Corona-Chronik, Oktober 2020
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
Halloween 2020:
Was ist in Zeiten von Corona erlaubt? Was sollte man lassen?
Deshalb ist die wichtigste Frage rund um Halloween derzeit wohl nicht, welches Kostüm man anzieht oder wie man seine Eingangstüre gruselig schmückt – sondern was an Halloween in Zeiten von Corona überhaupt erlaubt ist. Sollte man wegen der Corona-Ansteckungsgefahr nicht besser darauf verzichten, an fremden Türen zu klingeln und in größeren Menschengruppen durch die Straßen zu ziehen? So sieht es auf jeden Fall die Bundesfamilienministerin: Auch wenn das für Kinder und Jugendliche sehr traurig ist, aber Halloween, so wie sie es kennen, das geht in diesem Jahr nicht
, erklärt Franziska Giffey (SPD) in der Zeitung Die Welt
. Und auch Jakob Maske, Berliner Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte sagt gegenüber dpa: Die ganz klare Empfehlung ist, den Brauch in diesem Jahr ausfallen zu lassen
. [Frankfurter Rundschau
RKI meldet erneut Höchstwert – jetzt über 19.000 Neuinfektionen
Die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat mit 19.059 Fällen binnen eines Tages einen neuen Höchstwert erreicht. Dies geht aus Angaben des Robert Koch-Instituts vom Samstagmorgen hervor. Der bisherige Rekordwert vom Vortag lag bei 18.681 Fällen. Am Samstag vor einer Woche hatten die Gesundheitsämter dem RKI 14.714 Neuinfektionen gemeldet. Noch Ende September hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gewarnt, dass es zu Weihnachten 19.200 Neuinfektionen am Tag geben könnte. Die jetzigen Werte sind nur bedingt mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, da mittlerweile wesentlich mehr getestet wird und dadurch auch mehr Infektionen entdeckt werden.
Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 518.753 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 31.10., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Samstag um 103 auf insgesamt 10.452.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Freitag bei 1,06 (Vortag: 0,97). Das bedeutet, dass ein Infizierter etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Freitag bei 1,21. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen. dpa
Zahl der Corona-Toten dürfte auf über 500 pro Woche steigen
In den kommenden Wochen werden einer Studie zufolge deutlich mehr Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektionen sterben als in den vergangenen Wochen. Modellrechnungen zeigten, dass die Zahl der Todesfälle durch Covid-19 in Deutschland bereits Anfang November auf 500 bis 800 pro Woche zunehmen dürfte, sagte die Leiterin einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, Viola Priesemann. Möglicherweise falle der Anstieg sogar noch stärker aus.
Die bisher relativ niedrigen Zahlen von Todesfällen seien darauf zurückzuführen, dass sich bis Ende September überwiegend Menschen unter 60 Jahren mit dem Virus Sars-CoV-2 angesteckt haben, erläutern die Wissenschaftler um Priesemann. Seitdem steige die Zahl der gemeldeten Infektionen auch bei Über-60-Jährigen. Dies führe mit einem Zeitverzug von etwa zwei Wochen auch zu einem Anstieg der Todesfälle. An der Studie beteiligten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zahlreicher deutscher Forschungseinrichtungen.
Die Ergebnisse unserer Modellrechnungen stimmen sehr gut mit den beobachteten Entwicklungen in allen Altersgruppen überein
, sagte Priesemann. Deshalb dürften auch unsere Prognosen für die kommenden zwei Wochen zuverlässig sein.
Vorhersagen darüber hinaus seien schwierig. dpa
RKI meldet mit über 18.000 Neuinfektionen neuen Höchstwert
Das Coronavirus breitet sich in Deutschland in Rekordtempo aus. Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitag erstmals mehr als 18.000 Neuinfektionen an einem Tag. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI 18.681 nachgewiesene Ansteckungsfälle binnen 24 Stunden. Am Donnerstag waren es noch 16.774. Seit Ausbruch der Seuche wurden damit insgesamt 499.694 Infektionen registriert. Die Zahl der Menschen, die mit oder an dem Virus starben, stieg um 77 auf insgesamt 10.349.
Die jetzigen Werte sind nur bedingt mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, da mittlerweile wesentlich mehr getestet wird und dadurch auch mehr Infektionen entdeckt werden. Allerdings ist auch die Quote der positiven Tests, ein wichtiger Indikator für das Infektionsgeschehen in einem Land, in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen.
Wie dem RKI-Lagebricht vom Mittwochabend zu entnehmen ist, betrug die Positivrate in der Woche vom 19. bis 25. Oktober bei 1,36 Millionen Tests 5,62 Prozent, eine Woche zuvor lag sie bei 3,62 und für die Zeit vom 5. bis 11. Oktober bei 2,51 Prozent. In diesen beiden Wochen gab es je 1,2 Millionen Tests.
Im Kampf gegen die Infektionswelle wird im November das öffentliche Leben in der Bundesrepublik drastisch eingeschränkt. Darauf hatten sich am Mittwoch Bund und Länder geeinigt. Reuters, Tsp
Flixbus stellt Betrieb während des Teil-Lockdowns ein
Der Fernreise-Anbieter Flixbus stellt aufgrund der neuen Corona-Kontaktbeschränkungen seinen Betrieb vorübergehend ein. Der Mitgründer und Geschäftsführer von FlixMobility, André Schwämmlein, verwies in der Welt am Sonntag
auf die von der Politik gewünschten Reiseeinschränkungen. Deswegen fahren wir unseren Bus- und Zugbetrieb jetzt im November auch komplett runter in der Hoffnung, an Weihnachten mit Flixbus für unsere Kunden im Einsatz sein zu können. Flixtrain macht vorübergehend Winterpause.
Wenn Kanzlerin Angela Merkel darum bitte, nicht zu reisen, hat das natürlich Einfluss auf die Nachfrage
, sagte Schwämmlein. dpa
Die drei Haupttreiber der Pandemie
Mitunter entsteht der Eindruck, rund um die Übertragung von Sars-CoV-2 sei vieles unklar und der Wissensstand ändere sich permanent. Dem widersprechen nun US-Forscherinnen und Forscher. Schon jetzt sei beispielsweise sicher, wer die drei Haupttreiber der Pandemie sind: private Haushalte, Superspreader und Reisen. In einem Überblicksartikel im Fachjournal Science
betont das Team um die Epidemiologin Elizabeth Lee von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, dass ein Großteil der Sars-CoV-2-Infektionen vermutlich auf Haushalte entfällt. Die Autoren verweisen auf mehrere Studien, denen zufolge 46 bis 66 Prozent der Ansteckungen haushaltsbasiert seien. Auch für Österreich hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) vor Kurzem festgestellt, dass 60 Prozent der Cluster Haushalte bzw. den privaten Bereich betreffen. Eine große Untersuchung aus Südkorea kam nach der Analyse von mehr als 59.000 Fällen zum Schluss, dass die Ansteckungsgefahr in einem Haushalt sechs Mal höher ist als bei anderen engen Kontakten.
Dies steht im Einklang mit der Tatsache, dass der Kontakt im Haushalt eine Hauptursache für die Übertragung anderer Atemwegsviren ist
, betonen die Autoren. Ein vergleichbar hohes Risiko hätten auch sonstige Einrichtungen mit engem Zusammenleben wie Gefängnisse, Sammelunterkünfte und Pflegeeinrichtungen.
2. Haupttreiber: Superspreader
Auch wenn sehr viele Ansteckungen auf private Haushalte und ähnliche Wohnsituationen entfallen, seien es doch die Virusübertragungen außerhalb davon, die verschiedene Haushalte miteinander verbindet, schreiben die US-Experten. Diese seien essenziell für die Aufrechterhaltung der Epidemie
.
Ansteckungen in solchen Situationen hängen demnach von einem komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielen die sogenannten Superspreading-Events – also wenn ein Infizierter bei einem Ereignis viele Menschen ansteckt, teilweise ohne selbst Symptome zu zeigen. Beispiele dafür waren in der Vergangenheit etwa Chorproben, Gottesdienste, Hochzeiten oder Fleisch-verarbeitende Betriebe. Dabei könne eine kleine Anzahl Menschen für sehr viele Infektionen verantwortlich sein. Die Forscher verweisen auf Studien, denen zufolge bei Sars-CoV-2 etwa zehn Prozent der Fälle 80 Prozent der Infektionen verursachten.
3. Haupttreiber: Reisen
Der dritte Treiber, der die Pandemie aufrechterhält, ist demnach die interregionale bis internationale Verbreitung durch Reisende. Schon wenige Fernverbindungen könnten dafür sorgen, dass das Virus sich weltweit ausbreiten könne. Das ist ein Grund, warum frühe Reiseverbote die globale Ausbreitung von Sars-CoV-2 nicht stoppen konnten, obwohl sie die Pandemie möglicherweise verlangsamt haben
, schreiben die Wissenschaftler. Dass Reisebeschränkungen funktionieren können, hätten die strengen Regeln in China gezeigt, durch die es gelungen sei, das Virus im Land einzudämmen.
Die Autoren des Überblicksartikels betonen zusammenfassend, dass die drei Motoren der Übertragung
Ansatzpunkte böten, um die Pandemie einzudämmen. Es müsse darum gehen, sowohl auf breiter Ebene die Ansteckung in Haushalten zu reduzieren als auch gezielte Maßnahmen gegen die anderen Infektionsfelder zu ergreifen.
Allerdings gebe es noch viele offene Fragen, betonen sie. Das relative Übertragungsrisiko in verschiedenen Gemeinschaftsumgebungen wie Restaurants und Einzelhandelsgeschäften ist noch immer unklar, ebenso wie die Auswirkungen von Maßnahmen zur Eindämmung der Übertragung in diesen Kontexten
, schreiben sie abschließend. Das Schließen dieser und anderer Wissenslücken wird klären, wie die Treiber der Übertragung zusammenwirken, welche die Pandemie nähren – und wie man zurückschlagen kann.
red, science.ORF.at/Agenturen
Querdenkerradikalisieren sich weiter
Die Querdenker
radikalisieren sich weiter
Am Anfang stand friedlicher Protest, dann paktierten die Querdenker
mit Rechtsextremisten. Inzwischen hat sich ein Teil dieser Corona-Leugner selbst radikalisiert. Ihr Widerstand wird zunehmend extremistisch und gewaltbereit.
Morddrohungen gegen den Virologen und Regierungsberater Christian Drosten und den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Die öffentliche Aufforderung, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unter seiner Privatadresse Hausbesuche abzustatten. Brandsätze gegen das Robert Koch-Institut. Eine erhängte Schaufensterpuppe als Lynchopfer mit einem Covid-Presse
- Schild um den Hals über einer Autobahnbrücke in Minden [wdr.de]. Überrannte Polizeiketten und gebissene Beamte in Berlin.
20 Corona-Demonstranten, die ins Augsburger Landratsamt eindringen, um die Abschaffung der Maskenpflicht in Schulen zu fordern. Die Agenda der Verfassunggebenden Versammlung
als erste Phase nach der Überwindung der herrschenden Verhältnisse, die von führenden Querdenkern
betrieben wird. Das Bürgerkriegsszenario als Narrativ auf ihren Demonstrationen, auf denen die Namen von anwesenden Journalisten vor dem johlenden Mob über Lausprecher verkündet werden. Drohkulissen vor öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und Zeitungsredaktionen. Hunderte Menschen, die sich in den Tagen der rasant gestiegenen Infektionszahlen an Orten der Maskenpflicht ohne Mund-Nase-Schutz als feixender Flashmob versammeln und Youtube mit ihren Bildern des Widerstands fluten.
Die Polizei in der Defensive
Das alles unter den Augen einer Polizei, die der Radikalisierung des Protests bislang wenig entgegensetzt. Nicht weil sie es nicht könnte, sondern weil sie es nicht soll: Sie soll bei Kundgebungen und anderen Menschenansammlungen die in der Pandemie geltenden Auflagen des Infektionsschutzes möglichst nicht mit den Mitteln der Polizeigewalt durchsetzen. Um Bilder der Gewalt und Solidarisierungseffekte in der Bevölkerung zu vermeiden. Das steckt hinter der defensiven Polizeistrategie, die seit Frühjahr den Anti-Corona-Protest in Berlin begleitet. Es ist eine politische Linie. Die aber spätestens seit den zuletzt steigenden Infektionszahlen und den gleichzeitig stattfindenden Demonstrationen gescheitert ist, auf denen sich kaum jemand an die geltenden Hygieneregeln hält. Der Staat zeigt sich inkonsequent in der Durchsetzung seiner eigenen Regeln.
Nach wie vor eine kleine, aber laute Minderheit
Das war im August bereits so, bei den beiden großen Querdenker
-Demonstrationen in Berlin. Seither hat sich dieser Protest erwartungsgemäß radikalisiert.
Auch weil seine Akteure frei agieren können: Die Zurückhaltung der Polizei erfüllt sie mit einem starken Gefühl der Selbstermächtigung, das mit jedem vergleichbaren Demonstrationsereignis und jedem Flashmob wächst. Die Querdenker
sind noch immer eine kleine, aber laute Minderheit, die lediglich behauptet, das Volk
zu sein und den Unwillen breiter Teile der Bevölkerung Ausdruck zu verleihen. Das ist die eigene Wahrnehmung, mehr nicht. Denn die Zustimmung einer Mehrheit für das Regierungshandeln in der Pandemie ist immer noch groß.
Auf den Demonstrationen in Berlin zeigen sich in der Spitze dieselben Akteure, die seit Monaten als Protestzirkus durch Deutschland touren. Viele sind in dieser Zeit zu Berufsaktivisten geworden, für die der Protest zum Lebensinhalt wurde. Medienöffentliche Aufmerksamkeit, das Internet als viel beachteter Mitteilungskanal und die daraus abgeleitete politische Relevanz lässt sie eine hohe Bedeutung wahrnehmen. Diese Wahrnehmung radikalisiert sie weiter. Mit offenem Ausgang.
Politisch und gesellschaftlich abgekoppelt
Wirksamen politischen Anschluss haben die Querdenker
bislang nicht gefunden. Zwar sympathisieren viele AfD-Wähler und auch Funktionäre mit ihrem Ansinnen, den Staat als eine Corona-Diktatur
darzustellen (analog zur Merkel-Diktatur
aus der Flüchtlingskrise), auch am Sonntag nahmen wieder einzelne an den Demonstrationen teil.
Aber die AfD-Spitze hat längst erkannt, dass diese Krise politisch eher den Regierenden nutzt als der Opposition. Während sie darauf wartet, im kommenden Wahljahr von den möglichen drastischen, wirtschaftlichen Folgen der Krise zu profitieren, entwickeln sich die Querdenker
politisch und gesellschaftlich abgekoppelt in ihrem Protest-Kosmos. Und genau darin liegt die Gefahr. Zumal viele ihrer Anhänger nicht mehr zurück in den allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs kehren wollen oder können. RBB von Olaf Sundermeyer
Probleme in bayrischem Labor: Wohl Mehrheit der Testergebnisse falsch
Ein großes bayerisches Labor hat einem Zeitungsbericht zufolge bei Corona-Tests reihenweise falsch positive Ergebnisse hervorgebracht. Das sei bei Nachprüfungen in einem Krankenhaus im oberbayerischen Taufkirchen/Vils aufgefallen, berichtete der Münchner Merkur
am Mittwoch. Dort hätten sich 58 von 60 positiven Tests als falsch herausgestellt.
