Unterwegs als Kundendienst-Monteur
Zu Besuch in Frankreich
Zwölf Tage in Paris
Zuerst fuhr ich zum Place d'ltalie, um von dort zur Rue de la Glacière zu gelangen. Nachdem ich in der Nähe einen Parkplatz gefunden hatte, traf ich dort unseren Vertreter vor dem Hotel, in dem ich einquartiert wurde. Monsieur Dubàr besprach mit mir die Arbeitsweise für die kommenden zwölf Tage. Nach einem heißen Mokka und nachdem wir die Zeit für den nächsten Tag festgelegt hatten, zu der er mich abholen wollte, verabschiedete er sich. Ich richtete mich in meinem Zimmer ein und nahm in dem kleinen Bad eine Dusche. Zum Glück befand sich in dem Bad eine Toilette, so wie wir sie kennen, und nicht solch ein Stehklo
, wie es in Frankreich häufig zu finden ist. Dann machte ich mich auf den Weg, die nächste Umgebung zu erkunden. Direkt gegenüber der nächsten Straßenecke befand sich die Metro-Station Glacière. In der Nähe waren viele Bistros, Café-Boulanger, wo es etwas zu essen gab. Sehr interessant fand ich die Art, wie hier die Autos geparkt wurden. Dicht an dicht, in zweiter und sogar in dritter Reihe nebeneinander. Wollte einer ausparken, so fuhr er vorsichtig gegen die vor und hinter ihm stehenden Wagen und schob sich so die Lücke frei, die er brauchte, die Handbremse oder einen Gang einlegen war nicht üblich. Ich habe mich jeden Tag wieder gewundert, dass ich mit meinem großen Gefährt einen Parkplatz bekam, meist an der Trasse der Metro.
Eigenartig fand ich auch das Verhalten der Autofahrer an den Fußgängerampeln. Obwohl die Autos rot hatten, wurde weitergefahren, erst wenn ein Fußgänger im Begriff war, die Straße zu überqueren, hielten die Autos an. Auch an das Verhalten der Fahrer im Kreisverkehr musste ich mich erst gewöhnen. Meist sind die Kreisverkehre mehrspurig zu befahren, üblich war hier, dass der von außen kommende die Mitte anstrebte, um schon bei der nächsten Ausfahrt wieder nach außen zu drängen. Wurde mal ein Kotflügel eingedrückt, so hatten die Fahrer eine Eisenstange dabei, um das Blech wieder herauszubiegen. Am nächsten Morgen begann unsere Paris-Tournee. Entlang der großen Straßen und an den riesigen Plätzen vorbei, zu der ersten Ecole und dort auf den Schulhof. Nun die Tür des Laderaums auf, die hier verstaute Treppe herausgenommen und in die Halterung eingesetzt, sowie das Geländer eingesteckt. Die gute Beleuchtung einschalten und alle Tafeln, die hier angebracht waren, mussten entriegelt werden, sodass sie in ihrer Vielfältigkeit auch richtig vorgeführt werden konnten. Alle Bauformen unserer Firma waren hier vertreten.
An dem Tisch die Stühle hingestellt und die Interessenten konnten kommen. Nachdem Monsieur Dubàr seine Überzeugungsarbeit getan hatte, habe ich alle beweglichen Teile gesichert und bin weiter zum nächsten Kunden gefahren. An einem Tag hatten wir drei bis vier Anlaufstellen. Unser Mann bestand auf einer guten Stunde Mittagszeit, die wir in einem Restaurant verbrachten, um dort ein Menü aus mindestes drei Gängen zu uns zu nehmen. Feierabend war dann zwischen 16 und 18 Uhr. Nachdem wir zwei Tage abends zu meinem Hotel gefahren sind und er dann mit der Metro nach Hause gefahren ist, dirigierte er mich am dritten Abend zu sich nach Hause, wo ich ihn dann am nächsten Morgen abholen sollte. Auf der Heimfahrt ging es ein Stück auf der Stadtautobahn bis zur Abfahrt Place d‘Italie, von dort war es nur noch ein kleines Stück bis ins Hotel.
Während einer dieser Heimfahrten hatte ich mich an der Abzweigung nach Orly, wo die Autobahn sechsspurig in einer Richtung verläuft, falsch eingeordnet. So musste ich bis zum Flughafen rausfahren, bevor es eine Wendemöglichkeit gab. Dieser Umweg dauerte über zwei Stunden. An den Abenden bin ich dann häufig mit der Metro in die verschiedenen Stadtbezirke gefahren, um die Stadt besser kennenzulernen. Ich hatte mir vorgenommen, mehr die weniger bekannten Stadtteile anzusehen, als die vielbeschriebenen Hauptattraktionen. So kam ich an zahlreichen Flohmärkten vorbei und sah die obdachlosen Clochards, die sich bevorzugt auf die wärmespendenden Metro-Luftschächte legten. In einer Nebenstraße wurde ein Film gedreht, bei dem der Darsteller mit Rollschuhen über ein Auto springen sollte. Dafür waren umfangreiche Vorbereitungen zu treffen, deshalb habe ich nicht gewartet, bis die Aufnahmen begannen.
