Corona-Chronik, Juli 2021
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
Freie-Wähler-Chef Aiwanger macht vor Bundestagswahl Stimmung gegen Impfungen
Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger will sich nicht gegen Corona impfen lassen. Eine plausible Begründung für diese Entscheidung bleibt der Freie Wähler
-Chef aber schuldig. Es ist nicht das erste Mal, dass Aiwanger mit populistischen Aussagen versucht zu punkten.
Treibt Hubert Aiwanger ein politisches Spiel oder meint er es mit seinen Äußerungen ernst? Die Frontfigur der in den Bundestag strebenden Freien Wähler gibt sich zunehmend als Sprachrohr der Impfgegner in Deutschland.
Wegen massiver Impfnebenwirkungen
in seinem Bekanntenkreis wolle er selbst sich nicht impfen lassen, argumentierte er - allerdings ohne Beispiele zu nennen. Der Stellvertreter von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spielt damit mal wieder mit Populismus.
Dass Aiwanger sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen will, ist seit Wochen bekannt. Anfangs erklärte er das im eher zurückhaltenden Ton und lieferte als Begründung eine gewisse Unsicherheit über Wirksamkeit und Folgen der Impfung.
Doch im Laufe der Zeit legte er immer weiter nach, bis er sich am Mittwoch im Deutschlandfunk zu der Behauptung verstieg, die Corona-Impfungen verursachten massive Impfnebenwirkungen: Da bleibt einem schon das eine oder andere Mal die Spucke weg.
Aiwanger will mit den Freien Wählern
in den Bundestag
Einen Beweis der Behauptung blieb Aiwanger schuldig. Der Niederbayer sieht sein Nein zum Impfen aber auch als Vorgehen gegen das politische Establishment
. Warum er sich diesem nicht selbst zurechnet, lässt sich allerdings nur schwer begründen.
Der 50-Jährige sitzt seit 2008 im bayerischen Landtag, ist seit 2018 bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident und fährt selbstverständlich im repräsentativen Dienstwagen zu seinen Terminen. Und wie die CSU gerieten zuletzt auch die Freien Wähler wegen Maskengeschäften unter Druck - der bayerische Wirtschaftsminister musste sein Agieren wiederholt rechtfertigen.
Aiwanger wurde lange als reine One-Man-Show der Freien Wähler wahrgenommen. Inzwischen ist die Partei etwas breiter aufgestellt und in drei Landtagen vertreten. Mit seinem Kurs als Corona-Skeptiker schafft es der Bundesvorsitzende der Freien Wähler regelmäßig, auch über Bayern hinaus für Schlagzeilen zu sorgen.
Eine wichtige Voraussetzung für sein großes Ziel, die Freien Wähler im September in den Bundestag zu führen. In den Umfragen allerdings spielt die Gruppierung weiter keine nennenswerte Rolle.
Aiwanger kam am 26. Januar 1971 in Ergoldsbach in Niederbayern zur Welt. Manchen erscheint er schon wegen seines ausgeprägten niederbayerischen Dialekts hinterwäldlerisch. Doch er steht für einen der größten Erfolge in der bayerischen Politik der jüngeren Geschichte: Aiwanger führte die Freien Wähler 2008 in den Landtag und etablierte sie dort; seit 2018 sind sie Regierungspartei.
Volksnähe
gepaart mit Holzhammer-Populismus
Der studierte Agraringenieur, der einen kleinen Bauernhof betreibt und Hobbyjäger ist, punktet dabei in Bayern vor allem mit Volksnähe. Geht es um große Themen, versucht es Aiwanger allerdings immer wieder mit einem leicht durchschaubaren Holzhammer-Populismus.
Im Wahljahr 2013 versuchte er die Freien Wähler zum Unmut anderer Landesverbände als Anti-Euro-Partei zu etablieren, da lag er auf einer Linie mit der AfD. In der Flüchtlingskrise suchte Aiwanger lange einen Kurs, bis er voll und ganz auf die merkelkritische Linie der CSU einschwenkte.
Massiv populistisch und mehr als grenzwertig waren Äußerungen, mit denen sich Aiwanger als Law-and-Order-Mann darzustellen versuchte. Aiwanger sagte 2019 bei einer Jagdmesse, Bayern und Deutschland wären sicherer, wenn jeder anständige Mann und jede anständige Frau ein Messer in der Tasche haben dürfte
.
Nach solchen Äußerungen hagelt es Kritik an Aiwanger, der mit der Freie-Wähler-Landrätin Tanja Schweiger liiert ist und zwei Kinder hat. Doch die Kritik lässt er scheinbar ungerührt an sich abperlen.
Und auch vor seinem bayerischen Regierungspartner Markus Söder scheint er keine Angst zu haben. Der bayerische Ministerpräsident rüffelte Aiwangers jüngste Impfaussage zwar knapp mit dem Satz: Ich habe für die Argumente kein Verständnis.
Doch Söder scheint nicht an einen Rauswurf Aiwangers zu denken - trotz der lahmenden bayerischen Impfkampagne und des Negativbeispiels seines Stellvertreters. afp/thp
Hamburg gibt 60.000 ungenutzte Impfdosen zurück
Vor dem Hintergrund einer nachlassenden Impfnachfrage wird Hamburg rund 60.000 ungenutzte Impfdosen an den Bund zurückgeben.
Dabei handele es sich ausschließlich um Impfstoff von Astrazeneca, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, der Deutschen Presse-Agentur. In einem Schreiben habe der Bund den Ländern die Möglichkeit eröffnet, Impfstoffdosen, die in der nationalen Impfkampagne nicht mehr zum Einsatz kommen und deren Lagerhaltung eine Weitergabe an Drittstaaten im Rahmen von Spenden zulassen
, an das zentrale Lager des Bundes zurückzugeben.
Die gelte zunächst nur für die Mittel von Astrazeneca und Johnson & Johnson und auch nur für solche Impfstoffe, die die zentralen Lager der Länder nicht verlassen haben - also nicht zwischenzeitlich an Impfzentren oder Arztpraxen geliefert wurden. Nur so kann die pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der COVID-19-Impfstoffe unter Einhaltung der erforderlichen Lagerungs- und Transportbedingungen sichergestellt werden
, heißt es in dem Schreiben, das der dpa vorliegt.
Hamburg wird von dieser Möglichkeit Gebrauch machen
, sagte Helfrich. Es gehe um einen Lagerbestand von rund 6000 Fläschchen mit rund 60.000 Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca. Dieser Impfstoff ist noch mindestens drei Monate haltbar.
Auch beim Vakzin von Johnson & Johnson gebe es einen Lagerbestand. Hiervon haben wir gegenwärtig etwa 24.000 Dosen vorrätig.
Das Mittel werde aber bei den mobilen Impfaktionen - etwa in Jobcentern - eingesetzt. Ob und in welchem Umfang Dosen dieses Impfstoffes zurückgegeben werden, richtet sich nach der Inanspruchnahme dieser Angebote.
Der Lagerbestand an den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna sei dagegen verhältnismäßig niedrig. Hier bestehen keine Überkapazitäten.
Auch sei der Impfstoff noch mindestens zwei Monate haltbar. Da immer der zuerst gelieferte Impfstoff verbraucht worden sei, gebe es keine Bestände, die zu verfallen drohen. Zu keinem Zeitpunkt musste Impfstoff vernichtet werden, weil er wegen ablaufender Haltbarkeit nicht genutzt werden konnte
, betonte er.
Derzeit würden die Impfzentren der Länder auf Bestellung beliefert. Das heißt, wir avisieren, welche Mengen benötigt werden. Nur in diesem Umfang wird auch durch den Bund geliefert.
Auch das sei neu. Zuvor seien stets die maximal verfügbaren Mengen ausgeliefert worden. dpa/lno
Niederlande erleben plötzlichen Rückgang der Neuinfektionen
Die Niederlande gelten als Hochinzidenzgebiet. Nun fällt die Kennzahl von fast 400 auf 215 - in einer Woche. Ähnlich wie zuvor in Großbritannien.
Die Niederlande haben einen starken Rückgang bei Corona-Neuinfektionen registriert. In den vergangenen sieben Tagen wurden in den Niederlanden mehr als 37.000 neue Corona-Infektionen festgestellt, etwa 46 Prozent weniger als in der Vorwoche, wie das zuständige Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM am Dienstag mitteilte.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag demnach bei 215 Fällen pro 100.000 Einwohnern, in der Vorwoche bei fast 400. Zum Vergleich: In Deutschland liegt dieser Wert aktuell bei 15, wie Tagesspiegel-Daten zeigen.
Zuletzt war ein solch starker Fall der Inzidenzkurve wie in den Niederlanden in Großbritannien zu beobachten gewesen. Sowohl das Vereinigte Königreich als auch die Niederlande waren vom Robert Koch-Institut als Hochinzidenzgebiet eingestuft worden.
Nach dem Wochenbericht des RIVM stiegen aber die Patientenzahlen in Krankenhäusern stark an. Zuletzt sind 538 Menschen in Krankenhäuser eingewiesen worden. Das sind 266 Aufnahmen mehr als eine Woche zuvor.
Davon mussten 115 intensivmedizinisch versorgt werden - 82 mehr als eine Woche zuvor. Besonders betroffen sind die Altersgruppen der 40- bis 59-Jährigen und der 60- bis 79-Jährigen. Die Zahl der Toten stieg von 14 in der Vorwoche auf 21.
Wie das niederländische Nachrichtenmagazin Hart van Nederland
berichtet, geht der niederländische Premierminister Mark Rutte aber davon aus, dass der Druck auf die Krankenhäuser in der nächsten Woche nicht weiter steigt. Denn die Zahl der positiven Corona-Tests ist seit vergangener Woche rückläufig.
Ernst Kuipers, Vorsitzender des Nationalen Akutversorgungsnetzwerks (LNAZ), hatte zuvor jedoch die Erwartung geäußert, dass die Gesamtzahl der aufgenommenen Corona-Patienten auf etwa 800 steigen wird.
Zahl der Corona-Neuinfektionen explodierte Anfang Juli
Nachdem die Regierung in Den Haag fast alle Corona-Maßnahmen Ende Juni aufgehoben hatte, war die Zahl der Neuinfektionen Anfang Juli explosionsartig gestiegen, die Inzidenz erreichte einen Spitzenwert von mehr als 415. Die Regierung zog darauf die Notbremse und ließ Diskotheken und Bars schließen. Auch Festivals und Partys wurden wieder verboten. Diese Maßnahmen sollen vorerst bis zum 13. August gelten.
Zuletzt verzeichnete das Vereinigte Königreich einen ähnlichen Knick in der Inzidenzkurve, wie er jetzt in den Niederlanden zu beobachten ist. Nach einem rapiden Anstieg, der sich von Ende Mai bis fast Ende Juli erstreckte, sieht es bei den Briten seit Tagen nach einer Entspannung der Lage aus.
Zugleich ist in Großbritannien die Zahl der Corona-Toten auf den höchsten Tageswert seit mehr als vier Monaten gestiegen. Am Dienstag meldeten die Behörden den Tod von 131 Menschen. Das waren so viele wie seit dem 17. März nicht. Damals starben 141 Menschen innerhalb von vier Wochen nach einer Corona-Infektion. In den vergangenen sieben Tagen gab es landesweit 480 Corona-Tote, 40 Prozent mehr als in der Vorwoche."Dies liegt unter anderem an der hohen Fallzahl, die in den vergangenen Wochen registriert wurde", sagte die medizinische Direktorin der Gesundheitsbehörde Public Health England, Yvonne Doyle. Wir wissen, dass Todesfälle folgen, wenn es eine hohe Anzahl von Neuinfektionen gibt, und die Daten von heute zeigen, dass wir uns immer noch in der dritten Welle befinden.
Experten sind unsicher, worauf Rückgang zurückzuführen ist
Allerdings gibt es Anlass für vorsichtigen Optimismus. Am Dienstag sank die Zahl der Neuinfektionen den siebten Tag in Folge. Knapp 230.000 Neuinfektionen in einer Woche bedeuten ein Minus von gut 30 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Lag die Inzidenz am 21. Juli noch bei 502, so war der Wert vier Tage später auf 403 gesunken. Das zeigen Tagesspiegel-Zahlen. Zwischen dem 20. und 26. Juli hatten insgesamt 252.875 Personen ein positives Testergebnis. Das ist ein Rückgang um 21,5 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Das geht aus Daten der britischen Regierung hervor.
Experten sind allerdings unsicher, worauf der Rückgang zurückzuführen ist. Als mögliche Gründe gelten der Beginn der Schulferien, die hohe Zahl von Schülern in Selbstisolation in den Wochen vor den Ferien und das Ende der Fußball-Europameisterschaft, als viele Menschen gemeinsam in Pubs die Spiele schauten.
Allerdings gibt es auch die Befürchtung, dass sich weniger Menschen auf das Coronavirus testen lassen, um ihre Sommerferien nicht zu riskieren, und dass es eine hohe Dunkelziffer Infizierter gibt.
Ähnlich wie in Großbritannien könnte nun auch das Absacken der Kurve in den Niederlanden solche Ursachen haben. In der vergangenen Woche wurden mehr als 259.000 Personen in den Niederlanden getestet. Laut dem Institut für Gesundheit und Umwelt sind das 38 Prozent weniger als in der Woche zuvor. Die Zahl der gemeldeten Personen mit einem positiven Coronatest ist in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche zudem um 46 Prozent gesunken, so das RIVM.
Das heißt: Je weniger getestet wird, desto weniger positive Fälle können registriert werden. Und die Inzidenz-Kurve geht nach unten.
Und auch in den Niederlanden sind derzeit Sommerferien. Verreiste können sich deshalb nicht vor Ort testen lassen. Ein Anstieg der Kurve nach der Rückkehr der Urlauber:innen kann also auch hier nicht ausgeschlossen werden.
Aber auch das Wetter, das sich die vergangenen Tage um die 20 Grad Celsius in den Niederlanden bewegte, könnte ein Faktor sein. Viele Menschen bevorzugten Aktivitäten im Freien. Und dort ist die Ansteckungsgefahr deutlich geringer als in Innenräumen.
Zudem sind in den Niederlanden (Stand 27. Juli) über 20 Millionen Impfungen verabreicht worden. Das geht aus den Daten der niederländischen Regierung hervor. Mehr als 12,2 Millionen der rund 18 Millionen Niederländer:innen haben ihre Erstimpfung erhalten (rund 70 Prozent). Vollständig geimpft sind knapp 50 Prozent der Bevölkerung.
Im Vergleich: In Deutschland sind über 41 Millionen Menschen vollständig geimpft. Das macht einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von fast 50 Prozent aus. Rund 51 Millionen Deutsche, etwa 61 Prozent, haben mindestens eine Impfung erhalten. tgs mit dpa, Thomas Sabin
RKI: Zunehmend Corona-Fälle nach Reisen gemeldet
Corona-Ansteckungen, die wahrscheinlich auf Reisen passiert sind, spielen laut dem Robert Koch-Institut (RKI) eine zunehmende Rolle beim Infektionsgeschehen in Deutschland. Das schreibt das RKI in seinem wöchentlichen Lagebericht vom Donnerstagabend. In der Zeit vom 28. Juni bis 25. Juli sind demnach 3662 Fälle gemeldet worden, in denen die Betroffenen dem Virus wahrscheinlich im Ausland ausgesetzt waren. Als wahrscheinliche Infektionsländer in den vier betrachteten Wochen wurden Spanien, die Türkei und die Niederlande am häufigsten genannt, vor Kroatien und Griechenland.
Der überwiegende Anteil der Corona-Übertragungen finde allerdings weiterhin innerhalb Deutschlands statt, betont das RKI - die Rede ist von mindestens 81 Prozent. Angaben zum wahrscheinlichen Infektionsland liegen bei weitem nicht bei jedem Fall vor. In Deutschland und dem europäischen Ausland sind dem Bericht zufolge als besorgniserregend eingestufte Virusvarianten vorherrschend. Hierzulande wird die deutlich ansteckendere Delta-Variante in einer Stichprobe mittlerweile in rund neun von zehn Fällen gefunden (91 Prozent). dpa
Corona: Wie sich Ansteckungen durch Aerosole vermeiden lassen
Berlin – Zusätzlich zur direkten Übertragung von Mensch zu Mensch tragen Aerosole in der Coronapandemie erheblich zum Infektionsgeschehen bei. Ein wissenschaftliches Positionspapier informiert nun zusammenfassend über die Erkenntnisse zur Ausbreitung von SARS-CoV-2-Viren durch Aerosole und gibt konkrete Empfehlungen zur Vermeidung von Ansteckungen.
Das Papier ist auf Anregung der interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entstanden. Bei den Verfassern handelt es sich um Fachleute aus den Bereichen Aerosolforschung, Strömungsmechanik, Epidemiologie und Infektionsforschung.
Sie weisen darauf hin, dass durch saisonale Faktoren, neue Virusvarianten, sinkende Immunität nach der Impfung oder mangelnde Impfbereitschaft weiterhin die Gefahr einer vierten Infektionswelle in Deutschland besteht. Die Abwehr von Aerosolen könne aber ein Wiederansteigen der Infektionszahlen maßgeblich reduzieren.
Das Positionspapier soll konkretes und situationsbezogenes Wissen vermitteln und konkrete Hinweise zum Schutz vor Infektionen geben. Denn: Noch immer wissen nur circa 70 Prozent der Bevölkerung ausreichend über infektiöse Aerosole Bescheid.
Die im Papier empfohlenen Maßnahmen berücksichtigen dabei auch die einschlägigen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI), der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Umfassende Vorkehrungen für Innenräume erforderlich
Unter anderem weist die Expertengruppe darauf hin, dass es in geschlossenen Innenräumen sowohl zu direkten als auch zu indirekten Infektionen kommen kann. Daher seien in Innenräumen umfassende Vorkehrungen erforderlich, um die Anreicherung infektiöser Aerosolpartikel zu verhindern und die Menschen vor Infektionen zu schützen.
Außerhalb geschlossener Räume – also im Freien – kann es dem Positionspapier zufolge praktisch nur zu direkten Infektion kommen, da indirekte Infektionen aufgrund der starken Verdünnung der Virenlast und dem schnellen Abtransport durch Luftströmungen sehr unwahrscheinlich sind. Deshalb seien im Freien oft geringere Schutzvorkehrungen notwendig als in Innenräumen.
Ausnahmen bilden allerdings Situationen, in denen sich Menschen über kurze Abstände länger miteinander von Angesicht zu Angesicht unterhalten oder lange dicht beisammensitzen, etwa im Biergarten oder im Wartebereich des Nahverkehrs, oder beisammenstehen, beispielsweise an Bushaltestellen, in der Warteschlange, bei Open-Air-Veranstaltungen oder Demonstrationen.
In diesen Situationen böten jedoch bereits einfache medizinische Masken oder gute Mund-Nasen-Bedeckungen einen Schutz gegen direkte Infektionen, so die Wissenschaftlergruppe.
Das Positionspapier erläutert diese und weitere Faktoren und Zusammenhänge bei der Übertragung von SARS-CoV-2 innerhalb und außerhalb geschlossener Räume und enthält konkrete Hinweise zu Schutzmaßnahmen wie Fensterlüftung, fest installierten raumlufttechnischen Anlagen oder mobilen Raumluftreinigern sowie zum Tragen partikelfilternder Masken.
Den besten Schutz, so das Fazit des Positionspapiers, bietet immer die Kombination aus Maßnahmen zur Verhinderung von direkten Infektionen, also Kontaktvermeidung, Abstandsregeln, Masken und Schutzwände, sowie Maßnahmen zur Verhinderung von indirekten Infektionen, also Lüften, raumlufttechnische Anlagen, effiziente mobile Raumluftreiniger und geeignete Masken.
Nur möglichst widerspruchsfreie und einheitliche Regelungen garantieren den beteiligten Fachleuten zufolge eine hohe Sicherheit bei möglichst geringen Einschränkungen in Alltag und Lebensqualität. nec © nec/aerzteblatt.de
Olympia: Hohe Zahl an Coronainfektionen,
Sorge um künftige Sportlergeneration
Tokio – Während der Olympischen Spiele ist die Zahl der Neuinfektionen in Tokio auf einen Rekordstand gestiegen. Heute meldete die Hauptstadt 2.848 Neuinfektionen binnen eines Tages. Damit wurde der vorherige Höchststand vom 7. Januar mit 2520 Fällen übertroffen.
Fachleute hatten schon vor dem Beginn der Spiele gewarnt, dass die Neuinfektionen binnen eines Tages während des Spektakels auf mehr als 3.000 steigen könnten. Die Lage könnte "kritisch" werden, hieß es. Tokio befindet sich im mittlerweile vierten Coronanotstand.
Nicht die Olympiateilnehmer seien das Hauptproblem, hatte der Politikprofessor Koichi Nakano von der Sophia University in Tokio kürzlich gesagt. Vielmehr sei es der Umstand, dass die Spiele überhaupt stattfinden zu einem Zeitpunkt, da die Bevölkerung über den immer wieder verlängerten Coronanotstand zunehmend frustriert
sei. Die Leute werden ungeduldig und hören nicht mehr auf die Regierung
.
Das durch Japans Medien geschürte Interesse an den Spielen trage dazu bei, dass viele Bürger ungeachtet der Appelle der Regierung nicht zu Hause blieben, sondern wie bei den Radrennen so nah wie möglich etwas von Olympia mitbekommen wollten.
Sorgen um die künftige Sportlergeneration äußerte unterdessen Beachvolleyball-Olympiasieger und Sportlehrer Jonas Reckermann. Es besteht auf jeden Fall die Gefahr, dass eine ganze Sportgeneration beeinträchtigt wird – zumal nicht jede Schule solche Rahmenbedingungen hat wie bei uns
, sagte der 42-Jährige in einem Interview des Portals t-online.
Doch der Schulsport ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist der Vereinssport. Und den trifft es mindestens genauso gravierend
, betonte Reckermann, heute Sport- und Erdkundelehrer an der Eliteschule des Sports in Leverkusen.
Meine eigenen Kinder sind sechs und acht Jahre alt und in Sportvereinen aktiv. Dort hat ein Jahr Stillstand geherrscht. Mannschaften wurden aufgelöst, es gab keine Wettkämpfe und lange auch gar kein Training
, schilderte Reckermann, der 2012 In London an der Seite von Julius Brink sensationell Olympia-Gold eroberte.
Die Coronapandemie habe sich natürlich gerade in den Sportklassen ausgewirkt. Wir haben sehr viel Onlineunterricht gemacht
, sagte Reckermann und meinte: Bewegung ist für Körper und Psyche gerade in einer Zeit, in der die Kinder fast nur zu Hause am Schreibtisch gesessen haben, besonders wichtig.
Trotz der Krise und vieler Probleme würde er aber nicht sagen, dass die Generation letztendlich verloren ist. Man kann schon Sachen aufarbeiten, und es war auch nicht so, dass sie ein Jahr lang eingesperrt waren und gar nichts gemacht haben
, erklärte der viermalige Beach-Europameister. Davon abgesehen ist es in anderen Ländern ähnlich und kein spezifisch deutsches Problem.
© dpa/aerzteblatt.de
Aufregung um Konzert in Schönefeld
Das zweifelhafte Freiheitsverständnis von Nena
Der Abbruch des Nena-Konzerts zeigt: Wenn alle entscheiden, was sie gerade als richtig empfinden, schlägt Freiheit in Willkür um.
Der aufgestaute Frust von Künstlerinnen und Künstlern nach Monaten unzumutbarer Arbeitsbedingungen ist mehr als nachvollziehbar. Unschwer lässt sich erahnen, wie ernüchternd es sein muss, endlich wieder auftreten zu dürfen, doch von der Bühne dann lediglich auf Grünflächen mit versprengten Grüppchen von Zuschauern zu blicken. Helge Schneider brach am Wochenende einen Auftritt ab. Auch Nenas Konzert am Berliner Flughafen wurde vorzeitig beendet. Und doch sind beide Fälle nicht vergleichbar.
Schneider entschied für sich und seine Band, dass er so nicht auftreten wolle. Nena aber forderte tausende von Fans auf, näher zusammenzurücken. I don't fucking care! Ich hab die Schnauze voll!
, sagte sie im Bezug auf die Coronamaßnahmen. Ihr Hinweis, dass auch beim Christopher Street Day am Vortag zehntausende eng beieinander auf den Straßen Berlins unterwegs waren, ist vollkommen berechtigt. Doch deutlicher konnte sie die Geringschätzung für Risikogruppen unter ihren Anhängern nicht ausdrücken. Verständlich, dass erboste Besucher das Konzert frühzeitig verließen. Wie gravierend der Vorfall für die zarten Hoffnungen der Veranstaltungsbranche ist, wird sich noch herausstellen.
Das verkürzte Freiheitsverständnis
Darüber machte sich Nena sichtlich keine Gedanken. Wir leben in einer echt krassen Zeit und es geht um die komplette Eigenverantwortung, die jeder für sich tragen muss
, führte sie aus. Ein Satz, der symptomatisch für das verkürzte Freiheitsverständnis des Querdenker-Lagers steht.
Wenn Menschen ein Konzert vorzeitig beenden oder Risiken für sich eingehen wollen, dann ist das ihr gutes Recht. Das aber dort endet, wo sie mit ihrem Handeln andere Menschen gefährden. Freiheit bedeutet nämlich nicht, zu tun und zu lassen, was man will. Freiheit ist vielmehr die Einsicht in die Notwendigkeit, wie Hegel einst sinngemäß schrieb. Und es kann durchaus notwendig sein, für das Wohlergehen und die Freiheit einer Gesellschaft, temporäre Einschränkungen hinzunehmen. Keiner kann den Herausforderungen von Pandemie und Klimawandel durch komplette Eigenverantwortung
begegnen. Wenn alle entscheiden, was sie gerade als richtig empfinden und sich bloß nichts von außen sagen lassen wollen, schlägt Freiheit in Willkür um. Und dann verwirft man auch mal eben Wissenschaft, Logik und Moral. Das Ganze wird hier politisiert und das ist vollkommen ätzend
, urteilte Nena am Sonntagabend. Die Zeit ist reif für ein bisschen Zärtlichkeit? Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Aber anscheinend nicht heute. tgs, ein Kommentar von Hannes Soltau
Integrationsbeauftragte fordert besseres mehrsprachiges Impfangebot
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, fordert ein verbessertes mehrsprachiges Impfangebot in den Kommunen. Nötig ist ein mehrsprachiges und aufsuchendes Informations- und Impfangebot vor Ort. Es gibt gute Beispiele in den Kommunen - von Corona-Lotsen, die vor Ort aufklären über Info-Busse und Lautsprecherwagen bis hin zu mobilen Impfstationen
, sagte die CDU-Politikerin der Rheinischen Post
. Diese Beispiele müssten jetzt lokal und kommunal Schule machen.
Jeder Vierte hat in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte, die meisten erreichen wir über deutschsprachige Medien, aber für Menschen, deren Deutschkenntnisse gering sind, brauchen wir andere Kanäle
, argumentierte Widmann-Mauz. dpa
US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt wegen Delta-Variante Masken in Innenräumen auch für Geimpfte
In einer Verschärfung der Anfang des Monats herausgegebenen Richtlinien empfiehlt die US-Gesundheitsbehörde CDC künftig auch für vollständig Geimpfte das Maskentragen in geschlossenen Räumen. Hintergrund sei die Ausbreitung der Delta-Variante, teilt die Behörde mit. Außerdem sollten nach Ansicht der CDC alle Schüler, Lehrer und Angestellte in Kindergärten und Schulen Masken tragen, unabhängig davon, ob sie geimpft sind. Die CDC-Empfehlungen sind Richtlinien, die Umsetzung obliegt den Bundesstaaten. Mindestens acht verbieten derzeit sogar das Tragen von Masken an Schulen. rtr
US-Regierung prüft Corona-Impfpflicht für Mitarbeiter
Die US-Regierung erwägt, für ihre mehr als zwei Millionen Mitarbeiter eine Corona-Impfpflicht einzuführen. Das wird zur Zeit geprüft
, sagte US-Präsident Joe Biden auf die Frage einer Journalistin nach einer Impfpflicht für Angestellte des Bundes. Aber falls Sie nicht geimpft sind, dann sind Sie nicht annähernd so intelligent wie ich dachte
, sagte Biden am Dienstag (Ortszeit) bei einem Besuch des Büros der Geheimdienstkoordinatorin (ODNI) weiter.
Der Demokrat Biden hat sich gegen eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Die Impfkampagne in den USA tritt inzwischen jedoch auf der Stelle - und das trotz einer Fülle an Impfstoffen und vielen Impfanreizen. Politisch könnte aber selbst eine auf die Angestellten der Regierung begrenzte Impfpflicht heikel werden: Viele Republikaner dürften dies als Eingriff in die individuelle Freiheit zurückweisen. Falls die Impfungen damit zum politischen Zankapfel werden sollten, dürfte es noch schwieriger werden, kritische oder zögernde Anhänger der Republikaner zu überzeugen, sich impfen zu lassen.
