[ neupersisch آریائی āryā'ī,[ von einer indogermanischen Wurzel *ar- mit unsicherer Bedeutungsansetzung) ist eine Selbstbezeichnung von Sprechern indoiranischer Sprachen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden europäische Lehnformen des Wortes in der vergleichenden Sprachwissenschaft verwendet und von dort auch auf andere Bereiche übertragen. Vor allem wurde es in den Rasseideologien des 19. und 20. Jahrhunderts zur Bezeichnung von Angehörigen bestimmter Menschengruppen adaptiert, die nach Zugehörigkeit zu einer Rasse
bzw. Herrenrasse
definiert wurden.
Als alte Selbstbezeichnung ist der auf eine indoiranische Form *arya- zurückgehende Ausdruck nur in Persien und Indien (Rigveda) belegt.
Die Verwendung der iranischen bzw. altindischen Formen des Wortes im Avesta und in den Veden legt die Existenz eines zentralasiatischen Volkes mit dieser Selbstbezeichnung nahe.[5] Sprachwissenschaftler nehmen an, dass es indoiranische Sprachen beherrschende Ethnien während der späteren Kupfersteinzeit bis zur frühen Bronzezeit gab. Die Arier
dehnten sich in mehreren Schüben sowohl nach Süden als auch nach Westen in einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten aus. Die Einzelheiten der Migrationen, insbesondere deren Abfolge, sind umstritten, sogar die Existenz einer Einwanderung wird mitunter bestritten, nicht nur von indischen Nationalisten. Um 2000 bis 1500 v. Chr. soll der indische Zweig (Indo-Arier) der Arier
(आर्य), dessen Sprache Vedisch war, nach Nordwestindien eingewandert sein. Die iranischen Arier
, die zu den Vorfahren der heutigen iranischen Völker wurden, wanderten im 11. bis 10. Jahrhundert v. Chr. ein.
Im 19. Jahrhundert wurden zunächst sprachwissenschaftlich motivierte Anschauungen zunehmend in ethnischem und rassischem Sinn umgedeutet oder in imaginierte Genealogien überführt. Die durch die Sprachwissenschaft erschlossene Verwandtschaft der indogermanischen Sprachen wurde im Sinn einer ethnischen Genealogie verstanden. So verbreitete sich die Ansicht, die hellhäutigen Europäer stammten von den Ariern
ab, die bei ihren Wanderungen als Kriegeradel einheimische Völker unterworfen und als Kulturbringer
gewirkt hätten. Besonders wirksam vertrat Friedrich Max Müller diese Theorie in seinen englischsprachigen popularisierenden Schriften.
Adolf Hitler und der Nationalsozialismus nahmen mit den rassistischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts auch die mit dem Ausdruck Arier
verbundenen Vorstellungen auf und radikalisierten sie. Im nationalsozialistischen Sprachgebrauch war das Wort das Antonym von Jude
. Seit 1935 wurde arisch
jedoch nicht mehr als amtlicher Rechtsbegriff verwendet. An die Stelle des in dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums verwendeten Ausdrucks Arier
trat die in den Nürnberger Gesetzen (September 1935) gebrauchte Formulierung Person deutschen oder artverwandten Blutes
, die nach einem Runderlass vom 26. November 1935 durch den Ausdruck deutschblütig
ersetzt wurde. Außerhalb der Rechtssprache wurden der Ausdruck und Ableitungen davon aber weiter gebraucht. Unter dem Begriff Arisierung
betrieb das NS-Regime eine Enteignung insbesondere der Juden. Von weißen Rassisten wird der Begriff Arier
noch als Bezeichnung der weißen Rasse
benutzt, zum Beispiel von den Aryan Nations in den USA oder von Neonazis im deutschsprachigen Raum. Siehe Wikipedia.org
Der Ariernachweis war im nationalsozialistischen Deutschland von 1933 bis 1945 für bestimmte Personengruppen (insbesondere Mitglieder der SS, Beamte, öffentlicher Dienst, Ärzte, Juristen, Wissenschaftler deutscher Hochschulen) ein von Staats- und Regierungsbehörden geforderter Nachweis (beglaubigte Ahnentafel) einer rein arischen Abstammung
aus der arischen Volksgemeinschaft
.
