Corona-Chronik, September 2020
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
Zahl der Neuinfizierten schwächt sich leicht auf 1798 ab
Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland 1798 neue Corona-Infektionen gemeldet. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen mindestens 289.219 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 30.9., 0.00 Uhr).
Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9488. Das sind 17 mehr als am Vortag. Rund 1800 Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Ein leichter Anstieg zeichnet sich inzwischen bei den intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten ab. Laut aktuellem RKI-Lagebericht werden derzeit (29.09.2020, 12:15 Uhr) 352 Corona-Infizierte intensivmedizinisch behandelt, 195 davon werden beatmet. Vor einer Woche (22.9.) hatte der Wert noch bei 278 (151 beatmet) gelegen, in der Woche davor (15.9.) bei 236 (129 beatmet). Rund 8900 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.
Am Samstag war mit 2507 neuen Corona-Infektionen der höchste Wert seit April erreicht worden. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war dann in der Tendenz gesunken und im Juli wieder gestiegen. Die Zahl der erkannten Neuinfektionen ist auch davon abhängig, wie viele Menschen getestet werden.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Dienstag bei 1,12 (Vortag: 1,18). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Der 4-Tage-R-Wert liegt seit der zweiten Septemberwoche überwiegend über 1
, hieß es vom RKI.
Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Dienstag bei 1,03 (Vortag: 0,98). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen. dpa
Berlin verbietet private Feiern mit mehr als 50 Personen - Maskenpflicht im Büro
Der Berliner Senat hat sich am Dienstagabend in einer Sondersitzung auf eine Verschärfung der Corona-Regeln verständigt. An privaten Feiern und Veranstaltungen im Freien dürfen künftig maximal 50 Personen teilnehmen, in geschlossenen Räumen sogar nur die Hälfte. Die Neuregelung gilt ab dem kommenden Wochenende und unabhängig von der sogenannten Inzidenz, also der Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Verstöße gegen die Verordnung werden mit Bußgeldern belegt. Darüber hinaus legte der Senat fest, dass in allen Büros künftig Maskenpflicht herrscht. Einzige Ausnahme: der eigene Arbeitsplatz. Wer sich auf Gängen von Bürogebäuden oder in Aufzügen bewegt, muss eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Die neuen Regeln gelten ab Samstag.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) machte deutlich, dass jede Gefährdung des bisher Erreichten fatale Auswirkungen
haben könnte. An der Seite seiner Stellvertreterin Ramona Pop (Grüne) sowie Klaus Lederer (Linke) erklärte Müller, Berlin gehe aus guten Grund voran und handele entschiedener als andere Bundesländer. Diese hatten sich am Nachmittag in einer Schalte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ebenfalls auf eine Begrenzung der Teilnehmerzahlen an privaten Feiern geeinigt. Greifen soll die allerdings erst, wenn der Wert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen überschritten wird. Berlin dagegen handelt sofort.
Zur Begründung erklärte Wirtschaftssenatorin Pop, dass insbesondere dort, wo Menschen eng aufeinander leben, das Infektionsgeschehen schnell außer Kontrolle geraten könne. Die Leichtsinnigkeit und Leichtigkeit des Sommers ist endgültig vorbei, das müssen wir deutlich konstatieren
, erklärte Pop. Berlin befinde sich bei der Infektionsbekämpfung an einer entscheidenden Stelle
, und es sei an der Zeit, sehr gezielt über Einschränkungen nicht nur zu sprechen, sondern zu handeln.
Sie betonte, dass alle jetzt ergriffenen Maßnahmen einem Ziel dienen müssten: Der Verhinderung eines zweiten Lockdowns.
Nicht Teil der Senatsbeschlüsse ist die Wiedereinführung von Kontaktbeschränkungen. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte vorgeschlagen, diese bei einem einwöchigen Überschreiten der Marke von 30 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche einzuführen. Lederer wiederum erklärte dazu, es mache keinen Sinn, mit einer Schrotflinte in ein diffuses Feld zu ballern
. Ebenfalls nicht vorgesehen: Einzelmaßnahmen für die besonders von steigenden Infektionszahlen belasteten Innenstadtbezirke. Müller wiederum schloss nicht aus, dass diese in einer nächsten Stufe
eine Rolle spielen könnten. [Tsp
Tui fliegt trotz Reisewarnung auf die Kanaren
Trotz Reisewarnung der Bundesregierung will der weltgrößte Reiseanbieter Tui ab dem 3. Oktober wieder Reisen auf die Kanaren anbieten. Urlauber sollten für Pauschalreisen auf die kanarischen Inseln selbst entscheiden können, ob sie ihren Urlaub trotz des Infektionsrisikos und möglicher Quarantäne bei der Rückkehr nach Deutschland antreten, sagte der Deutschlandchef des Tourismuskonzerns, Marek Andryszak, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wir gehen fest davon aus, dass viele Kunden dies genau abwägen werden.
Er glaube, dass durch die Möglichkeit, sich testen zu lassen, viele Kunden ihren Urlaub trotz Reisewarnung antreten werden.
Seit der Reisewarnung für ganz Spanien habe Tui die Flüge auf die kanarischen Inseln stark reduziert. In der Zwischenzeit haben wir Vorbereitungen getroffen, so dass wir Reisen auf die Kanaren ab dem 3. Oktober wieder aufnehmen können - trotz Reisewarnung
, sagte Andryszak. Damit stelle sich der Reisekonzern nicht gegen die Bundesregierung - bei den Reisewarnungen handele es sich nicht um ein Reiseverbot, sondern um eine Empfehlung, vorsichtig zu sein. Und genau dieser Empfehlung folgen wir
, sagte er. dpa
Falsche Maskenpflicht-Atteste: Ärzte im Visier
Die Ärztekammer Nordrhein hat sieben Mediziner im Visier, die falsche oder nicht ordnungsgemäße Atteste angeboten oder ausgestellt haben, um Patienten von der Maskenpflicht zu befreien. Bei der Kammer laufen laut einer Sprecherin entsprechende berufsrechtliche Verfahren.
Laut Ärztekammer wurde beispielsweise ein Mitglied, das Bescheinigungen ausschließlich auf der Basis von Videokontakten angeboten hatte
, auf den ärztlichen Pflichtenverstoß hingewiesen. In Baden-Württemberg ermittelt sogar die Staatsanwaltschaft gegen zwei Ärzte, die Patienten für den Verstoß gegen die coronabedingte Maskenpflicht grundlos Atteste ausgestellt haben sollen.
Ärztepräsident Klaus Reinhardt hatte der FAZ
zu solchen Attesten gesagt: Manche sind vielleicht willfährig und wollen dem Patienten mit dem Attest einen Gefallen erweisen. Andere glauben vielleicht nicht daran, dass Masken in der Corona-Pandemie wirklich nützlich sind. Oder sie lehnen die Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Virus beschlossen wurden, als überzogen ab. Solche Menschen gibt es vereinzelt auch in der Ärzteschaft.
dpa
TÜV kritisiert Corona-Schutzmaßnahmen in Bussen
Der TÜV-Verband hat Bastellösungen
aus transparenter Folie zum Schutz von Busfahrern gegen Covid-19-Infektionen scharf kritisiert. Der freie und äußerst wichtige Blick nach rechts wurde durch Falten und extreme Spiegelungen erschwert bis unmöglich gemacht
, zitiert die Welt am Sonntag
aus dem Bus-Report
des Verbandes. Dass es infolgedessen nicht zu schwersten Unfällen kam, dürfte purer Zufall sein.
Als erste Schutzmaßnahme gegen das Ansteckungsrisiko hatten viele Nahverkehrsunternehmen den Bereich der Fahrer provisorisch abgetrennt, mitunter mit durchsichtigen Duschvorhängen. Inzwischen werden in die meisten Linienbusse professionelle Trennscheiben eingebaut, unter anderem auf Anregung der Prüfer. AFP
1411 Neuinfektionen in Deutschland
Das Robert Koch-Institut hat am Sonntag erwartungsgemäß eine vergleichsweise niedrige Zahl an neuen Corona-Infektionen gemeldet. Die Gesundheitsämter hatten binnen eines Tages 1411 Fälle übermittelt. An Sonntagen wie auch an Montagen sind die gemeldeten Fallzahlen erfahrungsgemäß meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI melden.
Am Samstag war mit 2507 neuen Corona-Infektionen der höchste Wert seit April erreicht worden. Die Zahl der erkannten Neuinfektionen ist auch davon abhängig, wie viele Menschen getestet werden. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach den Zahlen des RKI mindestens 284.140 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. dpa
Zahl der Virus-Infizierten in den USA überspringt Marke von 7.000.000
Die Zahl der positiv auf Covid-19 getesteten Menschen in den USA überspringt die Marke von sieben Millionen. Zuletzt habe es 50.584 neue Fälle gegeben, womit die Gesamtzahl auf 7.009.216 ansteige, teilt die Seuchenschutzbehörde CDC mit. Die Zahl der Todesopfer legt um 851 auf 203.180 zu. Die Zahlen der US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) spiegeln nicht unbedingt die Daten wider, die die einzelnen Bundesstaaten melden. Reuters
Corona-Zahlen in Hamm erstmals leicht gesunken
Nach tagelang steigenden Corona-Werten sind in Hamm die Fallzahlen erstmals leicht gesunken. Am Samstag gab die Stadt die Zahl der in den vergangenen sieben Tagen Infizierten pro 100.000 Einwohner mit 95,5 an. Am Freitag hatte die Stadt einen Wert von 99,9 errechnet. Ob damit bereits ein Wendepunkt erreicht sei, werde sich aber erst in ein bis zwei Tagen sagen lassen, betonte ein Stadtsprecher.
