Corona-Chronik, März 2023
Die Chronik der Pandemie im Spiegel der gesammelten Pressemeldungen.
Arcturusin Deutschland angekommen - Experte erwartet Höhepunkt neuer Corona-Welle im April - [Bund: 35,6 / HH: 36,0 - +100 » 170.331 ]Aktuelle Inzidenzwerte und Zahl der an Corona Verstorbenen in Deutschland
Arcturus
in Deutschland angekommen
Experte erwartet Höhepunkt neuer Corona-Welle im April
XBB.1.16 ist die Labor-Bezeichnung der neuen Corona-Variante, auch bekannt unter dem Namen Arcturus
. Wie gefährlich die Omikron-Sublinie ist und worauf sich Deutschland in den kommenden Monaten einstellen muss, erklären Experten.
Die neue Corona-Variante XBB.1.16 , die zuerst in Indien auftrat, ist nun auch in Deutschland angekommen. Sie ist hierzulande aber noch sehr selten dokumentiert. Dennoch gibt sie Anlass zur Sorge. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem wöchentlichen Corona-Bericht mitteilte, wurde die unter dem Namen Arcturus
viel diskutierte Sublinie des Virus zwischen dem 30. Januar und dem 12. März in der Bundesrepublik bisher sechsmal nachgewiesen. Allerdings werden in Deutschland nur wenige Proben auf Varianten untersucht.
Für Aufsehen sorgten in den vergangenen Tagen vor allem Berichte aus Indien. In Indien wurde zuletzt ein zunehmender Anteil dieser Sublinie beobachtet, parallel zu einem Anstieg der dortigen Covid-19-Inzidenzen
, schreibt das RKI. In den vergangenen Wochen sei Arcturus
in verschiedenen Ländern nachgewiesen worden.
Arcturus
wird jetzt kein Game-Changer sein
Nach Einschätzung des Virologen Hendrik Streeck wird die neue Variante, die bereits in Baden-Württemberg und Bayern registriert wurde, jetzt kein Game-Changer sein
. Es werde nicht bedeuten, dass wir wieder eine neue Pandemie haben, sondern es ist einer dieser Wellen, die vielleicht kommen kann, vielleicht auch wegbleiben kann, die wir in den nächsten Jahren einfach erwarten müssten, so der Experte bei Punkt12
.
Ulf Dittmer, Virologe an der Uniklinik Essen sagt zu FOCUS online: Leider können immer wieder Varianten entstehen, die noch besser dem Immunsystem entgehen. Ob diese auch noch infektiöser sind, ist schwer vorstellbar, denn hier hatte sich das Virus schon über die vorherigen Varianten stark optimiert.
Diese Entwicklung könne wieder zu Infektionswellen führen, auch im Sommer, da das Virus seine Saisonalität weitestgehend abgelegt habe. Dittmer glaubt allerdings nicht, dass es wieder zu vielen schweren Verläufen durch Arcturus kommen werde. Besonders Menschen, die erst geimpft wurden und dann leicht oder mittelschwer erkrankt sind, haben eine ganz breite Immunität. Nicht nur durch Antikörper, sondern auch durch T-Zellen und das sind sehr viele in Europa.
Diese Kombination schützte sie sehr gut vor schwerer Erkrankung und dem könne keine denkbare Variante vollständig aus dem Weg gehen.
Experte: Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit zwischen 1000 und 2000
Der Saarbrücker Pharmazieprofessor Thorsten Lehr ist allerdings überzeugt, dass die aktuellen Zahlen zur Corona-Inzidenz in Deutschland das Infektionsgeschehen nicht mehr richtig abbilden. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: Das Meldewesen von Corona ist vorbei. Aber Corona selbst ist nicht vorbei.
Lehr geht davon aus, dass die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit zwischen 1000 und 2000 liegt. Das RKI gab die Zahl der gemeldeten Covid-19-Fälle innerhalb von sieben Tagen zuletzt mit rund 40 pro 100.000 Einwohner an. Wir haben noch viele Infektionen. Sie sind harmloser, aber sie sind existent
, sagte Lehr. Seiner Prognose zufolge wird die aktuelle Welle im April ihren Höhepunkt erreichen und dann abebben. Nicht wegen irgendwelcher Saisonalitäten, daran glaube ich nicht mehr. Sondern weil wieder eine Durchseuchungsrunde vorüber ist.
Was danach kommt, ist laut Lehr ungewiss. Das hänge immer davon ab, ob es eine neue Variante gibt und wie lange der Impfschutz anhält. Mit rund 40 Millionen gemeldeten Infektionen seit Beginn der Pandemie vor gut drei Jahren plus Dunkelziffer gebe es bundesweit eine relativ große
Immunität. Mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung dürfte einmal Kontakt mit dem Virus gehabt haben
, so der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes.
XBB.1.16-Variante: Drei zusätzliche Mutationen im Spikeprotein
Arcturus
zeichnet sich laut RKI durch drei zusätzliche Mutationen im so genannten Spike-Protein aus. Zu einem möglichen Einfluss dieser Veränderungen auf die Schwere der Erkrankung oder die Ansteckung äußerte sich das RKI nicht. Experten warnen jedoch vor Panik, es gebe noch kaum belastbare Daten.
Bei Arcturus
handelt es sich um eine Sublinie des in Deutschland mittlerweile dominierenden Omikron-Rekombinanten XBB.1. Für Deutschland rechnet das RKI in den kommenden Wochen mit weiter steigenden Anteilen von XBB.1-Sublinien. Für die derzeit in Deutschland dominierende Sublinie XBB.1.5 deuten die vorläufigen Daten nicht auf eine erhöhte Erkrankungsschwere hin. tsa/mit dpa
Studie zu Corona-Ursprung: Was die DNA-Funde in Wuhan beweisen
Genetische Untersuchungen vom Wildtiermarkt in Wuhan zeigen eine enge Vermischung der DNA von Marderhunden und dem Coronavirus. Wieso wurden die Daten erst jetzt bekannt? Und ist damit der tierische Ursprung der Pandemie bewiesen?
Was wurde entdeckt?
Virologen sind auf bislang unbekannte genetische Analysen vom Wildtiermarkt in Wuhan gestoßen. Diese stammen von Anfang 2020, also dem Beginn der Pandemie. Die genetischen Sequenzen seien aus Abstrichen gewonnen worden, die an und in der Nähe von Marktständen genommen wurden.
Sie seien von Forschern des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention (CCDC) in die frei zugängliche Genomdatenbank GISAID eingestellt und dort Anfang März von Wissenschaftlern um die Französin Florence Débarre - quasi zufällig - entdeckt und analysiert worden. So schreiben es die Forscher in einer Preprint-Studie, die am Montag veröffentlicht wurde.
Was leiten die Experten aus den Daten ab?
Eine Auswertung ergab den Forschern zufolge, dass Marktproben, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, auch tierisches Genmaterial enthielten - unter anderem vom Marderhund. Diese Tiere sind laut den Forschern für eine SARS-CoV-2 Infektion anfällig und können genügend Virus ausscheiden, um es auf andere Arten zu übertragen.
Sie stehen deshalb schon länger als Zwischenwirt im Verdacht, die das Virus auf den Menschen übertragen haben könnten.
Wie US-Medien berichten, schließen die Wissenschaftler aus der Art der Probenentnahme, dass an den betroffenen Stellen ein mit dem Coronavirus infizierter Marderhund gewesen sein könnte. Die Virologin Angela Rasmussen, die an der Analyse beteiligt war, sagte in The Atlantic
: Das ist ein sehr starker Hinweis, dass Tiere auf dem Markt infiziert waren. Es gibt keine andere sinnvolle Erklärung.
Der Mikrobiologe Fabian Leendertz von One Health Institute in Greifswald betont jedoch, dass damit nicht zweifelsfrei bewiesen sei, dass Marderhunde wirklich infiziert waren. Es könnte auch sein, dass infizierte Menschen das Virus dorthin getragen haben. Oder dass ein anderes Tier das Virus übertragen hat.
