Corona-Chronik, September 2021
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
Youtube verschärft Vorgehen gegen Falschbehauptungen von Impfgegnern
Die Video-Plattform Youtube verschärft ihr Vorgehen gegen Falschinformationen von Impfgegnern. Wie die Google-Tochter am Mittwoch mitteilte, werden fortan Videos gelöscht, in denen fälschlicherweise behauptet werde, zugelassene Impfstoffe seien gefährlich. Youtube beschränkt sich dabei nicht auf Impfstoffe gegen das Coronavirus, sondern wendet die Regel auf Vakzine allgemein an. Wir haben stetig gesehen, wie falsche Behauptungen über Coronavirus-Impfstoffe sich ausdehnen zu Falschinformationen über Impfstoffe grundsätzlich
, erklärte Youtube. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem es wichtiger ist denn je, die Arbeit, die wir mit Covid-19 begonnen haben, auf andere Impfstoffe auszuweiten.
Nach eigenen Angaben löschte Youtube seit dem vergangenen Jahr 130.000 Videos, die gegen die Regeln der Plattform zu Corona-Impfstoffen verstießen. Die neuen Regeln beziehen sich auf Impfstoffe, die von örtlichen Gesundheitsbehörden oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugelassen und als sicher und wirksam
eingestuft wurden. Das umfasst unter anderem Impfungen gegen Masern und Hepatitis B.
Gelöscht werden sollten beispielsweise Videos, in denen fälschlicherweise behauptet werde, zugelassene Impfstoffe könnten zu Autismus, Krebs oder Unfruchtbarkeit führen, erklärte Youtube. Die Regel gelte auch für Behauptungen, dass Substanzen in Impfstoffen eine Ortung jener ermöglichen, die sie erhalten
.
Online-Plattformen stehen unter Druck, gegen die Verbreitung von Falschinformationen vorzugehen - unter anderem mit Blick auf die Corona-Pandemie. Youtube sperrte diese Woche die deutschsprachigen Youtube-Kanäle des russischen Senders RT wegen eines Verstoßes gegen seine Richtlinien bei der Berichterstattung über die Pandemie. Russland drohte in der Folge eine Blockade von Youtube sowie ähnliche Maßnahmen gegen deutsche Medien an. AFP
Chef der Krankenhausgesellschaft wirft Impfunwilligen rücksichtsloses Verhalten vor
Der Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, wirft Impfunwilligen ein rücksichtsloses Verhalten vor und ruft nachdrücklich dazu auf, sich impfen zu lassen. Wir leben in einer freien und demokratischen Gesellschaft, in der es grundsätzlich auch für jeden ein individuelles Recht auf Krankheit gibt. Dieses Recht auf Krankheit darf aber nicht zur Gefahr für andere werden
, schreibt Gaß in einem Aufruf, aus dem das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichten. 90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen seien nicht geimpft. Nur bei den allerwenigsten gebe es medizinische Gründe, die eine Impfung ausschlössen. Es ist ein wichtiger Akt der Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhalts, durch die eigene Impfung die knappen und wertvollen personellen und medizintechnischen Ressourcen in unseren Krankenhäusern für die schwerkranken Patientinnen und Patienten zu schützen, die dringend darauf angewiesen sind.
Jede Patientin und jeder Patient erhalte die bestmögliche Versorgung, egal ob die Erkrankung selbstverschuldet sei und durch ein zumutbares Maß an Prävention oder Vorsicht hätte vermieden werden können, betonte Gaß. Dennoch kann ich die Empörung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade in den Intensivstationen nachvollziehen, die den ungeimpften Covid-Patienten rücksichtsloses Verhalten vorwerfen.
Jedes Intensivbett und jede Beatmungseinheit, die von einem ungeimpften Patienten in Anspruch genommen werde, stehe einem anderen schwerkranken Menschen nicht zur Verfügung, erklärte der Verbandschef. Jede Pflegekraft und jede Ärztin, die sich um die hoch aufwändigen Covid-Patienten kümmere, könne ihre Hilfe und Zuwendung nicht gleichzeitig anderen lebensbedrohlich kranken Patienten zukommen lassen.
Derzeit sind in Deutschland laut Robert Koch-Institut 64,3 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft (Stand Mittwoch). 67,9 Prozent haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Reuters/epd
Rasanter Anstieg der Corona-Zahlen im australischen Victoria
Der australische Bundesstaat Victoria mit der Metropole Melbourne hat erneut einen massiven Anstieg der Corona-Neuinfektionen verzeichnet. Nachdem bereits am Mittwoch ein Rekordwert von 950 neuen Fällen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden war, kletterte die Zahl am Donnerstag auf 1438. Die Behörden sind alarmiert, zumal sich die Region an der Ostküste bereits seit fast zwei Monaten in einem strikten Lockdown befindet.
Die Regionalregierung glaubt, dass der Anstieg vor allem mit dem jüngsten langen Wochenende in Victoria in Zusammenhang steht, an dem sich viele Bürger trotz der Beschränkungen mit ihren Familien und Freunden getroffen hätten. Regionalpremier Daniel Andrews sagte, die Situation sei absolut vermeidbar
gewesen. Wir hatten ganz klar gesagt, dass die Zahlen steigen würden, wenn sich die Leute nicht an die Regeln halten.