Erst am Montag hatte das Veteranenministerium erklärt, dass die medizinischen Mitarbeiter der Krankenhäuser für die früheren Militärangehörigen sich nun gegen das Coronavirus impfen lassen müssen. Ärzte, Zahnärzte, Krankenschwestern und andere medizinische Angestellte haben acht Wochen Zeit, sich die Spritzen geben zu lassen. Bei der Anordnung handelte es sich um die erste Impfpflicht einer größeren Bundesbehörde. Die Ministerien und Behörden des Bundes beschäftigten dem wissenschaftlichen Dienst des Kongresses zufolge 2020 knapp 2,2 Millionen zivile Mitarbeiter. dpa
RKI registriert 2768 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 15,0
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit drei Wochen an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen lag sie bei 15,0 - am Vortag betrug der Wert 14,5, beim jüngsten Tiefststand vom 6. Juli waren es 4,9.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 2768 Corona-Neuinfektionen, wie aus den Zahlen weiter hervorgeht, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.28 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 2203 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 21 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 19 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.761.169 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.649.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.586. RKI
RKI: Delta-Variante in drei Viertel der untersuchten Proben
Die anteilsmäßige Ausbreitung der Delta-Variante hat sich in Deutschland weiter rasch fortgesetzt. Sie erreiche mittlerweile einen Anteil von 74 Prozent an den untersuchten Proben, heißt es in einem Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) mit Blick auf die Woche bis zum 4. Juli. In den Wochen zuvor hatte sich der Delta-Anteil erst von 18 auf 39 und dann auf 60 Prozent erhöht. RKI
Medienbericht: Spahn plant erhebliche Verschärfung der Reiseauflagen
Die Bundesregierung bereitet einem Medienbericht zufolge eine erhebliche Verschärfung der Corona-Reiseauflagen vor. Das Gesundheitsministerium will eine schnellstmögliche Ausweitung der Test-Pflichten bei Einreise
, berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstagausgaben) laut Vorabbericht.
Bisher müssen Flugpassagiere und Einreisende aus Hochrisikogebieten einen negativen Corona-Test vorlegen – es sei denn, sie sind vollständig geimpft oder genesen. Künftig will Minister Jens Spahn (CDU) einen Test offenbar unabhängig davon verlangen, aus welchen Gebieten und mit welchen Verkehrsmitteln die Reisenden nach Deutschland kommen, heißt es in dem Bericht.
Die Abstimmung in der Regierung dazu läuft
, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Wie die Zeitungen weiter berichten, sträubt sich bisher im Kabinett vor allem Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) gegen die Pläne, weil die umfassende Testpflicht unverhältnismäßig sei. Reuters
Veranstalterverband fordert Konzerte nur für Geimpfte
Großveranstaltungen nur noch für Geimpfte und Genesene - das ist laut Verband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft der einzige Weg zurück in die wirtschaftliche Normalität.
Im Bereich der Großveranstaltungen und Konzerte gibt es spätestens ab Ende September, wenn jeder ein Impfangebot bekommen hat, nur diesen Weg
, sagt Jens Michow, geschäftsführender Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV).
Auch das Personal und die Künstler müssten für solche Veranstaltungen dann natürlich geimpft sein.
Die Alternative - Veranstaltungen weiterhin nur mit Abstandsgeboten, Maskenpflicht und begrenzter Besucherzahl - ist laut Michow wirtschaftlich nicht durchführbar. Reuters
RKI: 1545 Neuinfektionen, Inzidenz bei 14,5
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit knapp drei Wochen an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Dienstagmorgen lag sie bei 14,5 - am Vortag betrug der Wert 14,3, beim Tiefststand vom 6. Juli 4,9.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 1545 Corona-Neuinfektionen, wie aus den Zahlen vom Dienstagmorgen weiter hervorgeht, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.37 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 1183 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 38 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 34 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3 758 401 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3 647 700 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91 565. dpa
Coronakrise in Tunesien: Ein Land erstickt
Hunderte Tote am Tag, unvorstellbares Leid in und vor den Krankenhäusern: Die vierte Coronawelle trifft Tunesien härter als alle zuvor.
Die seit drei Wochen rasant steigende Zahl an Corona-Infektionen hat Tunesien in die größte wirtschaftliche und soziale Krise seit der Unabhängigkeit vor 65 Jahren geführt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist die 14-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner am Wochenende auf 837 gestiegen, über 200 Erkrankte sterben täglich in den hoffnungslos überbelegten Intensivstationen der staatlichen Krankenhäuser oder zu Hause.
Videos von Patienten, die mit Atemnot vor Kliniken vergeblich auf eine Behandlung oder auch nur auf Sauerstoff warten, sorgen landesweit für Empörung. Vertreter der Zivilgesellschaft wie der politische Aktivist Kerim Kharat fordern den Rücktritt der Regierung von Premierminister Hichem Mechichi.
Der an den Wochenenden geltende Lockdown wurde jetzt auf das am Dienstag beginnende Opferfest ausgeweitet. Da sich während des "Eid" traditionell die ganze Familie trifft, rechnen viele Experten mit einer weiteren Zuspitzung der Lage. Eine Kommission von Ärzten und Experten hatte zwar eine Unterbrechung des öffentlichen Lebens für mindestens fünf Wochen gefordert, um die weltweit an der Spitze liegenden Infektionen mit der Deltavariante des Virus zu stoppen. Doch aufgrund der miserablen wirtschaftlichen Lage sind selbst Kurzlockdowns aus Sicht der Regierung Mechichi kaum durchsetzbar.
Eine viertägige Schließung der Märkte und Gastronomie hatte im Februar eine Welle von Straßenprotesten ausgelöst, bei denen in zwölf Städten mehr als 2.000 meist junge Demonstranten verhaftet wurden. Tagelöhner und Studenten waren gegen die Tatenlosigkeit der Regierung angesichts der damals tobenden dritten Coronawelle und gegen die dramatische soziale Lage auf die Straße gegangen. Mehr als die Hälfte der tunesischen Arbeitnehmer verfügen weder über einen Arbeitsvertrag noch über soziale Absicherung, coronabedingte Entschädigungen für Einkommensausfälle gibt es in Tunesien nur über staatlich garantierte Kredite, die selbst Hotels nur selten gewährt werden.
Totalausfall der zweiten Touristensaison
Entschlossener als die Regierung, in der völlig unterschiedliche Parteien zusammensitzen, haben die Provinzgouverneure gehandelt. Raja Trabelsi ordnete für den Großraum Sousse zusätzlich zu einem Lockdown verstärkte Polizeistreifen an, die Strände und Cafés vollständig räumten. Auch in Sfax, Kairouan, Zarzis und anderen Städten gelten 14-tägige Ein- und Ausreiseverbote, bis auf Lebensmittelgeschäfte und Apotheken wurden alle Gewerbe geschlossen.
Der damit verbundene Totalausfall der zweiten Touristensaison in Folge hat zur Entlassung vieler Angestellter geführt. Seit die französische Regierung Tunesien als Virusvariantengebiet auf die rote Liste gesetzt hat, dürfen Franzosen nur noch aus triftigem Grund einreisen. Deutschland hat Tunesien als Hochinzidenzgebiet eingestuft und warnt ebenfalls vor nicht notwendigen und touristischen Reisen.
Die in der Mittelmeerbrandung badenden Familien an den Stränden der Vororte der Hauptstadt Tunis sehen nun fast täglich in Tarnfarben lackierte Militärmaschinen im Landeanflug auf den Flughafen. Die Lage ähnelt immer mehr einer humanitären Katastrophe, begleitet von einem drohenden Staatsbankrott. Wir sind im Krieg
, titelte kürzlich die Regierungszeitung La Presse.
Die dennoch vollen Hotels und Bars an den Stränden rund um Tunis sind sinnbildlich für die anhaltende soziale Spaltung in dem sogenannten Vorzeigeland des Arabischen Frühlings. Tatsächlich waren die politischen Parteien und die Regionen nie zerstrittener als jetzt.
Die Armee verteilt Sauerstoff und Impfstoff
Hilfe für die schlecht ausgestatteten Provinzkrankenhäuser kommt in Form von Sauerstoffflaschen und Pumpen aus Ägypten, Mauretanien, Deutschland, Katar, Marokko und anderen Ländern. Die tunesische Armee hat nun die Regie über die Verteilung des dringend benötigten Sauerstoffs und die bisher schleppend verlaufende Impfkampagne übernommen. Am Sonntag brachten Soldaten die ersten Lieferungen in die Krankenhäuser des armen Südwestens, dort wo auch vor 10 Jahren die tunesische Revolution gestartet war.
Investitionen hat es dort in den letzten Jahren weder in der Wirtschaft noch im Gesundheitswesen gegeben. Wer kann, versucht sein Glück in Tunis zu finden
, berichtet ein Arzt im Krankenhaus von Kef, der 45.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt inmitten riesiger Weizenfelder. Dass sich auch in der dünn besiedelten Kornkammer Tunesiens und trotz Temperaturen von bis zu 40 Grad innerhalb weniger Tage Tausende Menschen mit der Deltavariante infiziert haben, erstaunt auch viele Experten.
Auch in Kef wurden Patienten aller Altersgruppen mit Atemnot auf dem Parkplatz vor der örtlichen Klinik behandelt. Oder besser gesagt zwischengeparkt, denn wir hatten weder genügend Beatmungsgeräte noch Sauerstoff
, so der Arzt, der aus Angst um seinen Job anonym bleiben möchte.
Noch dramatischer waren die Videoaufnahmen eines Arztes im Krankenhaus Charles Nicolle in Tunis. Vor dem größten öffentlichen Krankenhaus der Stadt spielen sich jeden Tag Dramen ab. Mit seinem Mobiltelefon dokumentierte ein Arzt die gespenstische Stille auf der Intensivstation – weder staatliche Medien noch die wenigen unabhängigen Medienplattformen hatten über die an ein Kriegsgebiet erinnernden Zustände berichtet, denen Patienten und das medizinische Personal ausgesetzt sind. Die Aufnahmen zeigen: Auf dem Boden liegen Verstorbene neben auf Beatmung wartenden, hustenden Patienten und an einfache Beatmungsgeräte angeschlossenen Schwerkranken.
Auch Diplomaten berichten zunehmend frustriert über die sture und noch nach den Regeln der französischen Kolonialzeit arbeitende Bürokratie im Land. Einige der dringend benötigten Materialien seien erst nach mehreren Monaten abgeholt worden oder waren vom tunesischen Zoll festgehalten worden, berichten mehrere Beteiligte der taz.
Frustrierte Menschen steigen in die Boote nach Italien
Für den 25. Juli haben nun mehrere Bürgerinitiativen zu einem Protest vor dem Parlament aufgerufen. Nehmt euch euer Land zurück
ist das Motto. Die Parlamentarier sind dann allerdings schon im Sommerurlaub. Und sie waren zuletzt vor allem mit sich selbst beschäftigt. Seit die säkulare Oppositionsführerin Abir Moussi von Islamisten der Splitterpartei Karama im Parlament geohrfeigt und getreten wurde, erscheint sie zu den Sitzungen medienwirksam nur noch mit Schutzweste und Motorradhelm.
Viele Menschen haben den Glauben an eine Verbesserung der desolaten Lage aufgegeben und steigen in die Flüchtlingsboote nach Italien. Allein in der letzten Woche kamen 418 Tunesier auf Lampedusa und Sizilien an, davon 170 Minderjährige, berichtet das Tunesische Forum für wirtschaftliche und soziale Rechte (FTDS) – eine Rekordzahl, sagt Sprecher Romdhane Ben Amo.
Unter den Bootsflüchtlingen sind immer mehr Minderjährige. Unter-18-jährige sind eine Garantie für mitreisende Familienangehörige, nicht abgeschoben zu werden. Doch Schuldirektor Mehrez Tarzim aus der Hafenstadt Zarzis berichtet der taz, dass auch immer mehr Schüler auf eigene Faust über Nacht aufbrechen, weil sie nicht daran glauben, auf absehbare Zeit in ihrem Land ein Auskommen zu finden. Aber er warnt: Wenn sie nach einigen Jahren in die Heimat zurückkehren, stehen sie vor dem Nichts.
TUNIS taz
Seehofer droht Ungeimpften mit Ausschluss von Gemeinschaftsveranstaltungen
Mit Blick auf steigende Infektionszahlen ist eine Debatte um mehr Einschränkungen für Ungeimpfte in der Corona-Pandemie entfacht. Das ist keine Diskriminierung der Nicht-Geimpften
, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Interview mit RTL/ntv. Er achte es, wenn jemand sich aus persönlichen Gründen gegen eine Impfung entscheide. Aber die nicht geimpfte Person muss auch einsehen, dass wir die Gesamtgesellschaft schützen müssen und deshalb nur die Geimpften zu größeren Gemeinschaftsveranstaltungen zulassen können.
dpa
Chef Lindner gegen Einschränkungen für Impfverweigerer
FDP-Chef Christian Lindner hat sich gegen Einschränkungen für ungeimpfte Menschen ausgesprochen. Geimpfte, Genesene und negativ Getestete - von denen geht keine besondere Gefahr aus
, sagte Lindner im Morgenmagazin. Daher seien bis auf die Maske im Öffentlichen Personennahverkehr keine Freiheitseingriffe mehr gerechtfertigt. Wir haben Gott sei Dank in unserer Verfassung Freiheitsrechte … Diese Grundrechte stehen nicht in der Verfügungsgewalt des CDU-geführten Kanzleramts und auch nicht des Grünen Ministerpräsidenten Kretschmann.
Kanzleramtsminister Helge Braun hatte am Wochenende angekündigt, Menschen ohne Impfung müssten mit mehr Einschränkungen rechnen. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) brachte eine Impfpflicht ins Spiel, während CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet dies kategorisch ablehnte. rtr
Ausschreitungen bei Corona-Protesten in Frankreich
In Paris und anderen französischen Städten haben rund 161.000 Menschen gegen die Verschärfung der Corona-Regeln demonstriert. Das berichtete der französische Nachrichtensender Franceinfo am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium. Allein in Paris seien rund 11.000 Menschen auf die Straße gegangen.
Am Rande des Protestes kam es in der Hauptstadt im Bereich der Prachtstraße Champs-Élysées zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas und Wasserwerfer ein, wie Fernsehbilder zeigten.
Innenminister Gérald Darmanin verurteilte Gewalt gegen Sicherheitskräfte oder Medienvertreter. Es seien in Paris neun Menschen festgenommen worden. Vor einer Woche hatten nach Angaben von Darmanins Ministerium landesweit rund 114 000 Menschen protestiert.
Die Mitte-Regierung von Premier Jean Castex hatte angesichts eines Anstiegs der Corona-Zahlen strengere Maßnahmen auf den Weg gebracht. Das Land mit rund 67 Millionen Menschen kämpft nach Einschätzung von Castex mit einer vierten Corona-Welle. dpa
Brasilianer gehen gegen Corona-Politik auf die Straße
Tausende Brasilianer sind gegen die Corona-Politik der Regierung von Präsident Jair Bolsonaro auf die Straße gegangen. Bei Demonstrationen im ganzen Land forderten sie am Samstag ein Amtsenthebungsverfahren gegen den rechten Staatschef, mehr Impfungen gegen das Coronavirus und wirtschaftliche Hilfen in der Pandemie, wie das Nachrichtenportal G1
berichtete. Zu Protesten kam es in mindestens 13 Provinzhauptstädten, darunter Rio de Janeiro, Recife und Salvador.
Die Regierung von Präsident Bolsonaro verharmloste die Pandemie von Anfang an und stemmte sich mit Verweis auf die wirtschaftlichen Folgen gegen harte Ausgangsbeschränkungen. Zuletzt zog Bolsonaro auch den Sinn von Impfungen in Zweifel. Mittlerweile prüft ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss Bolsonaros Krisenmanagement in der Pandemie. dpa
Corona-Ausbrüche in Clubs häufen sich – Tausende in Quarantäne
In einigen Teilen des Landes sind Disco-Besuche wieder erlaubt. Und das hat offenbar Folgen: Allein in Hannover sind 3.000 Partygäste in Quarantäne.
Aufgrund niedriger Infektionszahlen haben viele deutsche Bundesländer ihre Corona-Regeln gelockert, auch Clubs dürfen seit einiger Zeit wieder ihre Innenräume öffnen. Gleichzeitig mehren sich die Meldungen von Corona-Ausbrüchen in Diskotheken. In Niedersachsen, wo das Tanzen in Innenräumen seit Anfang Juni wieder erlaubt ist, steigen die Infektionszahlen vor allem unter jungen Menschen an.
In der Region Hannover sind aktuell 3000 Menschen in häuslicher Quarantäne, weil sie sich mit einer infizierten Person in Discos, Clubs oder Bars aufgehalten hatten. Das berichten der NDR und weitere lokale Medien. In einem Fall habe ein Infizierter auf einer Party 25 weitere Menschen angesteckt.
Das Gesundheitsamt bringe das in eine schwierige Lage, sagte ein Sprecher dem NDR. Wenn beispielsweise zwei Infizierte in einer Diskothek mit 500 anderen Menschen gefeiert hätten, dann müssten alle 500 Personen kontaktiert werden. Das Coronavirus könne sich in solchen Fällen auch schnell in der Bevölkerung verbreiten. In einem Fall habe das Gesundheitsamt so viele Folge-Infektionen festgestellt, dass die infizierten Personen mit den Personen aus dem Club gar nichts mehr zu tun gehabt hätten.
Auch in Osnabrück feierte ein mit Corona infizierter Mann in einer Diskothek. Nun könnten mehr als 400 Besucher in Quarantäne geschickt werden. Das hänge davon ab, welche Virus-Variante der Disko-Besucher gehabt habe, sagte eine Stadtsprecherin der dpa am Freitag. Bei der Delta-Variante seien die Geimpften und Genesenen von der Quarantäne ausgenommen, bei der ansteckenderen Gamma-Variante müssten auch sie in Quarantäne. Das Auswertung soll am Montag abgeschlossen sein.
Insgesamt hatten den Angaben zufolge etwa 405 Menschen aus der Region Osnabrück zu dem aus dem Landkreis Vechta stammenden Besucher Kontakt. Bei ihm wurde inzwischen eine Infektion nachgewiesen und inzwischen zeige er auch Krankheitssymptome, hieß es.
In der Nacht vom vergangenen Samstag auf Sonntag hatten sich in der Diskothek 1370 Menschen per App registriert. Die Quarantäne der Betroffenen werde bis zum 1. August andauern. In diesem Zeitraum sollen sie zweimal getestet werden. Wie viele weitere Betroffene aus anderen Landkreisen und Regionen kommen, sei der Stadt nicht bekannt, sagte die Sprecherin.
Viele junge Menschen in Niedersachen infiziert
Das Coronavirus verbreitet sich in Niedersachen vor allem unter jungen Menschen. Einem Bericht der NDR zufolge ist jeder zweite Corona-Erkrankte zwischen 15 und 29 Jahre alt. Gerade in dieser Altersgruppe ist die Impfquote gering.
Niedersachsen erwägt nun, die Corona-Regeln anzupassen. Man müsse auf die in manchen Regionen mit besorgniserregendem Tempo
ansteigenden Infektionszahlen reagieren, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Kathrin Riggert am Freitag in Hannover. So solle vermieden werden, dass mit steigenden Inzidenzwerten bald Bereiche von Einschränkungen betroffen sind, die mit der Entwicklung des Infektionsgeschehens gar nichts zu tun haben
, während andere die Pandemie antreiben.
Als Beispiel nannte sie Tanzveranstaltungen, bei denen es in der Vergangenheit immer wieder zu Ausbrüchen gekommen sei. Konkret sollen Diskotheken, Clubs, Bars und Shisha-Einrichtungen bei einer Inzidenz über 10 wieder schließen müssen. Bisher lag die Grenze bei 35.
Auch in Nordrhein-Westfalen dürfen die Clubs seit 9. Juli wieder öffnen. Auch hier kam es zu Ausbrüchen. In Aaachen mussten 900 Clubbesucher in Quarantäne, nachdem an zwei Abenden Infizierte in einem Club waren, berichtet der WDR.
Ebenso in Baden-Württemberg. Dort dürfen Clubs mit bis zu 30 Prozent der zugelassenen Kapazität öffnen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz unter 10 liegt.
34 Delta-Infizierte nach Clubnacht in Karlsruhe
Anfang Juli war es zu einem Ausbruch in einem Club in Karlsruhe gekommen: 200 Menschen hatten dort in der Nacht vom 2. Juli gefeiert, unter ihnen eine Infizierte Mallorca-Urlauberin. Später wurde das Coronavirus bei 34 Personen nachgewiesen, bei allen Infektionen handelte es sich um die Delta-Variante. Sechs der betroffenen Personen hatten sich trotz doppelter Impfung infiziert.
Wie der SWR berichtete, sollen sich 25 der Infizierten direkt im Club angesteckt haben, bei allen anderen soll es sich um weitere Kontakte handeln. Die Nachverfolgung der Partygäste habe sich laut Landratsamt als sehr schwierig dargestellt, weil die Datenerfassung per Papier erfolgt ist. Jeder zweite Zettel sei nicht ohne Weiteres verwertbar gewesen, weil Angaben falsch oder unvollständig gewesen seien, erklärte Gesundheitsamtsleiter Peter Friebel.
Auch ein europäisches Nachbarland machte schlechte Erfahrungen mit Cluböffnungen. In den Niederlanden mussten die Clubs am 10. Juli nur zwei Wochen nach ihrer Wiederöffnung wegen steigender Infektionszahlen wieder schließen. tgs, Julia Weiss
RKI registriert 1919 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 13,6
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit zweieinhalb Wochen kontinuierlich an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Samstagmorgen lag sie bei 13,6 - am Vortag betrug der Wert 13,2 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9. Demnach meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI zuletzt binnen eines Tages 1919 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen vom Samstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.35 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 1608 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 28 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 22 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.754.511 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.644.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.520. RKI
Impfpflicht-Gegner gehen in Frankreich erneut auf die Straße
In Frankreich haben Gegner der geplanten Impfpflicht für das Gesundheitspersonal für Samstag erneut zu Demonstrationen aufgerufen. Kundgebungen sind unter anderem in Paris, Lyon, Rennes und anderen Städten geplant. Dabei soll auch gegen den Gesundheitspass protestiert werden, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativ-Test gibt. Seit dieser Woche ist der Pass in Kinos oder Museen Pflicht, ab August auch in Cafés und Restaurants. Die Regierung will die gesetzliche Grundlage bis Sonntag im Schnellverfahren vom Parlament besiegeln lassen.
Am vergangenen Samstag hatten in Frankreich mehr als 110.000 Menschen vor einer "Gesundheits-Diktatur" gewarnt. Auch Anhänger der Gelbwesten
-Bewegung und Rechtsaußen-Politiker mischten sich unter die Demonstranten. Die Regierung will mit den neuen Auflagen die massiv gestiegenen Infektionszahlen eindämmen. AFP
Patientenschützer kritisiert geringe Impfbereitschaft jüngerer Menschen
Patientenschützer werfen den jüngeren Generationen eine mangelnde Impfbereitschaft vor. Obwohl mittlerweile Impfstoff für täglich zwei Millionen Menschen bereitsteht, werden nur 500.000 Dosen abgerufen, denn der Impffortschritt dümpelt in der jungen und mittleren Generation vor sich hin
, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der Neuen Osnabrücker Zeitung
. Es sei allerhöchste Zeit, dass jetzt auch die Jüngeren ihre Impfsolidarität in der Pandemie unter Beweis stellen.
Immer wieder sei beklagt worden, die Jungen müssten zugunsten Älterer auf ihre Freiheit verzichten, sagte Brysch der Zeitung. Dass die Impfbereitschaft bei ihnen nun so gering sei, zeige, dass an dem Vorwurf nichts dran war
. Die über 60-Jährigen hingegen würden mit erwartbarer fast 90-prozentiger vollständiger Impfquote ihren Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen
. Schon jetzt hätten 85 Prozent dieser Altersgruppe das Impfangebot angenommen. AFP
Mehr als 40 Millionen bestätigte Infektionen in Lateinamerika und der Karibik
In Lateinamerika und der Karibik sind seit dem Beginn der Corona-Pandemie mehr als 40 Millionen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Zahl der Toten stieg auf 1.353.335 Menschen, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage offizieller Daten am Samstag ergab.
In zahlreichen Ländern stiegen die Inzidenzen zuletzt wieder an, unter anderem befeuert durch die Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante. Weltweit wurden bisher rund 193 Millionen Menschen positiv getestet. 4.143.687 Menschen starben. AFP
Inzidenz steigt seit über zwei Wochen - 2089 Neuinfektionen
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit über zwei Wochen kontinuierlich an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Freitagmorgen lag sie bei 13,2 - am Vortag betrug der Wert 12,2 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9.
Demnach meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI zuletzt binnen eines Tages 2089 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen vom Freitagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.25 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 1456 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurde nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 34 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 18 Tote gewesen.
Laut Daten, die der Tagesspiegel zusammenträgt, befinden sich inzwischen wieder drei Landkreise über der Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen: Göppingen (Inzidenz von 77), Kaiserslautern (61) und Solingen (54). tgs
Italien verschärft Maßnahmen wieder
Angesichts steigender Infektionszahlen erlässt Italien wieder neue Corona-Regeln. Ab dem 6. August ist unter anderem für Restaurantbesuche im Innenbereich, in Museen, Fitnessstudios und Schwimmbädern mindestens ein einfacher Impfnachweis, ein negativer Corona-Test oder ein Genesungsnachweis notwendig. Dies gab der italienische Ministerrat am Donnerstagabend bekannt. Der Notstand wurde einer Mitteilung zufolge bis zum 31. Dezember verlängert.
In dem Land mit rund 60 Millionen Einwohnern ist die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder gestiegen. Experten zufolge wurden vor allem bei jungen Menschen mehr Ansteckungen registriert. Die Delta-Variante ist bedrohlich, weil sie sich schnell ausbreitet
, sagte Ministerpräsident Mario Draghi bei einer Pressekonferenz am Abend. Gesundheitsminister Roberto Speranza betonte, dass sich die Menschen impfen lassen sollten.
Den Angaben zufolge sollen für die Einteilung der Risiko-Zonen gegen die Pandemie (weiße, gelbe, orangene und rote Zonen) ab August neue Regeln gelten. Statt der Inzidenz werden demnach künftig die Auslastung der Krankenhausbetten auf den Covid-19-Stationen sowie auf den Intensivstationen die entscheidenden Parameter sein.
Am Donnerstag registrierten die Gesundheitsbehörden in Italien knapp 5057 Neuinfektionen binnen eines Tages und 15 Tote. Mehr als 53 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre wurden bislang vollständig geimpft. dpa
Ethikratsvorsitzende besorgt über Fortgang der Corona-Pandemie
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, mahnt zu einem weiteren Ernstnehmen der Corona-Pandemie. Ich habe die Sorge, dass Ermüdung und Überdruss inzwischen groß sind
, sagte sie im Interview der Rheinischen Post
. Zudem hätten viele Menschen die Vorstellung, nur das zu tun, was vorgeschrieben sei. Wir brauchen aber eine neue Form geteilter Verantwortung von Staat, Gesellschaft und jedem Einzelnen - zum eigenen Schutz und dem Schutz anderer.
Vonseiten der Politik brauche es eine klare und wertschätzende Kommunikation, die auf die Zielgruppen abgestimmt ist
, sagte Buyx. Zudem hoffe sie, dass derzeit alle Vorbereitungen für einen sicheren Schulbetrieb getroffen würden: Es war dazu ja nun über ein Jahr Zeit.
Generell gelte es, weniger in Kategorien von Einschränkungen und Lockdown zu denken: Nicht Gesundheit oder Freiheit, sondern Gesundheit in Freiheit.
So könnten regelmäßige Tests und Masken hilfreich sein, um eine vierte Welle flach zu halten - auch wenn diese nicht mehr vorgeschrieben seien. KNA
Ethikratsvorsitzende Woopen gegen erneute Schulschließungen
Ethikratsvorsitzende Woopen gegen erneute Schulschließungen - KBV-Chef Gassen warnt vor überhastetem Vorgehen
.
Die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, Christiane Woopen, hat angesichts steigender Corona-Neuinfektionen vor erneuten Schulschließungen gewarnt. Es muss alles Erdenkliche getan werden, um die Kinder vor weiteren Belastungen aus der Schließung von Schulen zu schützen
, sagte Woopen im Interview mit der Rheinischen Post
. Die Professorin für Medizinethik fügte hinzu: Steigende Infektionszahlen dürfen nicht mehr automatisch dazu führen, dass die Schulen schließen.
Es sei zu hoffen, dass über die Sommerferien alle Vorbereitungen für einen sicheren Schulbetrieb getroffen werden, es war dazu ja nun über ein Jahr Zeit
, sagte Woopen. Um sicheren Schulbetrieb zu ermöglichen, brauche es gar nicht so viel: regelmäßige PCR-Massentests, die Corona-Warnapp oder ähnliche Lösungen vor Ort, Hygieneregeln und Luftreinigungsanlagen.
Woopen war auch Mitglied des Expertenrats, der die NRW-Landesregierung während der Pandemie beraten hatte. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte das Gremium vor Kurzem aufgelöst und dies damit begründet, dass die wesentlichen Fragen der Pandemie aus wissenschaftlicher Sicht zunächst geklärt seien.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, warnte Bund und Länder angesichts steigender Corona-Infektionszahlen vor überhastetem Vorgehen
und einem erneuten Lockdown. Es ist zunächst einmal nicht überraschend, dass die Fallzahlen wieder steigen. Das alleine aber ist wenig aussagekräftig, da sich die Inzidenzen mit steigender Impfquote von der Zahl der schweren Verläufe entkoppeln
, betonte Gassen. AFP
Intensivmediziner fordern Erhöhung des Impftempos
Intensivmediziner fordern eine Erhöhung des Impftempos, um eine vierte Welle mit der hochansteckenden Delta-Variante besser unter Kontrolle zu halten. Es ist das Wichtigste, dass sich möglichst viele vollständig impfen lassen. Das ist unsere effektivstes Mittel gegen die Pandemie. Nur so lässt sich die vierte Welle abschwächen
, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, den Zeitungen der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge.