Wichtig sei aber die Erkenntnis, dass Marderhunde definitiv auf dem Markt gehandelt wurden - denn das sei lange von den chinesischen Behörden abgestritten worden.
Warum kommt diese Entdeckung erst jetzt?
Es handelt sich um einen Zufallsfund. Nachdem Débarre und ihre Kollegen die chinesischen Autoren am 9. März kontaktiert hatten, ließen diese die Daten zwei Tage später von GISAID löschen - die westlichen Forscher hatten die Daten jedoch schon heruntergeladen. Die Gründe für das Löschen sind unbekannt.
Ist damit der Ursprung des Coronavirus geklärt?
Nein. Aber die Erkenntnisse stützen laut Beobachtern die von vielen Wissenschaftlern vertretene These, dass das Virus einen natürlichen Ursprung hat und nicht aus einem Labor stammt. Das vorläufige Ergebnis untermauert stark meine seit Beginn der Pandemie geäußerte Vermutung eines Ursprungs in Marderhunden oder anderen Fleischfressern wie zum Beispiel Schleichkatzen
, erklärte etwa der Berliner Virologe Christian Drosten.
Auch Leendertz sieht in den jüngsten Veröffentlichungen ein wichtiges Puzzlestück
. Einen definitiven Beweis, wie das Virus in die Welt kam, werde es wahrscheinlich nie geben, denn die Tiere seien nicht mehr am Leben. Aber die Entdeckung mache die bestehende Hypothese plausibler.
Welche Rolle spielen die chinesischen Behörden?
Dass diese Daten erst so spät und auch nur zufällig ans Licht kommen, dürfte viele Beobachter verärgern. Der Vorsitzende der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, kritisierte Chinas Informationspolitik. Diese Daten hätten schon vor drei Jahren zur Verfügung gestellt werden können, und das hätte auch passieren müssen. Wir rufen China erneut auf, transparent zu sein, indem es Daten zur Verfügung stellt, und wir fordern China auf, die nötigen Untersuchungen durchzuführen und über die Resultate zu berichten.
Leendertz nennt die Kommunikation der Chinesen extrem unglücklich
. Möglicherweise solle so die Fellproduktion, die ein großer Wirtschaftszweig in dem Land sei, geschützt werden. Denn Marderhunde werden vor allem wegen ihres Fells gehalten - das auch in europäischen Produkten landet.
Laut dem Zoonosen-Experten, der in die Suche der WHO nach dem SARS-CoV-2-Ursprung eingebunden war, gab es bereits in dem ersten Bericht der WHO zur Untersuchung des Ursprungs von SARS-CoV-2 die Empfehlung die Proben auch auf Säugetier-DNA zu untersuchen. Warum das nicht direkt gemacht wurde, weiß ich nicht. Das widerspricht eigentlich der üblichen wissenschaftlichen Praxis.
Was folgt aus der Entdeckung?
Die neuen Daten liefern einen starken Hinweis auf den Zwischenwirt. Nun sei es geboten, zu schauen, wie das Virus in die Welt kam beziehungsweise auf den Zwischenwirt übertragen wurde: Was jetzt fehlt, ist, weiter rückwärts zu schauen - wo kommen die Wildtiere her, die dort gehandelt wurden? Wo haben die Marderhunde oder andere empfängliche Tiere, die dort gehandelt wurden, möglicherweise das Virus her?
, so Leendertz. Hier stünden Fledermäuse oder andere Kleinsäuger im Fokus. Da mal eine systematische Studie mit einer guten Stichprobengröße, das wäre sehr sinnvoll, nicht erst jetzt - sondern schon lange.
Tagesschau.de
Arcturus- Kommt eine neue Welle auf uns zu? - [Bund: 40,4 / HH: 34,3 - +180 » 170.074 ]Aktuelle Inzidenzwerte und Zahl der an Corona Verstorbenen in Deutschland
Kommt eine neue Welle auf uns zu?
Was wir über die neue Corona-Variante Arcturus
bisher wissen
Schon länger findet das Leben in Deutschland wieder ohne Corona-Beschränkungen statt. Doch jetzt bereitet Experten eine neue Corona-Variante in Indien Sorgen, die dort gerade wieder die Infektionszahlen in die Höhe treibt. Was wir über diese wissen und was ein deutscher Epidemiologe dazu sagt.
Gefühlt ist die Pandemie schon seit geraumer Zeit vorbei. Maßnahmen gibt es schon länger keine mehr in Deutschland, das Leben hat sich wieder normalisiert. Auch die Inzidenz liegt derzeit mit 43,7 Infektionsfällen pro 100.000 Einwohner weit weg von besorgniserregenden Entwicklungen.
Mitten in diese Sorglosigkeit platzen nun Nachrichten aus Indien, die aufhorchen lassen. Demnach breitet sich dort eine neue Omikron-Untervariante aus: XBB.1.16. Sie trägt den Beinamen Arcturus
, benannt nach dem hellsten Stern des Nordhimmels. Innerhalb von 14 Tagen hat diese Variante nun die Infektionszahlen in Indien um 281 Prozent ansteigen lassen – auch die Todeszahlen seien im gleichen Zeitraum um 17 Prozent gestiegen.
Indischer Experte besorgt über die Entwicklung
Das twitterte der indische Experte Vipin Vashishta, Kinderarzt sowie Forscher am Mangla Hospital and Research Center im indischen Bijnor und Mitglied der WHO-Vakzin-Gruppe. Auch eine Warnung fügte er seinem Post an: Alle Augen sollten auf Indien gerichtet sein! Wenn es XBB.1.16 alias #Arcturus gelingen könnte, die
robuste
Bevölkerungsimmunität von Indern zu durchbrechen, die dem Ansturm von Varianten wie BA.2.75, BA.5, BQs, XBB.1.5 erfolgreich widerstanden haben, dann muss sich die ganze Welt ernsthaft Sorgen machen!
Arcturus-Fälle bereits weltweit festgestellt - auch in Deutschland
Nicht gerade etwas, das man nach über zwei Jahren Pandemie gerne hört. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine neue Variante von Indien aus schnell weltweit ausbreitet und für Ungemach sorgt. Tatsächlich wurde Arcturus bereits in vielen Ländern rund um den Globus nachgewiesen. Am häufigsten in den USA, aber auch in Brunei, Singapur, Australien, Japan, Südkorea, Großbritannien, Italien, Dänemark und Österreich wurden bereits Fälle registriert. Wie die deutsche Apotheker-Zeitung DAZ.online
berichtet, konnten viele Infektionen auf Indien-Reisende zurückgeführt werden.
Auch bei uns in Deutschland ist die neue Variante bereits angekommen: Jeweils ein Fall in Baden-Württemberg und ein Fall in Bayern wurden bisher registriert.
Arcturus mutmaßlich Rekombination aus zwei Omikron-Varianten
Bei der neuen Variante handelt es sich mutmaßlich um eine Rekombination zweier Omikron-Untervarianten, schreibt das Blatt weiter. So stamme XBB von den Varianten BA.2.10 und BA.2.75 ab und habe sich bereits vielfach weiterentwickelt. XBB.1 und XBB.1.5 grassierten bereits weltweit. Letztere ist seit Dezember dominierende Variante in den USA. Laut WHO ist die XBB-Familie weltweit auf dem Vormarsch und hat fast überall die zuvor dominanten Varianten BA.5 und BA.2 verdrängt.
Das ist auch in Deutschland der Fall. Laut aktuellem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt der Gesamtanteil der rekombinanten Omikron-Variante XBB.1 einschließlich aller Sublinien hierzulande bereits bei 56 Prozent. BA.5 liegt dagegen nur noch bei 24 Prozent, BA.2 bei 16 Prozent.