Seit Freitag seien in Hamm 16 Neuinfektionen registriert worden. Alle stünden in direktem Zusammenhang mit der Großhochzeit mit mehreren Hundert Gästen und damit verbundenen weiteren Festen, sagte der Sprecher. In Hamm gilt seit einigen Tagen für private Feiern mit 51 bis 150 Teilnehmern eine Genehmigungspflicht. Feiern mit 25 bis 50 Teilnehmern müssen angezeigt werden.
In Emsdetten ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionen bei Mitarbeitern eines fleischverarbeitenden Betriebs inzwischen auf 50 gestiegen, teilte die Stadt mit. Die 7-Tagesinzidenz, von dem Maßnahmen wie ein Lockdown abhängen, liegt im Kreis Steinfurt zwar nur bei 16, aber würde man diesen isoliert nur für Emsdetten betrachten, läge dieser Wert bei 105
, sagte Emsdettens Bürgermeister Georg Moenikes (CDU) laut Mitteilung. Als Sofortmaßnahme würden zwei Häuser, in denen jeweils mehrere infizierte Personen wohnten, mit Zäunen abgesperrt.
Eine private Feier ist auch in Bielefeld der Ausgangspunkt für 36 Corona-Infektionen. Weitere Testergebnisse stehen aus. Weil unter den Infizierten auch Schulkinder sind, seien an mittlerweile sieben Schulen rund 720 Schüler und mehr als 70 Lehrer in Quarantäne geschickt worden, teilte die Stadt am Samstag mit.
In Remscheid, der Stadt mit den zweithöchsten Corona-Zahlen in NRW, ging der Leiter des örtlichen Krisenstabes am Samstag von einem unverändert hohen Niveau von über 70 Infizierten je 100 000 Einwohner aus. dpa
Polizei löst Corona-Demo in London auf - mehrere Polizisten verletzt
In London sind mehrere Polizisten bei dem Versuch verletzt worden, eine Demonstration Tausender Gegner der Corona-Maßnahmen am Trafalgar Square aufzulösen. Die Polizei beendete die Kundgebung, da die Teilnehmer keinen Abstand gehalten beziehungsweise keine Masken getragen hätten.
Derweil gab die Regierung die Neuinfektionen bekannt. Demnach verzeichnete Großbritannien 6042 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. 34 weitere positiv getestete Menschen seien gestorben. Am Vortag hatte das Land 6874 bestätigte Ansteckungen gemeldet. Reuters, Tsp
Narrenfreiheitfür Fußball
Weltärztebund-Chef kritisiert Narrenfreiheit
für Fußball
Frank Ulrich Montgomery, der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, hat die Austragung des Supercup-Finales des FC Bayern München gegen den FC Sevilla im Corona-Risikogebiet Budapest scharf kritisiert. Der Fußball scheint offenbar Narrenfreiheit zu genießen. Das ist kontraproduktiv und ein falsches Signal
, sagte Montgomery der Passauer Neuen Presse
.
Wenn die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr ihre Ferien im Ausland verbringen können, aber Bosse und Spieler des FC Bayern in Hochrisikogebiete fliegen, ist das ein verheerendes Zeichen
, kritisierte der 68 Jahre alte Montgomery. Wenn Funktionäre und Spieler soziale Verantwortung übernehmen wollten, sollten sie nicht nur an ihre Portemonnaies und die Einnahmen aus Spielen denken, sagte der Chef des Weltärztebundes.
Die Partie, die von den Bayern mit 2:1 nach Verlängerung gewonnen wurde, wurde trotz hoher Infektionszahlen im Corona-Risikogebiet Budapest vor Publikum ausgetragen. Die UEFA sprach als Veranstalter noch am Donnerstag von einem Testballon
. Nach Angaben des europäischen Verbandes wurden 15.500 Karten verkauft. dpa
Ärztevertreter halten Warn-App für wenig wirksam
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie in Deutschland schätzen Ärztevertreter die Wirksamkeit der Warn-App als äußerst gering ein. Da die Daten der App nicht automatisch an die Gesundheitsämter weitergeleitet werden, ist dieses Instrument in seiner derzeitigen Form für uns keine große Unterstützung bei der schnellen Bekämpfung und Eindämmung von Corona-Ausbrüchen
, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die App spiele in der alltäglichen Arbeit der deutschen Gesundheitsämter so gut wie keine Rolle.
Es komme äußerst selten vor, dass sich ein App-Nutzer wegen eines entsprechenden Warnhinweises bei uns meldet
, sagte Teichert. Die Politik habe entschieden, den Datenschutz über den Pandemieschutz zu stellen
. Dies müsse man so akzeptieren. dpa
Lauterbach fordert bundesweite Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich aufgrund der Corona-Pandemie für eine bundesweite Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen ausgesprochen. Es wäre dringend notwendig, auf öffentlichen Plätzen die Maskenpflicht einzuführen, wo Menschen Sicherheitsabstände nicht einhalten können
, sagte Lauterbach der Rhein-Neckar-Zeitung
. Das laute Sprechen in Gruppen erhöhe das Infektionsrisiko auch im Freien.
Der SPD-Politiker rechnet für den Winter mit einer zweiten Infektionswelle. Die Gefahr einer Ansteckung ist in geschlossenen Räumen zwanzig Mal so hoch wie draußen unter freiem Himmel
, sagte Lauterbach. Das spricht dafür, dass auch in Deutschland die Fallzahlen steigen werden, wenn es kälter wird.
Einen zweiten Lockdown hält er aber nicht für nötig. Je früher wir gezielt sinnvolle Maßnahmen ergreifen, desto besser.
AFP
München verschärft Maßnahmen - eingeschränkte Reisefreiheit für Münchner und Würzburger
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie will die Stadt München an diesem Mittwoch eine Allgemeinverfügung mit verschärften Maßnahmen vorlegen. Vorgesehen ist unter anderem eine Maskenpflicht in Teilen der Innenstadt sowie Kontaktbeschränkungen. Die neuen Regelungen sollen ab Donnerstag für vorerst sieben Tage gelten.
Am Dienstag waren in München für einen Zeitraum von sieben Tagen 55,93 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gemeldet. Auch in Würzburg wurde mit einem Inzidenzwert von 60,99 die kritische Grenze von 50 Neuinfektionen überschritten. Deshalb müssen Menschen von dort auch mit deutlichen Einschränkungen rechnen, wenn sie in andere Bundesländer reisen und dort übernachten wollen.
Weil München und Würzburg den kritischen Wert überschritten haben, dürfen Beherbergungsbetriebe in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Hessen, im Saarland, in Sachsen und Sachsen-Anhalt keine Gäste, die von dort anreisen, aufnehmen. So sieht es der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) vor.
Ausnahmen sind möglich, wenn negative Testergebnisse vorgelegt werden können, die nicht älter als 48 Stunden sind. In Mecklenburg-Vorpommern ist sogar nicht nur die Übernachtung, sondern auch die Einreise für Menschen aus Hotspots mit 7-Tage-Inzidenz über 50 verboten. In Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein droht eine Quarantäne. dpa
Grüne und Linke wollen gegen AfD-Maskenverweigerer vorgehen
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen fordern Grüne und Linke schärfere Regeln, um im Bundestag gegen Maskenverweigerer in der AfD-Fraktion vorgehen zu können. Wir werden anregen, die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes festzuschreiben
, sagte Britta Haßelmann, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Jan Korte von der Linken-Fraktion sagte den Blättern, wenn es notwendig sei, werde man auch über die Hausordnung sprechen
. Korte betonte: Bei der AfD denken sie offenbar, dass für sie nicht dieselben Regeln gelten wie für die normale Bevölkerung, nur weil sie Abgeordnete sind.
Es gelte, dafür zu sorgen, dass Abgeordnete aus Risikogruppen ihr Mandat sicher wahrnehmen können, ohne von AfD-Angehörigen in Gefahr gebracht zu werden
. Haßelmann kritisierte ebenfalls die AfD-Abgeordneten: Sie tragen demonstrativ keinen Mund-Nase-Schutz, halten keinen Abstand oder stehen bei namentlichen Abstimmung ohne Maske eng zusammen.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hatte vergangene Woche alle Mitglieder des Parlaments mit Nachdruck
zum konsequenten Maskentragen in den Räumlichkeiten des Bundestags ermahnt. Die AfD-Fraktion stellt es nach eigenen Angaben ihren Abgeordneten frei, über das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung zu entscheiden. dpa
Entwicklungsminister: An Lockdown-Folgen werden mehr Menschen sterben als am Virus
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller warnt vor den Kollateralschäden im Kampf gegen Corona. An den Folgen der Lockdowns werden weit mehr Menschen sterben als am Virus
, sagte Müller im Interview mit dem Handelsblatt
. Allein auf dem afrikanischen Kontinent rechnen wir dieses Jahr mit zusätzlich 400.000 Malaria-Toten und HIV-Opfern sowie einer halben Million mehr, die an Tuberkulose sterben werden.