Die Geschäftsführerin des Augsburger MVZ-Labors erklärte die Fehler mit der Knappheit an Reagenzien. Das Labor habe wegen des Lieferausfalls eines Herstellers auf ein anderes Nachweismittel zurückgreifen müssen, das offenbar nicht kompatibel gewesen sei. Aufgrund des hohen Probenaufkommens und des fehlenden Zubehörs war eine Kontrolle positiver Ergebnisse nicht in allen Fällen zeitnah möglich
, zitierte die Zeitung die Geschäftsführerin.
Das psychiatrische Isar-Amper-Klinikum habe sich die Häufung positiver Fälle nicht erklären können und die Patienten deshalb ein zweites Mal testen lassen. Die angewandten PCR-Tests gelten eigentlich zu mehr als 99 Prozent als zuverlässig. Dem Bericht zufolge sind die falschen Ergebnisse aber kein Einzelfall. Auch andere Labore hätten Schwierigkeiten, wegen Personalmangels und fehlender Reagenzien. Reuters
Mediziner fürchten dramatischen Mangel an Pflegekräften
Intensivmediziner warnen vor Engpässen bei der Versorgung von Covid-19-Patienten wegen des Fehlens von Pflegepersonal. Wir haben einen dramatischen Mangel an Pflegekräften
, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es gebe inzwischen ausreichend Kapazitäten an freien Intensivbetten und Beatmungsgeräten
. Das allein helfe aber nicht weiter, wenn wir kein Personal haben, um die Patienten zu versorgen
. Hierin liege das viel größere Problem
. Grob geschätzt fehlten bundesweit 3500 bis 4000 Fachkräfte für die Intensivpflege, sagte Janssens.
Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, rechnet damit, dass der Personalmangel in den Krankenhäusern bald massiv zutage tritt. Sechs bis neun Prozent der Infizierten von heute werden in zwei Wochen im Krankenhaus behandelt werden müssen
, prognostizierte Johna. Pro schwer krankem Covid-Patienten auf der Intensivstation wird eigentlich eine Pflegekraft benötigt
, sagte sie den Funke-Zeitungen.
Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, bezeichnete den Engpass beim Pflegepersonal als die zentrale Herausforderung, wenn die Patientenzahlen steigen
. Die Kliniken müssen dann Personal umbesetzen und sich wie im Frühjahr auf die Versorgung von dringenden Fällen konzentrieren, sagte Gaß den Funke-Blättern. Wir werden uns auf Wartezeiten bei der Regelversorgung ebenso einstellen müssen, wie auf die Verlegung von Patienten aus hoch belasteten Standorten in entferntere Krankenhäuser
, sagte Gaß.
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke (CDU), riet Patienten mit anderen Krankheiten, sich trotz der Corona-Pandemie nicht von einem Klinikbesuch abhalten zu lassen. Niemand müsse sich Sorgen machen, in einer Notfallsituation wie bei Herzinfarkt oder Schlaganfall nicht versorgt zu werden
, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. dpa
120.000 Menschen in Bayern im Lockdown
Wegen rasant steigender Corona-Zahlen gelten im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn seit Mitternacht strikte Ausgangsbeschränkungen. Die eigene Wohnung dürfen die rund 120 000 Menschen in der Gegend an der österreichischen Grenze nur noch aus triftigen Gründen verlassen, wie das Landratsamt mitteilte. Dazu zählen die Arbeit, Einkäufe oder Sport an der frischen Luft. Schulen und Kitas sind zunächst für die nächsten zehn Tage geschlossen. Die Gastronomie darf nur noch Speisen zum Mitnehmen anbieten. Allerdings bleiben anders als im Frühjahr viele Geschäfte weiter geöffnet.
Nach dem Kreis Berchtesgadener Land ist Rottal-Inn schon der zweite Landkreis in Bayern, in dem das öffentliche Leben wieder drastisch eingeschränkt wird. In anderen Bundesländern gibt es bisher keine vergleichbaren Maßnahmen.
Der Landrat des Landkreises Rottal-Inn, Michael Fahmüller, sieht in der Nähe zu Österreich einen der Gründe für die enorm gestiegenen Corona-Zahlen. Das muss man offen sagen
, sagte er - auch wenn man diesen Zusammenhang jedoch nicht beweisen könne. In dem Nachbarland seien die Maßnahmen lange Zeit nicht so streng gewesen wie im Freistaat. dpa
Kleine Roboter helfen in Japan bei Corona-Einsamkeit
Kleine Roboter erfreuen sich in Japan während der Corona-Pandemie wachsender Nachfrage als Ersatz für zwischenmenschlichen Kontakt. So kauften immer mehr Japaner für ihre oft weit entfernt in der Provinz lebenden Eltern, die sie aus Sorge vor einem Ansteckungsrisiko derzeit nicht besuchen könnten, mechanisches Spielzeug wie Sonys Roboterhund Aibo, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Montag. Dank der Spielzeuge könnten sie sicherstellen, dass die Eltern wohlauf seien. So hatte Sony die neueste Version von Aibo so konzipiert, dass der Roboterhund im Haushalt auf Patrouille gehen kann. Besitzer können Bereiche im Haus festlegen, auf die Aibo zu bestimmten Zeiten aufpassen soll.
Roboter wie dieser hätten in Corona-Zeiten auch eine gewisse heilende
Funktion, so Kyodo. So nimmt Aibo ein Lächeln oder lobende Worte und dank Sensoren auch Streicheln an Kopf oder Rücken wahr. Zudem kann der Mini-Roboter dank künstlicher Intelligenz sein Verhalten an die Reaktionen der Menschen anpassen. Mit Hilfe eingebauter Kameras und Mikrofone kann sich das mechanische Spielzeug zudem bis zu zehn Gesichter merken. Auch andere Roboter wie Qoobo der Firma Yukai Engineering Inc, ein flauschiges Kissen, das dem Benutzer Herzenswärme vermitteln soll und das mit einem Schwanz wedeln kann, erfreuten sich derzeit deutlich steigender Verkaufszahlen, so Kyodo. dpa
Mehr als 11.000 Neuinfektionen in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut meldet wieder mehr als 11.000 Corona-Neuinfektionen. Binnen 24 Stunden sei die Zahl der bestätigten Ansteckungen um 11.176 auf 429.181 gestiegen, teilt das RKI mit. Damit bleiben die Neuinfektionen den vierten Tag in Folge über der Schwelle von 10.000, obwohl die Zahlen am Sonntag für gewöhnlich niedriger ausfallen, da die Gesundheitsämter dann häufig nicht alle Daten übermitteln. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich um 29 auf 10.032. Als genesen gelten rund 317.100 Menschen. Am Donnerstag hatte die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen erstmals seit Beginn der Pandemie die 10.000er Schwelle überschritten.
Mehr als 45.000 Neuinfektionen in Frankreich
Auch in Frankreich ist die Zahl der Neuinfektionen so hoch wie nie: Laut Gesundheitsbehörden gibt es 45.422 neue Fälle. Am Freitag waren es knapp 3400 weniger gewesen. Reuters
Die Zahl der Neuinfektionen in Italien steigt auf ein neues Rekordhoch.
Die Regierung meldet binnen 24 Stunden 19.644 neue Fälle, nach 19.143 am Freitag und 16.079 am Donnerstag. Die Zahl der Neuinfektionen in Großbritannien steigt auf 23.012. Am Freitag waren es 20.530.
Fast 89.000 Neuinfektionen in den USA
Anderthalb Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA ist im Land am zweiten Tag in Folge ein Rekordwert bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Wie die Johns-Hopkins-Universität am Samstag (Ortszeit) mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 88.973 neue Ansteckungsfälle erfasst. Damit wurde der am Vortag bekanntgegebene Rekordwert von knapp 80.000 Neuinfektionen nochmals deutlich übertroffen.
Derzeit breitet sich das neuartige Virus vor allem im Norden und Mittleren Westen der USA stark aus. Die Gesamtzahl der verzeichneten Ansteckungsfälle in den Vereinigen Staaten stieg nach Angaben der Universität inzwischen auf knapp 8,57 Millionen. Die Zahl der Todesopfer wuchs um weitere 906 auf mehr als 224.000. In absoluten Zahlen sind die USA das am stärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt. AFP
Mehr als 1500 Bundespolizisten in Quarantäne
Der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann, hat angesichts steigender Corona-Infektionszahlen an die Mitarbeiter seiner Behörde appelliert, sich im privaten Bereich besser vor Ansteckung zu schützen. In einer Videobotschaft an die Polizeibeamten sagte er am Freitag, aktuell seien 136 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet.
1574 Bundespolizisten befinden sich nach seinen Worten derzeit vorsorglich in Quarantäne. Vermeidet Infektion, auch wegen möglicher Langzeitfolgen
, appellierte Romann an die Beamten. An diesem Wochenende hilft die Bundespolizei mit 500 Einsatzkräften in Berlin mit bei der Durchsetzung der Corona-Regeln. dpa
Mehr als 42.000 Neuinfektionen - Frankreich überschreitet Millionengrenze
In Frankreich sind seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie mehr als eine Million Infektionen registriert worden. Bis Freitagabend gebe es insgesamt 1,04 Millionen bestätigte Fälle, teilte die Gesundheitsbehörde mit. Für die Zahl der neu registrierten Fälle innerhalb von 24 Stunden wurde mit 42.032 ein Rekord vermeldet.
Ab Samstag wird dort im Kampf gegen das Coronavirus die nächtliche Ausgangssperre ausgeweitet und betrifft dann rund zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner des Landes. Sie gilt dann in 54 Départements und dem französischen Überseegebiet Französisch-Polynesien.
Seit vergangenem Wochenende gilt in Frankreich erneut der Gesundheitsnotstand, mit dem die Regierung weitgehende Beschränkungen per Dekret durchsetzen kann. Bisher starben mehr als 34.500 Menschen in Folge einer Infektion mit dem Coronavirus. In Frankreich leben rund 67 Millionen Menschen. dpa
Wer sind nur diese Risiko-Begegnungen?
Die Corona-Warn-App verrät nicht, wann und wo es Risikokontakte gab – aus guten Gründen. Mehr Infos und Funktionen aber wären hilfreich. Etwas Abhilfe gibt es bereits. Wer regelmäßig in die Corona-Warn-App schaut, der wird sich vielleicht schon häufiger gefragt haben: Woher kommen meine Risikobegegnungen? Zwar registriert die App, wenn man sich kürzlich in der Nähe einer Person befunden hat, der später eine Infektion mit dem Coronavirus diagnostiziert wird, als auch wie riskant die Begegnung gewesen sein könnte. Aber wann man den Kontakt genau hatte oder wo, das ist nicht vermerkt.
Hatte Bundeskanzleramtsminister Helge Braun die App bei der Vorstellung noch als die beste
bezeichnet, ist die anfängliche Begeisterung mittlerweile der Ernüchterung gewichen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bezeichnete die App kürzlich gegenüber der Funke Mediengruppe als "zahnlose[n] Tiger", sie habe kaum eine warnende Wirkung und brauche ein Update (wobei er konkrete Vorschläge vermied). Angestellte von Gesundheitsämtern haben schon vor Monaten gesagt, sie wünschten sich mehr Daten von der App. IT-Forscherinnen und -Forscher bezweifeln gar die Wirksamkeit der App insgesamt.
Eigentlich soll die App dabei helfen, Infektionsketten zu brechen, indem sie Menschen vor einer möglichen Infektion warnt, noch bevor sie erste Symptome oder überhaupt Symptome bemerken. Begegnen sich zwei Menschen mit ihren Smartphones und auf beiden ist die App installiert, tauschen sie ständig wechselnde Schlüssel aus, die auf dem Smartphone gespeichert werden. Stellt sich später heraus, dass einer von ihnen sich mit dem Coronavirus infiziert hat, kann er seine Schlüssel auf einen Server hochladen. Auf dem Smartphone der anderen Person werden die Schlüssel dann abgeglichen und ihr Infektionsrisiko ermittelt. Ist das Risiko hoch, sollte sie sich testen lassen, noch bevor sie versehentlich weitere Menschen ansteckt. [Quelle; Zeit Online
Niederlande: Gutgelaunt scheitern
Das Land fragt sich, woher seine aktuelle Corona-Katastrophe rührt. Liegt es an der traditionellen Liberalität? Oder doch eher an Politikversagen? Das Problem, das die Niederlande haben, lässt sich kaum treffender schildern als mit jenem 15-Sekunden-Clip, der vergangene Woche in sozialen Medien umging. Da wird ein junger Mann, offenbar Mundschutz-Skeptiker, vor einem Supermarkt interviewt. Er sagt, mit ehrlicher Begeisterung: Ich finde es gut, dass wir in den Niederlanden selbst entscheiden können, was wir machen. Wissen Sie, wir sind clevere Leute.
Die Journalistin entgegnet: Aber clevere Leute mit der höchsten Infektionsrate der Welt!
, woraufhin der Mann die Augen senkt und murmelt: Ich weiß, ich weiß.
Das mit der höchsten Infektionsrate der Welt mag übertrieben sein, aber in Europa liegt das Land weit oben. Es läuft definitiv schlecht. Etwa 8000 Ansteckungen am Tag, das ist genauso viel wie in Deutschland, das aber mehr als viermal so viele Einwohner hat. Schon wieder gibt es zu wenig Intensivbetten, wie im Frühjahr sollen beatmete Patienten nach Nordrhein-Westfalen geschickt werden. Man hat es in den Niederlanden nicht für nötig gehalten, die Zahl der ursprünglich 1150 Betten wesentlich zu erhöhen - im ähnlich großen NRW gibt es 6000. Im Vergleich wird wenig getestet, die Gesundheitsämter sind völlig überfordert mit der Nachverfolgung von Kontakten, die für April angekündigte Covid-Warn-App ging soeben erst an den Start. Und Mundschutz? Eine Tragepflicht im öffentlichen Raum wurde eben erst erlassen, und von der Regierung geht eher die Botschaft aus, dass die mondkapjes
nichts bringen.
Eine leise Zerknirschung greift um sich, die in starkem Kontrast steht zu dem demonstrativen Stolz und der Lässigkeit, die die Niederländer in den ersten Monaten der Pandemie zur Schau trugen. Der Tenor damals: Die Sache lasse sich auch mit weniger strengen Maßnahmen regeln; mehr sei den freiheitsliebenden Niederländern nicht zuzumuten. Entsprechend sprach Premier Mark Rutte von einem intelligenten
Lockdown, was auch ein Seitenhieb war gegen Nachbarländer, die glaubten, das Virus mit Blut-Schweiß-und-Tränen-Maßnahmen bekämpfen zu müssen. Viele Medien übernahmen den Begriff intelligent
ohne Anführungszeichen und feierten Ruttes Besonnenheit. Es dominierte die Freude darüber, wie gut organisiert
das Land sei. Kritik war kaum zu hören, und wenn, dann von jenen, denen der Viruswaanzin
noch viel zu weit ging.
