Lebenserinnerungen und Kriegserlebnisse
Kapitel 3
Segelflugausbildung und Einberufung
Für Juni lag bereits die Einberufung zur Segelflug-Endausbildung nach Rossitten vor. Wir kamen zu einem Kurzlehrgang nach Memel, schulten mit Windenstarts und wurden nach Rossitten verlegt. Dort machte ich meine B-, C- und L 1-Prüfung. Die B-Prüfung mit dem Rossitten-Ass
, einen Schulgleiter mit verkleidetem Führersitz, die C- und L 1-Prüfung mit der Grunau II B an der Winde. Prüfungsflüge wurden im Doppelsitzer Kranich 3
durchgeführt. Damit erfüllte ich die Voraussetzung für eine weitere Fliegerausbildung. Beim Abschlussgespräch meldete ich mich freiwillig mit den anderen Fliegerkameraden zu den Rammjägern
Kamikaze-Piloten hab es nicht nur in Japan - Siehe Erklärung - Klick …. Was das für uns bedeutete, haben wir alle nicht erfasst. Uns wurde diese Möglichkeit mit schillerndem Heldentum von Experten
vorgestellt, und da wir fast alle HJ-Führer waren, unterschrieben wir freiwillig einen Einstellungsantrag für einen neuen Ausbildungszweig bei der deutschen Luftwaffe. Gott sei Dank ist es nicht mehr zum Einsatz gekommen; die Ausbildung bei der Luftwaffe wurde zu der Zeit bereits eingestellt.
Schon in Rossitten erreichte mich die weitere Einberufung zum Reichsarbeitsdienst (RAD) nach Schwallen, Post Morgen im Kreis Johannisburg. Nach kurzer Grundausbildung mit Spaten und Gewehr wurde ich zum Gaustab nach Zichenau abgeschoben
. Ich war für den RAD-Dienst nicht zu gebrauchen, weil ich kein Fahrrad flicken konnte. Bei dieser mir anvertrauten Aufgabe zerstach ich versehentlich die Schläuche. In Zichenau wurde ich dem Wachkommando zugeteilt, bewachte sozusagen die hohen Tiere
in der NS-Führerschaft und bekam Einblick in das Leben einer besonderen Gesellschaftsklasse. Dieser fehlte es an nichts! Mein Schulkamerad Gerd Kyeck, der zusammen mit mir von der Schule flog, wurde in der Küche als Küchenhilfe des Gaustabs eingesetzt. Er sorgte dafür, dass auch wir nicht schlecht lebten. Im offenen Kellerfenster standen für uns die leckeren Sachen bereit, die wir zum Teil gar nicht kannten; dort waren sie von Gerd deponiert. Der Wachweg führte am Kellerfenster innerhalb der Stacheldrahtumzäunung vorbei.
Dieses schöne Leben war aber bald vorbei, denn bereits in Zichenau wurde mir mitgeteilt, dass die Flugzeugführer-Ausbildung ausgesetzt wurde. Ich konnte mich zur Flak- Nachricht oder zu den Fallschirmjägern melden. Ich entschied mich für die Fallschirmjäger-Ausbildung und wurde nach Wittstock/Dosse einberufen. Diese Ausbildung war nur sehr kurz, es gab nur wenige Absprünge aus dem Übungsturm. Der ganze Ausbildungsapparat war im Aufbruch begriffen. Die Ausbilder wurden von heute auf morgen zum Einsatz versetzt. Die Versorgung allgemein brach zusammen. Wir waren enttäuscht, hatten uns von der Fallschirmjäger-Ausbildung mehr versprochen, ahnten aber schon, dass die Wehrmacht in Schwierigkeiten war, hofften jedoch, dass die in Propagandareden versprochene Wende nun bevorstand - und wir waren ja auch noch da!
Die Ausbildung wurde abgebrochen und wir nach Hause geschickt, wo weitere Einberufung auf uns wartete. Dieses alles verlief noch reibungslos, wir waren überall erfasst!