Die Pandemie habe auch eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst
, so Müller. Als Gründe nannte er mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten sowie unzureichende Hilfen des Westens. Die Industrieländer konzentrierten sich so sehr auf die Corona-Bekämpfung zu Hause, dass sie andere Probleme aus dem Blick verlören.
Europa hat zur Stützung der eigenen Wirtschaft Programme in Höhe von rund zwei Billionen Euro beschlossen
, sagte Müller laut Vorabbericht. Für Afrika ist kein Euro zusätzlich an Unterstützung geplant. Das wird uns einholen.
Müller plädierte als Gegenmaßnahme für ein Stabilisierungsprogramm über 50 Milliarden Euro aus europäischen Krediten und Soforthilfen.
Außerdem werde an einem neuen EU-Afrika-Abkommen mit den Schwerpunkten Migration, Klima, Energie, Sicherheit und wirtschaftliche Zusammenarbeit gearbeitet. Allein 25 afrikanische Staaten stehen vor dem Staatsbankrott. Investoren haben 100 Milliarden an Kapital abgezogen, Währungen und Rohstofferlöse sind eingebrochen
, sagte der CSU-Politiker. Reuters
Anhaltende Erschöpfung als Corona-Folge stark verbreitet
Einer kleinen Studie zufolge könnte anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung eine recht häufige Folge überstandener Covid-19-Erkrankungen sein. Frauen seien dabei häufiger betroffen als Männer, berichten Forscher um Liam Townsend vom Trinity College in der irischen Hauptstadt Dublin. Von 128 einbezogenen Patienten fühlten sich demnach etwas mehr als die Hälfte nach der Genesung noch für Wochen abgeschlagen. Ein Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung war nicht erkennbar, wie das Team im Vorfeld einer Konferenz zu Corona-Themen mitteilte.
Die Teilnehmer waren nach im Mittel zehn Wochen nach der Genesung in die Analyse einbezogen worden. 67 Prozent aller Probanden mit Ermüdungssyndrom waren weiblich. Häufiger betroffen waren zudem Menschen, bei denen früher Angstzustände oder Depressionen diagnostiziert worden waren. Von 61 Teilnehmern ohne andauernde Abgeschlagenheit hatte nur einer bereits eine solche psychische Störung. Von 67 Personen mit anhaltender Müdigkeit hatten neun zuvor Angstzustände oder Depressionen. dpa
Die aktuellen Zahlen:
Für Deutschland trägt der Tagesspiegel die Zahlen aus allen Landkreisen zusammen. Demnach gab es Stand Dienstagmorgen 19.572 aktive Fälle. Weltweit gibt es der Johns-Hopkins-Universität zufolge mehr als 31,1 Millionen Infektionsnachweise, mehr als 964.000 Menschen starben an oder in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung. Tagesspiegel
Mehr als 5.000 Neuinfektionen in Frankreich
In Frankreich steigt die Zahl der Infizierten um 5298 an. Die montags veröffentlichten Zahlen sind allerdings meistens auffallend niedrig, da sonntags weniger als an den anderen Wochentagen getestet wird. Ingesamt liegt die Zahl der Infizierten bei 458.061. Die Zahl der Corona-Toten steigt in den vergangenen 24 Stunden um 53 auf 31.338 an. Reuters
Leben ohne Arbeit
Merz warnt vor Gewöhnung an Leben ohne Arbeit
Der CDU-Politiker Friedrich Merz fürchtet, die Kurzarbeit in der Coronakrise könne die Arbeitsmoral sinken lassen. Nicht nur Arbeitsminister Heil ist empört.
Der CDU-Politiker und Kandidat für den Parteivorsitz Friedrich Merz sorgt sich angesichts der schon Monaten dauernden Kurzarbeit vieler Deutsche in der Coronakrise um die Arbeitsmoral im Lande. Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir uns nicht alle daran gewöhnen, dass wir ohne Arbeit leben können
, sagte Merz bei Bild live
am Sonntagabend. Wir müssen zurück an die Arbeit.
Merz kritisierte auch die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis Ende 2021. Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich skeptisch bin, dass diese sehr lange Verlängerung des Kurzarbeitergelds die richtige Lösung ist
, sagte er.
Es sei zu befürchten, dass man Mitarbeiter nicht dort bekomme, wo sie dringend gebraucht würden, da sie an jene Firmen gebunden seien, für die sie Kurzarbeitergeld bekommen. Spiegel online
Infektionszahl steigt in Gelsenkirchen massiv an
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Gelsenkirchen ist massiv angestiegen und nähert sich der wichtigen Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz am Samstag in Gelsenkirchen bei 44,1 - eine Woche zuvor lag der Wert noch bei 10,7.
Schon ab 35 Fällen pro 100.000 Einwohner müssen Kommunen in NRW mit den zuständigen Landesbehörden konkrete Gegenmaßnahmen abstimmen. Zudem sind ab diesem Wert keine Zuschauer etwa bei Fußball-Bundesligaspielen mehr erlaubt. Der FC Schalke 04 hat sein erstes Heimspiel der Saison am nächsten Samstag gegen Werder Bremen.
Sollte die wichtige Kennziffer der Neuansteckungen auf 50 steigen, kündigte die Stadt einschneidende Einschränkungen
an. Die Stadt Gelsenkirchen hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass größere private Feiern zu einer Verbreitung des Coronavirus beigetragen hätten. dpa
Niederlande verschärfen Maßnahmen in großen Städten
In Amsterdam, Rotterdam und weiteren großen Städten der Niederlande werden die Schutzvorkehrungen gegen das Coronavirus verschärft. In insgesamt sechs besonders betroffenen Regionen dürfen Gaststätten künftig ab Mitternacht keine Gäste mehr einlassen und müssen um 1.00 Uhr schließen, wie die Regierung am Freitag in Den Haag mitteilte. Die Maßnahmen treten demnach am Sonntagabend in Kraft. Feiern mit mehr als 50 Personen sind ab dann verboten. Das gilt auch für Feste im Freien.
Für Veranstaltungen mit mehr Teilnehmern, etwa Konzerte, müssen Genehmigungen beantragt werden. Die Behörden in Amsterdam verfügten zusätzlich, dass die Parks nachts geschlossen werden, um illegale Partys zu verhindern.
In den Niederlanden zeichnet sich nach Einschätzung der Regierung eine zweite Corona-Welle ab. Das werde durch zunehmende Ansteckungen mit dem Virus Sars-CoV-2 deutlich, sagte Gesundheitsminister Hugo de Jonge. In den Krankenhäusern sei die zweite Welle noch nicht angekommen. Wir müssen gemeinsam verhindern, dass es so weit kommt.
Zuvor hatten die Behörden beinahe 2000 neue Infektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet - die bislang höchste Zahl. dpa
2194 registrierte Corona-Neuinfektionen in Deutschland
Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom frühen Donnerstagmorgen 2194 neue Corona-Infektionen gemeldet. Die Schwelle von 2000 täglich bekanntgewordenen Ansteckungen war zuletzt in der zweiten Augusthälfte überschritten worden. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war dann in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli stieg sie wieder. Die Zahl der erkannten Neuinfektionen dürfte auch davon abhängig sein, wie viele Menschen getestet werden.
Das RKI meldete am Donnerstagmorgen auch drei Todesfälle mehr als am Vortag. Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,06 (Vortag: 1,00). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen. dpa
Ermittlungen in mehr als 10.000 Fällen wegen erschlichener Soforthilfen
Bundesweit ermitteln Staatsanwaltschaften in mehr als 10.000 Fällen wegen erschlichener Corona-Soforthilfen und anderer Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit der Pandemie. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Richterzeitung bei den Justizministerien und Staatsanwaltschaften der 16 Bundesländer hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
vorliegt. Der Schaden geht in die zig Millionen. Es geht dabei in der Regel um Fälle von Subventionsbetrug, die vertiefte einzelfallbezogene Ermittlungen erfordern und sich nicht standardisiert als Massenverfahren erledigen lassen
, sagt Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes. Reuters
Trump verunglimpft Chef der US-Gesundheitsbehörde als verwirrt
US-Präsident Donald Trump hat in einem ungewöhnlichen Vorstoß den Amerikanern viel schneller eine breite Verfügbarkeit von Coronavirus-Impfstoffen versprochen als seine eigene Gesundheitsbehörde. Auf die Frage, wann jeder in den USA Zugang zu einer Impfung bekommen könne, sagte Trump am Mittwoch: Ich denke, das wird sehr bald sein.
Einer seiner medizinischen Berater, der Radiologe Scott Atlas, stellte 700 Millionen verfügbare Impfstoff-Dosen bis Ende März in Aussicht.
Zuvor hatte der Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC, die für die Versorgung mit Impfstoffen zuständig ist, Mitte kommenden Jahres als Zeithorizont genannt. Wenn Sie mich fragen, wann das allgemein für die amerikanische Bevölkerung verfügbar sein wird, damit wir die Impfung nutzen und zu unserem normalen Leben zurückkehren können, dann schauen wir, denke ich, in Richtung des späten zweiten oder des dritten Quartals 2021
, sagte Robert Redfield bei einer Anhörung im US-Senat. Er stand dabei unter Eid.
