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Weihnachtsgeschichte(n)

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Auf den Wogen des Lebens
Kapitel 2

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  1. Kindertage
  2. Weihnachten im Münsterland
  3. Kinderglaube
  4. Das Leben wird politisch
  5. Das Leben im Krieg
  6. Beim Reichsarbeitsdienst
  7. Der Krieg ist vorüber
  8. Virginity - ein heilig Gut?
  9. Helmut - erste Auswanderung
  10. Rückkehr nach Deutschland
  11. Südafrika - dunkle lockende Welt
  12. Bardenberg - Nestbau
  13. Ruhestand - Die Welt ruft
  14. Annabelle - zweite Auswanderung
Postkarte Sulamith-Wülfing, Der FesttagPostkarte Sulamith Wülfing, Serie 12 - Bild 2: Der Festtag Sparbüchse mit WackelkopfSparbüchse mit Wackelkopf, ein Relikt der Kolonialzeit

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Auf den Wogen des Lebens
Kapitel 2
Weihnachten im Münsterland

Zur Vorweihnachtszeit waren wir oft im Krankenhaus. Da wir von unserem Vater recht gute Singstimmen geerbt hatten, übten die Ordensschwestern mit uns Engel- und Krippenspiele ein, bei denen viel gesungen wurde. Wir bekamen lange weiße Nachthemden an, unsere Zöpfe wurden geöffnet und überall an unseren Gewändern und an den Flügeln glitzerten Sterne. Das alles geschah einige Tage vor Weihnachten und die dabei gesungenen Lieder klangen weiter in unserer Seele nach. Die Schwestern begleiteten uns von Krankenzimmer zu Krankenzimmer. Dabei sangen sie und zogen eine große Weihnachtskrippe mit vielen Figuren umher. Wir sangen Kinderlieder und sagten Gedichte auf. Das war für uns alljährlich der feierliche Auftakt zum Christfest.

Am Heiligen Abend warteten wir in der Gaststube auf das Christkindchen. Frisch gewaschen, mit weißen Sonntagsschürzen sauber gekleidet und voller Spannung warteten wir auf das Klingelzeichen zur Bescherung. In einem, mit Gardinenstoff verhängten Fensterchen konnten wir stets Schattenbewegungen im großen Gastzimmer beobachten. Die Spannung wuchs, als die Beleuchtung im Bescherungsraum wechselte. Wir sangen alle zusammen schöne Weihnachtslieder wie Christkindelein, Christkindelein, was bleibst Du lange aus, oder Alle Jahre wieder kommt das Christuskind…. Und dann endlich sahen wir das Schattenspiel flackernder Kerzen. Die große Schiebetür öffnete sich dann weit, und wir erblickten den festlich geschmückten Weihnachtsbaum im großen Gastzimmer. Nach dem Singen von unserer Mama Lieblingslied: Heiligste Nacht, heiligste Nacht, Finsternis weichet … durften wir staunend und beglückt eintreten, umherlaufen und alle Kostbarkeiten betrachten. Ich erinnere mich nicht mehr, wie viele Jahre ich zählte, als ich den Glauben an das bescherende Christkind langsam verlor.

Das alljährlich mit Schokoladentalern und Marzipanherzen verzierte Knusperhäuschen mit Hänsel und Gretel und der Hexe beglückte mich immer am meisten. An meinen Platz am Gabentisch mochte ich meistens nicht denken, denn ich fürchtete wieder, wie alljährlich, dunkelbraune, kratzende, lange Strümpfe vorzufinden, die später mit breitem Gummiband an dem gehäkelten Leibchen festgemacht wurden. Die Krone meiner Befürchtungen war in einem Jahr ein kratzendes dunkelblaues Matrosenkleid von BleyleBleyleDie Firma Bleyle (Wilhelm Bleyle OHG) mit Sitz in Stuttgart wurde 1889 gegründet und war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der größten deutschen Hersteller von Strick- und Wirkwaren.Siehe Wikipedia.org
Bild: Bleyle Matrosenanzug um 1920
By Ziko [GFDL or CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia Commons
. Es war wohl als zweites Kleid zu meiner Erstkommunion geplant. Ich musste mir die immer wieder aufwallenden Tränen verkneifen, um die Weihnachtsstimmung nicht zu verderben.