Das Armenhaus, früher auch Ptochodochium (zu gr. ptōchós Bettler
und gr. dochḗ Aufnahme
), entwickelte sich in der Frühen Neuzeit aus dem mittelalterlichen Hospitium und Spital. Es war oft gekoppelt mit einem Waisenhaus, einem Gefängnis, einem Krankenhaus oder einem Arbeitshaus.
In Armenhäusern lebten vor allem ältere Menschen, die nicht mehr selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten. Sie erhielten dort einen Wohnplatz und tägliche Verpflegung. Die Armenhäuser gehörten früher zum Stadtbild und nahmen nur verarmte Bewohner aus der eigenen Stadt auf. Fremden wurde diese Altersversorgung nicht zuteil. Im Gegensatz zu den Arbeitshäusern waren die Armenhäuser in der Regel keine geschlossenen Anstalten und die Aufnahme war – zumindest formal – freiwillig.Siehe Wikipedia
Ein mehrarmiger Kerzenhalter oder Kandelaber (von lateinisch candelabrum für Leuchter
über französisch candélabre) sind Ständer für Kerzen oder Leuchten.
Ärar, vom lateinischen Aerarium, ist eine alte, heute ungebräuchliche Bezeichnung für das materielle und immaterielle Vermögen eines Staates oder einer Körperschaft. Hierunter zählen neben Gebäuden, Grundstücken und Goldreserven auch staatliche Monopole. Ein heute üblicherer Begriff hierfür ist Fiskus.
Abfalleimer als Zinkbleck mit Deckel, früher hauptsächlich zum Aschetransport, da die meisten Wohnungen mit Stein- und Braunkohle geheizt wurden.
ASDIC ist die Abkürzung für Allied
oder Anti Submarine Detection Investigation Committee
, wird aber meist als Bezeichnung für ein von diesem entwickeltes Ortungssystem zum Aufspüren getauchter U-Boote, einen Vorläufer des Sonars, verwendet. Funktionierende Prototypen wurden noch während des Ersten Weltkriegs entwickelt, aber erst im Zweiten Weltkrieg als technisch verbessertes Verfahren erfolgreich von den alliierten Seestreitkräften eingesetzt. ASDIC arbeitet mit Schallwellen, die von getauchten Booten reflektiert werden. Anhand der Laufzeit und der Richtung ließ sich die ungefähre Lage und Tauchtiefe des georteten U-Bootes bestimmen.
Als Askari (von Swahili für Soldat
, ursprünglich arabisch عسكري, DMG ʿaskarī, auch in Sprachen wie Türkisch, Persisch und Somali als Lehnwort vorkommend, Plural im Deutschen Askari oder auch Askaris) wurden vor allem in Afrika einheimische Soldaten oder Polizisten in den Kolonialtruppen der europäischen Mächte bezeichnet. Die Bezeichnung wurde in den Kolonialtruppen von Italien, Großbritannien, Portugal, Deutschland und Belgien gebraucht. Askaris spielten sowohl bei der Eroberung von Kolonien als auch danach bei der Aufrechterhaltung der Kolonialherrschaft eine wichtige Rolle. In beiden Weltkriegen kämpften sie auch außerhalb ihrer Herkunftsgebiete. In der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika war Askari gleichzeitig die Bezeichnung für den untersten Mannschaftsdienstgrad.
