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Nachkriegszeit 1945 bis 1950
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Erinnerungen Kapitel 10

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  1. Wir Mädchen von der 11. Brigade
  2. Schulzeit im Kriegsjahr 1943
  3. Meine LBA-Zeit in Rößel
  4. Die Russen kommen …
  5. Zwangsarbeit in Sibirien
  6. Medizinische Versorgung im Lager 1083
  7. Politunterricht in Potanino
  8. Wenn die Lagermusi spielt
  9. Unvergessliche Weihnachten
  10. Schuldenträume
  11. Rückkehr in ein geteiltes Deutschland
  12. Mein neues Zuhause 1948

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Erinnerungen an Sibirien
Kapitel 10
Schuldenträume…

Viele, viele Jahre suchten mich fürchterliche Träume heim, die mich in die längst vergangene Gefangenschaft zurückbrachten. Ganz real war ich dort. Sah zum Beispiel die Mädels Loren schieben, wie sie angezogen waren und wie sie mich entdeckten. Sie liefen auf mich zu und schrien, ich solle sie mitnehmen, nach Hause. Ich lief dann los, aber im Traum geht das nicht so schnell. Und dann war da noch ein Wassergraben und ich hätte da rüber müssen, aber ich kann ja nicht schwimmen und habe Angst vor Wasser. Wie froh war ich danach jedes Mal, in meinem Bett aufzuwachen. Mit Herzrasen und schweißgebadet musste ich mich erst besinnen, um aufstehen zu können. Mit der Zeit aber wurden solche Träume immer weniger, bis sie eines Nachts mich nicht mehr bedrängten. ‒ Nun weiß ich auch warum!

In Hamburg sang ich ein paar Jahre im Kanemaki Chor mit. Kazuo Kanemaki, der japanische Chorleiter, traf in der Mönckebergstraße in Hamburg auf eine russische Musikergruppe. Die Musik, die sie machten, inspirierte ihn, diese Gruppe einzuladen, um mit seinem Chor zusammen zu musizieren. Und sie kamen! Mit einem Kleinbus, der noch den deutschen Vorbesitzer erkennen ließ, waren die sechzehn Musikanten aus Nowo Poltzk über Minsk und Warschau fahrend, in drei Tagen bis Hamburg unterwegs gewesen. Sie wurden privat untergebracht. Nach gemeinsamem Musizieren haben wir in Finkenwerder bei der DASA durch Beziehung einen Raum gehabt, in dem wir unseren Abschied feiern konnten. Wir brachten alle etwas Essbares mit, und ich noch eine Klappkiste mit Verpflegung für die Heimreise. Galina, die vor ihrer Abreise noch einen Schnellkurs in Deutsch gemacht hatte, sprach abgehackt, so als ob sie von einem Blatt ablesen würde. Ich habe ihr mein Anliegen mit der Klappkiste erzählt und sie bedankte sich dafür, indem sie mich in den Arm nahm.

Im Internierungslager 1083 in Sibirien saßen die für die Heimreise Auserwählten, ein letztes Mal im Klub und hörten dem eigentlich beliebten russischen Offizier Paulik zu, wie er uns verabschiedete. Er sprach Deutsch und wir verstanden ihn gut. Er sagte uns, dass er für uns eine Vaterstelle eingenommen habe. Wir sollten alle stolz sein, dass wir am Wiederaufbau in Russland beteiligt gewesen waren und auch für dich und für dich daheim in Deutschland wieder gutgemacht haben. Eine gute Heimreise wünschte er uns noch.

Entfallen ist mir aber, wer uns dann noch unsere Schulden verkündete. Damit war gemeint, ich hätte beispielsweise mit meiner Arbeitskraft nicht meinen tatsächlichen Lebensunterhalt erarbeitet, um Unterkunft, Verpflegung, Magazinkleidung, Banja und Weiteres zu begleichen. Wie das errechnet werden konnte, bleibt ein großes Geheimnis für mich. Aber großzügigerweise ließ man mich mit ungefähr 340 Rubel Schulden heimfahren. Ich hätte diese Schulden wohl nie abtragen können, denn mit einem Gewicht von nur noch 42 kg war eine Arbeitsnorm zu erfüllen wohl nicht mehr möglich.

Das habe ich alles zur Erklärung meiner mitgebrachten vollen Klappkiste der Galina mitgeteilt. Ich habe damit meine Schulden‚ die ich damals mitnehmen durfte abgetragen. Irgendwann, selbst zu meiner Verwunderung, haben mich die Albträume nicht mehr heimgesucht. Bis heute kann ich aber keine Schulden leiden.


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  • Autorin: Hilde Heimerl, im Oktober 2016
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