Auf den Wogen des Lebens
Kapitel 12
Bardenberg - Nestbau
Ich unterrichtete wieder in der Schule und Helmut vertrat Kollegen. Ich wurde auch nach sechsjähriger glücklicher Ehe nicht schwanger. Nun begann für mich die Zeit der Unterleibsoperationen. Ich hatte mehrfach schnellwachsende Myome, die operativ entfernt wurden. Ich wurde mehrfach ausgeschabt. Aber alles half nichts, wir bemühten uns vergeblich. Ich wurde immer trauriger und versuchte, mich durch Arbeit abzulenken.
Ich machte berufsbegleitend ein Studium als Lehrkraft für Schüler mit Lernbehinderung und unterrichtete nach dem Examen an einer Sonderschule. Die Arbeit mit den Kindern hatte mir immer Freude gemacht und nun tat ich die Arbeit noch lieber. Sie half mir, nicht dem Trübsinn zu verfallen. Helmut nahm die Kinderlosigkeit, Gott-sei-Dank gelassen. Helmut übernahm die Praxis eines verstorbenen Kollegen in Kohlscheid, einem Vorort von Aachen. Von nun an arbeitete er in eigener Regie.
Eines Tages stand ein junger Türke mit seiner hochschwangeren Frau vor unserer Wohnungstür. Wir hatten ihn bei Freunden in der Türkei kennengelernt und ihm unsere Anschrift gegeben. Hatten aber nie wieder von ihm gehört, ihn schon fast vergessen. Nun bat er um Aufnahme für sich und seine Frau. Sie waren illegal eingereist. Also zogen sie zunächst zu uns in unsere kleine Dachwohnung. Sie hatten keine regulären Papiere. Und auch sonst fast nichts. In einer Reisetasche und in einem Rucksack war ihr ganzes Hab und Gut. Wir besorgten ihnen eine schon lange unbewohnte Wohnung in der Nachbarschaft. Die Jungen und Mädchen der Pfarrgemeinde setzten die seit vielen Jahren vernachlässigte Wohnung in wochenlanger Gemeinschaftsarbeit einigermaßen wieder instand. Bald hatten sie auch Möbel und Bettwäsche gesammelt und Geschirr für die Küche. Gülten und Alladin zogen ein.
Aber nun brauchten sie Arbeit. Friedel, der auf einer Kohlenzeche arbeitete, sagte uns, dass allmorgendlich ein Lastwagen mit malaysischen Gastarbeitern aus Holland über die holländische Grenze käme. Wir sollten mit der holländischen Firma Kontakt aufnehmen, dann könne Alladin vielleicht mitfahren. Ich fuhr nach Maastricht und nahm Kontakt zu besagter Firma auf. Am nächsten Morgen gingen wir zur Grenze und sprachen den Fahrer des mit Arbeitern überladenen Lastwagens an. Ich erzählte dem Fahrer die Geschichte des jungen Türken. Er wusste schon Bescheid. Er nickte verständnisvoll und nahm Alladin dann jeden Morgen mit nach Alsdorf. Auf der Zeche wurde Alladin als holländischer Gastarbeiter geführt. Er arbeitete sechs Jahre dort!
Inzwischen erreichte Gülten den errechneten Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes. Wir rüsteten die Praxis um, um die Geburt selber zu machen. So brauchten wir den zusätzlichen Erdenbürger nicht zu melden. Helmut hatte schon sehr viele Hausgeburten betreut, so war eine normale Geburt kein Problem für ihn. Alles schien normal und natürlich zu verlaufen. Aber als Gülten bei den ersten Wehen in der Praxis erschien, stellte Helmut fest, dass das Kind sich gedreht hatte und er die Geburt nicht ohne zusätzliche Geräte betreuen konnte. Wir riefen die Ambulanz und brachten Gülten ins Krankenhaus. Der diensthabende, uns bekannte Arzt half uns. Die Geburt des gesunden Jungen wurde nicht gemeldet. Wir kümmerten uns immer mehr um die Familie und fanden im Freundeskreis viele Helfer.
