Corona-Chronik, August 2020
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
USA: Unterwegs in Richtung Abgrund
Die Abstimmung über den nächsten Präsidenten droht in Chaos und Gewalt zu münden. Daran sind Republikaner wie Demokraten schuld, die behaupten, ein möglicher Sieg der Gegenseite sei illegal und fatal.
Amerika ist ein verstörtes Land. Fast 180 000 Corona-Tote, zig Millionen Arbeitslose, Wut und Gewalt in den Städten. In Kenosha, Wisconsin, erschoss diese Woche ein 17 Jahre alter Milizionär zwei Männer, die dagegen protestierten, dass ein weißer Polizist einem Schwarzen sieben Kugeln in den Rücken gejagt hatte. Als das Virus im Frühjahr über die USA herfiel, wurde das Klopapier knapp. Inzwischen gibt es das wieder, dafür sind nun vielerorts Waffen und Munition ausverkauft. Die Amerikaner rüsten auf, weil sie vor ihren Landsleuten Angst haben.
So sieht es aus in dem Land, in dem in zwei Monaten der Präsident gewählt werden soll. Und man muss gar kein Apokalyptiker sein, um zu befürchten, dass diese Wahl die USA an den Rand eines Abgrunds bringen könnte - oder sie sogar hineinstürzt. Die Amerikaner sind in den vergangenen 250 Jahren inmitten von Kriegen, Wirtschaftskrisen, Pandemien und Unruhen wählen gegangen. Aber so gefährlich wie heute war die Lage selten.
Vier Dinge tragen dazu bei. Erstens: Beide Seiten, Demokraten wie Republikaner, haben die Wahl zu einer Entscheidung erklärt, bei der es im Wortsinn um Leben und Tod gehe. Das war die überwölbende Botschaft der beiden Parteitage in den vergangenen Wochen - nicht Hoffnung, sondern Angst.
Die Demokraten sagen: Wenn Donald Trump wieder gewinnt, kommen Faschismus und Diktatur übers Land, dann triumphieren Rassenhass und Nationalismus.
Die Republikaner sagen: Wenn Joe Biden Präsident wird, dann wird er Amerika in ein sozialistisches Höllenloch verwandeln, in dem der Antifa-Mob tobt, in dem alle Andersdenkenden in den Gulag der Cancel Culture
gesperrt werden und jeder außerdem noch höhere Steuern bezahlen muss.
Man kann darüber streiten, was an Richtigem und Falschem in alldem steckt. Donald Trump ist vieles: ein Egomane, Dilettant, Lügner und Zerstörer. Aber er ist kein Faschist. Und Joe Biden ist natürlich kein Stalinist. Die Wahl im November zu einem existenziellen Moment zu stilisieren, mag helfen, die eigenen Wähler zu mobilisieren - Furcht ist ein machtvoller Antrieb. Aber es widerspricht dem Zweck von Wahlen in einer Demokratie. Eine Wahl soll die Frage, wer regiert, so regeln, dass die Verlierer eben nicht glauben, es ginge ums Überleben. Wer eine Wahlniederlage mit Untergang und Verderben gleichsetzt, riskiert, dass die Unterlegenen ihr Heil in Rebellion suchen.
Zweitens: Beide Seiten erzählen ihren Anhängern, dass ein Sieg der Gegenseite zwangsläufig auf Betrug beruhen müsse. Donald Trump macht das seit Monaten, indem er die Briefwahl attackiert, den sichersten und fairsten Weg, um in einer Pandemie zu wählen. Zuerst hat Trump das etwas verschämt getan, mittlerweile aber ist er völlig offen: Wenn die Demokraten gewinnen, dann nur, weil sie den Sieg gestohlen haben, twittert er.
Die Demokraten kontern mit dem Vorwurf, Trump sabotiere die US-Post, um seine Gegner daran zu hindern, ihre Stimmen abzugeben. Es gibt dafür tatsächlich Anzeichen. Aber ob es wahr ist oder nicht, ist für die Legitimität der Wahl am Ende eher zweitrangig. Denn egal, wer gewinnt - als rechtmäßigen Präsidenten dürften ihn allenfalls die Hälfte der Amerikaner sehen. Die Wähler des Verlierers bekommen schon jetzt eingebläut, dass das Ergebnis gefälscht oder ergaunert wurde. Warum also sollten sie es hinnehmen?
Hinzu kommt drittens, dass niemand sagen kann, ob und wann es überhaupt ein verlässliches Ergebnis geben wird. Wahlen in den Vereinigten Staaten sind schon in normalen Zeiten eine organisatorische Herausforderung. Das Virus und das ständige propagandistische und juristische Störfeuer von Trump könnten den Wahltag dieses Jahr zu einem Albtraum werden lassen.
Es ist durchaus möglich, dass der 3. November in einem Chaos aus Abstimmungs- und Auszählungsproblemen, Unstimmigkeiten und Gerichtsprozessen endet und es Wochen dauert, bis ein amtlicher Sieger erklärt ist.
Und damit ist man - viertens - wieder bei den leergekauften Waffenläden und der Gewalt, die seit Monaten das Land erschüttert. Die amerikanische Gesellschaft ist traumatisiert, sie ist aufgebracht, und man kann jede Nacht in irgendeiner Stadt sehen, dass es inzwischen sehr viele Menschen gibt, die ihre politische Meinung dadurch mitteilen, dass sie dreinschlagen, anzünden oder abdrücken.
Eine Wahl, in der alles auf dem Spiel steht, deren Ergebnis angezweifelt wird, bevor die erste Stimme abgegeben wurde, und die unter wirren Umständen in einem Land stattfindet, das von den schwersten Unruhen seit mehr als einem halben Jahrhundert erschüttert wird - da kann selbst sprühenden Optimisten mulmig werden. Die Rolling Stones haben 1969, auch das ein Jahr, in dem Amerika in Aufruhr war, "Gimme Shelter" aufgenommen, einen Song, der die finstere Stimmung damals beschrieb. War, children, it's just a shot away
, heißt es darin. Hoffentlich bleibt das nur ein altes Lied. Süddeutsche Zeitung, Kommentar von Hubert Wetzel, Washington
Corona-Demonstration in Berlin
Unerträglich, bizarr – aber auch legitim
Versuchter Reichstagssturm und friedliche Demo: Die Anti-Corona-Proteste und ihr kruder Mix von Menschen, die eine diffuse Angst verbindet Manchmal sind demokratische Grundrechte schwer auszuhalten. Was sich in Berlin am Samstag versammelt hat, war an Absurdität mitunter kaum zu überbieten.
Ein Mann erklärt, er brauche keinen Mundschutz, weil ihm zweimal ein IQ von 120 attestiert worden sei. Gratulation. Andere glauben, dass Kennedy noch lebe, und seien deshalb da. Wieder andere rufen offen zum Umsturz auf und erklären, dass Frauen dann nicht mehr bei der Polizei sein würden, weil die ja zum Gebären da seien. Gottgewollt.
Impfgegner, die davor warnen, dass Menschen heimlich genetisch verändert würden. Radikale Liberale, die wirklich die Freiheit in Gefahr sehen. Rentner, die irgendwie dagegen sind – so insgesamt. Menschen, denen die Masken, die Abstandsregeln einfach zu viel sind. Menschen, die ernsthaft und begründet Zweifel haben an beschlossenen Maßnahmen. Gandhi-Fans, die für Selbstbestimmung kämpfen. Putin-Fans, die einem Autokraten huldigen, der solche Demos, die teilweise auch das System als Ganzes infrage stellen, sofort verboten hätte – ohne dass ein Gericht das Verbot wieder gekippt hätte.
Menschen mit allen möglichen Flaggen: Deutschland, Israel, USA, Schweden, Niederlande, sogar Regenbogenflaggen. Und dann die Reichsflaggen. Womit wir bei der ganzen Bandbreite an Rechten wären. Die waren vielleicht nicht in der Mehrheit. Aber sie waren sehr offensichtlich. Reichsbürger, Neonazis, Rechtsextreme, Antisemiten, AfDler, rechte Verschwörungstheoretiker – alles dabei. Es war ein kruder Mix aus Codes und Chiffren.
Was sie vereint, ist schwer zu sagen. Würden alle wirklich miteinander ins Gespräch kommen, wären die Gemeinsamkeiten schnell aufgebraucht. Es ist wahrscheinlich eine diffuse Angst vor politischer, medizinischer und kultureller Fremdbestimmung, die sie vereint.
Mittendrin die Polizei. Sie musste am Ende ausbaden, was politisch vorher schiefgelaufen ist. Ein Innensenator, der die Demo verboten hat. Was natürlich sein Recht ist. Nicht jede geplante Demo muss auch stattfinden. Nur die mitgelieferte Begründung war zu wenig substanziell – behaupten gleich zwei Gerichte. Und das Ganze flankiert durch politische Einlassungen, die klarmachen, dass hier eine Demo aus politischen Gründen verboten werden sollte.
Das ist sicher angesichts der erwartbaren Regelverletzungen und der zum Teil offen zur Schau gestellten rechtsradikalen Gesinnung menschlich nachvollziehbar, aber politisch unklug.
Polizeistrategie mit wechselhaftem Erfolg
So musste die Polizei also handeln. Und das hat sie mit einer Strategie der kontrollierten Offensive getan. Erst die Aufforderung, Auflagen einzuhalten, was völlig überraschend nicht geschehen ist. Dann die Auflagen erhöht, was ebenfalls völlig überraschend nicht eingehalten wurde. Und schließlich die Auflösung des ersten Demozugs am Mittag woran sich völlig überraschend auch niemand richtig gehalten hat. Es folgte eine vorsichtige Räumung – mit viel Diskussionen, aber ohne große Handgreiflichkeiten. Da klappte die Strategie.
Später wurde es schwieriger. Die Polizei musste hart gegen rechte Hooligans vor der russischen Botschaft vorgehen. Es gab hunderte Festnahmen. Der Innensenator sprach von heftigen, gewalttätigen Auseinandersetzungen
. Abstandsregeln, Mundschutz und sonstige Hygienemaßnahmen wurden weiter weitestgehend ignoriert.
Am Abend konnte die Polizei dann nur mit Mühe verhindern, dass der Reichstag von rechten Demonstranten gestürmt wurde.
Es dürfte auch dem letzten, der einfach legitim gegen Corona-Maßnahmen protestieren will, klargemacht haben, in welcher Gesellschaft er sich befindet.
Die Polizei wurde überrascht am Reichstag und konnte einen kompletten Sturm dann aber verhältnismäßig ruhig klären.
Und was bleibt am Ende? Ein politisch beschädigter Innensenator. Ein Infektionsgeschehen, das man wahrscheinlich nie genau beziffern kann. Und der sichtbare Beleg dafür, dass es Menschen mit den verrücktesten und gefährlichsten Irrungen und Wirrungen gibt, die aber eben in einer Demokratie auch auf die Straße gehen dürfen. Ob aber ein Gericht nach den Erfahrungen vom Samstag noch einmal ein Verbot kippen würde, ist fraglich. Kommentar von Christian Tretbar, Tagesspiegel 30.August 2020, Nachtrag mb
Polizei verhindert Sturm auf den Reichstag
Hunderte Demonstranten durchbrechen am Reichstag eine Absperrung, die Polizei drängt sie zurück. Zusammenstöße gibt es auch vor der russischen Botschaft. Mehrere Zehntausend Menschen haben am Samstag in Berlin gegen die Corona-Politik der Bundesregierung und der Länder demonstriert. Dabei kam es zu Ausschreitungen. Am Abend durchbrachen mehrere hundert Menschen – augenscheinlich aus dem rechtsextremen Milieu, aus der Reichsbürgerszene und vom AfD-Nachwuchs Junge Alternative
– eine Absperrung am Reichstagsgebäude und stürmten die Treppe hoch bis vor den Eingang.