Neue besorgniserregende Mutationen am Spike-Protein
Die neue Variante Arctururs besitzt durchaus besorgniserregende Eigenschaften, berichtet DAZ.online
weiter. Denn sie verfügt über weitere Mutationen am Spike-Protein, die unter anderem das Potential hätten, die Ausschüttung von Interferon zu unterdrücken und somit die Immunabwehr von Geimpften und Genesenen zu unterlaufen. Auch könnte der Eintritt in die Zellen noch schneller von statten gehen. Damit wäre die Variante noch ansteckender als ihre Vorgänger.
Gegenüber der Variante XBB1.5, die bis zuvor als die sich am schnellsten ausbreitende Variante galt, hätte die neue XBB-Variante einen Wachstumsvorteil von 140 Prozent, schreibt das Blatt weiter. Entsprechend gebe es durchaus Anlass zur Wachsamkeit.
Epidemiologe Timo Ulrichs über Lage in Deutschland
Blicken wir also auch in Deutschland einer neuen Infektionswelle entgegen? Dass neue Varianten immer wieder auftreten sei normal, erklärt der Epidemiologe Timo Ulrichs aus Berlin im Gespräch mit FOCUS online. Omikron-Untervarianten lösen einander ab, um das Infektionsgeschehen zu beherrschen.
Die entscheidende Frage sei aber eine andere: Sieht die Antigenstruktur der Variante so anders aus, dass die durch Impfung und die bisherige Durchseuchung erlernte Immunität nicht mehr hilft, die Ausbreitung zu hemmen und schwere klinische Covid-19-Verläufe gering zu halten?
Dazu lägen noch keine verlässlichen Daten aus Indien vor wie Hospitalisierungsrate, ICU-Belegung und Todesfälle.
Eine Entwarnung kann Ulrichs dennoch nicht geben. Es wäre durchaus vorstellbar, dass eine solche neue Untervariante uns noch einmal in die Verlängerung der Pandemie zwingen könnte
, mahnt er. Die Jahreszeit spielt uns aber hier in die Karten: Wir gehen in Europa gerade in den Frühling, so dass eine großflächige Ausbreitung eher schwerer wäre als zu Beginn der Herbst-/Wintersaison.
Prophylaktische Impfung mit omikronspezifischen Impfstoffen für Risikogruppe sinnvoll
Risikogruppen empfiehlt Ulrichs dennoch vorsorglich eine Impfung mit den neuen omikronspezifischen Impfstoffen. Das wäre für alle Risikogruppen prophylaktisch zu empfehlen, sofern noch nicht geschehen
, betont er.
Selbst wenn die Pandemie durch Arcturus noch einmal aufflammen könnte, sieht Ulrichs dem gelassen entgegen. Sollte die Pandemie noch einmal eine neue Runde machen, wären wir durch die bereits erreichte Grundimmunisierung der Bevölkerung besser aufgestellt als in der Frühphase der Pandemie
, sagt er. Auch wenn weitere Krisen dafür sorgten, dass ihre Bekämpfung womöglich schwerer und aufwendiger würde als bisher.
Kein Grund zur Panik - die meisten Fälle nicht schwerwiegend
Da trotz des Anstiegs die absoluten Fallzahlen in Indien bisher noch relativ gering sind und auch noch kein Anstieg der Hospitalisierungen verzeichnet wurde, wäre also Panik völlig fehl am Platz. So sieht es auch der indische Corona-Experte Randeep Guleria, ehemaliger Leiter der dortigen Corona-Taskforce. Er sehe derzeit keinen Grund zur Sorge, da die meisten Fälle nicht schwerwiegend seien und auch mit angemessenem Verhalten die Ansteckungen eingedämmt werden könnten. Focus online
Arcturus- [Bund: 43,7 / HH: 31,3 - +141 » 169.802 ]Aktuelle Inzidenzwerte und Zahl der an Corona Verstorbenen in Deutschland
WHO-Experte warnt vor neuer Corona-Variante Arcturus
In Indien grassiert die Corona-Variante Arcturus
- und sorgt binnen zwei Wochen für einen dramatischen Anstieg der Infektionszahlen. Der WHO-Experte Vipin Vashishta warnt nun vor der Corona-Variante. Auch in Deutschland gibt es bereits zwei erste Fälle.
XBB.1.16 oder Arcturus
. Das ist der Name, einer neuen leicht übertragbaren Untervariante von Omikron, die derzeit für einen raschen Anstieg der Corona-Infektionen in Indien sorgt. Innerhalb von zwei Wochen stiegen die Infektionszahlen um ganze 281 Prozent. Grund genug für den indischen Experten Vipin Vashishta via Twitter davor zu warnen. Denn: In dem einst durchseuchten Land Indien ist ein Großteil der Bevölkerung weitestgehend immun. Arcturus
grassiert jedoch und breitet sich in Indien rasch aus.
Alle Augen sollten auf Indien gerichtet sein! Wenn es XBB.1.16 alias
, schreibt Vashishta, der auch Mitglied der WHO-Vakzin-Gruppe ist. Focus OnlineArcturus
gelingen könnte, die robuste
Bevölkerungsimmunität von Indern zu durchbrechen, die dem Ansturm von Varianten wie BA.2.75, BA.5, BQs, XBB.1.5 erfolgreich widerstanden haben, dann muss sich die ganze Welt ernsthaft Sorgen machen
Ursprung von Sars-CoV-2 endlich geklärt? Neue Erkenntnisse aus China
Kommt Corona von Wildtieren oder aus dem Labor? Seit Beginn der Pandemie diskutieren Forschende die unterschiedlichen Thesen zum Ursprung von Sars-CoV-2. Bisher unveröffentlichte Daten liefern nun genetische Beweise für eine davon.
Als Startpunkt der Corona-Pandemie ist der Huanan Seafood Wholesale Market in Wuhan schon lange identifiziert. Nicht klar dagegen ist bis heute der genaue Ursprung von Sars-CoV-2. Die meisten Fachleute gehen von natürlichen Wurzeln aus. Allein es fehlte ein wichtiger Beweis – nämlich genetische Nachweise, die zeigen, dass das Virus auf dem Markt verkaufte Tiere infiziert hatte. Das hat sich jetzt geändert.
Tier als Pandemie-Auslöser
Das Magazin The Atlantic
titelt: Der bisher stärkste Beweis dafür, dass ein Tier die Pandemie ausgelöst hat
. Denn eine französische Wissenschaftlerin hat zuvor nicht veröffentlichte genetische Daten vom Lebensmittelmarkt in Wuhan entdeckt. Sie und ihr Team sind sicher, dass sie die Theorie stützen, dass mit dem Coronavirus infizierte Tiere dort die Pandemie ausgelöst haben. Wie das Magazin Science
berichtet, stellten mehrere der Forscher ihre Ergebnisse der Scientific Advisory Group for the Origins of Novel Pathogens (SAGO) vor, einer im vergangenen Jahr von der Weltgesundheitsorganisation einberufenen Expertengruppe.
Die Daten weisen noch deutlicher auf einen Marktursprung hin
, sagt Kristian Andersen, ein Evolutionsbiologe bei Scripps Research, der an dem Treffen teilnahm. Andersen ist einer, der Wissenschaftler, der die neuen Daten analysiert.
Science
schildert weitere Details der Forschungen auf den rätselhaften Spuren. Die auf Evolutionsbiologie spezialisierte Wissenschaftlerin Florence Débarre arbeitet am französischen Nationalzentrum für wissenschaftliche Forschung. Sie grub die Daten aus, die aus genetischen Sequenzen bestehen, die chinesische Forscher in GISAID, einer Virologie-Datenbank, veröffentlicht hatten. Das chinesische Team hatte Proben vom Lebensmittelmarkt gesammelt, die mit frühen Covid-19-Fällen in Verbindung standen. Nachdem Débarre die Sequenzen entdeckt hatte, hat GISAID sie zwischenzeitlich entfernt. Mit dem Hinweis: Dies geschah auf Wunsch des Einsenders, also der chinesischen Forscher.