Als Gülten nach sechs Jahren wieder schwanger war, empfahlen wir den Beiden, die Rückreise in die Türkei anzutreten. Sie hatten inzwischen eine ansehnliche Summe zusammengespart und hätten damit in der Türkei einen Neuanfang starten können. Sie wollten aber nicht nach Hause und versuchten jetzt, mit Bestechungsgeldern einen deutschen Beamten zum Ausstellen der nötigen Papiere zu bewegen. Der Beamte zeigte sie an. Sie wurden beim Ausländeramt vorgeladen. Wir bekamen als Helfer auch eine Vorladung. Als wir den Saal im Ausländeramt betraten, schlug der zu Gericht sitzende Beamte die Hände über dem Kopf zusammen. Er kannte mich und war mein Bardenberger Mitbürger. Ich war die Lehrerin seines Sohnes. Er konnte es gar nicht fassen, dass so etwas fast sieben Jahre lang in seinem Bezirk unentdeckt bleiben konnte. Wir mussten eine Strafe von 500 D-Mark bezahlen und Gülten und Alladin mussten nach sieben Jahren das Land bald nach der Geburt ihres zweiten Kindes verlassen.
Helmut führte weiterhin seine Praxis als praktischer Arzt. Die zunächst kleine Praxis wuchs schnell. Immer mehr Krankenscheine! Helmut hatte Freude an seiner Arbeit. Ich ging weiterhin zur Sonderschule für Lernbehinderte als nun examinierte Sonderschullehrerin.
Wir hatten jetzt Baupläne und fanden ein wunderbares Grundstück in Bardenberg. Herr Bergrath, der in Essen wohnte, besaß dieses Grundstück schon seit Jahrzehnten und wollte dort im Alter ein Haus bauen. Wir fuhren nach Essen und klingelten an seiner Haustüre und sagten, dass wir Bardenberger seien. Herr Bergrath fragte nicht nach dem Grund unseres Besuches, sondern bewirtete uns mit Wein und leckeren Butterbroten. Wir konnten ihm einige Neuigkeiten aus Bardenberg erzählen. Als gebürtiger Bardenberger hörte er interessiert zu. Als wir endlich berichten wollten, weshalb wir zu ihm gekommen waren, erklärte er uns lachend: Nicht nötig, denn alle Unbekannten, die mich aus Bardenberg besuchen, wollen mein Grötchen-Grundstück. Und das gebe ich nicht ab! Dort will ich im Alter bauen.
Er war schon 75 Jahre alt oder älter.
Wir boten ihm an, dass er in unserem dort eventuell zu bauenden Haus eine Wohnung nach seinen Wünschen errichten und im Alter mit uns zusammenleben könne. Er hörte sich unser Angebot an und bedankte sich nachdenklich. Dann verabschiedete er uns. Viele Monate hörten wir nichts von ihm, dann kam morgens um sieben Uhr ein kurzer Anruf: Frau Spieß, wollen sie mein Grundstück im Grötchen noch? Hier Bergrath, Essen! Ja oder Nein?
Obgleich wir inzwischen ein anderes, weit weniger schönes Grundstück gekauft hatten, bejahte ich sofort. Auf seine Anweisung hin besuchten wir bald gemeinsam einen Notar in Aachen zur Unterschrift und zur gewünschten Bargeldübergabe. Als wir ihn anschließend fragten, warum er bei all den Bewerbern uns das begehrte Grundstück gegeben habe, sagte er, dass wir die einzigen seien, die ihm eine Bleibe auf diesem geliebten Fleckchen Erde angeboten hätten. – Leider ist er niemals zu uns gezogen. Er verstarb bald danach.
Wir bauten ein weitgehend von mir entworfenes Haus mit fünf Wohnungen. Wir selber bewohnten die rund 200 qm große Parterrewohnung mit wunderbarem Ausblick fast 40 Jahre lang. Wir fühlten uns von Anfang an wohl dort, fühlten uns wie die Könige. Helmut bekam zum Einzug zwei Gänse geschenkt und verwöhnte sie. Er baute ihnen ein Gänsehaus im Garten zum Eierlegen. Sie erkannten das Motorengeräusch seines Autos schon, wenn es in unser Grötchen einbog. Sie liefen zum Eingang und schnatterten geräuschvoll und schlugen mit den Flügeln. Wenn Helmut angekommen war, ließen sie sich von ihm kraulen. Bald kaufte sich Helmut noch acht Hühner dazu, die er ebenso verwöhnte.
