Vertreibung aus Ostpreußen
Kapitel 6
Aus Ostpreußen ausgesiedelt 1948
Im Herbst 1948 wurden wir aus Ostpreußen zwangsausgewiesen. Wir drei und viele unserer Mitmenschen wurden in Güterzüge gesteckt. Wir saßen darin ohne Fenster in den Waggons, eben völlig im Dunkeln. Hin und wieder hielt der Zug an, wir bekamen Wasser zu trinken, ob es auch etwas zu essen gab, weiß ich nicht.
Unsere Notdurft mussten wir direkt an den Gleisen erledigen. Irgendwann kam der Zug in Fehrbellin, in Mecklenburg, an. Hier mussten wir aussteigen. Ich weiß noch, dass wir in irgendein Gebäude kamen. Hier sperrte man uns in Räume mit unzählig vielen Menschen ein. Mit der Zeit wurde es in den Räumen unerträglich heiß. Die Luft wurde knapp. Wir konnten gar nicht mehr richtig atmen, weil bei so vielen Menschen kaum noch Sauerstoff vorhanden war. Weder Fenster noch Türen wurden geöffnet. So mussten wir ganz lange in diesen Räumen ausharren.
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Von den damaligen Sowjetbehörden sollte uns dann irgendwo Wohnraum zugewiesen werden. Tante Hertha, Onkel Otto mit ihren Kindern Elfi und Heinz waren schon einige Zeit vorher hier in Mecklenburg angekommen. Sie bewohnten ein Häuschen, so eine Art Lusthäuschen, in Badow auf dem Lande.
Ich weiß nicht, wie Mutti es erfahren hatte, jedenfalls zogen wir zunächst zu ihnen. Sie besaßen auch schon Tiere, zwei Kaninchen draußen im Stall und einen Dackel, der hieß Waldmann. Gerd und Heinz spielten von nun an miteinander und mit den Tieren. Den Waldmann haben sie wiederholt zu den Kaninchen gesetzt.