Dabei sind das möglicherweise endlich entscheidende Daten. Die neue Analyse der genetischen Sequenzen, die vom Markt gesammelt wurden, zeigt: Marderhunde, die illegal am Markt verkauft wurden, könnten das Virus Ende 2019 übertragen und möglicherweise ausgeschieden haben.
Dies stärkt tatsächlich die Argumente für einen natürlichen Ursprung
, fasst Seema Lakdawala aktuelle Erkenntnisse aus China in The Atlantic
zusammen. Die Professorin für Mikrobiologie und Immunologie der Emory University in Atlanta war selbst nicht an der Studie beteiligt.
Auch der deutsche Virologe Christian Drosten hält die aktuellen Untersuchungen für plausibel. Dem Tagesspiegel
sagt der Corona-Experte, dass diese vorläufige Analyse chinesischer Daten meine stets favorisierte Hypothese bestätigt.
Natürlich müsse man alle denkbaren Theorien ernst nehmen, aber eine Herkunft aus Carnivoren, insbesondere Marderhunden oder Schleichkatzen, ist bei weitem die wahrscheinlichste Herkunft
, erklärt Drosten. Dies begründet sich aus dem Wissen über das erste Sars-Virus, wo es genauso war.
Die Forschungsgruppe ist nun in Austausch mit Chinas Center for Disease Control and Prevention (CDC). Sie fordern, dass die genetischen Sequenzen öffentlich gemacht werden. Dann könnte das Rätsel um den Ursprung von Sars-CoV-2 endlich ganz gelöst werden. Focus Online
Rekombinante entdeckt: Neue Corona-Variante breitet sich rasant in Österreich aus
Seit Wochen bestimmt die hochansteckende Omikron-Linie XBB.1.5 das Infektionsgeschehen. Jetzt verbreitet sich die neue EG.1-Variante in Österreich – und sorgt für Unruhe.
Wien – Corona und kein Ende? Die sich derzeit auch in Deutschland ausbreitende Omikron-Linie XBB.1.5 wird offenbar von einer weiteren hochansteckenden Sublinie namens EG.1 ergänzt. Innerhalb von einer Woche wurden in Österreich bereits 94 Infektionen mit dieser Variante, die auch als XBB.1.9.2.1 bekannt ist, gemeldet.
Die Sublinie EG.1 dominiert demnach seit Mitte Februar als erste Rekombinante mit über 60 Prozent das Infektionsgeschehen im Land. Experten vermuten, dass diese Sublinie im Vergleich zu ihrer Schwesternlinie XBB.1.5, dem Omikron-Kraken
, vor dessen Ausbreitung in Europa die WHO im Januar warnte, innerhalb kürzester Zeit stark ansteigen kann.
Ihre Gefahr gegenüber anderen Varianten besteht darin, dass sie die Mutation 486 im Spike-Protein besitzt. Diese Mutation ermöglicht ihr eine bessere Bindung am ACE2-Rezeptor und damit das Eindringen in die Wirtszelle.
Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien stellte in Bezug auf die neueste Erhebung zur Corona-Entwicklung in Österreich fest: Ausgehend von den gemeldeten Fallzahlen zeigt XBB.1.5 keine Anzeichen einer Verlangsamung, aber erste hoffnungsvolle Signale kommen aus dem Abwasser
, so der Wissenschaftler der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf Twitter.Eine andere Grafik veranschaulicht aber eben auch die Entwicklung der Schwester-Variante EG.1: Dieses Diagramm zeigt auch, wie dynamisch EG.1 (auch bekannt als XBB.1.9.2.1) die Szene betrat. Wir haben bis jetzt insgesamt 242 Fälle entdeckt.
Der Molekularbiologe weiter: EG.1 scheint aber auch nicht nur eine Ausweitung von Mutationen zu sein, sondern es gibt einen klaren, aber nicht dramatischen Wachstumsvorteil von EG.1 gegenüber XBB.1.5 und anderen Schwesterlinien.
Eine kleine Entwarnung folgt: Dennoch wird EG.1 wahrscheinlich in den nächsten zwei Monaten nicht mehr als 50 Prozent der Fälle erreichen, wenn überhaupt.
Elling geht derzeit nicht davon aus, dass sich XBB. 1.5 wiederholen wird. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies XBB.1.5 bislang noch keine Mutation auf, die auf Veränderungen der Krankheitsschwere hindeuten würden. Sicher ein Grund, warum Experten weiter unbesorgt sind, obwohl die Werte beim Corona-Abwassermonitoring in Bayern steigen.
Aufgrund der noch wenigen EG.1-Fälle und damit so gut wie keinen vorhandenen Daten, gibt es auch bezüglich des Krankheitsverlaufes noch keine Anhaltspunkte. Merkur.de (Ulrike Hagen)
Corona-Zahlen gestern und vor einer Woche
Gestern wurden vom RKI 7.829 Neuinfektionen binnen 24 Stunden vermeldet. Vor einer Woche, am Samstag, 04.03.2023, wurden vom RKI 8.279 Neuinfektionen gemeldet. Die 7-Tage-Inzidenz war im Verlauf der Corona-Pandemie Grundlage für Corona-Regeln und Einschränkungen. Aktuell werden daneben auch weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen (Hospitalisierungsinzidenz) stärker berücksichtigt und als Kennwerte für etwaige Maßnahmen herangezogen.
Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden. RKI
Prominenteste Corona-Kennzahl sackt ab
Drei Jahre nach Pandemiebeginn zeichnet sich in den Daten ein beeindruckendes Schauspiel ab: Die Inzidenzwerte gehen flächendeckend zurück, die Deutschland-Karte zur Viruslage wechselt schlagartig die Farben. Auslöser der Entwicklung ist jedoch kaum das Infektionsgeschehen.
Mehr als 1100 Tage nach dem ersten bestätigten Coronavirus-Fall in Deutschland meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinen täglich veröffentlichten Meldedaten zur Pandemie-Lage dramatische Entwicklungen: Anfang März geht das gemeldete Fallaufkommen bundesweit in den Sinkflug.
Die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz - lange Zeit der wichtigste Indikator zur Einschätzung der Corona-Situation in den gut 400 deutschen Städten, Landkreisen und Regionen - verliert schlagartig an Höhe.
Die Zahl der bundesweit erfassten Ansteckungen mit Sars-CoV-2 sackt von einem Niveau von gut 130 Fällen pro Woche je 100.000 Einwohnern Ende Februar auf zuletzt 61,4 Fälle ab. Das ist der mit Abstand niedrigste Inzidenzwert seit mehr als einem Jahr. Tiefer lag die amtliche Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland zuletzt im September 2021. Und: Es ist jetzt schon abzusehen, dass sich das Meldeaufkommen in den kommenden Tagen weiter zurückentwickeln wird. Grund ist jedoch nicht etwa eine plötzlich auftretende "Herdenimmunität" oder ein wundersames Abklingen des allgemeinen Infektionsrisikos. Auslöser für den Einbruch bei den amtlich bekannten Covid-Fällen ist vielmehr eine politische Weichenstellung.
Anfang März endete in Deutschland der reguläre Anspruch auf kostenfreie PCR-Tests. Zudem entfällt die Corona-Testpflicht für Besucher in Kliniken oder Pflegeheimen.
Selbst Kontaktpersonen oder Verdachtsfälle mit eindeutigen Symptomen erhalten in der Regel keine Möglichkeit mehr, sich kostenfrei testen zu lassen. Die Folge: Es wird deutlich weniger getestet. Die deutsche Pandemiestrategie wechselt in eine Art Blindflug.
Für die amtliche Pandemiestatistik hat das erhebliche Folgen: Weil das RKI bei der Inzidenzberechnung per Definition seit jeher nur laborbestätigte Infektionsfälle zählt, wirkt sich jede Hemmschwelle im Test-System stark auf das erkannte Fallaufkommen aus.