Weihnachten 1944 war ich zu Hause; dort lag bereits die angekündigte Einberufung für den 26. Dezember 1944 nach Stolpmünde zu einer Fallschirmeinheit vor. Die Bahnreise ging über den Hauptbahnhof Danzig. Dort erlebte ich zum ersten Mal das Chaos des Krieges. Der Bahnhof, die Warteräume waren voll von Menschen, verwundeten Soldaten, Flüchtlingen mit Kindern, SS-Leuten, die nach Volkssturmmännern und Jugendlichen ab 16 Jahre suchten. Alles lief wild durcheinander. Nach einem Aufenthalt im Bahnhof ging es weiter nach Stolpmünde. Dort wurde eine Einheit mit Jugendlichen zusammengestellt, die sich zur Fallschirmtruppe gemeldet hatten. In einem Barackenlager mit ungeheizten Unterkünften bezogen wir Quartier, Holzpritschen ohne Auflagen mit zwei Decken, alles sehr schmutzig. Es sah aus, als wäre alles fluchtartig verlassen worden. Hier blieben wir nur zwei Tage, wurden eingekleidet und kamen nach Magdeburg zur Grundausbildung für den Erdeinsatz an der Ostfront. Da ich einen kräftigen, untersetzten Körperbau habe, wurde ich als Schütze 2, Lafettenträger für eine schwere Maschinengewehreinheit SMG 42 eingeteilt und dafür ausgebildet.
Die Grundausbildung in der kurzen Zeit war sehr hart. Besonders die Fallschirmnahkampfbahn
stellte hohe Anforderungen an uns. Wir mussten mit vollem Marschgepäck cirka 100 Meter laufen, unter Drahtverhaue kriechen, über eine zwei Meter hohe Eskaladierwand klettern, in tiefe, mit Strauchwerk ausgelegte Gräben springen, über Rohrleitern von Sprosse zu Sprosse durchhangeln und zum Schluss über einen langen Übungsplatz im Sprungauf-Tempo
laufen. Dabei waren laufend Befehle auszuführen: Hinlegen
, Flieger von rechts, von links
, Gaaaas
- dabei wurden Gasmasken aufgesetzt. So marschierten wir mit aufgesetzten Gasmasken und mussten dabei singen. Da mir die Luft knapper wurde nach all der Anstrengung, schraubte ich den Filter etwas lockerer, um mehr Luft zu bekommen. Es war wohl zu viel gedreht, denn der Filter fiel mir vor die Füße, aber wir marschierten und sangen weiter. Die Strafe folgte auf dem Fuß. Ich erhielt kein Mittagessen, musste während des Essens um den Kasernenhof traben und wurde zur Flurreinigung abgestellt.
Eine Gruppe in einem Zug einer Kompanie bestand aus fünf Mann: Einem Schützen 1, der das Maschinengewehr (MG) bediente, einem Schützen 2 als Lafettenträger für dieses MG und verantwortlich für den Munitionsnachschub sowie drei Mann als Munitionsträger. Die Ausbildung dauerte eine Woche. Zum Abschluss der Ausbildung erhielten wir zum ersten Mal Schnaps. Die Wirkung war katastrophal. Auch ich war vorher noch nie betrunken gewesen, nutzte die Gelegenheit und langte ordentlich zu. Als nun der Unteroffizier vom Dienst (UvD) zum Nachtappell erschien, erkannte ich ihn nicht mehr, nahm keine stramme Haltung an und faselte wirres Zeug. Auch dafür musste ich am nächsten Tag eine Sonderschicht
einlegen. Das hat mir nicht viel ausgemacht, war ich doch sportlich gut trainiert.
Kamikaze-Piloten gab es nicht nur in Japan
Das Sonderkommando Elbe
12.000 US-Soldaten wurden durch Japans Kamikaze-Flieger getötet. Vorbild für Hitlers Drittes Reich
im Endkampfwahn. Ab 1944 stürzten sich mindestens 36 deutsche Piloten in Todesmission auf feindliche Verbände. Hunderte bemannte Raketen
standen bereit. Doch das Kriegsende kam diesem organisierten Todeswahn zuvor.
Bereits im Herbst 1944 hatte der damalige Oberst Hajo Herrmann vorgeschlagen, die gegnerischen Bomber durch Rammen in der Luft zu vernichten. Seit Jahreswende 1944/45 wurden Freiwillige für einen Sondereinsatz der Jagdflieger geworben. Es wurde von zehn Prozent Überlebenschance gesprochen. Die Bezeichnung Selbstopfer-Einsatz
wurde allerdings nicht benutzt. Bei der Suche nach Piloten meldeten sich 2000 Freiwillige, von denen 300 ausgewählt wurden. Die Meldung zu diesem Sondereinsatz erfolgte laut Angaben von Zeitzeugen ohne jeglichen Druck. Es stand jedem Freiwilligen offen, auch noch eine Stunde vor Einsatz von seiner Meldung zurückzutreten. Kein Angehöriger des Sonderkommandos hat davon Gebrauch gemacht.