Um gegen die Delta-Welle gerüstet zu sein, sei eine Impfrate von 85 Prozent nötig. Marx sei besorgt, weil etwa zehn Millionen Menschen in Deutschland nicht vollständig und 32 Millionen gar nicht geimpft seien. Reuters
Impfdurchbrecherbisher in Berlin
Trotz Impfung an Covid-19 erkrankt
In Berlin gibt es bisher 433 Impfdurchbrecher
1,6 Millionen Berliner sind durchgeimpft – mehr als 400 erkrankten trotzdem an Corona, einige starben. Die Zahl ist gering, dürfe aber nicht ignoriert werden, sagt der Senat.
In Berlin sind 433 Fälle bekannt, in denen es auch nach Corona-Impfungen zu einer Erkrankung an Covid-19 gekommen ist. Das teilte Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) am Dienstag nach einer Sitzung des Senats mit.
Das nennt man Impfdurchbrecher, wo der Impfschutz nicht reicht, sondern der Virus trotzdem seinen Weg findet und zu einer Erkrankung führt.
Die Zahl sei allerdings verschwindend gering im Verhältnis zu den Menschen, die mittlerweile durchgeimpft seien.
Das heißt, die Impfung hilft auch wirklich gegen Ansteckungen und gegen die Delta-Variante
, sagte Scheel. In Berlin haben laut dem offiziellen Corona-Lagebericht von Dienstag bereits mehr als 1,6 Millionen Menschen ihre zweite Impfdosis erhalten. Aber trotzdem darf man das nicht kleinreden
, sagte Scheel. Denn ein Impfdurchbruch kann auch gravierende Folgen haben, es gibt auch Todesfälle zu beklagen unter diesen Impfdurchbrechern.
Der steigende Wert bei der Sieben-Tage-Inzidenz, der in Berlin bei 18 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche liegt, sei noch kein Grund zu großer Sorge, sagte der Senator. Aber das bestätigt uns, dass die Frage der Impfung das zentrale Thema ist.
Im Senat sei darüber gesprochen worden, wie sich die Impfbereitschaft erhöhen lasse. Die gute Botschaft ist, dass wir bis Ende September in der Lage sind, was die Impfdosen angeht, 90 Prozent der über Zwölfjährigen durchzuimpfen
, sagte Scheel. Das bedeutet aber auch, dass eben noch ein relevanter Anteil von Bürgerinnen und Bürgern des Landes Berlin Impftermine wahrnehmen muss.
Wichtig seien niedrigschwellige Angebote. Deshalb werden wir ab Freitag dieser Woche in den Impfzentren, in denen Moderna angeboten wird, freie Slots am Nachmittag anbieten, wo also keine vorherige Terminvereinbarung notwendig ist, sondern wo die Leute einfach hinkommen können.
Viele sind laut dem Senator impfbereit, das Buchen des Impftermins sei aber eine Zugangsbarriere
und damit offenbar ein Problem.
Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung soll es das neue Angebot fürs Spontan-Impfen
zunächst für voraussichtlich vier bis sechs Wochen jeweils zwischen 14 und 17 Uhr in den Impfzentren in Tegel, auf dem Messegelände in Charlottenburg und im Erika-Heß-Eisstadion in Wedding geben. dpa
Stiko-Mitglied: Statt der Kinder mehr Erwachsene impfen
Die Medizinerin Eva Hummers, die der Ständigen Impfkommission des RKI angehört, hat an die noch nicht gegen Corona geimpften Erwachsenen appelliert, sich die Spritze geben zu lassen - auch zu Gunsten der Kinder. Es kann ja nicht sein, dass wir jetzt die Kinder in die Verantwortung nehmen und sagen, sie müssen sich impfen lassen, um impfunwillige Erwachsene in ihrem Umfeld zu schützen, während wir noch nicht wissen, ob die Impfung möglicherweise oder in welchem Umfang sie möglicherweise für die Kinder eine Gefährdung ist
, sagte Hummers dem Mannheimer Morgen
.
Zugleich kritisierte die Professorin aus Göttingen die Forderungen an die Ständige Impfkommission (Stiko), die Corona-Impfung auch für Kinder zu empfehlen. Ich finde es nicht sachgerecht und auch unangemessen, wenn die Stiko von manchen Politikern als eine etwas verschlafene Gruppe dargestellt wird, die man daran erinnern müsse, eine
, sagte Hummers, die seit 2011 Mitglied der Kommission ist. Meinung
zu äußernEine Stiko-Empfehlung ist immer das Ergebnis einer systematischen Aufarbeitung aller verfügbaren Daten. Dafür hat sie eine eigene Geschäftsstelle mit hoch qualifizierten Wissenschaftlern, die diese aufwendige Arbeit vorbereitet.
dpa
Frankreich verschärft Corona-Maßnahmen auch für Touristen
Angesichts deutlich steigender Corona-Infektionszahlen verschärft Frankreich ab heute die Auflagen für Einheimische und auch für Touristen. In Sehenswürdigkeiten wie dem Pariser Eiffelturm sowie in Freizeitparks, Konzertsälen, Museen oder Kinos mit mindestens 50 Besuchern wird ein sogenannter Gesundheitspass Pflicht. Er gibt Aufschluss über eine Impfung, eine überstandene Infektion oder einen negativen Corona-Test. In Diskotheken und bei Festivals gilt er bereits.
Touristen oder andere Frankreich-Reisende aus dem Ausland können eine vollständige Impfung etwa mit dem EU-weit gültigen Corona-Zertifikat auf dem Handy nachweisen. Ein negativer Corona-Test darf in der Regel höchstens 48 Stunden alt sein und kann auch in Papierform vorliegen. Bei Verstößen drohen Geldbußen von bis zu 1500 Euro. Am Wochenende hatten zehntausende Franzosen gegen die neuen Maßnahmen demonstriert. Die Regierung begründet sie mit der hoch ansteckenden Delta-Variante. AFP
Studie: Doppelimpfungen mit Biontech/Pfizer oder Astrazeneca hoch wirksam gegen Delta-Variante
Eine britische Studie bestätigt eine hohe Wirksamkeit der Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Astrazeneca gegen die Delta-Variante des Coronavirus. Zwei Dosen des Impfstoffs Covid-19 von Biontech/Pfizer oder Astrazeneca seien gegen die hochgradig übertragbare Delta-Variante des Coronavirus fast genauso wirksam wie gegen die bisher dominierende Alpha-Variante, heißt es in der im New England Journal of Medicine veröffentlichten Untersuchung. Demnach sind zwei Impfungen mit Biontech/Pfizer 88 Prozent wirksam, um eine symptomatische Erkrankung durch die Delta-Variante zu verhindern, verglichen mit 93,7 Prozent gegen die Alpha-Variante. Die Zweifachimpfung mit Astrazeneca schützt zu 67 Prozent wirksam gegen die Delta-Variante, verglichen mit 74,5 Prozent gegen die Alpha-Variante. Reuters
Entsetzliches Ego
und Olympia
Bach ist Japans absolute Persona non grata
Fast ganz Japan wettert gegen Thomas Bach und fürchtet das Superspreader-Event Olympia. Der IOC-Boss facht das Feuer weiter an, indem er Hiroshima instrumentalisiert und durch das Land im Notstand jettet. Dann ist da noch diese Sache mit den Chinesen
.
Sie sind hier nicht willkommen
, steht auf den Plakaten geschrieben. Raus hier
, oder Sagt die Olympischen Spiele ab
. An diese Schilder sollte Thomas Bach mittlerweile gewöhnt sein. Wo auch immer der Boss des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Japan aufschlägt, verfolgen ihn einige seiner vielen Gegner im Land.
So waren die Proteste auch am vergangenen Freitag erneut zu sehen und hören. Als Bach das Gedenkzentrum in Hiroshima besuchte, der an die Opfer des Atombombenabwurfs 1945 durch die US-Amerikaner erinnert, während sein Vize John Coates in Nagasaki zeitgleich dasselbe tat. Eine Inszenierung, die den Japanern überhaupt nicht gefiel. Sie erkennen in der Aktion - zu einer Zeit, in der Infektionszahlen wieder ansteigen, der Notstand herrscht und die Menschen in Japan ihre Bewegung auf das Nötigste einschränken sollen - vielmehr eine Instrumentalisierung. Einen Versuch Bachs, sich als weltmännischer Friedensapostel zu präsentieren und nach dem Friedensnobelpreis zu greifen.
Der IOC-Boss verließ mit seinem Hiroshima-Besuch die viel zitierte Blase
, in der sich alle Olympia-Beteiligten aufhalten und die das Land vor der Corona-Gefahr schützen sollte. Auch deshalb gab es eine Online-Petition gegen die Aktion mit mehr als 70.000 Unterschriften. Die Spiele seien gerade kein Fest des Friedens
, heißt es darin, weil sie vom IOC trotz Corona-Notstand durchgeboxt würden und die Gesundheit und das Leben der Menschen
missachteten.
70 Prozent der Japaner gegen die Spiele
Die Petition warnte ebenfalls davor, dass das Friedensbild Hiroshimas nicht missbraucht
werden dürfe. Auch andernorts war der Vorwurf der Inszenierung in Bezug auf die Orte der Atombombenabwürfe zu hören. Gerade, weil Bach betont hatte, der bildträchtige Besuch habe nichts mit Politik zu tun. Präsident Bach entblößt seine Begierde
, schrieb etwa das Boulevardblatt Nikkan Gendai
. Der Wunsch, Hiroshima zu besuchen, zeugt von einem entsetzlichen Ego und zielt auf den Friedensnobelpreis ab.
Schon länger gilt es als nicht gerade gut gehütetes Geheimnis, dass Bach auf eben jene Auszeichnung für besondere Verdienste der Friedensarbeit schielt und deshalb Aktionen wie in Hiroshima unternimmt, die nord- und südkoreanischen Mannschaften gemeinsam auflaufen lässt oder Flüchtlingsteams zu den Olympischen Spiele zulässt. Kritiker merken an, dass das IOC nur allzu gerne mit autoritären Regimen kooperiert, weisen auf Bachs vielfältige ökonomische Interessen hin und werfen ihm Doppelzüngigkeit vor, wenn er meint, seine Auftritte würden nicht politisieren.
In Japan ist der Gegenwind für Bach so heftig wie mannigfaltig, etwa 70 Prozent der Japaner sprechen sich gegen die Spiele aus. Selbst der japanische Autoriese Toyota, einer der Top-Sponsoren der Spiele, zog am Montag kurzfristig bereits vorbereitete Werbespots aus dem Verkehr und lässt seinen Chef nicht an der Eröffnungszeremonie am 23. Juli teilnehmen. Die Angst vor Imageschäden ist groß, das hat auch mit dem Auftreten des IOC-Präsidenten zu tun.
Geringe Impfquote, große Angst
Dazu brodelt es in der Gesellschaft. Eine jüngste Petition, um Olympia doch noch abzusagen, wurde mit 450.000 Stimmen an die japanische Regierung übergeben. Im Mai hatte Bach in einer Rede an den Hockey-Weltverband gesagt: Jeder in der olympischen Gemeinde muss Opfer bringen.
Die japanische Bevölkerung reagierte schockiert, während das Olympische Komitee schnellstmöglich zurückruderte.
Viele der japanischen Bürger fühlen sich von Bach und seiner Propaganda-Maschine vor den Kopf gestoßen. Dass etwa 60.000 Beteiligte aus aller Welt in das von Corona gebeutelte Land reisen und dass der IOC-Boss die Spiele gegen alle Widerstände eiskalt durchdrückt und damit Menschenleben aufs Spiel setzt, ist für die 126 Millionen Japaner ein Schlag ins Gesicht. Nur etwa 20 Prozent von ihnen sind vollständig geimpft. Dass Bach sich jetzt erneut für Zuschauer bei Olympia einsetzt, sollte sich die Corona-Lage während der Spiele verbessern, sorgt nur noch für Kopfschütteln im Land.
Tausende Ärzte hatten sich für eine Absage der Spiele eingesetzt. Bach ließ als Antwort folgen, dass eine Absage nie eine ernstzunehmende Option gewesen sei. Die Infektionszahlen in Japan steigen rasant an und die Angst, dass wieder Infektionshöchststände wie im März und Mai erreicht werden und neue Varianten ins Land gelangen könnten, erscheint realistisch. Besonders, nachdem bereits erste Corona-Infektionen im Olympischen Dorf aufgetreten sind. Die Blase
, die laut Bach sicher sein sollte, ist schon der Eröffnungsfeier geplatzt. Japanische Zeitungen berichten von überfüllten Flughäfen und verwirrten Hotelangestellten, die Olympia-Teilnehmer und andere Gäste nicht unterscheiden könnten.
Bachs Blase ist geplatzt
Inländische und ausländische Medien kritisieren, dass die Bewegungsfreiheit von Journalistinnen und Journalisten bei den Spielen in Tokio - und damit die Pressefreiheit - massiv eingeschränkt sein wird. IOC-kritische Berichterstattung wird es dadurch weniger geben. Viele Medienvertreterinnen und -Vertreter (wie der Autor dieses Textes) sind zu Hause geblieben.
Die Olympischen Spiele kosten natürlich auch viel Geld. Milliarden an Steuergeldern gibt Japan aus - während Corona-Regeln und -Verbote der Gesellschaft und der Wirtschaft zusetzen. Kaufhäuser und Restaurants müssen um 20 Uhr schließen, letztere dürfen schon länger keinen Alkohol mehr ausschenken und bangen um Umsätze.
Neben der japanischen Bevölkerung steht ein weiterer Verlierer der Olympischen Spiele schon vor ihrem Beginn fest. Als wäre der Gegenwind nicht heftig genug, trat Thomas Bach gleich zu Beginn seines Aufenthalts in Japan noch einmal in ein riesiges Fettnäpfchen. Bei seiner ersten Pressekonferenz wollte er eigentlich die Angst der Japaner mindern, sprach sie aber als Chinesen
an. Um zur Persona non grata Nummer eins in Japan zu werden, hätte Bach diesen Fauxpas jedoch gar nicht mehr benötigt. ntv.de, von David Bedürftig
Deutschland:
Inzidenz steigt seit über zwei Wochen - 2.203 Neuinfektionen
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit über zwei Wochen kontinuierlich an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Mittwochmorgen lag sie bei 11,4 - am Vortag betrug der Wert 10,9 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9. Demnach haben die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI zuletzt binnen eines Tages 2.203 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Mittwochmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.36 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 1.548 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 19 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 28 Tote gewesen. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.416. dpa
Starker Zuwachs bei Corona-Infektionen:
Jetzt nicht locker lassen
Trotz steigender Inzidenz werden vielerorts die Vorsichtsmaßnahmen aufgehoben. Gerade jetzt sei vor leichtfertigen Schritten gewarnt.
Dass die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland wieder steigt, ist inzwischen allgemein bekannt. Doch wie stark dieser Anstieg ist, haben in der Politik viele noch nicht mitbekommen. Dort herrscht immer noch Freude darüber, dass der Inzidenzwert einstellig ist. Dass der entscheidende Wert die Veränderungsrate ist, haben auch bei der vierten Welle noch nicht alle verstanden. Und die sieht derzeit leider gar nicht gut aus:
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen ist zuletzt um mehr als 50 Prozent pro Woche gestiegen. Wenn es bei diesem Wachstum bliebe, wäre die derzeit noch einstellige Inzidenz in sechs Wochen wieder dreistellig. Dass es so kommt, ist nicht gesagt – schließlich wird die Quote der vollständig Geimpften bis dahin noch stark steigen. Doch was dadurch an zusätzlichem Schutz gewonnen wird, droht durch mangelnde Vorsicht an anderer Stelle verloren zu gehen.
Denn trotz der steigenden Zahlen werden die Regeln vielerorts gelockert: So dürfen in Nordrhein-Westfalen seit letzter Woche Diskotheken und Clubs wieder öffnen. In Sachsen fällt an diesem Freitag die Maskenpflicht im Einzelhandel. Bei der Aufhebung der Schutzmaßnahmen wird oft argumentiert, dass Corona durch die Impfungen kein großes Problem mehr sei. Und es stimmt ja auch, dass vollständig Geimpfte vor schweren Verläufen und Tod ziemlich gut geschützt sind.
Die gleiche Zahl von Infektionen führt darum in Zukunft zu weniger Intensivpatient*innen und Toten als in der Vergangenheit. Doch zum einen sind aktuell noch nicht einmal die Hälfte der Menschen doppelt geimpft, und zumindest die Kinder unter 12 werden auf absehbare Zeit ungeimpft bleiben. Zum anderen steigt die Zahl der Toten und Schwerkranken dank der Impfungen bei zunehmenden Neuinfektionen zwar weniger stark, aber sie steigt trotzdem – das ist in England mit seiner hohen Impfquote klar zu sehen.
Nichtsdestotrotz stehen aufgrund der Impfungen die Chancen gut, dass ein neuer Lockdown nicht nötig sein wird. Es wäre aber unklug, diese gute Perspektive jetzt durch voreilige Lockerungen aufs Spiel zu setzen. taz
Neun weitere Corona-Fälle bei Olympia
Vor Beginn der Olympischen Spiele von Tokio haben die Organisatoren neun weitere Corona-Fälle registriert. Darunter sei ein Athlet im olympischen Dorf, teilte das Organisationskomitee in seinem am Dienstagmorgen veröffentlichten Corona-Tagesbericht. Die Zahl der seit 1. Juli ermittelten positiven Tests stieg damit insgesamt auf 67. Zu diesen Fällen kommen noch vier von den Präfekturen gemeldete positive Tests. Die regionalen Behörden sind jedoch nicht dazu verpflichtet, Bericht über Corona-Fälle in Bezug auf die Sommerspiele zu erstatten. dpa
Inzidenz in Spanien schnellt in die Höhe
In Spanien nimmt die Infektionsrate weiter zu. Die 14-Tage-Inzidenz stieg auf 600 am Montag von 537 am Freitag, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Seit Freitag wurden 61.628 Neuinfektionen gemeldet. Aufgrund rasant steigender Infektionszahlen hatte die Bundesregierung vor zehn Tagen ganz Spanien einschließlich Mallorca zum Risikogebiet erklärt. [Qelle: Reuters
Gericht erklärt Impfpflicht an US-Universität für rechtmäßig
Ein US-Bundesrichter hat am Montag die Corona-Impfpflicht einer Universität für rechtmäßig erklärt. Acht Studenten hatten gegen die verpflichtende Impfung für die 90.000 Studenten und 40.000 Angestellten der Indiana University vor dem Gericht in South Bend geklagt. Die Entscheidung von Richter Damon Leichty kann noch vor dem Obersten Gerichtshof angefochten werden. Die Universität hatte die Impfpflicht erlassen, Ausnahmen aus religiösen oder medizinischen Gründen aber zugelassen.
Die US-Verfassung erlaube es, unerwünschte medizinische Behandlungen auf der Grundlage der körperlichen Autonomie zu verweigern
, erklärte Leichty in seinem Urteil. Sie erlaube der Universität aber auch einen angemessenen und gebührenden Impfprozess im legitimen Interesse der öffentlichen Gesundheit
.
Die Impfkampagne in den Vereinigten Staaten, die zunächst enorme Fortschritte gemacht hatte, ist in den vergangenen Wochen ins Stocken geraten. Etwa 68 Prozent der Erwachsenen haben bislang mindestens eine Impfdosis erhalten. AFP
Fast alle Corona-Beschränkungen in England aufgehoben
In England sind am Montag trotz steigender Corona-Infektionszahlen die meisten Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. Damit fallen nach Regierungsangaben unter anderem die Maskenpflicht und Abstandsregeln weg. Zudem dürfen Diskotheken wieder öffnen, Theater und Sportstadien sämtliche Plätze besetzen. Auch die Empfehlung zum Homeoffice wird aufgehoben. Ausnahmen gelten in London, wo die Maskenpflicht im Nahverkehr bestehen bleibt.
Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte den umstrittenen Öffnungsschritt mit der hohen Impfquote im Land begründet. Die Lockerungen sind in Großbritannien hochumstritten. Die Opposition wirft der Regierung Rücksichtslosigkeit vor, Wissenschaftler befürchten eine erneute große Corona-Welle.
Premier Johnson hatte die Bürger im Vorfeld des Tags der Freiheit
am Sonntag zu Vorsicht und Eigenverantwortung gemahnt. Bereits jetzt breitet sich die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus in Großbritannien stark aus. Bestehen bleiben die bisherigen Restriktionen zunächst in den in der Gesundheitspolitik eigenständigen Provinzen Wales und Schottland. AFP
Keine Quarantänepflicht für geimpfte Mitarbeiter im Gesundheitswesen in Großbritannien
In Großbritannien dürfen geimpfte Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialwesens Regierungsangaben zufolge auch nach dem Kontakt mit einem Infizierten weiter arbeiten. "Während wir lernen, mit diesem Virus zu leben, ist es wichtig, dass wir sicherstellen, dass das Personal an vorderster Front weiterhin die bestmögliche Pflege und Unterstützung für die Menschen im ganzen Land bieten kann", sagt Gesundheitsminister Sajid Javid, der sich nach einem positiven Testergebnis am Samstag in Quarantäne befindet. Die Ausnahmeregelung gelte für vollständig geimpfte Beschäftigte, deren Ausfall ein erhebliches Risiko für die Versorgung darstellen würde. Voraussetzung seien tägliche Tests während des gesamten Zeitraums, in dem sie isoliert werden müssten. Reuters
FDP verlangt geordneten Ausstieg aus Pandemie-Notlage
Die FDP hat die Bundesregierung aufgefordert, einen geordneten Ausstieg aus der epidemischen Lage von nationaler Tragweite
vorzubereiten. Diese dient als rechtliche Grundlage für Corona-Regelungen etwa zu Impfungen und Testkosten, läuft aber am 30. September aus.
Sie sei aber nicht mehr das geeignete Mittel in der Pandemiebekämpfung
, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, der Düsseldorfer Rheinischen Post
. Es gelte jetzt, von diesem Ausnahmezustand in den rechtlichen Normalzustand zurückzukehren.
Der Bundestag hatte die epidemische Lage
erstmals am 25. März 2020 festgestellt, am 11. Juni wurde sie nochmals um weitere drei Monate verlängert. Dies gibt dem Bund das Recht, direkt ohne Zustimmung des Bundesrates Verordnungen zu erlassen, etwa zu Tests, Impfungen, zum Arbeitsschutz oder zur Einreise. Ohne Verlängerung läuft sie am 30. September aus. dpa
Inzidenz laut RKI bei 10,3 - ein neuer Todesfall
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 546 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Montagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.13 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 324 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit bundesweit 10,3 an (Vortag: 10).
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden ein Todesfall verzeichnet. Vor einer Woche waren es 2 Tote gewesen. dpa
Berliner Modellierer Kai Nagle rechnet mit vierter Welle
In der Corona-Pandemie erwartet eine Wissenschaftlergruppe der Technischen Universität Berlin (TU) anhand von Modellierungen eine vierte Welle, die auch an Krankenhäusern nicht vorbeigeht. Laut unseren Simulationen wird im Oktober ein exponentieller Anstieg bei den Krankenhauszahlen starten. Falls die derzeitige Entwicklung anhält, wird dies sogar früher beginnen, und sich im Oktober dann nochmal verstärken
, heißt es im neuen Bericht der Gruppe um den Mobilitätsforscher Kai Nagel an das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Weltweit arbeiten Wissenschaftler mit verschiedenen Ansätzen an Covid-19-Simulationen. Diese beruhen auf bestimmten Annahmen und sind mit Unsicherheiten behaftet. Das Team um Professor Nagel nutzt anonymisierte Berliner Mobilfunkdaten, um das Infektionsgeschehen zu modellieren. Die Ergebnisse sind ihm zufolge mindestens auf andere Großstädte übertragbar.
Den zuletzt bereits verzeichneten Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenzen wertet das Team wegen hohen relativen Zunahmen als beunruhigend
. Nur wenn die Impfstoffe gegen Delta deutlich besser wirkten als derzeit bekannt oder wenn eine Impfquote von 95 Prozent erreicht werde, bleibe eine vierte Welle in den Simulationen aus. Das Modell ergebe unter allen derzeit realistisch erscheinenden Bedingungen eine vierte Welle bei den Erwachsenen, welche mit der Verlagerung von Aktivitäten in Innenräume im Herbst verstärkt werden wird.
Die Simulationen zu Schulen zeigen laut dem Bericht, dass Lüftungssysteme und flächendeckender Einsatz von Schnell- und/oder PCR-Tests die Infektionsdynamik verringern könnten. Würden solche Maßnahmen konsequent umgesetzt, seien Schulschließungen oder Wechselunterricht nicht notwendig, hieß es. Die zwei Schnelltests pro Woche, die derzeit typisch seien, halten die Wissenschaftler ohne zusätzliche Maßnahmen allerdings bei weitem nicht für ausreichend. dpa
Warum streicht Johnson alle Corona-Regeln?
Der Druck der englischen Wirtschaft auf den Premier ist groß. Aber noch mehr treiben ihn andere zu den Lockerungen.
Boris Johnson hat den kommenden Montag zum "Freedom Day" erkoren, einen Tag der Freiheit, an dem alle Corona-Beschränkungen fallen, zumindest in England. Der Premier verspricht eine Rückkehr zur Normalität, und zwar unwiderruflich. Doch angesichts der stark steigenden Zahl an Neuinfektionen, einer Inzidenz von weit über 300 und einer Virusvariante, die sich mehr und mehr in Europa ausbreitet, kann man schon mal fragen: Warum wartet Johnson nicht noch ein wenig mit der großen Öffnung? Warum nicht weiter impfen, bis 80 Prozent aller Erwachsenen ihre zweite Dosis haben? Warum also ausgerechnet jetzt diese Eile?
So mancher im Vereinigten Königreich hat darauf eine klare Antwort: wegen der Wirtschaft. Nun, ganz so einfach ist es nicht. Natürlich gibt es Unternehmen, die massiv unter den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen leiden, da braucht man nur mal nach Heathrow rauszufahren, um zu sehen, dass dort ein Flughafen steht, der seine beste Zeit wohl hinter sich hat. Und natürlich gibt es Pub-Besitzer, die ihren Laden mal wieder richtig voll sehen wollen. Wäre doch zu schön, ein Pint an der Bar trinken, ohne dabei achtgeben zu müssen, dass man seinem Gegenüber nicht zu nahe tritt.
Doch wer glaubt, Johnson ließe sich allein von den Wünschen der Wirtschaft treiben, der sei daran erinnert, dass er in seiner Zeit als Außenminister die Forderungen von Anti-Brexit-Unternehmern mit einem mittlerweile legendären und hier lieber nicht übersetzen Satz abtat: fuck business. Das würde er als Premierminister wohl nicht mehr so sagen, aber man kann davon ausgehen, dass Johnson seine Entscheidungen weiterhin so trifft, wie er sie schon immer getroffen hat: wenn sie ihm politisch nutzen.
Bei der Operation Freedom Day
sind es vor allem die Unterhaus-Abgeordneten seiner Konservativen Partei, die ihn dazu drängen, die Corona-Maßnahmen ein für allemal abzuschaffen. Einer weiteren Verlängerung der Beschränkungen würde eine Mehrheit der Tories im Parlament wohl nicht noch einmal zustimmen. Viele verweisen darauf, dass die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle trotz hoher Neuinfektionen bislang relativ niedrig bleibt.
Wenn Johnson wissen will, was ein Großteil seiner Parteifreunde denkt, braucht er nur das ein oder andere libertäre Editorial im Telegraph oder Spectator lesen. Der Premier hat früher mal für beide Blätter gearbeitet. Würde er heute noch Kolumnen schreiben, könnte man glatt darauf wetten, was er von einem Premierminister in dieser Situation fordern würde: Freiheit, und zwar sofort! © SZ
Großbritannien meldet mehr als 54.000 Neuinfektionen
In Großbritannien verzeichnen die Gesundheitsbehörden 54.674 Neuinfektionen binnen 24 Stunden - so viele wie seit sechs Monaten nicht mehr. Am Tag zuvor wurden 51.870 Neuinfektionen registriert. Die Zahl der Ansteckungen steigt seit über einem Monat an, in Großbritannien grassiert die Delta-Variante, die erstmals in Indien nachgewiesen wurde. 41 weitere Menschen starben laut Regierung. Außerdem wurde der britische Gesundheitsminister Sajid Javid trotz vollständiger Impfung positiv auf das Coronavirus getestet. [Quelle:Reuters
Söder rügt Aiwanger wegen Apartheids-Äußerung
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat seinen Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) scharf gerügt und ihn aufgefordert, sich für umstrittene Äußerungen in der Corona-Politik zu entschuldigen.
Aiwanger hatte in der Diskussion über möglichen politischen Druck auf Menschen, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen, zuletzt vor einer «Apartheidsdiskussion» gewarnt und damit zuletzt schon viel Kritik auch aus der CSU auf sich gezogen.