Victoria befindet sich bereits zum sechsten Mal im Lockdown. Nachdem aber 80 Prozent der Bevölkerung mittlerweile zumindest eine erste Impfdosis erhalten haben, wurden die Regeln am Mittwoch leicht gelockert. Die Menschen dürfen sich jetzt wieder in einem Radius von 15 statt wie bisher 10 Kilometern von ihren Wohnsitzen bewegen. Zudem sind kontaktfreie Sportarten im Freien, wie etwa Golf, wieder erlaubt. dpa
3G-Regeln gelten in Frankreich ab sofort auch für Kinder ab 12 Jahren
In Frankreich gelten die 3G-Regeln und die Gesundheitspass-Pflicht im Kampf gegen die Corona-Pandemie von Donnerstag an bereits für Kinder ab 12 Jahren und zwei Monaten. Beim Besuch von Freizeit- und Sportstätten, in Kinos, Restaurants und Cafés oder im Fernzug müssen so künftig nicht mehr nur Erwachsene einen Nachweis von Impfung, Genesung oder negativem Test (3G) vorlegen. Da Kinder erst ab einem Alter von 12 Jahren geimpft werden können, wurde eine Frist von zwei Monaten für das Erlangen eines vollständigen Impfschutzes eingeräumt.
Während Erwachsene einen digitalen Gesundheitspass mit den entsprechenden Nachweisen in einer Handy-App vorzeigen müssen, dürfen Kinder und Jugendliche auch ein Papierdokument vorlegen. Außerdem können Erwachsene die entsprechenden QR-Codes für die gesamte Familie und die Kinder auch auf einem Handy speichern. Mit einem Nachweis, dass Kinder und Jugendliche aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, sind sie von den 3G-Regeln befreit.
Der Gesundheitspass und die 3G-Regeln wurden im Sommer im Zuge verschärfter Corona-Regeln eingeführt und stießen zunächst auf viel Protest. An jedem Wochenende wurde seitdem gegen den Corona-Kurs der Regierung von Präsident Emmanuel Macron und der Regierung demonstriert. Die Zahl der Teilnehmer ist inzwischen aber stark rückläufig. Impfaktionen werden seit Ende der Sommerferien auch an Schulen organisiert. dpa
Viele Impfzentren schließen - Hausärzte sehen sich gut gerüstet
Die Hausärzte sehen sich mit Blick auf die Schließung vieler Impfzentren gut vorbereitet, weitere Corona-Impfungen sicherzustellen. In der Anfangsphase hätten die Zentren trotz hoher Kosten Sinn gemacht. Für die ausstehenden Impfungen, zu denen wir dringend weitere Menschen ermuntern müssen, ebenso wie für die nun fälligen Auffrischungsimpfungen sehen wir uns in den Hausarztpraxen allerdings gut gerüstet
, sagte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). Kassenärzte-Chef Andreas Gassen betonte im RND ebenfalls: Die Praxen sind gut vorbereitet, auch vor dem Hintergrund, dass der Beratungsaufwand größer geworden ist.
In vielen Bundesländern schließen an diesem Donnerstag Impfzentren. Die Arztpraxen waren im April in die Massenimpfungen gegen Corona eingestiegen.
Das Impftempo hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verlangsamt. Fast drei Viertel der Erwachsenen und ein Drittel der Kinder zwischen 12 und 17 Jahren sind vollständig geimpft. Begonnen haben vor wenigen Wochen auch Auffrischungsimpfungen für Senioren und immungeschwächte Menschen. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, forderte im RND, nach der Schließung vieler Impfzentren verstärkt mobile Impfangebote für sozial Benachteiligte und Obdachlose etwa in Fußgängerzonen, vor Supermärkten und Jobcentern oder an Sportplätzen zu machen.
Der Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, rief Impfunwillige auf, sich immunisieren zu lassen. Nehmen Sie Ihre Rechte in unserer Gesellschaft und Demokratie so wahr, dass sie nicht zu einer Gefahr für andere werden
, appellierte Gaß in einem dem RND vorliegenden Aufruf. Er könne die Empörung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade in den Intensivstationen nachvollziehen, die den ungeimpften Covid-Patienten rücksichtsloses Verhalten vorwerfen
. Gaß mahnte: Jedes Intensivbett und jede Beatmungseinheit, die von einem ungeimpften Patienten in Anspruch genommen wird, steht in diesem Moment einem anderen schwerkranken Menschen nicht zur Verfügung.
Und jede Pflegekraft und jede Ärztin, die sich um Covid-Patienten kümmere, könne ihre Hilfe nicht gleichzeitig anderen lebensbedrohlich kranken Patienten zukommen lassen. dpa
Globales Impfziel der WHO wird verfehlt
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind die Impfraten in zahlreichen Ländern der Welt noch immer verschwindend gering. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bis Ende September in jedem Land mindestens zehn Prozent der Bevölkerung zu impfen, wird verfehlt, wie aktuelle WHO-Zahlen belegen. In einigen Dutzend Ländern vorwiegend in Afrika liegt die Impfquote deutlich darunter. Die WHO rief reiche Länder auf, mehr Impfdosen abzugeben.
Wir brauchen heute eine eisenharte globale Verpflichtung, dass bis Ende des Jahres mindestens 40 Prozent der Bevölkerung in jedem Land geimpft werden
, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vergangene Woche. Bis Mitte nächsten Jahres sollen es 70 Prozent sein.
In der Demokratischen Republik Kongo wurden nach WHO-Angaben erst 0,15 Impfdosen pro 100 Einwohner verabreicht, im Tschad 0,87 und in Madagaskar 1,5. Zum Vergleich: In Deutschland waren es bislang 128,49 Impfdosen pro 100 Einwohner, in Kanada gut 147, in China fast 146. Die meisten Impfstoffe werden in zwei Dosen verabreicht.
Die WHO kritisiert seit langem, dass reiche Länder Impfdosen etwa für eine Auffrischungsimpfung lagern, während Millionen Menschen weltweit dringend auf eine erste Impfung warten. Die reichen Länder haben mehr als eine Milliarde Dosen als Spende versprochen. Davon wurde aber bislang weniger als ein Fünftel zur Verfügung gestellt. Dabei sind nach WHO-Angaben umgehend zwei Milliarden Dosen zur Versorgung der ärmeren Länder nötig. Tedros appellierte an Firmen und Regierungen, durch Technologietransfer mehr Produktion zu ermöglichen.
