Lebenserinnerungen und Kriegserlebnisse
Kapitel 10
Flucht aus Masuren im Januar 1945
Im August 1939 zog die Mehrzahl der wehrfähigen Männer aus Steintal in Ostpreußen in den Krieg. 27 von ihnen sind bis zum Kriegsschluss nachweislich auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen gefallen. 16 weitere gelten als vermisst.
Über die Ereignisse 1945 und das Schicksal der Bewohner entnehmen wir der Ostdokumentation 34 / Lötzen 75 folgende Nachrichten: Die Räumung des Ortes erfolgte am 23. Januar 1945 um 7 Uhr.
Die Zeitzeugin Hildegard Machui, geb. Schieweg, Angehörige der Stadtverwaltung in Lötzen, beschreibt die Situation am 21. Januar 1945:
Es war eine kalte Winternacht, als für die neuntausend Einwohner der Stadt Lötzen der Evakuierungsbefehl kam. Als Angehörige der Stadtverwaltung hatte ich meinen Dienst an diesem Montag noch voll geleistet. Der Bürgermeister hatte schon im Herbst 1944, nach ersten Bombenanschlägen auf Lötzen, vorsorglich die Evakuierung von Müttern mit Kleinkindern nach Sachsen angeordnet, obwohl solche Evakuierungen vom GauleiterErich Koch, Gauleiter in Ostpreußen, floh am 24. April 1945 mit einem Flugzeug von Pillau-Neutief auf die Halbinsel Hela, von wo er auf dem eigens für ihn bereitgehaltenen Hochsee-Eisbrecher Ostpreußen am 27. April 1945 vor den vorrückenden Truppen der Roten Armee über die Ostsee entkommen konnte. Der Bevölkerung drohte er mit der Todesstrafe, um sie an der Flucht zu hindern. So ist er für den Tod von mehr als 300 000 Menschen direkt verantwortlich. Lesen Sie den Werdegang des Kriegsverbrechers Erich Koch. [Klick ...] strikt verboten worden waren.
Zu meinen Aufgaben in der Stadtverwaltung – ich war leitende Sachbearbeiterin des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes vom Beginn des Krieges an – kam noch die hinzu, vorsorglich eine Dringlichkeitskartei für eine Evakuierung anzulegen, nach der am Tag X die Eisenbahnzüge rollen sollten. Seit Anfang Januar versuchten bereits viele Bürger der Stadt, auf eigene Faust gen Westen zu reisen. Die Züge kamen täglich überfüllt mit Flüchtlingen aus den Grenzgebieten in Lötzen an, und nur die ganz Mutigen, die durch das Abteilfenster steigen konnten, kamen mit. Hatte man Gepäck oder sogar noch Kinder an der Hand, dann war es völlig unmöglich, mit hineinzukommen.
Wenn ich heute an diesen schicksalsschweren 21. Januar zurückdenke, dann sehe ich noch die Menschen vor dem Lebensmittelamt am Rathaus stehen. Sie stellten sich schon lange vor Dienstbeginn dort an, um für die Abfahrt aus Lötzen ihre Lebensmittelkarten in Reisemarken umzutauschen. Und ich sehe auch, dass diese Menschen sehr aufgeregt waren. Sie wurden ungeduldig. Es war schon eine ziemlich gedrückte Stimmung an diesem frühen Morgen. Der Schwere des Kommenden waren wir uns noch nicht bewusst - oder wir drängten diese Ahnung unbewusst zurück: Tagsüber wurde es von Stunde zu Stunde hektischer. Das Telefon stand nicht still. Meldungen zwischen General Hoßbach und dem Bürgermeister überstürzten sich.
Einmal hieß es:
Keine Gefahr - die zivilen Trecks auf den Straßen werden wieder heimgeschickt, damit unsere Soldaten sich zum Gegenangriff sammeln können.Aber niemand wusste so richtig, was eigentlich los war.