Nun sah sich auch Söder selbst, der zuletzt geschwiegen hatte, zu einer Intervention genötigt: Das seien «verstörende Aussagen», die für einen stellvertretenden Ministerpräsidenten unangemessen seien, sagte Söder am Samstag auf dem Bezirksparteitag der Oberbayern-CSU in Unterhaching bei München. Aiwanger solle die Wortwahl zurücknehmen und sich dafür entschuldigen, verlangte der Regierungschef.
Aiwanger hatte angesichts der Kritik an seiner Wortwahl schon vor einigen Tagen deutlich gemacht, dass er sich missverstanden fühlt. «Ich habe davor gewarnt, dass wir durch eine unüberlegte Vorgehensweise in der Impfpolitik den Impfgegnern Munition liefern und in eine Apartheidsdiskussion geraten», erklärte er. Er habe damit nicht sagen wollen, dass Unterschiede zwischen Geimpften und Nichtgeimpften mit der Apartheid verglichen werden könnten.
Die Apartheidspolitik war ein international weitgehend geächtetes Vorgehen der weißen Bevölkerungsminderheit vor allem gegen die schwarze Mehrheit in Südafrika, aber auch gegen andere Ethnien. dpa
Bericht: Delta-Variante auf Mallorca bei 85 Prozent
Auf Mallorca wird nach einem Bericht der Zeitung Mallorca Zeitung
die als ansteckender geltende Delta-Variante des Corona-Virus inzwischen bei 85 Prozent aller Proben festgestellt. Die Sieben-Tage-Inzidenz auf der liebsten Urlaubsinsel der Deutschen sei bis Freitag auf gut 270 gestiegen. Für die Balearen insgesamt, also neben Mallorca auch Menorca, Ibiza und Formentera, werde dieser Wert mit 290 angegeben, schrieb die Zeitung am Sonntag. Der sogenannte R-Wert lag nach Angaben der Gesundheitsbehörde bei 1,63. Die Zahl bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 163 weitere Menschen anstecken.
Fast zwei Drittel der Bevölkerung über 16 Jahren (65,7 Prozent) haben zumindest eine Corona-Impfung erhalten, 51,8 Prozent sind vollständig geimpft. Die Positivrate der Corona-Tests lag bei 11,88 Prozent. Auch wenn sich vor allem junge Leute infizieren, die meist nur milde Krankheitssymptome aufweisen, kommt das Gesundheitssystem langsam wieder unter Druck. Inzwischen seien wieder zehn Prozent der Betten auf Intensivstationen mit Corona-Patienten belegt, schrieb die Zeitung.
Trotz der steigenden Zahlen schließe die Regionalregierung die Wiedereinführung einer nächtlichen Ausgehsperre, wie sie etwa in den Regionen Valencia, Katalonien oder Kantabrien beschlossen wurde, weiterhin aus, berichtete die Zeitung Última Hora
unter Berufung auf die Behörden. Man erwäge aber neue Einschränkungen, darunter eine Begrenzung der Zahl von Personen, die privat oder öffentlich zusammenkommen dürfen. dpa
Hoffnung auf Covid-Medikament
Gen-Schere kann Coronavirus stoppen
Mithilfe der Gen-Schere Crispr schaffen es Forscher in Australien, Sequenzen des Coronavirus auszuschalten und damit seine Vermehrung zu verhindern. Bislang ist die Methode nur im Labor getestet, doch die Wissenschaftler erhoffen sich davon bessere Behandlungsmöglichkeiten für Covid-Patienten.
Australischen Wissenschaftlern ist es mithilfe einer Methode auf Grundlage der Gen-Schere Crispr gelungen, die Vermehrung des Coronavirus Sars-CoV-2 in einer infizierten Zelle zu stoppen. Dies geht aus einer in der Fachzeitschrift Nature Communications
veröffentlichten Studie hervor. Langfristig könnte damit laut dem Team um Sharon Lewin vom australischen Peter Doherty Institute for Infection and Immunity eine bessere Behandlung von Covid-19-Patienten möglich werden.
Die Wissenschaftler nutzten eine Form der Gen-Schere Crispr, mit der gezielt Teile des Erbguts ausgeschnitten und ersetzt werden können. Für ihre Versuche unter Laborbedingungen setzten sie das Enzym Crispr/Cas13b ein. Dieses bindet bestimmte RNA-Sequenzen des Coronavirus und schaltet jenen Teil aus, den das Virus zur Vervielfältigung in der infizierten Zelle benötigt.
Sobald das Virus erkannt wird, wird das Crispr-Enzym aktiviert und zerschneidet das Virus
, erklärte Lewin. Die Methode funktioniert nach ihren Angaben sowohl bei Teilen des Virus, die sehr stabil sind und sich nicht verändern
, als auch bei jenen, die stark veränderbar sind
. So erwies sich die Technik auch bei Virusvarianten wie der Alpha-Mutante als wirksam. Bislang wurde die Methode jedoch nur unter Laborbedingungen getestet. Das Team hofft nun, sie auch an Tieren erproben zu können.
Bislang gibt es nur wenige und auch nur teilweise wirksame Behandlungsmöglichkeiten für Covid-19. Wir brauchen immer noch bessere Behandlungen für Menschen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus sind
, sagte Lewin. Unsere derzeitigen Möglichkeiten sind hier begrenzt und reduzieren das Sterberisiko bestenfalls um 30 Prozent.
Die Verwendung der Crispr-Technik in der allgemeinen Medizin sei zwar wahrscheinlich noch Jahre, nicht Monate
entfernt, sagte Lewin. Dennoch könne sie sich im Kampf gegen Corona als nützlich erweisen. Die ideale Behandlung wäre laut der Forscherin ein einfaches antivirales Medikament, das schnellstmöglich nach einem positiven Corona-Test eingenommen wird, um einem schweren Verlauf vorzubeugen. Die Forscher hoffen laut Lewin, mit ihren Erkenntnissen zur Entwicklung eines solchen günstigen, oralen Medikaments beizutragen. ntv.de, chf/AFP
Streit zwischen Impfkommission und Markus Söder eskaliert
Im Streit über den Sinn von Kinderimpfungen gegen das Coronavirus hat der Druck von Politikern auf die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut zuletzt immer mehr zugenommen. Diese weigert sich aufgrund fehlender Daten zu möglichen Impfrisiken, die Impfung für Kinder generell zu empfehlen. Nachdem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der Kommission kürzlich indirekt mangelnde Kompetenz vorgeworfen hatte, wehrt sich die STIKO nun.
Die aktuellen Aussagen von Herrn Söder und anderen Politikern zur STIKO und zu deren Arbeit sind auch unter Berücksichtigung der Wahlkampfzeit ungewöhnlich und müssen korrigiert werden
, forderte die Kommission am Freitag in einer Stellungnahme, die der F.A.Z. vorliegt.
Söder, der auf möglichst rasche Kinderimpfungen dringt, hatte im Bayerischen Rundfunk betont, dass die STIKO eine Organisation ist, deren Mitglieder ehrenamtlich arbeiten. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), die den Corona-Impfstoff für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen hat, das sind die Profis
, sagte Söder. Seine Äußerung wurde weithin als Zweifel an der Professionalität der mit Fachleuten besetzten STIKO verstanden. Söder kritisierte, die Zurückhaltung der Kommission verunsichere die Menschen.
Ungewöhnliche Einflussnahme
Dagegen verwahrt sich die Kommission. Die STIKO ist ein unabhängiges Expertengremium, dessen Tätigkeit von den Mitarbeitern im Fachgebiet Impfprävention des Robert Koch-Instituts (RKI) maßgeblich unterstützt wird
, heißt es in der Stellungnahme vom Freitag. Sie arbeitet entsprechend ihres gesetzlichen Auftrages transparent nach streng wissenschaftlichen Kriterien und ist dabei keinesfalls weniger
professionell
als die EMA.
Einzelne STIKO-Mitglieder wurden am Freitag noch deutlicher. Mit diesen Äußerungen hat Markus Söder überzogen
, sagte Rüdiger von Kries der F.A.Z. Das Verhalten und diese Äußerungen sind nicht zu akzeptieren.
Es geht zu weit
, ein wissenschaftliches Beratergremium zu diskreditieren, weil dessen Meinung einem nicht passe. Mich erinnert dieses Vorgehen an das Verhalten von Politikern aus Ländern, deren Politik wir im demokratischen Deutschland nicht für gutheißen.
Die Eskalation Söders sei falsch, unnötig und hilft niemandem
. Von Kries forderte von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass er sich hinter die Kommission stellt.
Der Mainzer Kinderarzt Fred Zepp, der der STIKO seit vielen Jahren angehört, rügte in der F.A.Z., dass Politiker wie Markus Söder von den Wissenschaftlern verlangen, ihre Empfehlung ohne Grund zu ändern. Das ist selbst unter Bedingungen des Wahlkampfs eine ungewöhnliche Einflussnahme von jemanden, der medizinisch nicht kompetent ist
, sagte Zepp. Wir erachten das als ein Qualitätsmerkmal, dass die Mitglieder der STIKO ihre Aufgabe ehrenamtlich erfüllen und damit nicht in Abhängigkeit gegenüber irgendwelchen Interessen geraten.
18 Doktorgrade und 13 Professorentitel
Die Auswahl der Mitglieder der STIKO erfolgt durch das Bundesgesundheitsministerium und die obersten Gesundheitsbehörden der Länder. Maßgeblich ist die Qualifikation der Wissenschaftler; die Kommission besteht derzeit aus 18 Mitgliedern, die 18 Doktorgrade und 13 Professorentitel auf sich vereinigen. Zepp betonte, dass eine Empfehlung der Kommission nicht mit einer Zulassung verwechselt werden dürfe. Nur weil ein Impfstoff zugelassen ist, bedeute das nicht, dass es empfehlenswert sei, ihn ihn großer Zahl zu verimpfen. Die STIKO hatte sich gegen allgemeine Kinderimpfungen bei Corona ausgesprochen, weil Kinder nur sehr selten schwer an Covid-19 erkranken. Im Gegenzug ist über mögliche Risiken der Impfung aus Sicht der Fachleute zu wenig bekannt.
Die STIKO verwahrte sich auch dagegen, dass ihre mehrfach geänderten Impfempfehlungen von Politikern als Willkür ausgelegt werden. Die im Zeitverlauf erfolgten Änderungen der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO sind auch kein Hin und Her, sondern Ausdruck der sorgfältigen Analyse sich stetig verändernder und neu hinzukommender wissenschaftlicher Erkenntnisse, die angesichts der Dynamik der Forschung zu COVID-19 in rascher Folge veröffentlicht werden
, heißt es in dem Papier.
Zulassung und Impfempfehlung dürften nicht miteinander vermischt werden, fordert Zepp. Auf lange Sicht schädigt das das Vertrauen in fachliche Organisationen.
F.A.Z.
Inzidenz steigt sprunghaft auf 8,6
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut sprunghaft gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Freitagmorgen lag sie bei 8,6 - am Vortag betrug der Wert 8,0 und davor 7,1. Beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli waren es noch 4,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI binnen eines Tages 1456 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Freitagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.04 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 949 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 18 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 49 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3 741.781 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus entscheidende Reproduktionszahl ist ebenfalls drastisch gestiegen. Der sogenannte R-Wert lag nach RKI-Daten vom Donnerstag bis 1,33 (Vortag 1,18) und befand sich damit seit rund zehn Tagen über dem Wert von 1. Die Zahl bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 133 weitere Menschen anstecken. Liegt der Wert anhaltend über 1, steigen die Fallzahlen. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Der R-Wert lag zuvor rund zwei Monate lang deutlich unter 1. dpa
Zwei Drittel der Deutschen gegen Urlaub in Risikogebieten
Zwei Drittel der Deutschen halten es nicht für vertretbar, in einer von der Bundesregierung als Corona-Risikogebiet eingestuften Region wie beispielsweise Spanien Urlaub zu machen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur lehnten 67 Prozent touristische Reisen in solche Gebiete ab. Nur 25 Prozent sagten, dass sie Urlaub in Risikogebieten für vertretbar halten. 8 Prozent machten keine Angaben.
Die Bundesregierung führt derzeit 122 Länder ganz oder teilweise in einer drei Corona-Risikokategorien. Unter den einfachen Risikogebieten sind Urlaubsregionen wie Spanien und die Türkei. Portugal und Zypern sind sogar als Hochinzidenzgebiete mit besonders hohen Infektionszahlen eingestuft. Rückkehrer aus diesen beiden Ländern, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, müssen für 5 bis 10 Tage in Quarantäne. Wer aus den elf Ländern mit einer starken Verbreitung besonders gefährlicher Virusvariantengebieten außerhalb Europas zurückkehrt, muss sogar für 14 Tage in Quarantäne. Das gilt auch für Geimpfte und Genesene.
Laut YouGov-Umfrage unterstützt eine große Mehrheit von 73 Prozent die Quarantänepflichten. 39 sind dafür, dass sie so beibehalten werden, wie sie sind. Weitere 34 Prozent sind sogar für eine Verschärfung. Nur 22 Prozent sind für einen Lockerung oder Abschaffung der Quarantänepflicht. dpa
Warnhinweise für seltene Nervenkrankheit und Herzprobleme
Der europäische Ausschuss für Risikobewertung hat einen Warnhinweis für eine sehr seltene Nervenkrankheit in die Produktinformationen des Covid-19-Impfstoffs von Astrazeneca aufgenommen. Das geht aus dem Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts hervor, der am Donnerstag in Langen (Hessen) veröffentlicht wurde. Beim Guillain-Barré-Syndroms (GBS) werden durch eine überschießende Autoimmunreaktion Nerven geschädigt, so dass sie keine Reize mehr übertragen können.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte einen entsprechenden Hinweis Anfang der Woche bereits in die Produktinformation zum Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson aufgenommen. Sie verwies jedoch darauf, dass die Wahrscheinlichkeit, die Nervenerkrankung zu bekommen, insgesamt sehr gering sei. Dem PEI-Bericht zufolge hat der Ausschuss für Risikobewertung (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee, PRAC) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA nun beschlossen, einen solchen Hinweis auch für den Impfstoff von Astrazeneca, Vaxzevria, herauszugeben.
Es sind mehrere Fälle eines Guillain-Barré-Syndroms (GBS) nach Vaxzevria in Deutschland gemeldet worden, als aufgrund der Anzahl geimpfter Personen zufällig erwartet würde, was auf ein Risikosignal hinweist
, heißt es in dem Bericht.
Sehr selten
wurden dem PEI zufolge darüber hinaus Fälle der Herzerkrankungen Myokarditis und Perikarditis nach Impfung mit Biontech und Moderna beobachtet. Die Gesamtmelderate in allen Altersgruppen liege bei 0,32 beziehungsweise 0,48 Meldungen auf 100.000 Impfdosen. Der Ausschuss für Risikobewertung habe beschlossen, Myokarditis und Perikarditis in die Fach- und Gebrauchsinformationen beider mRNA-Impfstoffe aufzunehmen. Nach den bislang vorliegenden Daten sind offenbar vor allem junge Männer nach Gabe der zweiten Dosis betroffen, typischerweise innerhalb von 14 Tagen.
Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Impfstoffe sei aber weiterhin positiv
.
Das neuartige Thrombosen-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) wird dem Bericht zufolge sehr selten als schwerwiegende Nebenwirkung
der beiden Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Janssen (Johnson & Johnson) beobachtet. Nach den Meldungen an das PEI seien aktuell Frauen und Männer aller Altersgruppen
von TTS betroffen. Es handele sich um eine seltene, gleichwohl schwerwiegende Nebenwirkung. Sie müsse allerdings mit dem Nutzen der Impfung in Relation gesehen werden, betont das PEI. Laut EMA nimmt der individuelle Nutzen der Impfung mit steigendem Alter und steigenden Infektionszahlen zu
.
Die Melderate an Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit der Spritze betrug für alle Impfstoffe zusammen 1,4 pro 1000 Impfdosen, für Meldungen über schwerwiegende Reaktionen 0,1 pro 1000 Impfdosen. Der Bericht umfasst den Zeitraum von Beginn der Impfkampagne Ende Dezember 2020 bis zum 30. Juni. dpa
Impfung im Ostsee-Urlaub
In Vorpommern können sich jetzt auch Urlauber und Besucher gegen Corona impfen lassen. Wie ein Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald am Donnerstag erläuterte, bietet der Landkreis solche Impfungen in Zinnowitz und Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom sowie in den Impfzentren in Greifswald und Pasewalk an.
Voraussetzung für das Spritzen von Auswärtigen sei, dass sie in Deutschland privat oder gesetzlich krankenversichert und auch amtlich gemeldet sind. Dazu zähle auch eine berufliche Tätigkeit in Deutschland. Geimpft werden könne mit dem Präparat von Biontech/Pfizer, aber auch mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, der nur einmal verabreicht werde. Für diesen Stoff gebe es in Heringsdorf an diesem Freitag und Samstag Extra-Impfaktionen.
Die Region vom Ostseebad Lubmin über Wolgast, die Insel Usedom bis zum Stettiner Haff gilt als Besuchermagnet. Vor allem auf Usedom erholen sich Tausende Touristen.
In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei 3 registrierten Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist die Kennziffer noch deutlich niedriger. dpa
Corona-Todesfälle in Afrika steigen um 43 Prozent
Auf dem afrikanischen Kontinent sind die Todesfälle aufgrund von Corona-Erkrankungen innerhalb nur einer Woche um 43 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg ist der schnellste, den der Kontinent je gesehen hat
, sagte die Afrika-Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Matshidiso Moeti, am Donnerstag. Mangel an Sauerstoffgeräten und freien Betten auf Intensivstationen seien demnach die Hauptgründe für den rasanten Anstieg. Dies sei eine klare Warnung, dass Krankenhäuser auf dem Kontinent ihre Belastungsgrenze erreicht hätten, so Moeti.
Die Corona-Sterblichkeitsrate des Kontinents liegt nach Angaben der WHO bei 2,6 Prozent, während der weltweite Durchschnitt 2,2 Prozent betrifft. Der Großteil aller Todesfälle sei in Namibia, Südafrika, Tunesien, Uganda und Sambia registriert worden, sagte Moeti. Auch die Zahl der gemeldeten Infektionen sei im vergangenen Monat um eine Million Fälle gestiegen. Die sogenannte Dritte Welle werde vor allem durch die hochansteckende Delta-Variante angetrieben, die derzeit in 21 der 55 afrikanischen Länder nachgewiesen worden sei. Die Alpha-Variante des Virus kursiert laut WHO in 35 Ländern, während die Beta-Variante in 30 Ländern Afrikas vorhanden ist. tgs
Spanien nimmt Abschied von 80.000 Corona-Toten
Mit einer bewegenden Trauerfeier hat Spanien Abschied von seinen mehr als 81.000 Todesopfern der Corona-Pandemie genommen. Im Mittelpunkt der von König Felipe VI. geleiteten Zeremonie stand am Donnerstag in Madrid die Ehrung der Mitarbeiter des spanischen Gesundheitssystems. Die 102 Sanitäter, Pfleger und Ärzte, die sich bei der Behandlung von Patienten ansteckten und mit Covid-19 starben, wurden posthum mit dem Großkreuz des Zivilverdienstordens ausgezeichnet. Das Staatsoberhaupt überreichte den Hinterbliebenen die Auszeichnung persönlich. Viele der rund 700 Gäste hatten Tränen in den Augen.
Die Trauerfeier wurde auch dazu genutzt, die Bedeutung der Impfung hervorzuheben. Die Pandemie sei noch nicht zu Ende, betonte Felipe. Die Impfstoffe stellten die Hoffnung
im Kampf gegen das Virus dar. Unter den Teilnehmern war neben Königin Letizia, Ministerpräsident Pedro Sánchez und anderen Persönlichkeiten auch die 97-jährige Araceli Hidalgo. Die Bewohnerin eines Seniorenheimes der Stadt Guadalajara war am 27. Dezember 2020 als erste Spanierin geimpft worden. Sie hielt am Donnerstag eine kurze Rede und hatte dabei vor allem eine Botschaft für die jüngeren Spanier parat: Ich bitte die jungen Leute, die Pandemie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
dpa
Montgomery pocht auf Impfpflicht für medizinisches Personal
Der Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat seine Forderung nach einer Impfpflicht für medizinisches Personal erneuert. Im Deutschlandfunk kritisiert Montgomery die Ablehnung einer solchen Pflicht für bestimmte Berufsgruppen wie medizinisches Personal durch die Bundesregierung. Das Thema ist überhaupt nicht abgeräumt.
Am Ende werde Bundeskanzlerin Angela Merkel doch einer Impfpflicht zustimmen, wenn die Impfbereitschaft in der Bevölkerung nicht ausreiche, meint Montgomery. Reuters
Malta will Grenzen für Ungeimpfte doch nicht schließen
Malta will die angekündigten Grenzschließungen für nicht vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte doch nicht umsetzen. Menschen, die ohne Impfzertifikat nach Malta einreisten, müssten sich jedoch für bestimmte Zeit in Quarantäne begeben, teilte die Regierung am Dienstagabend mit. Die am Freitag angekündigte Grenzschließung hätte in der Nacht zum Mittwoch in Kraft treten sollen. AFP
Maskenpflicht in Sachsen entfällt bei Inzidenz unter 10
In Sachsen entfällt die Maskenpflicht ab Freitag in Läden und Märkten, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner unter 10 liegt, berichten lokale Medien. Dies kündigte Sozialministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Dresden an. Die Regelung gilt somit ab 16. Juli. In Bus und Bahn bleibt die Maskenpflicht jedoch bestehen, ebenso in medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen, so die Ministerin.
Außerdem sind fortan auch spontane Besuche in den Impfzentren möglich. In Sachsen ist ab Ende der Woche ein Besuch im Impfzentrum ohne Termin möglich, wie Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag in Dresden ankündigte. Von diesem Freitag an gelte das Angebot für den Impfstoff von Astrazeneca, ab Mitte nächster Woche dann auch für die Vakzine von Biontech und Moderna. Tsp mit dpa
Inzidenz steigt seit einer Woche an – jetzt bei 6,5
Seit einer Woche steigt die 7-Tage-Inzidenz jeden Tag an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Dienstagmorgen lag sie bei 6,5. Genau eine Woche zuvor betrug der Wert von Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen 4,9. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 646 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Dienstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.06 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte das RKI 440 Ansteckungen gemeldet.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 26 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 31 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.737.135 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.635.900 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.259.
Die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus entscheidende Reproduktionszahl lag nach RKI-Daten am Montag bei 1,15 und befand sich damit seit rund einer Woche über dem Wert von 1. Die Zahl bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 115 weitere Menschen anstecken. Liegt der Wert anhaltend über 1, steigen die Fallzahlen. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Der R-Wert lag zuvor rund zwei Monate lang deutlich unter 1. dpa
Altmaier sorgt sich um nachlassende Corona-Disziplin
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier macht sich Sorgen wegen einer aus seiner Sicht manchmal nachlassenden Disziplin bei den Corona-Maßnahmen. Ein weiterer Lockdown wäre das Schlechteste überhaupt und muss auf jeden Fall vermieden werden
, sagte der CDU-Politiker der Augsburger Allgemeinen
. Er glaube, dass alle gut beraten seien, die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.
Deshalb sehe ich mit Sorge, dass manchmal auch die Disziplin ein bisschen nachlässt, dass in geschlossenen Räumen keine Masken mehr getragen werden, dass der Abstand bei vielen Veranstaltungen schon wieder sehr gering wird
, sagte Altmaier. Da würde ich mir einfach wünschen, dass wir alle immer wieder auch unseren Gesprächspartnern, unseren Gästen, unseren Freunden sagen, helft bitte mit, damit möglichst wenig Menschen gesundheitlich gefährdet werden.
dpa
Katalonien schränkt Nachtleben weiter ein
Zur Eindämmung der schon seit Tagen rasant steigenden Infektionszahlen schränkt der spanische Corona-Hotspot Katalonien nächtliche Aktivitäten weiter ein. Restaurants, Bars, Kultur- und Sportlokale sowie alle anderen Betriebe müssen in der Region mit der Metropole Barcelona und einer knapp 600 Kilometer langen Küste künftig ab 0.30 Uhr schließen. Die Maßnahme werde morgen oder übermorgen in Kraft treten
, sagte die Sprecherin der Regionalregierung, Patricia Plaja, am Montag.
Neben anderen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sollen Treffen von mehr als zehn Personen sowohl im privaten wie im öffentlichen Raum untersagt werden. Auch sollen alle Strände und Plätze zwischen 0.30 Uhr in der Nacht und 6.00 Uhr morgens gesperrt werden. Einige dieser Maßnahmen müssten noch vom Oberlandesgericht Kataloniens gebilligt werden, da Grundrechte verletzt werden
, sagte Plaja.
So schlimm wie in der beliebten Urlaubsregion an der Grenze zu Frankreich ist die Corona-Lage derzeit nirgendwo sonst in Spanien. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen kletterte zuletzt auf gut 448. Zum Vergleich: In ganz Spanien lag dieser Wert zuletzt bei knapp 200, auf den Balearen bei 153 - und in Deutschland bei 6. dpa
Corona-Vakzin Johnson & Johnson: US-Behörde warnt vor Risiko von Nervenerkrankung
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat vor einem erhöhten Risiko
einer seltenen Nervenerkrankung bei einer Impfung mit dem Corona-Vakzin des Pharmakonzerns Johnson & Johnson gewarnt. Die FDA aktualisierte am Montag ihren Warnhinweis, nachdem dutzende Fälle des sogenannten Guillain-Barré-Syndroms gemeldet worden waren.
Nach Angaben aus informierten Kreisen gibt es 100 vorläufige Berichte über ein Auftreten der neurologischen Krankheit mit Lähmungserscheinungen - bei rund 12,5 Millionen verabreichten J&J-Impfdosen. In 95 Fällen mussten die Patienten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Mensch starb.
In den USA gibt es jährlich zwischen 3000 und 6000 Fälle des Guillain-Barré-Syndroms. Die entzündliche neurologische Erkrankung führt zu Muskelschwäche bis hin zu Lähmungen. Die meisten Patienten erholen sich wieder. Auch bei einigen Grippe-Impfungen wurde ein Auftreten des Syndroms beobachtet.
Der neue Warnhinweis der FDA ist ein weiterer Rückschlag für Johnson & Johnson. Im April war der Einsatz des Corona-Impfstoffs des US-Pharmakonzerns in den USA zwischenzeitlich ausgesetzt worden, nachdem vor allem bei jüngeren Frauen vereinzelte Fälle von seltenen Blutgerinnseln aufgetreten waren. Die Behörden kamen aber zu dem Schluss, dass die Vorteile der Impfung die Risiken klar überwiegen. Für Schlagzeilen sorgte zudem eine größere Produktionspanne in einem Werk in der US-Stadt Baltimore.
In der Impfkampagne in den USA spielt der Impfstoff von Johnson & Johnson, von dem nur eine Dosis notwendig ist, eine untergeordnete Rolle. Bislang wurden weniger als 13 Millionen Impfdosen verabreicht. Von dem Corona-Impfstoff von Biontech-Pfizer sind es schon mehr als 185 Millionen, von dem Vakzin des Biotech-Unternehmens Moderna mehr als 135 Millionen. AFP
J&J und AstraZeneca prüfen Impfstoff-Modifikation wegen Blutgerinnsel
Johnson & Johnson und AstraZeneca prüfen einem Zeitungsbericht zufolge eine Modifikation ihrer Covid-Impfstoffe. Sie wollen so herausfinden, ob dadurch das Risiko seltener Blutgerinnsel im Zusammenhang mit der Impfung verringert oder sogar beseitigt werden kann, berichtet das Wall Street Journal
unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. An den Bemühungen seien auch externe Wissenschaftler sowie der Entwicklungspartner von AstraZeneca, die Universität Oxford, beteiligt. Bei den beiden Pharma-Konzernen war zunächst keine Stellungnahme zu dem Bericht erhältlich. Reuters
Einreise nach Malta nur noch für vollständig gegen Corona Geimpfte
Malta schließt ab Mittwoch seine Grenzen für Reisende, die nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind. Der Inselstaat ist das erste EU-Land, das sich wegen des erneuten Anstiegs der Infektionszahlen zu diesem Schritt entschieden hat. Lediglich bei Kindern reicht dann bei Einreise noch ein negativer PCR-Test. Die EU-Kommission kritisierte dies.
Anerkannt werden nach Regierungsangaben das maltesische, das britische und das EU-Impfzertifikat. In Malta sind bereits 79 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft. Ende Juni waren die Neuinfektionen auf Null zurückgegangen, mittlerweile steigen die Corona-Fälle aber wieder. Viele Infektionen sind auf Englisch-Sprachschulen zurückzuführen. AFP
Dunkelziffer: Infiziert, ohne es zu wissen
Nur die Hälfte aller Infektionen wird auch festgestellt, zeigt eine Studie. Und bei Älteren und Männern ist die Dunkelziffer höher. Noch wichtiger sind andere Ergebnisse.
Fast doppelt so viele Menschen dürften sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, wie durch die Anzahl der bestätigten Infektionen bekannt ist – zu diesem Ergebnis kommt die Gutenberg-Studie, eine groß angelegte Studie des Universitätsklinikums Mainz. Demnach blieben in der Studie mehr als 40 Prozent der Infektionen unentdeckt – auf sechs Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet werden, kommen also vier, bei denen die Infektion nie offiziell festgestellt wird.
Das mag zunächst viel klingen, entspricht aber in etwa der Größenordnung, mit der Wissenschaftlerinnen und Forscher bisher gerechnet haben. Die Ergebnisse bestätigen also bisherige Studien und Modellierungen.