Neben dem fehlenden Impfstoff sind auch Kapazitätsprobleme für die geringen Impfraten in vielen Ländern verantwortlich. So wurden nach WHO-Zahlen von August etwa zwar 1,7 Millionen Impfdosen in die Demokratische Republik Kongo geschickt. Allerdings wurden dann 1,4 Millionen Impfdosen wieder zurückgeschickt und an andere Länder gegeben, weil das Gesundheitswesen nicht in der Lage gewesen wäre, sie vor dem Ablaufdatum zu verabreichen. In vielen ärmeren Ländern kursieren auch Verschwörungstheorien und das Vertrauen in Impfstoffe ist gering. dpa
Vier Mitarbeiter von Aachener Impfzentrum festgenommen
In Aachen sind vier Mitarbeiter eines Impfzentrums festgenommen worden. Es bestehe der Verdacht, dass sie sich möglicherweise in betrügerischer Absicht Originalunterlagen angeeignet hätten, sagte am Mittwoch eine Polizeisprecherin. Genaueres müssten die Ermittlungen ergeben. Am Dienstagnachmittag habe es einen Polizeieinsatz in dem Impfzentrum der Krankenkassenärztlichen Vereinigung gegeben.
Zwei der vier festgenommenen Personen seien aufgefallen, weil sie mit Rucksäcken aus dem Impfzentrum zu einem Auto gegangen seien. Anschließend seien die Wohnungen der Verdächtigen und das Auto durchsucht worden. Die Aachener Nachrichten
hatten berichtet. dpa
Studie: Raucher haben höheres Risiko für schwere Covid-Verläufe
Raucher haben Studien zufolge ein höheres Risiko für schwere Verläufe von Covid-19. Das bestätigen nun weitere Analysen, die britische Forschende in der Fachzeitschrift Thorax
vorstellen. Demnach liegt der Anteil der Infizierten, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden oder sogar sterben, bei Rauchern merklich höher als bei Nichtrauchern. Die Wahrscheinlichkeit, wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, könnte den Ergebnissen zufolge bei Menschen, die aktuell Raucher sind, fast doppelt so groß sein wie bei lebenslangen Nichtrauchern.
Unsere Ergebnisse legen sehr stark nahe, dass Rauchen mit dem Risiko einer schweren Covid-Erkrankung zusammenhängt, genauso wie Rauchen das Risiko für Herzkrankheiten, verschiedene Arten von Krebs und andere Krankheiten beeinflusst
, sagte der leitende Forscher Ashley Clift von der Universität Oxford der Nachrichtenagentur PA zufolge.
Vereinzelt hatten Analysen gerade zu Beginn der Pandemie darauf hingewiesen, dass Raucher anteilig seltener an Covid-19 erkranken. So hatten sich bei einer Karnevalssitzung im rheinischen Heinsberg Raucher weniger oft infiziert, wie die Analyse eines Teams um den Bonner Virologen Hendrik Streeck zeigte. Der Mechanismus dahinter sei unklar, es gebe aber Spekulationen dazu, hatte der Direktor des Instituts für Virologie der Uni Bonn kürzlich der Augsburger Allgemeinen
gesagt.
So sei der Rachen von Rauchern gereizter und es gebe dort deswegen auch mehr Immunaktivität, die es dem Virus schwerer mache, eine Infektion zu etablieren. Eine andere Theorie ist ganz einfach: Raucher gehen zum Rauchen schlicht und ergreifend öfter vor die Tür ins Freie und verringern dadurch die Expositionshäufigkeit
, sagte Streeck. Wenn sich ein Raucher erst einmal infiziert habe, habe er ein viel größeres Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, betonte der Virologe.
Für die neue Analyse werteten die britischen Forscherinnen und Forscher mit zwei verschiedenen Methoden Daten und Befragungen aus der Medizindatenbank UK Biobank sowie Daten von Public Health England und andere Gesundheitswerte beziehungsweise Totenscheine aus. Die Wissenschaftler geben einschränkend zu bedenken, dass es bei beobachtenden Studien zu Verzerrungen kommen kann. dpa
Corona-Kosten treiben Staatsschulden auf Rekordhöhe
Die Corona-Maßnahmen haben die Verschuldung des deutschen Staates im ersten Halbjahr auf Rekordhöhe getrieben. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte standen Ende Juni zusammen mit 2251,8 Milliarden Euro in der Kreide, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das sind 78,9 Milliarden Euro oder 3,6 Prozent mehr als Ende 2020. Insbesondere beim Bund ist dies weiterhin auf Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie zurückzuführen
, hieß es zur Begründung. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt nunmehr bei 27.090 Euro.
Beim Bund allein erhöhten sich die Verbindlichkeiten um 5,3 Prozent oder 74,0 Milliarden auf 1477,5 Milliarden Euro. Bei den Ländern fiel der Zuwachs mit 0,6 Prozent auf 639,9 Milliarden Euro gering aus. Hier gibt es allerdings starke regionale Unterschiede. Die höchsten Zuwächse wiesen Sachsen (plus 11,0 Prozent), Niedersachsen (plus 5,0) und Nordrhein-Westfalen (plus 4,4) auf. Die Schuldenanstiege in diesen Ländern sind hauptsächlich auf eine Ausweitung der Emission von Wertpapieren zurückzuführen
, hieß es. Der stärkste Rückgang wurde in Bremen mit 17,1 Prozent verzeichnet. In Brandenburg sank die Verschuldung um 4,3 Prozent und in Hessen um 3,0 Prozent.