Die wenigen dort eingesetzten Beamten konnten sie nur unter Einsatz von Gewalt und Pfefferspray zurückdrängen. Die Polizei Berlin konnte sich zunächst nicht dazu äußern, wie es zu dieser Situation kommen konnte.
Am Reichstagsgebäude hatte es zuvor eine Kundgebung gegeben. Diese löste die Polizei aufgrund der gezeigten gewalttätigen Unfriedlichkeit
auf.
Zusammenstöße vor russischer Botschaft
Zu gewaltsamen Zusammenstößen kam es auch vor der russischen Botschaft Unter den Linden. Aus einer Menge von etwa 3000 sogenannten Reichsbürgern und Rechtsextremisten kam es zu Flaschen- und Steinwürfen auf Polizisten. Putin, Putin
-Sprechchöre waren zu hören. Vor der Botschaft nahmen die Beamten 200 Personen fest, insgesamt über den Tag verteilt 300, wie Innensenator Andreas Geisel (SPD) mitteilte.
Am Reichstag hatten Demonstranten um den Verschwörungsideologen und Vegan-Koch Attila Hildmann bereits zuvor Absperrgitter umgestoßen, um auf die abgeriegelte Reichstagswiese zu gelangen. Hildmann wurde danach vor der russischen Botschaft festgenommen. Die Polizei war mit mehr als 3000 Beamten im Einsatz.
Geisel: Demokratie unter Druck
Insgesamt sollen sich etwa 38.000 Menschen an den Protesten im Laufe des Tages beteiligt haben. Am frühen Nachmittag konnte die Polizei noch eine Demonstration friedlich auflösen. Teilnehmer verschiedener Milieus zogen durch den Altbezirk Mitte, die meisten anschließend zur Kundgebung im Tiergarten. Die Polizeiführung stoppte den Aufzug wegen Verstößen gegen die vom Oberverwaltungsgericht erteilten Abstandsauflagen.
Geisel erklärte am Abend, dass der Mindestabstand erwartungsgemäß
nicht eingehalten wurde. Er warnte: Unsere Demokratie ist unter Druck
. Viele Teilnehmer kritisierten nicht nur die Anti-Corona-Maßnahmen, sondern stellten die freiheitliche Grundordnung infrage, sagte er.
Auf der Straße des 17. Juni und am Brandenburger Tor konnte die geplante Kundgebung abgehalten werden. Laut Polizei herrschte dort eine friedliche Stimmung. Lediglich rund um die Siegessäule seien die Mindestabstände von den Teilnehmern unterschritten worden. Zuvor hatte die Polizei deutlich gemacht, dass die Kundgebung nicht beginnen könne, wenn die Abstände nicht eingehalten würden.
Aufruf der Initiative Querdenken 711
Aufgerufen zum Protest hatte die Stuttgarter Initiative Querdenken 711
, aber auch AfD-Funktionäre, Verschwörungstheoretiker, Rechtsextremisten und Impfgegner waren dabei, die zum gewaltsamen Umsturz aufriefen. Teilnehmer aus dem bürgerlichen Milieu, die die Eindämmungsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie kritisieren, grenzten sich bewusst nicht gegen Rechtsextreme ab.
Bei der Großkundgebung forderte Initiator Michael Ballweg von der "Querdenken"-Initiative die Aufhebung aller zum Schutz vor Corona erlassenen Vorschriften sowie den sofortigen Rücktritt der Bundesregierung. Dafür bekam er großen Beifall.
Erst am frühen Samstagmorgen hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) Demonstration und Kundgebung unter Auflagen erlaubt. Das von der Polizei erteilte Versammlungsverbot sei rechtswidrig. Zudem gab es am Samstag zahlreiche Gegendemonstrationen. Tagesspiegel, Alexander Fröhlich, Hannes Heine, Frank Jansen, Julius Geiler
Britische Regierung bereitet Bevölkerung auf mögliche verschärfte Beschränkungen im Winter vor
Die britische Regierung bereitet die Bevölkerung auf verschärfte Ausgangsbeschränkungen im Falle einer erneuten Corona-Infektionswelle im Winter vor. Eine zweite Welle ist in anderen Teilen der Welt klar erkennbar
, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock der Zeitung Times
. Nehmen die Fälle wieder zu, müssen wir sehr weitgehende lokale Sperren anwenden oder weitere nationale Maßnahmen ergreifen.
Einem am Freitag bekannt gewordenen Bericht des wissenschaftlichen Beratungsgremiums der Regierung zufolge könnten im schlimmsten Fall 85.000 Menschen in ganz Großbritannien am Virus sterben. Derzeit liegt die Zahl bei mehr als 41.000 - die höchste Europas. Die Wissenschaftler betonten laut einem BBC-Bericht allerdings, dass es sich um Szenarios
mit signifikanter Unsicherheit
handelt.
Am Freitag hatte die Regierung angekündigt, ab Mittwoch örtliche Beschränkungen wegen Corona-Hotspots in Nordengland aufzuheben. Die Beschränkungen für die Zentren der Großstädte Manchester und Leicester gelten allerdings auch ab Mittwoch weiter. AFP
Zahl neuer Todesfälle in der Türkei so hoch wie seit Mitte Mai nicht mehr
In der Türkei sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums weitere 36 Menschen gestorben, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Das ist die höchste Zahl seit Mitte Mai. Die Gesamtzahl der Todesfälle steigt damit auf 6245. Außerdem gibt das Ministerium 1517 weitere Positiv-Tests bekannt, wodurch die Gesamtzahl auf 265.515 zulegt. Reuters
Merkel: Maskenpflicht-Verstöße sollen 50 Euro kosten, kostenlose Tests entfallen
Bundeskanzlerin Angela Merkel erwägt, die Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten vorerst aufrechtzuerhalten. Die Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten hat sich mit Blick auf die leider verhältnismäßig hohe Positivrate unter den Getesteten und die Verstöße gegen die Quarantänepflicht grundsätzlich als richtig und wichtig erwiesen
, heißt es in einer Beschlussempfehlung für die Schaltkonferenz mit den Länder-Regierungschefs am heutigen Donnerstag, die dem Tagesspiegel vorliegt. Allerdings ist der Punkt noch in eckigen Klammern gesetzt, also noch strittig. Dieses Instrument werde für die Risikogebiete aufrechterhalten, bis eine effektive Umsetzung der Quarantänepflicht gewährleistet sei, heißt es demnach. Daneben streben Bund und Länder weitere Vereinbarungen mit den Risikoreiseländern nach dem Vorbild der Vereinbarung mit der Türkei an, wonach Rückreisende im Reiseland vor der Rückreise verbindlich getestet werden, sodass bereits eine Rückreise von akut Infizierten möglichst vermieden wird.
Bei Reiserückkehrern aus Risikogebieten wird zudem "eine unverzügliche Übermittlung der Aussteigekarten an die zuständigen Gesundheitsämter innerhalb eines Tages gefordert, um die Kontaktnachverfolgung und Quarantänekontrollen zu erleichtern. Die kostenlosen Tests für alle Rückreisenden aus Nicht-Risikogebieten soll ab dem 15. September entfallen.
Für Maskenverweigerer wird ein bundesweites Bußgeld von 50 Euro vorgeschlagen. Die von Bund und Ländern bisher bis Ende Oktober beschlossene Untersagung von Großveranstaltungen wie z.B. Volksfeste, größere Sportveranstaltungen mit Zuschauern, größere Konzerte, Festivals, Dorf-, Stadt-, Straßen-, Wein-, Schützenfeste oder Kirmes- Veranstaltungen wird bis mindestens 31.12.2020 verlängert
, heißt es in dem Papier.
Ausnahmen können in Regionen mit maximal 15 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner dann vorgesehen werden, wenn sichergestellt ist, dass die Teilnehmer ausschließlich aus dieser Region bzw. aus umliegenden Regionen mit entsprechenden Inzidenzen kommen.
Bei privaten Veranstaltungen und Feiern außerhalb des Privatbereichs sollen zukünftig in geschlossenen Räumen 50 Teilnehmer erlaubt sein. Die Beratungen über diese Empfehlungen beginnen um 11 Uhr am Donnerstag. Tagesspiegel, Georg Ismar
25 positive Tests in nordsächsischem Geflügelbetrieb
In einem Geflügelbetrieb in Nordsachsen ist bei 25 Mitarbeitern eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Alle Betroffenen zeigten keine Symptome, teilte das Landratsamt Nordsachsen am Freitag mit. Die Beschäftigten und sämtliche Kontaktpersonen müssten sich in häusliche Quarantäne begeben. Das Unternehmen aus Mockrehna hatte das Gesundheitsamt des Kreises gebeten, alle Beschäftigten vorsorglich zu testen. Zuvor waren sechs Corona-Fälle in dem Betrieb bekannt geworden. Insgesamt wurden 596 Menschen getestet.
Das Gesundheitsamt werde versuchen, alle Infektionsketten akribisch nachzuvollziehen, um einen Hotspot auszuschließen, erklärte Nordsachsens parteiloser Landrat Kai Emanuel. Vieles deute darauf hin, dass die Beschäftigten nach Ende der Ferienzeit das Virus aus den verschiedensten Urlaubsorten mitbrächten. Auch der erste Fall in dem Geflügelbetrieb war ein Urlaubsrückkehrer. Der Landrat rief alle Bürger dringend zur Vorsicht auf. dpa
Schweden zählt meiste Tote seit 150 Jahren
Eine neue Zahl aus Schweden gibt weiteren Aufschluss über den dortigen Verlauf der Corona-Pandemie. Die Statistikbehörde des Landes meldete, dass in den ersten sechs Monaten des Jahres so viele Menschen gestorben sind wie seit 150 Jahren nicht mehr. So habe es insgesamt 51.405 Todesfälle geben, nur 1869 waren es mit 55.431 noch mehr. Damals war eine schwere Hungersnot der entscheidende Faktor, diesmal war es die durch das Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19.
Von den mehr als 50.000 Schweden seien bei etwa 4500 eine Coronavirus-Infektion die Todesursache gewesen, hieß es. Die sogenannte Übersterblichkeit, also die erhöhte Sterblichkeitsrate im Vergleich zu mehreren Vorjahreszeiträumen, habe bei zehn Prozent gelegen. Das ist zumindest gegenüber Deutschland eine recht hohe Zahl. Wie das Statistische Bundesamt meldet, lag hierzulande die Übersterblichkeit lediglich im April bei zehn Prozent. In allen anderen Monaten des ersten Halbjahres 2020 habe es nicht mehr Todesfälle als in den vergangenen Jahren gegeben. In Schweden habe die Übersterblichkeit im April 40 Prozent erreicht, hieß es von der dortigen Statistikbehörde. Das sind ähnliche Werte wie in den Corona-Hotspots Italien, Spanien und Frankreich. Nach der Hochphase im Frühling gingen aber auch in Schweden die Zahlen deutlich zurück.
Das ist aufschlussreich, weil noch immer die Frage im Raum steht, ob der schwedische Sonderweg bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie womöglich doch der klügere war. Die Frage lässt sich auch jetzt noch nicht abschließend klären, aber die Auswertung der Übersterblichkeit gibt neue Hinweise. Sie bestätigt, dass die schwedische Strategie unter dem Staatsepidemiologen Anders Tegnell zumindest im ersten Halbjahr nicht erfolgreicher war als die strengeren Maßnahmen in den meisten anderen europäischen Ländern.