Gerade am Anfang der Pandemie wurde noch darüber spekuliert, ob die Dunkelziffer nicht deutlich höher liege, ob sich also – ohne es zu wissen – deutlich mehr Menschen angesteckt hätten, als es die Zahl der gemeldeten Infektionen vermuten ließ. Immerhin hängen diese Fragen eng damit zusammen, wie gefährlich, wie tödlich die Krankheit eigentlich ist. "Es gab ja letztes Jahr noch Vermutungen, dass die Dunkelziffer beim Dreifachen, Fünffachen oder Zehnfachen liegen könnte", sagt Studienautor Philipp Wild von der Universitätsmedizin Mainz.
Sicher ist aber auch: In der ersten Welle lag die Dunkelziffer wesentlich höher als später in der Pandemie, denn gerade am Anfang war wenig über das Coronavirus bekannt und Tests waren knapp.
Mittlerweile kennen Forschende die Dunkelziffer besser. Wie also lässt sie sich bestimmen?
Erstens durch Studien, bei denen – wie in Mainz – eine zufällige, große Gruppe von Menschen auf eine Infektion getestet wird. Dabei werden insbesondere Antikörpertests (auch Seroprävalenztests) verwendet, bei denen das Blut der Teilnehmenden auf eine zurückliegende Infektion untersucht wird. In Deutschland gab es solche Studien etwa bei Blutspendern oder an besonders betroffenen Orten wie im Kreis Heinsberg. Zuletzt lag die Zahl der Infektionen in einer Studie des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut (RKI) ebenfalls etwa doppelt so hoch, wie aus den Meldezahlen für den genannten Zeitraum bekannt war.
Zweitens lässt sich die Dunkelziffer aber auch durch die Zahl der Todesfälle abschätzen. Mittlerweile ist in etwa bekannt, wie viele Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, je nach Altersgruppe, daran versterben (z.B. Nature: O'Driscoll et al., 2020, Eur J Epidemiol: Levin et al., 2020). Insbesondere zeigt sich: Ältere Menschen sind wesentlich stärker gefährdet als jüngere. Vergleicht man diese altersabhängige Sterblichkeit mit der Zahl der bestätigten Infektionen und der Todesfälle, dann lässt sich im Umkehrschluss ungefähr darauf schließen, wie viele Menschen sich ansteckten, ohne dass bei ihnen eine Infektion festgestellt wurde.
Das sind die Ergebnisse der Gutenberg-Studie
Für die Gutenberg-Studie wurden nun mehr als eine Million Proben von Blutzellen und Blutbestandteilen von 10.000 Teilnehmenden aus Mainz und Mainz-Bingen gewonnen und in einer Biomaterialbank eingelagert. Insgesamt hätten sich bis zum April 3,7 Prozent der Teilnehmenden angesteckt. Aus vorläufigen, noch unvollständigen Testungen schätzen die Forschenden, dass bis heute etwa 6,3 Prozent aller Teilnehmenden eine Infektion durchgemacht haben. Der überwiegende Teil der Teilnehmenden hat sich also bis heute nicht mit dem Coronavirus angesteckt.
Nicht nur stärker gefährdet – sondern auch schlechter geschützt
Besonders auffällig: Die Dunkelziffer lag bei den älteren Menschen höher als bei jungen – obwohl sich junge Menschen in der Studie häufiger mit dem Virus ansteckten. Und auch Männer wussten seltener von einer Infektion: Während dem RKI etwas mehr Infektionen bei Frauen gemeldet wurden, infizierten sich unter den Studienteilnehmenden mehr Männer. Ein möglicher Grund, warum bei den jüngeren Menschen mehr Infektionen erkannt wurden: Teilnehmende unter 65 wurden deutlich häufiger getestet, auch weil ein großer Teil der Testungen durch den Arbeitgeber angeboten wurde.
Doch die Studie liefert nicht nur neue Erkenntnisse zur Dunkelziffer, sondern leuchtet auch weitere Details zu den Lebensumständen der Teilnehmenden aus. Denn noch immer ist wenig darüber bekannt, welchen Einfluss prekäre Wohnverhältnisse, das Einkommen und Kinder in der Familie haben.
Dabei zeigte sich auch die Wirkung der AHA-Regeln. Menschen, die angaben, nie den Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten, waren etwa doppelt so oft infiziert, wie diejenigen, die immer Abstand hielten. Auch wer regelmäßig Masken trug, war deutlich seltener infiziert, ebenso Menschen, die im Homeoffice arbeiten konnten.
Besonders gefährdet waren in der Studie Menschen, die in einer prekären Wohnsituation lebten, also mit vielen Menschen auf engem Raum wohnten oder eine hohe finanzielle Belastung durch die Mietkosten erlebten. Ihr Risiko für eine Infektion lag etwa 1,6-mal höher – obwohl sie nach eigenen Angaben sogar öfter den Mindestabstand einhielten, länger einen Mund-Nasen-Schutz trugen und seltener an großen Versammlungen teilnahmen.
Gerade die Haushaltsgröße spielte eine entscheidende Rolle: Je mehr Menschen zusammenlebten, desto höher war deren Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Ob ein Teilnehmer dabei mit Kindern oder Erwachsenen zusammenwohnte, machte keinen Unterschied.
Doch die Antwort auf die Frage, ob Kinder eine besondere Rolle für die Ausbreitung des Virus spielen, könnte zukünftig anders ausfallen: Denn bisher gibt es keine Impfungen für Kinder unter zwölf Jahren und wenn die meisten Erwachsenen geimpft sind, könnte es gerade in Schulen immer noch zu Ausbrüchen kommen. Feststeht: Die neuen Virusvarianten und die steigende Impfquote werden die Dynamik der Pandemie wohl noch einmal stark verändern. Besonders wichtig, sagt Wild, sei die Erkenntnis, dass Menschen in einer schlechteren sozioökonomischen Lage stärker gefährdet seien. Denn schon ihre Impfbereitschaft sei durchschnittlich niedriger, doch die tatsächliche Impfquote sei im Vergleich zu Besserverdienenden sogar noch geringer. So sind sie nicht nur stärker gefährdet – sondern auch schlechter geschützt. Jetzt sei es wichtig, sagt Wild, diese Menschen mit niederschwelligen Informationen und Impfangeboten am Arbeitsplatz und im Stadtviertel zu erreichen. Mit diesen Strategien, hofft er, könne man die Impfkampagne weiter vorantreiben und alle Teile der Gesellschaft mitnehmen. ZEITONLINE, von Hannah Lesch und Elena Erdmann Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, rechnet damit, dass Masken nicht mehr aus dem Alltag verschwinden werden.Weltärztebund-Chef:
Wir werden Corona nie wieder los
Auf die Frage, ob er einen Zeitpunkt sehe, an dem Corona als ganz normale Erkrankung angesehen werden könne, sagte Montgomery am Sonntag im ARD-Europamagazin
, der Punkt sei erreicht, wenn 85 Prozent der Bevölkerung durch Impfung und Durchmachen der Erkrankung immunisiert seien. Wir werden aber Corona nie wieder los. Wir werden in bestimmten Situationen immer Masken tragen müssen, Hände waschen müssen, Abstand halten und wir werden regelmäßig nachimpfen müssen, wie wir das von der Grippe ja auch kennen
, fügte er hinzu.
Mit Blick auf den deutlichen Anstieg der Ansteckungszahlen in Großbritannien und die dort geplante Aufhebung der Corona-Beschränkungen sagte Montgomery, er halte es für "völlig unverantwortlich, bei diesen Inzidenzwerten und bei einer stockenden Impfkampagne (…) derartige Lockerungsübungen zu machen.Und mir graust ein bisschen davor.
dpa
Ethikratmitglied fordert Impfplicht für Lehrer und Kita-Personal
Der Humangenetiker Wolfram Henn vom Deutschen Ethikrat hat eine Corona-Impfpflicht für Beschäftigte in Schulen und Kitas gefordert.Wer sich aus freier Berufswahl in eine Gruppe vulnerabler Personen hineinbegibt, trägt eben besondere berufsbezogene Verantwortung, sagte Henn der
Rheinischen Post.
Wir brauchen eine Impfpflicht für das Personal in Kitas und Schulen.Lehrkräfte, Erzieher und Erzieherinnen sollten vor allem Kinder unter zwölf Jahren schützen, die keine Impfung bekommen könnten.
Zwar hätten Kinder selbst ein geringes Risiko, schwer an Covid zu erkranken, man müsse aber weiter damit rechnen,
dass sie das Virus in ihre Familien tragen und Menschen aus Risikogruppen infizieren, sagte der Humangenetiker. Als Beispiel nannte er der Zeitung zufolge etwa Krebspatienten in Familien, die aufgrund akuter Therapien noch gar nicht geimpft werden konnten. Diese Gruppe gelte es jetzt durch eine Impfpflicht bestimmter Berufsgruppen zu schützen. Eine allgemeine Impfpflicht lehnte Henn aber ab. dpa
RKI meldet 324 Neuinfektionen und zwei Todesfälle
Zum sechsten Mal in Folge ist die 7-Tage-Inzidenz angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Montagmorgen lag sie bei 6,4 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI binnen eines Tages 324 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Montagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.13 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 212 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 2 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche war es 1 Toter gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.736.489 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.635.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.233. dpa
Hohe Inzidenz bei Jüngeren; Spanien tanzt in die Delta-Welle
Die reine Inzidenz ist bei hoher Impfquote kein zwingendes Alarmsignal. Doch die Ansteckungen in Spanien steigen so rasant, dass der Chef-Epidemiologe sich gruselt. Und überall im Land feiern die Menschen ohne Masken - als gäbe es keine Delta-Variante.
In Spanien ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den vergangenen Tagen in die Höhe geschnellt - vor allem bei jungen Menschen. Die heutigen Zahlen sind überhaupt nicht gut
, sagte der Chef-Epidemiologe des Gesundheitsministeriums, Fernando Simon. Die Zahlen in den unterschiedlichen Altersgruppen variierten stark, unter den Jüngsten haben wir eine Inzidenz von fast 600
, sagte Simon. In Spanien wird die Inzidenz auf die vergangenen 14 Tage gerechnet, ist also mit dem deutschen Wert nur schwer zu vergleichen. Dennoch ist der Wert hoch: Die landesweite 14-Tage-Inzidenz über alle Altersgruppen hinweg lag demnach bei 204. Am Freitag hatte sie 152,8 betragen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden am Montag für das zurückliegende Wochenende insgesamt 32.607 Neuinfektionen und 23 Todesfälle registriert. Das ist bei den neuen Fällen der höchste Wert seit dem 8. Februar. Simon bezeichnete die Lage als kompliziert
, hob aber hervor, dass sich die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle nicht erhöht habe. Auch die Impfkampagne hat in Spanien an Tempo zugelegt. 40,3 Prozent der rund 47 Millionen Menschen sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft, 56 Prozent haben die erste Impfdosis erhalten.
Mehrere Regionen wie Andalusien und Katalonien erwägen, wegen der steigenden Infektionszahlen die Maßnahmen in dieser Woche wieder zu verschärfen. Erst am 26. Juni war die Maskenpflicht im Freien aufgehoben worden. Vergangene Woche hatten Schüler, die auf Mallorca gefeiert hatten, das Virus auch in andere spanische Landesteile eingeschleppt. Nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums wurden durch die Schülerreisen landesweit mindestens 1824 Menschen im Zuge dieses Corona-Ausbruchs infiziert und 5978 unter Quarantäne gestellt.
Bars voll, Hotels voll: Ganz Europa feiert in Barcelona
Besonders im spanischen Corona-Hotspot Katalonien kann die Ansteckungsgefahr die Sommerpartys von Einheimischen und Touristen nicht stoppen. Die Strände, aber auch Hotels, Kneipen und Läden der katalanischen Hauptstadt Barcelona und anderer Küstengemeinden der Region waren am Wochenende und auch am Montag zum Teil total überfüllt, wie Regionalmedien berichteten. Unter den Besuchern gebe es viele Touristen aus anderen Ländern Europas, die einräumen, sie seien vom pulsierenden Nachtleben angezogen
worden, schrieb die Zeitung El Periódico
. Strände, Plätze, Bars und Diskotheken sind gefüllt mit Musik und Alkohol, aber Masken gibt es nur wenige
, stellte das Blatt fest. Der TV-Sender RTVE berichtete derweil, nicht nur in Katalonien, sondern überall im Lande herrsche nach Beginn der Ferienzeit am 1. Juli ausgelassene Partystimmung. In Urlaubsregionen wie Andalusien und Valencia seien die Hotels zu 80 bis 95 Prozent belegt. Bahnhöfe und Flughäfen seien seit Tagen total überfüllt, obwohl Reisende dort oft von niemandem begleitet werden dürfen. Die Verkehrsbehörde DGT rechnet mit mehr als 90 Millionen Straßenfahrten im Juli und August - so viele wie im Sommer 2019 vor Ausbruch der Pandemie. Auf Mallorca, wo die Corona-Zahlen wie überall in Spanien schon seit Tagen steigen, treffen unterdessen in der von Briten bevorzugten Urlauber-Hochburg Magaluf westlich von Palma immer mehr Besucher ein.
Die Regierung der Balearen beschloss daher, dass dort jene strengeren Corona-Regeln eingeführt werden sollen, die bisher nur an der bei Deutschen beliebten Party-Meile "Ballermann" gelten. Mit insgesamt fast 81.000 Corona-Toten und mehr als 3,8 Millionen Infektionsfällen ist Spanien eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. ntv.de, mau/AFP
Sieben-Tage-Inzidenz steigt wieder über 6,0
Erstmals seit rund zwei Wochen ist die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland wieder über den Wert von 6,0 geklettert.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Sonntagmorgen lag bei 6,2 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner (Vortag: 5,8; Vorwoche: 5,0). In zwei Bundesländern liegt die Inzidenz wieder bei über 10: Hamburg (10,0) und Bremen (10,3).
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI binnen eines Tages 745 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Sonntagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.13 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 559 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurde nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden sechs Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es sieben Tote gewesen. dpa
90-Jährige in Belgien nach Infektion mit zwei Coronavirus-Varianten gestorben
In Belgien ist eine 90-Jährige gestorben, die zeitgleich mit zwei unterschiedlichen Varianten des Coronavirus infiziert war.
Wie Wissenschaftler am Sonntag mitteilten, lebte die ungeimpfte Frau alleine zu Hause, wo sie von einem Pflegedienst betreut wurde. Nach mehreren Stürzen sei sie Anfang März in ein Krankenhaus in Aalst eingeliefert worden, wo sie noch am selben Tag positiv auf das Coronavirus getestet worden sei.
Anfangs sei die Sauerstoffsättigung ihres Bluts noch gut gewesen, dann habe sich der Zustand der Patientin aber rasch verschlechtert und sie sei binnen fünf Tagen gestorben, hieß es in einer Erklärung des Europäischen Kongresses für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten. Tests auf Coronavirus-Varianten hätten ergeben, dass sie sowohl mit der Alpha- als auch mit der Beta-Variante des Coronavirus infiziert war. AFP
Virusmutation: Corona-Variante Lambda breitet sich in Europa aus
In Lateinamerika kursiert die Corona-Variante Lambda bereits seit Monaten. Seit einigen Wochen gibt es sie in Europa, auch in Deutschland. Was macht den Typ besonders?
Eine neue Coronavirus-Variante verbreitet sich in Europa. Sie heißt Lambda und trat bislang vor allem in Lateinamerika auf. Kürzlich wurde sie auch in Spanien, Großbritannien und Deutschland nachgewiesen. Möglicherweise ist dieser Typ von Sars-CoV-2 dank seiner charakteristischen Mutationen noch ansteckender als bisherige Varianten, doch noch werten Forschende Daten dazu aus.
Lambda zählt seit dem 15. Juni 2021 laut der Weltgesundheitsorganisation WHO als unter Beobachtung stehende Variante. Alternative Bezeichnungen sind C.37, GR/452Q.V1 sowie 20D. Der früheste Eintrag von C.37 in der Datenbank der Initiative GISAID stammt aus Argentinien im November 2020. Im Dezember 2020 kam die erste Meldung dazu aus Lima, Peru, nur vier Monate später – im April 2021 – fand die Variante sich in dem Land bei 97 Prozent der Infizierten.
Diverse Varianten von Sars-CoV-2 mit möglicherweise für die Eigenschaften des Virus bedeutsamen Veränderungen im Erbgut zirkulieren weltweit. Forscherinnen und Forscher überwachen virale Mutationen und Varianten routinemäßig durch sequenzbasierte Überwachung, Laborstudien und epidemiologische Untersuchungen. Unterteilt werden die Varianten zumeist in die Klassen »Variante von Interesse« (VOI) und »Besorgnis erregende Variante« (VOC).
Nach jetziger Kenntnis weist die Lambda-Variante sechs neue Mutationen im Spike-Protein auf, die auch den Aufbau des Proteins verändern (G75V, T76I, D614G, L452Q, F490S, T859N) und von denen zwei direkt in der Bindungsstelle für den Zellrezeptor liegen. Außerdem fehlt nahe dem Ende des Proteins ein Abschnitt (Δ247-253). Das geht aus einem noch nicht von Fachleuten begutachteten Paper hervor, das am 3. Juli 2021 auf »medrxiv« veröffentlicht wurde. Daneben stellten die Fachleute fest, dass im ORF1a-Gen die gleichen Bausteine fehlen (Δ3675-3677) wie bei den Varianten Alpha, Beta und Gamma.
Die Mutationen im Spike-Protein könnten das Virus ansteckender machen. Zudem scheint es gegenüber Impfstoffen resistenter als andere Varianten. Darauf deuten unter anderem die Ergebnisse einer weiteren bislang ungeprüften Studie hin, die am 1. Juli 2021 auf »medrxiv« erschien. Insgesamt kommt Lambda nach jetziger Kenntnis in 29 Ländern vor. In Chile und Argentinien ist der Typ mittlerweile recht verbreitet, auch gibt es Hinweise auf eine wachsende Ausbreitung in Kolumbien, Ecuador, Mexiko, den USA, Israel. Seit einigen Wochen verzeichnet man zudem Fälle in Europa.
In Spanien gibt es laut GISAID mehr als 50 bekannte Infizierte. Berichten spanischer Medien zufolge steht Lambda nun im Verdacht, rund 80 Infektionen in Kantabrien, einer Region an der Nordküste Spaniens, verursacht zu haben. In Großbritannien waren laut Public Health England bis zum 30. Juni 2021 acht Lambda-Infektionen offiziell bestätigt. In Deutschland gibt es laut GISAID insgesamt 99 Fälle, drei in den vergangenen vier Wochen. Aktuell sorgt vor allem die Delta-Variante dafür, dass sich Menschen mit dem Coronavirus anstecken und an Covid-19 erkranken. Auch in Deutschland breitet diese Variante sich rasch aus.
Insgesamt kursieren hier zu Lande laut dem Robert Koch-Institut die Varianten B.1.1.7 (Alpha), B.1.351 (Beta), B.1.617.2 (Delta) und P.1 (Gamma) – alle gelten als Besorgnis erregend. Weltweit wurden laut der WHO Fälle der Alpha-Variante in 173 Ländern, Territorien oder Gebieten, Beta in 122 Ländern, Gamma in 74 Ländern und Delta in 104 Ländern gemeldet, wie aus dem aktuellen Situationsbericht der WHO vom 6. Juli 2021 hervorgeht.
Weltweit war die Zahl der wöchentlich gemeldeten Fälle zuletzt gesunken. Doch in den vergangenen zwei Wochen gab es laut dem Bericht einen leichten Anstieg. Die Zahl der wöchentlichen Todesfälle ging weiter zurück. Insgesamt haben sich laut Daten der WHO offiziell mehr als 180 Millionen Menschen mit dem Virus angesteckt, die Zahl der Todesfälle liegt bei fast vier Millionen. Spektrum.de, von Alina Schadwinkel
Neuinfektionen in Niederlanden steigen rasant
In den Niederlanden ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen explosionsartig gestiegen. Am Donnerstag wurden rund 5.500 Fälle gemeldet. Das ist die höchste Zahl seit dem 14. Mai, wie das nationale Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM am Donnerstag mitteilte. Vor genau einer Woche waren es noch rund 800 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Auf 100.000 Einwohner kommen nun etwa 67 Neuinfektionen in sieben Tagen. Die Regierung erwägt neue Maßnahmen, um das Virus einzudämmen.
Die Niederlande hatten zum 26. Juni fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Nur noch in den öffentlichen Verkehrsmitteln muss eine Maske getragen werden. Vielerorts wird aber die Grundregel vom Sicherheitsabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten.
Der Anstieg der Neuinfektionen wird mit der Verbreitung der Delta-Variante begründet. Noch führte das aber nicht zu mehr Patienten in den Krankenhäusern. Von den Neuinfektionen sind den Angaben zufolge vor allem Jugendliche betroffen. Viele haben sich demnach in Diskotheken und Nachtclubs angesteckt. dpa
Ganz Spanien soll Risikogebiet werden
Die Bundesregierung will nach einem Medienbericht ganz Spanien als Corona-Risikogebiet einstufen. Wie die Funke Mediengruppe am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise meldete, soll zudem Zypern zum Hochinzidenzgebiet erklärt und damit eine Quarantänepflicht für Reiserückkehrer eingeführt werden, die nicht geimpft oder genesen sind.
Das Robert Koch-Institut veröffentlicht jeden Freitag die neuen Corona-Einstufungen der Bundesregierung für das Ausland. Die endgültige Entscheidung der zuständigen Ministerien für Gesundheit, Inneres und Auswärtiges fällt in der Regel kurz vorher.
In Spanien waren die Infektionszahlen in den letzten Wochen drastisch gestiegen. Bisher gelten aber erst 6 der 17 spanischen Regionen - darunter die Urlaubsgebiete Katalonien und Andalusien - sowie die Exklave Ceuta in Nordafrika als Risikogebiete. Die Balearen mit der beliebten Urlaubsinsel Mallorca sowie die Kanaren zählen noch nicht dazu.
Als Risikogebiete werden Länder und Regionen eingestuft, in denen die Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) über 50 liegen. Es ist die niedrigste von drei Risikostufen. Für Urlauber ergeben sich durch eine solche Einstufung keine praktischen Folgen, sofern sie mit dem Flugzeug unterwegs sind. Dann müssen sie vor dem Abflug ohnehin ein negatives Testergebnis, einen Impf- oder Genesenennachweis vorlegen und bei Einreise in Deutschland dann auch nicht in Quarantäne.
Anders ist es bei den Hochinzidenzgebieten, der mittleren Risikostufe. Wer aus einer solchen Region zurückkehrt und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne, kann sie aber durch einen negativen Test nach fünf Tagen verkürzen. dpa
Delta-Variante breitet sich in Großbritannien aus:
Binnen einer Woche 46 Prozent mehr Corona-Patienten in Kliniken
In Großbritannien steigt die Zahl der Neuinfektionen stark. Premier Johnson will bald alle Auflagen aufheben. Reicht die Zahl der Impfungen dafür?
In Großbritannien steigen in der Coronavirus-Pandemie die Fallzahlen wieder immer weiter an. Grund ist die Delta-Variante, die auf der Insel dominiert. Seit Mittwoch, als der höchste Tageswert seit Januar verzeichnet wurde, meldet die britische Regierungsbehörde Public Health England (PHE) täglich mehr als 32.500 Neuinfektionen.
Am 8. Juli registrierte die PHE 32.551 neue Fälle binnen 24 Stunden. Der Anstieg der Neuinfektionen in der Zeit vom 2. bis 8. Juli betrug demnach 34,9 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Menschen in einer Woche, wird für den 3. Juli mit 267 angegeben. In Deutschland liegt dieser Wert dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge aktuell bei rund 5,5, es gab am Freitag 949 neue bestätigte Fälle.
Nachdem das britische Gesundheitssystem im Winter extrem belastet war, gelang es der Regierung von Premier Boris Johnson, durch einen strikten Lockdown und eine zunächst zügige Impfkampagne die Zahlen im Frühjahr massiv zu senken. So gab es Anfang Mai rund 1600 Fälle pro Tag, nach ersten Lockerungen wurden dann Ende Mai wieder mehr als 3000 tägliche Neuinfektionen verzeichnet. Seitdem lässt sich ein enorm steiler Anstieg der Kurve beobachten.
Delta lässt auch die Klinikeinweisungen ansteigen
Zum Vergleich: In Deutschland gab es bis einschließlich 8. Juli nach Angaben des RKI rund 58 Prozent Erstimpfungen in der Gesamtbevölkerung, 41 Prozent gelten als vollständig geimpft. Nur eine vollständige Impfung gilt als wirksamer Schutz gegen die Delta-Variante.
In Großbritannien werden zudem nun auch wieder mehr Menschen in Kliniken eingeliefert. Nach Angaben der PHE wuchs die Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern binnen einer Woche von 1805 (30. Juni) um 831 auf 2636 (Stand 7. Juli) – ein Anstieg um mehr als 46 Prozent.
Wie aus den PHE-Daten hervorgeht, ist auch die Zahl der Intensivpatienten seit Anfang Juni deutlich gestiegen – wenn auch auf noch niedrigem Niveau. Demnach lagen am 7. Juli 417 Covid-19-Patienten in Beatmungsbetten – rund 45 Prozent mehr als in der Vorwoche. Noch deutlicher der Vergleich zu Anfang Juni: Seitdem gab es einen Anstieg um mehr als 200 Prozent.
Im Januar mussten die britischen Krankenhäuser täglich durchschnittlich mehr als 4000 neue Covid-19-Patienten aufnehmen. Den Höchststand an Patienten in Kliniken hatte es am 18. Januar mit 39.254 gegeben. Die meisten Beatmungspatienten meldete die PHE am 23. Januar mit 4.066.
Einem Bericht des "Guardian" zufolge werden nun in den Kliniken inzwischen wieder derart viele Covid-19-Patienten aufgenommen, dass erneut Krebsoperationen abgesagt werden müssen. Das Problem betreffe nicht nur seine Region, sondern den gesamten britischen Gesundheitsdienst (NHS), sagte der medizinische Gesundheitsbeauftragte Phil Wood vom NHS in Leeds.
Auch die Zahl der Covid-19-Toten steigt zurzeit wieder konstant an – wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Am 31. Mai hatte die PHE einen Todesfall gemeldet, am 8. Juli waren es 35. Insgesamt sind demnach in der Woche vom 2. bis 8. Juli 174 Covid-19-Tote registriert worden, fast 53 Prozent mehr als in der Vorwoche. Die meisten Todesfälle hatte es in der zweiten Welle in den letzten beiden Januarwochen mit jeweils mehr als 9000 gegeben.
Premier Johnson, der Anfang April selbst an Corona erkrankt war und im Krankenhaus behandelt wurde, will trotz der steigenden Zahlen am 19. Juli alle Corona-Auflagen aufheben. Am Mittwoch stellte sich der Regierungschef einem Parlamentsausschuss, dabei wich Johnson vielen Fragen der Abgeordneten aus. Angesprochen auf die Ankündigung, dass sich vom 16. August an Kontakte von Infizierten nicht mehr tagelang selbst isolieren müssen, betonte Johnson, die Strategie sei, mehr zu testen als zu isolieren, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete.
Einer Analyse der BBC zufolge könnten demnach bis zum 16. August aber noch 4,5 Millionen Menschen wegen ihrer Kontakte zur Selbstisolation aufgefordert werden. Die Regierung kalkuliert ein, dass die Zahl der Neuinfektionen wegen der Aufhebung der Restriktionen auf bis zu 50.000 am Tag steigen könnte.
Epidemiologen warnen, dass die Fußball-Europameisterschaft die Ausbreitung des Virus vor allem unter jungen Männern anheizen könnte. Es ist die Bevölkerungsgruppe der fußballbegeisterten, überwiegend männlichen Personen eines bestimmten Alters, bei denen wir jetzt einen Anstieg verzeichnen
, sagte Denis Kinane, Immunologe und Mitbegründer des Testunternehmens Cignpost Diagnostics, der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Lockerung der Corona-Regeln habe einen Anstieg der Infektionen zur Folge. Von den Fußballfans könne sich das Virus dann auf die Angehörigen ausbreiten.
Zahlen des Imperial College zufolge lag bei dem im Juni verzeichnete sprunghaften Anstieg der neuen Fälle für Frauen die Wahrscheinlichkeit einer Infektion um 30 Prozent niedriger. Zumindest ein Teil der höheren Ansteckungen bei Männern könnte auch auf die Fußball-EM zurückzuführen sein. "Die plausibelste Erklärung ist, dass Männer häufiger enge Kontakte haben", sagte Steven Riley, Professor für Dynamik von Infektionskrankheiten an der Londoner Universität. tgs, Sven Lemkemeyer
Covid-19-Impfung:
Das Versprechen der kombinierten Covid-Impfstoffe
Studien deutet darauf hin, dass auch unterschiedliche Impfstoffe beim ersten und zweiten Piks die Körperabwehr stark ankurbeln. Wissenschaftler bleiben vorsichtig, bis der Effekt sich im echten Leben bewahrheitet und nicht doch noch seltene Nebenwirkungen ans Licht kommen.