Die Verbindlichkeiten der Gemeinden und Gemeindeverbände legten um 0,8 Prozent auf 134,4 Milliarden Euro zu. Den höchsten Anstieg gab es hier in Bayern mit 6,6 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg (plus 5,9) und Schleswig-Holstein (plus 3,6). Besonders deutlich Rückgänge gab es im Saarland (minus 5,8 Prozent), in Brandenburg (minus 4,0) und in Sachsen (minus 3,2). Die Sozialversicherung wies im ersten Halbjahr einen Schuldenstand in Höhe von 41 Millionen Euro aus. Reuters
Drosten rechnet mit erneuter Corona-Welle im Oktober
Virologe Christian Drosten findet, dass die Impfzahlen in Deutschland derzeit übel aussehen
. Die Inzidenz nehme so langsam wieder Fahrt auf.
Der Virologe Christian Drosten hält die derzeitige Beruhigung der bundesweiten Corona-Infektionszahlen für ein vorübergehendes Phänomen. Es sei schon zu sehen, dass in ostdeutschen Bundesländern die Inzidenz offenbar unabhängig vom Ferienende wieder Fahrt aufnehme.
Ich denke, da deutet sich jetzt die Herbst- und Winterwelle an, die wir im Oktober wohl wieder sehen werden
, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Dienstagabend in einem Auszug aus dem Podcast Coronavirus-Update
bei NDR-Info.
Der vorherige Anstieg der Inzidenz sei insbesondere auf das Testen an Schulen nach Ende der Sommerferien und eingeschleppte Fälle zurückzuführen gewesen - und war nach Drostens Einschätzung noch nicht unbedingt der Beginn der Winterwelle.
Angesichts der gegenwärtigen Quote von rund 64 Prozent vollständig Geimpften in der Bevölkerung gehe er in diesem Jahr von deren Losrollen zu einem Zeitpunkt wie im Vorjahr aus, sagte der Corona-Experte dem Sender. Damals sei es in der zweiten Oktoberhälfte eindeutig gewesen, dass wir wieder in einen exponentiellen Anstieg gehen
.
Das Schließen der Impflücken müsse gesamtgesellschaftliches Ziel sein, betonte Drosten weiter. Es gelte, noch Ungeimpfte zu überzeugen oder anderweitig dazu zu bringen, sich impfen zu lassen. Dies sei keine wissenschaftliche Aufgabe mehr, sondern eine politische.
Den derzeitigen Impffortschritt wertete der Virologe als unzureichend. Die Zahlen sehen übel aus.
Dänemark etwa sei in einer deutlich besseren Position als Deutschland. Drosten verwies zwar auf die Unsicherheit, dass sich hierzulande möglicherweise bereits mehr Menschen impfen ließen als bislang im Meldesystem erfasst. Dies sei im Moment eine schöne Hoffnung
, dürfe aber nicht Basis für Entscheidungen und Planungen sein.
In Bezug auf die Behandlung von Covid-19 wies der Virologe darauf hin, dass es bei schweren Verläufen zwar inzwischen bessere Möglichkeiten gebe. Im Anfangsstadium der Ansteckung jedoch stünden allenfalls sogenannte monoklonale Antikörper zur Verfügung. Diese relativ teuren, laut Drosten nicht sehr breit verfügbaren Präparate könnten frisch infizierte Ungeimpfte mit bestimmten Risikofaktoren erhalten. Mit diesen Mitteln soll die Entwicklung eines schweren Krankheitsverlaufs verhindert werden.
Er sehe monoklonale Antikörper eher als vorbehalten für die wenigen Patienten, die nicht geimpft werden können oder die nicht auf die Impfung reagieren, schilderte Drosten. Auch eine vorbeugende Anwendung bei hoch gefährdeten Patienten sei denkbar. Aber das ist alles keine Lösung, die man allgemein empfehlen würde. Und das ist in Konkurrenz zur Impfung einfach immer die schlechtere Lösung.
dpa
Sieben-Tage-Inzidenz steigt minimal an
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es im Vergleich zum Vortag kaum Dynamik. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Mittwochmorgen mit 61,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 60,3 gelegen, vor einer Woche bei 65,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.780 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 10.454 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 67 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 71 Todesfälle. Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Dienstag mit 1,54 an. Ein Wochen- oder Monatsvergleich ist wegen der hohen Zahl an Nachmeldungen nicht möglich. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
United Airlines kündigt etwa 600 Impfverweigerern
Die US-Fluggesellschaft United Airlines entlässt fast 600 Mitarbeiter, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen und keine gesundheitliche oder religiöse Ausnahmegenehmigung haben. Dies war eine unglaublich schwierige Entscheidung, aber die Sicherheit unseres Teams hatte für uns immer oberste Priorität
, teilen Unternehmenschef Scott Kirby und Präsident Brett Hart den Mitarbeitern zu der Entscheidung mit. Die betroffenen Beschäftigten könnten ihren Arbeitsplatz noch retten, wenn sie sich vor dem offiziellen Kündigungsgespräch impfen lassen. Reuters
Ich befürchte, dass man den Zahlen tatsächlich trauen kann
Mit 1,35 Prozent verpasst die Basis
den Einzug in den Bundestag. Manche Anhänger wittern einen Wahlbetrug, andere geben der Maskenpflicht die Schuld.
Auf dem Messengerdienst Telegram ist man sich überhaupt nicht einig, wer für den verpassten Sprung über die 5-Prozent-Hürde der Kleinstpartei die Basis
verantwortlich ist. Die einen wittern Wahlbetrug, andere sehen in der geltenden Maskenpflicht in den Wahllokalen der Republik den Grund dafür, dass viele potenzielle Basis
-Wähler und -Wählerinnen am Sonntag ihre Stimme nicht abgegeben haben.
Eine dritte Fraktion hält die Ergebnisse schlicht für realistisch
angesichts der Mehrheit der Geimpften
in der Bundesrepublik. Dabei ist es wenig überraschend, dass die im Sommer 2020 von Gegnern der Corona-Maßnahmen gegründete Partei nicht Teil des neues Parlaments sein wird.