Verfügbarkeit eines Impfstoffs entscheidend für Bewertung
Tegnell hatte einen Lockdown des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens vermieden und stark auf freiwillige Maßnahmen gesetzt. So gibt es keine Maskenpflicht, Geschäfte blieben während der gesamten Zeit geöffnet, dafür wurden aber Veranstaltungen mit mehr als 50 Leuten verboten. Zudem betonen schwedische Verantwortliche, dass die Menschen im Land freiwillig ihr Verhalten änderten und etwa stärker darauf achteten, Abstand voneinander zu halten.
Allerdings war es auch Ziel der Schweden, eine sogenannte Herdenimmunität
zu erreichen. Die wäre gegeben, wenn eine große Mehrheit der Menschen im Lande - der Berliner Virologe Christian Drosten sprach einmal von mindestens 60 Prozent - eine Infektion überstanden habe. Dem liegt aber die Annahme zugrunde, dass genesene Covid-19-Patienten immun gegen das Virus sind. Genau das ist aber zweifelhaft. So gibt es immer wieder Fälle, die zeigen, dass die Patienten lediglich eine Zeit lang immun sind. Bekanntes Beispiel ist etwa Hollywoodstar Tom Hanks, der eine Covid-19-Erkrankung überstand, aber schon einige Zeit später keine Antikörper mehr im Blut hatte.
Entscheidend für die Bewertung, ob nun schwedische Lockerheit oder strenges Abriegeln im Kampf gegen Corona erfolgreicher waren, wird auch die Verfügbarkeit eines Impfstoffs sein. Käme dieser tatsächlich früh im kommenden Jahr auf den Markt, könnte man wenigstens gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen besser schützen. Damit wäre zumindest aus heutiger Sicht die Wende in der Pandemie erreichbar. Kommt der Impfstoff aber nicht, wovor Experten weiterhin warnen, und schwappen weitere Infektionswellen um den Erdball, könnte eine erhöhte Grundimmunität in der Bevölkerung tatsächlich von Vorteil sein. Es bleiben also viele Fragezeichen. ntv.de, vpe
Schwedens Konjunktur erleidet Corona-Crash
Der schwedische Umgang mit der Corona-Krise kann nicht verhindern, dass die Konjunktur einbricht. Allerdings fällt der Rückschlag weniger heftig aus als etwa in Deutschland. Trotz der vergleichsweise lockeren Corona-Maßnahmen in Schweden ist die Wirtschaftsleistung des skandinavischen Landes im zweiten Quartal so stark eingebrochen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des EU-Landes schrumpfte im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorquartal um 8,6 Prozent, wie die schwedische Statistikbehörde in einer vorläufigen Schätzung mitteilte. Der Rückgang liegt unter den 10,1 Prozent, um die die deutsche Wirtschaft nach einer ersten Schätzung schrumpfte. Andere EU-Mitgliedstaaten wie Spanien und Italien hatten noch größere Einbrüche zu verkraften.
Als Hauptgründe für den starken Rückgang führten die schwedischen Statistiker den sinkenden Export und ebenso geringeren Konsum der Privathaushalte im Corona-Quartal an. Es handele sich um den größten Konjunktureinbruch in einem einzelnen Quartal seit mindestens 40 Jahren - seit 1980 lassen sich die entsprechenden Statistiken in Schweden vergleichen. Im Vergleich mit dem Vorjahresquartal betrug der Rückgang 8,2 Prozent. Im ersten Quartal 2020 hatte der BIP-Rückgang zum Vorquartal bei lediglich 0,3 Prozent gelegen.
Schweden war in der Corona-Krise einen Sonderweg gegangen und hatte das öffentliche Leben nicht so stark beschränkt wie etwa Deutschland oder der Rest Skandinaviens. Geschäfte blieben ebenso offen wie Restaurants, Bars und Schulen. Dennoch wurden auch in Schweden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus eingeführt, etwa ein Verbot von Versammlungen mit mehr als 50 Teilnehmern sowie ein Besuchsverbot für Pflegeheime.
Die Schweden haben trotz insgesamt sinkender Todes- und Infektionszahlen noch vergleichsweise hohe Corona-Werte zu verkraften. Nach Angaben der Johns Hopkins University starben in den USA 47,5 Menschen pro 100.000 Einwohner, in Brasilien 45. In Großbritannien liegt dieser Wert bei 70, in Italien bei 58 und in Schweden bei 56 - in Deutschland bei 11. Die Webseite der Hopkins University wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). ntv.de, jga/dpa
Warum die Herdenimmunität der falsche Weg ist
Zu Beginn der Pandemie lag auf der Herdenimmunität große Hoffnung, dann wurde sie verworfen - nun ist sie wieder im Gespräch. Doch sie ist keine Rettung.
Was wäre, wenn die Herdenimmunität näher wäre, als Wissenschaftler dachten?
, fragt die New York Times
in einem großen Artikel. Statt der zunächst angenommenen 60 bis 70 Prozent immunen Menschen in der Bevölkerung bräuchte es vielleicht nur 50 Prozent - oder sogar noch weniger. Einige Experten sehen sogar bei 20 Prozent möglicherweise schon die Herdenimmunität erreicht. Dann könnten wir das Coronavirus viel einfacher besiegen als gedacht, so die Annahme. Ach, das wäre doch schön! Nur noch ein paar durchgemachte Infektionen mehr und schon könnten alle zurück in ihr altes Leben, mit Partys ohne Sorgen, Einkaufen ohne Mund-Nasen-Schutz und Langstreckenflügen, bei denen man nur wegen des Klimas ein schlechtes Gewissen haben muss.
Doch so wird es nicht kommen. Drei Gründe, warum das mit der Herdenimmunität höchstwahrscheinlich nicht funktioniert.
Viren haben andere Pläne
Fangfrage: Wie viele zirkulierende respiratorische Viren kennen Sie, die Herdenimmunität verursacht haben?
, fragte vor Kurzem ein Virologe auf Twitter. Der Forscher löst selbst auf: Keine, sonst würden sie nicht zirkulieren. Viren passen sich an, um der Immunantwort auszuweichen oder sie zu verändern, um zu überdauern.
Tatsächlich kursieren ja andere Coronaviren - ebenso wie unzählige andere Viren - seit langer Zeit, ohne dass sie sich jemals durch Herdenimmunität von selbst verabschiedet hätten.
Selbst die Masern, die eine lebenslange Immunität auslösen, konnten letztendlich nur mithilfe einer Impfung dauerhaft zurückgedrängt werden. Bevor es die Impfung gab, fanden die Viren einfach unter kleinen Kindern immer wieder neue, nicht immune Wirte.
Unfassbares Leid
Ungleich wichtiger als theoretische Überlegungen zur Evolution von Viren ist die inzwischen klare Erkenntnis, dass Coronavirus-Infektionen gefährlich sein können. Klar: Viele Betroffene stecken die Infektion ohne oder mit nur milden Beschwerden weg. Aber ein relevanter Anteil wird krank, trägt bleibende Schäden davon oder stirbt.
Selbst Orte mit großen Ausbrüchen sind noch weit von einer Herdenimmunität entfernt: In New York etwa haben rund 21 Prozent der Menschen Antikörper. Ob diese auch tatsächlich vor einer zweiten Infektion schützen, ist indes noch unklar.
Eine Region in Europa allerdings ist laut Antikörperstudien möglicherweise nah dran an der Herdenimmunität: In der italienischen Provinz Bergamo mit der gleichnamigen Hauptstadt haben 57 Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen Sars-CoV-2. Beim nationalen statistischen Institut Italiens ist nachzulesen, wie viele Menschen in Bergamo in den vergangenen Monaten starben - und wie viele es in den Vorjahren im Schnitt in den jeweiligen Monaten waren: In einem März der Jahre 2015 bis 2019 starben in der Provinz durchschnittlich 897 Menschen, im März 2020 waren es 6059. Auch im April 2020 gab es mehr als doppelt so viele Todesfälle wie in den Jahren zuvor in diesem Monat: 1801 gegenüber 796. In Bergamo leben etwa 1,1 Millionen Menschen.
Wer sich die Situation vor Ort anders verdeutlichen will: Hier ist zu lesen, was der Bürgermeister von Bergamo am 18. März aus den Kliniken der Stadt erzählte, hier finden Sie das Tagebuch eines Mannes aus der italienischen Stadt.
Dazu kommt: Auch Menschen, die Covid-19 laut so einer Statistik überstehen, können dauerhafte Schäden davontragen. Es mehren sich Berichte über Betroffene, die seit Monaten schwer krank sind, auch wenn sich die Häufigkeit dieser Probleme noch nicht beziffern lässt.
Die Virologin Sandra Ciesek, Professorin an der Uniklinik Frankfurt, beantwortete die Frage, ob eine Herdenimmunität erreichbar sei, dem SPIEGEL gegenüber deshalb auch so: Als Allererstes ist dieser Weg ja überhaupt nicht erstrebenswert, weil das Virus viele Schäden anrichtet und sehr viele Menschen sterben würden.
Dass Deutschland zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise wenige Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus zu beklagen hat, liegt eben daran, dass hier nicht ernsthaft mit der Idee geliebäugelt wurde, eine Herdenimmunität zu erreichen.
Ohne langfristige Immunität keine Herdenimmunität
Eine der großen Fragen zum Coronavirus lässt sich bislang einfach nicht eindeutig beantworten, nämlich wie lange die Immunität gegen den Erreger nach einer durchgemachten Infektion anhält. Aktuell gibt es immerhin ermutigende Hinweise darauf, dass die Immunität lange oder dauerhaft bestehen könnte, aber ganz sicher lässt sich dies nicht sagen. Anders formuliert: Auch in Bergamo kann man nicht sicher sein, dass eine weitere Coronavirus-Welle irgendwann doch wieder viele Menschen treffen könnte. Die Hoffnung ist natürlich, dass die Immunität Bestand hat, doch falls dies nicht der Fall sein sollte, lässt sich eine Herdenimmunität ohnehin nicht oder nur für kurze Zeit erreichen.
Ewig so weiterzumachen wie jetzt, ist inakzeptabel. Dem Virus wieder erlauben, sich frei zu verbreiten, auch. Wie lässt sich das auflösen? Die Lösung sind Impfstoffe. Derzeit befinden sich 29 Impfstoffkandidaten in klinischen Prüfungen, werden also in Studien an Freiwilligen getestet. Weitere 138 Präparate sind in der vorklinischen Phase: Sie werden schon erforscht, aber noch nicht an Menschen getestet.
Wenn einige dieser Kandidaten sich als effektiv und sicher erweisen, könnten wir tatsächlich die Herdenimmunität erreichen - ohne einen schrecklichen Preis dafür zu zahlen. Spiegel, Nina Weber
Gesundheitsminister beraten heute über weitere Strategie in Corona-Krise
Nach Ansicht der Bundesregierung tragen zurzeit vor allem private Feiern sowie Rückkehrer aus Risikogebieten zur Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland bei. Sind deshalb strengere Regeln nötig?
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen an diesem Montag über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Bei einer Telefonkonferenz soll es unter anderem um die Auflagen für Familienfeiern und andere Veranstaltungen gehen, wie Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) als Vorsitzende der Konferenz ankündigte. In der Frage, ob es neue Obergrenzen für private Feste geben sollte, gibt es bisher keine klare Linie. Die Forderung nach einer bundesweit einheitlichen Regelung stößt in mehreren Bundesländern auf Widerstand.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angeregt, wegen des Ansteckungsrisikos noch einmal über die erlaubte Größe solcher privaten Feste zu sprechen. In den Bundesländern gelten bisher unterschiedliche Regelungen. In Berlin zum Beispiel sind zurzeit Innenveranstaltungen mit bis zu 500 Menschen erlaubt. In Nordrhein-Westfalen dürfen bei geselligen Veranstaltungen wie Hochzeiten
drinnen maximal 150 Gäste anwesend sein, in Bayern maximal 100.