In Erinnerung habe ich noch den Augenblick, als ich in das Zimmer des Bürgermeisters trat und den Kreisleiter sehr gedrückt bei ihm sitzen sah. Da merkte auch ich, wie aussichtslos unsere Lage war. Sicher hatte General Hoßbach gerade die Meldung durchgegeben, dass die Stadt geräumt werden müsse.Das war ein schwerer Schlag. Eisenbahnzüge für eine Evakuierung gab es nicht. Am Nachmittag hieß es dann kurz vor Dienstschluss, dass niemand mehr aufgehalten werde, der auf eigene Faust abreisen wolle. Mein Entschluss stand fest: Ich wollte die Gelegenheit wahrnehmen, mich zusammen mit meiner Mutter einem Wehrmachtstreck anzuschließen.
Gegen 19 Uhr kam der offizielle Aufruf für alle Einwohner, die Stadt noch bis Mitternacht in Richtung Rastenburg zu Fuß zu verlassen. Das Abendessen wollte nicht schmecken. Die Stimmung war auf null. Die meisten Einwohner unseres Hauses hatten keinen Mut, plötzlich alles im Stich zu lassen, um bei Nacht und Kälte ins Ungewisse zu pilgern. Sie waren auch nicht mehr die Jüngsten. So fanden sie sich bei uns ein.
Wo sollen wir hin … wir sind alt … wir wollen doch nicht alles im Stich lassen …sagten sie. Wir übergaben ihnen unsere Wohnungsschlüssel und nahmen bewegt Abschied voneinander; wir waren eine Hausgemeinschaft, die zum Teil über zwanzig Jahre harmonisch miteinander gelebt hatte.Um Mitternacht verließen wir die Stadt im Treck der Wehrmacht, ein kleiner Pkw hatte uns aufgenommen. Wir hatten nur leichtes Handgepäck und einen kleinen Koffer mit Lebensmitteln für diese Reise, von der wir nicht wussten, wo sie enden würde. In den Straßen der Stadt sahen wir viele Menschen, ihr Hab und Gut auf Rodelschlitten, Kinder an der Hand. Manche hatten den Schlitten mit einer Zinkwanne ausgestattet und darin ihr Gepäck verstaut. Nie habe ich in diesen letzten Stunden geglaubt, dass es ein Abschied für immer sein könnte.
Die persönliche Niederschrift des Ortsbauernführers Friedrich Trinker über den Fluchtverlauf:
Ich dachte nicht daran, den Auftrag auszuführen. Es war ja dunkel und man durfte ja kein Licht machen. Als ich in der Gastwirtschaft ankam, rief gerade der Ortsgruppenleiter an:Sofort fertig machen zur Flucht!Der Bürgermeister, ich und ein Helfer sind bis zur halben Nacht auf den Beinen gewesen, um den Bewohnern das bekanntzumachen. Morgens um 7 Uhr haben wir unser Heimatdorf verlassen. Es war der 23. Januar. Am 26. März sind wir in Stakendorf eingetroffen und wurden von den Einwohnern freundlich aufgenommen.Aus einem Brief von Gerhard Dzieran können wir entnehmen, daß Steintal am 25. Januar 1945 von den Russen besetzt wurde, die aus Richtung Doben — Faulhöden über den zugefrorenen Mauersee vorgestoßen waren. Um Steintal selbst kam es zu keinen Kampfhandlungen. Zerstörungen konnten nicht festgestellt werden.
Der Flüchtlingstreck mit 45 Wagen wurde von Bürgermeister Weiß, Ortsbauernführer Trinker und Lehrer Roeder aus Großwarnau geführt. Alle Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter schlossen sich dem Treck an. Nur neun Alte und Kranke blieben freiwillig zurück: Ehepaar Hollack, Frau Blask, Frau Schwatlo, Frau Görke, Frau Labensch, Frau Werner, Frau Nietruck, Emil Rosinski. Der Treck marschierte in Richtung Rastenburg - Bartenstein - Landsberg.
Vor Landsberg wurde ein Teil der Trecks, der sich abgesondert hatte, am 6. Februar 1945 von den Russen überrollt. Die Männer dieses Teils des Trecks wurden zusammengetrieben und abtransportiert, die Frauen und Kinder wurden zurückgeschickt und kamen nach einem leidvollen Marsch am 12. Februar 1945 nach Steintal zurück.