Ich denke, er hat vermutlich die Frage falsch verstanden
, sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus zu Redfields Worten. Ich denke, er war verwirrt.
Man werde die Impfung viel schneller verteilen. Vielleicht kennt er sich nicht mit dem Verteilungsprozess aus.
Der renommierte Immunologe Anthony Fauci bekräftigte wenig später in einem Live-Interview mit dem Wall Street Journal
, dass er mit einer Rückkehr zur Normalität durch eine breite Impf-Kampagne erst Mitte bis Ende kommenden Jahres rechne. Man werde zwar viele Menschen aus besonders gefährdeten Gruppen vermutlich bereits Anfang 2021 impfen können. Aber die Idee, dass man die gesamte Bevölkerung, die sich impfen lassen will, binnen eines oder zwei Monaten impfen kann - das wird sehr, sehr schwer zu machen sein
, sagte Fauci.
Zugleich schränkte er ein, dass man immer noch keine Gewissheit habe, dass es einen effizienten und sicheren Impfstoff geben werde - auch wenn er vorsichtig optimistisch
sei. Fauci hatte bereits vergangene Woche gesagt, dass er mit einer Effizienz von 70 bis 75 Prozent bei einem Corona-Impfstoff rechne. dpa
Corona-Kosten: Spahn bittet Beitragszahler nun doch zur Kasse
Mit der am 3. Juni beschlossenen Sozialgarantie hatte sich die Koalition verständigt, die Sozialabgaben im Zuge der Coronakrise nicht über 40 Prozent steigen zu lassen. Bei den Chefs der über 100 Krankenkassen nährte das die Hoffnung, dass der Bund den Hauptteil der Kosten der Pandemiefolgen übernimmt und das für 2021 erwartete Defizit von über 16 Milliarden Euro weitgehend aus Steuergeldern bezahlt werden wird.
Dies auch deshalb, weil Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das Geld der Versicherten derzeit mit beiden Händen für die Bewältigung der Pandemie ausgibt und dabei Gesundheitsfonds und Kassen auch mit Ausgaben belastet, die eigentlich von der gesamten Bevölkerung, also über Steuern, finanziert werden müssten – zum Beispiel massenhafte Tests oder die durch den Lockdown notwendig gewordenen Rettungsschirme für Ärzte und andere Leistungserbringer.
Seit gestern sind die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) um eine Hoffnung ärmer. Bereits am Montag haben sich Spahn und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) nämlich auf ein Finanztableau für 2021 verständigt, mit dem die Kassen verpflichtet werden, die Hauptlast der Folgen von Corona im Jahr 2021 zu schultern. Nur um fünf Milliarden soll der für versicherungsfremde Leistungen jährlich zu zahlende Bundeszuschuss von 14,5 Milliarden Euro 2021 ausnahmsweise erhöht werden. So steht es in einem anderthalbseitigen Papier zur Umsetzung der Sozialgarantie
, das am Dienstag vom BMG an die Kassenverbände verschickt wurde. Den Rest sollen die Beitragszahler aufbringen.
Dabei kommt Spahn der Umstand entgegen, dass die Kassen insgesamt in Folge des Wirtschaftsbooms der vergangenen Jahre Rücklagen im Umfang von 20,6 Milliarden gebildet haben, was dem Fünffachen der gesetzlichen Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben entspricht.
Diese Reserven sind höchst ungleich verteilt. Daher will Spahn die reicheren Kassen verpflichten, von allen Rücklagen oberhalb von 0,4 Monatsausgaben 66 Prozent in den Gesundheitsfonds abzugeben. So sollen insgesamt acht Milliarden Euro zusammen kommen. Die noch fehlenden über drei Milliarden Euro sollen die 50 Millionen Kassenmitglieder über höhere Zusatzbeiträge aufbringen. Im Durchschnitt soll der Zusatzbeitrag um 0,2 Prozentpunkte auf 1,3 Prozent angehoben werden.
Damit würden die Sozialabgaben von derzeit 39,75 Prozent auf durchschnittlich 39,95 Prozent steigen, blieben also knapp unter 40 Prozent. Allerdings ist in dieser Rechnung der Beitragszuschlag in der Pflegeversicherung für Kinderlose von 0,25 Prozent nicht berücksichtigt. Tagesspiegel
Deutschland erklärt etliche Regionen in Europa zu Corona-Risikogebiet
Wegen der gestiegenen Zahl von Corona-Neuinfektionen hat die Bundesregierung neben der österreichischen Hauptstadt Wien etliche weitere Regionen in mehreren europäischen Ländern zum Risikogebiet erklärt - und entsprechende Reisewarnungen ausgesprochen. Das bundeseigene Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichte am Mittwoch eine aktualisierte Liste der Corona-Risikogebiete, auf der diese Gebiete als Risikogebiete aufgeführt sind.
Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100 000 Einwohner gegeben hat. Die Warnung des Auswärtigen Amtes vor "nicht notwendigen, touristischen Reisen" dorthin folgt in der Regel nach kurzer Zeit.
Für deutsche Urlauber bedeutet die Rückkehr aus einem Risikogebiet einen Corona-Pflichttest und gegebenenfalls auch Quarantäne, bis ein negatives Testergebnis vorliegt.
Eine Reisewarnung ist zwar kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Reisenden, Buchungen für Pauschalreisen kostenlos zu stornieren.
Im einzelnen gelten folgende neuen Reisewarnungen:
FRANKREICH: Die Reisewarnung wurde die Region Hauts-de-France ganz im Norden der französischen Republik sowie das Überseegebiet La Réunion ausgedehnt. Als Risikogebiete galten zuvor bereits die Regionen Île-de-France mit der Hauptstadt Paris, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Occitanie, Nouvelle-Aquitaine, Auvergne-Rhone-Alpes, die Mittelmeerinsel Korsika sowie weitere Überseegebiete,
NIEDERLANDE: Reisewarnung für die Provinzen Nord- und Südholland.
SCHWEIZ: Ausweitung der Reisewarnung auf den Kanton Freiburg. Zuvor galt das bereits für die Kantone Genf und Waadt.
KROATIEN: Ausweitung der Reisewarnung auf die Gespanschaften Brod-Posavina und Virovitica-Podravina, nachdem bereits fünf weitere Regionen als Risikogebiete galten.
TSCHECHIEN: Eine Reisewarnung gilt nun auch für die Mittelböhmische Region rings um die Hauptstadt Prag, die bereits seit rund einer Woche als Risikogebiet gilt.
UNGARN: Reisewarnung für die Hauptstadt Budapest.
- Auch für weitere Regionen in RUMÄNIEN wurden Reisewarnungen ausgesprochen, zudem die Warnungen vor Reisen in zwei Regionen aufgehoben. dpa
Schlange gilt nicht als Mundschutz in England
Eine um Hals und Kopf gewickelte Schlange ist kein ordentlicher Mund-Nasen-Schutz gegen das Coronavirus. Zu dieser Klarstellung sahen sich öffentliche Nahverkehrsbetriebe in Nordwestengland veranlasst, nachdem ein Mann in einem Bus mit einer lebendigen Schlange um den Hals und um den Mund gesichtet worden war. Mitreisende in dem Bus auf dem Weg nach Manchester hätten am Montag erst gedacht, der Mann trage einen besonders farbenprächtigen Mund-Nasen-Schutz, berichteten die Manchester Evening News
.
Zuerst dachte ich, er hat wirklich eine irre Maske an, dann hat er sie um die Handgriffe kriechen lassen
, berichtete ein Augenzeuge. Ein anderer reagierte ähnlich gelassen: Niemanden im Bus hat das wirklich gestört, aber ein Mann hinten hat ein Video gedreht. Es war auf jeden Fall unterhaltsam.
Fotos von dem Mann in einem weißen T-Shirt und Jeans zeigten ihn mit einer Schlange um seinen Mund und seinen Hals, die wie eine Python-Würgeschlange aussah. Eine Atemschutzmaske, wie sie vorgeschrieben ist, trug er nicht. Ein Sprecher der Nahverkehrsbetriebe für den Großraum Manchester rief in Erinnerung, dass Masken, Schals oder Halstücher als Masken akzeptiert seien. Es gebe zwar etwas Interpretationsspielraum: Wir denken aber nicht, dass dies die Nutzung von Schlangenhaut umfasst, vor allem wenn die noch an der Schlange dran ist.
AFP
Global so viele Neuinfektionen wie nie zuvor
308.000 Infizierten in 24 Stunden + Kurz: Österreich erlebt Beginn der zweiten Welle + Rapider Anstieg der Fälle in TschechienLaut Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich binnen 24 Stunden knapp 308.000 Menschen neu mit dem Virus infiziert - so viele wie nie zuvor an einem Tag. Die größten Anstiege habe es dabei in Indien, den USA und Brasilien gegeben. Die Zahl der Toten steigt im 5537 auf 917.417.
Israels Regierung hat angesichts steigender Neuinfektionen mit dem Corona-Virus die Verhängung eines zweiten landesweiten Lockdowns beschlossen. Er soll zunächst für drei Wochen gelten. Schulen und Kindergärten sollen geschlossen werden. Die Menschen dürfen sich außer in Ausnahmefällen nur bis zu 500 Meter von ihrem Zuhause entfernen.