Die erste Welle der Pandemie überstand das Land leidlich, und als die Zahlen sanken im Sommer, stieg die Selbstgewissheit noch. Doch nun, da die Niederlande, wie Belgien, von einem Tsunami
erfasst werden könnten, tauchen Fragen auf. Wie lassen sich die hohen Werte und das Scheitern der Strategie erklären? Hat es womöglich mit ebenjenen nationalen Eigenschaften
zu tun, auf die man sich so viel zugutehält? Verhindern die Liberalität, die die Niederlande für viele zu einem der lebens- und liebenswertesten Länder der Welt macht, und die Polder-Demokratie des gemeinsamen Aushandelns eine effektive Pandemie-Bekämpfung?
Völkerpsychologie steht hoch im Kurs. Der niederländische Geriater Rudi Westendorp zog in De Volkskrant einen Vergleich mit Dänemark, für dessen Corona-Krisenteam er längere Zeit tätig war. Dort sei das Virus erfolgreicher eingedämmt worden, weil sich der Einzelne intensiver als Teil einer Gruppe verstehe. Du bist Teil der Gesellschaft, also muss die Gesellschaft für dich sorgen. Aber viel wichtiger ist, dass du dafür sorgst, dass die Gesellschaft gut funktioniert.
In den Niederlanden fehle dieses kollektive Bewusstsein
. Noch dazu würden einmal gefasste Beschlüsse nicht allgemein akzeptiert.
Oder ist es die extrem hohe Bevölkerungsdichte? Experten verwerfen die These, denn wirklich enge Wohnverhältnisse gibt es kaum, die meisten Niederländer leben im eigenen Häuschen. Anstecken können sie sich eher auf Partys ohne Schutz. Berühmt wurde das wilde Treiben in einem Zelt auf dem Haager Parlamentsplatz, just zu der Zeit, als die Abgeordneten über den seit Mittwochabend geltenden Teil-Lockdown
debattierten.
Manche sehen einen viel handfesteren Grund: Regierungsversagen. Rutte und seine wichtigsten wissenschaftlichen Berater hätten von Beginn an widersprüchlich kommuniziert, klagt die Netzbewegung Containment nu
. Sie hätten offen mit der Theorie der Herdenimmunität
gespielt und sich, anders als etwa Deutschland, bewusst gegen eine harte Strategie zur möglichst starken Eindämmung des Virus ausgesprochen. Die Folgen sehe man nun.
In die Kritik gerät auch Ruttes demonstrativer Optimismus, seine ewige Gutgelauntheit. In seinem Auftreten komme der Wunsch zum Ausdruck, so schnell wie möglich zurückzukehren zu den fröhlichen Zeiten mit dem Bierchen auf der Terrasse
, schreibt Addie Schulte im NRC Handelsblad. Das verleite zu dem Irrglauben, alle Probleme seien fix lösbar, alles lasse sich präzise berechnen und vorhersehen. Die Pandemie zeige die Mängel eines Systems, in dem extrem knapp kalkuliert werde, etwa bei der Pflege und bei Krankenhausbetten: Der Faktor Unsicherheit wird weggelassen. Wer das ganze Fett von den Knochen entfernt, verhungert schnell.
Noch schlägt die wachsende Kritik an Rutte nicht auf die Umfragezahlen durch, die seine Rechtsliberalen einsam an der Spitze sehen. Aufhorchen lässt aber das Comeback des Rechtsnationalisten Geert Wilders, der Ruttes Corona-Kurs scharf attackiert und inzwischen, es war zu erwarten, vor allem Migranten für die steigenden Infektionszahlen verantwortlich macht. Wilders' Partei für die Freiheit hat das ein Plus von mehreren Punkten eingebracht.
Und dann ist da noch die peinliche, allen Corona-Empfehlungen hohnlachende Urlaubsreise der Königsfamilie nach Griechenland. Willem-Alexander und Maxima brachen den Trip am Wochenende wegen empörter Twitter-Kritik nach einem Tag ab. Rutte, politisch verantwortlich für das Gebaren des Monarchen, musste gestehen, von der Reise gewusst, aber nicht abgeraten zu haben. Süddeutsche Zeitung
Mehr als 10.000 Corona-Tote in Deutschland
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland an oder in Verbindung mit Covid-19 gestorben sind, übersteigt am Freitagmorgen die Marke von 10.000. Das geht aus den Zahlen hervor, die der Tagesspiegel live aus allen Landkreisen zusammenträgt. Demnach verzeichnet Deutschland seit Beginn der Pandemie 10.044 Corona-Tote. Tagesspiegel
Deutlich steigende Nachfrage nach Toilettenpapier
Die Deutschen decken sich angesichts steigender Corona-Infektionen amtlichen Zahlen zufolge wieder zunehmend mit Hygieneartikeln und bestimmten Lebensmitteln ein. Wie eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes ergab, war der Absatz von Toilettenpapier in der Woche vom 12. bis 17. Oktober 2020 fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Vorkrisen-Monate August 2019 bis Januar 2020. Die Verkaufszahlen von Desinfektionsmitteln lagen in der betrachteten Woche nach Angaben der Behörde vom Donnerstag um knapp drei Viertel und die von Seife um knapp zwei Drittel über dem Vorkrisen-Durchschnitt. Auch die Nachfrage nach Mehl und Hefe zog nach Erkenntnissen der Statistiker wieder deutlich an.
Politiker und der Handel versichern immer wieder, die Versorgungslage mit Gütern des täglichen Bedarfs sei gesichert und appellieren an die Verbraucher, keine Hamsterkäufe
zu tätigen. Eine erneute Welle solcher Vorratskäufe wie im Frühjahr sehen große Handelsketten bislang nicht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur Anfang dieser Woche ergab. dpa
RKI meldet 11.287 Neuinfektionen
Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages in Deutschland ist erneut stark gestiegen und hat erstmals den Wert von 10.000 überschritten. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen 11.287 Fälle binnen 24 Stunden. Der bisherige Höchstwert seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland war am Samstag mit 7830 Neuinfektionen erreicht worden.
Am Donnerstag vergangener Woche waren mit 6638 Fällen erstmals mehr als im Frühjahr gemeldet worden. Die jetzigen Werte sind allerdings nur bedingt mit denen aus dem Frühling vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. dpa
Zunehmend diffus
Deutschlandweit steigt die Zahl der Coronaneuinfektionen rasant. Bei welchen Anlässen stecken sich die meisten Menschen an? Ein Stimmungsbild.
Unzufrieden, ja fast resigniert zeigte sich Angela Merkel am späten Mittwochabend, als sie nach der Mammutsitzung mit den 16 Ministerpräsident*innen vor die Presse trat. Zwar hatten sich Bund und Länder angesichts weiter rasant steigender Infektionszahlen – am Freitag wurde mit mehr als 7.300 Neuinfektionen ein neuer Höchststand erreicht – auf neue Maßnahmen geeinigt. Dennoch äußerte die Kanzlerin große Zweifel, ob das ausreiche. Die Ansagen von uns sind nicht hart genug, um das Unheil von uns abzuwenden
, soll sie ihren Länderkolleg*innen gesagt haben. Ihre Botschaft war klar: Spätestens jetzt sollten alle begriffen haben, dass die Pandemie mit voller Wucht zurück ist. Und uns ein langer dunkler Herbst bevorsteht.
Helfen die beschlossenen Maßnahmen, die zweite Pandemiewelle zu brechen? Das ist die große Frage. Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) lassen zumindest eine kleine Tendenz erkennen. Vor einigen Wochen veröffentlichte das RKI einen Bericht, aus dem hervorgeht, bei welchen Gelegenheiten sich die meisten Menschen mit dem Virus infiziert haben. Von Beginn der Pandemie bis Mitte August – also noch vor Beginn der aktuellen zweiten Welle – hat das Institut zusammengestellt, wo Corona-Ausbrüche am häufigsten passiert sind.
Dabei muss man einschränken, dass sich nur 27 Prozent aller übermittelten Fälle sich wirklich zurückverfolgen ließen. Das RKI schreibt deshalb selbst, dass die Zahlen mit Zurückhaltung zu interpretieren
seien. Gleichwohl lassen sich leichte Tendenzen erkennen: Fast zwei Drittel der untersuchtenAusbrüche führt das RKI auf Wohnstätten
zurück − wovon ein Großteil private Haushalte sind.
Masseninfektionen gab es vor allem in Alten- und Pflegeheimen.
Auch im medizinischen Bereich wie in Krankenhäusern oder am Arbeitsplatz sind viele Ansteckungen dokumentiert. Auffallend wenige Infektionen passierten in Bus und Bahn: Von rund 7.800 aufgelisteten Ausbrüchen waren lediglich 19 auf Verkehrsmittel zurückführen. Zwar kommen Bars und Kneipen in der RKI-Studie nicht vor, doch zumindest in Restaurants und Imbissen sind nur sehr wenige Ausbrüche vermerkt.
Bei den Sorgen der Kanzlerin mag auch mitgeschwungen haben, dass Regeln das eine, deren Akzeptanz durch die Bevölkerung aber etwas völlig anderes sind. Wenn Abstands- und Maskenregeln weniger stark beherzigt werden, helfen die besten Maßnahmen wenig. Und das Infektionsgeschehen wird zunehmend diffuser.
Menschen stecken sich inzwischen allerorten an, was es auch für Gesundheitsämter immer schwieriger macht, Infektionsketten zu verfolgen. Die taz am wochenende hat bei diversen Gesundheitsämtern in Deutschland nachgefragt, welche Infektionsherde sie ausgemacht haben. Auf dem platten Land und in der großen Stadt.
Metropolregion Rhein-Ruhr – Wo sich viele Menschen ballen
Der erste Blick soll in den hierzulande größten Ballungsraum gehen: die Metropolregion Rhein-Ruhr. Mit mehr als 10 Millionen Einwohner*innen lebt jeder achte Mensch in Deutschland zwischen Dortmund im Osten, Duisburg im Westen und Bonn im Süden. Pendeln zum Arbeitsplatz ist für viele Alltag – und mit der Mobilität der Leute verbreitet sich auch das Virus: Auf der Pandemie-Landkarte Deutschlands ist mittlerweile fast die gesamte Gegend rot eingefärbt. Für NRW bedeutet das: Jede*r Dritte lebt im Risikogebiet.
Entsprechend unterschiedlich sind die Infektionswege: Der Großteil infiziert sich aktuell im sozialen Umfeld
, heißt es vage aus der bevölkerungsreichsten Stadt Köln. Wir haben einen Mix
, sagt Ulrike Schmidt-Keßler, Sprecherin der Stadt Wuppertal und nennt als Hotspots der vergangenen Wochen einen Gemüsegroßhandel und eine Wäscherei. Dazu eine Garagenparty mit knapp 80 Jugendlichen, auf der danach fast jede*r Vierte infiziert war – und Corona wurde in die Schulen getragen.
In Hamm sei dagegen eine große Hochzeit von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund Auslöser einer neuen Coronawelle gewesen, sagt Sprecher Tom Herberg. Bei dem mehrtägigen Event hätten mehr als 100 Gäste nicht nur im knapp 180.000 Menschen zählenden Hamm, sondern auch in den Nachbarstädten Dortmund und Werl gefeiert. Über Wochen sei die Stadt deshalb Deutschlands Virus-Hotspot Nummer eins gewesen.
In der Gastronomie gebe es dagegen nur kleinere Infektionsausbrüche
, heißt es nicht nur aus dem feierfreudigen Köln. In Kneipen und Restaurants werde offenbar nicht nur besser gelüftet als auf privaten Partys, sagt Hamms Sprecher Herberg – auch Plexiglasscheiben, größerer Abstand und Desinfektionsmittel täten ihren Dienst. Außerdem darf in der Gastronomie nicht getanzt werden.
Die von der CDU-geführten Landesregierung verordnete Sperrstunde lehnen viele Kommunen deshalb ab.
Landkreis Cloppenburg – Wo viele Schlachthöfe liegen
Deutlich beschaulicher geht es im Nordwesten Niedersachsens zu – zumindest war das in Vorpandemiezeiten so. Bereits seit Mitte September zählt Cloppenburg zu den Landkreisen mit den meisten täglichen Neuinfektionen in Deutschland. Hier ist die Dichte an Schlachthöfen hoch – immer wieder kommt es zu größeren Ausbrüchen. Zuletzt waren in einem Fleischbetrieb in der Gemeinde Emstek insgesamt 63 Mitarbeiter*innen positiv auf das Virus getestet worden. Begünstigt werden Ansteckungen auch durch die beengten Wohnverhältnisse, in denen die Arbeiter*innen häufig leben.
Hinzu kommt, dass Cloppenburg mit seinen Nachbarlandkreisen wie Vechta und Emsland inzwischen einen großflächigen Dauerhotspot bildet. Jüngst registrierte das Cloppenburger Gesundheitsamt auch einzelne Cluster bei Großfamilien und Freikirchen.
Landkreis Regen – Wo die Grenze ganz nah ist
Auch der Landkreis Regen, mitten im Bayerischen Wald gelegen, ist derzeit ein Corona-Hotspot. Allerdings lassen sich die vielen Neuinfektionen in dem rund 77.000 Einwohner*innen zählenden Kreis klar eingrenzen. Verantwortlich ist ein Ausbruch in einem Oberstufenjahrgang eines Gymnasiums, in dem über 20 Schüler*innen infiziert sind.
Unklar ist, ob die Ansteckung in der Schule oder bei einem privaten Treffen geschah. Das können wir nicht ins Detail zurückverfolgen
, sagt Landkreis-Sprecher Heiko Langer. Fest steht nur, dass die Infizierten auch Freunde und Familienmitglieder angesteckt haben.
Für die meisten Jahrgänge ist daher vorerst Heimunterricht angesagt. Regen liegt direkt an der tschechischen Grenze, mit vielen Berufspendler*innen. Die Infektionsrate in Tschechien zählt aktuell zu den höchsten in Europa. Das habe aber in Niederbayern nach Angaben des Landkreises bisher keine spürbaren Auswirkungen gehabt. Vorgesorgt haben sie in Regen trotzdem – und auf einem Parkplatz eine mobile Teststation für Grenzpendler*innen aufgebaut.
Stadt Berlin – Wo gefeiert wird
Für viele Fragezeichen sorgen die hohen Fallzahlen in Berlin. Viele Infektionen in den Hotspot-Bezirken könnten auf Besuche in Bars, Kneipen und Restaurants zurückzuführen sein, heißt es aus den Gesundheitsämtern der Hauptstadt – anders als in Köln also. Auch private Partys in Wohnungen oder im Freien zählten hierzu. Restaurants und Bars im Bezirk Mitte hätten etwa eine hohe Anziehungskraft, die zu erhöhten sozialen Kontakten führten. Dass das Berliner Verwaltungsgericht am Freitag die vom Senat verhängte Sperrstunde aufgehoben hat, dürfte das Problem weiter erhöhen. Im September seien zudem viele Infektionen von großen Hochzeitsfeiern ausgegangen, heißt es etwa aus Neukölln.
Junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren gelten als zentrale Gruppe vieler Infektionen. Die hielten sich, so ist es aus Charlottenburg-Wilmersdorf zu hören, nicht diszipliniert genug an Verhaltensempfehlungen. Dies sei auch "kulturbedingt" bei manchen Communitys, die enger feiern
der Fall, so ein Bezirksstadtrat. Integrationslots*innen sollen da helfen. Das Neuköllner Gesundheitsamt kann diese Behauptung aus dem Berliner Westen allerdings nicht bestätigen, da dazu verlässliche Daten fehlten.
Die Lage wird zudem immer ernster: Ein Gros der Infektionen sei gar nicht mehr zurückzuverfolgen, so die einhellige Rückmeldung aller Hotspot-Gesundheitsämter. Die besten schaffen gerade mal die Hälfte, viele deutlich weniger. Alle betonen die Personalknappheit. Zudem würden viele Infizierte nicht ausreichend mit dem Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung kooperieren. Und bei Micky Maus und Batman, die laut Listen im Berliner Nachtleben unterwegs sind, geht keiner ans Telefon.
Ob und wie die Maßnahmen wirken, wird sich erst in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Steigt die Zahl der Neuinfektionen weiter an, könnten noch striktere Einschränkungen folgen. Im Beschluss von Bund und Ländern heißt es: Komme der Anstieg der Infektionszahlen nicht spätestens binnen 10 Tagen zum Stillstand
, seien weitere gezielte Beschränkungsschritte
nötig.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass sich nur rund zehn Prozent der Fälle nicht zurückverfolgen ließen. Das ist falsch: Das RKI schreibt in der Studie, dass sogar 73 Prozent der übermittelten Fälle keine Rückverfolgung zuließen. TAZ
Drosten und Kollegen warnen vor Konzept der Herdenimmunität
Der Berliner Virologe Christian Drosten und andere Kollegen stellen sich gegen eine Corona-Strategie mit einer Herdenimmunität als Ziel. Mit Sorge nehmen wir zur Kenntnis, dass erneut die Stimmen erstarken, die als Strategie der Pandemiebekämpfung auf die natürliche Durchseuchung großer Bevölkerungsteile mit dem Ziel der Herdenimmunität setzen
, heißt es in einer Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie (GfV) mit Sitz in Heidelberg, an der auch Drosten beteiligt war. Herdenimmunität bedeutet, dass ein großer Teil der Bevölkerung nach einer Infektion oder Impfung immun geworden ist, und sich das Virus dadurch nicht mehr so gut ausbreiten kann.
Die Virologen beziehen sich in ihrem Text auf die sogenannte Great-Barrington-Erklärung, die drei Forscher aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien verfasst haben. Laut einer eigenen Webseite haben bereits viele Hunderttausend Menschen die Erklärung unterzeichnet. In dem Text heißt es unter anderem: Der einfühlsamste Ansatz, bei dem Risiko und Nutzen des Erreichens einer Herdenimmunität gegeneinander abgewogen werden, besteht darin, denjenigen, die ein minimales Sterberisiko haben, ein normales Leben zu ermöglichen, damit sie durch natürliche Infektion eine Immunität gegen das Virus aufbauen können, während diejenigen, die am stärksten gefährdet sind, besser geschützt werden.
Die Verfasser befürchten, dass die harten Maßnahmen irreparablen Schaden verursachen, wobei die Unterprivilegierten unverhältnismäßig stark betroffen sind
.
Eine unkontrollierte Durchseuchung würde zu einer eskalierenden Zunahme an Todesopfern führen, schreibt hingegen die Gesellschaft für Virologie in Heidelberg. Denn selbst bei strenger Isolierung älterer Menschen gebe es noch weitere Risikogruppen, die viel zu zahlreich, zu heterogen und zum Teil auch unerkannt seien, um aktiv abgeschirmt werden zu können. Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf ergibt sich beispielsweise bei Übergewicht, Diabetes, Krebserkrankungen, einer Niereninsuffizienz, chronischen Lungenerkrankungen, Lebererkrankungen, Schlaganfall, nach Transplantationen und während einer Schwangerschaft.
Laut GfV weiß man noch nicht zuverlässig, wie lange eine durch eine Infektion erworbene Immunität anhält. Das Anstreben der Herdenimmunität ohne Impfung sei unethisch sowie medizinisch, gesellschaftlich und damit auch ökonomisch hochriskant.
Überlastung des Gesundheitssystems auch in Deutschland befürchtet
Vor etwa einer Woche hatte bereits die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor gewarnt, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auf eine Herdenimmunität durch massenweise Ansteckungen zu setzen. Niemals in der Geschichte des Gesundheitswesens wurde Herdenimmunität als eine Strategie gegen einen Ausbruch eingesetzt, geschweige denn gegen eine Pandemie
, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Die Gesellschaft für Virologie spricht mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen in Deutschland vom Beginn einer exponentiellen Ausbreitung
. Weiter heißt es: Aufgrund der explosiven Infektionsdynamik, die wir in allen Hotspots quer durch Europa feststellen, steht zu befürchten, dass ab einer bestimmten Schwelle auch in bisher unkritischen Regionen die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren geht.
Herdenimmunität in Schweden? Gespräch mit einer schwedischen Virologin
Bei Überschreiten dieses Schwellenwerts sei die Nachverfolgung einzelner Ausbrüche und strikte Isolationsmaßnahmen nicht mehr zu realisieren. Eine unkontrollierte Ausbreitung in alle Bevölkerungsteile sei dann nicht mehr zu verhindern. Es steht zu erwarten, dass dies zu einer raschen Überlastung der Gesundheitssysteme führen würde, was zum Beispiel in Deutschland allein schon wegen des Mangels an Intensivpflegekräften bereits bei weit unter 20.000 Neuinfektionen pro Tag der Fall sein könnte.
FAZ
Umfrage zufolge will sich jeder Zehnte mit Klopapier eindecken
Einer Umfrage zufolge will sich rund jeder zehnte Verbraucher in Deutschland in den kommenden Wochen verstärkt mit Toilettenpapier, Nudeln und anderen Waren des täglichen Gebrauchs eindecken. Das ergab eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter knapp 6000 Menschen Mitte Oktober. Demnach antworteten neun Prozent der Teilnehmer auf die entsprechende Frage mit ja
oder eher ja
. Fast zwei Drittel (64 Prozent) schlossen derartige Hamsterkäufe dagegen ausdrücklich aus.
Vor allem jüngere Menschen wollen sich der Umfrage zufolge mit mehr Toilettenpapier und Nudeln eindecken: Am häufigsten beantworteten Menschen zwischen 25 und 34 Jahren die Frage mit ja
oder eher ja
(15 Prozent).
In den vergangenen Tagen hatten Politiker bereits auf vereinzelte Meldungen über eine steigende Nachfrage nach einigen lagerbaren Produkten reagiert. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) appellierte an die Verbraucher, trotz der steigenden Zahl von Corona-Infektionen keine größeren Mengen einzukaufen als sonst. Für Hamsterkäufe gibt es keinen Grund
, sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
(Montag). Die Lieferketten funktionieren - das gilt nach wie vor.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sagte, die Verbraucher müssten sich keine Sorgen machen
, was die Versorgung des Einzelhandels betreffe. dpa
Scharfe Kritik an geplantem Ausbau der Corona-Sonderrechte für Spahn
Bundestagsabgeordnete mehrerer Parteien haben die Zunahme von Vollmachten für die Bundesregierung in der Corona-Krise kritisiert. Seit fast einem Dreivierteljahr erlässt die Regierung in Bund, Ländern und Kommunen Verordnungen, die in einer noch nie dagewesenen Art und Weise im Nachkriegsdeutschland die Freiheiten der Menschen beschränken, ohne dass auch nur einmal ein gewähltes Parlament darüber abgestimmt hat
, sagte der SPD-Rechtsexperte Florian Post dem Blatt Bild
(Montagsausgabe).Tagesspiegel
Historiker sieht Corona als epochale Zäsur
Der Historiker Andreas Wirsching sieht in der Coronavirus-Pandemie das Ende einer Epoche aufziehen. Es spricht vieles dafür, dass das Jahr 2020 als eine epochale Zäsur in die Geschichte eingehen wird
, sagte der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte der Deutschen Presse-Agentur. Zwar wissen wir das jetzt noch nicht so genau, aber einiges ist erkennbar, insbesondere was die Globalisierung betrifft.
Wirsching denkt, dass das Zeitalter der Internationalisierung und Globalisierung, das es seit etwa 1970 gebe, starken Veränderungen unterworfen, wenn nicht beendet
, werde. dpa
Trotz kritischer Zahlen: Demo gegen Corona-Maßnahmen in Dortmund
Die Initiative Querdenken
will am Sonntag in Dortmund gegen die Corona-Auflagen demonstrieren. Es seien bis zu 3000 Teilnehmer für eine Kundgebung (14.00 Uhr) und einen anschließenden Demo-Zug durch die Innenstadt angemeldet, teilte die Polizei mit. Die Stadt hat die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche überschritten.
Von allen Teilnehmern werde umso mehr die strikte Einhaltung aller Hygiene- und Infektionsschutzregeln erwartet, betonte die Polizei. Man werde konsequent gegen gesundheitsgefährdendes Verhalten einschreiten. Vorgeschrieben seien eine Aufteilung in Kleingruppen mit maximal fünf Personen, Mindestabstände und Mund-Nasen-Bedeckung. dpa
Mehr als 50.000 Neuinfektionen in den USA
Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in den USA ist einer Reuters-Zählung zufolge um mindestens 54.413 Fälle auf 8,13 Millionen gestiegen. Mindestens 722 weitere Menschen starben danach an oder mit dem Virus. Die Gesamtzahl der Toten liegt damit bei 219.355. Quelle: Reuters
Polizeigewerkschaften zu Corona-Regeln: Stimmung wird aggressiver
Auseinandersetzungen über die Einhaltung der Corona-Regeln eskalieren nach Angaben der Polizeigewerkschaften immer häufiger. Nach wie vor gibt es immer noch eine hohe Akzeptanz für die Corona-Regeln, aber wir spüren auch, dass die Stimmung beginnt, aggressiver zu werden - zum Beispiel, wenn wir als Polizei die Maßnahmen durchsetzen wollen
, sagte der Vize-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek. Da kommt es dann zu Widerstand. Das fängt an mit Beleidigungen, dann wird gepöbelt, gespuckt, angehustet. Das alles erleben unsere Kolleginnen und Kollegen in dieser Pandemie.
Die Einsätze gingen nicht nur von sogenannten Maskenverweigerern aus. Auch Bürger, die geschützt werden wollen, hätten zuletzt ihre Schutzrechte stärker und zum Teil auch aggressiver eingefordert und zum Beispiel Maskenverweigerer auf ihr Fehlverhalten hingewiesen. "Daher kommt es nun insgesamt mehr zu solchen Einsätzen", sagte Radek - mit Zahlen belegen ließe sich dieser Trend aber nicht. dpa
Stationäre Behandlung von Covid-19 kostet im Schnitt mehr als 10.000 Euro
Die stationäre Behandlung eines Covid-19-Patienten kostet im Schnitt 10.700 Euro. Das ergab eine Auswertung der Daten von 26,5 Millionen Versicherten der Krankenkasse AOK auf Anfrage der Welt am Sonntag
. Bei Covid-19-Erkrankten, die beatmet werden müssen, fallen nach Angaben von AOK-Bundesvorstand Martin Litsch im Schnitt 38.500 Euro an. Im Einzelfall könnten die Kosten jedoch stark abweichen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach befürchtet, dass die langfristigen Belastungen aufgrund schwerer Folgeschäden noch deutlich höher liegen dürften. Es wird eine Welle chronischer Erkrankungen geben
, warnte Lauterbach. Erst in zwei bis drei Jahren werden wir sehen, wie gewaltig die langfristigen Kosten für unser Gesundheitssystem sind.
AFP
Merkel ruft Bürger dringend zum Kampf gegen Corona-Ausbreitung auf
Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert dringend an die Bürger, eine weitere Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Wir müssen jetzt alles tun, damit das Virus sich nicht unkontrolliert ausbreitet
, sagt sie in ihrem wöchentlichen Podcast. Dabei zählt jetzt jeder Tag. Dafür müssen die Kontaktpersonen jedes infizierten Menschen benachrichtigt werden, um die Ansteckungsketten zu unterbrechen. Die Gesundheitsämter leisten dabei Großartiges, aber wo die Zahl der Infizierten zu hoch wird, da kommen sie nicht mehr hinterher.
Reuters
7.830 Corona-Neuinfektionen - neuer Höchstwert
Den dritten Tag in Folge verzeichnet das Robert-Koch-Institut (RKI) ein jeweils neues Allzeithoch bei der Zahl der täglichen Infektionen. Am Samstag meldete das RKI 7830 neue Fälle. Am Freitag waren es 7.334 und am Donnerstag 6.638.
Nach Instituts-Angaben starben 33 Menschen an oder mit dem Virus. Deutschland verzeichnet demnach insgesamt 9767 Todesfälle im Zusammenhang mit der Pandemie.
Die Zahl der insgesamt seit Beginn der Pandemie in Deutschland registrierten Infektionsfälle stieg demnach auf 356.387, die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus im Zusammenhang stehenden Todesfälle auf 9.767 - 33 mehr als am Vortag. Die Zahl der Genesenen lag laut RKI bei etwa 290.000. Reuters/AFP
RKI meldet Rekord von mehr als 7.300 Neuinfektionen
Das Coronavirus breitet sich in Deutschland rasant aus. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag mit 7334 Neuinfektionen binnen Tagesfrist einen neuen Höchstwert. Erst am Donnerstag hatte die Behörde mit 6638 Fällen ein Allzeithoch seit Ausbruch der Pandemie erfasst. In der vergangenen Woche meldete das RKI am Freitag 4.516 Neuinfektionen. Die jetzigen Werte sind nur bedingt mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.
Bei den intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten zeichnet sich ein deutlicher Anstieg ab. Laut RKI-Lagebericht wurden am Donnerstag 655 Corona-Infizierte intensivmedizinisch behandelt, 329 davon wurden beatmet. Eine Woche zuvor (8.10.) hatte der Wert noch bei 487 (239 beatmet) gelegen, in der Woche davor (1.10.) bei 362 (193 beatmet). Rund 8.700 Intensivbetten sind in Deutschland derzeit jedoch noch frei.
