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Kaiserreich, Kolonialzeit - 1850 - 1919

1850
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1880
1900
Kaiserreich und Kolonialzeit 1850 bis 1919

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Teil 6 - Hauslehrerzeit 1874 bis 1875
Kap.4 - Fürst Heinrich LXXIV und Fürstin Eleonore

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  1. 🔺 Teil 5: Göttingen, 1873 bis 1874
  1. Zurück zu den Ursprüngen
  2. Der Unterricht beginnt
  3. Gastfreundschaft im Hause des Prinzen
  4. Fürst Heinrich LXXIV und Fürstin Eleonore
  5. Die Gebirgskamm-Partie und verschiedene Besuche
  6. Die Kreis-Synode in Hirschberg
  7. Sommerferien und Spätsommer
  8. Umzug ins Winterquartier
  9. Winterfreuden
  10. Kontakte und Verwandtenbesuche
  11. Eine Predigt für viele Gemeinden
  12. Anfrage aus Loccum
  1. 🔻 Teil 7: Loccum, 1875-1877
Eleonore zu Stolberg-Wernigerode anno 1835Eleonore zu Stolberg-Wernigerode anno 1835 Eleonore zu Stolberg-Wernigerode anno 1835Stammtafel Heinrich LXXIV

Teil 6 - Hauslehrerzeit 1874 bis 1875
Kapitel 4
Fürst Heinrich LXXIV und Fürstin Eleonore

Ein besonderes Ereignis war im Hochsommer der mehrwöchige Besuch der Jänkendorfer Herrschaften, des Fürsten Heinrich LXXIV.Prinz Heinrich LXXIV. Reuß zu Köstritz (1798-1886) war ein deutscher Gutsbesitzer der Güter Neuhoff, Jänkendorf, Kaana und Burkersdorf. Er war lebenslängliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses.Siehe Wikipedia.org [21], des Vaters meines Prinzipals und seiner zweiten Gemahlin, Fürstin EleonoreGräfin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode (1835-1903) war durch Heirat Prinzessin Reuß zu Köstritz und eine deutsche Liederdichterin.Siehe Wikipedia.org [22], und den vier jüngeren Kindern des Paares: Prinzess Clementine, Elisabeth und Helene und des kleinen Prinzen Heini (XXXI). Anlass war wohl das 50-jährige Jubiläum des Wirtschaftsinspektors Mende, der zuerst als Hofjunge in den Dienst des Fürsten gekommen war. Das Jubiläum wurde durch ein Diner gefeiert, zu dem zahlreiche Glieder der Reußschen Verwandtschaft - ich erinnere mich an den Grafen Reichenbach, den ich bei meiner Ankunft antraf - kamen und bei dem der Jubilar die Hausherrn zu Tisch führte. Die Fürstin hatte ihn auch in einem Gedicht angesungen, das ihm wohl von einem meiner Zöglinge aufgesagt wurde.

Selten ist mir eine liebenswürdigere und verehrenswürdigere Persönlichkeit begegnet als der alte Fürst Reuß, damals 75 Jahre alt, aber geistig frisch und rege. Ein kleiner Mann, völlig bartloses Gesicht, das mich etwas an den alten Delitzsch erinnerte, auf verschiedenen Wissensgebieten orientiert, dabei von kindlicher Frömmigkeit und schlichter, ungesuchter Freundlichkeit. Er kam gleich in meinen Unterricht und hörte in der Mathematikstunde zu, da er für Mathematik sich besonders interessierte. Hinterher meinte er, es sei wohl besser, Prinzess Marie aus dem Unterricht zu nehmen, weil die Gefahr bestände, dass Enzio dabei zu kurz käme. Ich verlor sie von da an als Mathematikschülerin, zu meinem Leidwesen, konnte aber nicht umhin, dem Fürsten Recht zu geben. Der bedeutendere Teil war aber die Fürstin Eleonore, damals 39 Jahre alt, also sehr viel jünger als ihr Gemahl, sogar einige Jahre jünger als ihr Stiefsohn und ihre Schwiegertochter. Sie sah aber älter aus als diese. Sie war durchaus nicht hübsch, hatte wenig Farbe und eine schlechte, vorn übergebeugte Haltung und stach in ihrer äußeren Erscheinung sehr und nicht zu ihrem Vorteil von der Prinzess ab, hatte auch in ihren äußerungen etwas Derberes als diese, obgleich man derselben Prüderie auch nicht gerade vorwerfen konnte. Aber sie war geistvoll, witzig und konnte manchen Theologen aus dem Sattel heben. Als Dichterin ist sie ja weithin bekannt, besonders durch das Jahresschlusslied Das Jahr geht still zu Ende. Den Kirchenton hat sie aber meines Erachtens besser getroffen in ihrem Abendmahlsliede, das auch, sehr zu ihrer Freude, Löhe in sein Kommunionbuch aufgenommen hat. Ich wurde auf sie als Dichterin erst durch Luthardt aufmerksam, der mir, als ich ihn in diesem Sommer besuchte, ihre Sieben Sendschreiben der Offenbarung zeigte, die ihm kurz vorher zur Anzeige in seiner Kirchenzeitung zugesandt waren. Ich darf sagen, dass ich viel zu ihrer Verbreitung beigetragen habe. Unmittelbarer sprachen mich hernach aber noch die Gesammelten Blätter von El. an.