Bei der einzigen Abstimmung, bei der die Partei zuvor antrat, der Baden-Württemberger Landtagswahl erreichten die Kritiker der Pandemie-Maßnahmen etwa ein Prozent der Stimmen. Dennoch waren die Ziele für die Bundestagswahl hoch gesteckt, fast überall in Deutschland hingen die bunten Wahlplakate, mit dem Rechtsanwalt Reiner Füllmich wurde gar ein Kanzlerkandidat aufgestellt.
Damit ist der Weg frei für eine Parteienfinanzierung
Mehrere Landesverbände gingen von einer möglichen zweistelligen Prozentzahl an Wählerstimmen aus. Das vorläufige bundesweite Endergebnis von 1,35 Prozent der Zweitstimmen und 1,59 Prozent der Erststimmen für die Basis
liegt davon zwar weit entfernt, ist dennoch als Achtungserfolg zu deuten.
Immerhin 735.000 Wähler und Wählerinnen gaben der Kleinstpartei ihre Erststimme, knapp 630.000 Menschen machten auch ihr zweites Kreuz bei den Neulingen. Damit ist der Weg frei für eine künftige Parteienfinanzierung aus staatlichen Mitteln, da die dafür geltende Grenze von 0,5 Prozent der Stimmen bei Bundestagswahlen eindeutig überschritten wurde.
Ihre besten Ergebnisse fahren die Gegner der Corona-Maßnahmen in Süddeutschland ein. In Bayern erreichte die Basis
2,07 Prozent der Erststimmen, in Baden-Württemberg gar 2,14 Prozent. Der Südwesten gilt seit Beginn der Corona-Pandemie als Hochburg der Querdenken-Szene, in Stuttgart gründete sich Querdenken 711
. Im Wahlkreis Offenburg erreicht Basis-Kandidat Peter Cleiß, Berufsschuldirektor im Ruhestand, 4,5 Prozent der Erststimmen, im Wahlkreis Schwarzwald-Baar erlangt Marie Hermann für die Basis
vier Prozent der abgegebenen Kreuze.
Auf Telegram regt sich erster Protest
Kernziel der Basis
ist die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen. Verharmloser des Virus wie der Arzt Wolfgang WodargDie weltweite Ausbreitung des Coronavirus und die Maßnahmen von Regierungen zur Eindämmung verunsichern die Menschen. Die aktuelle Situation ist ein idealer Nährboden für die Verbreitung von falschen, ungenauen Informationen und Spekulationen. Videos des Arztes Wolfgang Wodarg, der die Coronavirus-Pandemie für Panikmache hält, werden innerhalb von Tagen auf Youtube hunderttausende Mal angesehen. Wolfgang Wodarg war 15 Jahre lang Bundestagsabgeordneter für die SPD. Er gehört dem Vorstand von Transparency International an. 2021 ist er aus der SPD ausgetreten und tritt jetzt für die Basis
an.
In den Videos, in denen er seit einigen Tagen mit seiner Sicht auf das Coronavirus auftritt, stellt er sich zudem als Lungenarzt, Internist und ehemaligen Leiter eines Gesundheitsamts in Schleswig-Holstein vor. gelten als bekannteste Gesichter der Partei. Experten und Expertinnen bescheinigen der Partei jedoch vor allem ein Problem mit Antisemiten und Rechtsextremisten in den eigenen Reihen. Einer der größten Stars unter den Mitglieder:innen ist der Arzt und Coronaleugner Sucharit BhakdiDas Volk, das geflüchtet ist aus diesem Land, aus diesem Land, wo das Erzböse war, und haben ihr Land gefunden, haben ihr eigenes Land in etwas verwandelt, was noch schlimmer ist, als Deutschland war. (…) Das ist das Schlimme an den Juden: Sie lernen gut. Es gibt kein Volk, das besser lernt als sie. Aber sie haben das Böse jetzt gelernt - und umgesetzt. Deshalb ist Israel jetzt living hell - die lebende Hölle.
So äußerte sich einer der bekanntesten Protagonisten der Maßnahmenkritiker im April in einem jetzt auf einer maßnahmenkritischen Website veröffentlichten Interview: der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi, Bundestagskandidat der Partei Die Basis. Zuvor war das Video bereits auf anderen Webseiten und in Telegram-Kanälen geteilt worden., der ebenfalls für den Bundestags kandidierte und durch zutiefst antisemitische Aussagen auf sich aufmerksam machte.
In einem Interview im Frühling des Jahres sagte der Coronaleugner, Israel sei durch seine Impfpolitik schlimmer
als das nationalsozialistische Deutschland und fügte hinzu: Dass ist das Schlimme an den Juden: Sie lernen gut, Es gibt kein Volk, das besser lernt als sie. Aber sie haben das Böse jetzt gelernt - und umgesetzt.
Die Führungsspitze der Basis
distanzierte sich nicht von den Aussagen und verteidigte sie sogar. Kanzlerkandidat Reiner FüllmichDer Verschwörungsideologe, der Kanzler werden will, Reiner Fuellmich, ist in der Querdenker-Bewegung immer wieder durch besonders bizarre Falschinformationen und Fehlprognosen aufgefallen. Im Februar behauptete er etwa, die Regierung plane mit der Corona-Impfung eine organisierte Massentötung
: Der Impfstoff werde 25 Prozent aller Deutschen direkt umbringen und bei weiteren 36 Prozent potentiell tödliche Nebenwirkungen hervorrufen. relativiert regelmäßig den Holocaust. Die Bundesregierung plane in der Pandemie Schlimmeres
als den Holocaust und wolle eine Art KZ
für Ungeimpfte einrichten, lässt der Basis
-Kanzlerkandidat von sich wissen. In Bochum empfahl gar die örtliche NPD via Instagram, dem Basis
-Kandidaten Dr. Andreas TriebelDie Bezirksregierung Arnsberg prüft, dem Bochumer Hausarzt Dr. Andreas Triebel die Zulassung zu entziehen. Ein Verfahren ist hier anhängig
, bestätigte Sprecher Christoph Söbbeler am Donnerstag auf WAZ-Anfrage. Derweil rechnet die Staatsanwaltschaft in zwei Monaten mit dem Abschluss ihrer Ermittlungen. Die Ärztekammer macht davon abhängig, ob berufsrechtliche Maßnahmen gegen Triebel eingeleitet werden.
