Als Student in den Strafvollzugsanstalten
Halle und Torgau in den Jahren 1952 bis 1955
Kapitel 10 – Ärztliche Betreuung
Diese erfolgte durch einen Arzt, der selbst Häftling war: Prof. Dr. med. Friedrich (genannt Fritz) TIMM, Gerichtsmediziner aus Leipzig. Er soll als Gutachter in Katyn mitgewirkt haben, wo die Rote Armee einen Großteil der polnischen Elite, darunter mehrere Tausend polnischer Offiziere, Intellektuelle und Geistliche, beim Einmarsch in Ostpolen 1940 umgebracht hatte. Die Nazis untersuchten diese Massengräber 1943 unter Mitwirkung internationaler Gutachter. Die Befunde kamen der Nazipropaganda sehr gelegen. Die Russen behaupteten, dass die Polen von Deutschen umgebracht worden seien. Wegen seiner Gutachtertätigkeit im Fall Katyn wurde Friedrich TIMM von einem sowjetischen Militär-Tribunal (SMT) zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und zusätzlich bekam er weitere 5 Jahre wegen Lugen
[Lügen]. Er befand sich nach 1945 zuerst im KZ Sachsenhausen und später in den Strafvollzugsanstalten Torgau und Hohenschönhausen. Ihm sei angeboten worden, sofort frei zu sein, wenn er seine Beurteilung über Untersuchungsergebnisse von Katyn widerrufen würde. Er hätte den Russen geantwortet, dass er nichts als die Wahrheit sage und er würde nichts anderes sagen können, auch wenn sie ihn umbrächten. Diese von den Sowjets gegen die Deutschen erhobene Beschuldigung, die polnischen Offiziere und Intellektuellen ermordet zu haben, wurde schon bei den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg 1946 entkräftet, aber erst vor wenigen Jahren von Russland zugegeben.
Eines Tages sickerte das Gerücht zu uns durch, dass sich bei vielen Arbeitern des Schrottkommandos Anzeichen von Bleivergiftungen gezeigt hätten, die Fritz TIMM als erfahrener Gerichtsmediziner an der Blutarmut, am Haarausfall, an Veränderungen des Zahnfleisches und an Magen-Darmerkrankungen entdeckt hatte. Er hatte veranlasst, dass am Institut für Gerichtsmedizin an der Universität Leipzig, seiner ehemaligen Wirkungsstätte, Blutproben untersucht wurden. Irgendwie soll diese Entdeckung auch in Westdeutschland bekannt geworden sein. Das Ergebnis war, dass wir plötzlich Milch und besseres Essen bekamen. Die Ursachen unserer Bleivergiftungen waren sehr wahrscheinlich die beim Absturz verbrannten Treibstoffe der Flugzeuge, die vermutlich mit dem hochgiftigen Bleitetraäthyl als Antiklopfmittel versetzt worden waren. Bei der Zerstörung der Flugzeuge, die wir damals zerlegen mussten, haben sich vermutlich Treibstoffreste über die Flugzeugteile ergossen, wobei die giftigen Bleiverbindungen an den rauen Oberflächen haften blieben. Diesen bleihaltigen Staub haben wir während der Arbeit eingeatmet. Möglicherweise sind auch bei den zahlreichen kleinen Verletzungen an den Händen bleihaltige Substanzen direkt in unsere Körper gelangt.
Friedrich TIMM hat uns allen sehr geholfen, er wurde 1955 entlassen, ging nach Göttingen, wo er zuletzt bei der Max-Planck-Gesellschaft und der Universität tätig war (Verband Deutscher Studentenschaften 1962). Merkwürdigerweise ist er in dem Buch Die KatynlügeBeim Massaker von Katyn (auch Massenmord oder Massenerschießungen von Katyn, oft kurz Katyn) erschossen Angehörige des sowjetischen Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten (NKWD) vom 3. April bis 11. Mai 1940 etwa 4400 gefangene Polen, größtenteils Offiziere, in einem Wald bei Katyn, einem Dorf 20 Kilometer westlich von Smolensk.Siehe auch Wikipedia.de von KADELL (1991) nicht erwähnt.