Angesichts steigender Infektionszahlen gibt es auch Überlegungen, die Maskenpflicht auszuweiten, etwa im Berufsleben und in den Schulen. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer erklärte am Wochenende, viele Unternehmen hätten die Maskenpflicht am Arbeitsplatz schon eingeführt. Das könnte auf jeden Fall ein Schritt sein, der auch bundesweit verpflichtend wird, jedenfalls wenn damit die Schließung ganzer Branchen verhindert werden könnte.
dpa
Arbeitslosigkeit von Pflegekräften steigt
Die Arbeitslosigkeit von Pflegekräften ist im laufenden Jahr deutlich gestiegen, besonders betroffen seien ausländische Arbeitnehmer, berichtet die Welt
. In der Berufsgruppe Altenpflege stieg die Arbeitslosigkeit seit dem Jahreswechsel bis Ende Juni bei den Beschäftigten mit deutscher Staatsbürgerschaft um 27 Prozent – von 21.872 auf 27.711 Arbeitslose. Bei den ausländischen Altenpflegern stieg sie um 37 Prozent – von 7355 auf 10.070 Betroffene. In der Krankenpflege soll die Arbeitslosigkeit demnach um 23 Prozent (von 7260 auf 8955) bei den Beschäftigten mit deutscher Staatsbürgerschaft – und bei ausländischen Pflegern um 28 Prozent (von 3037 auf 3889) gestiegen sein, wie "Welt" unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit berichtet.
Insgesamt gäbe es zwar einen sehr großen Bedarf an Arbeitskräften, die sich um die inzwischen rund 3,5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland kümmern. Dennoch habe schon zum Jahreswechsel die Arbeitslosenquote in der Altenpflege bei 4,9 Prozent, heißt es weiter.
Allerdings definiere die Bundesagentur nur solche Personen als arbeitslos, die einem potenziellen Arbeitgeber sofort zur Verfügung stünden. Deswegen sei auch die Zahl der arbeitssuchenden Pfleger interessant, die zusätzlich auch etwa jene umfasst, die eine Anstellung in ihrem Berufsfeld suchen, weil sie aktuell nur wenige Stunden oder mit sehr geringem Gehalt beschäftigt sind: So gab es Ende Juni 64.843 arbeitssuchende Altenpfleger und 22.566 Krankenpfleger.
Die Angaben der Bundesagentur für Arbeit stammen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des arbeits- und sozialpolitischen Sprechers der AfD-Bundestagsfraktion, René Springer. Er sagte der Welt
: Wer in der Corona-Krise eine Anstellung sucht, muss mit Arbeitskräften konkurrieren, die nach wie vor im Ausland angeworben werden. Ich fordere die Bundesregierung auf, das Fachkräfteeinwanderungsgesetz auszusetzen.
Tagesspiegel
2.000 Neuinfektionen überschritten - höchster Wert seit April
Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland hat die Schwelle von 2000 überschritten und den höchsten Wert seit Ende April erreicht. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben 2034 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet (Datenstand 22.08. 0 Uhr), wie es am Samstagmorgen vom Robert Koch-Instituts (RKI) hieß. Höher lag der Wert zuletzt am 25. April mit 2055 registrierten Neuinfektionen. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen, danach waren die Werte deutlich gesunken. Seit Ende Juli steigt die Zahl der Nachweise wieder an.
Direkte Rückschlüsse auf das Infektionsgeschehen lässt der aktuelle Anstieg bei den Fallzahlen allerdings nicht zu, da zuletzt auch die Zahl der durchgeführten Tests immens stieg.
Waren es nach RKI-Daten in der Kalenderwoche 31 vom 27. Juli bis 2. August noch rund 578 000 (übermittelt von 165 Laboren), lag die Zahl zwei Wochen später schon bei mehr als 875 000 (übermittelt von 181 Laboren). Die Werte können sich im Zuge von Nachmeldungen noch verändern, zudem können Mehrfachtestungen einzelner Menschen enthalten sein.
In der Woche vom 20. bis 26. April hatte die Zahl der Tests bei rund 364 000 (übermittelt von 178 Laboren) gelegen - also wesentlich niedriger als derzeit. Die Rate positiver Ergebnisse lag damals bei fünf Prozent, derzeit liegt sie bei knapp einem Prozent.
Die steigenden Fallzahlen seien derzeit aber nicht nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären, hatte das RKI vor einigen Tagen mitgeteilt. Bundesweit gebe es eine große Anzahl kleinerer Ausbruchsgeschehen, die beispielsweise mit größeren Feiern im Familien- und Freundeskreis in Verbindung stehen, heißt es im Lagebericht von Freitag (21.8.). Hinzu komme, dass Corona-Fälle zu einem großen Anteil unter Reiserückkehrern, insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, identifiziert werden.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 232 082 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI meldete. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9267. Seit dem Vortag wurden sieben Todesfälle mehr gemeldet. Bis Samstagmorgen hatten etwa 206 600 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Mitteilung vom Freitag bei 1,02 (Vortag: 1,04). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI einen sogenannten Sieben-Tage-R-Wert an. Er bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert nach Angaben von Freitag bei 1,12 (Vortag: 1,14 ). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen. dpa
Weitere Corona-Pannen in Bayern
In Bayern gibt es neue Probleme mit Corona-Tests von Reiserückkehrern und zudem auch mit Schutzmasken. Das geht aus Recherchen des Spiegel
hervor. So würden einige Fluglinien seit Tagen versuchen herauszufinden, wie sie mit den sogenannten Aussteigekarten verfahren sollen, die Passagiere aus Risikogebieten im Flugzeug ausfüllen müssen. Mithilfe dieser Formulare können Gesundheitsämter feststellen, ob die Rückkehrer die häusliche Quarantäne einhalten und ob Corona-Tests durchgeführt worden sind. Eine große Fluglinie habe laut dem Spiegel
bis heute keine Antwort vom Landesamt für Gesundheit erhalten. Ein Flughafen-Sprecher habe auf die Behörde verwiesen, die sich nicht äußern wollte.
Außerdem seien laut dem Bericht Atemschutzmasken für Arztpraxen und das Technische Hilfswerk aufgrund fehlender Zertifikate
zuletzt vorsorglich gesperrt
worden. Der Geschäftsführer einer der Lieferanten räumte ein, dass Masken am Kinn nicht zu 100 Prozent abschlossen
. Deshalb habe er die Lieferung natürlich
zurückgenommen. Tagesspiegel
Tschentscher kritisiert gefährliche Testregeln für Rückkehrer
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher kritisiert in einem Spiegel
-Interview die Testregeln für Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten. Die Praxis sei fachlich nicht haltbar. Um nicht in Quarantäne zu gehen, reicht es, bei der Einreise einen negativen Test vorzulegen. Der darf dann auch noch bis zu 48 Stunden alt sein. Der Corona-PCR-Test wird aber erst vier bis fünf Tage nach einer Infektion positiv
, sagte er dem Spiegel
. Demnach ergebe sich ein Zeitraum von bis zu einer Woche, in der sich Reisende infizieren und danach trotzdem ein negatives Ergebnis vorweisen können. Ohne Quarantäne geht es nicht
, sagt Tschentscher im Interview. Tagesspiegel
Russischer Corona-Impfstoff weckt Sorgen vor Virusmutation
Die beschleunigte Zulassung eines Corona-Impfstoffes in Russland schürt bei Experten Sorgen vor einer Mutation des Virus. Sie warnen, dass eine nur teilweise wirksame Impfung eine Mutation fördern könnte. Denn ein unvollständiger Schutz könnte dazu führen, dass das Virus den vorhandenen Antikörpern ausweicht, erklärt Ian Jones, Professor für Virologie an der britischen Universität Reading. Dadurch könnten Stämme entstehen, die sich dann komplett der Impfung entziehen. In diesem Sinne ist ein schwacher Impfstoff schlechter als gar kein Impfstoff.
Viren, einschließlich des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2, sind dafür bekannt, dass sie ständig mutieren können. In der Regel hat das oft nur geringe oder keine Auswirkungen auf das Risiko, das für Menschen durch sie besteht. Einige Wissenschaftler fürchten aber, dass der evolutionäre Druck
auf den Erreger durch den Einsatz eines womöglich nicht vollständig schützenden Impfstoffs die Lage verschlimmern könnte.
Die Entwickler des russischen Impfstoffes "Sputnik V" als auch die russische Regierung halten diesen für sicher. Zwei Monate klinische Erprobung am Menschen in kleinen Studien hätten gezeigt, dass dieser funktioniere, hatten sie betont. Die Ergebnisse dieser Studien wurden bislang aber nicht veröffentlich. Viele westliche Wissenschaftler hatten sich skeptisch gezeigt. Reuters
Höchster Wert seit Mai - 1510 registrierte Neuinfektionen
Das Robert Koch-Institut hat die höchste Zahl an Neuinfektionen in Deutschland seit mehr als drei Monaten registriert. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland 1510 neue Corona-Infektionen. Dies geht aus Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom frühen Mittwochmorgen hervor. Höher lag die Zahl zuletzt am 01. Mai mit 1639 registrierten Neuinfektionen. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen lag Anfang April bei mehr als 6000, danach waren die Werte deutlich gesunken. Seit Ende Juli steigt die Zahl wieder an. dpa
Österreich spricht Reisewarnung für Balearen aus
Wegen der Corona-Krise wird nun auch österreichischen Reisenden davon abgeraten, die spanischen Balearen-Inseln zu besuchen. Wie das österreichische Außenministerium am Dienstag mitteilte, gilt ab kommendem Montag eine Reisewarnung für die beliebten Urlaubsinseln Mallorca, Menorca und Ibiza. Für das spanische Festland gelten bereits strenge Einreiseregeln.
Wer ab Montag von den Balearen aus nach Österreich einreist, muss sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Mehr als 30 Reiseziele, darunter Portugal, Kroatien und Schweden, stehen derzeit auf der österreichischen Liste der Risikogebiete. AFP
Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen stark erhöht
Die Gefahr einer Corona-Infektion ist in geschlossenen Räumen nach bisherigen Erkenntnissen im Vergleich zu an der frischen Luft extrem erhöht. Konkrete Zahlen dazu gibt es bislang aber noch nicht. Das lasse sich auch nicht so genau beziffern, erklärte eine Sprecherin des Robert Koch-Instituts. Der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch, verwies aber auf eine Studie aus China, nach der von 318 untersuchten Ausbrüchen mit drei oder mehr Infektionsfällen Anfang des Jahres nur ein einziger im Freien stattgefunden hatte. In fast 80 Prozent der Fälle steckte der Erkrankte andere Menschen zu Hause an, schreiben die Forscher. Ansteckungen gab es auch in Verkehrsmitteln und etwa beim Einkaufen.