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz erwartet einen weiteren starken Anstieg der Corona-Zahlen in Österreich und vor allem in Wien. Was wir gerade erleben, ist der Beginn der zweiten Welle
, erklärte der Regierungschef am Sonntag der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Die aktuellen Zahlen: Für Deutschland trägt der Tagesspiegel die Zahlen aus allen Landkreisen zusammen. Demnach gab es Stand Sonntagabend 18.570 aktive Fälle. Weltweit gibt es der Johns-Hopkins-Universität zufolge knapp 28,9 Millionen Infektionsnachweise, knapp 923.000 Menschen starben an oder in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung. Spiegel
Mehr als 10.000 Neuinfektionen pro Tag in Frankreich
In Frankreich steigt die Zahl der Neuinfektionen erstmals überhaupt auf mehr als 10.000. Binnen 24 Stunden habe es 10.561 neue Fälle gegeben, teilen die Behörden mit. Die höchste Zahl bislang hatte es am Donnerstag mit 9843 gegeben. Der Anstieg hatte die Regierung dazu veranlasst, weitere Beschränkungen zu verhängen. Die Zahl der Toten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen steigt um 17 auf 30.910. Reuters
Britischer Gesundheitsexperte: Wir verlieren die Kontrolle über das Virus
Angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen in Großbritannien hat ein führender britischer Gesundheitsexperte Alarm geschlagen. Man muss sagen, wir fangen an, die Kontrolle über das Virus zu verlieren
, sagte der Chef des staatlichen Forschungs- und Innovationsinstituts UKRI, Mark Walport, dem Sender BBC am Samstag. Am Freitag hatte es in Großbritannien mehr als 3.500 bestätigte Neuinfektionen gegeben - so hoch lagen die Zahlen zuletzt Mitte Mai.
Entgegen der zuletzt von Premierminister Boris Johnson forcierten Kampagne, die Briten sollten in ihre Büros zurückkehren, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, riet der ehemalige Regierungsberater Walport, wenn möglich weiter zuhause zu arbeiten. Da Schüler zurück in den Schulen und Studenten in den Universitäten seien, sei es umso wichtiger, in anderen Bereichen die Kontakte zu reduzieren. dpa
Super-Spreaderin soll für Neuinfektionen in Garmisch verantwortlich sein
Der sprunghafte Anstieg der Neuinfektionen im oberbayerischen Ferienort Garmisch-Partenkirchen ist nach Ansicht des Landkreises vor allem auf eine sogenannte Super-Spreaderin zurückzuführen. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche) überschritt im Landkreis die kritische Marke von 50. Es sei in der vergangene Woche zu Besuchen hochinfizierter Personen in mehreren Gaststätten gekommen
, teilte das Landratsamt mit. Es würden zahlreiche Folgeansteckungen befürchtet, die Kontakte der infizierten Personen könnten nicht mehr alle nachvollzogen werden.
Die Behörde erließ Kontaktbeschränkungen für Gaststätten und private Veranstaltungen. Der überwiegende Teil der Neuansteckungen gehe auf eine infizierte 26-jährige US-Amerikanerin zurück, sagte ein Sprecher des Landkreises der Bild
-Zeitung: Weil sie trotz Symptomen meinte, sich vergnügen zu müssen.
Mehr zur Situation insgesamt problematischen Situation in Bayern hat mein Kollege Christopher Stolz hier aufgeschrieben:
Bayern bekommt die Pandemie kaum in den Griff
Neun der zehn aktuell am stärksten von Corona betroffenen deutschen Landkreise liegen in Bayern. Die Ursachen dafür sind vielfältig.
Geht es nach Ministerpräsident Markus Söder, läuft die bayerische Teststrategie ziemlich gut. 480.000 Menschen wurden seit dem 1. Juli getestet, 6.000 davon waren positiv. Bayern habe einen weiteren Hotspot verhindert, sagte er am Dienstag. Dass seine Corona-Strategie derzeit aufgrund lokaler Ausbrüche und Testspannen negative Schlagzeilen schreibt, kann Söder nicht ganz verstehen. Es gebe überall Probleme – nur würde in Bayern besonders genau hingeschaut.
Um zu erkennen, dass neun der zehn derzeit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Landkreise in Deutschland im Bundesland Bayern liegt, muss man allerdings gar nicht besonders hinschauen. Ein Blick in die Statistik genügt: In vier der Landkreise liegt die Anzahl der neuen Infektionsnachweise sogar über dem kritischen Wert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Das geht aus Tagesspiegel-Zahlen hervor. Doch wie ist diese lokale Bündelung zu erklären?
Laut Bayrischem Rundfunk
gibt es derzeit keinen punktuellen Hotspot wie Ischgl im Frühjahr, der auch für einen rasanten Anstieg der Fallzahlen in Bayern gesorgt hatte. Diesmal sei der Grund vielmehr, dass Reiserückkehrer sich seit dem 1. Juli auf Corona testen lassen können, ohne akute Symptome aufweisen zu müssen. Rückkehrer aus Risikogebieten sind seit dem 8. August sogar dazu verpflichtet.
Stand Dienstag lag die Gesamtzahl an Tests in Bayern bei rund drei Millionen. Das ist rund ein Viertel aller in Deutschland gemachten Tests. Seit Mitte Juni belegt Bayern bei der Anzahl der Tests laut nicht-repräsentativer Datenberichte des Robert Koch-Institutes (RKI) durchgehend den zweiten Platz hinter Berlin. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt in Bayern allerdings mit 18,79 über dem Wert von 14,0 in Berlin.
Dieser Wert zeigt, dass nicht nur das enorme Testaufkommen entscheidend ist: Die Positivrate der Tests liegt in Bayern - seit Einführung der Testpflicht für Reiserückkehrer Anfang August - nämlich bei durchschnittlich nur rund einem Prozent. Und damit auf gleichem Niveau wie der Bundesdurchschnitt.
Höheres Testaufkommen führt zu größerer Positivrate
Am 7. August lag die Anzahl an Tests noch bei knapp 20.000 pro Tag und die Positivrate bei durchschnittlich unter 0,5 Prozent. Seit dem 8. August, dem ersten Tag der Testpflicht, gab es nur wenige Tage, an denen weniger als 30.000 tägliche Tests gemacht wurden, an einzelnen Tagen überstiegen die Tests sogar die Zahl von 50.000.
Dass die Positivrate entsprechend mitwächst, dürfte die wenigsten überraschen. Es gibt seitdem nunmehr wenige Tage, an denen die Positivrate weniger als ein Prozent betrug– der Maximalwert lag bei 1,4 Prozent Ende August.
Das RKI erklärte auf Anfrage des BR
: Eine Ausweitung der Testindikationen oder eine Erhöhung der Testzahl kann zu einem Anstieg der Fallzahlen führen, da zuvor unentdeckte Fälle detektiert werden.
So erklären sich auch die betroffenen Städte in Bayern den Anstieg der Fälle.
Die Stadt Rosenheim hat derzeit die meisten Fälle pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen, es sind Stand Mittwoch 66,3. Dabei wurden dort erst vor zwei Wochen zusätzliche Beschränkungen aufgrund der Corona-Krise erlassen.
Den bundesweit gültigen Grenzwert von 50 bei der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz hatte Rosenheim bereits im August überschritten. Laut der neuen Beschränkungen dürfen sich nur Gruppen mit bis zu fünf statt zehn Personen in der Öffentlichkeit oder in Gaststätten treffen. Zudem sind private Feiern eingeschränkt worden. Einen deutlichen Rückgang der Infektionszahlen haben die Beschränkungen aber bislang nicht gebracht.
Stadtsprecher Christian Schwalm begründete dies damit, dass die Neuinfektionen zu 85 Prozent auf Reiserückkehrer zurückzuführen seien. Zudem sei die Inzidenzzahl stark schwankend. Mal ist sie unter 50, mal darüber.
Die Beschränkungen seien nun bis 18. September verlängert worden.
Noch vor wenigen Tagen war das schwäbische Memmingen Spitzenreiter, wo es nun im Sieben-Tage-Durchschnitt 57 Fälle pro 100.000 Einwohner gibt. Damit reiht sich Memmingen nun hinter Rosenheim und vor Würzburg (56) ein.
Der Memminger Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU) hatte Beschränkungen für die Allgemeinheit mit dem Hinweis abgelehnt, dass die Infektionen nur auf Reiserückkehrer zurückzuführen seien, die in Quarantäne seien. Eine Sprecherin der 44.000 Einwohner großen Stadt betonte zudem, dass der Sieben-Tage-Wert in Memmingen im Vergleich zum Höhepunkt der Fallzahlen gesunken sei.
Die vierte bayerische Stadt über dem 50er-Grenzwert ist Landshut mit 53,9 Fällen. Im gesamten Freistaat sind bisher rund 60.000 Menschen positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden. Gestorben sind bislang im Freistaat mehr als 2600 Menschen, die sich mit dem Erreger infiziert hatten.
Söder kündigt Schließung von Testzentren an
Zur angespannten Corona-Lage in Bayern tragen laut Süddeutscher Zeitung
allerdings auch die katastrophalen Zustände
in den Testzentren bei. Dort soll nicht nur geschultes Personal, sondern sollen auch Studenten, Türsteher und Security-Leute Abstriche vornehmen. Das könnte schlimme Folgen haben, berichtet ein Insider im Behördenbereich. Denn für die Entnahme des Abstrichs sei medizinisches Gespür erforderlich. Es reicht nicht, irgendwo in der Backentasche herumzufahren.