Mein Singkreis in Bardenberg wurde jahrzehntelang für mich Anlass zu regelmäßiger Freude. Ich traf dort allwöchentlich ehemalige Kollegen und viele Freunde und lernte bei jedem Treffen neue Lieder. Josef begleitete uns temperamentvoll mit seinem Gitarrenspiel.
Wir hatten sehr oft unsere Freunde, unsere Kollegen und Nachbarn zu Gast. Auch Wochenendbesucher und Ferienbesucher aus der großen Verwandtschaft belebten unser Haus immer wieder. Wenn meine Schwestern kamen, jubelte ich. So feierte unser Hannchen ihr letztes Weihnachtsfest auf dieser Erde 2007 bei uns. Sie brachte ihre Italiener
Nena und Lorenzo und deren vier Kinder mit. Auch Stefan und Stephanie mit Alina und Isabella kamen zu uns. Ein unvergessliches Fest.
Ich freute mich immer besonders, wenn unser Singkreis kam und Josef auf der Gitarre spielte oder Hildemarie mit ihrer Ziehharmonika den Grötchenchor begleitete. Unser Haus war stets voller Leben, obwohl wir selber keine Kinder bekamen.
Nach und nach entwickelte sich in unserem Haus so etwas wie eine Sonderkommune.
Wir lebten mit unseren Mietern wie in einer großen Familie. Unsere Treppenhaustüre wurde niemals abgeschlossen. Jeder Mieter hätte unsere Wohnung jederzeit unbemerkt betreten können. Wir aßen regelmäßig eine Mahlzeit im Monat zusammen und saßen sehr oft abends beieinander und erzählten, diskutierten, sangen und hatten viel Freude miteinander. Wir wurden Freunde.
Und dann kamen Helmuts Eltern zu uns, zusammen mit Tante Anna. Die Eltern kamen nur mit einigen Möbeln und ihrer Kleidung und zogen zuerst unten ins Haus ein, in das kleine Appartement. Die Mutter konnte zu der Zeit noch viele Stunden lang tagsüber im Rollstuhl sitzen. Aber beim Einsteigen und Aussteigen mussten wir ihr damals schon helfen. Die Tante zog auch zu uns. Sie richtete sich in unserer ebenerdigen Etage ein. Sie bezog unser Gästeappartement. Tante Anna hatte ein Zimmer, Bad und Küche. Als sie alle aus ihrem Haus mitgebrachten Möbel endlich aufgetürmt hatte, beklagte sie sich bei Helmut, dass er viel zu kleine Zimmer gebaut habe. Sie konnte die Fenster nicht mehr öffnen. Kurz vor ihrem Tod mussten wir sie wieder in ihren Heimatort zurückbringen. Helmuts Mutter hatte – immer sichtbarer werdend – Parkinson. Bald wollte sie nur noch selten in ihren Rollstuhl. Sie wurde bettlägerig.
Nun kam unsere Änni, Helmuts Patientin, zu uns und sorgte sich liebevoll um sie. Änni war eine ehemalige Nonne. Sie war ausgetreten, weil das Kloster von ihr den kleinen Bauernhof, den sie von den Eltern geerbt und an ihren Bruder weiter verschenkt hatte, haben wollte. Sie weigerte sich, ihn dem kinderreichen Bruder wieder abzunehmen. Sie war enttäuscht vom Unverständnis der Ordensleitung und auch wütend und verließ alsbald das Kloster. Sie pflegte Helmuts Mutter sechs Jahre lang und starb dann einen schmerzhaften, grauenvollen Tod an Ohrspeicheldrüsenkrebs.