Die meisten Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 wirken nur dann ordentlich, wenn sie in zwei Dosen verabreicht werden. Mischen kann man Impfstoffe im Impfplan aber offenbar schon, wie nun ein Schwung neuer Studien belegt: Die Kombination von Oxford/AstraZeneca und Biontech/Pfizer löst zum Beispiel eine ähnliche oder manchmal sogar stärkere Immunantwort aus als zwei Dosen eines der beiden Impfstoffe.
Es scheint also sinnvoll, das Wissen aus den neuen Untersuchungen beim Impfen gegen Covid-19 einzuplanen. Denn während auch Mischimpflinge nach den ersten Erkenntnisse gut und sicher geschützt sind, könnte ein flexibilisiertes Kombiimpfschema mögliche logistische Schwierigkeiten wegen ausbleibender Lieferungen eines Vakzins minimieren. Jedenfalls aber können Impfwillige sich nun mit der Idee des Impfstoff-Mix-and-Match ein bisschen wohler fühlen
, sagt der Immunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité.
Mit den neuen Resultaten wächst zudem die Zuversicht, dass auch andere Covid-19-Impfstoffe kombiniert werden könnten, die noch nicht miteinander getestet wurden. Allerdings: Derzeit sind überhaupt nur 16 Vakzine in mehreren Ländern zugelassen, und es gibt bislang nur wenige Daten zur Kombination von Impfstoffen, so dass umfangreichere Studien dringend notwendig bleiben. Zudem muss unbedingt über einen längeren Zeitraum hinweg überwacht werden, ob sich womöglich noch unbekannte Nebenwirkungen zeigen.
Kombiimpfstoffe kurbeln das Immunsystem an
Anlass für die letzten Mix-and-Match-Studien waren vor allem Bedenken über die Sicherheit des Impfstoffs, der von der Universität Oxford und dem Pharmaunternehmen AstraZeneca in Cambridge entwickelt wurde. Der Impfstoff war mit seltenen Fällen einer Blutgerinnungsstörung in Verbindung gebracht worden, einer Thrombose mit Thrombozytopenie. Im März 2021 hatten mehrere europäische Länder die Verwendung des Impfstoffs bei einigen Personengruppen gestoppt, mit der Folge, dass viele Menschen nur teilweise geimpft wurden, wenn sie nicht – für ihre zweite Dosis – zu einem anderen Impfstoff gewechselt sind. Forscher des Carlos-III-Health-Institutes in Madrid hatten währenddessen mit der CombiVacS-Studie begonnen und veröffentlichten im Mai ihre Ergebnisse: Sie beobachteten starke Immunreaktion bei Personen, die den Biontech/Pfizer-Impfstoff acht bis zwölf Wochen nach einer ersten Dosis des Impfstoffs von Oxford/AstraZeneca bekommen hatten.
Allerdings fehlte in der Studie ein direkter Vergleich mit Personen, die zwei Dosen desselben Vakzins bekommen haben. Die Autoren konnten immerhin zeigen, dass die Kombigeimpften in Labortests 37-mal mehr neutralisierende Sars-CoV-2-Antikörper und viermal mehr Sars-CoV-2-spezifische T-Immunzellen produzierten als Menschen, die nur eine Dosis des Oxford/AstraZeneca-Impfstoffs erhielten.
Bis Ende Juni 2021 wurden weitere Studien mit ähnlichen Erkenntnissen zur Wirksamkeit veröffentlicht: An der Charité untersuchte Sander mit seinem Team 340 Mitarbeiter des Gesundheitswesens, die entweder zwei Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer oder eine erste Dosis des Impfstoffs von Oxford/AstraZeneca gefolgt von einer Dosis Biontech/Pfizer erhalten hatten. Beide Schemata lösten eine Immunantwort mit neutralisierenden Antikörpern und T-Zellen aus.
Eine dritte Studie – durchgeführt an der Universität des Saarlandes in Homburg – ergab, dass das gemischte Schema eine bessere Immunreaktion auslöste als zwei Oxford/AstraZeneca-Impfungen. Zwei Spritzen von Biontech/Pfizer wirken ähnlich gut oder etwas schlechter. Und am 25. Juni 2021 stellte das Team hinter der britischen Com-Cov-Studie schließlich eine Vorabveröffentlichung online, in der die Reihenfolge der Verabreichung der beiden Impfstoffe untersucht wurde: Sie beeinflusst nicht, wie stark die Immunantwort ausfällt.
Alle Studien waren zu wenig umfangreich, um herauszuarbeiten, wie effektiv Impfstoffkombinationen die Entwicklung von Covid-19 wirklich verhindern. Solange man keine Langzeit- oder Folgestudien mit Wirksamkeitsberechnungen hat, ist es schwer zu sagen, wie stark der Schutz ist oder wie lange er anhält
, sagt die Immunologin Martina Sester, die die Studie im Saarland leitete.
Einschränkend kommt hinzu, dass es kaum einfach möglich ist, die in unterschiedlichen Studien gesammelten Daten zu verschiedenen Kombinationen zu vergleichen. Zudem wird es immer schwieriger, groß angelegte Wirksamkeitsstudien durchzuführen, sagt Sester: Bei sinkenden Infektionsraten muss die Zahl der Studienteilnehmer steigen, damit man einen Unterschied in den Infektions- und Krankheitsraten erkennen kann. Sester weist auch darauf hin, dass ein Studiendesign unethisch ist, bei dem verschiedene Impfstoffkombinationen mit einer Placebokontrolle verglichen werden. Aus diesem Grund versuchen Wissenschaftler, ein so genanntes Schutzkorrelat
zu bestimmen: ein definiertes Niveau der Immunantwort, das Schutz vor Infektionen und Krankheiten bietet. Das ist extrem dringend
, sagt Sander.
Das Mix-und-Match-Verfahren hat subtile Facetten
Bei all dem schält sich aber doch ein nuanciertes Bild darüber heraus, wie und wie stark die Kombinationen von Impfstoffen wirken. Es gibt hier Unterschiede, und die könnten für einen bestmöglichen Schutz ausgenutzt werden. Der Impfstoff von Oxford und AstraZeneca verwendet ein harmloses Virus, das so genannte Adenovirus, um das genetische Material von Sars-CoV-2 in Zellen einzuschleusen. Impfstoffe, die diese Technologie verwenden, haben eine gute Erfolgsbilanz bei der Induzierung starker T-Zell-Antworten, sagt Sander. Dagegen eignen sich mRNA-Impfstoffe wie der von Pfizer außergewöhnlich gut
, große Mengen von Antikörpern zu induzieren.
Der hohe Antikörperspiegel nach der zweiten Impfung sei ein Indikator dafür, dass der Kombinationsansatz funktioniert, sagt Sester. Und: Neutralisierende Antikörper sind wahrscheinlich ein gutes Surrogat für die Vorhersage der Wirksamkeit
, weil sie helfen, eine Virusinfektion zu verhindern. T-Zellen, vor allem Killer
-T-Zellen mit dem CD8-Protein schützen dagegen vor einer schweren Erkrankung: Sie töten die bereits infizierten Zellen.
Die britische Com-Cov-Studie verzeichnete die deutlichste Antikörperantwort nach zwei Standardimpfungen von Biontech/Pfizer. Fast genauso gut aber schnitt die Kombination von zuerst Oxford/AstraZeneca, dann Biontech/Pfizer ab. Diese Kombination hatte auch die beste T-Zell-Antwort – mehr als doppelt so hoch wie die der beiden Biontech/Pfizer-Dosen. Die Kombination aus einem mRNA-Impfstoff und einem Adenovirus-basierten Impfstoff biete daher womöglich, so Sander, das Beste aus zwei Welten
.
Je nach verabreichten Impfstoffen entstehen geringfügig unterschiedliche T-Zell-Populationen, wie Sester und ihre Kollegen herausfanden. Es könne helfen, individualisierte Strategien zu entwickeln, wenn man die Ursachen solcher Nuancen verstünde, sagt die Immunologin: So könnten Kombinationen, die eine gute T-Zell-Antwort hervorrufen, zum Beispiel besser für Menschen geeignet sein, die eine Organtransplantation hinter sich haben und deren Immunsystem nur schwer Antikörper produziert, weil die Patienten Medikamente zur Unterdrückung ihres Immunsystems einnehmen. Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Wissen strategisch auszunutzen
, sagt Sester.
Es bleiben Sicherheitsbedenken bei der Kombiimpfung
Bisher wurde in keiner der Mix-and-Match-Studien über schwere Nebenwirkungen berichtet. Aber: Die Com-Cov-Studie konstatierte in vorläufigen Daten vom Mai 2021 mehr Nebenwirkungen beim Mischen von Impfstoffen als bei der Verabreichung von zwei gleichen Impfstoffdosen. In den Studien aus Berlin und Homburg sowie bei CombiVacS war dies aber nicht der Fall: Die Nebenwirkungen fielen nicht schlimmer aus als bei der Verabreichung von zwei Spritzen eines Impfstoffs.
Wahrscheinlich liege dies an dem Abstand zwischen den Dosen, sagt Sester. Die Teilnehmer der Com-Cov-Studie erhielten ihre zweite Impfung vier Wochen nach der ersten Dosis, während bei den Teilnehmern der deutschen Studien mindestens neun Wochen zwischen den Impfungen lagen. Auch einige Com-Cov-Teilnehmer bekamen die Dosen in einem längeren Abstand; deren Daten werden noch ausgewertet und im Juli erwartet.
Einige Sicherheitsbedenken bleiben, sagt Sander. Denn immerhin kombiniert man zwei verschiedene Impfstoffe, die beide ihr eigenes Profil an unerwünschten Ereignissen und Wirkungen haben könnten
, sagt er. Das mag mögliche Probleme verstärken. Ohnehin haben die bisherigen Studien nur ein paar hundert Personen eingeschlossen: Sie sind zu klein, um seltene Ereignisse zu erfassen. In kleinen Studien nimmt man nicht die eine von 1000 Nebenwirkungen auf, geschweige denn die eine in 50 000 Nebenwirkungen
, sagte Matthew Snape, ein Oxford-Impfstoffforscher, der die Com-Cov-Studie leitet, auf einer Pressekonferenz Ende Juni 2021. Damit weisen die kleinen Studien also Probleme wie die Gerinnungsstörungen nicht nach, die nach aktuellen Schätzungen bei etwa einer von 50 000 Personen nach der ersten Impfstoffdosis von Oxford/AstraZeneca und bei weniger als einer von 1,7 Millionen nach der zweiten auftreten. Dieselben seltenen Gerinnungsstörungen waren auch schon mit einem Adenovirus-Impfstoff von Johnson & Johnson in Verbindung gebracht worden.
Wird eine Impfstoffkombination zur neuen Norm?
Seltenere Nebenwirkungen könnten also noch übersehen worden sein, und aus diesem Grund empfehlen einige Forscher, vorerst besser bei den üblichen zwei Impfungen mit einem einzigen Impfstoff zu bleiben. Meiner Meinung nach ist es besser, die Standardimpfungen zu verwenden. Von denen wissen wir, dass sie funktionieren, und es gibt eindeutige Zahlen bezüglich ihrer Sicherheit
, sagt Snape.
Wenn allerdings neue Varianten von Sars-CoV-2 auftauchen, könnten die Mix-and-Match-Studien den Verantwortlichen nun eine Entscheidungsgrundlage liefern, um den Umstieg auf schützende Kombinationen einzuleiten.
Gut, diese Daten parat zu haben
, sagt die Impfstoffforscherin Fiona Russell vom Murdoch Children's Research Institute in Melbourne in Australien. Denn Mix-and-match-Impfstoffe könnten auch helfen, wenn die Impfkampagnen auf Grund von Versorgungsproblemen ins Stocken geraten. Das Impfprogramm kann weiterlaufen statt zu stoppen, wenn es einen globalen Mangel eines bestimmten Impfstoffs gibt
, erklärt Russell. Wenn man die Wahl zwischen einem Kombinationsimpfstoff und keiner zweiten Dosis habe, dann sollte man sich auf jeden Fall für das gemischte Programm entscheiden
, sagt Snape.
In der Com-Cov-Studie wird bereits damit begonnen, die Wirksamkeit einer zweiten Impfdosis anderer Impfstoffe nach einer ersten Impfung mit AstraZeneca oder Biontech zu ermitteln. Bei einer Kombination testen die Forscher den noch nicht zugelassenen proteinbasierten Impfstoff der Pharmafirma Novavax, bei einer anderen den schon in einigen Ländern zugelassenen mRNA-Impfstoff von Moderna. Auf den Philippinen läuft derweil bis November 2022 eine Studie, in der der inaktivierte chinesische Virusimpfstoff CoronaVac von Sinovac mit den sechs anderen dort vor Ort zugelassenen Impfstoffen kombiniert wird. AstraZeneca und das Gamaleya-Forschungsinstitut in Moskau testen in einer weiteren Studie zudem die Kombinationen ihrer beiden auf Adenoviren basierenden Impfstoffe, AstraZeneca und Sputnik-V. Spectrum.de, Dyani Lewis
Was die Stiko-Empfehlung zu Astra Zeneca bedeutet
Wer schon eine Spritze Astra Zeneca erhalten hat, soll als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff bekommen. Aber wie wirksam ist die Impfung dann? Und was bedeutet das für diejenigen, die schon zweimal Astra bekommen haben? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Nachdem sich die Delta-Variante des Coronavirus auch in Deutschland rasant ausbreitet, hat die Ständige Impfkommission (Stiko) am Donnerstag ihre Impfempfehlung angepasst. Menschen, die bereits eine erste Spritze mit dem Präparat von Astra Zeneca bekommen haben, wird nun zu einer Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna geraten - unabhängig vom Alter. Welche Erkenntnisse haben zu der geänderten Empfehlung geführt, und was müssen Betroffene jetzt wissen?
Warum hat die Stiko ihre Empfehlung geändert?
Anlass ist eine lang erwartete Publikation einer britischen Forschergruppe um Matthew Snape von der Universität Oxford. Die Wissenschaftler untersuchten mithilfe von 830 Probanden, welche Abfolge der Impfstoffe von Astra Zeneca und Biontech welche Immunantwort gegen das Coronavirus hervorruft. Diese Ergebnisse hat die Stiko zum Anlass genommen, ihre Empfehlung zu überarbeiten. Denn es hat sich gezeigt, dass die sogenannte heterologe Impfung aus einer Erstimpfung mit Astra Zeneca und der Zweitimpfung mit Biontechs Comirnaty im Vergleich zu einer zweifachen Impfung mit Astra Zeneca zu einer "deutlich überlegenen" Immunantwort führt. Das teilte die Stiko am Donnerstag mit. Da die Vakzine von Biontech und Moderna von ihrem Prinzip her ähnlich sind, wird davon ausgegangen, dass auch Moderna statt Biontech für die zweite Spritze verwendet werden kann.
Welche Regelung galt zuvor?
Wegen sehr seltener, aber schwerwiegender Fälle von Blutgerinnseln im Gehirn (sogenannte Hirnvenenthrombosen) vor allem bei jüngeren Menschen hatte die Stiko am 31. März die Empfehlung ausgesprochen, den Astra-Zeneca-Impfstoff nur noch an über 60-Jährige zu verabreichen. Menschen unter 60 Jahren, die schon eine erste Impfung mit dem Medikament von Astra Zeneca erhalten hatten, hatte die Stiko zu einer zweiten Impfung mit dem Vakzin von Biontech oder Moderna geraten. Nun gilt diese Empfehlung unabhängig vom Alter. Damals wurde die Entscheidung anders als jetzt also nicht mit einer besseren Immunantwort nach der Injektion zweier verschiedener Wirkstoffe begründet. Belastbare Studienergebnisse dazu lagen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor.
Sollten Patienten, die einen Termin für eine Zweitimpfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff haben, jetzt umplanen?
Die neue Empfehlung könne derzeit schon überall dort umgesetzt werden, wo ausreichend mRNA-Impfstoff zur Verfügung steht, erklärte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei einer Pressekonferenz am Freitag. Das sei noch nicht in allen Impfzentren und Praxen der Fall und werde wohl noch einige Tage dauern. Impflinge können sich auch weiterhin für eine Zweitimpfung mit dem Astra-Zeneca-Vakzin entscheiden. Auch die zweifache Impfung damit sei wirksam und sicher.
Die neue Empfehlung gelte vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren
, hieß es. Was bedeutet das?
Wenn die Stiko eine Entscheidung fällt, legt sie diese verschiedenen wissenschaftlichen und medizinischen Fachgesellschaften vor, die mit der Thematik zu tun haben. In diesem Fall sind das zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Immunologie und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Diese haben die Möglichkeit, Anmerkungen und Kommentare zu geben. Wenn sie fachliche Einwände geltend machen, berät die Stiko darüber und passt ihre Empfehlung möglicherweise an. Das Stellungnahmeverfahren dauert etwa zwei Tage. Die Veröffentlichung der Empfehlung und der wissenschaftlichen Begründung wird für die kommende Woche erwartet.
Wie unterscheiden sich die Impfstoffe von Astra Zeneca, Biontech und Moderna?
Es gibt verschiedene Arten von Covid-19-Impfstoffen. Mit allen Impfstoffen wird das Immunsystem trainiert, um das Coronavirus im Fall einer Infektion schnell erkennen und bekämpfen zu können. Fast alle Vakzine präsentieren dem Körper dazu das Stacheleiweiß (Spike-Protein), welches das Coronavirus wie eine Krone auf seiner Oberfläche trägt. Mithilfe des Spike-Proteins bindet sich das Virus an menschliche Körperzellen und befällt diese. Wenn sich das menschliche Immunsystem gegen dieses Protein richtet, kann es den Befall von Körperzellen durch das Virus unterbinden und das Virus unschädlich machen.
In ihrer Konstruktion aber unterscheiden sich die verschiedenen Impfstoffe erheblich voneinander. Bei dem Vakzin von Astra Zeneca handelt es sich um einen Vektorimpfstoff, der auf einem Virus beruht. Diesem hat man das Gen für das Spike-Protein eingefügt. Die Viren dienen lediglich als Vehikel (Vektoren), um diese wichtige Botschaft in die menschlichen Zellen zu bringen. Die Zellen produzieren dann anhand der im Impfstoff enthaltenen Erbinformation das Eiweiß des Coronavirus und mobilisieren so das Immunsystem.
Die Präparate von Biontech und Moderna gehören zu den mRNA-Impfstoffen. Bei diesem Ansatz wird dem Menschen kein inaktiviertes Virus gespritzt, um das Immunsystem anzuregen, sondern ein Stück mRNA, das die Bauanleitung für das Spike-Protein des Coronavirus enthält.
Warum ist eine Kombination aus beiden Wirkstoffen offenbar wirksamer als zwei Impfungen mit dem Vektorimpfstoff von Astra Zeneca?
Die beiden Impfstoffe lösen etwas anders geartete Immunantworten aus. Der Biontech-Impfstoff führt zu einer etwas stärkeren Bildung von Antikörpern als das Astra-Zeneca-Vakzin. Dafür führt Letzteres zur Bildung von mehr T-Zellen. Beide Immunantworten sind wichtig für die Bekämpfung des Coronavirus. Eine Kombination führt daher zu einer "besonders starken Immunantwort", wie Christine Falk sagt, die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Allerdings ist die Reihenfolge nicht gleichgültig. Zuerst Biontech und dann Astra hat in der Studie aus Oxford nicht so gute Ergebnisse erzielt. Die T-Zell-Hilfe müsse zuerst kommen, sagt Falk.
Ist der Schutz nach zweimaliger Impfung mit Astra Zeneca überhaupt groß genug?
Ja. In der Regel muss man sich keine Sorgen machen, wenn man diese Impfung bereits erhalten hat. Die Stiko empfiehlt die Kreuzimpfung jetzt, weil sie besser ist als die Impfung nur mit Astra
, sagt der Immunologie-Professor Carsten Watzl von der TU Dortmund. Das heißt nicht, dass die doppelte Impfung mit Astra schlecht ist.
Daten aus Großbritannien, wo vornehmlich Astra Zeneca verimpft wird, zeigen, dass der Schutz durch diesen Impfstoff vor schweren Verläufen und Tod weiterhin exzellent ist - auch gegen die hochansteckende Delta-Variante. Für Menschen mit besonders schwachem Immunsystem wie Hochbetagte, Organtransplantierte oder Krebskranke könnte allerdings eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff sinnvoll sein, sagt die Immunologin Christine Falk. Ob man gut genug auf die Impfung reagiert hat, könne mithilfe eines speziellen Antikörpertests beim Hausarzt überprüft werden, sagt Falk.
Ist der Impfstoff von Astra Zeneca damit wertlos?
Nein, das ist er nicht. Der Impfstoff könnte als Erstimpfung in einer Kombination mit Biontech oder Moderna sogar einen besonders hohen Stellenwert erlangen. Denn die Kombination ist zur doppelten Impfung mit Biontech mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar etwas überlegen. Die Reihenfolge Astra und dann Biontech ist eine richtig gute Strategie
, sagt Christine Falk, mindestens so gut wie zweimal Biontech.
Zu bedenken ist zudem, dass in der Studie aus Oxford der Impfabstand für alle Kombinationen jeweils nur vier Wochen betrug. Die zweifache Impfung mit Astra Zeneca entfaltet ihr höchstes Potenzial aber mit einem Abstand von neun bis zwölf Wochen. Hätte man diesen Abstand untersucht, wäre die zweifache Astra-Zeneca-Impfung besser ausgefallen. In Anbetracht der Ausbreitung der Delta-Variante, gegen die die erste Impfung anders als gegen frühere Varianten keinen guten Schutz bietet, ist eine besonders schnelle doppelte Impfung allerdings wichtig, auch das hat die Stiko zu ihrer veränderten Empfehlung bewogen.
Wie verträglich ist die Kombi-Impfung?
Mehreren Studien zufolge gilt die Kombi-Impfung als gut verträglich. Laut der Zwischenauswertung einer Studie um den Immunologen Leif Erik Sander von der Berliner Charité fielen die Impfreaktionen in zwei Gruppen vergleichbar aus, von denen eine Gruppe zweimal den Biontech-Impfstoff erhalten hatte und die andere zuerst Astra Zeneca und dann Biontech. Sehr viele Probanden, egal welcher Gruppe sie angehörten, berichteten von milden bis moderaten lokalen Impfreaktionen wie Schmerzen im Arm oder grippeähnlichen Symptomen. In einer früheren Studie des Teams aus Oxford führte die Kombinationsimpfung allerdings etwas häufiger zu grippeähnlichen Symptomen - wahrscheinlich, weil hier der Abstand bei vier Wochen lag, sagt Carsten Watzl. Schwerere Nebenwirkungen sind für die Kombination hingegen nicht bekannt
, so der Immunologe. Hier seien auch keine unangenehmen Überraschungen zu erwarten, denn es handele sich ja nicht um eine gleichzeitige Kombination von zwei Medikamenten. Wenn man nach vier Wochen mit dem zweiten Impfstoff kommt, ist der erste längst abgebaut. Es ist daher nicht zu erwarten, dass das zu neuen Nebenwirkungen führt, die wir noch nicht kennen.
Welche zeitlichen Abstände sollen zwischen Erst- und Zweitimpfung eingehalten werden?
Die Stiko empfiehlt für Menschen, die mit zwei verschiedenen Impfstoffen immunisiert werden, einen zeitlichen Abstand von mindestens vier Wochen. Die Kombi-Impfung bietet laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits nach vier Wochen einen sehr guten Impfschutz mit hoher Wirksamkeit. Dadurch könne das sehr lange Intervall von teils bis zu zwölf Wochen, das bisher galt, verkürzt werden. Im homologen Impfschema, wenn also bei Erst- und Zweitimpfung der gleiche Wirkstoff gespritzt wird, gelten andere Empfehlungen. Drei bis sechs Wochen sollten beim Impfstoff von Biontech zwischen der ersten und zweiten Spritze liegen, vier bis sechs Wochen bei Moderna und neun bis zwölf Wochen bei Astra Zeneca, falls noch jemand zweifach damit geimpft wird. Süddeutsche Zeitung, von Julia Bergmann und Christina Berndt
Wie die Querdenker
nach der Pandemie weitermachen wollen
Wird sich die Protestbewegung auflösen? Nicht, wenn es nach dem Querdenken
-Gründer Michael Ballweg geht. Auch Verfassungsschützer sehen noch keinen Grund zur Entwarnung.
Werden die Querdenker
und andere Gruppierungen, die aus dem Protest gegen die Corona-Politik heraus entstanden sind, mit dem Ende der Pandemie wieder verschwinden? Nicht, wenn es nach Michael Ballweg geht, dem Stuttgarter Gründer der Querdenken
-Initiative. Er hält wenig von dem Versuch, die Bewegung über Kleinstparteien, die aus der Corona-Leugner-Szene entstanden sind, in den Bundestag zu tragen. Sein Ziel, so sagte er am Mittwoch in einem Online-Gespräch mit dem Schweizer Rechtsextremen Ignaz Bearth, sei eine Veränderung des politischen Systems.
Da dürften einige Verfassungsschützer aufhorchen. In mehreren Bundesländern und im Bund stehen führende Köpfe der Querdenken
-Bewegung unter Beobachtung. Während dies anfangs vor allem durch eine Nähe zu Reichsbürgern und Rechtsextremen begründet wurde, hat sich aus Sicht der Verfassungsschützer inzwischen gezeigt, dass es in Teilen der Bewegung selbst demokratiefeindliche und sicherheitsgefährdende Bestrebungen gebe. In der Szene mischen sich radikale Milieus von Rechtsextremen über Esoteriker bis zu Anhängern von Verschwörungserzählungen. In Baden-Württemberg kündigte Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) am Donnerstag an, dass man in Stuttgart weiterhin ein besonderes Auge auf die Szene haben werde. Die Gefahr, die von dieser neuen Form des Extremismus ausgeht, ist äußerst hoch
, sagte Strobl. Es beunruhige ihn, wie viele Menschen, die gar nicht demokratiefeindlich waren
, für völlig krude
und gefährliche Verschwörungsideologien
empfänglich seien.
Momentan stehen zwei Thesen im Raum, wie es weitergehen könnte: Die Szene wird kleiner und radikalisiert sich weiter. Vorstellbar wäre auch, dass es den gut vernetzten Akteuren gelingt, auf ein neues Thema mit ähnlich breiter Anschlussfähigkeit
zu setzen, wie es Beate Bube formuliert, die Präsidentin des baden-württembergischen Landesamtes für Verfassungsschutz. Schon jetzt sei ja immer wieder von einer Klima-Diktatur
die Rede.
Wie viele Menschen bringen die Querdenker
noch auf die Straße?
Ob die Querdenker
noch Massen mobilisieren können, wird sich am 1. August zeigen. Für diesen Tag plant Ballweg eine große Demonstration in Berlin. Inhaltlich soll die Corona-Politik dort offenbar schon nicht mehr im Mittelpunkt stehen. In einem Video-Talk hat Ballweg sich vor einigen Tagen dazu betont geheimnisvoll gegeben. Recht aufschlussreich war jedoch seine Antwort auf die Frage, welche Partei man denn als Anhänger der Querdenken
-Bewegung wählen sollte. Es gehe eher um diese Fragen, so Ballweg: Soll ich überhaupt noch wählen gehen? Was bringt das parlamentarische System? Und welche Alternativen gibt es?
Er und einige Mitstreiter hätten im Winter in vielen Arbeitsgruppen
an dem Thema gearbeitet und etwas Großartiges
vorbereitet. Näheres werde man am 1. August erfahren.
Dazu könnte passen, was der in der Querdenken
-Bewegung aktive Anwalt Ralf Ludwig kürzlich auf Telegram schrieb: Wir werden nur politische Parteien unterstützen, deren wichtigstes Ziel ist, Volksentscheide und Volksbegehren auf Bundesebene einzuführen. Alle anderen Parteien sind undemokratisch und wollen sich der Kontrolle durch die Menschen, die sie (angeblich) repräsentieren, entziehen.
Zuletzt hat die Teilnehmerzahl bei einigen dezentralen Querdenken
-Demonstrationen deutlich abgenommen. Ballweg will nun offenbar verstärkt auf wenige Veranstaltungen mit überregionaler Zugkraft setzen. Außerdem hat Querdenken 711
, Ballwegs Stuttgarter Gruppierung, seine Anhänger über Telegram dazu aufgerufen, verstärkt Leute anzusprechen, die nicht zur eigenen Blase gehören, zum Beispiel Freunden und Bekannten Informationen über soziale Medien wie Twitter, Facebook oder Instagram zu schicken. Darüber hinaus arbeitet Querdenken 711
daran, eine eigene Plattform als Alternative zu Youtube aufzubauen. Süddeutsche Zeitung, von Claudia Henzler, Stuttgart
Trend scheint sich umzukehren; Wieder fast 1.000 Neuinfektionen – Inzidenz steigt auf 5,5
RKI: 949 Neuinfektionen, Inzidenz steigt auf 5,5. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Corona-Infektionen ist am dritten Tag infolge angestiegen. Sie lag bei 5,5 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Vor einem Tag lag sie bei 5,2, vor zwei Tagen bei 5,1. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 949 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Freitagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.15 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 649 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurde nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 49 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 69 Tote gewesen.
Die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus entscheidende Reproduktionszahl stieg zuletzt deutlich an und lag nach jüngsten Daten des RKI über der Schwelle von 1. So gab das RKI den sogenannten 7-Tage-R-Wert am Donnerstag mit 1,09 an (Vortag: 1,01). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 109 weitere Menschen anstecken. dpa
Delta-Variante dominiert erstmals in Deutschland
Die besonders ansteckende Delta-Variante ist in der Corona-Pandemie in Deutschland zur vorherrschenden Mutante geworden. Sie dominiere erstmals mit einem Anteil von 59 Prozent, hieß es am Mittwochabend in der jüngsten wöchentlichen Auswertung des Robert Koch-Instituts mit Blick auf die 25. Kalenderwoche (21.-27. Juni).