Die ersten Effekte der neuen Meldesituation sind bereits kurz nach dem Monatswechsel erkennbar - und damit vor Ablauf des vollen Sieben-Tage-Zeitraums. Der Inzidenzberechnung gehen die Meldefälle aus. Die Aussagekraft der vom RKI weiterhin Tag für Tag erhobenen Daten läuft zunehmend ins Leere.
Zum Vergleich: Die Fallzahlen von Mittwoch, 1. März lagen bereits knapp ein Viertel unter dem Niveau von Dienstag, 28. Februar - und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt im Wochenverlauf üblicherweise noch ähnlich hohe Meldestände zu erwarten gewesen wären.
Mit jedem weiteren Tag wird die Datenbasis dünner: Das Fallaufkommen von Freitag, 4. März bewegte sich bereits rund 60 Prozent unter dem Niveau des Freitags davor: Bundesweit wurden laut RKI statt knapp 21.000 nur noch rund 8300 Infektionen gemeldet. Andere Indikatoren, wie etwa die unabhängig vom RKI-Meldesystem erhobenen Divi-Daten zur Lage auf den deutschen Intensivstationen - deuten aktuell nicht auf eine generelle Entspannung hin.
Die Sieben-Tage-Inzidenz - die prominenteste Kennzahl zur aktuellen Pandemie-Lage - koppelt sich dagegen von der Entwicklung ab: Optisch wird sich die Deutschland-Karte zur Corona-Situation in den Regionen in den kommenden Tagen rapide verwandeln. Je weiter der März voranschreitet, und je weniger Betroffene vom PCR-Testsystem erfasst werden, desto mehr Kreise werden mit ihren Inzidenzwerten unter die 2020 von der damaligen Bund-Länder-Runde eingeführten Warnschwelle von 50 Infektionen in sieben Tagen je 100.000 Einwohnern rutschen. Regionen in Orange werden bald in Dunkelgrau erscheinen. Das Infektionsgeschehen wird davon natürlich unberührt weiterlaufen.
Die Masse der Infektionsfälle wird es künftig nicht mehr in die offiziellen Inzidenzwerten schaffen. Für die Einschätzung der Corona-Lage muss sich die Öffentlichkeit dringend auf andere Kennzahlen konzentrieren. Beim RKI stützen sich die Fachleute schon seit längerem auf ein ganzes Bündel an weicheren oder indirekteren Indikatoren. Ausgewertet werden dort etwa Labor-Stichproben zur allgemeinen Viruslast in Deutschland, Angaben aus dem Grippeweb und Zahlen aus dem Netzwerk der Sentinel-Arzpraxen, mit dem sich Infektionswellen von Atemwegserkrankungen im ungefähren Umfang erkennen lassen.
Dazu kommen experimentelle Ansätze wie die Suche nach Corona-Spuren im Abwasser und natürlich die harten nachlaufenden Indikatoren wie die Bettenbelegung auf den Intensivstationen und die Covid-Befunde auf den Totenscheinen. Für Fachleute mag dieser Ansatz sicher ausreichen. Doch taugen die Daten aus den Surveillance-Systemen des RKI als Grundlage für eine Debatte in der breiten Öffentlichkeit? Woran können sich Politiker und Kritiker künftig halten?
Dazu kommen experimentelle Ansätze wie die Suche nach Corona-Spuren im Abwasser und natürlich die harten nachlaufenden Indikatoren wie die Bettenbelegung auf den Intensivstationen und die Covid-Befunde auf den Totenscheinen. Für Fachleute mag dieser Ansatz sicher ausreichen. Doch taugen die Daten aus den Surveillance-Systemen des RKI als Grundlage für eine Debatte in der breiten Öffentlichkeit? Woran können sich Politiker und Kritiker künftig halten?
Immerhin: Bisher sieht es nicht danach aus, als ob die jüngsten Infektionswellen zum Ende des Winters 2022/23 zu einem ähnlich dramatischen Anstieg bei der Zahl der täglich gemeldeten Covid-Toten führt wie in den Vorjahren. Was künftig jedoch in Deutschland fehlt, sind schnelle und halbwegs verlässliche Meldedaten aus der Fläche, um regionale Erfolge - oder Misserfolge - im Kampf gegen das Coronavirus abzubilden. ntv.de
Ein Jahr Wartezeit bei landesweit einziger Long-Covid-Ambulanz
Corona vorbei, alles gut? Nein, sagt Astrid Weber, Leiterin der einzigen fachübergreifenden Long-Covid-Ambulanz in Rheinland-Pfalz in Koblenz. Einerseits gebe es immer noch neue Infektionen. Andererseits litten vermutlich mindestens zehn Prozent aller Covid-19-Erkrankten unter anhaltenden Beschwerden und ein oder zwei Prozent sogar unter schweren langfristigen Beeinträchtigungen. Vereinzelt gebe es besonders anrührende Fälle: Wir haben einer 24-jährigen Frau einen Rollstuhl verschreiben müssen. Und ein 14 Jahre alter Junge ist sogar schon in einem Rollstuhl zu uns gekommen
, sagt Weber. Seine Muskeln spielen nicht mehr mit.
Ihre im Mai 2022 eröffnete Ambulanz im Corona-Kompetenz-Zentrum
in der Koblenzer Innenstadt, wo auch Tests und Frühtherapien angeboten werden, kann sich vor Anfragen nicht retten. Bis jetzt haben wir rund 320 Patienten gehabt
, bilanziert die Ärztin. Jede Woche haben wir etwa 30 Anfragen. Unsere Wartezeit beträgt jetzt ein Jahr. Irgendwann müssen wir daran denken, die Warteliste zu schließen.
Die oft verzweifelten Patienten kämen aus ganz Rheinland-Pfalz und auch aus anderen Bundesländern.
Kein Wunder, dass sich Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) für mehr derartige Ambulanzen einsetzt: Wir sind mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Gespräch, ob es eine Möglichkeit gibt, in jeder Großstadt eine spezielle Long-Covid-Anlaufstelle zu etablieren.
Schließlich könnten auch andere Infektionskrankheiten Langzeitfolgen auslösen: Das ist ja nicht nur Corona.
Besonders nicht auskurierte grippale Infekte nennt Hoch als Beispiel. Wir haben ja ganz viele Erkrankungen, von denen wir heute wissen, dass auch das Immunsystem beteiligt ist.
Etwa Multiple Sklerose und Alzheimer. Für die Einrichtung einer Long-Covid-Ambulanz müssen sich laut Minister Hoch wie in Koblenz die niedergelassenen Ärzte entscheiden.
Konkrete Ergebnisse der 2022 begonnenen entsprechenden Gespräche gebe es aber noch nicht, heißt es im Gesundheitsministerium. Die KV betont: Das muss von den Ärzten ausgehen.
KV-Sprecher Stefan Holler sagt: Wir können da keinen Zulassungsstatus vergeben.
Die Koblenzer Pionierin Astrid Weber sieht ein Problem beim Honorar. Ein Termin mit Long- und Post-Covid-Patienten dauere oft eine Stunde, die sie mit ihrer Zusatzausbildung als Psychotherapeutin auch abrechnen könne - nicht aber etwa ein Hausarzt: Er bekommt nur zehn Minuten honoriert. Das kann insgesamt nicht funktionieren.
Dabei wünsche sie sich dringend weitere Long-Covid-Ambulanzen im Land - zur eigenen Entlastung und auch für den fachlichen Austausch.
Als Long Covid werden Symptome bezeichnet, die noch mehr als vier Wochen nach einer Infektion oder Erkrankung andauern. Von Post Covid ist die Rede bei nach mehr als zwölf Wochen noch bestehenden oder neuen Symptomen oder Gesundheitsstörungen, die anders nicht erklärt werden können.