Nach Instituts-Angaben starben 24 Menschen an oder mit dem Virus. Deutschland verzeichnet demnach insgesamt 9.734 Todesfälle im Zusammenhang mit der Pandemie. Bund und Länder hatten sich Mittwochnacht angesichts steigender Corona-Infektionen auf neue Beschränkungen geeinigt. Auch beim derzeitigen EU-Gipfel in Brüssel ist der Umgang mit der Seuche ein zentrales Thema. Reuters, dpa
Jodelkonzert machte Schwyz zum Hotspot
Im Schweizer Kanton Schwyz explodieren die Fallzahlen, das Auswärtige Amt erklärt den Kanton zum Risikogebiet. Offenbar hat sich das Virus bei einem Jodel-Musical ausgebreitet. In der Schweiz hat offenbar ein Jodel-Musical zu einem massiven Anstieg von Corona-Neuinfektionen geführt. Rund 600 Personen hatten Ende September die beiden Aufführungen in einer Mehrzweckhalle im ländlichen Kanton Schwyz besucht. Das Publikum war aufgerufen, Abstand zu halten; das Tragen einer Schutzmaske war jedoch nicht vorgeschrieben. Der Kanton gehört mittlerweile mit mehr als 1230 Coronavirus-Fällen zu einem der Hotspots in Europa. Übers Wochenende hatten sich die Fallzahlen drastisch erhöht. Zuletzt wurden 119 neue Fälle binnen eines Tages gemeldet. Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für den Kanton ausgesprochen.
Das Virus verbreitete sich offenbar von der Bühne aus. Wir haben neun Tage nach den Aufführungen erfahren, dass sich mehrere Personen der Gruppe angesteckt haben
, sagte der Organisator Beat Hegner dem öffentlich-rechtlichen Sender RTS. Allein am Mittwoch wurden 94 Personen positiv getestet, doppelt so viele wie am Vortag. Am Donnerstag waren es dann 119 neue Fälle. Die Explosion der Fallzahlen in Schwyz ist eine der schlimmsten in ganz Europa
, erklärte Chefarzt Reto Nueesch, der die Innere Medizin im Spital Schwyz leitet, in einem bei Youtube veröffentlichten Video.
Das überlastete Kantonskrankenhaus bat bereits die Menschen, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Versammlungen zu vermeiden. Es gibt eine extrem hohe Rate positiver Tests
, sagte Krankenhausdirektorin Franziska Foellmi. 30 bis 40 Prozent der Ergebnisse sollen positiv sein.
Die Kantonsbehörden haben zwar die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus verstärkt, eine generelle Maskenpflicht in Geschäften und bei Veranstaltungen mit bis zu 50 Teilnehmern besteht aber nach wie vor nicht. Nur dort, wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, müssen Besucher ab Freitag eine Maske tragen. Statt strenge Vorschriften zu erlassen, appelliert der Regierungsrat an die Eigenverantwortung der Bevölkerung.
Jodeln gehört zu einer der Traditionen im Schweizer Alpenraum. Seit dem 19. Jahrhundert gilt das Jodeln unter anderem zusammen mit dem Bogenschießen als einer der Bausteine der gemeinsamen Identität zwischen den kulturell unterschiedlichen Regionen der Schweiz. Der uralte Gesangsstil wird außerdem im österreichischen Tirol sowie in Bergregionen Deutschlands praktiziert. ntv.de, ino/AFP
WHO: Bei weiter lockerem Vorgehen drohen bis zu fünfmal mehr Tote als im April
Angesichts steigender Infektionszahlen in Europa spricht sich das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO für eine zielgerichtete Ausweitung der Corona-Maßnahmen aus. Die Reaktionen auf die wachsenden Fallzahlen müssten an die nationalen und subnationalen Gegebenheiten angepasst werden, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge auf seiner wöchentlichen Online-Pressekonferenz in Kopenhagen. Aber ganz allgemein ist es Zeit, um die restrikten Maßnahmen zu verstärken - mit Lockdowns als allerletztem Ausweg.
Man wisse heute sehr präziser als während der ersten Corona-Hochphase im März, was getan werden könne und müsse, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Kluge. Regierungen sollten sich nicht mit relativ kleinen Maßnahmen zurückhalten, um so größere Beschränkungen wie im Frühjahr zu vermeiden. Eine Menge liegt in unseren Händen - in den Händen der Regierungen und der Menschen.
Es müsse unter anderem alles dafür getan werden, dass Schulen offen bleiben könnten.
Die Region Europa, zu der die WHO insgesamt 53 Länder zählt, habe nun mit fast 700.000 gemeldeten Fällen die höchsten wöchentlichen Zahlen seit Beginn der Pandemie verzeichnet, berichtete Kluge. Innerhalb von nur zehn Tagen sei die Gesamtzahl der Infektionen von sechs auf sieben Millionen angestiegen. Dies bedeute nicht, dass man zurück in der Situation Mitte März sei. Obwohl zwei- bis dreimal mehr Infektionen pro Tag registriert würden als im April, gebe es fünfmal weniger Todesfälle.
Dennoch sei man bei der WHO sehr besorgt, machte Kluge klar. Prognosen verlässlicher epidemiologischer Modelle deuteten darauf hin, dass ein länger anhaltendes lockeres Vorgehen die tägliche Sterblichkeit bis Januar 2021 auf das Vier- bis Fünffache der Werte aus dem April 2020 katapultieren könnte. Dieselben Modelle zeigten jedoch auch, dass durch einfache Maßnahmen wie das konsequente Tragen von Masken und die strikte Kontrolle von Versammlungen bis Anfang Februar schätzungsweise 281.000 Leben in der europäischen Region gerettet werden könnten. "Die Pandemie wird ihren Kurs nicht von selbst umkehren, aber wir werden. Eine verhältnismäßige und gezielte Reaktion ist der Weg voran", sagte Kluge. dpa
Klopapier-Nachfrage steigt wieder - Supermärkte melden erste Hamsterkäufe
Als die Corona-Pandemie Deutschland erfasst, verschwinden Klopapier, Hefe und Nudeln über Wochen aus den Supermarktregalen. Die heute wieder steigenden Infektionszahlen wecken offenbar alte Ängste. Discounter und Supermärkte melden eine steigende Nachfrage nach Toilettenpapier. ntv
WHO befürchtet nach globaler Corona-Welle drastischen Anstieg der Totenzahl
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet nach dem raschen Anstieg der Corona-Infektionen weltweit erheblich mehr Todesfälle. Derzeit stürben jeden Tag rund 5000 Menschen mit oder an dem Coronavirus, sagte die leitende WHO-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan am Mittwoch. Sie verwies darauf, dass die Sterblichkeit immer einige Wochen hinter der Entwicklung bei den Ansteckungen liege. Reuters
Nächtliche Ausgangssperre in Paris und anderen Städten
Wegen der massiv steigenden Corona-Zahlen verhängt Frankreich erstmals seit dem Frühjahr wieder Ausgangssperren. In Paris und acht weiteren Großstädten dürfen die Bürger ab dem Wochenende zwischen 21 Uhr abends und sechs Uhr morgens das Haus nicht mehr verlassen, wie Präsident Emmanuel Macron am Mittwochabend im Fernsehen ankündigte.
Wer während der nächtlichen Ausgangsbeschränkung auf den Straßen unterwegs sei, müsse einen guten Grund dafür haben, sagt Macron. Anderenfalls sei mit einer Strafe von 135 Euro zu rechnen. Während der Ausgangsbeschränkung dürften keine Restaurants oder Freunde besucht werden. Ein dringend notwendiger Ausgang sei aber erlaubt. Reisen zwischen den französischen Regionen sowie der öffentliche Personenverkehr seien nicht beschränkt.
Die Lage ist Macron zufolge besorgniserregend. Wir haben die Kontrolle nicht verloren
, betont er. Wir müssen reagieren.
Die zweite Infektionswelle sei anders als die erste, denn sie breite sich im ganzen Land aus.
Derweil registrieren die französischen Gesundheitsbehörden 22.591 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Es ist das dritte Mal in sechs Tagen, dass das Gesundheitsministerium einen Wert über 22.000 mitteilt. Insgesamt seien 779.063 Infektionsfälle verzeichnet worden. Die Zahl der Todesfälle in Kranken- und Pflegeheimen sei um 104 auf 33.037 gestiegen. Damit ist Frankreich weltweit das neunte Land weltweit, das mehr als 33.000 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus zu beklagen hat. Reuters, AFP
Fast 20.000 Neuinfektionen an einem Tag in Großbritannien
Knapp 20.000 Menschen in Großbritannien haben sich innerhalb von 24 Stunden nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das entspricht einem Anstieg von etwa 2500 im Vergleich zum Vortag. 137 Menschen sind an einer Covid-19-Erkrankung gestorben, wie die Gesundheitsbehörden am Mittwoch mitteilten. Besonders stark betroffen von der Pandemie sind der Norden Englands, Nordirland, Schottland und Teile von Wales. Die tatsächliche Zahl der Neu-Infektionen dürfte aber noch höher liegen, da nicht genügend Tests zur Verfügung stehen. Reuters
Chef der Bundesärztekammer hält Oberflächendesinfektion für obsolet
Klaus Reinhardt fordert, dass die Corona-Empfehlungen aktualisiert werden. Das Virus verbreite sich nicht über Schmierinfektionen.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat das Säubern von Oberflächen im Kampf gegen die Corona-Pandemie als überflüssig und überholt bezeichnet. Die aktuellen Erkenntnisse über die Übertragung von Corona seien eindeutig, sagte Reinhardt den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Sie findet ausschließlich über den Luftweg statt und nicht über Schmierinfektionen, also über die Verunreinigung von Flächen.
Insofern ist die Desinfektion von Oberflächen, die wir derzeit noch sehr intensiv betreiben, unsinnig und obsolet
, sagte Reinhardt. Das Robert Koch-Institut solle das zum Erkenntnisstand erheben und den Gesundheitsämtern mitteilen. Wenn dies schnell geschehe, hätten viele Menschen mehr Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die Corona sinnvoller bekämpften.
Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen vertritt Reinhardt die Auffassung, dass es auch für den Herbst und Winter vordringliches Ziel der Politik bleiben müsse, das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Zugleich müssen wir darauf achten, dass Menschen mit anderen Erkrankungen als Covid-19 ebenfalls gut und vernünftig behandelt werden können
, sagte der Präsident der Bundesärztekammer. Dabei dürfen aber weder das soziale Miteinander gefährdet noch die Wirtschaft an die Wand gefahren werden
, sagte Reinhardt. ZEIT ONLINE, AFP, akm
Trump laut Leibarzt negativ auf Corona getestet
US-Präsident Donald Trump ist nach Angaben seines Leibarztes negativ auf das Coronavirus getestet worden. Schnelltests seien an aufeinanderfolgenden Tagen
negativ ausgefallen, erklärte Sean Conley am Montag (Ortszeit) in einer Mitteilung. Er fügte hinzu, dass neben den Antigentests auch andere Labordaten hinzugezogen worden seien, um zu ermitteln, dass der Präsident nach seiner Corona-Infektion nicht mehr ansteckend sei. Wann Trump das erste Mal negativ getestet wurde und wie oft, blieb unklar.
Trump hatte am 2. Oktober bekanntgegeben, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert habe. Wegen seiner Covid-19-Erkrankung wurde er drei Tage lang in einem Militärkrankenhaus behandelt. Leibarzt Conley hatte bereits am Samstag erklärt, der Präsident sei nicht mehr ansteckend. Informationen zu Testergebnissen veröffentlichte er zu diesem Zeitpunkt nicht. dpa
WHO warnt vor Strategie der Herdenimmunität
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auf eine Herdenimmunität durch massenweise Ansteckungen zu setzen. Niemals in der Geschichte des Gesundheitswesens wurde Herdenimmunität als eine Strategie gegen einen Ausbruch eingesetzt, geschweige denn gegen eine Pandemie
, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. So ein Vorgehen wäre ethisch und wissenschaftlich problematisch. Eine Herdenimmunität - also die Schwelle, ab der sich ein Virus nicht mehr in einer Bevölkerung verbreiten kann - müsse ähnlich wie bei den Masern und der Kinderlähmung durch Impfungen, nicht durch Ansteckungen erreicht werden, zumal weiter unklar sei, wie sehr eine Infektion vor einer zweiten schütze. In einem Brief hatten Forscher aus verschiedenen Ländern zuletzt für Herdenimmunität geworben.
Angesichts der steigenden Coronazahlen wies der WHO-Chef darauf hin, dass ein Großteil der Neuinfektionen in nur wenigen Ländern passiere. Fast die Hälfte der neuen Fälle entfalle auf drei Staaten. Es komme also auf die Wirksamkeit der Bekämpfungsmaßnahmen an. Das ist eine ungleichmäßig verlaufende Pandemie
, so Tedros. dpa
Trumps Test negativ oder positiv? Weißes Haus verweigert Angabe
Seinem Arzt zufolge ist Trump nach seiner Corona-Infektion nicht mehr ansteckend. Ob sein Test tatsächlich negativ ausfiel, bleibt aber ungewiss.
Nach seiner Covid-19-Erkrankung ist US-Präsident Donald Trump seinem Leibarzt zufolge nicht mehr ansteckend. Der jüngste Coronavirus-Test habe nach gegenwärtig anerkannten Standards
gezeigt, dass der Präsident kein Übertragungsrisiko für andere mehr darstellt
, erklärte Mediziner Sean Conley am Samstagabend (Ortszeit) in einem vom Weißen Haus verbreiteten Schreiben. Er berief sich dabei auf Trumps jüngsten Test vom Samstagmorgen. Trump, der sich am 3. November um eine zweite Amtszeit bewirbt, hat schon ab Montag wieder große Wahlkampfauftritte geplant.
Trump könne nun, rund zehn Tage nach dem Auftreten erster Symptome, gemäß den Kriterien der Gesundheitsbehörde CDC seine freiwillige Quarantäne beenden, erklärte der Arzt. Die Tests im Verlauf seiner Erkrankung hätten eine stets abnehmende Viruskonzentration gezeigt, schrieb Conley weiter. Er werde Trump, der wieder zu "seinem aktiven Terminplan" zurückkehre, weiter beobachten.
Alle Symptome
hätten sich verbessert
Trump habe seit weit mehr als 24 Stunden
kein Fieber mehr, alle Symptome
hätten sich verbessert
, schrieb der Arzt. Er machte aber keine Angaben dazu, welche Symptome bei Trump noch in welchem Maß feststellbar waren. Zudem schrieb Conley an keiner Stelle explizit, dass der jüngste Corona-Test bei Trump negativ ausgefallen war.
Es schien daher auch möglich, dass der jüngste Test wegen einer geringen Viruskonzentration immer noch positiv ausgefallen war.
Der 74-jährige Trump war nach eigenen Angaben am 1. Oktober positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Weiße Haus teilte jedoch nie mit, wann Trumps regelmäßige Corona-Tests zuletzt negativ ausgefallen waren.
Trump erkrankte an Covid-19 und wurde daher ab 2. Oktober drei Tage in einem Militärkrankenhaus behandelt. Dort gaben ihm Ärzte unter anderem das antivirale Medikament Remdesivir, Entzündungshemmer und einen experimentellen Antikörper-Cocktail. Die aggressive Behandlung lies vielen Experten zufolge - entgegen der Darstellung des Weißen Hauses - auf eine ernstere Erkrankung schließen.
Ungewöhnlich kurze Rede von Trump
Trump hatte am Freitag erstmals einen längeren TV-Auftritt absolviert, am Samstag trat er im Weißen Haus auch erstmals wieder kurz öffentlich auf. Trump sprach dabei von einem Balkon des Weißen Hauses vor mehreren Hundert Anhängern, die sich auf dem Südrasen des Geländes versammelt hatten.