Es sei anzunehmen, dass es sich nun bei knapp zwei Dritteln der PCR-bestätigten neuen Corona-Infektionen um eine Ansteckung mit der Delta-Variante (B.1.617.2) und nur noch bei einem Drittel um eine mit der Alpha-Mutante handele. Der Alpha-Anteil sank damit rasch von 91 Prozent Ende Mai auf 33 Prozent Ende Juni. Andere Virusvarianten spielen in Deutschland zurzeit keine Rolle. Es wird nur ein Teil der positiven Corona-Proben auf Varianten hin untersucht.
Der Vergleich zeige, dass der Anteil der Variante Delta weiterhin stark zunehme und sich von 37 auf 59 Prozent innerhalb einer Woche erneut fast verdoppelt habe, hieß es im Bericht. Diese starke Zunahme gehe mit einer leichten Erhöhung der Fallzahlen und einem weiterhin niedrigen einstelligen Niveau der 7-Tage-Inzidenz einher. Fachleute befürchten jedoch mit zunehmender Delta-Verbreitung eine Trendumkehr. Das war unter anderem in Großbritannien im Mai beobachtet worden. dpa
Mehr Neuinfektionen und höhere Ansteckungsrate
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) mit 970 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden etwas mehr Fälle gemeldet als in der Vorwoche. Das geht aus Zahlen vom Donnerstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 07.40 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 892 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit bundesweit 5,2 an (Vortag: 5,1; Vorwoche: 5,1).
Die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus entscheidende Reproduktionszahl liegt über der Schwelle von 1. So gab das RKI den sogenannten 7-Tage-R-Wert am Donnerstag mit 1,09 an (Vortag: 1,01). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 109 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
Der R-Wert lag über viele Wochen deutlich unter 1, stieg aber zuletzt relativ kontinuierlich an. Experten zufolge könnte das an der Verbreitung der ansteckenderen Delta-Variante und an Lockerungen der Corona-Beschränkungen liegen.
Deutschlandweit wurde nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 31 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 63 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.733.519 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.632.500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.141. dpa
Lehrerverband: Tests und Maskenpflicht in Schulen im Herbst weiter nötig
Der Deutsche Lehrerverband hält Tests und eine Maskenpflicht in den Schulen zumindest zu Beginn des neuen Schuljahres weiter für nötig. Wir werden im Herbst noch Maßnahmen brauchen, die den Unterrichtsbetrieb absichern, teilweise auch einschränken
, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Passauer Neuen Presse
. Wir benötigen eine Sicherheitsphase zu Schuljahresbeginn, um auf Reiserückkehrer und dadurch möglicherweise verstärkt eingeschleppte Infektionen zu reagieren, in der wir erneut auf regelmäßige Testungen und Maskenpflicht setzen müssen.
Deutschland werde nach den Sommerferien mit der Durchimpfung von Kindern und Jugendlichen noch bei weitem nicht so weit sein werden wie bei den Erwachsenen
, sagte Meidinger. Daher sei damit zu rechnen, dass die hochansteckende Delta-Variante bei den Schülerinnen und Schülern eine größere Rolle spielen werde.
Als überhaupt nicht
hilfreich bezeichnete der Verbandspräsident Äußerungen des Chefs der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, der die Sinnhaftigkeit von Massentests in Schulen angezweifelt hatte. Der Bereich Schnelltestungen gehört nicht zu dem Bereich, für den die Stiko originär zuständig ist
, sagte Meidinger. Hilfreich wäre es hingegen aus seiner Sicht, wenn die Kommission eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche über zwölf Jahren herausgeben würde
.
Insgesamt sehe er die Gefahr, dass die Politik die Fehler aus dem vergangenen Sommer wiederhole und stark vom Prinzip Hoffnung
lebe. Es ist höchste Zeit, den Sommer für eine umfassende Ausstattungsoffensive zu nutzen, was IT-Infrastruktur und Raumluftfilteranlagen anlangt
, betonte Meidinger. AFP
US-Forscher: Bereits vier Millionen Corona-Tote weltweit
Seit Beginn der Pandemie sind weltweit bereits mehr als vier Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das ging am Mittwochabend (Ortszeit) aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Damit stieg die Zahl der global bekannten Corona-Todesfälle innerhalb von knapp drei Monaten von drei auf vier Millionen an. Weltweit gab es bislang rund 185 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus, wie Daten der Universität zeigten. Experten gehen bei Infektionen und Todesfällen von einer noch höheren Dunkelziffer aus.
Die Webseite der Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen aber auch wieder zeitweise nach unten korrigiert. Nach Angaben der WHO gab es bisher 3,98 Millionen bestätigte Todesfälle und knapp 184 Millionen bekannte Infektionen.
In absoluten Zahlen wurden die meisten Corona-Todesfälle bislang aus den USA gemeldet. In dem Land mit 330 Millionen Einwohnern starben seit Anfang vergangenen Jahres rund 605.000 Menschen. An zweiter Stelle folgt Brasilien mit 525.000 Toten, auf Rang drei liegt das bevölkerungsreiche Indien mit gut 400.000 Toten. In Deutschland waren nach den Johns-Hopkins-Daten bislang gut 91.000 Corona-Tote zu beklagen.
Das Coronavirus Sars-CoV-2 kann die Erkrankung Covid-19 auslösen, die tödlich verlaufen kann. Es gibt in allen Altersgruppen Todesfälle, aber ältere und immungeschwächten Patienten sind besonders betroffen. dpa
Studie der Universität Oxford:
Dritte Astrazeneca-Impfung lässt Zahl der Antikörper deutlich steigen
Eine Drittimpfung mit dem Astrazeneca-Vakzin soll hocheffektiv sein. Beim Impfstoff von Biontech braucht es diese Auffrischung einer Studie zufolge nicht. Eine dritte Impfung mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca erzeugt offenbar eine hohe Immunreaktion. Sie lässt die Menge der Antikörper auf das Niveau der höchsten Effektivität nach der Zweitimpfung steigen – das geht aus einer Studie der britischen Oxford-Universität in Zusammenarbeit mit dem Impfstoff-Hersteller Astrazeneca hervor. Diese ist noch nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht worden.
Ein größerer Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung führt dazu, dass die Menge an Antikörpern im Blut nach der Zweitimpfung höher ist, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Dieser Effekt war allerdings schon aus früheren Untersuchungen bekannt. Die Probanden für die Studie waren Freiwillige zwischen 18 und 55 Jahren.
Die Oxford-Forscher und das britisch-schwedische Pharmaunternehmen Astrazeneca führten die Studie nach eigenen Angaben aus zwei Gründen durch:
Erstens lässt die begrenzte Verfügbarkeit der Impfstoffe im Kampf gegen das Coronavirus in manchen Ländern die Frage aufkommen, ob eine Vergrößerung des Abstands zwischen erster und zweiter Schutzimpfung die Wirksamkeit beeinflusst.
Und zweitens, weil in Ländern ohne Engpässe, wie beispielsweise in Deutschland, diskutiert wird, ob und wann eine dritte Impfung sinnvoll ist.
Diesen Fragen gingen die Wissenschaftler auf den Grund:
- Wie lange hält die Immunantwort nach der ersten Impfstoff-Dosis an?
- Wie fällt die Immunantwort bei Verlängerung des Abstands zwischen erster und zweiter Impfung aus?
- Gibt es eine Immunantwort nach einer dritten Impfstoff-Dosis – und wenn ja, welche?
Auffällig ist den Studienergebnissen zufolge, dass die Menge der Antikörper nach der Erstimpfung von Woche zu Woche stieg. Demnach hatten die Probanden am 362. Tag nach der ersten Impfung einen höhere Menge an Antikörpern im Blut als am Tag der Impfung.
30 der Studienteilnehmer erhielten eine späte Zweitimpfung, und zwar bis zu 44 Wochen nach der Erstimpfung. Die Menge der Antikörper war bei Personen mit größerem Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung höher als bei der Vergleichsgruppe.
90 der Studienteilnehmer erhielten eine dritte Dosis des Astrazeneca-Impfstoffs. Die Menge der Antikörper stieg deutlich im Vergleich zur durchschnittlichen Immunantwort, die die Probanden vier Wochen nach der Zweitimpfung zeigten.
Die Frage, ob es eine Auffrischungsimpfung aufgrund der Immunantwort nach der Zweitimpfung überhaupt braucht, beantwortete die Studie mit dem Astrazeneca-Impfstoff nicht.
Antikörper nach Zweitimpfung könnten jahrelang schützen
Deutlich offensiver klingen hingegen die Ergebnisse einer Studie, die Wissenschaftler der Washington University School of Medicine zur Immunantwort der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna am Montag veröffentlicht haben. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Menge an Antikörpern, die ein Mensch nach der Zweitimpfung hat, reichen könnte, um jahrelang vor einer Infektion zu schützen.
Die Ergebnisse der Studie legen also nahe, dass zweifach geimpfte Personen keine Auffrischungsimpfung brauchen könnten – so lange es keine noch ansteckenderen Varianten des Virus gibt.
Allen 41 Studienteilnehmern wurde zweimal im empfohlenen Abstand der Impfstoff von Biontech-Pfizer gespritzt. 14 von diesen Probanden wurden Proben der Lymphknoten entnommen, jeweils drei, vier, fünf, sieben und 15 Wochen nach der Erstimpfung.
Die Wissenschaftler berichten in ihrer Studie davon, dass das sogenannte Keimzentrum auch 15 Wochen nach der ersten Impfung, und damit nach der Zweitimpfung, noch hochaktiv war und die Anzahl der Zellen, die sich an das Coronavirus erinnerten
, nicht weniger geworden ist.
In einer dritten Studie aus Großbritannien, die am Montag veröffentlicht wurde, ergründeten die Forscher, wie die Immunantwort ist, wenn man die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna mischt – also erst eine Dosis vom einen Impfstoff und dann eine Dosis des anderen erhält. Vorherige Studien hatten bereits gezeigt, dass eine Kombination wirksam sein kann, das bestätigte auch diese Studie.
Die Ergebnisse der Kombinationen zeigen, dass diese die Wirksamkeit der Impfstoffe erhöhen. Studienteilnehmer, die eine Erstimpfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer und eine Zweitimpfung mit dem von Astrazeneca erhielten, hatten danach fünfmal so viele Antikörper wie nach zwei Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs.
Solche Studienteilnehmer, die eine Erstimpfung mit dem Vakzin von Astrazeenca und eine Zweitimpfung dem von Biontech/Pfizer erhielten, hatten danach ungefähr so viele Antikörper wie nach zwei Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs.
Forscher rätseln noch, warum eine Impfstoff-Mischung so wirksam ist
Die Wissenschaftler injizierten 830 Probanden die vier verschiedenen Kombinationen, die mit den beiden Impfstoffen möglich sind. Dabei warteten sie die für den Impfstoff von Biontech/Pfizer empfohlenen vier Wochen, obwohl der Astrazeneca-Impfstoff erst nach zwölf Wochen seine höchste Wirksamkeit entfaltet. Die Ergebnisse einer zweiten Runde, in der die Forscher bis zur zweiten Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin zwölf Wochen wartete, werden im Laufe des Julis veröffentlicht.
Aufgrund der kurzen Zeit zwischen Erst- und Zweitimpfung verwundert es nicht, dass sich nach zwei Impfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer mehr Antikörper zeigten als nach zwei Injektion mit dem Astrazeneca-Impfstoff. Die Menge war der Studie zufolge etwa zehnmal so hoch.Die Nebenwirkungen wie Erkältungssymptome, Kopf- und Muskelschmerzen waren bei der Kombination der Impfstoffe größer als bei Probanden, die zwei Dosen mit dem gleichen Impfstoff erhielten. Allerdings dauerten sie nicht lange an. Warum das so ist, ist den Forscher zufolge ebenso unklar wie, warum eine Mischung der Impfstoffe so wirksam ist. tgs, Christopher Stolz
Spahn dämpft Hoffnungen auf Aufhebung der Maßnahmen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Hoffnungen auf eine rasche Aufhebung der Corona-Beschränkungen gedämpft. Alles hänge von der Impfquote ab, sagt der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Bei den Älteren gebe es eine hohe Bereitschaft, so dass bei den über 60-Jährigen eine Impfquote von 90 Prozent bald erreicht werde. Bei den Zwölf- bis 59-Jährigen müsse dagegen noch geworben werden, um eine Quote von 85 Prozent zu erreichen. Ihnen müssten niedrigschwellige Impfangebote gemacht werden, etwa auf dem Marktplatz, dem Sportplatz oder neben Moscheen und Kirchen.
Wenn wir das möglichst gut hinkriegen im Juli, dann haben wir auch eine gute Aussicht auf einen Herbst, auf einen Winter mit weniger Auflagen und deutlich weniger Einschränkungen.
Spahn betonte aber, die AHA-Regeln würden noch eine ganze Zeit gebraucht. Wer geimpft sei, werde aber auf jeden Fall mehr Freiheiten haben.
Im ARD-Morgenmagazin
warnte Spahn dann auch eindringlich vor Monaten mit vielen Neuinfektionen gewarnt. Entweder man werde geimpft oder man werde infiziert - mit dem Risiko auch einer Folgeerkrankung
, sagte er. Das ist das, was wir sehen werden im Herbst und Winter, was wir im Vereinigten Königreich und anderen Ländern sehen. Da, wo nicht ausreichend geimpft ist, in den Bevölkerungsgruppen wird es sehr sehr viele Infektionen geben.
Reuters, dpa
Entzündungshemmende Medikamente helfen gegen Covid-19
Eine Klasse entzündungshemmender Medikamenten, darunter Tocilizumab, reduziert einer Studie zufolge effektiv das Sterberisiko bei Corona-Patienten mit schwerem Verlauf. Die entsprechende Studie wurde am Dienstag in der Fachzeitschrift Jama
veröffentlicht. Mit 11.000 Patienten handelt es sich um die bislang umfassendste Untersuchung zu diesem Thema.
Intravenös verabreichtes Tocilizumab hatte in einer Reihe kleinerer klinischer Studien zuvor bereits unterschiedliche Ergebnisse gezeigt. Die nun veröffentlichte Untersuchung fasst die Ergebnisse aus 27 klinischen Studien in 28 Ländern zusammen und kommt zu klaren Resultaten.
Untersucht wurden die Mittel Sarilumab und Tocilizumab, die ursprünglich bei rheumatoider Arthritis eingesetzt wurden. Bei Corona-Patienten im Krankenhaus reduzierte die Verabreichung eines dieser beiden Medikamente zusammen mit Kortikosteroiden wie Cortison das Sterberisiko um 17 Prozent, verglichen mit der alleinigen Anwendung von Kortikosteroiden.
Die Wissenschaft hat ihre Arbeit getan, jetzt müssen wir uns den Fragen des Zugangs zuwenden
, erklärte Janet Diaz von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Angesichts der weltweiten Ungleichheit bei Impfstoffen sind die Menschen in den ärmsten Ländern am stärksten gefährdet, an Covid-19 zu erkranken. Sie sind diejenigen, die diese Medikamente erreichen müssen.
Tocilizumab wird unter dem Namen Actemra oder RoActemra vermarktet. Eine im Februar veröffentlichte britische Studie hatte bereits ermutigende Ergebnisse geliefert. Bei 4.000 untersuchten Patienten zeigte sich eine merkliche Verringerung des Sterberisikos und der Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung. AFP
Forscher fordern bessere Qualitätskontrolle bei Corona-Impfstoffen
Untersuchungen des AstraZeneca-Vakzins an der Uni Ulm zeigen erstaunlich große Verunreinigungen. Im TR-Interview erklärt Forscherin Lea Krutzke, was das heißt.
Wissenschaftler an der Universität Ulm haben den Inhalt des SARS-CoV-2-Impfstoffs von AstraZeneca, Vaxzevria, analysiert und dabei überraschend große Mengen an Produktionsrückständen festgestellt. Dr. Lea Krutzke, Postdoc am Institut für Gentherapie, war an der Studie maßgeblich beteiligt. Die Expertin für onkolytische Adenoviren – Vaxzevria nutzt selbst ein Adenovirus als Vektor – erläutert im Gespräch mit Technology Review, wie es zu der Entdeckung kam, was sie für Impflinge bedeuten könnte und wie sich solche Probleme künftig verhindern lassen.
Technology Review: Frau Dr. Krutzke, Sie und Ihr Team um Professor Stefan Kochanek von der Uni Ulm haben den COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca auf mögliche Produktionsrückstände überprüft. Wie kamen Sie auf die Idee, dies zu tun?
Lea Krutzke: Wir forschen schon seit vielen Jahren mit und an adenoviralen Vektoren und haben daher die notwendige Expertise. Aufgrund der Berichte bezüglicher der beobachteten Nebenwirkungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff haben wir uns diesen ein wenig genauer angeschaut und sind dabei – tatsächlich eher zufällig – über diese Verunreinigungen gestolpert. Wir waren selbst überrascht, in welchem Ausmaß diese vorzuliegen scheinen.
? Sie hatten drei Chargen untersucht und kamen auf das erstaunliche Ergebnis, dass bis zu 2/3 des Protein-Inhalts aus Produktionsrückständen bestanden. Um welche handelte es sich?
! Es handelt sich hierbei um eine Vielzahl an menschlichen Eiweiße. Diese entstammen den menschlichen Zellen, welche für die Produktion des Impfstoffes verwendet werden. Eigentlich sollten diese menschlichen Eiweiße im Anschluss an die Produktion wieder vom eigentlichen Impfstoff – also den adenoviralen Vektorpartikel – abgetrennt werden. Dies scheint im Falle von AstraZeneca allerdings nur sehr unzureichend geschehen zu sein. Des Weiteren haben wir auch adenovirale Eiweiße im Impfstoff nachgewiesen, welche zwar ebenfalls für die Produktion der Vektorpartikel benötigt werden, allerdings kein Bestandteil der reifen Partikel sind und ebenfalls während des Aufreinigungsprozesses hätten abgetrennt werden sollen.
? Lässt sich aus Ihren Überprüfungen schließen, dass alle Chargen des Herstellers so aussehen?
! Wir haben in unserer Studie die Ergebnisse drei von uns untersuchter Chargen gezeigt. Mittlerweile hatten wir die Möglichkeit, eine weitere Charge zu untersuchen und in einer weiteren Studie der Universität Greifswald, an der wir auch beteiligt sind, wurden noch zwei Chargen analysiert. Alle sechs Chargen weisen Prozess-bedingte Verunreinigungen auf. Überraschenderweise variiert der Grad der Verunreinigung zwischen den Chargen, was bei einem standardisierten Prozess eigentlich auch nicht der Fall sein sollte. Wir können natürlich keine abschließende Aussage bezüglich aller Chargen machen, jedoch ist unsere Beobachtung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit repräsentativ.
? Auch den Stoff von Johnson & Johnson wollte Ihr Team untersuchen – dieser ist ebenfalls Vektorviren-basiert wie jener von AstraZeneca. Gibt es hierzu bereits Informationen? Was erwarten Sie?
! Hierzu haben wir bisher nur vorläufige Ergebnisse, welche in weiteren Experimenten überprüft werden müssen. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu den bisherigen Erkenntnissen an dieser Stelle noch nicht äußern können.
? Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat sehr zurückhaltend auf Ihre Ergebnisse reagiert, es kam nicht zu Rückrufen oder ähnlichem, stattdessen wurde beschwichtigt. Halten Sie das für angemessen?
! Wir sind uns im Klaren, dass es sich hierbei um eine schwierige Situation handelt und Risiken genau gegeneinander abgewogen werden müssen. Eine Erkrankung an COVID-19 stellt ein großes gesundheitliches Risiko dar und die Schutzwirkung der Impfung mit AstraZeneca ist eindeutig nachgewiesen. Ob und in welcher Form die Verunreinigungen für den Impfling ein Risiko darstellen, können wir zum jetzigen Stand noch nicht sagen. Momentan gehen wir davon aus, dass es eher als gering einzuschätzen ist. Jedoch bedarf es hier dringend weiterer Studien, vor allem beispielsweise im Zusammenhang mit Autoimmun-Vorerkrankungen – aber auch bezüglich der beobachteten starken Impfreaktionen kurze Zeit nach der Impfung. Weltweit herrscht Impfstoffmangel und die Herstellung eines bestehenden Impfstoffes zu verändern – sowie die damit einhergehenden Konsequenzen hinsichtlich der Zulassung – sind ein äußerst langwieriges Unterfangen. Dennoch sind wir der Auffassung, dass die Aufreinigungsverfahren und vor allem die Qualitätskontrollen für derlei Impfstoffe zukünftig verbessert werden müssen. Technisch ist es absolut möglich, adenovirale Vektoren zu sehr hohem Reinheitsgrad zu produzieren – auch im großen Maßstab. Es besteht also keinerlei Notwendigkeit, dieses – wenn auch vermutlich geringe – Risiko durch die Verunreinigungen hinzunehmen.
? Die Mengen an Produktionsrückständen im AstraZeneca-Impfstoff sind, sollten die besagten 2/3 kein Zufallstreffer gewesen sein, groß. Wie kann so etwas durch die Qualitätskontrolle rutschen?
! Eine relativ oberflächliche Antwort darauf wäre: Der momentane Qualitätsstandard ist ein festgelegter Grenzwert an akzeptiertem Fremd-Eiweiß je Impfdosis. Die Menge dieser Fremdproteine wird mit einer Methode namens ELISA gemessen. Jedoch können die im AstraZeneca-Impfstoff gefundenen Fremdproteine mit dieser Methode höchstwahrscheinlich gar nicht detektiert werden und somit "rutschen sie unbeobachtet durch". Daher sind wir der Auffassung, dass die Qualitätskontrolle mittels der ELISA-Methode bei der Herstellung adenoviraler Vektoren unzureichend ist und dringend durch weitere (bereits verfügbare) Methoden ergänzt werden muss.
? Es heißt, um ausreichend das Spike-Protein generierende Viren zu erzeugen, seien solche Produktionsrückstände quasi unvermeidlich – im Sinne von: ohne Produktionsrückstände wäre es noch weniger wirksamer Impfstoff. Ist das eine nachvollziehbare Argumentation?
! Hier sprechen Sie zwei verschiedene Themen an. Zum einen: Diese Produktionsrückstände zu vermeiden ist absolut möglich – auch während einer industriellen Produktion im großen Maßstab. Zum anderen: man weiß, dass die Wirkung eines Impfstoffes durch Hilfsstoffe, sogenannten Adjuvantien, verbessert wird. Adjuvantien sind im Impfstoff enthaltene, dem Körper jedoch fremde Substanzen, die das Immunsystem aufwecken und anlocken, wodurch dann auch eine verbesserte Immunreaktion gegen den eigentlichen Impfstoff induziert wird. Jedoch wirken im Fall von AstraZeneca oder Johnson & Johnson die adenoviralen Vektoren, die als "Taxis" verwendet werden, um die Information des Spike-Proteins in den Körper einzuschleusen, schon selbst als Adjuvans, da sie für den Körper "von außen" wie Viren aussehen und daher automatisch das Immunsystem auf den Plan rufen. Die Argumentation, dass die Verunreinigungen also einen positiven Effekt auf die Wirksamkeit des Vakzins hätten, da sie ebenfalls Adjuvantien darstellen, greift hier also eher nicht.
? Wie ist der Stand der Diskussionen mit AstraZeneca? Werden künftig bessere Filter verwendet?
! Das Unternehmen ist kürzlich nochmal auf uns zugekommen. Sie untersuchen derzeit die von uns gemachten Beobachtungen, arbeiten an der Verbesserung der Methodik hinsichtlich der Qualitätssicherung und stehen im Austausch mit der europäischen Zulassungsbehörde EMA. Das Thema wird also ernst genommen und es scheint sich auch etwas zu tun.
? Wie haben Sie die Reaktion auf Ihre Studie aufgenommen? Hatten Sie und das Team befürchtet, Impfskeptikern Zucker
zu geben?
! Selbstverständlich waren wir uns im Klaren, dass dies eine heikle Thematik ist. Auf keinen Fall wollten wir die Akzeptanz in der Bevölkerung hinsichtlich des Themas Impfungen ins Schwanken bringen oder für massive Verunsicherung sorgen. Sonst nicht und schon gar nicht zu Pandemie-Zeiten. Trotzdem waren und sind wir der Auffassung, dass zum einen die Menschen ein Anrecht auf diese Information haben und zum anderen dieser Zustand so nicht hingenommen werden kann, sondern sich etwas ändern muss. Deswegen sind wir auch schlussendlich damit an die Öffentlichkeit getreten, allerdings erst, nachdem wir mit verschiedenen öffentlichen Behörden Kontakt aufgenommen und die Datenlage diskutiert hatten. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung waren zwar verständlicherweise oft besorgt, aber allesamt freundlich. Vehement auftretende Impfskeptiker sind eigentlich keine an uns herangetreten.
? Thema Corona-Impfstoff ist vermint. Haben Sie das Gefühl, dass man hier noch adäquat wissenschaftlich arbeiten kann, ohne dass es politisch wird?
! Das kann ich ganz klar bejahen, adäquates wissenschaftliches Arbeiten ist auf jeden Fall möglich. Das ist ja das durchaus Positive hier: Man braucht vielleicht an der einen oder anderen Stelle mal ein wenig Durchhaltevermögen, Geduld und Rückgrat, aber am Ende werden eben auch die unbequemen Wahrheiten ausgesprochen.
? Ist geplant, auch die mRNA-Impfstoffe, also Biontech/Pfizer und Moderna, auf ihren Inhalt zu untersuchen? Falls nicht, warum nicht?
! Eine solche Untersuchung planen wir in unserer Arbeitsgruppe tatsächlich erst einmal nicht. mRNA-basierte Impfstoffe werden auf ganz andere Weise hergestellt. Die Expertise in diesem Bereich haben andere Forscher und ich kann mir gut vorstellen, dass hier jetzt der eine oder andere auch nochmal genauer hinschaut. Da für die Herstellung vom mRNA-Impfstoffen – anders als bei adenoviralen Vektoren – jedoch keine menschlichen Zellen verwendet werden, ist eine Verunreinigung wie wir sie beim AstraZeneca-Impfstoff gesehen haben, nahezu unmöglich. Heise online, Technology Review, von Ben Schwan bsc
Labore: Delta bei fast jeder zweiten Corona-Infektion
In deutschen Laboren geht mittlerweile knapp die Hälfte aller untersuchten Corona-Befunde auf die Delta-Variante zurück. Das teilte der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) am Dienstag mit. Demnach betrug der Delta-Anteil bei der Datenerhebung der Woche bis 4. Juli 47 Prozent. Der Verband sprach von einem erwartungsgemäßen
Anstieg. Die Zahlen des ALM decken sich in etwa mit der Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) von vergangener Woche. Es sei damit zu rechnen, dass die in Indien entdeckte Mutante mindestens die Hälfte aller Neuinfektionen ausmacht
, schrieb das RKI mit Bezug auf die Woche bis 4. Juli. Aktuelle Daten des RKI werden am Mittwochabend erwartet.
Zuletzt seien in den ALM-Laboren 613 991 PCR-Untersuchungen innerhalb eine Woche gemacht worden. Dabei gab es 5065 positive Befunde, das entspreche einer weiterhin niedrigen Positivrate von 0,8 Prozent.
Weiterhin gebe es Kapazitäten für rund zwei Millionen PCR-Tests pro Woche. Es gilt unverändert, dass aufgrund der deutlichen Ausbreitung der Delta-Variante die Kapazitäten vorgehalten werden, damit wir jederzeit auf kurzfristige Herausforderungen reagieren können
, sagte Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM, laut einer Mitteilung. dpa
Hausärzte im Rheinland wollen kein Astrazeneca mehr
In der laufenden Corona-Impfkampagne wollen die Praxen im Rheinland nach Angaben des Hausärzteverbandes künftig auf den Impfstoff von Astrazeneca verzichten. Das sagte der Chef des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken, der Rheinischen Post
.
Astazeneca wird zunehmend der Ladenhüter unter den Impfstoffen. Er ist politisch einfach zerredet worden. Die aktuelle Stiko-Empfehlung unterstützt dies noch. Viele Patienten wollen den Wechsel auf Biontech
, so Funken. Daher sei man nun gezwungen, auf Astrazeneca zu verzichten, obwohl es sich um einen guten Impfstoff handele, der auch vor der Delta-Variante schütze. Wir werden den Impfstoff jetzt aber verwerfen und Biontech einsetzen
, sagte Funken.
Viele Patienten wünschten die Möglichkeit, zu Biontech zu wechseln, häufig auch, weil sie so schneller zur Zweitimpfung kommen können. Das sei verständlich, so Funken. Für die Hausärzte bedeutet das andererseits organisatorischen Stress. Termine müsse neu vergeben, Impfstoffe anders verplant werden
, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte am vergangenen Donnerstag überraschend mitgeteilt, dass Menschen, die eine erste Dosis des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie den von Biontech oder Moderna erhalten sollen. dpa
Wirksamkeit von Biontech gegen Delta-Variante gesunken
In Israel hat die Wirksamkeit der Pfizer/Biontech-Impfung gegen das Coronavirus nach Angaben des Gesundheitsministeriums in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. Parallel habe sich die aggressivere Delta-Variante im Land ausgebreitet, teilte das Ministerium am Montagabend mit. Seit dem 6. Juni sei die Wirksamkeit der Impfung bei der Verhinderung einer Infektion in Israel auf 64 Prozent gesunken. Dies sei auch bei der Verhinderung einer Erkrankung mit Symptomen der Fall. Allerdings wehre die Impfung demnach zu 93 Prozent eine schwere Erkrankung und Krankenhausaufenthalte ab.