Wenn man das Credo Testen, testen, testen
ausgebe, dann müsse es auch funktionieren, sagte Fabian Mehring, der parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, die gemeinsam mit der CSU die bayrische Regierung bilden.
Seit Anfang August mehren sich die Nachrichten zu Corona-Testpannen in Bayern. Unter anderem mussten rund 44.000 Reiserückkehrer tagelang auf ihr Ergebnis warten, bei 900 von ihnen war das Ergebnis schließlich positiv. Weil aufgrund der langen Wartezeit nicht alle in Quarantäne blieben, dürften sie weitere Personen angesteckt haben.
Am Dienstag kündigte Söder an, dass die Testzentren an der Grenze und an Hauptbahnhöfen bald geschlossen würden – allerdings nicht der Pannen wegen. Tests an den Grenzen würden nun mal nur während der Urlaubssaison Sinn machen, erklärte er. Stattdessen sollen Tests nur noch in kommunalen Zentren angeboten werden.
Am niederschwelligen Testen
will Söder aber festhalten. Bayern ist das einzige Bundesland, in dem sich jeder unabhängig von Symptomen testen lassen kann. Virologen, aber auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnten davor, dass es dann an Testkapazitäten fehlen könnte. Dem entgegnet Söder, dass in Bayern derzeit theoretisch 100.000 Tests pro Tag möglich seien – das seien doppelt so viele wie nachgefragt würden. dpa
US-Haushaltsdefizit nach elf Monaten über drei Billionen Dollar
In den USA ist das Haushaltsdefizit in den ersten elf Monaten des Fiskaljahres auf über drei Billionen Dollar gestiegen, wie das Finanzministerium mitteilt. Grund ist die massive Steigerung der Staatsausgaben zur Bewältigung der Corona-Krise. Vor Jahresfrist betrug das Defizit des Bundeshaushalts noch 1,067 Billionen Dollar. Der bisherige Rekordwert nach elf Monaten datiert aus dem dem Fiskaljahr 2009, als die weltgrößte Volkswirtschaft mitten in der Finanzkrise steckte. Damals betrug das Minus 1,37 Billionen Dollar. Reuters
Verwaltungsgericht bestätigt Einschränkungen für Münchner Corona-Demo
Die für Samstag in München geplante Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen darf einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts München zufolge nicht so stattfinden wie von den Veranstaltern geplant. Das Gericht bestätigte am Freitagnachmittag mit Blick auf zwei Versammlungen, die von der Initiative Querdenken 089
angemeldet wurden, die Festlegungen der Landeshauptstadt München. Gegen die Entscheidung der Verwaltungsrichter legten die Organisatoren am Abend beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Beschwerden ein, wie dieser mitteilte. Die Begründungen dazu lägen aber noch nicht vor. Mit einer Entscheidung sei daher am späten Freitagabend oder erst am Samstag zu rechnen.
Querdenken 089
hatte eigentlich eine Demonstration mit 5000 Teilnehmern auf dem Münchner Odeonsplatz angemeldet unter dem Motto Frieden, Freiheit und Gesundheit
. Die Stadt untersagte diese. Stattdessen erlaubte sie die Demo unter strikten Auflagen auf der Theresienwiese - allerdings aus Infektionsschutzgründen nur mit 1000 Teilnehmern. Ein geplanter Demonstrationszug durch die Stadt wurde ebenfalls untersagt. Gegen diese Auflage hatten die Veranstalter geklagt. [dpa
In Palma de Mallorca wird ganzes Wohnviertel abgeriegelt
Wegen hoher Infektionszahlen hat die Regionalregierung der Balearen die Abriegelung eines Wohnviertels der Stadt Palma angeordnet. Die etwa 23.000 betroffenen Menschen im Arbeiterviertel Son Gotleu und in einigen angrenzenden Straßenzügen dürften ihr Wohnviertel ab Freitag nur noch verlassen, um zur Arbeit, zu einem Arzt oder einem Krankenhaus sowie zur Schule oder einer anderen Bildungseinrichtung zu gehen oder um sich um Pflegebedürftige zu kümmern, berichtete die deutschsprachige Mallorca Zeitung
am Donnerstag. Geschäfte und Cafés dürften mit der halben Zahl der üblichen Plätze weiter geöffnet bleiben. Bars müssen spätestens um 22.00 Uhr schließen. Die Einschränkungen gelten zunächst für zwei Wochen.
Son Gotleu im Norden der Stadt, wo viele Menschen aus Lateinamerika, Osteuropa und Afrika leben, leidet seit langem unter sozialen Problemen, die sich durch Corona noch verschärft haben. Urlauber, die für die Wirtschaft der Inseln von enormer Bedeutung sind, kommen nur selten dorthin. Allerdings gibt es kaum noch Urlauber auf den Inseln, seit das Robert Koch-Institut ganz Spanien einschließlich der bei Deutschen beliebten Balearen zum Risikogebiet erklärt hat und das Auswärtige Amt vor Reisen in das Land warnt.
Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben hat. Auf den Balearen liegt diese Zahl derzeit bei etwas mehr als 35. Nach Angaben der lokalen Gesundheitsbehörden vom Mittwoch wurden auf den Inseln mit 1,15 Millionen Einwohnern in den vergangenen 24 Stunden 329 Neuinfektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 registriert. dpa
Großbritannien verschärft Corona-Regeln
Als Reaktion auf die zunehmenden Corona-Infektionen in England werden dort Versammlungen mit mehr als sechs Menschen bis auf Weiteres untersagt. Die neue Obergrenze soll ab kommendem Montag gelten und betrifft sowohl Treffen in den eigenen vier Wänden als auch im öffentlichen Raum, wie die britische Regierung laut übereinstimmenden Medienberichten am Mittwoch offiziell verkünden wird. Bislang gilt hier eine Grenze von 30 Personen.
Ausnahmen werden den Berichten zufolge für Haushalte mit mehr als sechs Personen wie auch für Treffen mit beruflichem Hintergrund oder zu Ausbildungszwecken gelten, also etwa in Schulen. Auch Hochzeiten, Beerdigungen und bestimmte Sportarten sollen von den verschärften Regeln ausgenommen sein. Premierminister Boris Johnson wird sich dem Vernehmen nach auf einer Pressekonferenz am Mittwoch äußern.
Die Zahl der Corona-Infektionen in Großbritannien stieg zuletzt wieder deutlich an. In den vergangenen Tagen gab es jeweils fast 3000 bestätigte Neuinfektionen pro Tag, wie aus den offiziellen Zahlen der Regierung von Dienstag hervorgeht. Das ist der höchste Stand seit Ende Mai.
Derzeit stecken sich vor allem junge Menschen mit dem Virus an. Das erklärt auch den bislang niedrigen Anstieg der Todesfälle, da Covid-19 bei Jüngeren oft glimpflicher verläuft. Experten sehen die Zahlen mit Sorge und warnen vor einer zweiten Welle. Auch ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO sagte dem Sender Sky News, er rechne mit weiteren Spitzen der Fallzahlen in Großbritannien.
Zuletzt hatte die Regierung die steigende Zahl der Infektionen häufig mit der hohen Anzahl an Tests erklärt, die mittlerweile durchgeführt werden. Zuletzt waren es mehr als 175 000 pro Tag. So können mehr Infektionen tatsächlich als solche erkannt werden als noch im Frühjahr. Allerdings gab es zuletzt auch immer wieder Corona-Ausbrüche, etwa bei illegalen Partys, Fußballspielen und in einer Schule. dpa
Österreicher bekommen Corona-Schecks von Trump
Von US-Präsident Donald Trump unterzeichnete Schecks zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind nun bei etlichen Österreichern gelandet. Mehr als 100 solcher Schecks über jeweils 1200 Dollar (rund 1000 Euro) sind nach Angaben des ORF inzwischen bei Banken eingelöst worden. Zu den Empfängern zählt auch ein Rentner aus Linz in Oberösterreich, der einst für kurze Zeit in den USA gearbeitet hatte. Er habe zuerst an einen schlechten Scherz geglaubt, schilderte der Mann in der ORF-Nachrichtensendung ZiB2
am Montagabend. Die Bank habe die Echtheit des Schecks aber überprüft, und wenig später habe er das Geld auf dem Konto gehabt.
Grund des Geldsegens könnte eine Datenpanne bei den amerikanischen Behörden sein. Die US-Regierung hatte Schecks an zahllose Menschen geschickt, gedacht als Hilfe in der Coronavirus-Krise.