Dem Mediziner wird die Ausstellung unrichtiger Gesundheitszeugnisse
zur Last gelegt. Ohne medizinische Notwendigkeit und ausreichende Untersuchung soll er Atteste zur Befreiung von der Corona-Maskenpflicht ausgestellt haben. Auf der Internetseite des Corona-kritischen Vereins "Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie" ist er bis heute auf der "Unterstützerliste Therapeut" aufgeführt. die Erststimme zu schenken. Gegen diesen ermittelt unterdessen die Bochumer Staatsanwaltschaft wegen möglicher gefälschter Masken-Atteste.
Auf Telegram regt sich derweil erster Protest gegen das Basis
-Spitzenpersonal. Verschiedene Anhänger der Partei sehen bei ihnen eine Mitschuld für den verpassten Bundestagseinzug. Ein User reagiert auf die vielfach gestreute Verschwörungstheorie des Wahlbetrugs mit dem Kommentar Nicht Wahlbetrug. Füllmich ist ein absoluter Vollspacken, den hätte man niemals an die Spitze lassen sollen, geschweige denn in die Partei.
In einer anderen Gruppe berichtet ein Berliner Wähler davon, dass er einen leeren Wahlzettel abgegeben hätte, um die 5-Prozent-Hürde zu senken
. Dazu hätte Basis
-Spitzenkandidat Wolfgang Wodarg geraten. Erst am Wahltag präzisiert Wodarg seine Aussage, die Erststimme der Basis
zu schenken und die Zweitstimme leer zu lassen, da die Kleinstpartei in einigen Ländern mit einer Landesliste antrat oder zugelassen wurde. Der Nutzer resümiert angesichts der verwirrenden Wahlempfehlung Wodargs: Schade. Da sieht man wieder wie wichtig Selbstdenken wäre …
Ein weiterer User analysiert recht nüchtern: Ich befürchte, dass man den Zahlen tatsächlich trauen kann.
Tsp, Julius Geiler
Der Verschwörungsideologe, der Kanzler werden will
Erst beschimpfte er Parteifreunde, nun ist er Kanzlerkandidat: Wie sich Reiner Fuellmich in der tief zerstrittenen Querdenker-Partei Die Basis
durchsetzte.
Nach wochenlangem Streit scheint der Machtkampf innerhalb der Querdenker-Partei Die Basis
entschieden - zugunsten des Verschwörungsideologen Reiner Fuellmich.
Wenige Tage vor der Bundestagswahl hat sich Fuellmich offiziell zum Kanzlerkandidaten
seiner Partei ernennen lassen. Zuvor konnte er sich in einer umstrittenen Mitgliederabstimmung durchsetzen.
Reiner Fuellmich ist in der Querdenker-Bewegung immer wieder durch besonders bizarre Falschinformationen und Fehlprognosen aufgefallen. Im Februar behauptete er etwa, die Regierung plane mit der Corona-Impfung eine organisierte Massentötung
: Der Impfstoff werde 25 Prozent aller Deutschen direkt umbringen und bei weiteren 36 Prozent potentiell tödliche Nebenwirkungen hervorrufen.
Mehrfach geriet Fuellmich auch durch Holocaust-Relativierung in die Kritik. So erklärte er, die Bundesregierung wolle eine Art KZ
für Nichtgeimpfte errichten. Was die Herrschenden planten, sei schlimmer als der Holocaust.
Am kommenden Sonntag möchte die Querdenker-Partei Die Basis
in den Bundestag einziehen. In Berlin wird sie allerdings nicht mit der Zweitstimme wählbar sein - die Landesliste wurde von der Wahlkommission wegen fehlender Unterschriften nicht zugelassen. Die Partei sagt, ihr Wahlbeauftragter sei überlastet gewesen und habe aus den Augen verloren, sich Hilfe zu holen
. Die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und den BVVen sind davon nicht betroffen.
Laut Umfragen wird die Partei bei der Bundestagswahl deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Partei-Funktionäre gehen dennoch von einem Stimmenanteil von bis zu 20 Prozentpunkten aus.
Er verhöhnte Parteifreunde als Schwachmaten
Parteiintern gab es lange heftigen Widerstand gegen Fuellmich und seine Getreuen. Gemäßigtere Kräfte hofften, man werde nach der Bundestagswahl die Fuellmich-Fraktion aus der Partei werfen und einen Neustart wagen. Reiner Fuellmich selbst machte diese Pläne öffentlich.
Seine Kritiker beschimpfte er daraufhin als Schwachmaten
, die Hinterzimmer-Terrorismus
betrieben. Jene Parteifreunde, die sich mit ihm angelegt hätten, könnten ihm nicht mal im Ansatz das Wasser reichen
.
Offenbar hat Fuellmich die internen Machtverhältnisse korrekt eingeschätzt. Nachdem eine Abstimmung unter Mitgliedern ergab, dass die Basis nun doch mit einem eigenen Kanzlerkandidaten antreten solle, konnte Reiner Fuellmich die folgende Abstimmung nach dem geeignetsten Kandidaten für sich entscheiden.