Die deutschen Rammjäger unterschieden sich von den japanischen Kamikaze durch die theoretische Möglichkeit, nach dem Zusammenstoß mit dem Fallschirm auszusteigen. Das Rammen selbst war als einzige Möglichkeit vorgesehen, da die Rammflugzeuge keine Bewaffnung für längere Luftkämpfe hatten.
Im März 1945 wurde das Sonderkommando Elbe mit 300 Piloten auf dem Flugplatz Stendal-Borstel (ca. 60 Kilometer nördlich von Magdeburg) aufgestellt, um auf dem Fliegerhorst einen Schulungslehrgang zu absolvieren. Lehrgangsleiter war Major Otto Köhnke.
Das Kommando verfügte über 184 Jagdflugzeuge vom Typ Messerschmitt Bf 109. Bei den Maschinen wurden die Waffen, die Panzerung um den Pilotensitz, der Sender und anderes entfernt. Es verblieb nur ein 13-mm-Maschinengewehr mit 50 Schuss Munition. Dies geschah, um die Flugzeuge leichter und wendiger zu machen, um die Gipfelhöhe auf 10.000 m Höhe zu erweitern und um Material zu sparen.
Bemannte Torpedos bei der Marine
In Deutschland wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verschiedene Typen von Kleinst-U-Booten entwickelt, die Kommandoeinsätze durchführen sollten. Sie waren sogenannte Kleinkampfmittel, mit denen die deutsche Kriegsmarine in der Endphase des Krieges versuchte, dem Gegner noch Verluste zuzufügen. Organisiert wurden ihre Einsätze vom Kommando der Kleinkampfmittel.
Kleinst-U-Boote kamen somit einem von Menschenhand - teilweise war nur ein Mann nötig - gesteuerten Torpedo gleich und wurden hauptsächlich gegen wertvolle militärische Ziele in Küstennähe eingesetzt. Der Neger
genannte Einmanntorpedo bestand aus einem umgebauten Torpedo, der an der Unterseite einen Kampftorpedo trug.
Der Trägertorpedo besaß einen abgeänderten elektrischen Antrieb und, anstelle des Gefechtskopfes, Raum für den Steuernden. Abgedeckt war die Kabine mit einer zur Atemluftversorgung unten offenen Kuppel, so dass diese Konstruktion nicht tauchfähig war und sich somit wegen der Entdeckungsgefahr nur für den Nachteinsatz eignete. Zusätzlich war der Einsatzwert durch die geringe Geschwindigkeit von drei bis fünf Knoten und den Einsatzradius von etwa 50 Seemeilen äußerst eingeschränkt, dazu kam die spartanische Navigationsausrüstung. Außerdem war der Mann, der die Kuppel von innen nicht öffnen konnte, dadurch gefährdet, dass bei Wellengang Seewasser zur Batterie gelangen und sich Chlorgas bilden konnte.
Bemannte Kamikaze-Raketen
Die Fieseler Fi 103 war der erste militärisch eingesetzte Marschflugkörper. Sie wurde als eine der Wunderwaffen
in der NS-Propaganda des Zweiten Weltkriegs auch V1 (Vergeltungswaffe 1) genannt. Die Entwicklung der Gerhard-Fieseler-Werke in Kassel trug den Tarnnamen FZG 76 für Flakzielgerät 76 und war im Frühjahr 1944 einsatzbereit. Von Juni 1944 bis März 1945 wurden circa 12.000 Fi 103 von der Wehrmacht hauptsächlich gegen Ziele in England (London) und Belgien (Hafen von Antwerpen) eingesetzt.
Das im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums ab Mitte 1942 entwickelte Ferngeschoß in Flugzeugform
war mit fast einer Tonne Sprengstoff beladen und wurde daher umgangssprachlich auch Flügelbombe
genannt.
Gegen Kriegsende wurde Hitlers Wunderwaffe
die Flugbombe mit Raketenantrieb V1
(Vergeltungswaffe) als Version Fieseler Fi 103 Reichenberg, auch als V4
bezeichnet, bemannt. Obwohl 175 Exemplare gebaut worden waren, wurde das Vorhaben 1944 aufgegeben.
Es gab ernste Anstrengungen, die V4 als Kamikaze-Waffe zu benutzen. Dazu wurde die Militäroperation Selbstopfer ins Leben gerufen. Die Selbstaufopferungspiloten wurden dem Kampfgeschwader 200 unterstellt. Diese Organisation kam jedoch nach der Intervention des Geschwaderkommandeurs Werner Baumbach bei Hitler nicht mehr zum Einsatz.
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