Unsere Fahrt nach Oslo 1925
Teilnahme an der Allgemeinen Evangelisch-lutherischen Konferenz
Der erste Konferenztag
Der Donnerstag [3. September] brachte uns nach einer in der Schlosskapelle gehaltenen Morgenandacht, bei der Bischof Stoyle aus Kristiansand über Matthäus 7, 24.25Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
[16] predigte und der deutsche Pfarrer Günther von Oslo - doch in etwas größeren Abschnitten als bei der Eröffnungspredigt - übersetzte, die erste Hauptversammlung mit einem Vortrag von Professor Ihlen aus Oslo über die bleibende Eigenart der lutherischen Kirche. Dieselbe sah er in der Rechtfertigung aus dem Glauben, hier scharf das Moment des Vertrauens betonend.
Der die Debatte eröffnende Professor Ehlert aus Erlangen ergänzte den Vortrag, indem er auf die Bedeutung der reinen Lehre hinwies. Besonders eindrucksvoll sprach dann Generalsuperintendent ZöllnerWilhelm Zoellner (1860-1937) war westfälischer Generalsuperintendent und Vorsitzender des Reichskirchenausschusses der Deutschen Evangelischen Kirche.Klick hier für Wikipedia [17] aus Münster mit scharfer Front gegen den theologischen Liberalismus, Pfarrer [Sigurd Johan] Normann aus Oslo, der vor falschem Optimismus warnte und Professor HallesbyOle Hallesby (1879-1961) war ein norwegischer Erweckungsprediger und Professor für Systematische Theologie an der Menighetsfakultetet (Gemeindefakultät) in Oslo.Klick hier für Wikipedia [18] aus Oslo in ähnlichem Sinn, dessen Ausführungen umso packender wirkten, als er im Eingang wegen seines schlechten Deutsch um Entschuldigung bat. Den zweiten Morgenvortrag hielt Bankdirektor Freiherr PechmannWilhelm Freiherr von Pechmann (1859-1948) war Direktor der Bayerischen Handelsbank in München und übernahm neben seinem Beruf zahlreiche wichtige Ämter innerhalb der evangelisch-lutherischen Kirche.Klick hier für Wikipedia [19] aus München - ein Bankdirektor, der seinen Tag mit Bengels GnomonJohann Albrecht Bengel (1687-1752) war ein schwäbischer lutherischer Theologe und ein Hauptvertreter des deutschen Pietismus.Klick hier für Wikipedia [20] beginnt - über das Thema Die Reiche Gottes
. Er führte aus, dass man scharf unterscheiden müsse zwischen dem Reich der Natur und der Geschichte einerseits - auch die seien Reiche Gottes, auch in ihnen offenbarte sich Gottes Größe und Macht - und dem Reich der Gnade andrerseits, in dem Gottes eigentlicher Wille zur Erscheinung käme, das sich aber nur in stetem Kampf mit den widergöttlichen Mächten in Natur und Geschichte durchsetzte und erst in der Ewigkeit zur Vollendung käme. Von hier aus beleuchtete er in scharfer Weise die schwärmerischen Hoffnungen auf eine Herstellung des vollendeten Reiches Gottes in der gegenwärtigen Welt und die Völkerbundbestrebungen. Eine Diskussion war hier nicht vorgesehen. Es entsprach aber wohl der Bedeutsamkeit dieses Vortrages für das neutrale Ausland, wenn auf Ersuchen des Vorsitzenden Professor Moe den Hauptinhalt des Vortrages in norwegischer Sprache wiedergab.
Um drei Uhr sollte gemeinsames Mittagessen sein. Wir zogen es aber vor, zusammen mit Onkel Friedrich eine etwas billigere Kneipe aufzusuchen, in der wir mit Oberkirchenrat Jentsch, seiner Tochter, Lic. Stange-LeipzigErich Stange (1888-1972) war ein deutscher evangelischer Theologe, Reichswart der Evangelischen Jungmännerbünde und einer der Begründer der Telefonseelsorge in Deutschland.Klick hier für Wikipedia [21] und seiner Frau sowie Pfarrer Leidhold ein sehr gemütliches Zusammensein hatten.
Dann ging's um fünf Uhr wieder in die Universität zur zweiten Hauptversammlung. Vortrag von Professor Stange-GöttingenCarl Stange (1870-1959) war ein lutherischer Theologe, Universitätsprofessor und Abt des Klosters Bursfelde im Weserbergland. Er war der 18 Jahre ältere Bruder von Erich Stange.Klick hier für Wikipedia [22] über das Thema: Es ist in keinem andern Heil.
Davon ausgehend, dass es scheinen könnte, als verschwände heute der Gegensatz gegen Rom gegenüber dem viel größeren des Materialismus und der Gottesleugnung, zeigte er, wie das Unfehlbarkeitsdogma bedeutsam wäre für den Gegensatz gegen das Evangelium nicht sowohl in sich selbst, als wegen der daraus sich ergebenden geradezu unbegrenzten Forderungen, wie insbesondere mit logischer Konsequenz aus demselben der Anspruch auf Weltherrschaft hervorgehe, wie aber gerade dieser Anspruch, der den Konflikt mit den Weltmächten nach sich ziehe, die römische Kirche daran hindere, die allgemeine zu werden, wie diese Frucht aber aus dem allein durch den Glauben
sich ergebe. Aus der sich anschließenden Besprechung ist mir keine deutliche Erinnerung geblieben. Mit großem Interesse hörte ich dann den Vortrag des Domkyrkoministers Södergren aus Uppsala über
Henrik SchartauHenric Schartau (1757-1825) war schwedischer Pastor, Prediger und Initiator einer schwedischen Erweckungsbewegung, des sog. Schartauanismus.Klick hier für Wikipedia [23],
auf den er im Grunde alles Leben in der schwedischen Kirche zurückführte.
Zum gemeinsamen Abendessen vereinigten wir uns hauptsächlich auf Anregung von Brinkmann-Schnega in ziemlich großer Zahl in einem ziemlich teuren Restaurant an der Karl Johans gate, der Hauptverkehrsader Oslos.
Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
[17] Wilhelm Zoellner (1860-1937) war westfälischer Generalsuperintendent und Vorsitzender des Reichskirchenausschusses der Deutschen Evangelischen Kirche.
[18] Ole Hallesby (1879-1961) war ein norwegischer Erweckungsprediger und Professor für Systematische Theologie an der Menighetsfakultetet (Gemeindefakultät) in Oslo.
[19] Wilhelm Freiherr von Pechmann (1859-1948) war Direktor der Bayerischen Handelsbank in München und übernahm neben seinem Beruf zahlreiche wichtige Ämter innerhalb der evangelisch-lutherischen Kirche.
[20] Johann Albrecht Bengel (1687-1752) war ein schwäbischer lutherischer Theologe und ein Hauptvertreter des deutschen Pietismus.
[21] Erich Stange (1888-1972) war ein deutscher evangelischer Theologe, Reichswart der Evangelischen Jungmännerbünde und einer der Begründer der Telefonseelsorge in Deutschland.
[22] Carl Stange (1870-1959) war ein lutherischer Theologe, Universitätsprofessor und Abt des Klosters Bursfelde im Weserbergland. Er war der 18 Jahre ältere Bruder von Erich Stange.
[23] Henric Schartau (1757-1825) war schwedischer Pastor, Prediger und Initiator einer schwedischen Erweckungsbewegung, des sog. Schartauanismus.