Hintergrund ist, dass als wichtiger Übertragungsweg von Sars-CoV-2 sogenannte Aerosole, Mischungen winziger Teilchen in der Luft, gelten. Daneben gibt es aber auch andere Möglichkeiten der Virenübertragung, etwa als Schmierinfektion. Und auch bei Aerosolen lassen sich schwer pauschale Aussagen treffen. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob der Raum über offene Fenster, eine eingebaute Lüftungsanlage oder gar nicht belüftet wird. Eine weitere Rolle kann spielen, ob ein paar Menschen still in einem Raum vor sich hinarbeiten oder mehrere - etwa in einer Bar - laut sprechen, grölen oder singen. dpa
Keine Klarheit bei Benachrichtigung von Corona-Getesteten in Bayern
Die Gesundheitsbehörden in Bayern waren auch am Samstag nicht in der Lage, das Problem bei der Benachrichtigung von positiv auf das Coronavirus getesteten Urlaubsrückkehrern zu lösen. Die Zahlen, die unter anderem darüber Auskunft geben sollen, wie viele der positiv Getesteten ihr Ergebnis nun inzwischen erfahren haben, sollen nun am Sonntagnachmittag bekanntgegeben werden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München am Samstag.
Ursprünglich hatte die Staatsregierung erklärt, bis Donnerstagmittag soll jeder der positiv Getesteten sein Ergebnis kennen. Diese Deadline verstrich, mehrere weitere am Freitag und Samstag ebenfalls. Es müssten noch weitere Details
geklärt werden, hieß es.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Ergebnisse von 44.000 Tests, die meist an den mobilen Testzentren an Autobahnraststätten von Urlaubsrückkehrern genommen worden waren, noch nicht bei den Betroffenen gelandet waren. Darunter sollen auch mehr als 900 positive Tests sein. Die Nachricht hatte ein politisches Erdbeben ausgelöst, weil die Infizierten Tausende weitere Menschen anstecken könnten, ohne es zu wissen. Die Regierung hatte die Probleme auf fehlende Software und eine unerwartet große Zahl von Freiwilligen zurückgeführt, die sich den Tests unterzogen hatten. dpa
Impfstoffproduktion in Russland gestartet
Russland hat mit der Produktion seines neuen Impfstoffs gegen das Coronavirus begonnen, wie die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Gesundheitsministerium meldet. Nach früheren offiziellen Angaben soll der Impfstoff als weltweit erster überhaupt bis zum Monatsende auf dem Markt gebracht werden. Manche Wissenschaftler befürchten, dass die Regierung in Moskau dabei Schnelligkeit vor Sicherheit setzt.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Dienstag die Zulassung des Impfstoffs Sputnik V
zur breiten Verwendung in der Bevölkerung bekanntgegeben. Sie erfolgte vor dem Vorliegen der Ergebnisse sogenannter Phase-III-Studien - ein Vorgehen, das dem international üblichen Ablauf widerspricht. Weder die Wirksamkeit noch die Nebenwirkungen lassen sich derzeit fundiert beurteilen. Der Impfstoff wurde vom staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Erst wenige Menschen haben ihn im Rahmen einer Studie erhalten.
Russland hatte Vorbehalte aus dem Ausland gegen sein Mittel zurückgewiesen. Ausländische Kollegen versuchen offenbar, irgendeine Meinung zu äußern, die nach unserer Ansicht absolut unbegründet ist
, sagte Gesundheitsminister Michail Muraschko am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Reuters, dpa
RKI warnt vor Menschengruppen in Innenräumen
Das Infektionsgeschehen in Deutschland nimmt an Dynamik zu
, schreibt das Robert Koch-Institut in seinem Lagebericht – und gibt eine neue Empfehlung heraus. Angesichts immer weiter steigender Coronavirus-Infektionszahlen appelliert das Robert Koch-Institut (RKI) eindringlich an die Deutschen, sich an die bestehenden Regeln und Empfehlungen zu halten. In seinem aktuellen Lagebericht warnt das RKI erneut, dass eine weitere Verschärfung der Situation unbedingt vermieden werden müsse und fügt als neue Warnung hinzu: Menschenansammlungen – besonders in Innenräumen – sollten möglichst gemieden und Feiern auf den engsten Familien- und Freundeskreis beschränkt bleiben.
Die Zahl der täglich neu übermittelten Fälle sei seit der Kalenderwoche 30 angestiegen. Es gebe bundesweit eine große Anzahl kleinerer Ausbruchgeschehen in verschiedenen Landkreisen, die mit unterschiedlichen Situationen in Zusammenhang stünden wie zum Beispiel größeren Feiern im Familien- und Freundeskreis, Freizeitaktivitäten, an Arbeitsplätzen, aber auch in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen.
Hinzu komme, dass Covid-19-Fälle zunehmend unter Einreisenden identifiziert werden. Am Freitag hatte das RKI ganz Spanien inklusive der Ferieninsel Mallorca auf die Liste der Risikogebiete gesetzt; das Auswärtige Amt sprach daraufhin eine Reisewarnung aus. Ausgenommen davon sind lediglich die Kanaren.
Das RKI schreibt in seinem Lagebericht weiter, all dies summiere sich zu einer substantiellen Zunahme der Fallzahlen. Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend und nimmt an Dynamik zu.
Die gesamte Bevölkerung müsse weiterhin Abstands- und Hygieneregeln konsequent – auch im Freien – einhalten, Innenräume lüften und, wo geboten, eine Mund-Nasen-Bedeckung korrekt tragen.
Die Warnung des RKI, Menschengruppen in Innenräumen zu meiden, ist kein Verbot, zeigt aber deutlich, wie ernst die Situation aus Sicht der Behörde ist. Konkret bedeutet dies, dass die Bürger sich zum Beispiel überlegen sollen, ob sie sich innerhalb von gastronomischen Einrichtungen aufhalten.
In Berlin waren seit Mitte Juli wiederholt Infektionen bei Kneipenbesuchern nachgewiesen worden. Erschwert wird die Situation hier dadurch, dass es durch falsche oder unvollständige Angaben auf den vorgeschriebenen Kontaktlisten Probleme gibt, weitere Gäste zu identifizieren, um so die Infektionskette zu unterbrechen. Tagesspiegel, Sven Lemkemeyer
1449 registrierte Corona-Neuinfektionen in Deutschland
Die Zahl der bekannten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist erneut leicht gestiegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Donnerstagabend 1449 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Höher lag der Wert zuletzt am 01. Mai mit 1639 registrierten Neuinfektionen. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war nach den immer noch über 1000 liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder. Experten sind besorgt, dass es zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommen könnte, der die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Ansteckungsketten an Grenzen bringt.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 13.8., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 0,91. Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 13.8., 0.00 Uhr, bei 1,06. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
Die R-Werte liegen nach RKI-Angaben seit Mitte Juli 2020 wieder bei 1 beziehungsweise leicht darüber. "Dies hängt mit einer größeren Anzahl kleiner Ausbrüche, aber auch mit den bundesweiten Fallzahlen zusammen, die seit den Lockerungen der Maßnahmen sowie durch zunehmende Fälle unter Einreisenden in den letzten Wochen stetig gestiegen sind", hieß es. dpa
10.800 Euro Strafe für Deutsche in Tirol
Sie ging einkaufen, im Park spazieren und fuhr Taxi - trotz Corona-Infektion samt Heimquarantäne. Eine Frau aus Deutschland ist in Österreich wegen wiederholten Bruchs ihrer Quarantäne zu 10.800 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Die Anklage fordert jedoch weiter eine Haftstrafe auf Bewährung und meldete nach dem Urteil am Landgericht Innsbruck am Donnerstag Berufung an, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur in Wien sagte. Zuvor hatte der Sender ORF über den Prozess berichtet.
Die 54-Jährige, die in Schwaz im Bundesland Tirol lebt, war im April positiv auf das Coronavirus getestet worden und hatte einen Bescheid über ihre Heimquarantäne bekommen. In den Tagen darauf ging sie jedoch einkaufen - laut ORF gab sie an, dass ihr der Mindestbestellwert für Lebensmittel über das Internet zu hoch gewesen sei, obwohl sie nach eigenen Angaben 2.100 Euro Rente erhalten habe.
Außerdem nutzte sie den Angaben nach den Aufzug in ihrem Wohnhaus, ging im Park spazieren und fuhr mit einer Verletzung per Taxi ins Krankenhaus, statt den Notarzt zu rufen. Schließlich nahm die Polizei die 54-Jährige fest und brachte sie ins Gefängnis, nachdem sie mehrmals bei Kontrollen nicht zuhause angetroffen worden war. Eine Haftrichterin entließ sie nach einem Tag.
Das Landgericht Innsbruck verurteilte die 54-Jährige wegen der fahrlässigen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten. Nach österreichischem Recht sind dafür bis zu drei Jahre Haft möglich. Die Staatsanwaltschaft will nach Angaben des Sprechers eine Bewährungsstrafe, um mehr Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen. Das Oberlandesgericht muss über die Berufung entscheiden. dpa
1445 Neuinfektionen in Deutschland - vier weitere Tote
Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen am Donnerstag mit 219.964 angegeben - ein Plus von 1445 seit dem Vortag. Die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete 220.859 Infizierte.
Das RKI, das nur die elektronisch übermittelten Zahlen aus den Bundesländern berücksichtigt und seine Aufstellung einmal täglich aktualisiert, registrierte insgesamt 9211 Todesfälle und damit vier mehr als am Vortag. Die JHU zählte 9213 Tote. Die Zahl der Genesenen lag laut RKI bei etwa 199.500.
Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war nach den immer noch über 1000 liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder. Experten sind besorgt, dass es zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommen könnte, der die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Ansteckungsketten an Grenzen bringt.
Detaillierte Daten stellt das RKI auf seiner Internetseite unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html sowie im dort verlinkten sogenannten Dashboard zur Verfügung. Die JHU veröffentlicht ihre detaillierten Daten unter https://coronavirus.jhu.edu/map.html auf ihrer Internetseite. AFP
St. Peter-Ording lenkt Gäste mit Besucher-Ampel
Eine Besucher-Ampel soll künftig die Gäste in St. Peter-Ording lenken. An sechs Hotspots in dem beliebten Nordsee-Urlaubsziel sei Sensortechnik installiert worden, um die Zahl der Menschen zu erfassen, sagte Tourismus-Direktorin Constanze Höfinghoff am Mittwoch. Das soll helfen, Menschen-Ansammlungen während der Corona-Epidemie zu vermeiden.
Es seien zum Teil Frequenzmesser aufgestellt worden, mit denen man die Bewegung der Menschen erfassen kann. An anderen Stellen machen Kameras im Minutentakt Fotos, auf denen eine Software automatisiert und anonymisiert die Zahl der Menschen zählt. Die Bilder werden nicht gespeichert, sondern nach der Datenerfassung sofort gelöscht.
Die Daten werden ausgewertet und erscheinen als Ampel
auf der Internetseite von St. Peter-Ording (Schleswig-Holstein). Dabei wird für die Hotspots angezeigt, ob sie wenig, mäßig oder stark besucht sind.
Wir haben das System zehn Tage getestet. Es wurde am Dienstag offiziell freigeschaltet
, sagte Höfinghoff. St. Peter-Ording ist laut Höfinghoff die erste touristische Destination in Deutschland, die Sensortechnik einsetzt und damit eine digitale Besucherlenkung ermöglicht
. Der NDR berichtete zuvor darüber. dpa
Erstmals infektiöse Coronaviren in der Luft nachgewiesen
Forscher der Universität Florida haben aktive Coronaviren in Aerosolen in der Luft nachgewiesen. Das bedeutet, dass die sogenannten Aerosole eine große Viruslast vorweisen und potenziell ansteckend sind. Zuerst hatte der Spiegel
darüber berichtet.
Bisher war der Sachstand, dass sich Teile der Coroaviren-DNA an die Aerosole binden können. Dass komplette Lebendviren an die Schwebeteilchen andocken können, war bisher nicht bekannt. Die Studie wurde in einem Krankenhaus durchgeführt. Die Forscher nahmen in einem Raum mit Covid-19-Patienten Proben der Luft - und waren dabei zwei bis fünf Meter von den Infizierten entfernt. Auch aus dieser großen Entfernung gelang es den Wissenschaftlern, Sars-CoV-2-Viren aus den Luftproben zu isolieren.