US-Bürger mit einem Jahresgehalt von bis zu 75.000 Dollar erhielten Schecks von 1200 Dollar, berufstätige Paare mit einem Gehalt bis 150 000 Dollar entsprechend 2400 Dollar. Irrtümlich gingen auch Zahlungen an mehr als eine Million Tote. Offenbar hatten das Finanzministerium und die Steuerbehörde vor dem Verschicken der Hilfe-Schecks nicht ihre Daten mit den Verstorbenenmeldungen der Sozialversicherungsbehörde abgeglichen. Tagesspiegel, Ruth Ciesinger
RKI: 1499 neue Corona-Fälle
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben innerhalb eines Tages 1499 neue Corona-Infektionen gemeldet. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) mindestens 252.298 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 8.9., 0.00 Uhr). Bis Dienstagmorgen hatten etwa 226.500 Menschen die Infektion überstanden. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt bei 9329. Seit dem Vortag wurden vier weitere Todesfälle gemeldet.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Mitteilung vom Montag bei 1,12 (Vortag: 1,10). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 0,95 (Vortag: 0,97). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen. Tagesspiegel, Ruth Ciesinger
Israel lockert Bestimmungen auf Druck Strengreligiöser
In Israel sind nach massivem Druck ultraorthodoxer Kreise geplante Corona-Beschränkungen in Ortschaften mit hohen Infektionszahlen abgeschwächt worden. Statt eines Lockdowns rund um die Uhr sollte in 40 betroffenen Orten von Montagabend an von 19.00 Uhr bis 5.00 Uhr morgens (Ortszeit) eine Ausgangssperre herrschen. Diese Regelung beschlossen die zuständigen Minister am Sonntagabend. Nach israelischen Medienberichten wurden die Beschränkungen abgeschwächt, nachdem die Bürgermeister vier strengreligiöser Ortschaften dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu einen wütenden Brief geschickt hatten. Darin drohten sie ihm den Angaben zufolge damit, ihre Unterstützung zu entziehen. Die strengreligiösen Parteien in Israels Parlament gelten als enge Verbündete Netanjahus und sind bei Wahlen oft Zünglein an der Waage.
Die Zahl der Corona-Toten in Israel hatte nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Sonntag die Marke von 1000 überschritten. Am Montag teilte das Ministerium mit, am Vortag seien 2157 neue Fälle registriert worden. Der Erreger Sars-CoV-2 ist seit Beginn der Pandemie bei 131.641 Menschen in Israel nachgewiesen worden. Das Land hat rund neun Millionen Einwohner.
In vielen der als rot
eingestuften Orte mit hohen Fallzahlen leben vornehmlich ultraorthodoxe Juden oder arabische Israelis. Es sind oft Familien mit vielen Kindern, die sich häufig auf engem Raum in kleinen Wohnungen aufhalten. Daher ist es in den Gegenden besonders schwer, Abstand zu halten oder sich zu isolieren.
Außerdem hatte Chaim Kanievsky, ein sehr einflussreicher Rabbiner innerhalb der strengreligiösen Gemeinschaft, jüdische Religionsstudenten vergangene Woche dazu aufgerufen, sich nicht auf das Coronavirus testen zu lassen. Als Grund sagte er, eine Corona-Quarantäne gefährde die Bibelstudien. Auch in arabischen Ortschaften gab es viele Verstöße gegen Corona-Regeln, es wurden dort etwa große Hochzeiten abgehalten.
Die Pandemie war in Israel auch wegen eines strikten Kurses der Regierung zunächst glimpflich verlaufen. Nach raschen Lockerungen im Mai schnellten die Fallzahlen jedoch in die Höhe. dpa
Fälle im Gazastreifen nehmen massiv zu
Die Zahl der Coronavirus-Fälle im Gazastreifen hat sich in den vergangenen zwei Wochen verzehnfacht und ist auf mehr als 1000 Infektionen angestiegen. In dem von der israelischen Regierung blockierten Palästinensergebiet wurden allein in den vergangenen 24 Stunden 182 Infektionen verzeichnet, wie palästinensische Beamte am Montag bekannt gaben. Bislang hatte der von der Welt isolierte und völlig überfüllte sowie verarmte Gazastreifen nur wenige Infektionen verzeichnet. Das schmale Territorium ist durch eine Sicherheitsbarriere auf der Landseite abgeschottet und besitzt nur zwei Grenzübergänge: einen nach Israel und einen nach Ägypten. Beide Übergänge wurden im März mit wenigen Ausnahmen blockiert.
Menschen, die nach Gaza zurückkehrten, mussten sich drei Wochen in Quarantäne begeben. Zuletzt hatte sich die humanitäre Lage im Gazastreifen zugespitzt, nachdem sich die dort herrschende radikalislamische Hamas und das israelische Militär wochenlang gegenseitig beschossen. Die Situation löste Besorgnis über einen Anstieg der Infektionen aus. dpa
Polizeihubschrauber verjagt Strandurlauber auf Mallorca
Zur Durchsetzung der Corona-Maßnahmen setzt die Polizei auf Mallorca nun einen Hubschrauber gegen renitente Badegäste ein. Die Maschine flog am Wochenende abends im Tiefflug über Strände, um die angeordnete nächtliche Schließung ab 21.00 Uhr durchzusetzen, wie die Zeitung Diario de Mallorca
berichtete. Räumen sie die Strände
, forderte die Polizei über Lautsprecher die Menschen auf. In Videoaufnahmen war zu sehen, wie Badegäste angesichts der Lautstärke und der heftigen Winde unter dem Rotor des Hubschraubers vom Strand Richtung Promenade flohen.
Die Regionalregierung der Balearen hatte Ende August wegen wieder stark steigender Infektionszahlen Einschränkungen des öffentlichen Lebens wie etwa die nächtliche Schließung von Stränden und Parks zwischen 21.00 und 07.00 Uhr angeordnet.
Deutsche können zwar weiterhin auf die beliebte Ferieninsel reisen. Das Robert Koch-Institut hat jedoch ganz Spanien zum Risikogebiet erklärt und das Auswärtige Amt warnt vor nicht notwendigen Reisen dorthin. dpa
In Hamburg sind 250 Corona-Laborproben verloren gegangen
In Hamburg sind 250 Corona-Laborproben von Rückkehrern aus Risikogebieten verloren gegangen.
Im Kampf gegen das Wirrwarr bei Reisebeschränkungen hat die EU-Kommission den Mitgliedstaaten konkrete Vorschläge vorgelegt. Brüssel plädiert für eine gemeinsame Risikogebietskarte. Tagesspiegel
Frankreich meldet Rekordzahl an Neuinfektionen
Mit fast 9.000 nachgewiesenen Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden hat Frankreich eine neue Rekordzahl seit Beginn der Corona-Pandemie erreicht. Innerhalb eines Tages wurden bis Freitagabend nach Angaben der Gesundheitsbehörde 8975 Neuinfektionen gemeldet. Dies ist der höchste Stand seit dem ersten nachgewiesenen Corona-Fall in dem Land im März.
Binnen einer Woche wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde mehr als eine Million Corona-Tests vorgenommen. Der Anteil der positiven Tests stieg innerhalb einer Woche auf 4,5 Prozent. Frankreich hat bereits seit einiger Zeit mit einem beunruhigenden Anstieg der Coronavirus-Infektionszahlen zu kämpfen. Mit fast 30.700 Todesopfern ist Frankreich eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. AFP
Weltweit 7.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen tot
Weltweit sind einem neuen Bericht zufolge mindestens 7000 Mitarbeiter im Gesundheitswesen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Allein in Mexiko seien mehr als 1300 Mitarbeiter in Krankenhäusern und Arztpraxen einer Covid-19-Erkrankung erlegen, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Donnerstag mit. Der Leiter der Abteilung Wirtschaft und Soziales von Amnesty, Steve Cockburn, sprach von einem Skandal
.
Viele Monate nach Beginn der Pandemie sterben Mitarbeiter im Gesundheitswesen in Ländern wie Mexiko, Brasilien und den USA immer noch in dramatischer Anzahl
, kritisierte Cockburn. Zugleich unterstreiche der rapide Anstieg bei den Infektionen in Südafrika und Indien
, dass jetzt alle Staaten handeln
müssten.
Mit Blick auf die hohen Todesfallzahlen unter Mitarbeitern im mexikanischen Gesundheitswesen war in dem Amnesty-Bericht von einem überwältigen
Preis für menschliches Leben die Rede. Besonders gefährdet seien in Mexiko Reinigungskräfte in Krankenhäusern, die oftmals nicht hinreichend mit Schutzbekleidung ausgestattet seien.
Weitere besonders schwer betroffene Länder sind dem Bericht zufolge die USA und Großbritannien. In den Vereinigten Staaten starben demnach mehr als 1070 Mitarbeiter im Gesundheitswesen nach einer Corona-Infektion, in Großbritannien waren es fast 650. Mehrere hundert Todesfälle durch Corona in dieser Berufsgruppe zählte Amnesty auch in Brasilien, Russland und Indien. AFP
Erstes Chorkonzert mit Publikum seit Corona
Unter strengen Coronaschutz-Auflagen ist am Donnerstagabend im Konzerthaus Dortmund das bundesweit erste große Chorkonzert seit Beginn der Pandemie über die Bühne gegangen. Das Balthasar-Neumann-Ensemble spielte unter der Leitung von Thomas Hengelbrock das Oratorium Die Schöpfung
von Joseph Haydn (1732-1809). Im Saal waren knapp 90 Musiker und rund 700 Zuschauer. Der Dortmunder Intendant Raphael von Hoensbroech sprach zu Beginn von einem Weckruf
für die Musikszene.
Mit der Unterbrechung des Konzertbetriebs wegen Corona im März hätten viele freie Künstler von heute auf morgen ihre Einkommen verloren, sagte der Dortmunder Intendant. Zugleich sei ihre Ausdrucksmöglichkeit und damit ihre künstlerische Identität weggebrochen. Corona dürfe nicht verharmlost werden, aber es müsse ein Weg gesucht werden, mit ihr zu leben, forderte von Hoensbroech.