Von den Kindern waren die beiden älteren Prinzessinnen, die eine etwas älter, die andere etwas jünger als Prinzess Marie, beide aber schon durch ihre Erscheinung mehr in die Augen fallend und auch in ihrem Wesen sich mehr zur Geltung bringend als diese. Die 16-jährige Prinzess Clementine, groß und kräftig gebaut, mit dunklem, lockigem, herabhängendem Haar, hatte etwas über ihre Jahre reifes, war eine geborene Herrschernatur, ordnete beispielsweise die Spiele stets an, und hatte mit ihrer Frische etwas, das sie einem schnell bekannt werden ließ. Die damals noch nicht ganz 14 Jahre zählende Prinzess Elisabeth, wegen ihres reichen roten Haares nur Fuchs genannt, war noch erheblich größer als ihre ältere Schwester, dabei körperlich voll entwickelt, so dass man sie nach der Erscheinung für viel älter gehalten hätte. Sie konnte einem bisweilen leidtun. Denn unwillkürlich machte man an sie Ansprüche wie an eine Erwachsene, und sie war doch noch ein volles Kind, höchst naiv in ihren Äußerungen.

Für ihren Stiefbruder, meinen Prinzipal, hatten beide eine schwärmerische Liebe. Einst war - später in Jänkendorf - bei Tisch die Rede von konservativ und liberal. Die Mädchen wollten wissen, was eigentlich konservativ, was liberal wäre. Elisabeth sagte, sie hätte immer gehört, dass liberal etwas so schreckliches wäre, und nun hätte sie doch ganz nette Leute kennen gelernt, von denen sie gehört, dass sie liberal wären. Die Begriffe wurden ihnen erklärt, und sie neigten sich schon dahin, konservativ für das bessere zu halten. Endlich fragte Clementine: Ist Harry, (mein Prinzipal) konservativ? der Fürst antwortete: Ja, der ist sehr konservativ. Famos, erwiderte Clementine, dann bin ich auch konservativ. Natürlich große allgemeine Heiterkeit. Die Fürstin sagte lachend: Echt weibliche Logik.

Prinzess Helene war die treue Begleiterin meiner Zöglinge. Wenige Monate älter als Hazilo war sie doch schon bedeutend größer als Enzio und überragte sogar schon das kleine Fräulein Ganzel. Wenn sie mit ihren beiden Neffen und ihrem jüngsten Bruder das Esszimmer verließ, ehe die ganze Tischgesellschaft aufbrach, sagte die Fürstin wohl: Sieht es nicht aus, als ob die Bonne mit den Kindern wegginge? Sie war gar nicht hübsch, hatte aber durch ihren schwebenden Gang etwas ungemein Anmutsvolles und war ein besonders liebes Kind. Sie kam wohl einmal zu mir herauf in die Arbeitsstunde und fragte: Herr Dittrich, können die Jungen nicht herunterkommen? Dann sagte ich etwa: Ich will Ihnen etwas sagen. Wenn Sie ganz geschwind hinuntergehen, dann können die Jungen Ihnen bald nachkommen. Sie ist dann ein Jahr, nachdem ich meine Hauslehrerei verlassen, an Diphteritis gestorben. Die Fürstin hat ihr in einer kleinen Schrift ein schönes Denkmal gesetzt.

Der kleine Prinz Heini, damals erst im sechsten Lebensjahr stehend, war ein niedliches Kerlchen, ein eigentümliches Gemisch von kindlicher Frömmigkeit, Schelmerei und altklugem Wesen. Er hatte noch keinen geregelten Unterricht, sondern nur einige Privatstunden beim Kantor. Als er seinen Geburtstag hatte, wurde ihm die Wahl gelassen, ob er frei oder Unterricht haben wollte. Er entschied sich für den Unterricht. Gefragt, warum, sagte er, der Kantor sagte dann zu ihm: Gott segne dich, mein Kind. Er fragte einmal bei Tisch: Mutter, wen willst du heiraten, wenn Vater stirbt? Ein andermal erklärte er ganz naiv: Mutter, ich will dich heiraten, wenn Vater stirbt. Lenchen nahm ihn infolgedessen einmal vor und sagte: Heini, du musst nicht immer davon sprechen, dass Vater stirbt, dann ist er traurig. Prinzessin Clementine erklärte, Mutter erzöge ihn sich zu einem Nagel zu ihrem Sarge.


[21] Prinz Heinrich LXXIV. Reuß zu Köstritz (1798-1886) war ein deutscher Gutsbesitzer der Güter Neuhoff, Jänkendorf, Kaana und Burkersdorf. Er war lebenslängliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses.
[22] Gräfin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode (1835-1903) war durch Heirat Prinzessin Reuß zu Köstritz und eine deutsche Liederdichterin.
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  • Autor: Johannes Dittrich, Aufzeichnung transkribiert durch die Sütterlinstube Hamburg im Mai 2014, digitalisiert 2018
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