Auf dem zweiten Platz landete seine enge Vertraute, die Berliner Anwältin Viviane Fischer, die der Öffentlichkeit vor der Pandemie als Hutmacherin Rike Feurstein bekannt war. Fuellmich und Feurstein haben zusammen den verschwörungsideologischen Corona-Ausschuss
gegründet, der seit Monaten in stundenlangen Sitzungen Falschinformationen verbreitet. Für die Übertragung ist die Berliner Firma Ovalmedia
des Filmemachers Robert Cibis zuständig. Im Ausschuss wurde unter anderem behauptet, die Regierung plane schlimmeres als den Holocaust.
Anhänger der neuen Partei. 15.000 Mitglieder hat sie nach eigenen Angaben bereits.
Insbesondere Fuellmichs und Fischers Aktivitäten im Corona-Ausschuss
befeuerten den wochenlangen Machtkampf in der Partei. Der Pressesprecher der Basis rief Fuellmich dazu auf, künftig Holocaust-Vergleiche zu unterlassen. Fuellmich und Fischer würden versuchen, die Partei zu spalten und der gesamten Bewegung zu schaden.
Mittlerweile äußert sich der Pressesprecher nicht mehr kritisch. Stattdessen verbreitet er auf Telegram die Botschaften des Kanzlerkandidaten Fuellmich.
In der Schusslinie befindet sich seit Wochen auch der Bundesvorsitzende Andreas Baum. Parteifreunde warfen ihm im August vor, er habe sich zu positiv über das Impfen geäußert. Baum widersprach: Er sei persönlich ganz klar gegen Impfen. Schon immer!
Laut Andreas Baum werde innerhalb der Partei mit Einschüchterung, Bedrohung, Diskreditierung und Rufschädigung
gearbeitet.
Seine Co-Vorsitzende Diana Osterhage beklagt, in einem Zoom-Meeting mit 180 Teilnehmern sei darüber spekuliert worden, ob sie psychisch auffällig sei. Solches Verhalten entspreche nicht der angestrebten Parteikultur im Sinne der Achtsamkeit.
Ein weiteres Vorstandsmitglied, Vicky Richter, legte inzwischen ihr Amt nieder und trat aus der Basis aus. Parteifreunden warf sie eine Verleumdungskampagne
vor: Diese hätten behauptet, Vicky Richter arbeite für den Verfassungsschutz.
Reiner Fuellmich, der kurzfristig gekürte Kanzlerkandidat, hat diese Woche im Internet eine neue Erklärung verlesen. Darin nennt er die Corona-Maßnahmen das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das die Welt je gesehen hat
. Wer sich mit dem Virus infiziere, könne seine Covid-19-Erkrankung bei Bedarf sehr gut mit Vitamin C, Vitamin D und Zink behandeln. Dies hätten seine Nachforschungen im Corona-Ausschuss bewiesen. Tsp, Sebastian Leber
Chef der Kinder- und Jugendärzte befürwortet Impfpflicht
Kinder- und Jugendärztepräsident Thomas Fischbach hat sich für eine Corona-Impfpflicht für Erzieher, Lehrer und Mitarbeiter in den Gesundheitsberufen und der Pflege ausgesprochen. Wenn viele Beschäftigte in Kitas, Schulen und Kliniken Impfungen weiter verweigern, sollte der Gesetzgeber ernsthaft über eine Impfpflicht in diesen sensiblen Bereichen nachdenken
, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Wer mit vulnerablen Gruppen zu tun hat und die eigene Immunisierung ablehnt, hat seinen Verstand ausgeschaltet
, fügte er hinzu.
Neben der Politik sieht der Verbandschef auch Betriebsärzte von Kliniken in der Verantwortung: Sie müssen aufklären und das medizinische Personal an seine Pflicht erinnern, kranken Menschen zu helfen und sie vor Ansteckungen zu schützen.
Wer sich dem verweigere, der müsse Konsequenzen spüren, die wehtun
, sagte Fischbach. Er verwies auch auf die grundsätzlich durch das Infektionsschutzgesetz gedeckte Möglichkeit von Krankenhäusern oder Pflegeheimen, Impfverweigerer zu entlassen. Wenn es nach Monaten des Impfstoffüberschusses noch Ausbrüche in Pflegeheimen gibt, muss man die Zügel anziehen, und da darf Fachkräftemangel kein Gegenargument sein
, sagte der Kinder- und Jugendärztepräsident. AFP
Malaysia erwägt vorsichtige Öffnung für Tourismus
Malaysia denkt über eine vorsichtige Öffnung seiner Grenzen für Geschäftsreisende und Touristen nach. Die Regierung werde voraussichtlich noch in dieser Woche entscheiden, ob und wann vollständig geimpfte Malaysier wieder ins Ausland und Ausländer nach Malaysia reisen dürfen, berichtete die Zeitung The Star
am Dienstag unter Berufung auf den Vorsitzenden des National Recovery Council
(Rat für die nationale Wiederbelebung), Muhyiddin Yassin.
Die Corona-Zahlen in dem südostasiatischen Land sinken seit Wochen. Am Montag hatten die Behörden weniger als 11.000 Neuinfektionen gemeldet. Ende August gab es noch täglich rund 20.000 Fälle am Tag.
Derweil sind Behördenangaben zufolge bereits mehr als 84 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig geimpft. Bis Anfang Oktober soll diese Zahl auf 90 Prozent steigen. Dies sei eine wichtige Voraussetzung für eine Öffnung, hieß es.