Im Februar hatte das Gesundheitsministerium noch mitgeteilt, der Impfstoff von Pfizer/Biontech verhindere eine Corona-Erkrankung zu 95,8 Prozent. Das Auftreten von Symptomen wie Fieber und Atembeschwerden werde zu 98 Prozent verhindert und zu rund 99 Prozent Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Tod.
In Israel steigt trotz einer hohen Impfquote seit rund zwei Wochen die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen deutlich an. Am Sonntag wurden laut Gesundheitsministerium 334 Personen positiv getestet. Zuletzt wurden Anfang April mehr als 300 Corona-Neuinfektionen an einem Tag festgestellt. Der größte Teil der Neuinfektionen steht im Zusammenhang mit der Delta-Variante, die zuerst in Indien nachgewiesen wurde. Viele der Infizierten sind jüngere Menschen.
Die Zahl der schwer an Covid-19 Erkrankten stieg leicht auf 35 an. Seit rund zwei Wochen ist kein Todesfall mehr im Zusammenhang mit dem Virus registriert worden. dpa
Lauterbach fordert Strafen für Impftermin-Schwänzer
Koalitionspolitiker wollen Bürger belangen, die ihre Impftermine nicht wahrnehmen. Es wäre richtig, wenn es eine Strafe gäbe für diejenigen, die nicht einmal ihren Termin absagen
, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der Bild am Sonntag
einem Vorabbericht zufolge. Denn diese Terminausfälle führen dazu, dass wir langsamer impfen, als wir könnten, und dass wir Impfstoff wegwerfen müssen.
Der Unions-Fraktionsvize im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), forderte: Wer nur zu bequem ist, zum Hörer zu greifen oder mit wenigen Klicks einen Termin abzusagen, sollte für die angefallenen Ausfallkosten aufkommen müssen.
Reuters
Virologin fordert neues Testkonzept für Schulen nach den Sommerferien
Auf die Regierungen von Bund und Ländern wächst der Druck, vor Beginn des neuen Schuljahrs bessere Vorsorge zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu treffen. Die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) etwa fordert ein neues Testkonzept für Schulen. Gerade jetzt, denn die Delta-Variante wird nach den Sommerferien sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen
, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Statt der weniger präzisen Antigen-Schnelltests spricht sich Brinkmann für den vermehrten Einsatz sogenannter Lollitests oder Gurgeltests aus. Das spart Kosten und kann per PCR ausgewertet werden
, sagte die Virologin. Diese Testmethoden seien ein phantastisches Tool bei der derzeitigen niedrigen Inzidenz, das sehr effektiv ist, wenn es regelmäßig durchgeführt wird
.
Brinkmann warb außerdem für das Tragen von Masken und direkt in Fensterschieben eingebaute Ventilatoren zur Verringerung der Infektionsgefahr. Ohne zusätzliche Maßnahmen werden die Infektionen wieder zunehmen, es wird zu Quarantäneschleifen kommen, wie man es jetzt schon in Großbritanniens Schulen beobachten kann
, warnte die Expertin. AFP
Inzidenz steigt erstmals seit Wochen leicht
Erstmals seit Wochen ist die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen im Vergleich zum Vortag gestiegen. Sie lag bei 5,0 Ansteckungen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner und damit um 0,1 höher als tags zuvor (4,9; Vorwoche: 5,7), wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagmorgen hervorgeht. Demnach meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem Institut binnen eines Tages 559 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 538 Ansteckungen gelegen.
Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz während der dritten Corona-Welle hatte es am 26. April 2021 mit einem Wert von 169,3 gegeben. Danach war sie - von wenigen Ausreißern abgesehen - ziemlich stetig gesunken. Zuletzt war die Inzidenz am 1. und 2. Juni vorübergehend gestiegen. Durch die Verbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante in Deutschland war bereits erwartet worden, dass der Rückgang bei den Neuinfektionen in dieser Form nicht anhalten wird.
Deutschlandweit wurden laut den neuen RKI-Angaben binnen 24 Stunden sieben Corona-Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es acht Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.730.912 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.628.400 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.030. dpa
Baerbock: Luftfilteranlagen für alle Schulen
Die Kanzlerkandidatin der Grünen Annalena Baerbock fordert massive Investitionen, um sämtliche Schulen in Deutschland gegen Corona zu wappnen. Es muss eine Luftfilteranlage für jeden Klassenraum in diesem Land zur Verfügung gestellt werden
, sagt sie in einem Gespräch mit der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge. Ja, das kostet Geld. Aber ich nehme nicht hin, dass wir wieder in eine Situation geraten, wo ein Teil der Kinder von Zuhause aus lernen muss, nur weil keine Vorsorge geleistet wurde.
Manche Kinder hätten so sehr unter der Situation gelitten, dass sie das gesamte ABC verlernt oder psychische Folgen davongetragen hätten. Reuters
Große Mehrheit erwartet schärfere Maßnahmen im Herbst
Trotz fortschreitender Impfkampagne rechnet eine große Mehrheit der Deutschen im Herbst mit steigenden Corona-Infektionszahlen und neuen staatlichen Beschränkungen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 76 Prozent, dass sie einen Anstieg der Infektionszahlen erwarten. 74 Prozent gehen von einer Verschärfung der Maßnahmen gegen die Pandemie im Herbst aus. Nur 16 Prozent meinen, dass es keine neuen Einschränkungen geben wird.
Kanzleramtschef Helge Braun hatte Geimpften am Freitag Hoffnung gemacht, dass es für sie auch bei einer neuen Corona-Welle keinen neuen Lockdown geben wird - wenn die Impfungen sich auch gegen Varianten behaupten. Solange unsere Impfung sehr gut wirkt, kommt ja ein Lockdown zulasten derer, die vollständig geimpft sind, auch nicht infrage
, sagte der CDU-Politiker dem Nachrichtenradio MDR Aktuell. Sondern denjenigen, die geimpft sind, kann man dann auch die Normalität ermöglichen - den Besuch im Konzert genauso wie das Einkaufen.
dpa
Katalonien und Zypern als Risikogebiete eingestuft
Die spanische Region Katalonien sowie die Mittelmeerinsel Zypern werden seit Sonntag vom Auswärtigen Amt als Corona-Risikogebiete eingestuft. Das bedeutet, dass von nicht notwendigen, touristischen Reisen in diese Gebiete abgeraten wird. Menschen, die dennoch dort hinreisen, müssen sich innerhalb von zehn Tagen vor der Rückreise nach Deutschland registrieren. Außerdem gilt grundsätzlich die Pflicht, sich nach der Rückkehr zehn Tage lang in Quarantäne zu begeben.
Unter gewissen Voraussetzungen kann die Quarantänezeit aber verkürzt werden. Außer Katalonien, in dem sich bei Touristen beliebte Orte wie Barcelona befinden, wurde auch die nordspanische Küstenregion Kantabrien auf die Liste der Risikogebiete aufgenommen. Zuvor galt die Einstufung bereits für die spanischen Gebiete Andalusien, Navarra, La Rioja, das Baskenland und die Exklave Ceuta.
Nicht mehr auf der Liste der Risikogebiete stehen seit Sonntag unter anderem die kroatische Region Medimurje, das französische Überseegebiet Guadeloupe sowie der Golfstaatt Katar. AFP
Zweitimpfung: STIKO empfiehlt mRNA-Vakzin nach AstraZeneca
Nach einer Erstimpfung mit AstraZeneca empfiehlt die Impfkommission nun unabhängig vom Alter als zweite Dosis BioNTech oder Moderna. Mit Blick auf die Delta-Variante mahnte sie, die Zweitimpfung zeitgerecht
wahrzunehmen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Impfempfehlung für eine Zweitimpfung nach einer ersten AstraZeneca-Dosis angepasst. So sollen Impfwillige künftig unabhängig von ihrem Alter mit der zweiten Spritze einen mRNA-Impfstoff wie BioNTech oder Moderna erhalten, teilte das Gremium mit. Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis solle dann mindestens vier Wochen betragen.
Die Empfehlung gelte vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren
, hieß es. Die Expertinnen und Experten begründen diesen Rat damit, dass die Immunantwort nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten - erst Vektor-, dann mRNA-Impfstoff - der Immunantwort nach zwei Dosen AstraZeneca deutlich überlegen
sei.
Fachleute sprechen von einem heterologen Impfschema. Dieses hatte die STIKO bisher nur jüngeren Menschen angeraten, die bereits eine Erstimpfung mit AstraZeneca bekommen hatten, bevor das Vakzin nur noch für Menschen ab 60 Jahren empfohlen wurde.
STIKO: Nach Zweitimpfung auch gegen Delta gut geschützt
Die STIKO betonte, es sei angesichts der Ausbreitung der deutlich ansteckenderen Delta-Variante wichtig, die zweite Impfstoffdosis zeitgerecht
wahrzunehmen. Nach nur einer Impfstoffdosis scheine der Schutz gegen Delta deutlich herabgesetzt
zu sein. Nach vollständiger Impfung sei der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen durch Delta im Vergleich zum Schutz vor anderen Corona-Varianten ähnlich gut, hieß es unter Berufung auf Daten aus dem Vereinten Königreich.
Als Empfehlung für die Abstände zwischen den zwei erforderlichen Impfstoffdosen gibt die Kommission nun aus: drei bis sechs Wochen bei BioNTech/Pfizer, vier bis sechs Wochen bei Moderna, neun bis zwölf Wochen bei AstraZeneca (falls noch jemand zweifach damit geimpft werden sollte) und ab vier Wochen
bei der Kombination aus AstraZeneca und mRNA-Impfstoff.
Die STIKO geht mit ihrer Empfehlung weiter als die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA). Diese hatte erklärt, sie könne keine Empfehlung dafür abgeben, andere Vakzine für die zweite Impfung zu verwenden. Es sehe derzeit danach aus, dass alle vier erhältlichen Impfstoffe in der EU gegen die verschiedenen Varianten des Coronavirus einen Schutz böten.
Spahn plant mit mehr als 200 Millionen Impfstoff-Dosen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte bereits am Mittwoch erklärt, insgesamt 204 Millionen Corona-Impfstoffdosen für das kommende Jahr beschaffen zu wollen. Dies werde für zwei Impfdosen pro Einwohner reichen sowie für einen zusätzlichen Sicherheitspuffer, sagte der CDU-Politiker. Er stellte zudem ein baldiges Ende der Impfstoff-Knappheit in Aussicht: Dann könne den Impfzentren und Praxen so viel Impfstoff geliefert werden, wie diese benötigten. Deutschland wolle bei der Impfstoffbeschaffung auf mehrere Pferde setzen
, um die langfristige Versorgung zu sichern.
Im Zusammenhang mit der langfristigen Impfstoffbeschaffung sprach Spahn von einer Zwei-plus-zwei-Strategie
. Zu der Planung für das Jahr 2022 gehörten die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna sowie die noch nicht zugelassenen proteinbasierten Vakzine von Sanofi und Novavax. Hinzu komme ein kleineres Kontingent des Vektor-Impfstoffs von Johnson & Johnson. Die Europäische Union hatte im Mai erklärt, ihren Vertrag mit AstraZeneca vorerst nicht verlängern zu wollen. Tagesschau.de
Jetzt mehr als 400.000 Covid-19-Tote in Indien
In Indien sind nach offiziellen Zahlen mehr als 400 000 Menschen an oder mit Corona gestorben. Diese Marke wurde am Freitag überschritten, als das Gesundheitsministerium 853 neue Todesfälle in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land meldete. Nur in den USA und Brasilien wurden bislang mehr Tote im Zusammenhang mit der Pandemie erfasst. Die Hälfte der Toten in Indien wurde während der heftigen zweiten Welle im April und Mai registriert, die Krankenhäuser und Krematorien überlastete und die auch im Zusammenhang mit der ansteckenderen Delta-Variante steht, die zuerst in Indien gefunden worden war. Inzwischen sind die täglich gemeldeten Corona-Neuinfektionen und Todeszahlen wieder deutlich gesunken.
Etliche Expertinnen und Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer in dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt sehr hoch ist und besonders in ländlichen Gebieten viele Tote nicht erfasst worden sind. Auf dem Höchststand der zweiten Welle wurden pro Tag teils mehr als 4000 Tote und 400 000 Infektionen im Zusammenhang mit der Pandemie gemeldet.
Derzeit versucht Indien, seine Impfkampagne auszuweiten - auch weil einige Expertinnen und Experten vor einer möglichen dritten Welle warnen. Bislang sind aber erst 4,5 Prozent der Bevölkerung in Indien vollständig geimpft. dpa
Hausärzte beklagen neue Empfehlung zur Kreuzimpfung
Die Hausärzte beklagen, dass sie von der neuen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Kreuzimpfung mit mRNA-Vakzinen überrascht wurden. Die ad hoc Anpassung der Empfehlung hat bereits am ersten Tag in vielen Praxen für einen enormen Mehraufwand gesorgt
, sagt Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland laut Vorabbericht. Patientinnen und Patienten seien verunsichert, und viele wollten ihre Impftermine mit einem mRNA-Vakzin mit Blick auf die Sommerferien vorziehen. Das stelle Ärzte und Praxisteams von einem Tag auf den anderen vor enorme logistische Herausforderungen, auch, weil der mRNA-Impfstoff nur begrenzt verfügbar sei. Reuters
Intensivmediziner: Nicht mehr nur auf Inzidenz schauen
Intensivmediziner sprechen sich dafür aus, bei der Pandemiebekämpfung nicht mehr ausschließlich die Inzidenzwerte in den Fokus zu stellen. Mit steigender Impfquote ist der Inzidenzwert alleine weniger aussagekräftig, um die potenzielle Gefahr für das Gesundheitssystem messen zu können
, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, der Rheinischen Post
. Wir rechnen damit, dass die Inzidenzwerte im Herbst, wie in England aktuell schon der Fall, stärker steigen werden als die Zahl der Intensivpatienten
, so der Intensivmediziner.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) äußerte sich am Freitag ähnlich: Die Inzidenzwerte würden weiter eine wichtige Rolle spielen, weil sie natürlich eine Aussage darüber treffen, wie viele Leute sich neu mit Corona infizieren
, sagte er. Aber wenn wir jetzt in der Situation sind, dass eine hohe Zahl von Bürgern geimpft ist, müssen wir natürlich weitere Faktoren einbeziehen.
Ganz wichtig sei die Frage, wie gut die Impfung gegen neue Varianten wie Delta wirke. dpa
Delta-Variante:
Warum unter den Coronatoten immer mehr Geimpfte sind
Etwa ein Drittel der Menschen, die derzeit in Großbritannien an der Delta-Variante sterben, ist zweifach geimpft. Das hat wohl nichts damit zu tun, dass die Impfungen nicht wirken. Sondern viel eher mit Statistik, erklärt Lars Fischer.
In Großbritannien zeichnet sich derzeit eine Entwicklung ab, die sich mit einigen Monaten Verzögerung wohl auch in Deutschland zeigen wird. Ein immer größer werdender Anteil der an Covid-19 Verstorbenen war zweimal geimpft. Was auf den ersten Blick auf ein Problem mit den Impfungen hinzudeuten scheint, ist aber vermutlich ein statistischer Effekt, der vor allem mit zwei bereits bekannten Faktoren zusammenhängt: mit dem unvollständigen Schutz durch die Impfungen einerseits und den steigenden Impfraten andererseits.
Dass die Impfungen nicht vollständig vor einer Infektion schützen, war schon nach den klinischen Studien klar. Der Biontech-Impfstoff Comirnaty zum Beispiel reduzierte die Ansteckungen um 95 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe. Das ist gut, aber eben nicht perfekt. Zugleich verhinderte die Impfung schwere Verläufe und Todesfälle komplett. Aber tatsächlich gilt auch das nur teilweise, denn die Studien erfassten die gefährdetsten Gruppen nur unvollständig.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem wie Krebskranke oder Organtransplantierte haben, ebenso wie alte Menschen, allgemein ein erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu erkranken und zu sterben. Und vieles deutet eben darauf hin, dass die Impfungen bei diesen Gruppen vor schweren Erkrankungen und Tod nicht so vollständig schützen, wie die Zahlen in den Studien an gesunden Menschen ergeben hatten. Es sterben also in den Risikogruppen ebenfalls voll geimpfte, wenn auch weniger als ohne Impfung. Die Delta-Variante erhöht diesen Anteil womöglich zusätzlich, um diesen Effekt einzuschätzen, fehlen aber derzeit noch die Daten.
Die Sterblichkeit sinkt – aber nicht auf null
Im Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen mit gesundem Immunsystem an einer Sars-CoV-2-Infektion sterben, ohnehin sehr gering. Das Risiko steigt jedoch in den nicht umsonst so bezeichneten Risikogruppen dramatisch an: Die Sterblichkeit bezogen auf alle Infektionen liegt – wenn man die Zahlen aus diesem Review nimmt – bei 25-Jährigen im Bereich von Bruchteilen eines Promille, bei 85-Jährigen liegt sie bei 15 Prozent. Die genauen Zahlen sind umstritten, der grundlegende Sachverhalt ist es nicht: Das Risiko steigt etwa exponentiell mit dem Alter. Deswegen konzentrierten sich die Impfkampagnen vieler Länder zuerst auf solche am stärksten gefährdeten Gruppen.
Wegen der enormen Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen jungen, gesunden Menschen und den Risikogruppen hat der nicht perfekte Schutz durch die Impfungen große Auswirkungen. Wenn die Impfung die Sterblichkeit bei 85 Jahre alten Personen um hypothetische 95 Prozent senken würde, statt 100 Prozent wie in den Studien, haben diese mit den oben genannten Zahlen immer noch ein mehr als 50-fach höheres Sterberisiko als ungeimpfte 25-Jährige. Gleichzeitig sind sie durch die Impfung auch schlechter vor Ansteckung geschützt, als man anhand der Studiendaten an gesunden Menschen erwarten würde.
Das führt zu dem scheinbar paradoxen Resultat: Je weiter die Impfkampagne voranschreitet, desto höher wird potenziell der Anteil der vollständig Geimpften an den Coronatoten. Die Menschen mit erhöhtem Risiko sind bereits überwiegend geimpft, infizieren sich aber in gewissem Maße, und ein Teil stirbt auch daran. Die verbleibenden Ungeimpften dagegen sind weit überwiegend relativ jung mit einem entsprechend niedrigen Sterberisiko. Auch wenn Ungeimpfte den größten Teil der Infizierten ausmachen, bleibt ihr Beitrag zu den Todesfällen vergleichsweise begrenzt – und er sinkt immer weiter, je mehr auch diese Bevölkerungsgruppen geimpft werden.
Paradox erscheint das nur deswegen, weil man hier zwei sehr unterschiedliche Dinge leicht verwechselt. Zum einen nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass eine an Covid-19 verstorbene Person doppelt geimpft ist, zum anderen aber den umgekehrten Fall, dass eine doppelt geimpfte Person an Covid-19 verstirbt. Beide klingen ähnlich, sind aber unabhängig voneinander. Gerade wenn die Impfungen in allen Altersgruppen sehr gut schützen – worauf derzeit vieles hindeutet –, kann der Anteil an Geimpften an den Verstorbenen deutlich ansteigen. Der entscheidende Indikator für den Schutz, den die Impfungen bieten, ist jedoch, ob unter den Geimpften weniger Menschen krank werden und sterben. Spectrum.de, von Lars Fischer
Portugal führt in Teilen des Landes wieder nächtliche Ausgangssperren ein
Wegen der angespannten Corona-Lage werden in Teilen Portugals wieder nächtliche Ausgangssperren eingeführt. Die Bewohner der Hauptstadt Lissabon und 44 weiterer Kommunen sind ab Freitag aufgerufen, von 23.00 Uhr bis 05.00 Uhr zu Hause zu bleiben, wie die Regierung am Donnerstag mitteilte.
Die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus hatte die Zahl der Neuinfektionen in Portugal zuletzt in die Höhe getrieben. In der vergangenen Woche habe sich die Lage weiter verschlechtert, sagte Regierungssprecherin Mariana Vieira da Silva am Donnerstag. Die Pandemie sei derzeit nicht unter Kontrolle.
Im Kampf gegen den Anstieg der Infektionszahlen hatte die portugiesische Regierung bereits die Öffnungszeiten der Restaurants und die zugelassene Gästezahl in Lissabon und zwei weiteren Städten eingeschränkt. Diese Maßnahmen wurden nun auf 16 weitere Städte ausgeweitet. An den Wochenenden gilt zudem ein Reiseverbot zwischen der Hauptstadtregion und dem Rest des Landes.
Wegen der starken Ausbreitung der Delta-Variante hatte die Bundesregierung Portugal kürzlich als Virusvariantengebiet eingestuft, was besonders strenge Regeln bei der Wiedereinreise nach Deutschland zur Folge hat. Als Virusvariantengebiete werden Länder oder Regionen eingestuft, in denen ansteckendere Varianten des Coronavirus verbreitet auftreten. AFP
Über 12.300 Neuinfektionen in Spanien trotz Impfrekords
In Spanien verzeichnet das Gesundheitsministerium 12.345 Neuinfektionen und acht weitere Todesfälle binnen 24 Stunden. Ein Grund für den raschen Anstieg der Ansteckungszahlen ist die Verbreitung der Delta-Variante. Über 747.000 Menschen wurden an einem Tag geimpft, das ist ein Rekordwert. Fast 38 Prozent der Bevölkerung wurden mittlerweile vollständig geimpft. Insgesamt wurden seit Ausbruch der Pandemie mehr als 3,8 Millionen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, 80.883 Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus. Reuters
Zahl der Neuinfektionen in Großbritannien steigt rasch
In Großbritannien steigt die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen rasch an. Die Behörden registrieren 27.989 Ansteckungsfälle binnen 24 Stunden. Am Mittwoch waren es 26.068, am Dienstag noch 20.479. In Großbritannien grassiert die Delta-Variante, die erstmals in Indien nachgewiesen wurde. In der Zeit zwischen 25. Juni und 1. Juli hätten die Ansteckungsfälle um fast 72 Prozent zugelegt, teilt die Regierung mit. 22 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit einer Virus-Infektion, am Mittwoch waren es 14. Binnen sieben Tagen ist das ein Anstieg um knapp elf Prozent. Reuters
Die UEfA ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich
RKI registriert 892 Corona-Neuinfektionen
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 892 Corona-Neuinfektionen gemeldet.
Das geht aus Zahlen vom Donnerstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.14 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 1008 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit bundesweit 5,1 an (Vortag: 5,2; Vorwoche: 6,6).
Deutschlandweit wurden nach diesen Angaben binnen 24 Stunden 63 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 93 Tote. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.729.033 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.625.700 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 90.938. dpa
Lauterbach kritisiert Zuschauerregelung bei der EM: Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich
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Beim EM-Spiel der Deutschen in England waren mehr als 40.000 Zuschauer im Stadion, die meisten ohne Maske. Deshalb gibt es heftige Kritik an der Uefa. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die UEFA in der Diskussion um die Zuschauerzulassung bei der Fußball-Europameisterschaft scharf kritisiert.
"Das Spiel hat gestern nochmal gezeigt wie eng die Fans stehen, wie oft sie sich umarmen und anschreien. Es haben sich sicherlich Hunderte infiziert und diese infizieren jetzt wiederum Tausende", schrieb Lauterbach am Mittwoch bei Twitter. Bei der 0:2-Achtelfinal-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen England waren am Dienstagabend 41.973 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion gewesen. "Die UEFA ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich", schrieb Lauterbach weiter.
Etwa in London sollen für die Halbfinals und das Endspiel sogar 60.000 Zuschauer in das Wembley-Stadion dürfen. Weil die Corona-Zahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen, ist der Schritt umstritten.
Auch Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hatte Kritik an der UEFA geübt und Vorsicht angemahnt. 60.000 Zuschauer in Wembley seien zu viele. Die Europäische Fußball-Union solle ihr Konzept dringend überdenken, forderte Scholz.
Bei aller Freude über die spektakulären Spiele dieser EM halte ich es für bedenklich, wie viele Zuschauer inzwischen in einige Stadien gelassen werden
, sagte Scholz der Süddeutschen Zeitung
. Mühsam und unter großen Anstrengungen haben wir die Pandemie in Europa in den Griff bekommen, das sollten wir jetzt nicht aufs Spiel setzen.
Zuvor hatte auch bereits weitere Politiker an die britische Regierung und den europäischen Fußballverband Uefa appelliert, die Zuschauerzahlen bei den verbleibenden Spielen der seit zweieinhalb Wochen laufenden Europameisterschaft zu reduzieren.
So auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Ich halte es für unverantwortlich, wenn in Ländern, die als Virusvariantengebiet der hoch ansteckenden Delta-Mutation gelten, zigtausende Menschen auf engem Raum zusammenkommen
, sagte Seehofer der Augsburger Allgemeinen
. Das sei auch die Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit der er sich dazu abgestimmt habe.
Seehofer verwies darauf, dass bei den EM-Spielen in München eine Auslastung von 20 Prozent der Stadionplätze erlaubt ist. Dies sei ein Maßstab, der auch für die anderen Austragungsorte gelten könnte, denn man muss in den Konzepten auch die An- und Abreise berücksichtigen
. Als Innenminister ist der CSU-Politiker auch für den Sport zuständig.
Söder: Das ist für mich nicht akzeptabel
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, die Entscheidungen der Uefa mit einer Erhöhung der Zuschauerkapazitäten seien null nachzuvollziehen
. Das, was die Uefa jetzt macht, ist für mich nicht akzeptabel.
Es widerspreche auch dem Grundcharakter der Europameisterschaft, die als Turnier mit Freude und Vorsicht begonnen habe.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte vor weiteren Lockerungen bei der EM. Die Uefa und der DFB müssen dringend dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden - der Plan, jetzt noch mehr Leute in die Stadien zu lassen, wie in Wembley, ist unverfroren
, sagte Kretschmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Schon die bisherigen Bilder von der Fußball-EM vermittelten den Eindruck, dass die Pandemie vorbei sei. Das ist ein absolut falsches Signal
, sagte Kretschmann. Bei den Spielen in Ungarn und Dänemark seinen die Stadien knallvoll
gewesen, jedes der Spiele könne zum Superspreaderevent werden. Dieser Leichtsinn macht mich fassungslos.
dpa, AFP
Fast nur noch Langzeitpatienten auf Covid-Intensivstationen
Auf den Covid-Intensivstationen der deutschen Kliniken werden fast nur noch Langzeitpatienten behandelt.
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: Die allermeisten der rund 600 Covid-Patienten auf den Intensivstationen sind Langzeitpatienten. In Einzelfällen kommt es auch noch zu Neuaufnahmen, doch viele sind bereits seit Monaten in intensivmedizinischer Behandlung.
Es handele sich größtenteils um Patienten, die sich in der dritten Welle im Frühjahr angesteckt hätten, sagte Marx. Wir wissen heute, dass zehn Prozent der Covid-Intensivpatienten länger als zwei Monate in den Kliniken bleiben
, erklärte er. Beatmete Covid-Patienten bleiben im Schnitt 14 Tage auf der Intensivstation, zehn Prozent benötigen mehr als 35 Tage Beatmungstherapie.
Man müsse davon ausgehen, dass jeder zweite beatmete Patient sterbe. dpa
Spahn plant für 2022 mit Impfstoffmix - aber ohne Curevac und Astrazeneca
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn plant für das Jahr 2022 die Beschaffung von so viel Impfstoff ein, dass jede Person in Deutschland zweimal geimpft werden könnte.
Das kündigte der CDU-Politiker nach Informationen von Reuters aus Teilnehmerkreisen am Mittwoch im Bundeskabinett an. In einem dem Kabinett vorgelegten Bericht des Gesundheitsministeriums heißt es dazu, dass man neben dem Bezug von 84,4 Millionen Impfdosen von BioNTech/Pfizer auf einen Mix von verschiedenen Impfstoff-Technologien und -Herstellern setze. Die Impfstoffe des zweiten deutschen Impfstoff-Herstellers Curevac und von Astrazeneca sind dabei nicht eingeplant.
Statt dessen sei die Beschaffung von 31,8 Millionen Dosen des mRNA-Impfstoffs von Moderna vorgesehen, daneben 18,3 Millionen Dosen des Vektor-Impfstoffs von Johnson & Johnson. Zudem sollen die bisher allerdings nicht zugelassenen Protein- beziehungsweise inaktiven Impfstoffe von Sanofi (42,7 Millionen Dosen), Novavax (16,3 Millionen Dosen) und Valneva (elf Millionen Dosen) beschafft werden.
Insgesamt sei eine Menge von 204 Millionen Dosen geplant. Damit sollen die Nachimpfungen abgesichert werden. Zudem wird die empfohlene Gesamtmenge an notwendigem Impfstoff inklusive
, heißt es in dem Papier. Die Kosten der über die EU beschafften Impfstoffe beziffert das Gesundheitsministerium auf 3,9 Milliarden Euro. ReutersSicherheitspuffer
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