Im deutschen Sprachraum sind Askaris zuerst durch die Orient-Romane Karl Mays (der sie Asaker nennt), dann durch die Askaris der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika bekannt geworden. Sie bildeten den Großteil der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika und trugen im Ersten Weltkrieg die Hauptlast des Kampfes gegen die britischen Truppen.Siehe auch Wikipedia
Als Assentierung bezeichnete man die Einreihung von kriegsdiensttauglichen Wehrpflichtigen, Kadetten (nach der bestandenen Kadettenprüfung) und sogenannten Aspiranten des Zivilstandes in das ehemalige österreichisch-ungarische Heer.
Das Wort kommt von lateinisch assentire ‚beistimmen, beipflichten, Zustimmung bzw. Beifall geben‘ und bedeutet hier sinngemäß jemand oder etwas für einen bestimmten Zweck (Militärdienst) tauglich erklären
.
Der Begriff fand zudem auch Verwendung für den Ankauf von Pferden durch die Remonte-Kommission.Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Mittelhochdeutsch, althochdeutsch ast, eigentlich = das, was (am Stamm) ansitzt. Mundartlich, jemand mit einer verwachsenen Wirbelsäule, einem krummen Rücken.
… Schwer tragen, schwer körperlich arbeiten. Davon bekommt man einen Ast
, einen krummen Rücken.
Ausdruck seit Anfang der 50er Jahre, alles Überdimensionierte bekam Atom-
vorangestellt (Einen Atombusen
hatten z.B. Gina Lollobrigida und Sophia Loren)
Beispiele
Vulgärsprache, in der Atompilze, Atombusen oder Atomtitten einen üppig entwickelten Busen meinten, ein Atompullover ebensolche Umrisse erkennen ließ, ein knapper Badeanzug als Atommodell galt, ein großer Penis als Atomstiller usw.
Quelle: Öffentlichkeit und Sprachwandel: Zur Geschichte des … - Seite 46 (Matthias Jung)
Atombusen hatten sie damals bei der Wismut immer gesagt. Und das, was dann bei Elvira wie dicke Kotelettscheiben über dem Bauch hing, war mal ein Atombusen.
Quelle: Der letzte Henker: Ein Berlin-Krimi im Schatten der Mauer (Klaus Behling)
Miss Atombusen heißt Doris. An diesem Abend wird es nichts mehr. Ich kann Doris verstehen. Natürlich wollen alle Kerls nur eins: diese Dinger begrabschen.
Quelle: Sex, Drogen, Rock 'n' Roll und Jesus: Der Roman der Sixties - Seite 96 (Joachim Hammann)
Unter Atze verstehen viele einen Partykumpel, im Berlinerischen steht das Wort ursprünglich jedoch für den eigenen Bruder. Die Kunstfigur Atze Schröder
und die Band Die Atzen
hat das Wort Atze weit bekannt gemacht. Atze ist im Berlinerischen ursprünglich der (große) Bruder.
Atzung, veraltetes Wort für Speisung, Speise; im Mittelalter eine Dienstbarkeit, vermöge deren Untertanen ihre Herren mit Gefolge auf Reisen beherbergen und beköstigen mußten. Später traten an die Stelle der Atzing Geld- und Naturalabgaben, wie Herbergegeld, Futterhafer, Atzgeld etc. – In der Jägersprache Futter, Köder für Raubvögel. Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Das Audion ist ein Rundfunk-Geradeausempfänger und oft ein Einkreiser. Lee De Forest, der Erfinder des Audions, bildete das Wort aus dem lateinischen Wort audio, ich höre. 1907 patentierte De Forest die Audionröhre und die Audionschaltung. Ab 1909 wurde von De Forest das Audion RJ-4 verkauft. Das Verstärkerbauteil in der Audionschaltung verstärkt die empfangene Hochfrequenz und wandelt diese in hörbare Niederfrequenz um (Demodulation). Beim Rückkopplungsaudion oder Regenerativ-Empfänger wird ein Teil der verstärkten Hochfrequenz erneut dem Eingang des Verstärkerbauteils zur weiteren Verstärkung zugeführt. Das Audion war empfindlicher als der Detektorempfänger, aber weniger empfindlich als der Überlagerungsempfänger. In Deutschland waren ab 1926 das Audion OE333 und später das Rückkopplungsaudion RO433 von Loewe wegen ihres niedrigen Preises sehr erfolgreich. Später verwendeten die Volksempfänger VE301 und DKE eine Audionschaltung mit ein bis drei Röhren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der BRD der Heinzelmann und in der DDR der 1 U11 als Audion gebaut.
Einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Bedarf an leistungsfähigeren Radioempfängern für Mittel- und Ultrakurzwelle immer mehr, so dass dann überwiegend die leistungsstärkeren – aber aufwendigeren – Superhet- oder Überlagerungsempfänger gebaut wurden. Mit dem anschließenden Wechsel von Röhrenradios auf Transistorradios verschwand das Audion fast vollständig aus der industriellen Fertigung für leistungsfähige Rundfunkempfänger.Siehe Wikipedia.de
Kaffee oder Tee durch Übergießen mit kochendem Wasser zubereiten.
So nannte meine Oma (aus Ostpreußen) das Aufstapeln von Brennmaterial für den Winter, zum Beispiel Briketts im Schuppen.H.Kennhöfer, 2020
Das Aufgebot bezeichnet im Eherecht die öffentliche Bekanntmachung einer beabsichtigten Eheschließung. Der Begriff stammt aus dem Kirchenrecht, seit Einführung der Zivilehe gibt es aber auch ein ziviles Aufgebot. Mit dem Aufgebot wurde eine beabsichtigte Heirat öffentlich bekannt gemacht, damit eventuelle Ehehindernisse wie zum Beispiel eine schon bestehende Ehe gemeldet werden konnten.
Erstmals vorgeschrieben wurde das Aufgebot 1215 durch das vierte Laterankonzil. Im Kanon 51 legte dieses fest, dass die Absicht einer Heirat öffentlich durch den Priester verkündet werden solle. Deshalb wurde das Aufgebot auch als Proklamation (= Ausrufung/Verkündigung) bezeichnet. Auf dem Konzil von Trient wurde dies präzisiert, das Aufgebot musste nun an drei aufeinanderfolgenden Sonn- oder Feiertagen sowohl in der Kirchengemeinde des Bräutigams als auch der Braut im Gottesdienst verkündet werden.
Eine Abteilung der Hamburger Bauverwaltung, deren Aufgabe es war, die Folgen des Bombenkrieges gegen Hamburg zu beseitigen. Damit war vor allem das Trümmerräumen gemeint.
Bei Kriegsende gab es in Hamburg 43 Millionen Tonnen Trümmer und Bauschutt.Margot Bintig, April 2023
So nannte meine Oma (aus Ostpreußen) die Wiederverwertung von Strickwaren (Pullovern usw.), wenn sie die Wollfäden aus dem Gestricktem zu einem Wollknäuel wickelte, um daraus neue Sachen zu stricken.Hartmut Kennhöfer, 2005
Unter Aufriss
versteht man in Architektur und Ingenieurwesen die zeichnerische Darstellung der Vorder- oder Seitenansicht eines Gebäudes oder eines Objektes; von reissen = zeichnen, daher auch die Bezeichnung Reisszeug
für das Zeichenwerkzeug, Reissbrett
für Zeichenbrett oder Zeichenmaschine.
Umgangssprachlich, salopp: Aufreißen, also die Suche nach einem Freund oder einer Freundin.
In der Jugendsprache der 1980er Jahre: Mach hier keinen Aufriss
so viel wie: Nun bleib mal entspannt und cool
.
Ein Augenglas, Plural Augengläser ist eine Vorrichtung aus Glas zur Verbesserung der Sehleistung des Auges. Z. B. Brille, Zwicker, Monokel.
