Unsere Fahrt nach Oslo 1925
Teilnahme an der Allgemeinen Evangelisch-lutherischen Konferenz
Eröffnung der Konferenz mit König Haakon
Der Gottesdienst fand in der bereits elektrisch beleuchteten Vår Frelsers kirkeAlter Name des Osloer Doms [9] (Erlöserkirche) statt. Wir erhielten Blätter mit Gesangbuchliedern in norwegischer Sprache, unter denen wir alsbald O Heilger Geist, kehr bei uns ein
, Ein feste Burg ist unser Gott
und Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren
erkannten. Die Kirche ist ein Zentralbau in Kreuzform mit Netzgewölbe und Spitzbogenfenstern. Der Turm hat einen sehr zierlichen Kupferhelm. Als Liturg fungierte ein norwegischer Geistlicher. Hatten wir aber auf reiche liturgische Formen gerechnet, so wurden wir etwas enttäuscht. Dieselben waren recht dürftig. Stattdessen hielt der Liturg eine Ansprache, von der wir aber nichts verstanden. Die Predigt hielt IhmelsLudwig Ihmels (1858-1933) war evangelisch-lutherischer Theologe und Pfarrer. Er war der erste Landesbischof von Sachsen und Inhaber des Dogmatiklehrstuhls an der Universität Leipzig. 1907 war er Vorsitzender der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Konferenz.Klick hier für Wikipedia [10]
über
Psalm 93,5Deine Gesetze sind fest und verlässlich; deinem Haus gebührt Heiligkeit, HERR, für alle Zeiten.
[11]. Die Wirkung seiner Worte, die markig wie immer waren, wurde aber dadurch beeinträchtigt, dass, sowie er einige Sätze gesprochen, ein norwegischer Geistlicher, der mit ihm auf die Kanzel getreten war, dieselben ins Norwegische übersetzte. Ich kann mir denken, dass das besonders die anwesenden Norweger, die ja alle des Deutschen mächtig waren, störend empfunden haben, wie mir Frau Mustad das auch am anderen Tage bestätigte. Störend war es auch, dass während der Predigt plötzlich Blitzlicht mit einem Knall aufflammte. Die Versammlung sollte natürlich getypt werden.
Nach dem Gottesdienst ging es in ein unweit gelegenes Lokal, wo zu Abend gegessen wurde - kalter Aufschnitt, der herumgereicht wurde. Darauf aber Punkt halb neun in die Aula der Universität zur Eröffnungsversammlung. Pünktliches Erscheinen war uns zur Pflicht gemacht, da der König selbst zugesagt hatte, zu kommen und die Konferenz zu eröffnen. So war ich denn mit Eva schon etwas vor der angegebenen Zeit zur Stelle und nahm dann auch einen Platz in einer der vorderen Reihen ein, dicht hinter Ihmels, der mich begrüßte und der mich neben Eva seiner neben ihm sitzenden Frau vorstellte. Ich konnte deshalb auch König Haakon [VII.] aus nächster Nähe sehen, einen hochgewachsenen sehr schlanken Herrn, aber in schlichtem Gehrock. Er bestieg auf Ersuchen des Vorsitzenden des Ortsausschusses Professor Moe das Rednerpult und sprach einige Worte in norwegischer (oder dänischer?) Sprache, die ich natürlich nicht verstand, um dann auf einem für ihn bereitgestellten Sessel sich niederzusetzen, während Ihmels das Präsidium übernahm.
Es folgten nun Begrüßungen erst durch den Kultusminister, dann durch den Vertreter der Kirchenregierung, den Dekan der theologischen Fakultät und der Universität, einen Vertreter der Gemeindefakultät
, die aus Privatmitteln unterhalten wird, da die Staatsfakultät fast durchweg liberal besetzt ist - wie mir mein Nachbar, Professor Vold, auch ein Mitglied der Gemeindefakultät, mitteilte - dann durch auswärtige Kirchenregierungen, Kirchenpräsident von Merz-Stuttgart,Johannes von Merz (1857-1929) war ein evangelischer Theologe und Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.Klick hier für Wikipedia [12] die Landesbischöfe Behm-SchwerinHeinrich Behm (1853-1930) war ein lutherischer Theologe und Landesbischof von Mecklenburg-Schwerin.Klick hier für Wikipedia [13] und Mordhorst-Schleswig,Adolf Mordhorst (1866-1951) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe, Pastor, Propst und Bischof für Holstein der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins.Klick hier für Wikipedia [14]
den Bischof Raffay von Budapest und den tschechoslowakischen Bischof Zoch. Andere Kirchenregierungen, so auch das Hannoversche Landeskirchenamt, hatten schriftliche Begrüßungen gesandt. Nach diesen Begrüßungen und nachdem Ihmels namens der Konferenz dafür gedankt, entfernte sich der König und Professor Moe hielt seinen Vortrag über NicänumGlaubensbekenntnis [15] und Luthertum
. Er teilte die Entstehung des Nicänums mit und wies nach, dass die Augsburgische Konfession sich mit Recht auf das Nicänum berufe und wir unsern Glauben auch heute noch mit den Worten desselben bekennen könnten. Der Vortrag wurde wie auch alle folgenden deutsch gehalten. Einige geschäftliche Mitteilungen, so die Benachrichtigung, dass die ausländischen Konferenzteilnehmer den für Freitagnachmittag geplanten Ausflug nach Frognerseteren als Gäste der Konferenz mitmachen sollten, beschlossen den Abend. Es war ungefähr zehn Uhr geworden und wir schliefen, in unsere Logis zurückgekehrt, ungewiegt.
[10] Ludwig Ihmels (1858-1933) war evangelisch-lutherischer Theologe und Pfarrer. Er war der erste Landesbischof von Sachsen und Inhaber des Dogmatiklehrstuhls an der Universität Leipzig. 1907 war er Vorsitzender der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Konferenz.
[11]
Deine Gesetze sind fest und verlässlich; deinem Haus gebührt Heiligkeit, HERR, für alle Zeiten.
[12] Johannes von Merz (1857-1929) war ein evangelischer Theologe und Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
[13] Heinrich Behm (1853-1930) war ein lutherischer Theologe und Landesbischof von Mecklenburg-Schwerin.
[14] Adolf Mordhorst (1866-1951) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe, Pastor, Propst und Bischof für Holstein der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins.
[15] Glaubensbekenntnis