Alle Musiker bei dem Konzert sind drei bis vier Mal auf Corona getestet worden, sie haben während der Probearbeit isoliert in einem Hotel nahe dem Konzertsaal gewohnt und durften keinen physischen Kontakt mit ihren Familien haben. Die Musiker sind, da können wir heute Abend sicher sein, coronafrei
, sagte der Intendant. dpa
Lauter selbstsüchtige Covidioten und eine unfähige Besatzung
Nach einem Flug von Griechenland nach Großbritannien sind 200 Fluggäste in Quarantäne. 16 Passagiere waren offenbar positiv auf Corona getestet, mehrere Reisende trugen während des Fluges ihre Maske nicht richtig. Nach einem Flug von Griechenland nach Großbritannien sind etwa 200 Passagiere und alle Crew-Mitglieder in Quarantäne – 16 Gäste des Ferienfliegers seien bereits positiv getestet worden, berichtete der Sender BBC am Montag. Sieben davon seien britischen Gesundheitsexperten zufolge höchstwahrscheinlich an Bord schon ansteckend gewesen. Das Problem: Während des Fluges hatten offenbar mehrere Reisende ihre Masken nicht oder nicht richtig getragen hatten. Das berichtet eine Passagierin der Maschine gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian
. Viele Fluggäste seien ohne Masken im Flieger herumspaziert, um sich mit Bekannten zu unterhalten. Bei dem Tui-Flug 6215 von der griechischen Urlaubsinsel Zakynthos ins britische Cardiff am vergangenem Dienstag habe es nach Aussage der Passagierin lauter selbstsüchtige Covidioten und eine unfähige Besatzung
gegeben, die sich nicht weniger darum hätte kümmern können
.
Der Touristikkonzern Tui teilte mit: Die Sicherheit und das Wohlergehen der Passagiere und der Besatzung haben für uns höchste Priorität, und wir führen alle Flüge gemäß den Richtlinien der Flugsicherheitsbehörde der Europäischen Union (EASA) durch.
1715 neue Fälle am Wochenende
Die Passagierin Stephanie Whitfield berichtet dem Guardian
, viele ihrer Mitreisenden hätten keine Gesichtsbedeckung getragen oder die Regeln missachtet
. Demnach hätten viele Passagiere ihre Masken lediglich unter der Nase und unter dem Kinn getragen. Die Besatzung der Maschine habe dies allerdings nicht unterbunden, obwohl das Tragen von Gesichtsschutzmasken an Flughäfen und auf Flügen vorgeschrieben ist. Eine Befreiung davon gibt es eigentlich nur im Falle eines medizinischen Leidens. Auf dem Flug von Zante nach Cardiff hätten viele Passagiere ihre Maske dennoch abgenommen, um mit ihren Mitreisenden zu plaudern oder um über den Gang zu laufen.
Whitfield berichtet, sie habe beobachtet, dass eine Frau durch ein Besatzungsmitglied zwar aufgefordert wurde, ihre Maske aufzusetzen, die große Mehrheit
der Passagiere sei allerdings nicht an die Regeln erinnert worden. Neben mir saß ein Mann, der während des gesamten Fluges seine Maske um das Kinn trug. Die Stewardess sprach zwar mit ihm, sagte allerdings nichts dazu.
Whitfield selbst zeigte sich gegenüber dem Blatt nicht überrascht vom Ausbruch auf dem Flug. Sie und ihr Mann hätten inzwischen selbst leichte Symptome entwickelt. Großbritannien verzeichnete mit zuletzt 1715 Corona-Fällen die höchste Wochenendzahl seit Mitte Mai.
Griechenland steht derzeit nicht auf der Liste der Länder, bei der Einreisende ins Vereinigte Königreich sich Quarantänebeschränkungen unterziehen müssen. Das Auswärtige Amt teilte jedoch am Freitag mit, dass die lokalen Beschränkungen in Zante verschärft worden seien. FAZ
Wie 90 Menschen 20.000 Corona-Infektionen auslösten
Großveranstaltungen können den Pandemie-Verlauf stark beeinflussen. Ein Event in Boston im Februar soll Forschern zufolge zu tausenden Corona-Fällen geführt haben.
Hunderte oder gar tausende von Corona-Infektionen binnen kürzester Zeit – sogenannte Superspreader-Events
– können den Anstieg von Neuinfektionen und den Verlauf der Pandemie stark beeinflussen. Insbesondere, wenn zu spät oder gar nicht entdeckt wird, dass eine oder mehrere infizierte Personen auf Veranstaltungen mit vielen weiteren Menschen in Kontakt traten.
Ein derartiges Event könnte eine Biotech-Konferenz in Boston Ende Februar gewesen sein. Das berichten Forscher in einer vorab veröffentlichten Studie. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund 20.000 Corona-Infektionen auf die internationale Konferenz zurückzuführen sind. An der Veranstaltung, die vom 26. bis 27. Februar stattfand, nahmen rund 200 Personen teil – mehr als 90 Personen, die direkt oder über Kontakte mit der Konferenz in Verbindung standen, infizierten sich mit dem Coronavirus. Dies erwecke den Verdacht, dass dort ein sich übergreifendes Ereignis stattgefunden hat
, schrieben die Forscher in ihrer Veröffentlichung. Die Studie wurde bislang noch nicht unabhängig von Fachkollegen überprüft, wurde aber vorab unter medrxiv.org
veröffentlicht.
Für die Untersuchung hatten unter anderem Forscher vom Broad Institute of MIT und der Harvard-Universität in Cambridge Corona-Proben aus dem US-Bundesstaat Massachusetts genetisch untersucht.
Forscherin: Veranstaltung war ein perfekter Sturm
Dabei analysierten die Forscher 772 vollständige Genome des Coronavirus aus der Region. Sie stellten fest, dass Viren, die mit der Veranstaltung und der darauffolgenden Verbreitung in Verbindung standen die genetische Variante C2416T
enthielten. Es sei zwar möglich, dass diese Variante bereits im Vorfeld der Konferenz verbreitet wurde. Aber dafür hätten sie keine Hinweise, schreiben die Forscher.
Anschließend rechneten die Wissenschaftler hoch, dass rund 20.000 Fälle allein in den Verwaltungsbezirken Suffolk, Middlesex, Essex und Norfolk im Bundesstaat Massachusetts auf die Veranstaltung zurückzuführen seien. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass parallel zur Veranstaltung die Verbreitung dieser genetischen Variante erfolgt sei. Doch der größte Teil
könne auf die Konferenz zurückgeführt werden, heißt es in der Studie.
Die Konferenz war ein perfekter Sturm
zitiert der US-Nachrichtensender CNN die Forscherin Bronwyn MacInnis, die an der Studie mitarbeitete. Viele Faktoren machten die Konferenz als übergreifende Veranstaltung zu einem unglücklich perfekten Sturm. Dass der Virus auf der Konferenz überhaupt eingeführt wurde, war ein Unglücksfall
, erklärte MacInnis CNN schriftlich.
Veranstaltung fand zu einem ungünstigen Zeitpunkt statt
Denn zu dem Zeitpunkt der Veranstaltung sei man sich des Risikos der Pandemie noch nicht bewusst gewesen. Hätte die Veranstaltung eine Woche später stattgefunden, wäre sie wahrscheinlich abgesagt worden, schrieb die Forscherin weiter. Umfangreiche Testkapazitäten, Social Distancing und das Tragen von Masken seien zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Norm gewesen. Das habe die Verbreitung befördert.
Die Wissenschaftler erwähnten in der Studie die Veranstaltung nicht namentlich. Der Tageszeitung The Boston Globe
zufolge handelte es sich bei der Konferenz um ein internationales Treffen von Führungskräften des Biotechnologie-Unternehmens Biogen im Hotel Marriott Long Wharf in Boston.
In einem Statement des Unternehmens Biogen, das CNN zitiert, heißt es, man habe sich eng an die geltenden offiziellen Richtlinien
gehalten. Als mehrere Erkrankungen bekannt wurden, habe man die Gesundheitsbehörden informiert.
Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass von dem Corona-Ausbruch auf der Konferenz zudem eine Pflegeeinrichtung und eine Obdachlosenunterkunft betroffen waren, in denen sich das Virus verbreite. Unsere Ergebnisse unterstreichen wiederholt die engen Beziehungen zwischen scheinbar getrennten Bevölkerungsgruppen
, erklärten die Forscher abschließend.Den Ergebnissen der Studie zufolge könnten rund 15 Prozent der insgesamt bestätigten Corona-Fälle in Massachusetts auf die Konferenz zurückzuführen sein. Die John Hopkins-Universität verzeichnet am Mittwoch für den US-Bundestaat 126.420 Infektionen. 8961 Menschen starben an oder in Verbindung mit Covid-19.Die USA sind das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land weltweit. Insgesamt verzeichnen die Vereinigten Staaten rund 5,7 Millionen Corona-Fälle. US-Präsident Donald Trump wird vorgeworfen, zu spät auf die Ausbreitung des Virus reagiert zu haben. Tagesspiegel, Gloria Geyer