Als Augenweide
wird im Deutschen ein sehr schöner und wohltuender Anblick beschrieben. Der Begriff leitet sich nicht von den heutigen Bedeutungen Weide als landwirtschaftliche Nutzfläche oder von der Pflanzengattung Weiden (Salix) ab, sondern von der mittelhochdeutschen Bedeutung von Weide
als Labsal oder Speise. Synonym für Augenweide kann Augenschmaus sein.
Becken unter dem Wasserhahn (meist aus emailliertem Gusseisen oder Steingut), norddeutsche Bezeichnung: Handstein.
Mit dem Ministerium der Staatssicherheit (MfS) assoziieren heute viele das Heer der inoffiziellen Mitarbeiter (IM), die mit ihren Dossiers einen enormen Überwachungsstaat absichern halfen.
Weniger im Mittelpunkt standen die sogenannten offiziellen Kontakte; und nahezu unbeachtet blieben bislang die Auskunftspersonen
. Die DDR-Geheimpolizei bedachte solche auskunftswilligen Bürger mit dem Kürzel AKP
. In einem Dossier heißt es etwa über einen Juristen, er sei zwar ein braver SED-Genosse mit anständiger Arbeitsmoral, doch dann folgen Angaben über: Alkoholkonsum, finanzielle Lage, Kontakte in den Westen, Beziehung zu den Kindern, Arbeitseinstellung der Ehefrau. Details zum Privatleben des Genossen.
Diese indiskrete Charakteristik stammt von Auskunftspersonen
der Stasi – Informanten. In diesem Fall von einer Nachbarin, Frau H., die sich im Babyjahr befand. Sie hatte offenbar genügend Zeit für ihre Beobachtungen; ebenso wie das Ehepaar S., das im Gesundheitswesen tätig war. Der Ehemann, ein SED-Mitglied, war auch in der Hausgemeinschaftsleitung (HGL) aktiv.taz, von Christian Booss und Helmut Müller-Enbergs - 31.10.2014
Auch in der Bundesrepublik gab und gibt es diesen Begriff. Man versteht darunter einen sachkundigen Beschäftigten des Betriebs, den der Arbeitgeber dem Betriebsrat auf Anforderung zur Beschaffung von erforderlichen Auskünften und Kenntnissen zur Verfügung zu stellen hat.
Mitgift (mittelhochdeutsch mitegift das Mitgegebene
) oder Aussteuer (auch Heiratsgut, früher Heimsteuer) bezeichnet Vermögen in Form von Gütern und Hausrat, die eine Braut mit in die Ehe bringt. Die Mitgift ist eine kulturell festgelegte Form des Gabentausches anlässlich einer Heirat. Sie wird vom Vater der Braut (oder ihrer Verwandtschaftsgruppe) an den Vater des Bräutigams (oder seine Verwandtschaftsgruppe) oder direkt an das Ehepaar übergeben.
In Deutschland war bis ins späte 20. Jahrhundert üblich, dass junge Frauen bis zum Zeitpunkt ihrer Heirat eine Grundausstattung an Gütern für den zukünftigen Haushalt angesammelt hatten. Diese als Aussteuer bezeichneten Güter bestanden häufig aus hochwertigen Heimtextilien, Essgeschirren und anderen im Haushalt benötigten Gegenständen (Aussteuerqualität
), die meist in Form von Geschenken erworben und bis zur eigenen Heirat aufbewahrt wurden. Das Wortbestandteil -steuer leitet sich ab vom althochdeutschen stiura Hilfe, Beihilfe
. Die Aussteuer wurde in Menge und Qualität bei entsprechenden finanziellen Möglichkeiten ungefähr so gewählt, dass sie bis ins hohe Alter ausreichte. Diese Tradition verlor im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung und ist heute selten anzutreffen.
Unter Ausfertigen
versteht man, dass die Säume gepaspelt und ggf. Kragen, Manschetten und Knöpfe angenäht wurden.