Um die Ergebnisse zu überprüfen, entnahmen die Forscher auch Proben direkt an den Patienten. Die jeweiligen Proben aus der Luft stimmten mit den direkt an den Patienten entnommenen Proben überein und können daher nicht von anderen Personen stammen.
Die Studie ist jedoch noch nicht dem Peer-Review-Verfahren unterlaufen, sie wurde also noch nicht von unabhängigen Wissenschaftlern begutachtet. Zudem ist die Forschung noch unsicher ist, ob die nachgewiesene Viruslast in einzelnen Aerosolen für eine Infektion ausreicht. Dass Aerosole aber potenziell infektiös sind, wurde in der Studie nachgewiesen. mlk
Ein anderes soziales Spiel
Eine Beobachtung von Elke Schmitter
Manche glauben an die unbefleckte Empfängnis, andere daran, dass die Pandemie eine Verschwörung ist. Dasselbe ist es trotzdem nicht: Die Anti-Corona-Proteste zeigen, dass gemeinsame Wirklichkeit immer weiter erodiert.
Jetzt hat es auch mich erwischt.
Gestern war ich noch unangefochten. Die Teilnehmerzahlen der Berliner Corona-Demo Querdenken
fand ich unschön, aber nachvollziehbar. Zum einen, weil es mindestens eine Herleitung gibt, wie sie zustande gekommen sind - nämlich durch das gewiefte, regionale Zusammenspiel eines Busunternehmers und eines entschlossenen Verschwörungstheoretikers.
Zum anderen, weil es ja die General-Beruhigung gibt: In jedem Land lebt ein kleiner, aber manifester Anteil Verrückter. Je nachdem, welche Medien man nutzt, sind sie mal mehr, mal weniger präsent. Wer eine Woche mit RTL II verbringt, wähnt sich in einer Gesellschaft, in der vor allem Frauen, Putzmittel und Beleidigungen ausgetauscht werden, wer nur die "Bild"-Zeitung liest, weiß, dass sich "JEDER Penis aufrichten lässt", und wer Russia Today
konsultiert, erfährt, dass das Maskentragen sich so anfühlen kann wie Faschismus. So weit, so üblich.
Aber nun hat das Verrückte an meiner Tür geklopft. Eine Facebook-Freundin, gebildet, besonnen und klug, stellt die Frage, wie viele Teilnehmer es denn am Wochenende nun wirklich
waren. Teilt Videos und Einschätzungen
von Augenzeugen
, unter anderem vom Verschwörungsmedium der russischen Regierung, Russia Today
.
Nein, sie ist keine Corona-Leugnerin. Sie zieht nur, in der Rolle der verwirrten Unschuld, mit einem trotzig-harmlosen Man wird doch wohl mal fragen dürfen …
den Teppich weg, auf dem wir gemeinsam standen. Auf dem steht auch: Fakten lassen sich recherchieren. Medien lassen sich in seriöse und andere unterscheiden. Es gibt eine gemeinsame Wirklichkeit.
Warum erschüttert mich das so? Ich habe auch eine Freundin, die Nonne ist. Für mich ist das Christentum ein Aberglaube, der sich durchgesetzt hat. Engel, die unbefleckte Empfängnis oder die heilende Kraft eines abgeschnittenen Fingernagels haben für mich denselben Bezug zur Realität wie der Glaube an die Wiedergeburt oder die Zauberkräfte einer Schlangenhaut. Es ist Privatsache. Und doch sind die Trennungen, genau besehen, unscharf.
Ich habe auch Freunde, die zu Homöopathen gehen, und ich lasse das mit Respekt unkommentiert. Ich habe das auch mal gemacht und ich bin mir klar darüber, dass sie womöglich meine Überzeugung, dass die Psychoanalyse eine produktive Erkenntnisform ist, insgeheim belächeln.
Wo fängt also die gemeinsame Vereinbarung über die Wirklichkeit an, wo hört sie auf?
Es kommt, scheint mir, weniger auf die Abweichung im Kopf an als auf die soziale Einhegung. Der Glaube an die heilende Kraft des Gebets des Nachbarn ist unproblematisch, solange der seine Tochter gegen Masern impfen lässt. Wer in einem christlichen Krankenhaus behandelt wird, kann heute darauf vertrauen, dass man dort nicht gesundgebetet wird, wenn man einen entzündeten Blinddarm hat. Die Kirchen, einst ein Hort des Fegefeuers auf Erden, haben sich, grosso modo, zu berechenbaren sozialen Institutionen gewandelt. Die Grünen, in ihren Anfängen übrigens auch ein Sammelbecken für Esoteriker vieler Art, sind nicht nur beim Thema Klimawandel rationaler und den Fakten näher, als die bürgerlichen Parteien es lange waren.
Es wirken also permanent Prozesse der Einhegung in der Gesellschaft, durch ein Zusammenspiel von Institutionen, von Schulen und Behörden, von Politik und Medien, die den allermeisten den Eindruck geben, sie teilten eine gemeinsame Auffassung der Welt. Nur ein Beispiel: Technik wird bei dieser gemeinsamen Auffassung der Welt überwiegend fraglos hingenommen, ohne dass man ihr Funktionieren versteht. (Wer kann schon genau erklären, wie ein Mobiltelefon funktioniert?) Gleichzeitig muss sie aber auch immer wieder problematisiert und diskutiert werden, etwa bei Atomkraft oder Gentechnik - weil die Folgenabschätzung wiederum rationale Grundlagen hat, die von der gemeinsamen Weltauffassung aufgefangen werden, und weil man gerade deswegen zwischen Risiko und Werten trennen kann.
Was hat sich heute verändert?
Bei dieser sozialen Einhegung spielen die Medien eine besondere Rolle. Ihre Glaubwürdigkeit hat eine Schlüsselfunktion. Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Medien.
Dieser Satz des Soziologen Niklas Luhmann ist knapp 25 Jahre alt. Und er stimmt täglich mehr. Wir glauben dem Virologen Christian Drosten, weil er in der naturwissenschaftlichen Zunft eine Autorität darstellt, was wir wiederum durch die Medien wissen.
Wenn dieses wir
sich nun aber teilt, wenn es immer mehr Leute gibt, die die Medien
selbst für eine Verschwörung halten, wird es prekär. Wie erfahren wir von diesen Leuten? Wiederum durch Medien. Wechseln wir den Kanal, stehen wir in einem Paralleluniversum. Antroposophen, Corona-Leugner, Leute, die Michelle Obama für einen Mann halten.
Wenn der Verweis auf das, was die Tagesschau
berichtet oder die BBC
, nicht mehr genügt, ist man in einem anderen sozialen Spiel: Statt um Irrtum und Korrektur geht es scheinbar um den einen oder anderen Glauben. Man spricht nicht mehr darüber, wie man Fakten bewertet. Stattdessen findet man sich in der Rolle eines Menschen wieder, der eine Letztbegründung geben soll, die es nicht gibt.
Was hilft?
Ich kann, diskutiere ich mit der Facebook-Freundin, nur auf die Medien
verweisen, deren Glaubwürdigkeit sich einem Zusammenspiel aus Tradition und Erfahrung verdankt. Im seltensten Fall der eigenen Erfahrung. Wenn ich beim Fußballspiel das Tor gesehen habe, das der Lokalreporter unterschlägt, könnte ich das Medium korrigieren. Aber bei der Frage, wie viele Brexitbefürworter es gibt oder ob die Corona-Politik vernünftig ist, muss ich der Konkurrenz seriöser Medien vertrauen. In einer Verhandlung, ob man ihnen überhaupt vertrauen kann, bin ich ohne Hände.
Was hilft? Wahrscheinlich wiederum das Soziale, die Erfahrung. Solange die Musik so schlecht bleibt, tröstete der Kollege aus der Pop-Redaktion, werden die Happenings der Corona-Querdenker kaum ein Erfolg. Und vermutlich würden auch Teilnehmer der Berliner Demo ein Beatmungsgerät nicht ablehnen, wenn ihnen die Luft wegbleibt. Sondern ihre Zweifel an der Wissenschaft erst einmal verschieben. Spiegel Online
Corona-Tests für Reiserückkehrer in vielen Fällen nutzlos
Mehr als 40.000 Reiserückkehrer haben sich an Teststationen an Autobahnen und Bahnhöfen in Bayern freiwillig auf Corona testen lassen – viele haben ihr Testergebnis aber nie erhalten. Beim zuständigen Landesamt gibt man sich zerknirscht. Die Testungen von mittlerweile mehr als 40.000 Reiserückkehrern an den acht Teststationen an Autobahnen und Bahnhöfen in Bayern, die seit Donnerstag vergangener Woche durchgeführt werden, sind in vielen Fällen nutzlos, weil getestete Personen nun schon seit mehr als sieben Tagen auf ihre Testergebnisse warten. Ein Sprecher des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat am Freitag gegenüber der F.A.Z. eingestanden, dass Personen, die sich haben freiwillig testen lassen, leider länger auf ihre Befunde warten mussten
. Nach Auskunft des Bürgertelefons des Bundesgesundheitsministeriums dauert der Zustand weiter an, dort hieß es am Donnerstagmorgen: Das ist ein Riesenproblem, viele Leute rufen deswegen hier an.
Ein Mitarbeiter einer vom LGL bereitgestellten Hotline sagte am Freitagnachmittag auf Nachfrage: Da ist viel schiefgelaufen. Viele Befunde sind nicht verschickt worden, weil die Zuordnung der Tests zu den Patienten nicht funktioniert hat.
Nicht alles, was die Politik beschließe, sei in der Praxis von heute auf morgen umsetzbar.
Bis heute kein Ergebnis
Unter denjenigen, die seit mehr als einer Woche auf ihre Ergebnisse warten, sind auch Claus Peter Neff, Vertriebsleiter bei einer IT-Firma aus München, und seine Partnerin. Am Donnerstagmorgen in der vergangenen Woche ließen sich beide an der Raststätte Hochfelln-Nord auf der A8 testen. Bis heute haben sie nach eigener Aussage kein Ergebnis. Neff schätzt, dass er auch keins mehr bekommen wird – dass die Tests verlorengegangen sind. Die Kosten für die Tests zahlt das Land Bayern, also der Steuerzahler.
Das LGL hat mittlerweile eine Hotline eingerichtet, um ausstehende Testergebnisse doch noch zuordnen zu können. Dort können Personen, die noch auf ihr Testergebnis warten, unter der Telefonnummer 09131/68 08 51 01 nachfragen. Doch die Tests von Claus Peter Neff und seiner Partnerin sind auch dort nicht auffindbar.
Dass sich die Lage entspannt, ist nicht absehbar. Noch sind die Tests für Reiserückkehrer freiwillig, aber ab Samstag gilt bundesweit eine Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten, und damit dürfte die Nachfrage deutlich steigen. Gleichzeitig kündigte der Chef des Bayrischen Roten Kreuzes (BRK), Theo Zellner, an, dass das BRK seine freiwilligen Helfer, die an den bayerischen Teststationen die Corona-Tests durchführen, Anfang nächster Woche abziehen wird. Dann müssen, wie von der bayerischen Staatsregierung angekündigt, private Anbieter die Testungen übernehmen. Gesundheitsministerin Melanie Huml hat dies bereits zugesagt. FAZ
Morgens krank, abends tot:
Als die Spanische Grippe im Schwarzwald und am Bodensee wütete
Die Spanische Grippe forderte in den Jahren 1918 und 1919 auch in der Region unzählige Todesopfer. Dabei kam das Virus auch über die Kriegsheimkehrer in die Heimat. In der Folge wurden Schulen geschlossen, es gab Hamsterkäufe und die Behörden riefen dazu auf, Zugfahrten und Versammlungen zu meiden.