Sie trugen zumeist Masken, standen aber relativ dicht gedrängt. Ich fühle mich toll
, sagte Trump unter dem Jubel der Anhänger. Der Republikaner warnte eindringlich vor einem Wahlsieg seines demokratischen Herausforderers Joe Biden. Seine Rede blieb mit weniger als 20 Minuten aber ungewöhnlich kurz: Bei solchen Anlässen spricht Trump sehr oft länger als eine Stunde.
Bidens Programm sei sozialistisch
oder gar kommunistisch
und würde das Land in die Krise stürzen, behauptete Trump. Der Demokrat sei nicht fähig, das Land zu regieren, sagte Trump. Der Präsident liegt in Umfragen gut drei Wochen vor der Wahl allerdings hinter Biden (77), einem früheren Senator und Ex-Vizepräsidenten.
Trumps Wahlkampfteam kündigte für Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils einen großen Wahlkampfauftritt des Präsidenten in den bei der Wahl wichtigen Bundesstaaten Florida, Pennsylvania und Iowa an.
Trump versprach bei dem Auftritt im Weißen Haus auch erneut, dass die Pandemie bald überstanden sein werde. Sie verschwindet und die Impfstoffe werden helfen und die Mittel zur Behandlung werden sehr viel helfen
, sagte Trump. Das China-Virus
werde ein für allemal besiegt
werden, versprach er. Viele Experten halten Trumps Prognosen zur Pandemie aber für viel zu rosig und werfen ihm Versagen vor. dpa
Söder fordert Corona-Steuerreform
vor der Wahl
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verlangt ein Entlastungsprogramm für die Wirtschaft und ein Update
des Konjunkturprogrammes. Wir brauchen eine Corona-Steuerreform als Frischzellenkur für die Wirtschaft
, sagt der CSU-Chef dem Handelsblatt
. Dazu gehöre die Senkung der Unternehmenssteuersätze auf ein Niveau von 25 Prozent. Zudem solle die Möglichkeit des Verlustrücktrages deutlich verlängert und erweitert werden. Wir brauchen die Impulse einer Steuerreform unbedingt noch vor der Bundestagswahl.
Zum dritten Mal in Folge mehr als 4000 Neuinfektionen in Deutschland
Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstagmorgen 4721 neue Corona-Infektionen gemeldet. Von Mittwoch auf Donnerstag war der Wert von 2828 auf 4058 erheblich gestiegen, von Donnerstag auf Freitag lag das Plus bei 4516.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 319.381 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 10.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9604. Das waren 15 mehr als am Vortag. dpa
Tiroler Behörden war offenbar früh Tragweite von Corona-Ausbruch in Ischgl bewusst
Die Behörden des österreichischen Bundeslands Tirol haben den Corona-Ausbruch im Wintersportort Ischgl möglicherweise heruntergespielt. Interne Sitzungsprotokolle und E-Mails, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen, deuten darauf hin, dass die Behörden bereits zu einem frühen Zeitpunkt von der Ausbreitung des Virus wussten. In dem für seine Apres-Ski-Szene bekannten Ort hatten sich im März mehr als 6000 Touristen aus 45 Ländern mit dem Coronavirus angesteckt. Auszüge aus den Dokumenten zeigen, dass die Behörden um die Reputation Ischgls fürchteten. Nachdem die isländischen Gesundheitsbehörden ihre österreichischen Kollegen auf mehr als ein Dutzend Touristen hingewiesen hatten, die nach ihrer Rückkehr aus Ischgl positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, erklärten die Tiroler Behörden, dass sich die Betroffenen wohl auf dem Flug angesteckt hätten. Damit hätten wir Ischgl vorerst aus dem Schussfeld gebracht
, schrieb Landecks Bezirkshauptmann Markus Maaß in einer Mail an einen hochrangigen Landesbeamten.
Zu den jüngsten Enthüllungen befragt, wollte die Tiroler Landesregierung am Freitag gegenüber österreichischen Medien nicht Stellung beziehen. Staatsbeamte haben wiederholt erklärt, dass bei der Behandlung des Ausbruchs in Ischgl keine Fehler gemacht worden seien. Die Tiroler Staatsanwaltschaft untersucht derzeit die Vorkommnisse in dem Skigebiet. AFP
QAnon: Die Gefährlichkeit absurder Geschichten
Die populärste Verschwörungserzählung findet derzeit bei Demos gegen die Corona-Maßnahmen Verbreitung. Wie gefährlich ist QAnon
? Auf den ersten Blick muten sie harmlos an: bunte Fähnchen mit dem Buchstaben Q. Zahlreich zu erblicken auf den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in den vergangenen Wochen. Und sicher auch wieder am Wochenende in Konstanz, wenn Zehntausende Menschen zu einer Menschenkette um den Bodensee und zahlreichen Demos auch gegen die Corona-Politik erwartet werden. Q steht für Querdenken, ja. Doch das ist nicht die einzige Bedeutung dieses Buchstabens: Q
ist auch der Name des Urhebers der übergreifenden Verschwörungserzählung QAnon
, die in den USA ihren Anfang nahm.
Werbung für QAnon auf den Demos
Der Sektenexperte Matthias Pöhlmann beobachtet die Proteste hierzulande seit deren Beginn, war selbst bei einigen vor Ort. Er hat den Eindruck, dass mancher darauf aus sei, eine Verbindung zwischen der QAnon-Bewegung und den Querdenkern herzustellen. Bei den Demos werden diese Fahnen verteilt
, erzählt er, und viele wissen gar nicht, was sich dahinter verbirgt
. Man müsse unbedingt einen Blick auf diese Entwicklung haben, gehe es doch bei QAnon um antidemokratische und zum Teil antisemitische Überzeugungen, so Pöhlmann, der Sektenbeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist.
Die Verschwörungserzählung von Q
ist relativ neu: Sie wird seit 2017 verbreitet, ursprünglich auf 4Chan, wo man anonym und quasi ohne Einschränkungen Beiträge posten kann. Und sie geht so: Q
, ein angeblicher Mitarbeiter oder eine Gruppe aus der Regierung, bringt regelmäßig Geheiminformationen über Kriminelle aus Politik, Finanzwesen und Showbusiness ans Licht. Grundlegend geht es darum, dass hinter allem, was auf der Welt passiert, eine Clique, ein Geheimbund die Fäden in der Hand hält – der Tiefe Staat
(Deep State
). Dieser wolle eine Neue Weltordnung
(New World Order
) durchsetzen, eine Art globale Regierung zur Unterjochung der Menschheit.
Eine Ersatzreligion mit Sektencharakter
QAnon-Anhänger sehen sich indes selbst als Elite; nur wer ihre Codes kennt, gehört dazu. Am häufigsten ist das Kürzel WWG1WGA
zu finden, das Zusammengehörigkeitsmantra Where We Go One, We Go All
– sinngemäß: Einer für alle, alle für einen. Dieses Rätselraten und Basteln macht für viele einen großen Reiz aus. Man puzzelt an der großen Verschwörungserzählung mit, ist daran beteiligt
, erläutert Pöhlmann. Man zählt sich zu den Erwachten.
Apropos erwacht: QAnon habe für viele ersatzreligiöse Funktionen, so der Experte. Es gebe etwa typisches Schwarz-Weiß-Denken, und auch apokalyptische Motive spielten eine Rolle. Ich spreche bei QAnon gerne von einem versekteten Verschwörungsglauben.
Und ihr Messias ist: Donald Trump. QAnons glauben, der US-Präsident rette die Welt vor einem satanischen Kult aus Pädophilen und Kannibalen. Immer wieder verbreiten sie vollkommen an den Haaren herbeigezogene Mythen über vermeintliche Befreiungsaktionen, die angeblich aus dem Oval Office in Auftrag gegeben werden. Trump wiederum hat offenbar kein Problem damit, von der Bewegung vereinnahmt zu werden. Im August etwa ließ er die Gelegenheit verstreichen, sich von den Verschwörungsgläubigen zu distanzieren: Ich habe gehört, dass es Leute sind, die unser Land lieben.
Ideal für Demokratiefeinde und Rechtsextreme
Eine massive Untertreibung. Denn die QAnon-Lügen sind anschlussfähig für Demokratiefeinde, Rechtsextreme und Antisemiten; in Deutschland stehen der Bewegung auch radikale Reichsbürger, christliche Fundamentalisten und Esoteriker nahe. Man müsse sehr genau beobachten, ob das enorme Hasspotenzial von einzelnen nicht möglicherweise zu Gewaltausbrüchen führen könne, so Pöhlmann. Die US-Bundespolizei hatte abseitige Verschwörungstheorien intern bereits 2019 als inländische terroristische Bedrohung eingestuft.
Wissenschaftliche Studien stützen diese Befürchtung: Der Glaube an Verschwörungserzählungen geht mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einher, Gewalt zu befürworten oder gar selbst gewalttätig zu werden. Verschwörungserzählungen können dazu dienen, Gewalt gegen andere zu legitimieren, und sie schirmen gleichzeitig die eigene Gruppe gegen Kritik ab
, fassen Katharina Nocun und Pia Lamberty in ihrem jüngst erschienenen Buch Fake Facts
zusammen. Bunte Fähnchen und krude Geschichten dürfen also nicht darüber hinwegtäuschen, dass dahinter häufig antidemokratische Tendenzen stecken, die alles andere als harmlos sind. dpa Alexandra Stober und Sebastian Fischer
Der verstörende Absturz des Xavier Naidoo
Geht's noch tiefer? Ja klar. Jetzt lobt Xavier Naidoo einen mehrfach verurteilten Reichsbürger als wahren Helden
. Lange hielten ihm seine Unterstützer die Treue, vermuteten, er sei nur irgendwie falsch verstanden worden. Oder die Worte des Sängers würden böswillig verdreht.
Diese Unterstützer sind nun großteils verstummt. Denn spätestens seit Xavier Naidoo seinen Juryplatz bei Deutschland sucht den Superstar
verlor, verbreitet er seine Überzeugungen so offen, dass sich keine Argumente zu seiner Verteidigung mehr finden.
Neuester Tiefpunkt: Xavier Naidoo lobt einen mehrfach verurteilten Reichsbürger, bezeichnet ihn öffentlich als wahren Helden
.
Der Reichsbürger warnte vor subhumanen Völkerschaften
Der Mann, von dem Naidoo derart angetan ist, heißt Rüdiger Hoffmann. Er ist ein ehemaliger NPD-Kader, der wegen versuchten Mordes mehrere Jahre im Gefängnis saß. Mittlerweile gilt Hoffmann als Wortführer der Gruppierung Staatenlos
, die seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Hoffmann tönt, Deutschland sei von fremden Mächten besetzt, die Bundesrepublik nur eine Firma. Er warnte auch vor subhumanen Völkerschaften
, die geschickt würden, um Deutschland zu überrennen.
Seine Bewunderung verkündete Xavier Naidoo nun über den Messengerdienst Telegram. Menschen wie Hoffmann seien gar keine Reichsbürger, sondern Systemkritiker
. Über Telegram teilt Naidoo seit Tagen Verschwörungstheorien, wird dafür von Rechtsextremen gefeiert. Am Mittwoch erklärt Xavier Naidoo, warum es verschiedene Jahreszeiten gebe, obwohl die Erde doch eine Scheibe sei: Die Sonne bewegt sich konstant von innen nach außen und wieder zurück.
Unter anderem verbreitete der Sänger die Behauptung, in der Bundesrepublik herrsche ein krankes und faschistisches System
, ein anderes Mal sprach er über Pläne zur Vernichtung der Deutschen und Deutschlands
. Er teilt auch Werbung des rechten Magazins Compact
, das seit März vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft wird. Compact, das in der Vergangenheit durch Forderungen wie Freiheit für Beate Zschäpe!
auffiel, plant eine wohlwollende Biografie über den Sänger.
Von der Unterhaltungsindustrie losgesagt
Dass Naidoo nicht mehr zu RTL zurückkehren wird, ist ihm offenbar klar. In einem Interview mit einem bekannten deutschen Verschwörungstheoretiker berichtete er jetzt, er habe sich von der Unterhaltungsindustrie losgesagt
und sehe seine Aufgabe darin, die Leute aufzuklären
.
Vorstellbar sei auch eine Zusammenarbeit mit dem extrem rechten Rapper Chris Ares. Mit diesem stehe er sowieso in Kontakt, und ich mag ihn auch
. Die verhängten Sicherheitsmaßnahmen in der Coronakrise lehnt Naidoo dagegen ab. Er sagt: Ich weiß nicht mal, ob Viren überhaupt existieren.
In einem Video, das sich derzeit auf rechten Kanälen verbreitet, gibt der Sänger zudem Einblicke in seine vermeintliche Familiengeschichte. Sein Vater habe in jüdischen Goldminen gearbeitet, schwerst gearbeitet
und wurde auch misshandelt
, erklärt Naidoo. Deshalb habe er jedoch niemals Judenhass entwickelt
.
Je öfter Xavier Naidoo in den vergangenen Jahren mit wirren Zeilen in Liedtexten irritierte, desto mehr rätselten Beobachter, wie dieser Wandel erklärbar sei. Auch hierzu hat Naidoo nun möglicherweise eine Erklärung gegeben. Ein entscheidender Moment seines Lebens war demnach der Auftritt auf der Berliner Fanmeile bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Dort sang er zur Feier der Nationalmannschaft vor einem Meer aus Deutschlandfahnen. Dieser Moment habe ihn beglückt, auch deshalb, weil man kein schlechtes Gewissen haben
musste.
Warum beide voneinander profitieren
Ob sich Naidoo mit den Jahren radikalisierte oder bloß seine Zurückhaltung verlor, sei unklar, sagt ein Mitarbeiter des Watchblogs Sonnenstaatland
, das die Aktivitäten von Reichsbürgern deutschlandweit dokumentiert. Allerdings sei es folgerichtig, dass Naidoo und Rüdiger Hoffmann jetzt in Kontakt stünden: Beide profitieren voneinander. Naidoo findet eine Zuhörerschaft, die seine Thesen ernst nimmt
– denn Ex-NPD-Kader Hoffmann habe in der Reichsbürgerszene derzeit die größte Präsenz und ist überregional bekannt
.
Hoffmann wiederum könne durch die Aufmerksamkeit, die ihm Naidoo schenke, mehr Zulauf für seine Demonstrationen erwarten – und damit auch Spenden. In den 1990ern hatte Hoffmann einen Angriff Rechtsextremer auf ein Asylbewerberheim organisiert, bei dem Molotow-Cocktails geworfen wurden. Ein Gericht verurteilte ihn wegen versuchten Mordes zu dreieinhalb Jahren Haft. Nach eigenen Angaben erlitt Hoffmann durch die Zeit im Gefängnis eine Hafttraumatisierung
, wurde anschließend wegen Erwerbsunfähigkeit berentet.