Wir waren wieder unterwegs und kamen in eine schmale Straße, die beidseitig dicht an dicht mit Autos zugeparkt war. Dann tauchte eine S-förmige Doppelkurve auf, die natürlich auch vollgeparkt war. Hier ging es für uns nicht weiter. Ein Flic
, in Aussehen und Bewegung dem Schauspieler Louis de Funes sehr ähnlich, sprang auf die Straße. Er winkte uns voran, zeigte hierhin und dahin und komm, komm, links ein knirschen, er winkt egal, weiter, rechts das gleiche Geräusch, er winkt egal, weiter und wir waren durch, ein beiderseitiger Gruß und weiter ging die Fahrt. An unserm Wagen konnte ich keine Beschädigungen feststellen. Wir kamen auf unseren Fahrten an vielen imposanten Gebäuden und Plätzen vorbei, mit Stelen, Denkmälern und Skulpturen geschmückt. Über viele dieser Sehenswürdigkeiten wusste Monsieur Interessantes zu erzählen. Am Samstag machte ich mich auf den Weg zur Ile de la Cité, um die Kathedrale Notre Dame zu besichtigen. In der Kirche begann gerade eine Messe, die von einem Mönch in einer braunen Kutte abgehalten wurde. Ich setzte mich in eine Bank und verfolgte gebannt den mitreißenden Vortrag. Obwohl ich nichts verstehen konnte, war ich durch die Art und Weise doch fasziniert. Anschließend wollte ich mir den Glockenturm mit der gewaltigen Glocke Emanuele
ansehen, auf welcher der Glöckner von Notre Dame seinen tollen Ritt vollführte in dem Film Der Glöckner von Notre Dame
mit dem hässlichen Quasimodo und der schönen Esmeralda, gespielt von Anthony Ouinn und Gina Lollobrigida. Anschließend schlenderte ich über verschiedene Märkte, auf denen es so ziemlich alles zu kaufen gab. Ich weiß nicht mehr, wo ich noch überall gewesen bin. Auf jeden Fall war ich am Sonntag bei Sonnenaufgang im Stadtviertel Montmartre an der Place Blanche, wo sich das berühmte Varieté Moulin Rouge
befindet. Ausgeruht und etwas geschlafen hatte ich in einem Kino, dessen Film mich überhaupt nicht interessierte. Hier wurde ich trotz der frühen Stunde von einer schönen Dame in einem Peugeot-Cabriolet angesprochen. Ich bedeutete ihr, dass ich weder Interesse noch Geld habe. Sie blieb aber hartnäckig und wollte, dass ich in das Auto einsteige. Die Sache wurde mir unbehaglich und ich verdrückte mich in eine Metrostation. Von da aus begab ich mich zum Eiffelturm. Den wollte ich mir auch gerne ansehen. Doch vor den Aufzügen hatten sich schon lange Schlangen gebildet. Da machte ich mich über die Treppe auf den Weg in die zweite Etage in 115 Metern Höhe. Das waren 704 Stufen, die ich mit kleinen Pausen aber gut schaffte. Unten wieder angekommen, suchte ich ein Restaurant für mein Mittagsmahl und kehrte dann gut gesättigt und sehr müde in mein Hotel zurück, um bis Montagmorgen zu schlafen. Die zweite Woche verlief ähnlich wie die erste, und so konnten wir unsere Tour am Donnerstag zum Abschluss bringen.
Auf meiner Rückfahrt nach Hause wurde ich von einer Polizeistreife, zwei Flics auf BMW-Motorrädern, angehalten, die mich auf einen Parkplatz geleiteten. Dort warteten andere Flics
und ein Mann in Zivil, mit Filzhut und einem langen Staubmantel bekleidet. Sie verlangen die Papiere zu sehen. Aus meiner Mappe reichte ich ein Schriftstück nach dem andern heraus, aber offenbar war keines das Richtige. So stieg ich aus und öffnete den Laderaum, um zu zeigen, was sich dort befand. Ah
, da erhellten sich die Gesichter und ich konnte nach freundlichem Gruß weiterfahren.
In der Firma gab es in der nächsten Zeit einige Veränderungen, die für uns nicht so angenehm waren. Andere Arbeitszeiten, andere Spesenaufteilung und einiges mehr. Das hat mir dann nicht mehr gefallen und ich habe gekündigt.