Pandemien flammten auch früher überraschend wieder auf. Welche Fehler wir bei Corona nicht wiederholen sollten, erklärt Medizinhistoriker Philipp Osten.
Über 1000 Neuinfektionen in Deutschland – am dritten Tag in Folge
Die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland liegt den dritten Tag in Folge über der Schwelle von 1000 neuen Fällen. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 1122 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich somit mindestens 215.336 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert.
Im Vergleich zum Freitag, an dem 1147 neue Fälle binnen 24 Stunden gemeldet wurden, ging die Zahl am Samstag etwas zurück. Am Donnerstag hatte die Zahl der Neuinfektionen mit 1045 Corona-Fällen erstmals wieder über der Schwelle von 1000 gelegen. Sie war zuletzt am 9. Mai überschritten worden. Danach war die Zahl in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigen die Werte wieder. dpa
Corona: Die Frage nach der Blutgruppe
Weitere Studien gehen der Frage nach, ob die Blutgruppe das COVID-19-Risiko erhöhen kann. Die Ergebnisse sind noch nicht eindeutig. Seit den Anfängen der Pandemie wollen Forscher herausfinden, ob die Blutgruppe beim Infektionsrisiko eine Rolle spielt – oder zumindest beeinflusst, wie stark das Virus im Körper wütet. Schon im März haben chinesische Forscher die Blutgruppen von 2173 infizierten Personen aus Wuhan und Shenzhen analysiert und mit denen der gesunden Bevölkerung innerhalb der gleichen Region verglichen. Im Ergebnis verfügten 38 Prozent der COVID-19-Patienten über Blutgruppe A, bei der gesunden Vergleichsgruppe waren es nur 31 Prozent.
Menschen des Typs 0 hingegen schienen ein reduzierteres Risiko zu haben. Bei ihnen machte der Anteil der Infizierten nur 26 Prozent aus, bei den Nicht-Infizierten betrug er 34 Prozent. Unter den Patienten des Typs A sind zudem mehr Menschen mit COVID-19 gestorben als Patienten anderer Blutgruppen. Eine weitere Studie der Columbia University hat ähnliches herausgefunden: Personen der Blutgruppe A hatten demnach eine 34 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, positiv auf das Coronavirus getestet zu werden, während die Infektion für Personen der Blutgruppe 0 oder AB unwahrscheinlicher war.
Höheres Risiko mit Blutgruppe A?
Doch Achtung: Keine dieser Studien durchlief ein Peer-Review-Verfahren, wurde also von keinen unabhängigen Fachgutachtern überprüft. Erst bei einer weiteren Untersuchung war das der Fall. Hier wurden im Rahmen einer Genom-Studie, die am 17. Juni im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlicht wurde, die genetischen Daten von mehr als 1600 ins Krankenhaus eingelieferten COVID-19-Patienten in Italien und Spanien untersucht und mit den Genen von 2200 nicht infizierten Individuen verglichen. Die Forscher ermittelten zwei Gen-Varianten in zwei Regionen jenes Genoms, das mit einer höheren Wahrscheinlichkeit assoziiert wird, ernsthaft an COVID-19 zu erkranken – inklusive einer Region, welche die Blutgruppe bestimmt. Insgesamt hatten Patienten der Gruppe A eine 45 Prozent höhere Chance für Atemprobleme nach einer SARS-CoV-2-Infektion, während dieselbe Wahrscheinlichkeit sich bei Menschen mit Gruppe 0 um 35 Prozent verringerte.
Doch neuere Studien untermauern diese Ergebnisse nicht. Forscher am Columbia Presbyterian Hospital in New York und im Massachusetts General Hospital haben jeweils medizinische Daten von Tausenden COVID-19-Patienten evaluiert. Eine erste Reihe von Ergebnissen aus New York deutet darauf hin, dass Typ-A-Patienten tatsächlich ein geringeres Risiko haben, ein Beatmungsgerät zu benötigen, während die Ergebnisse aus Boston (die von Gutachtern geprüft wurden) zeigen, dass Patienten der Gruppe 0 eine leicht verringerte Wahrscheinlichkeit haben, an COVID-19 zu erkranken. Die Blutgruppe habe aber allgemein keinen signifikanten Einfluss auf die Schwere der Erkrankung oder die Todeswahrscheinlichkeit.
Keine festgelegten Erklärungen
Sollte die Blutgruppe tatsächlich bedeutsam sein beim Infektionsrisiko, so sind die Gründe wissenschaftlich ungeklärt. Die Autoren der NEJM-Studie stellen die Hypothese auf, dass die Proteine, die Blutgruppe A und B definieren, die Antikörperproduktion des Immunsystems beeinflussen könnten und die Immunreaktion bestimmter Personengruppen daher langsamer ausfalle. Die Gene, die die Blutgruppe bestimmen, könnten auch mit dem ACE2-Rezeptor zusammenhängen, über den das Coronavirus in die Zellen gelangt.
Neben den beiden Untersuchungen aus den Krankenhäusern gibt es methodisch Kritik an den älteren Studien. Die NEJM-Studie arbeitete zum Beispiel mit einer Kontrollgruppe, die in erster Linie aus Blutspendern bestand – in dieser Gruppe befinden sich aber im Vergleich zur Bevölkerung überproportional viele mit der Gruppe 0, da diese an jeden gespendet werden kann. Außerdem wurden Blutgruppen auf genetischen Grundlagen ermittelt, nicht durch die direkte Analyse von Blutzellen, was nicht ganz so akkurat ist. In jedem Fall scheinen Blutgruppen nicht zu den wirklich signifikanten Risikofaktoren zu gehören, die milde von schweren Verläufen unterscheiden. Die größten Risiken stellen noch immer Alter und Vorerkrankungen dar. Heise online, bsc
1045 neue Corona-Infektionen
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 1045 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich somit mindestens 213.067 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI am Donnerstagmorgen im Internet meldete. dpa
Dauer-Wellestatt Zweiter Welle
Weltärztebund: Dauer-Welle
statt Zweiter Welle
Nach Einschätzung des Weltärztebundes erlebt Deutschland derzeit weniger eine zweite Corona-Welle, als vielmehr eine dauerhafte Infektionswelle. Er möge den Begriff der zweiten Welle nicht, weil diese sehr schnell wieder abebben könne, sagt Präsident Frank Ulrich Montgomery im Deutschlandfunk.
Wir sind in einer Dauer-Welle. Dieses Problem wird uns noch lange begleiten.
Jeder auch nur geringe Anstieg der Infektionszahlen müsse als Alarmsignal benutzt werden, um gegen die Verbreitung des Virus vorzugehen. Denn das Problem des Coronavirus sei die lange Inkubationszeit. Reuters
Ramelow beklagt Organisationsversagen
bei Corona-Warn-App
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat mit Blick auf die Daten von Corona-Infizierten Mängel bei der Warn-App der Bundesregierung beklagt. Konkret sprach der Linke-Politiker im Interview der Rheinischen Post
von einem Organisationsversagen, was zu einem Datenschutzverstoß führt und damit zu einem weiteren Vertrauensverlust
.
Er sei ein überzeugter Anhänger der Corona-Warn-App der Bundesregierung, zitierte ihn die Zeitung. Doch jetzt wisse er, dass gar nicht allen positiv Getesteten Vertraulichkeit garantiert werden kann
. Weil in vielen Laboren amtliche Schreiben fehlten, mithilfe derer die Testergebnisse anonym an die App übertragen werden könnten, müssten positiv Getestete teils die Hotline des Robert Koch-Instituts anrufen und ihren Namen und die Telefonnummer durchgeben, damit das Ergebnis in der App berücksichtigt werden könne. dpa
Dagdelen: Teilaufhebung von Türkei-Reisewarnung ist Verbeugung vor Erdogan
Die Vorsitzende der Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Sevim Dagdelen (Linke), hat die teilweise Aufhebung der Reisewarnung für die Türkei durch die Bundesregierung scharf kritisiert. Dieser Schritt komme einer Verbeugung vor Erdogan gleich
, sagte Dagdelen der Welt
. Offenbar müssen hier nur oft genug türkische Minister auf den Tisch hauen und schon springt die Bundesregierung
, fügte sie hinzu.
Die Linken-Politikerin äußerte auch Zweifel an den türkischen Corona-Statistiken. Die Bundesregierung hatte zuvor vier türkische Küstenprovinzen von der geltenden Reisewarnung für die Türkei ausgenommen und dies mit niedrigen Infektionswerten dort begründet.
Dagdelen wandte sich allerdings auch unabhängig von der Corona-Pandemie gegen Türkei-Reisen. Es hätte schon lange vor Corona eine Reisewarnung für die Türkei geben müssen, allein schon wegen der willkürlichen Inhaftierung Andersdenkender und Geiselnahme von Deutschen
, sagte sie mit Blick auf die Verfolgung von Kritikern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. AFP
Hurtigruten stoppt Kreuzfahrten
Die norwegische Reederei Hurtigruten stellt nach einem Corona-Ausbruch auf einem ihrer Schiffe bis auf Weiteres alle Expeditionskreuzfahrten ein. Auch Aida Cruises sagte für August geplante Kreuzfahrten ab.
Nach einem Corona-Ausbruch auf einem Hurtigruten-Schiff hat die norwegische Reederei alle Expeditions-Seereisen vorerst wieder eingestellt. Neben dem betroffenen Schiff Roald Amundsen
bleiben auch die Fridtjof Nansen
und die Spitzbergen
nach dem Ende ihrer derzeitigen Fahrten im Hafen, wie das Unternehmen mitteilte. Die Postschiff-Route entlang der norwegischen Küste wird demnach aber fortgesetzt.
Behörden fordern Quarantäne für alle Passagiere
Nach zwei aufeinanderfolgenden Fahrten derRoald Amundsenzwischen Spitzbergen und dem norwegischen Festland waren zuvor mindestens 36 Besatzungsmitglieder und vier Passagiere positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Die Behörden warfen der Reederei vor, die 386 Passagiere nicht sofort nach dem ersten Covid-19-Ausbruch informiert zu haben. Zudem habe sie ihre Schiffsreisen zu früh wieder aufgenommen. Die Passagiere hatten das Schiff im Hafen von Tromsø bereits verlassen, als sich bei den ersten Besatzungsmitgliedern eine Infektion bestätigte. Die Gesundheitsbehörden fordern nun, alle Passagiere in Quarantäne zu nehmen und zu isolieren. Bei der Mehrheit von ihnen handelt es sich um Norweger - auf den Listen stehen aber auch Deutsche, Dänen, Briten, Franzosen, Esten, Letten sowie US-Bürger.
Hurtigruten-Generaldirekor Daniel Skjeldam entschuldigte sich nun für die schwere Panne.
Für alle Betroffenen ist diese Situation ernst, erklärte er und fügte hinzu,
wir haben Fehler gemacht. Die Reederei bedauere den Vorfall zutiefst und übernehme die
volle Verantwortung. Die Polizei erwägt nach eigenen Angaben die Aufnahme von Ermittlungen. ARD
Auch Aida sagt Kurz-Kreuzfahrten ab
Einen Rückschlag hatte es zuvor auch für die Kreuzfahrtreederei Aida Cruises gegeben. Sie gab am Sonntag bekannt, ihren Neustart nach der Corona-Zwangspause kurzfristig zu verschieben. Die geplanten Mini-Kreuzfahrten auf der Ostsee für die erste Augusthälfte wurden abgesagt. Entgegen den Erwartungen stehe eine letzte formale Freigabe für den Start der Kurzreisen ab 5. August durch den Flaggenstaat Italien noch aus, hieß es.