Ihnen bot sich dort ein Bild des Grauens. Die Zurückgebliebenen waren von den Russen ermordet worden; von einer zurückgehenden Volkssturmeinheit waren viele bei Steintal gefallen oder umgebracht worden. Der übrige Teil des Trecks marschierte von Landsberg unter der energischen Führung des Friedrich Trinker über das zugefrorene Haff. Dann entlang der Nehrung bis Danzig, an der Ostseeküste entlang über Schwerin, Lübeck, Ratzeburg bis in den Kreis Plön, wo er am 26. März auf die Gemeinden Stakendorf, Fiefbergen und Heikendorf aufgeteilt wurde.
Fluchtbericht von Karol Gorski, Zwangsarbeiter in Steintal, der im Januar 1945 mit dem Treck nach Westen floh
[…] Wenige Tage nach meiner Rückkehr machte sich die Bauernfamilie Trinker auf den Weg nach Westen. Sie nahm uns mit. Wir hatten die Wagen beladen und starteten mit drei Gespannen. Kurz nach der Ausfahrt brach die Deichsel. Ich musste sie schnell reparieren, um den Anschluss nicht zu verlieren. Schon kurz hinter Steintal hatte ich die anderen dann wieder eingeholt. Auf unserer neunwöchigen Fahrt haben wir später dann ein Gespann verloren, so dass wir nur mit zwei Fuhrwerken weiterfahren konnten.
Unser Treck war der russischen Front immer um etwa 24 Stunden voraus. Daher war es anfangs auch zu gefährlich, auf den Wagen zu übernachten, weil von allen Seiten geschossen wurde - von einer Seite die Deutschen, von der anderen die Russen. So schliefen wir, in Decken gehüllt, auf Schnee, in einem Garten oder auf dem Eis, mal fanden wir Unterkunft in einer Kirche, dann wieder in einem Zirkuszelt.
Auch die Tagebuchnotizen über den Fluchtweg im Jahre 1945 des Lehrers Roeder sind erhalten geblieben:
23. Januar 1945:
Abmarsch nach Rastenburg. Rektor Nernheim. Schaefer dageblieben. Abmarsch mit zwei Handschlitten. Treck im Landgestüt untergebracht.
24. Januar:
Kämlack — Bauernhaus, Steintal, Großwarnau, Faulhöden sind geschlossen im Marsch und Quartier.
25. Januar:
Gut Lennenburg (v. Sanden!) - Steintal und Faulhöden, Schloß Gallingen, Großwarnau (Kolossa und Brocksien).
26. Januar:
Bartenstein — Kaserne, mein Auto und Rad, Jankowski. Frau Wessel mit Wagen.
27. Januar:
Frau Grigo und Tochter (Kl. Warnau) getroffen. Faulhöden und Großwarnau abgesetzt.
28. Januar:
Landsberg - Siedlung, Frau Ruhnke getroffen; Weiß und Lasogga nach der Beerdigung verirrt.
30. Januar:
Seefeld - Gutshaus, Trinker in Landsberg verirrt und wieder eingefunden.
31. Januar:
Lays - über Mehlsack, zwei Fliegerangriffe, kath. Gegend. Lalla zugestoßen, am 1. Februar Nernheim getroffen. Erstes Massenquartier in der Schule (Verbandsplatz). Frau Skerra bleibt am 2. Februar mit Lungenentzündung in der Schule zurück. Goerke mit sieben Wagen abgesetzt.
3. Februar:
Lüdjenfürst (Quartier = Straße), zur Nacht in einer Küche, Dieter Weiß abhandengekommen.
4. Februar:
Hohenwalde, Quartier = Küche mit Soldaten. Lalla findet seinen Treck.
5. Februar:
Grunau - Pfarrhaus, Bilinski und Stasko melden sich beim Volkssturm zurück.
6. Februar:
Grunau-Leysuhnen, erstes Biwak, Wessel mit Fuhrwerk, Lesko mit Treck Leithof getroffen.
7. Februar:
Haff - verstopfte Straßen, Nachtmarsch, regnerisch, Frau M. Trinker abhanden gekommen.
8. Februar:
Nehrungswald — Biwak, Regen und Schnee, Hauptmann. Pelz und Stiefel am Feuer getrocknet.