Astrid Weber sagt an ihrem Schreibtisch: Vieles ist hier noch unerforscht.
Es sei ein Stochern im Nebel. In 36 Berufsjahren habe sie noch nie eine Krankheit erlebt, bei wir so viel Wissen so schnell lernen müssen
, betont die Ärztin, die nach eigenen Worten . Der ganze Mensch in all seinen Systemen könne betroffen sein, physisch und psychisch. Möglich sei bisher eher gute Symptombekämpfung.
Es ist aber auch hilfreich für die Patienten, dass sie sich bei uns ernstgenommen fühlenlocker 60 Stunden pro Woche
arbeitet.
Auch mit einem dunkelblauen Handkraftmessgerät versucht sie zu Beginn und am Ende eines Termins die Leistungsfähigkeit von Patienten zu ergründen: Wie viel Unterschied gibt es dabei? Bei manchen Kranken sinkt der Wert binnen einer Stunde beträchtlich. Ann-Kristin Specht, Webers einzige permanente Mitarbeiterin, sagt: Wir brauchen Geduld. Manche Leute schlafen auch mitten in der Testung einfach ein.
Viele sind schwer krank. Sie leiden laut Weber etwa unter dauerhafter Erschöpfung (Fatigue), Konzentrations- und Belastungsschwäche, unterschiedlichen Schmerzen oder Atemnot. Lebenslust und Kräfte schwänden dahin. Ann-Kristin Specht sagt: Das Durchschnittsalter bei uns liegt bei 44 Jahren. Der jüngste Patient ist 12 und der älteste 83 Jahre alt.
Auffällig: Dreiviertel aller Besucher der Long-Covid-Ambulanz in Koblenz sind Frauen. Leiterin Astrid Weber erklärt: Frauen haben ein anderes Immunsystem als Männer.
Nebenan lässt sie derweil eine Patientin Minuten auf einer langen roten Linie mit rechten Winkeln laufen, um ihre Belastungsmöglichkeit zu testen.
Vieles bleibt rätselhaft nach drei Jahren Pandemie. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will daher Millionensummen für die Erforschung einer geeigneten Versorgung von Long-Covid-Patienten mobilisieren. Auch an der Universitätsklinik Mainz ist ein Kompetenzzentrum für das Post-Covid-Syndrom geplant. Dabei geht es der Unimedizin zufolge um eine Anlaufstelle für Betroffene mit bedarfsgerechter, interdisziplinär abgestimmter Diagnostik und individualisierter Therapieempfehlung sowie um die Entwicklung von Präventions-, Diagnostik- und Therapiekonzepten. Focus Online
Erst Karneval, dann Corona
Nach dem Karneval steigen laut RKI die Corona-Fallzahlen in den Narrenhochburgen. In Rheinland-Pfalz gab es ein Plus von 36 Prozent. Das sind nur die offiziellen Zahlen - die Dunkelziffer fällt vermutlich noch höher aus.
Nach der Karnevals- und Faschingszeit mit vielen Feiern und Veranstaltungen zeigen sich nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) mehr Corona-Ansteckungen. Eine Zunahme der Inzidenzwerte sei in Regionen mit stärkeren Karnevalsaktivitäten zu beobachten
, heißt es im aktuellen RKI-Wochenbericht.
Demnach setzte sich vergangene Woche ein bundesweiter Inzidenzanstieg auf niedrigem Niveau fort: Er wurde auf plus 14 Prozent im Vergleich zur Woche zuvor beziffert. Besonders stark stiegen die Werte jedoch in Rheinland-Pfalz (36 Prozent), Nordrhein-Westfalen (35 Prozent) und dem Saarland (34 Prozent) sowie in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre. Diese Angaben beziehen sich nur auf im Labor bestätigte Corona-Fälle.
Die Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen dürfte um einiges höher liegen. So geht die Stadt Köln von einer hohen Zahl nicht gemeldeter Ansteckungen aus. Die Viruslast im Abwasser hatte bereits vor Karneval eine steigende Tendenz, dieser Trend hat sich in der Zeit des Straßenkarnevals und in der Woche danach fortgesetzt
, sagte eine Sprecherin der Stadt Köln der Rheinischen Post
.
Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass die Inzidenz mittlerweile zehnfach so hoch liegt wie der offiziell gemessene Wert.
Für Köln lag die Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI am Donnerstag bei 385,3 gemeldeten neuen Fällen pro 100.000 Einwohnern.
Viele Feiern und der Straßenkarneval mit Rosenmontagszügen fanden erstmals wieder ohne Corona-Schutzvorgaben und Einschränkungen statt. Anfang Februar waren bereits die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen sowie im Fern- und Nahverkehr in ganz Deutschland aufgehoben worden.
Insgesamt schätzt das Robert Koch-Institut die Gefährdung durch Covid-19 für die Gesundheit der Bevölkerung nur noch als moderat ein. Begründet wird dies unter anderem damit, dass die Zahl schwerer Krankheitsverläufe abgenommen hat. Jedoch seien weiterhin ältere Menschen ab 80 Jahren am stärksten von schweren Covid-19-Verläufen und Todesfällen betroffen. NDR
Maskenaffäre: Verfahren gegen Fynn Kliemann eingestellt
Das Verfahren gegen den Internet-Unternehmer Fynn Kliemann ist gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt worden. Das hat die Staatsanwaltschaft Stade dem NDR in Niedersachsen auf Nachfrage bestätigt.
Kliemann müsse in Summe 20.000 Euro an vier gemeinnützige Organisationen zahlen. Dem habe Kliemann zugestimmt. Er hatte behauptet, fair produzierte Corona-Masken zu verkaufen. Dies falle unter unlauteren Wettbewerb, da die Behauptung nicht zutreffend gewesen sei, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Gegen einen Geschäftspartner von Kliemann werde weiter ermittelt, hieß es.
Die Staatsanwaltschaft Stade hatte im Juni vergangenen Jahres Ermittlungen wegen Betrugsverdachts gegen Kliemann eingeleitet. Vorausgegangen war ein kritischer Fernsehbericht des Satirikers Jan Böhmermann. Dieser hatte im Mai 2022 in der TV Sendung ZDF Magazin Royale
über umstrittene Geschäfte Kliemanns mit Schutzmasken berichtet. Kliemann hatte die Maskenbetrug
-Anschuldigungen zurückgewiesen, aber auch Fehler eingeräumt.
Fynn Kliemann stammt aus der niedersächsischen Kleinstadt Zeven. Bekannt wurde er durch Heimwerker-Videos auf YouTube. Auf den Social-Media-Kanälen hat er Hunderttausende Fans. Das YouTube-Format Kliemannsland
wurde von 2016 bis 2020 vom NDR für funk produziert. Kliemann ist auch Autor, Schauspieler, Künstler und Musiker - zwei seiner Musikalben schafften es auf Platz eins der deutschen Albumcharts. Zudem verkauft er Modeartikel - zwischenzeitlich bot er auch Corona-Masken an. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Kliemann seine öffentlichen Online-Aktivitäten stark eingeschränkt.
Kliemann und eine Textilfirma aus Nordrhein-Westfalen waren Anfang Mai durch den ZDF-Beitrag in die Kritik geraten. Kliemann hat einen Online-Modeshop (Oderso
), über den er in Europa produzierte Kleidung anbietet. Zu der Textilfirma Global Tactics pflegte er Geschäftsbeziehungen. Im Kern des TV-Beitrags wurde die Frage aufgeworfen, ob bei Geschäften der Textilfirma mit einem Großhändler im Jahr 2020 ganz bewusst das Produktionsland verschwiegen wurde - Masken kamen aus Asien statt aus Europa.