Kreuzfahrtschiffe gehörten in den ersten Wochen der Corona-Pandemie zu den größten Infektionsherden. Zahlreiche Reedereien, darunter auch die Hurtigruten, hatten im März ihre Fahrten vorübergehend eingestellt. Als einer der ersten Anbieter nahm die norwegische Reederei danach ihre Reisen wieder auf. ARD
Ausgangssperre im australischen Bundesstaat Victoria
Im australischen Bundesstaat Victoria haben die Behörde den Katastrophenzustand ausgerufen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen haben die Behörden im australischen Bundesstaat Victoria den Katastrophenzustand ausgerufen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Zudem dürfe nur noch eine Person aus jedem Haushalt einmal am Tag einkaufen gehen, sagt Victorias Regierungschef Daniel Andrews. In Melbourne, der Hauptstadt des Bundesstaates, dürfen sich die Menschen nicht mehr als fünf Kilometer von zu Hause entfernen. Es sind die bislang strengsten Kontakt- und Bewegungsbeschränkungen in dem Bundesstaat zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus. Sie sollen für sechs Wochen bis Mitte September gelten.
Die Neuinfektionen nahmen zuletzt zu. Die Behörden meldeten am Sonntag 671 neue Fälle, nachdem es am Samstag mit 397 nachgewiesenen Ansteckungen mehr als ein Drittel weniger gewesen waren als am Freitag. Am Donnerstag gab es einen Höchstwert von 723 Neuinfektionen. ARD
RKI meldet 240 Neuinfektionen in Deutschland
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden 240 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 240 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich somit mindestens 209.893 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI meldete (Datenstand 2.8., 0.00 Uhr).
Tags zuvor hatte die Zahl der täglich registrierten Neuinfektionen bei 955 gelegen. Die Zahlen der Neuinfektionen sind am Wochenende tendenziell niedriger als an Werktagen, weil nicht alle Gesundheitsämter ihre Werte übermitteln. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9141. Bis Samstagmorgen hatten 192.900 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. ARD
18 Polizisten bei Kundgebung in Berlin verletzt
Bei der Auflösung der Kundgebung von Gegnern staatlicher Corona-Auflagen in Berlin sind am Samstag 18 Polizeibeamte verletzt worden. Drei Polizisten mussten im Krankenhaus behandelt werden, wie die Polizei über Twitter mitteilte. Trotz steigender Infektionszahlen hatten Tausende Menschen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie protestiert. Nach Schätzungen der Polizei schlossen sich bis zu 17.000 Menschen einem Demonstrationszug an, rund 20.000 beteiligten sich anschließend an der Kundgebung. Weil dort viele Demonstranten weder die Abstandsregeln einhielten, noch Masken trugen, löste die Polizei die Versammlung auf. ARD
Mexiko: Fast 10.000 Infektionen an einem Tag
In Mexiko haben die Behörden mit 9556 Infektionen einen neuen Tages-Rekord gemeldet. Damit steigt die Zahl der Menschen, die sich an dem Virus angesteckt haben, auf 434.193. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben 784 Patienten, damit wächst die Zahl der Corona-Toten auf 47.472. ARD
Demo in Berlin: Ohne Maske, ohne Respekt, ohne Scham
Ihr könnt demonstrieren - weil wir vernünftig sind! Unsere Autorin ist entsetzt über die Coronaleugner, auch wenn sie eine kleine Minderheit sind. Eine Polemik. Von Claudia Seiring
Willkommen am Tag der Freiheit, dem Tag, an dem die Pandemie, die die Welt seit Monaten in Atem hält, zu Ende ist.
Das ist die Version der Wirklichkeit jener, die seit dem Vormittag durch die City der Hauptstadt ziehen. Ohne Maske, ohne Respekt, ohne Scham. Bunt gemischt sind sie, angereist aus der ganzen Republik, Familien demonstrieren gemeinsam mit Rechtsextremen, Esoteriker mit bedrückt blickenden Frauen aus Wolfsburg, Antisemiten mit den CoronaRebellen
aus Düsseldorf.
Willkommen im Berliner Ausnahmezustand. Zwei Stunden zieht der Zug durch die Leipziger Straße, in diesen zwei Stunden ist kaum Polizei zu sehen. Weder, um den Verkehr zu regeln, noch, um die Proteste zu beenden – schließlich werden hier weder die Hygiene- noch die Abstandsregeln eingehalten. Im Gegenteil: Journalisten, die eine Maske tragen, werden im Minutentakt angepöbelt, als Idioten
beschimpft.
Hier herrscht Voraufklärung, hier herrscht Querdenken. Quer, ein anderes Wort für schräg.
Knapp 700.000 Menschen sind weltweit seit Beginn der Pandemie an Covid-19 gestorben. Ich kenne keinen, der Corona hat
, wird von den Leugnern der Krankheit gerne mit überlegenem Lächeln vermerkt. Sei froh! Das liegt an all den anderem in diesem Land, den Vernünftigen, den Maskenträgern, denen, die ihr Leben seit Monaten einschränken.
Die Polizei spricht von 20.000 Demonstranten - die Veranstalter von 1,3 Millionen
Aber Fakten zählen hier nicht. Zu jeder Tatsache gibt es schließlich eine vermeintliche Alternative
. Meinungsbildung wie im Mittelalter, nach Hörensagen, Bauchgefühl und Wellenschlag. Die Polizei wird schon mal vorsorglich dazu aufgerufen, den Befehl zu verweigern und die Zahl von 1,3 Millionen Demo-Teilnehmern bejubelt. Es hätten auch 2,7 oder 5,4 sein können. Egal, ist doch sowieso Unsinn. Am Abend spricht die Polizei von 20.000 Demonstranten.
Und da laufen sie nun und tuten und blasen. Merkel weg!
, schallt es unoriginell, Gesundheitsminister Jens Spahn gleich mit und der Virologe Christian Drosten – da möchte man sich gar nicht vorstellen was los wäre, wenn sie hier das Sagen hätten. Das werden sie hoffentlich nicht. So unheimlich ihr Treiben in der Berliner City auch war, sie bleiben eine randständige Minderheit. Die Mehrheit der Deutschen trotzt Verschwörungsmythen, mehr als die Hälfte hält Leute wie die, die da marschieren für Spinner.
Sie belehren zu wollen, lohnt kaum. Aber eine Frage darf man ihnen stellen: Was machen sie, wenn sie sich in ihrem Eifer, ohne Maske und Abstand angesteckt haben? Werden sie das großartige Gesundheitssystem dieses Landes in Anspruch nehmen, das ohne Ansehen der Person hilft und heilt? Oder wird dann einfach weiter demonstriert?Tagesspiegel, eine Polemik von Claudia Seiring
Brasiliens Präsident Bolsonaro über das Virus: Wovor haben Sie Angst?
Auch nach seiner eigenen Coronavirus-Infektion sorgt Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mit Äußerungen in der Coronavirus-Krise für Aufsehen. Ich wusste, dass ich sie (die Krankheit) eines Tages bekommen würde. Leider denke ich, dass fast alle von Ihnen diese eines Tages bekommen werden. Wovor haben Sie Angst?
, sagte Bolsonaro nach einem Bericht der Zeitung Folha de S. Paulo
während eines Besuchs in der Stadt Bagé im Süden des Landes auf einer Pressekonferenz zu Journalisten. Dem müsse man ins Auge sehen.
Der Staatschef übergab in Bagé die Schlüssel für staatliche Sozialwohnungen und eröffnete eine zivil-militärische Schule. Nachdem er bei der Ankunft zunächst noch eine Schutzmaske getragen hatte, als er Menschenansammlungen auslöste, nahm Bolsonaro die Maske später ab und grüßte Anhänger.
Bolsonaro hatte vor mehr als drei Wochen bekanntgegeben, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert habe. Danach führte er die Amtsgeschäfte aus der Quarantäne in der Präsidentenresidenz in Brasília. Mehrere Tests fielen positiv aus, am vergangenen Samstag twitterte er dann, ein neuer Test bei ihm sei negativ ausgefallen. In einer Live-Übertragung am Donnerstagabend sagte er, dass er sich nach der Corona-Ansteckung schwach gefühlt und in der Quarantäne Schimmel in der Lunge
eingefangen habe.
Der rechtspopulistische Staatschef hatte das Coronavirus mehrfach als leichte Grippe
abgetan. Inzwischen wurde auch Präsidentengattin Michelle positiv auf das Virus getestet.
Nach den USA ist Brasilien derzeit einer der Brennpunkte der Coronavirus-Pandemie. Bislang haben sich in dem größten Land Lateinamerikas mehr als 2,5 Millionen Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert. Mehr als 90 000 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Quelle: dpa
Altmaier fordert härtere Strafen bei Verstößen gegen Regeln
Angesichts steigender Coronavirus-Infektionszahlen hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sich für härtere Strafen bei Verstößen gegen Regeln ausgesprochen. Wer andere absichtlich gefährdet, muss damit rechnen, dass dies für ihn gravierende Folgen hat
, sagte Altmaier der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Wir dürfen den gerade beginnenden Aufschwung nicht dadurch gefährden, dass wir einen erneuten Anstieg der Infektionen hinnehmen.
Die ganz große Mehrheit der Bevölkerung verhalte sich nach wie vor außerordentlich verantwortlich. Was wir im Augenblick an Risikoanstieg erleben, geht im Wesentlichen zurück auf das achtlose und manchmal auch unverantwortliche Fehlverhalten einer sehr kleinen Zahl von Menschen
, sagte Altmaier. Das müssen wir wirksamer als bisher unterbinden und in Fällen, bei denen es deshalb zu Infektionen und Ausbrüchen kommt, wirksam ahnden: Das schließt Bußgelder und Strafen mit ein, wenn es sich um Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit handelt.
In den Ländern gibt es unterschiedliche Bußgeldkataloge für Verstöße gegen Regeln, etwa wenn der Mindestabstand nicht eingehalten, im öffentlichen Nahverkehr kein Mund-Nasen-Schutz getragen wird oder Corona-Partys
gefeiert werden.
Ich plädiere sehr dafür, dass man in Bussen und Bahnen nur zusteigen darf, wenn man eine Schutzmaske vorzeigen kann, beziehungsweise beim Einsteigen eine erwirbt, sofern man die eigene vergessen hat
, sagte Altmaier. Wer ohne Maske Bus oder Bahn fährt, gefährdet nicht sich selbst, sondern andere. Wenn eine Party in einer engen Kellerkneipe unter Verstoß gegen alle Abstands- und Hygienevorschriften zum Super-Spreading-Event wird, ist das keine Lappalie und muss notfalls auch bestraft werden.
Altmaier machte deutlich, die Politik müsse angesichts der gestiegenen Neuinfektionen gegensteuern. Es müsse alles daran gesetzt werden, dass es bei steigenden Fallzahlen nicht zu einem erneuten Shutdown komme. Deshalb müssen wir in enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden der Länder, Medizinern und Politik schleunigst lokale und sektorale Maßnahmen ergreifen, die eine unkontrollierte Ausbreitung verhindern können.
Infolge der Coronavirus-Krise war das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im zweiten Quartal zweistellig eingebrochen. Altmaier rechnet damit, dass im Herbst die Wirtschaft in der ganzen Breite der Wirtschaft wieder wächst. Quelle: dpa