Helmuts Eltern zogen in eine unserer größeren Wohnungen ein. Die Mutter war inzwischen unbeweglich und ein Schwerstpflegefall. Meine ehemalige Schülerin, unser Ruthchen, übernahm die Pflege und zog mit Mann und Kind in eine unserer Wohnungen ein. Außerdem kam täglich, morgens und abends, eine Krankenschwester zur fachgerechten Versorgung von Mutters Wunden, die sich durch das lange Liegen bildeten. Man konnte die Knochen der Wirbelsäule sehen. Einer allein konnte die schwere Pflege nicht verkraften. Helmuts Vater litt zunehmend an Albträumen, die immer wieder von schrecklichen Kriegserlebnissen aus dem ersten Weltkrieg handelten. Er war verschüttet gewesen. Er weinte dann, bis er schluchzend wieder einschlief. Er starb fünf Jahre vor der Mutter. Die Mutter nahmen wir nun zu uns in unsere Wohnung. Wir bereiteten ihr ein Krankenzimmer in Tante Annas ehemaliger Wohnung. Eines Tages schlief sie friedlich, kraftlos geworden, fast unbemerkt ein. Sie hatte elf Jahre bei uns gelebt.
Meine Eltern lebten seit 1967 bei unserer Gertrud in Münster. Mamas älteste Tochter Gertrud hatte dort gebaut. Unsere Mama hatte ihren ersten Ehemann im ersten Weltkrieg (1914–1918) nach nur einjähriger Ehe verloren. Ihr Mann war noch vor der Geburt ihres Kindes in Frankreich gefallen. Mama blieb elf Jahre lang Witwe. Dann heiratete sie Gerhard Elkemann, meinen späteren Papa. Gertrud, die von ihm das Schachspiel erlernt hatte und allabendlich mit ihm spielte, mochte ihn gerne. Sie war glücklich, als er ihr Papa wurde.
Unser Vater hatte in Gertruds Haus in Münster auch einen Alterssitz für sich und unsere Mama bauen lassen. Ich besuchte sie dort an den Wochenenden ziemlich regelmäßig. Dabei putzte ich meistens ihre Wohnung und kaufte ein. Außerdem fuhr ich unseren Papa nach Graes und Gronau zu unseren bäuerlichen Verwandten. Ich besuchte auch mit ihm zusammen Cafés und Gaststätten im schönen Münsterland. Bei diesen Kaffeehausbesuchen bevorzugte er immer Tische mit alleinsitzenden oder zu zweit sitzenden Damen. Er war ein Kavalier der alten Schule. Geübt und freundlich sprach er die Damen dann an und fragte, ob er sich zu ihnen setzen dürfe. Es wurde ihm erstaunlich selten abgelehnt. Er konnte sich noch bis zum Ende seiner 80er Jahre recht gut vielseitig unterhalten. Und er kam noch immer bei Frauen – jung oder alt – gut an. Und es ist erstaunlich, aber er sah mit zunehmendem Alter immer besser und noch gepflegter aus. Er trug neuerdings Trachtenanzüge, die ihn wunderbar kleideten, und der Zeit entsprechend trug er längere, gekräuselte Haare.
Ich fuhr auch oft mit ihm in Urlaub. Durch die Krankheit von Helmuts Mutter konnten Helmut und ich jahrelang nicht zusammen in die Ferien fahren. So fuhr ich mit Papa zusammen nach Borkum, nach Amsterdam, an die Edertalsperre, an die Mosel und an die Ahr. Zuletzt machten wir eine Kur in Hindelang! Unser Papa fand immer recht bald einen Kurschatten
. Ich verlebte mit ihm zusammen unvergessliche Ferienwochen mit vielen wunderschönen Erlebnissen.
Weil ich nun auch meine Urlaubsreisen alleine machen musste, fuhr ich viele Male mit Rotel-Tours, zum Beispiel nach Sardinien, Marokko, Namibia, Südafrika, Syrien, Jordanien, Rumänien, Bulgarien und in den Iran. Bei Rotel fand ich immer bald Reisekontakte. Man war nie allein. Rotelreisen eignen sich vortrefflich für Alleinreisende. Das Schlafen in der knapp ein, mal zwei Meter großen Koje wurde mir zur Gewohnheit. Das Gehen bis zur sanitären Anlage war für mich auch noch lange Zeit in der Nacht gut zu bewältigen. Meistens hatten wir gute bis sehr gute Reiseleiter, die unerschöpflich viele Informationen und kulturelle Einblicke in das zu bereisende Land gaben. Ich war vornehmlich deswegen eine begeisterte Rotel Reisende!