Bei den Vorwürfen geht es auch um fehlerhafte Masken, die an Geflüchtete gespendet wurden. Kliemann wie auch die Textilfirma hatten sich dann nach und nach mit Details und Erklärungen zu dem Fall geäußert, die Rede war auch von Missverständnissen und Fehlern. Der Fall ist sehr kleinteilig. Der Influencer distanzierte sich auch von der Firma und erklärte auf Instagram, dass es im leid tue und dass er bei sich aufräume. Kliemann hatte sich nach eigenen Angaben vor allem mit seiner Bekanntheit, seinem Namen und unentgeltlich dafür eingesetzt, dass in der Pandemie schnell Masken hierzulande auf Großhandelsebene organisiert werden. NDR
Wissen Sie noch? Zehn Kuriositäten aus dem Corona-Alltag
Nach und nach verabschiedet sich die Corona-Pandemie. Vor drei Jahren - am 26.2.2020 - wurde der erste Corona-Fall im Land bekannt. Damals änderte sich der Alltag in rasantem Tempo - und brachte einige kuriose Blüten mit sich.
Wissen Sie noch?! Diese Szenen kommen uns heute teilweise wie aus einer anderen Zeit vor, sind aber doch erst drei Jahre oder wenige Monate her:
Vom neuen Gold
Toilettenpapier
Dass Toilettenpapier in Deutschland mal so wertvoll werden könnte - und der Stoff, mit dem sich die Deutschen während einer weltweiten Pandemie sicher fühlen - hätte vermutlich keiner gedacht. Über Wochen: Immer wieder ausverkauft. Leere Regale in Supermärkten und Drogerien in Rheinland-Pfalz, nur in haushaltsüblichen Mengen
zu kaufen. Aber: Was heißt das schon?
Teils hielten Mitarbeitende bei den betroffenen Sortimenten Wache
und gaben die entsprechende Menge direkt in die Hände der verzweifelten Kundinnen und Kunden. Für eine Packung Toilettenpapier musste man schon mal mehrere Geschäfte besuchen, um etwas vom neuen Gold
ergattern zu können. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen wurden dafür sogar Autos aufgebrochen:
In #Würselen wurde die Scheibe eines Pkw eingeschlagen & mehrere Rollen Klopapier gestohlen.
NRW AC, Twitter, 20.3.2020, 14:46 Uhr
Von Wortneuschöpfungen und neuen Vokabeln
Die Corona-Pandemie erweiterte unseren Wortschatz um viele neue Vokabeln. Während die Worte Hospitalisierungsrate
und Herdenimmunität
am Anfang nur schwer über die Lippen stolpern wollten, wurden sie schließlich zum Smalltalk-Thema - und die Diskutierenden zu Hobbyvirologen. Inzidenz, Hotspot, R-Wert - Standard-Repertoire. Osterruhe, Wellenbrecher, Bundesnotbremse, Hust- und Nies-Ettikette, Kohortenregelung, 2G, 3G und das Plus - damals gar kein Problem. Aber wer kann heute bitte noch den Unterschied zwischen Lockdown, Shutdown, Brücken-Lockdown und Lockdown-Light erklären?
Von Happy Birthday
und Händewaschen
Wie wäscht man sich ordentlich die Hände? Richtig, mit Wasser, Seife - und dem Lied Happy Birthday
. Ein oft gegebener Tipp in den Anfängen der Corona-Pandemie. Denn Händewaschen war ein wichtiger Baustein, um der Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken. Und: Richtiges Händewaschen will gelernt sein. Etwa 30 Sekunden sollen Innenseiten und Rücken der Hände, Fingerzwischenräume, Fingernägel und Daumen sorgfältig eingeseift werden. Die Merkhilfe für die richtige Länge, die in der Corona-Pandemie Schule machte: zwei Mal Happy Birthday
dabei singen. Wie oft das Geburtstagslied wohl heute noch in öffentlichen Toiletten ertönt?
Von Ausgangssperren und großen Umwegen
Auch ein Relikt vergangener Tage: Nächtliche Ausgangssperren. Zwischen 21 und 5 Uhr durften Rheinland-Pfälzer nur mit triftigem Grund
draußen unterwegs sein. Verhängt wurde die Ausgangssperre aber nicht etwa landesweit, sondern je nach Höhe der Corona-Zahlen in einzelnen Regionen des Landes. Den Anfang machten im Dezember 2020 unter anderem Ludwigshafen, Speyer, Frankenthal und der Rhein-Pfalz-Kreis.
Diese Regelung führte aber auch zu einigen Irritationen an den Grenzen von Kreisen, Städten und Kommunen im Land. Denn: Was gilt nebenan
? Und: Darf ich eigentlich in der Nacht durch einen anderen Kreis fahren, wenn dort Ausgangssperre herrscht? Unsicherheiten und viele Fragen führten teils zu großen Umwegen auf dem Nachhauseweg.
Von schwierigen Rechenaufgaben vor Treffen mit Freunden
Der Haushalt
wurde in der Corona-Zeit zur maßgeblichen Größeneinheit für das Treffen von Freunden und Familie. Mal durften sich in Rheinland-Pfalz nur Menschen aus demselben Haushalt in der Öffentlichkeit treffen oder maximal zehn Personen aus zwei Haushalten. Mal war es ein Haushalt mit einer weiteren Person, wie in der Corona-Verordnung im Januar 2021 beschrieben. Kinder unter 14 Jahren nicht mitgerechnet. Das machte Treffen in der Öffentlichkeit mitunter zur schwierigen Rechenaufgabe. Wie viele sind wir, wer ist wie alt, wer wohnt bei wem?
Mit der Verordnung von Januar 2021 ergab sich zudem ein noch größeres Fragezeichen: Alleinlebende konnten zwar ein befreundetes Pärchen oder eine WG besuchen - im Umkehrschluss durfte aber nur ein Teil dieser Haushalte zu ihnen kommen.
Von neuen Hobbys und dem Verweilverbot
Der neue Volkssport: Spazierengehen. Der gemeinsame Gang durch Städte, Parks und Wälder avancierte von einer betulichen Rentner-Beschäftigung zum aufregenden neuen Hobby. 'Willst du mit mir spazierengehen' wurde zu einer häufig gestellten Frage, in einer Zeit, in der Kinos, Theater, Bars oder Geschäfte geschlossen bleiben mussten, die Fußball-Bundesliga ruhte, und auch sonst einfach nichts los war. Das belegten auch diverse Umfragen von Krankenkassen.
Aber auch fürs Spazierengehen gab es Regeln: Verweilen - nicht erlaubt. Etwa in Ludwigshafen durfte man sich im März 2021 nicht einfach aufs Gras - oder behüte - auf Parkbänke setzen. Teils waren die sogar mit Absperrband versehen. Auch auf der Geierlaybrücke im Rhein-Hunsrück-Kreis musste man immer in Bewegung bleiben. Stehen bleiben, um Fotos zu machen - nicht erlaubt.
Vom Schlangestehen an ungewöhnlichen Orten
Geduld, eine wichtige Tugend im Corona-Alltag. Lange Wartezeiten und Schlangestehen kamen in der Pandemie ganz neu in Mode. Im März 2021 etwa öffnete in Rheinland-Pfalz wieder der Einzelhandel. Wie viele Kunden gleichzeitig im Geschäft anwesend sein durften, hing zu diesem Zeitpunkt von der Größe des Ladens ab. Für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche durfte sich zunächst ein Kunde je zehn Quadratmeter aufhalten. Für die anderen hieß es: warten.
Und so bildeten sich - auch bedingt durch die Abstandsregel von 1,5 Metern - lange Schlangen vor Bekleidungsgeschäften oder Büchereien. Vorher undenkbar. Vor Teststationen, Arztpraxen, Apotheken oder Impfzentren: das gleiche Bild.
Vom Zuhause bleiben als politischem Statement
Zuhause bleiben: Das wurde im März 2020 zum vorherrschenden Lebensgefühl und Statement. Politiker, Ärzte, Pflegepersonal: Sie alle machten sich dafür stark.