9. Februar:
Haff — Nachtmarsch, schlechte Wege, aussichtslose, verstopfte Wege bei Narmeln. Jankowski/Schmidt zurück zum Haff.
10. Februar:
Nehrungswald, Biwak, gefährliches Eis, Treckanhäufung, Risse, glückliche Landung.
11. Februar:
Ostseestrand, Biwak b. Kahlberg, verstopfte, schlechte Wege zum Meer. Goerke mit Treck zurück.
12. Februar:
Steegen, Quartier bei Gastwirtsfrau, Goerke und Uschkamp stoßen zum Treck. H. Trinker lässt Wagen stehen.
13. Februar:
Neuteicher Hinterfeld (Schule) Volksopfer.
14. Februar:
Prangenau, nach kurzem Marsch von der Polizei einquartiert in großem Bauernhaus. 15. Februar: Massenquartier; Schwein gekauft und geschlachtet.
16. Februar:
Wetzlaff über Neumünster (Schule) Weichsel, Rothebude, abends Brücke, verstopfte Straßen. Kontrolle, in Telefon-Vermittlung übernachtet.
17. Februar:
Schönau, nach kurzem Marsch Quartier in der Schule, Kassube, Tuscheswki nach Danzig. Lasogga und Dieter Weiß eingefunden.
18. Februar:
Oliva - Kohlenkeller. Lasogga, Gregorz, Tuschewski, Stasko und Lorenz bleiben in Danzig.
19. Februar:
Neustadt - Knabenschule. Frau Trinker's Geburtstag. Beide alten Skerras setzen sich in Neustadt ab.
20. Februar:
Gotendorf (Pommern) - Bürgermeister Niemuth. Erstes Bett Krs. Lauenburg.
21. Februar:
Poblotz - Massenquartier = LAB-Lager.
22. Februar:
Zietzen: Quartier beim Gemeindeboten, Herm. Klick I Bürgermeister (?), schmutzige Dorfstraßen.
23. Februar:
Kl. Machmin, Quartier Lehrer Ziemer (Oberstube).
24. Februar:
Gussekow - Quartier Schule Oberstube (Lehrerfrau).
25. Februar:
Damshagen - Schule Oberstube, Frau Neuenfeld, Erste gründliche Waschung. Regen, Stiefel repariert. Frau Metzdorf gestorben.
26. Februar:
Altwieck, Quartier Dubberke, Regen.
27. Februar:
Schübben, Gut, Notquartier im Kuhstall, Käthe Wessolleck erkrankt.
28. Februar:
Güddenhagen über Köslin (alles rennet, rettet, flüchtet) nach Reinigung des Gasthaussaales Massenquartier in Gutsscheune.
1. März:
Drenow über Kolberg, zuerst Massenquartier in Stall und Scheune, im Schneesturm verirrt, 56 km Marsch, Polizist. 2. März: Neue Quartiere. Frau Voigtschild, Einsegnung, Kuchen. 2 Trecks. Danielzick, Johbg.
3. März:
Schwirsen - Notquartier in der Kirche, junges Pferd von H. Trinker verletzt.
4. März:
Latzen - Quartier verlassen, Marsch über Camin.
5. März:
Biwak im Walde westl. Wollin, größte Russengefahr, Frauen und Kinder vorausgeschickt. Danielzick, letzter Wagen.
6. März:
Misdroy, im Walde vor Misdroy erste Nacht auf dem Wagen von Bielinski.
7. März:
Zweite Nacht in Misdroy am Strand (Haus).
8. März:
Dritte Nacht in Misdroy im Warteraum eines Arztes, keine Verpflegung für Mensch und Pferd. Straßenverstopfung, Brotempfang in der letzten Nacht.
9. März:
Vor Swinemünde, Wagen von Bielinski, Verstopfung, Frau Czepluch und Inge Rohloff finden sich ein.
10. März:
Heringsdorf, Massenquartier im Kurhaus, ausgezeichnete Organisation.
11. März:
Waldlager - Baracken des RAD, von SS hergestellt und verwaltet, Entlausung.