Lesen Sie dazu auch den Artikel Badetag
von Fritz Schukat
Ausreiseantrag war in der DDR ein gängiger Ausdruck für einen Antrag zur ständigen Ausreise aus der DDR. Mit einem derartigen Ausreiseantrag gab ein DDR-Bürger dem Staat die Absicht bekannt, dauerhaft außerhalb der DDR zu leben, also aus ihr auswandern zu wollen.
Um als DDR-Bürger diese legal zu verlassen, also die innerdeutsche Grenze oder die Berliner Mauer ohne Gefahr für Freiheit, Leib und Leben passieren und eine Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR vermeiden zu können, bedurfte es eines genehmigten Ausreiseantrages. Jeder Versuch, der DDR ohne staatliche Zustimmung den Rücken zu kehren, war als "Ungesetzlicher Grenzübertritt" strafrechtlich bedroht. Wer gefasst wurde, geriet in politische Haft.
Der Ausdruck stammt ursprünglich aus der französischen Militärsprache und bezeichnet die Vorhut, also denjenigen Truppenteil, der als Erster vorrückt und somit zuerst Feindberührung hat. Auch das deutsche Militär bezeichnete ursprünglich die Vorhut als Avantgarde. So wird der Begriff Avantgarde beispielsweise in Regimentsgeschichten vor dem Deutsch-Französischen Krieg verwendet.
Im weitesten Sinn wird mit dem Avantgarde genannten Begriff dem Bezeichneten eine 'Vorreiterrolle' zugewiesen. Unter Avantgardisten versteht man Personen, die neue, wegweisende Entwicklungen anstoßen. Im Gegensatz zum Trendsetter, der nur kurzfristige neue Moden anstößt, sind die Veränderungen, die von der Avantgarde ausgehen, von grundsätzlicherer und längerfristiger Wirkung.
Avantgarde kann allgemein verstanden werden als eine kreative und innovative Bewegung, die selten den vorherrschenden gesellschaftlichen und ökonomischen Machteliten angehört. Außerhalb seines militärischen Ursprungs taucht der Begriff der Avantgarde in verschiedenen Zusammenhängen auf, bezieht sich meist jedoch entweder auf eine politische, kulturelle oder künstlerische Bewegung, die ausgetretene Pfade verlässt.
Axiōm (griech.), ein Satz von einleuchtender Gewißheit, der eines Beweises weder bedarf, noch fähig ist. Gäbe es nicht wirkliche Axiome, so fehlte allen Beweisen, durch die ja immer nur die Gewißheit eines Satzes auf die eines andern begründet wird, der Boden. Für gewöhnlich fragen wir freilich meist nicht nach den letzten Gründen einer Behauptung, sondern sind mit der Angabe der unmittelbar nächsten Gründe zufrieden, weshalb den meisten Menschen die Axiome, auf die sich alle Schlußfolgerungen in letzter Linie stützen, gar nicht zum Bewußtsein kommen. Besonders gilt dies von den logischen Axiomen, den Sätzen der Identität, des Widerspruchs und des ausgeschlossenen Dritten, welche zudem wegen ihrer Selbstverständlichkeit vielfach gar nicht als besondere Prinzipien anerkannt worden sind.
In der Mathematik hingegen hat das Streben nach einer systematischen Anordnung aller Lehrsätze länaft zur Feststellung einer bestimmten Zahl von Axiomen geführt, wenn auch über die Bedeutung einzelner davon noch Streit herrscht. In den Realwissenschaften endlich ist es zu einer Ausstellung von Axiomen noch fast gar nicht gekommen; doch läßt die logische Analyse ihrer Methoden keinen Zweifel, daß z. B. das Prinzin der Kausalität ein solches Axiom ist. Alle Axiome sind natürlich ihrer ganzen Bedeutung nach Wahrheiten »a priori«. Siehe: Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
In der Schifffahrt ein Gerät, das die Lage des Ruders im Bezug zur Längsachse des Schiffes in Grad angibt.