Landesärztekammer RP, Twitter, 20.3.2020, 8:57 Uhr
Schnell verbreitete sich der Hashtag #stayathome weltweit bei Social Media, gab es GIFs und Sticker. Wir bleiben zu Hause
, verkündeten wir voller Stolz. Gleichzeitig prangten von Kindern gemalte Regenbögen mit dieser Aussage an vielen Fenstern, auch in Rheinland-Pfalz. Noch nie war es so einfach für andere einzustehen und quasi die Welt zu retten.
Von Pappaufstellern und Online-Kultur
Kinos, Theater, Museen: in der Pandemie zeitweise geschlossen. Großveranstaltungen im Sport wie Fußballspiele oder Tennisturniere: vor leeren Rängen. Volksfeste, Konzerte: abgesagt. Die Kulturszene lag mit dem ersten Lockdown brach. Viele wurden kreativ und schufen Übergangslösungen: Wer hätte gedacht, dass man mal von der heimischen Couch aus einer Theaterpremiere beiwohnen oder an virtuellen Museumsrundgängen, Konzerten oder Escape Games teilnehmen könnte?
Damit sich Künstler und Sportler auf Rasen oder Bühne nicht allzu einsam dabei fühlten, gab es auch vor Ort eine Übergangslösung: Pappaufsteller mit Fotos der Fans versehen, manchmal gar eine LED-Wand, auf der man sich live einwählen konnte. Auch bei der Fastnachtssitzung "Mainz bleibt Mainz", die 2021 ohne Publikum voraufgezeichnet wurde, füllten Pappausteller kurzum die leeren Plätze auf.
Vom Masken-Auf-und-Ab in der Bahn
Zum 2. Februar 2023 wurde die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen in Rheinland-Pfalz endgültig abgeschafft. Damit fiel eine der am längsten durchgehend geltenden Corona-Regeln. Die brachte aber auf ihre letzten Tage noch eine Kuriosität mit sich. Denn wer mit dem öffentlichen Nahverkehr zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg unterwegs war, musste in der Theorie die Maske im Verkehrsmittel ab und wieder aufsetzen. Denn in Baden-Württemberg war die Maskenpflicht schon am 31. Januar aufgehoben worden.
Aber nicht nur bei der Maskenpflicht, auch sonst unterschieden sich die Corona-Maßnahmen in den einzelnen Bundesländern in den vergangenen Jahren heftig. Was in Rheinland-Pfalz galt, konnte über die Landesgrenze hinweg schon ganz anders aussehen. SWR Aktuell
Nach drei Jahren und 1.008 Ausgaben: Das wars für den Corona-Live-Ticker
Wir beenden nach exakt drei Jahren unsere Berichterstattung über Covid-19 und die Folgen im Rahmen unseres täglichen Corona-Tickers. Danke, dass Sie uns die Treue gehalten haben. Die gesamte Nachrichten-Redaktion von NDR.de war mit viel Herzblut dabei, um Sie in mehr als 1.000 Ausgaben mit den wichtigsten News und Hintergründen zum Corona-Virus zu versorgen. Mittlerweile sind sich Wissenschaftler wie Politiker weitgehend einig, dass das Gröbste überstanden ist, dass wir zur Normalität zurückkehren können. Auch fast alle verbliebenen Corona-Regeln werden zum 1. März aufgehoben.
Auch wenn wir den News-Ticker jetzt beenden, werden wir Sie auf unseren Seiten natürlich weiterhin verlässlich über die neuesten Entwicklungen der nun hoffentlich zu Ende gehenden Pandemie, aber auch zu ihren Langzeitfolgen auf dem Laufenden halten. Bleiben Sie uns gewogen und vor allem: Bleiben Sie gesund! NDR
Ab heute nur noch Maskenpflicht für Besucher in Krankenhäusern und Praxen
Zum 1. März entfallen die Masken- und Testpflichten für Beschäftigte und Bewohner in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Auch eine Testpflicht für Besucherinnen und Besucher medizinischer Einrichtungen gibt es von morgen an nicht mehr. Das vom Bund verabschiedete Infektionsschutzgesetz gilt aber noch bis zum 7. April - und damit auch die Maskenpflicht für Besucher von Arztpraxen und Krankenhäusern sowie Pflegeheimen. NDR
Impfzentrum in Stralsund schließt zum 17. März
Auch der Landkreis Vorpommern-Rügen schließt sein Impfzentrum. Der 17. März sei der letzte mögliche Termin für eine Immunisierung gegen das Coronavirus im Stralsunder Impfzentrum, teilte der Landkreis heute mit. Bei Interesse an einer Schutzimpfung könnten bereits jetzt die Hausärzte als erste Ansprechpartner agieren. NDR
Corona-Schutzverordnung endet auch in MV
1.078 Tage war sie in Kraft, morgen wird die Corona-Schutzverordnung in Mecklenburg-Vorpommern aufgehoben. Damit sind Coronatests in Einrichtungen mit Risikogruppen keine Pflicht mehr, wie das Sozial- und Gesundheitsministerium heute mitteilte. Zudem seien auch fast alle Maskenpflichten aufgehoben. Lediglich Besucherinnen und Besucher von Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie von bestimmten Arztpraxen müssen weiterhin die Mundschutzmaske tragen. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) bedankte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern, die sich in den vergangenen drei Jahren an die Corona-Regeln gehalten haben. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen sind. Das verdanken wir vor allem der Vernunft und der Solidarität der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land.
Sie freue sich, dass die Verordnungen nun nicht mehr nötig seien. Und hoffe, dass wir sie in Zukunft nie wieder brauchen.
NDR
Corona-Bekämpfungsverordnung in SH beendet
Zum 28. februar endet die Corona-Bekämpfungsverordnung in Schleswig-Holstein. Ab heute müssen in Gesundheitseinrichtungen nur noch Besucherinnen und Besucher eine Maske tragen. Das teilte die Landesregierung mit. Das Personal sowie Patientinnen und Patienten unterliegen dann nicht mehr der Maskenpflicht. Von dieser Regelung betroffen sind unter anderem Krankenhäuser und voll- oder teilstationäre Einrichtungen zur Betreuung oder Unterbringung Pflegebedürftiger. Die Testpflicht entfällt. Im Gesundheitswesen bleiben allerdings einige restliche Maßnahmen noch bis zum 7. April in bestehen - dazu zählt etwa die Maskenpflicht für Patienten in Arztpraxen. NDR
2022 wieder mehr Verkehrsunfälle - aber weniger als in Vor-Corona-Jahren
Die Zahl der Verkehrsunfälle in Hamburg ist im vergangenen Jahr wieder gestiegen, liegt aber deutlich unter den Vor-Corona-Werten von 2019. Insgesamt habe es 61.017 Verkehrsunfälle gegeben, teilte die Innenbehörde heute mit. Das seien 1.554 mehr als im Jahr 2021, aber fast 7.900 weniger als 2019. Die Zahl der verunglückten Menschen stieg im Vergleich zu 2020 um 14,5 Prozent auf 9.328, im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 0,3 Prozent. Die Zahl der Verkehrstoten sank den Angaben zufolge von 28 auf 24. NDR
Niedersachsen hebt Corona-Verordnung auf
Niedersachsen hebt seine Corona-Verordnung ab heute auf. Damit entfallen die landesrechtlich geregelten Corona-Schutzmaßnahmen, wie das Gesundheitsministerium in Hannover heute mitteilte. Einzig die vom Bund per Infektionsschutzgesetz auferlegte FFP2-Maskenpflicht für Besucher von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern sowie Patienten in Arztpraxen und medizinischen und therapeutischen Einrichtungen soll bis zum Auslaufen am 7. April weiterhin gelten. Niedersachsen hatte zahlreiche Corona-Maßnahmen bereits aufgehoben - wie zuletzt etwa die Maskenpflicht im Nahverkehr oder die Isolationspflicht bei einer Infektion mit dem Coronavirus. NDR