Manchmal reiste ich auch mit Horst und seinem Freundeskreis. Meine Israel-, meine Indien- und meine China-Reise machte ich zusammen mit ihnen. Manche seiner Freunde sind nun auch unsere Freunde.
Zu einer unserer Indienreisen luden wir Maren ein, ein junges 17-jähriges Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie wollte vor unserer gemeinsamen Autofahrt mit Helmut zusammen noch Freunde ihrer Eltern in Delhi besuchen. So flogen wir zunächst nach Delhi. Ich wusste, dass mein Freund Hans-Georg dort am Konsulat als Botschafter tätig war. Ich rief ihn an und wir wurden von ihm zu einem unvergesslichen Kaffeenachmittag eingeladen. Hans-Georg hatte uns eingeladen, obgleich er auf gepackten Kisten und Koffern saß. Er erzählte, dass er schon viele Jahre Witwer sei. Seine Dienstzeit als Botschafter in Delhi war vorüber. Es war sein letzter Arbeitstag in Indien! Am nächsten Tag flog er nach Deutschland zurück.
Später lieh uns Pravin, unser indischer Freund, einige Male einen Mahindra-Jeep mit Fahrer. Wir reisten viele Monate kreuz und quer durch Indien. Dabei schliefen wir in den ärmsten Hütten, den Gästehäusern von Mahindra und manchmal auch in Fünfsterne-Hotels. Auf einer dieser Reisen bekam mein Helmut den Spitznamen Buddhale
. Wir lernten immer wieder liebenswerte und gastfreundliche Inder kennen.
Wir besuchten auch unsere einstige indische Gasttochter Jainamma in Kerala. Sie wohnte mit ihren Eltern und einem Bruder zusammen an den Backwaterarmen. Wir hatten ihr nach ihrem Dienstjahr bei uns Geld für den Ausbau ihrer Hütte geschickt. Sie vergrößerte das Einraum-Haus um ein Zimmer und ließ zwei Badezimmer bauen. Das eine hatte eine französische Toilette und das andere eine – wie sie es nannte – deutsche Toilette, nur für uns! Sie hatte vorgesorgt, weil sie hoffte, dass wir sie besuchen würden. Ihre Familie gehört zu der untersten Kaste, denn ihr Vater verdiente sein Geld durch den Verkauf von Kuhmist. Er kaufte getrocknete Kuhfladen auf und brachte sie mit dem Ruderboot auf den verzweigten Armen der Backwater zu weit entfernt wohnenden Indern. Er verdiente an jedem Fladen zwei Rupien. Als Jainamma heiraten wollte, musste sie sich aus der untersten Kaste in eine höhere einkaufen. Wir bezahlten ihr den Brautpreis.
Und dann bekam ich zunehmend Probleme mit meinen Hüften. Ich habe nun drei Mal eine neue Hüfte eingesetzt bekommen. Da wir nun wieder gemeinsam reisen konnten, ich aber nicht mehr gut gehen konnte, kaufte Helmut einen Wohnwagen. So konnten wir noch immer viel anschauen, dabei aber weite Wege vermeiden. Ich gehe seit der letzten Operation am Stock. Manchmal auch mit zwei Krücken. Oft musste ich im letzten Jahr auch den Rollator benutzen. Helmut kaufte nun zunächst einen Wohnanhänger für uns und später einen Robel-Camper. Wir fuhren damit durch Irland, Österreich, Italien, Frankreich, Portugal und besonders gern durch Deutschland. Denn es wurde allmählich Zeit, dass wir Deutschland besser kennenlernten. Deutschland wurde dann für uns das schönste Land der Welt!
Nun, wo wir nicht mehr dorthin kommen können. Auch haben wir unser geliebtes Haus nicht mehr, es ist verkauft. Ich wandere in Gedanken noch oft im Haus und im Ort umher und singe in Gedanken den Karnevalsschlager: Ich kenn ein Dörflein, das liegt an der Wurm… Es ist mein Bardenberg mit der Burg Wilhelmstein.