Da wir vor Weihnachten einen Wunschzettel schreiben durften, von dem vielleicht ein Wunsch in Erfüllung gehen konnte, suchte ich dann nach der Überraschung. Meistens waren es bescheidene Wünsche, die für jedes von uns Kindern tauglich waren, wie Buntstifte, Malkästen, Malbücher, Taschentücher mit aufgedruckten Märchenbildern, Märchenbücher, teure Rosenkränze, mit einer Reliquie vom Kreuz Christi, Handschuhe, ein Satz Rosenbilder, Heiligenbilder oder Postkarten von Sulamith Wülfing. Diese Postkarten, bei deren Betrachtung man so schön träumen konnte, sammelte ich, so wie wir Zigarrenkisten mit Rosenbildern und Heiligenbildern gefüllt hatten. Jeder bekam dann noch einen Suppenteller, gefüllt mit Alpenbrot, Nüssen, Spekulatius, zwei Apfelsinen und einer Banane.

Erst wenn unser Papa dann mit seinem wohlklingenden Tenor Weihnachtslieder anstimmte, kam die beglückende Harmonie und Weihnachtsstimmung zu mir zurück. Wir kannten viele Weihnachtslieder mit allen Strophen und sangen sie immer wieder gerne und stundenlang aus vollem Herzen. Diese Lieder kenne ich noch heute und wiederhole viele von ihnen alljährlich.

In einem Jahr wurden wir durch einen Peddigrohr-(Rattan)-Puppenwagen mit kleinen Fensterchen und mit vielen rosa Kissen überrascht! Dass uns dieser Puppenwagen gemeinsam gehören würde, war selbstverständlich. So durften wir unsere Puppen aus Pappmaché oder Zelluloid der Marke Schildkröt nacheinander an den nächsten Tagen in der Wallstraße straßauf und straßab ausfahren.

Trotz aller Freude war ich bei diesem Fest irgendwie betrübt, weil ich spürte, dass unsere Mama sich nicht so richtig mit uns freuen konnte. Es war nämlich einige Tage vorher ein Streit zwischen unseren Eltern vorausgegangen. So gut wie nie hatten wir Kinder Meinungsverschiedenheiten unserer Eltern mitbekommen. Wir sahen weder Liebesbekundungen zwischen ihnen, noch erlebten wir Auseinandersetzungen. Bis dahin! Es waren nicht mehr als zwei Tage vor dem Weihnachtsabend, als unsere Mama laut und ungewöhnlich nachdrücklich unseren Papa darum bat, endlich die Weihnachtseinkäufe zu machen. Verstimmt und betont langsam bequemte er sich und kam bald mit dem schon beschriebenen viel zu teuren Puppenwagen, einem Ladenhüter, zurück. Leer und ohne Kissen, ohne Puppen stand dieser dann in der Herrentoilette, die wir nicht betreten durften.

Als unsere Marie-Luise, unser hübsches, stattliches, vollbusiges, langhaariges Hausmädchen das teure Stück in dem stets nach Urin stinkenden Raum stehen sah, fragte sie unseren Vater, ob sie den Wagen mit auf ihr Zimmer nehmen und Kissen für ihn nähen dürfe. Dankbar stimmte unser Papa zu und liebte und beachtete sie umso mehr.

Am Heiligen Abend enthüllte sie den mit rosa Kissen reichlich und wunderhübsch ausgestatteten Puppenwagen. Sie musste Tag und Nacht daran gearbeitet haben. Papa strahlte, Mama schwieg und wir vier Mädchen jubelten. Eine Weihnachtskrippe vermissten wir damals noch nicht. Unsere älteste Schwester Gertrud hatte zu Beginn der Bescherungszeremonie die Geburtsgeschichte des Jesuskindes vorgelesen oder erzählt. Das reichte zur Einstimmung.

In dem großen, hallenden und immer mit Blumen ausgestatteten, unserem Haus gegenüber liegenden Kirchenraum fühlten wir uns nie verloren oder bedroht, denn wir wussten, dass es Gottes Haus war. Und zu Weihnachten gab es dort auch noch eine wunderschöne Weihnachtskrippe, die sich beleuchtete, wenn man dem dankbar nickenden Negerknaben einen Groschen einwarf.


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  • Autorin: Regina Elkemann-Spieß, April 2018
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