Unterstützung erfährt Naidoo auch für das kürzlich veröffentlichte Video, das ihn bei einem Weinanfall zeigt, während er sich über die geretteten Kinder
freut. Damit greift der Sänger eine besonders obskure Verschwörungstheorie auf: Weltweit würden seit Jahren Kinder systematisch gefoltert, um in ihren Körpern das Adrenalin-Abbauprodukt Adrenochrom zu produzieren. Dieses diene Politikern wie Hillary Clinton und anderen Satanisten
als Verjüngungselixier.
Naidoo benenne doch nur Tatsachen, sagt nun der Bad Homburger Hypnosecoach
Marcel Polte. Der Mann ist in der Szene der Verschwörungstheoretiker kein Unbekannter – auch weil er behauptet, er besitze übersinnliche Kräfte. Um dies zu beweisen, versuchte Polte 2017 in einem Test vor echten Wissenschaftlern an der Universität Würzburg, allein durch Gedankenkraft ein Stück Alufolie zu bewegen. Marcel Polte scheiterte, hatte aber anschließend eine plausible Erklärung parat: Er habe zu Hause nicht richtig geübt. Tagesspiegel, Sebastian Leber
RKI: Mehr als 4000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist sprunghaft auf mehr als 4.000 binnen eines Tages angestiegen. Die Gesundheitsämter meldeten 4.058 neue Corona-Infektionen innerhalb der vorangegangenen 24 Stunden, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag mitteilte. Das sind über 1.200 mehr als am Mittwoch, als mit 2.828 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit April gemeldet wurde.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach Angaben des RKI mindestens 310.144 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 8.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9.578.
Das sind 16 mehr als am Vortag. Rund 269.600 Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Die Rate der positiven Tests stieg stark an und lag in der 40. Kalenderwoche (28.9.- 2.10.) bei 1,64 Prozent. In der Woche zuvor waren es 1,22 und davor 1,16 Prozent gewesen.
Als Reaktion auf die steigenden Fallzahlen hatten die Bundesländer am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass innerdeutsche Urlauber aus Risikogebieten nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test vorweisen können. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen.
Fünf Länder gaben zu dem Beschluss aber abweichende Erklärungen ab. Thüringen machte deutlich, dass es ein Beherbergungsverbot nicht mittragen wolle, Berlin will zumindest nicht sofort einsteigen. Niedersachsen und Bremen wollen prüfen. Mecklenburg-Vorpommern will bei noch strengeren Quarantäneregeln bleiben.
Bürger aus Orten mit sehr hohen Corona-Infektionszahlen müssen sich im Herbst also bei Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands auf erhebliche Schwierigkeiten gefasst machen. Doch auch Reisen ins Ausland sind alles andere als einfach. Nach einer Aktualisierung der Liste mit Corona-Risikogebieten bleiben unter dem Strich nur noch wenige Länder übrig, für die weder vor Reisen gewarnt noch von ihnen abgeraten wird. Dazu zählen die beliebten Urlaubsländer Italien, Griechenland, Zypern und Malta. dpa
Empörung über Maskenverweigerer bei der AfD
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag ist verärgert über die Verstöße von AfD-Politikern gegen die verschärfte Maskenpflicht im Bundestag. Es sei traurig zu sehen, wie die AfD gegen Vernunft und Anstand verstößt
, sagte der CDU-Politiker Michael Grosse-Brömer der Rheinischen Post
. Einige Abgeordnete ignorierten auf provokante Art und Weise
die Aufforderung des Bundestagspräsidenten zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Damit gefährden sie sich und andere
, sagte Grosse-Brömer. Das ist unverantwortlich.
In der ersten Sitzung, bei der am Mittwoch die neue Regelung im Parlament galt, hatten mehrere AfD-Abgeordnete demonstrativ gegen die Pflicht zum Tragen einer Gesichtsmaske im Plenarsaal verstoßen. Außerdem kündigte die AfD an, gegen die neue Vorschrift rechtlich vorzugehen.
Seit Dienstag gilt in den Gebäuden des Parlaments eine allgemeine Maskenpflicht. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Bußgeld rechnen. Abgenommen werden darf der Schutz am Rednerpult. Auch wenn sich die Abgeordneten auf ihren Plätzen im Plenum oder in einem der Sitzungssäle befinden, entfällt die Pflicht - aber nur, wenn ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten wird. dpa
Wie sich Masken auf das Atmen auswirken
Kann das Tragen von Alltagsmasken dazu führen, dass man zu wenig Sauerstoff im Blut hat? US-Forscher haben mit einer Studie auf entsprechende Gerüchte reagiert. In Bus und Bahn, beim Einkaufen, während der Unterrichtspause, in Arztpraxis und Krankenhaus: An vielen Orten und zu vielen Gelegenheiten müssen Menschen in Deutschland aktuell einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Die Masken sollen helfen, überall dort die Verbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 einzudämmen, wo es schwer ist, einen Mindestabstand einzuhalten.
Während einige Ärztinnen und Krankenpfleger schon vor der Coronavirus-Pandemie gewohnt waren, regelmäßig und über Stunden eine OP-Maske zu tragen, war es für die meisten anderen Menschen eine neue Erfahrung.
Zusätzlich schüren Gegner der Corona-Maßnahmen Angst vor den Masken, indem sie Gerüchte verbreiten, die den Tod von Kindern in Zusammenhang mit dem Tragen von Mund-Nasen-Schutz bringen.
Aktuell warnt die Polizei Unterfranken vor solch einer Falschmeldung über ein sechsjähriges totes Mädchen aus Schweinfurt, die seit einigen Tagen kursiert. Das sind Internetmärchen, die seit Dienstag auf verschiedenen Social-Media-Kanälen in der Region verbreitet werden
, sagt eine Sprecherin der Polizei in Unterfranken. Das ist tatsächlich falsch.
Weder in Schweinfurt noch in der Umgebung sei eine Sechsjährige deshalb erkrankt oder gar ums Leben gekommen. Die Kripo versuche gerade herauszufinden, wer das Gerücht gestreut hat.
Was also passiert wirklich beim Tragen einer OP-Maske mit der Atemluft? Kommt weiterhin genug Sauerstoff im Blut an? Kann weiterhin genug Kohlendioxid abgeatmet werden?
Weil in den USA ähnliche Gerüchte kursieren wie in Deutschland, hat ein Team von Lungenfachärzten um Michael Campos von der University of Miami in Florida eine kleine Studie durchgeführt, die jetzt in den Annals of the American Thoracic Society
erschienen ist. Sie baten 30 Menschen, sechs Minuten zu spazieren, während sie eine OP-Maske trugen. Sogenannte FFP-2- und FFP-3-Masken hat das Ärzteteam in dieser Studie nicht untersucht. 15 der Teilnehmer waren Ärztinnen und Ärzte an der Veteranenklinik, die zur Universität gehört. Die anderen 15 waren Veteranen, alles Männer, die an COPD erkrankt ist. COPD ist eine schwere, chronische Lungenkrankheit, die von Husten und Atemnot begleitet ist.
Keine relevanten Veränderungen
Das Ärzteteam maß unter anderem die Sauerstoffsättigung im Blut sowie den Kohlendioxidgehalt in der ausgeatmeten Luft. COPD-Patienten machen diesen sechsminütigen Gang als Routine in der Klinik, um zu ermitteln, ob sie eine Sauerstofftherapie benötigen.
Am Ende des sechsminütigen Gangs hatten die Teilnehmer mit schwerer COPD einen gesenkten Sauerstoffgehalt, was zu erwarten war. Abgesehen davon gab es keine Veränderungen, die von medizinischer Bedeutung waren. Ebenso gab es keine relevanten Veränderungen, als die Probanden 30 Minuten mit der Maske saßen.
Die Studie zeige, dass der Effekt der Maske minimal ist - wenn überhaupt vorhanden -, und zwar selbst bei Menschen mit schwerer Lungenkrankheit, sagt Campos. Das Gefühl von Kurzatmigkeit, das manche beim Tragen einer Maske spüren, ist nicht dasselbe wie eine Veränderung im Gasaustausch.
Wenn man mit einem Mund-Nasen-Schutz schnell gehe, könne man Atemnot empfinden, insbesondere, wenn die Maske sehr eng anliege, sagt Campos. Seine Empfehlung: Einfach langsamer gehen oder, falls man genug Abstand zu anderen halten kann, die Maske kurz abnehmen.
Ihre Studie sei zwar dadurch beschränkt, dass sie nur wenige Teilnehmer prüften - aber sie gebe einen deutlichen Hinweis, dass OP-Masken unter Alltagsbedingungen eben keinen relevanten Effekt auf den Gasaustausch hätten.
Effekt bei starker Belastung
Im Juli war eine Studie zu einem etwas anderen Ergebnis gekommen, als gesunde Probanden mit OP-Maske oder FFP-2-Maske laufen oder Rad fahren sollten. Bei diesen stärkeren Belastungen wirkte sich die Maske auf das Volumen der Atmung sowie auf die höchstmögliche Geschwindigkeit der Luft beim Ausatmen und schließlich auch auf die Kraft auf dem Ergometer aus. Auch fühlten sich die Teilnehmer - es waren nur Männer - mit Maske weniger wohl. Die Ärzte stellten aufgrund ihres Ergebnisses aber nicht das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes infrage oder warnten vor großen Auswirkungen auf die Gesundheit, sondern thematisierten, ob Menschen mit körperlich anstrengender Arbeit mehr Pausen benötigen, wenn sie eine Maske tragen müssen. Spiegel / dpa
2828 Neuinfektionen und 16 weitere Todesfälle
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 2828 neue Coronavirus-Fälle in Deutschland. Die Gesamtzahl der positiv Getesteten liegt laut RKI damit bei 306.086. Die Zahl der Todesfälle steigt nach Angaben des Instituts um 16 auf 9562. Reuters
Milliardäre in Deutschland und weltweit in der Krise reicher geworden
Der Club der Superreichen in Deutschland ist in der Corona-Krise gewachsen und hat mehr Vermögen angehäuft. Das Gesamtvermögen der Dollar-Milliardäre stieg nach einem Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie bis Ende Juli auf 594,9 Milliarden Dollar (505 Mrd. Euro). Das geht aus Berechnungen der Beratungsgesellschaft PwC und der Schweizer Großbank UBS hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Bei der letzten Untersuchung (Stichtag März 2019) waren es 500,9 Milliarden Dollar. Der Club der Superreichen wuchs seitdem von 114 auf 119 Mitglieder.
Vor allem Engagements in schnell wachsenden Bereichen wie Technologie und Gesundheitswesen erwiesen sich der Studie zufolge weltweit und in Deutschland als Treiber. Traditionell habe es in Deutschland bislang relativ wenig Veränderungen innerhalb der hochvermögenden Kreise gegeben, erläuterte Maximilian Kunkel, UBS-Chefanlagestratege für Deutschland. Covid-19 beschleunigt nun überdurchschnittlich das Vermögenswachstum in den innovationsgetriebenen Bereichen wie dem Technologie- oder Gesundheitssektor und sorgt damit für eine Verschiebung des Vermögens.
Weltweit stieg das Gesamtvermögen der Ultrareichen den Angaben zufolge bis Ende Juli auch dank der Erholung an den Aktienmärkten auf den Rekordwert von rund 10,2 Billionen Dollar (8,7 Billionen Euro). Diese gewaltige Summe verteilt sich auf 2189 Männer und Frauen. Berücksichtigt wurden Bargeld, Immobilien, Luxusgüter sowie Aktien und Firmenvermögen. Verbindlichkeiten wurden abgezogen. dpa
AfD in NRW will Corona-Untersuchungsausschuss
Die AfD im nordrhein-westfälischen Landtag fordert die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der die Corona-Schutzmaßnahmen der Landesregierung auf ihre Verhältnismäßigkeit überprüfen soll. Den Antrag wolle die Fraktion am Donnerstag im Plenum einbringen, teilte AfD-Fraktionschef Markus Wagner am Dienstag mit. Die Frage sei, ob die Regierungsparteien CDU und FDP ihre Entscheidungen stets besonnen, verantwortungsbewusst, ausgewogen und auf Basis gesicherter Faktenlage
getroffen hätten. Oder haben sie vielfach von Emotionen, Ängsten, medialem Druck und der Versuchung, unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes mehr Kontrolle ausüben zu können, leiten lassen?
Die Chancen, dass der Landtag einen Corona-Ausschuss einsetzt, dürften gering sein. Untersuchungsausschüsse müssen von mindestens einem Fünftel der Landtagsabgeordneten beantragt werden. Das sind mindestens 40 der 199 Parlamentarier. Die AfD als kleinste Fraktion hat nur 13 Abgeordnete.
Im Antrag der Fraktion heißt es, die schwarz-gelbe Landesregierung habe zur Eindämmung des Virus neben vielen Einschränkungen der Grundrechte auch ökonomisch, sozial und gesundheitlich verheerende Konsequenzen
in Kauf genommen, deren Auswirkungen auch zukünftig noch lange Nachwirkungen bedingen werden
. Die Forderung nach einem Corona-Untersuchungsausschuss ist laut AfD nicht notwendigerweise als Misstrauensantrag zu verstehen, aber er sichere die parlamentarische Kontrolle über Maßnahmen, die von vielen Menschen als willkürlich oder zumindest überreagierend angesehen werden
.
Auch die AfD-Bundestagsfraktion hatte bereits einen Untersuchungsausschuss zu den staatlichen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie gefordert. Dafür müsste allerdings eine weitere Fraktion ihren Antrag unterstützen. In Brandenburg, wo die AfD über genügend Stimmen verfügt, um ein solches Gremium allein durchzusetzen, war bereits ein Corona-Untersuchungsausschuss beschlossen worden. dpa
Britische Corona-Statistik explodiert
Am Sonntag wurden in Großbritannien ungewöhnliche viele neue Corona-Fälle gemeldet. Premierminister Boris Johnson erklärte das mit einer statistischen Panne. Viele im Land schütteln den Kopf. Wer nur die täglichen Infektionsstatistiken studiert, rieb sich die Augen, als die offiziellen Corona-Zahlen
fürs Wochenende bekannt wurden. Von Freitag auf Samstag stiegen die Neuinfektionen, die angeblich seit Tagen bei 7000 stagniert hatten, auf fast 13.000 an. Am Sonntag wurden dann fast 23.000 neue Fälle gemeldet. Die Regierung beeilte sich zu erklären, dass die Explosion keinen realen Anstieg reflektierte, sondern eine statistische Panne. Wegen eines Computerfehlers seien 16.000 Fälle in der Woche zuvor nicht erfasst und am Wochenende in zwei Tranchen nachgetragen worden. Die Panne sei behoben und die offizielle Staistik weiterhin als realistisch
zu betrachten, versicherte Premierminister Boris Johnson in der BBC. Nicht nur die Opposition spricht von Chaos
und hält der Regierung vor, die Kontrolle verloren
zu haben. Viele Kommentatoren äußerten sich kopfschüttelnd, zumal dies die zweite derartige Panne war. Während der Ersten Welle
mussten die Statistiken schon einmal korrigiert werden – ebenfalls nach oben. Die Regierung versicherte, dass die 16.000 positiv Getesteten, die zunächst keinen Eingang in die Statistik gefunden hatten, über ihr Ergebnis informiert worden seien.