12. März:
Gützkow: Quartier = großer Bauernhof m. Trinker (Chaiselongue), Massenquartier = verräucherter Gasthaussaal.
13. März:
Altentreptow - Massenquartier im Hotelsaal, wir auf zwei Sofas im Deutschen Haus.
14. März:
Stavenhagen: Biwak auf dem Reuterplatz, wir Küche im Eckhaus.
15. März:
Grabow über Malchin, Molkerei (OGL), Wagen in Scheunenviertel, Brot, Wurst, Butter gekauft und verteilt.
16. März:
Teterow - Massenquartier im Kino. Wir bei einem Viehhändler, Wagen auf der Straße, Regen.
17. März:
Güstrow - Inf. Kaserne, Exerzierhalle, gut, gemeinsamer Kinobesuch.
18. März:
Beim Abmarsch Br. Nagel getroffen.
19. März:
Sternberg - Wagen im Scheunenviertel, jeder quartierte sich selbst ein, wir bei Lehrer Schröder.
20. März:
Gut vor Schwerin - Gutshaus, Stall und Scheune, ohne Verpflegung.
21. März:
Lützow - Siedlungen, wir bei Gastwirt Drews, in Schwerin keine Verpflegung, Polizei Essen im Auto nachgefahren.
22. März:
Ratzeburg, Massenquartier im Hotelsaal, Überweisung nach Plön.
23. März:
Bad Schwartau, Massenquartier in der Schule, Kätze Wessolleck und Frau Goldack abgesetzt.
24. März:
Neudorf bei Eutin, Kuhstall bei großem Bauern, warmes Essen abgelehnt, da verdorben.
25. März:
Preetz über Plön, Pferde und Wagen im Kloster, Menschen in Militär-Barackenlager.
26. März:
Stakendorf - Ankunft im Standquartier Alfr. Stoltenberg, Aufteilung der Geflüchteten auf die Gemeinden Stakendorf, Fiefbergen und Heikendorf.
Briefe und Notizen
Auszug aus: Meine Erlebnisse beim Russeneinfall am 26. Januar 1945
[…] Dann wurden wir Frauen und Kinder in ein Zimmer meiner Wohnung eingeschlossen und die Männer aus dem Hause geholt und erschossen, u.a. auch 18 Franzosen, die als Kriegsgefangene bei den Bauern in Kronau und Grundensee in Arbeit waren. Alle Männer und Frauen hatten Genickschuss. Das ganze Dorf wurde ausgeraubt. Auf der Straße war eine große Verwüstung. Tote Menschen, totes Vieh, Fleisch, Brot, Mehl, Zucker, alles lag durcheinander auf der Straße. Auch die Wohnungen wurden verwüstet. Wir Frauen waren so erschüttert, konnten nicht einmal weinen.
Wir glaubten, unseren Verstand zu verlieren. Nach einigen Tagen haben wir Frauen beraten, wie wir unsere Toten beerdigen sollten, denn es waren nur noch vier alte Männer im Dorf, und die hielten sich noch versteckt. Wir hatten auch nicht ein einziges Pferd zur Verfügung, nur Wagen. Aber eines Tages hatte sich ein armer Flüchtling verfahren und kam mit Pferd und Wagen ins Dorf […]
Auszug aus einem Brief von Erna Sadowski, Steintal:
[…] von ihrer Rückkehr und besonders von der ersten Zeit, die sie dort unter den Russen lebten, erzählt, dann laufen mir kalte Schauer über den Rücken. Dann danke ich Gott, daß Er mich vor all dem Leid und Unglück behütet hat. Denn jeder einzelne von uns, der die Flucht mitgemacht hat, könnte ein ganzes Buch schreiben. Aber ich kann nur sagen, dass ich durch alle […]
Auszug aus einem Brief von Frida Lingnau, Steintal, im Januar 1948:
[…] mit Eisenbahnschienen beladen. - Als der Zug sich in Elbing in Bewegung setzte, sprangen Russen rauf und nahmen den armen Flüchtlingen den letzten Rest. Wo es nicht gutmütig gegeben wurde, brauchten sie Gewalt. In Königsberg angekommen, wurde der Weg zu Fuß weiter gemacht. Wir waren schon sehr […]