Unklarheit herrschte jedoch über die Frage, inwieweit das Nationale Gesundheitssystem, NHS, eingeweiht war. Dieses dirigiert die Kontaktverfolger, die Infizierte nach ihren Begegnungen fragen, woraufhin die betroffenen Personen zur Selbstisolierung aufgefordert werden. Arbeitsministerin Therese Coffey zeigte sich am Montag nicht in der Lage, die Zahl der Kontakte zu beziffern, die wegen der Panne nicht verfolgt wurden. Ich weiß es nicht
, sagte sie.
RKI ist Vorbild der verantwortlichen Behörde
Zurückgeführt wird der technische Fehler
auf die Behörde Public Health England
(PHE), die im August in ein neu gegründetes National Institute for Health Protection
integriert wurde. Dieses, so hatte Johnson vor der Neugründung angekündigt, sollte sich am deutschen Robert-Koch-Institut orientieren. Am Nachmittag sprach Gesundheitsminister Matt Hancock im Unterhaus von einem veralteten PHE-System
, das den Fehler verschuldet hätte. Etwa die Hälfte der 16.000 Fälle seien inzwischen von den Stellen interviewt worden, die mit der Nachverfolgung der Kontakte betraut sind. Wie viele Menschen wegen der Panne nicht in die Selbstisolation geschickt wurden, beantwortete Hancock nicht. Dieser Vorfall hätte nie passieren sollen, aber das Team hat rasch reagiert, um die Folgen zu minimieren
, sagte er.
Die Abgeordneten hatten auch Erklärungsbedarf, nachdem die Chefin der Regierungsarbeitsgruppe Impfschutz
, Kate Bingham, die Hoffnungen auf einen Impfstoff für alle gedämpft hatte. In einem Zeitungsinterview hatte Bingham hervorgehoben, dass die derzeit entwickelten Impfstoffe nicht an junge Leute abgegeben würden. Es ist ein reiner Erwachsenen-Impstoff, für Leute über fünfzig, mit den Zielgruppen medizinisches und Pflege-Personal sowie Risikogruppen
, sagte sie.
Hancock sprach im Unterhaus von einer großen logistischen Herausforderung. Die Entscheidung über prioritär zu impfende Gruppen würden auf der Grundlage klinischer Empfehlungen
gegeben. Davor hatte sich schon Johnson geäußert: Natürlich ist entscheidend, dass, wenn wir einen Impfstoff haben, ein ausreichendes Angebot zur Verfügung stellen.
Die Priorität würde allerdings zunächst bei den Risikogruppen liegen. So würde man anfangen.
Besondere Hoffnungen richtet die Regierung derzeit auf einen Impfstoff, den Wissenschaftler der Universität Oxford gemeinsam mit dem Pharmakonzern AstraZeneca testen. FAZ Jochen Buchsteiner, London
Spanien meldet so viele Corona-Todesfälle wie seit April nicht mehr
In Spanien sind innerhalb von 24 Stunden so viele Todesfälle nach einer Infektion mit dem Coronavirus erfasst worden wie seit April nicht mehr. Innerhalb eines einzigen Tages seien aus den verschiedenen Regionen insgesamt 261 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus Sars-CoV-2 gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag mit.
Ein Ministeriumssprecher betonte, der starke Anstieg sei mutmaßlich auf Verzögerungen bei den Meldungen aus den Regionen zurückzuführen. Einschließlich nachgemeldeter Fälle wurden knapp 12.000 Neuinfektionen verzeichnet. Die Gesamtzahl der Ansteckungen kletterte damit auf mehr als 825.000. Bei der Gesamtzahl der Todesopfer (32.486) liegt Spanien hinter Großbritannien und Italien.
Besonders große Sorgen bereitet weiterhin Madrid. Auf die Region um die Hauptstadt entfielen wieder mehr als 40 Prozent aller Neuinfektionen. Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner - lag dort bei 293. Zur Eindämmung der Pandemie sind seit Freitagabend die Hauptstadt und neun weitere Gemeinden der Comunidad Autónoma
abgeriegelt. dpa
Höchste Alarmstufe in Paris
Wegen der weiter steigenden Corona-Infektionszahlen wird in Paris die höchste Warnstufe verhängt. Damit treten verschärfte Maßnahmen in Kraft, wie das Büro von Ministerpräsident Jean Castex am Sonntagabend mitteilte. Bars und Cafés in der Hauptstadt und einigen Vororten müssen geschlossen werden, Restaurants dürfen hingegen bei Einhaltung verschärfter Hygiene-Regeln geöffnet bleiben. Die Maßnahmen sollen zunächst für zwei Wochen gelten. Nähere Angaben sollen am Montag die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und Polizeipräfekt Didier Lallement machen, wie die Regierung weiter mitteilte. Hidalgo sprach am Sonntag von einer "sehr ernsten" Gesundheitssituation.
Innenminister Gérald Darmanin räumte im Interview mit den Sendern LCI und Europe 1 ein, dass die Schließung von Cafés und Bars viele Menschen hart
treffen werde. Wir sind Franzosen - wir lieben es zu trinken, essen, leben, lachen und einander zu küssen
, sagte er. Wir tun das aber auch, weil die Menschen das von uns wollen.
Laut einer vom Sender BFM zitierten Umfrage befürworten 61 Prozent der Bewohner des Großraums Paris eine komplette Schließung von Bars. Gemäß der bisher geltenden Corona-Maßnahmen durften Bars bis 22 Uhr öffnen.
Gesundheitsminister Olivier Véran hatte bereits am Donnerstag bei der Vorstellung seines wöchentlichen Lageberichts gesagt, nur ein Rückgang der Infektionszahlen könne eine völlige Schließung
der Bars und Cafés in der Hauptstadt verhindern.
Mit fast 17.000 neu registrierten Corona-Infektionen innerhalb von 24 Stunden hat Frankreich einen neuen Höchststand erreicht. Laut am Samstag veröffentlichten Zahlen wurden binnen eines Tages 16.972 Neuinfektionen verzeichnet. Der bisherige Höchststand war am 24. September mit 16.096 Fällen erreicht worden.
Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Pandemie stieg auf rund 32.200. Damit gehört Frankreich zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern Europas.
In Paris lag die sogenannte Inzidenz laut der regionalen Gesundheitsbehörde ARS am Sonntag bei mehr als 250 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Intensivstationen in der Hauptstadt sind nach Behördenangaben inzwischen zu 30 Prozent mit Corona-Patienten belegt. Es gibt keine Rechtfertigung für eine Leugnung
, sagte der regionale Gesundheitsdirektor Aurélien Rousseau. Die Zahlen sind wie sie sind, und sie wiegen schwer.
AFP
Trump sorgt mit Habt keine Angst
- Tweet für Empörung
An der Aufforderung Trumps, "keine Angst" vor dem Coronavirus zu haben, entzündete sich umgehend scharfe Kritik.
, twitterte der demokratische Senator Chris Murphy. Habt keine Angst
sagte der Kerl mit einem Team von einem Dutzend Ärzten, Zugang zu experimentellen Medikamenten, die kein anderer bekommt, einer Krankenhaus-Suite mit vier Zimmern, der in einem Haus lebt mit Spitzenärzten, die 24 Stunden am Tag vor Ort sindUnd er bekommt das alles kostenlos, weil er sich weigert, Steuern zu zahlen.
Der demokratische Senator Jeff Merkley schrieb, der Einschätzung, keine Angst
zu haben, dürften sich die Familien der inzwischen mehr als 209.000 Corona-Toten in den USA kaum anschließen. Trump gebe weiterhin furchtbare und gefährliche
Ratschläge.
Trumps Umgang mit der Pandemie wird für die verheerende Entwicklung in den USA mitverantwortlich gemacht. Der Rechtspopulist hat die Gefahr durch das Virus über Monate kleingeredet und mit irreführenden Äußerungen immer wieder für Verwirrung gesorgt. Trump trägt zudem so gut wie nie eine Schutzmaske und mokierte sich immer wieder über Maskenträger. AFP
Arzt macht weiter keine Angaben zu Trumps letzten negativen Test
Das Weiße Haus und Donald Trumps Leibarzt verweigern weiterhin Angaben dazu, wann der US-Präsident zuletzt negativ auf das Coronavirus getestet wurde. Er wolle nicht rückwärts blicken, sagte der Arzt Sean Conley am Montag erneut auf entsprechende Fragen von Journalisten. Er hatte auch in den vergangenen Tagen eine Antwort auf die Frage abgelehnt - genauso wie Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany am Sonntag.
Bisher heißt es offiziell stets nur, Trump sei am Donnerstagabend getestet worden und habe in der Nacht zum Freitag sein positives Ergebnis bekommen. Es bleibt unklar, wieso der Zeitpunkt des letzten negativen Tests unter Verschluss gehalten wird.
Nach früheren Angaben wurde Trump jeden Tag getestet. Bekannt wurde, dass er am Donnerstag zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey aufbrach, während das Weiße Haus erfuhr, dass seine enge Beraterin Hope Hicks positiv getestet wurde. Die Reise wurde trotzdem nicht abgesagt.
Conley selbst hatte am Samstag für zusätzliche Verunsicherung gesorgt als er sagte, die Diagnose liege 72 Stunden zurück. Das würde auf einen positiven Test am Mittwoch hinweisen. Später korrigierte er sich in einer vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung und erklärte, er habe gemeint, man sei im dritten Tag
nach der Diagnose. dpa
RKI meldet 2279 neue Corona-Infektionen in Deutschland
Das Robert Koch-Institut hat am Sonntag eine vergleichsweise etwas niedrigere Zahl an neuen Corona-Infektionen gemeldet. Die Gesundheitsämter hatten binnen eines Tages 2279 Fälle übermittelt, wie das RKI am Morgen bekannt gab. An Sonntagen wie auch an Montagen sind die erfassten Fallzahlen erfahrungsgemäß meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI melden.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich demnach mindestens 299.237 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 4.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9529. Seit dem Vortag wurden 2 Todesfälle mehr gemeldet.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Samstag bei 1,10 (Vortag: 0,97). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Freitag bei 1,13 (Vortag: 1,08). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen. dpa
Rekordzahl an Neuinfektionen in Frankreich
Frankreich meldet mit 16.972 Neuinfektionen die höchste an einem Tag verzeichnete Zahl. Insgesamt sind damit nach den Angaben des Gesundheitsministeriums 606.625 Erkrankungen bekannt. Die Zahl der Todesfälle steigt um 49 auf 32.198. Reuters
Europas Corona-Hotspot Madrid abgeriegelt
Der spanische und europäische Corona-Hotspot Madrid ist seit Freitagabend zur Eindämmung der Pandemie abgeriegelt. Nur wider Willen setzte Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso um 22 Uhr eine entsprechende, äußerst umstrittene Anordnung der spanischen Zentralregierung in Kraft.
Neben der Hauptstadt wurden neun weitere Gemeinden des Großraums Madrid abgesperrt. Man darf diese Städte nur noch mit triftigem Grund betreten oder verlassen - etwa, um zur Arbeit zu fahren oder einen Arzt aufzusuchen. Betroffen ist die große Mehrheit der 6,6 Millionen Einwohner der Comunidad Autónoma
. Die Maßnahmen sollen zunächst für zwei Wochen gelten. Die konservative Regionalregierung legte allerdings am Freitag beim Nationalen Staatsgerichtshof Einspruch dagegen ein. Sie forderte in ihrem Beschwerdeschreiben, dass die ministerielle Anordnung bis zu einer endgültigen Entscheidung vorläufig ausgesetzt wird.
Im Streit geht es nicht nur um wissenschaftliche oder soziale Aspekte: Die Konservative Ayuso wirft dem sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez vor, einen politischen Krieg
zu führen. Sánchez greife in unrechtmäßiger Form in die Kompetenzen der Regionen ein. Diese Meinung vertreten auch zahlreiche Juristen.
Ayusos Justiz- und Innenminister Enrique López sagte am Freitag, die Absperrungen würden nicht nur Chaos, Ungewissheit und Unruhe
, sondern auch Einkommenseinbußen von insgesamt zwei Milliarden Euro pro Woche verursachen. Ayuso betonte derweil, die Corona-Zahlen seien in ihrer Region in den letzten Tagen besser geworden.
Gemäß der Anordnung soll es Absperrungen geben, wenn in einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern die 14-Tage-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen binnen 14 Tagen - über 500 liegt, mindestens zehn Prozent aller Corona-Tests positiv ausfallen und die Intensivbetten zu mehr als 35 Prozent mit Covid-Patienten belegt sind. Nur zehn Städte der Region Madrid erreichen vorerst diese Zahlen.
Bisher waren in Madrid 45 Gebiete mit den höchsten Infektionszahlen abgesperrt. Die gesamte Region hatte zuletzt eine 14-Tage-Inzidenz von 647. Die 7-Tage-Inzidenz lag bei 234. Tendenz fallend. Zum Vergleich: In Deutschland lag diese Zahl zuletzt bei knapp 15. Reuters
Polizei warnt vor Falschmeldung über angeblichen Tod durch Maske
Die Polizei warnt vor einer Falschmeldung über ein sechsjähriges Mädchen aus Schweinfurt, das angeblich durch das Tragen einer Maske gestorben sein soll. Das sind Internetmärchen, die seit Dienstag auf verschiedenen Social-Media-Kanälen in der Region verbreitet werden
, warnte eine Sprecherin der Polizei in Unterfranken am Donnerstag. Das ist tatsächlich falsch
.
Weder in Schweinfurt, noch in der Umgebung sei eine Sechsjährige deshalb erkrankt oder gar ums Leben gekommen. Inzwischen hätten sich schon mehrere besorgte Bürger in dem Regierungsbezirk im Norden Bayerns bei der Polizei gemeldet. Die Kripo versucht gerade herauszufinden, wer das gestreut hat
, fügte die Sprecherin hinzu. dpa
Umfrage: Fast jeder zweite Risikopatient will keine Grippeschutzimpfung
Fast jeder zweite Risikopatient will sich nicht gegen Grippe impfen lassen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sagten 45 Prozent der Befragten aus Risikogruppen, sie planten keine Grippeschutzimpfung.
Der Verbandsvorsitzende nannte das Ergebnis erschreckend
.
Dabei ist die Impfung sicher und gut verträglich
, fügte Fritz Becker hinzu. Wer geimpft sei, schütze nicht nur sich, sondern auch andere Menschen vor Ansteckung. Um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen, müssen etwa 75 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft sein.
Die Grippeschutzimpfung wird vor allem Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranken, medizinischem Personal und Pflegekräften sowie Schwangeren empfohlen. Für die beginnende Grippesaison stehen mehr Impfdosen bereit als in den Vorjahren. Laut Bundesgesundheitsministerium soll es wegen der Corona-Pandemie rund 26 Millionen Impfdosen gegen Grippe geben.
Experten vermuten, dass eine Doppelinfektion durch Influenza und das Coronavirus besonders bei Risikogruppen schwerer verlaufen könnte. Zudem könnte das Gesundheitssystem angesichts steigender Corona- und Grippezahlen im Winter an seine Grenzen kommen. Für die Erhebung befragte Forsa im August 1002 Erwachsene. AFP