Die Grenzen des für seine Traumstrände und Dschungel bekannten Landes sind seit 18 Monaten wegen der Pandemie geschlossen. Vor der Krise verzeichnete Malaysia noch die zweithöchste Besucherzahl in der Region nach Thailand. Der malaysische Verband der Tourenanbieter und Reisebüros (MATTA) warnte zuletzt, dass der Branche der totale Kollaps
drohe, wenn es nicht bald einen Neustart gebe und der Staat ihr nicht finanziell unter die Arme greife. dpa
Coronazahlen in Thailand auf tiefstem Stand seit Juli
Thailand bekommt seine bisher schwerste Corona-Welle immer besser in den Griff. Am Dienstag meldeten die Behörden in Bangkok rund 9400 Neuinfektionen - so wenige, wie seit Mitte Juli nicht mehr. Die höchste jemals in dem südostasiatischen Land verzeichnete Zahl waren 23.400 neue Fällen innerhalb von 24 Stunden am 13. August. Bislang ist jedoch nur etwa ein Viertel der rund 70 Millionen Einwohner vollständig geimpft.
Wegen strikter Maßnahmen sinken die Zahlen aber seit Wochen stetig, so dass die Regierung zum Wochenbeginn weitere Lockerungen des Lockdowns ab dem 1. Oktober angekündigt hat. Dann dürfen Museen, Fitnessstudios, Spas und Kinos wieder öffnen. Zudem werden die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen um eine Stunde verkürzt. Auch für Reisende gibt es gute Nachrichten: Vollständig Geimpfte müssen nach der Ankunft in Thailand nur noch sieben statt wie bisher 14 Tage in Hotel-Quarantäne.
Im vergangenen Jahr galt Thailand noch als Vorzeigeland im Kampf gegen die Pandemie - seit April erlebte der Staat aber seine bisher schwerste Welle. Die größten Inseln Phuket und Ko Samui versuchen bereits seit Juli dank spezieller Projekte für geimpfte Urlauber einen Neustart des wichtigen Tourismussektors. Weitere beliebte Badeorte wie Pattaya und Hua Hin sollen bald folgen. dpa
Japan hebt monatelangen Notstand auf
Japan wird den Corona-Notstand zum Monatsende aufheben. Das kündigte der scheidende Ministerpräsident Yoshihide Suga am Dienstag an. Nach dem planmäßigen Ende der Maßnahmen am 30. September steht erstmals seit Anfang April keine Region des Inselreiches mehr unter Notstand oder Quasi-Notstand. Die Zahl der Neuinfektionen sowie der Patienten mit schweren Symptomen habe dramatisch abgenommen, sagte Suga im Parlament.
Die Restriktionen werden stufenweise gelockert. Der Notstand in Tokio sowie 18 weiteren Präfekturen sieht im wesentlichen vor, dass Restaurants keinen Alkohol ausschenken und früher schließen. Fortan ist Alkohol wieder erlaubt, die Restaurants sind aber aufgerufen, einen weiteren Monat lang früher zu schließen.
Japan hatte den inzwischen fünften Notstand immer wieder verlängert und ausgeweitet. Einen Lockdown mit harten Ausgangssperren wie in anderen Ländern hat Japan seit Beginn der Pandemie jedoch nie verhängt.
Die Inselnation zählt rund 1,7 Millionen Infektionen und 17.500 Todesfälle in Folge von Covid-19. Die Infektionslage begann, sich im Juli wieder zu verschlechtern und erreichte Mitte August nach den Olympischen Spielen den vorläufigen Höhepunkt. Allein in Tokio stiegen die Neuinfektionen innerhalb eines Tages auf über 5000 Fälle. Das Gesundheitssystem drohte zu kollabieren. Tausende von Patienten mussten zu Hause bleiben, da sich für sie kein Krankenhausbett fand.
Wegen der Kritik an seiner Corona-Politik kündigte Regierungschef Yoshihide Suga seinen Rücktritt an. An diesem Mittwoch wählt seine regierende Partei LDP einen Nachfolger.
Dass die landesweiten Neuinfektionen inzwischen auf rund 2000 Fälle täglich gesunken sind - weniger als ein Zehntel im Vergleich zum Höhepunkt Mitte August - führen Experten unter anderem auf die Beschleunigung des sehr spät begonnenen Impfprozesses zurück. Inzwischen sind 56 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Zudem bemühen sich mehr Menschen, Abstand zu halten, weil das Gesundheitsystem so belastet ist. dpa
Inzidenz sinkt auf 60,3 – 4171 Neuinfektionen
In Deutschland sind binnen 24 Stunden 4171 Corona-Neuinfektionen verzeichnet worden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ging leicht zurück auf 60,3, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte. Am Montag hatte der Wert bei 61,7 gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche an.
Laut den aktuellen Zahlen des RKI wurden binnen 24 Stunden † 101 Todesfälle verzeichnet. Insgesamt starben damit in Deutschland seit Beginn der Pandemie † 93.504 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Die Gesamtzahl der Infektionen liegt bei 4.203.571. Die Zahl der Genesenen gibt das RKI mit etwa 3.978.200 an. AFP
Studie: Corona drückt Lebenserwartung ähnlich wie Zweiter Weltkrieg
Im Zuge der Pandemie ist die Lebenserwartung in vielen Ländern einer Studie zufolge so stark gesunken wie seit dem Zweiten Weltkrieg in Westeuropa nicht mehr. In einigen Ländern sei der Fortschritt der vergangenen Jahre in kurzer Zeit zunichtegemacht worden, berichten Forscher des Leverhulme Centre for Demographic Science an der Universität Oxford im International Journal of Epidemiology
. Bei Männern war der Rückgang demnach größer als bei Frauen.
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler Daten aus 29 Staaten, die meisten aus Europa, darunter Deutschland, sowie Chile und die USA. In 27 dieser Staaten sank demnach 2020 die Lebenserwartung, in 22 Ländern um mindestens ein halbes Jahr. In westeuropäischen Ländern wie Spanien, England und Wales, Italien, Belgien wurde ein solcher Rückgang der Lebenserwartung in einem einzigen Jahr zum Zeitpunkt der Geburt zuletzt während des Zweiten Weltkriegs beobachtet
, sagte Co-Autor José Manuel Aburto.
Am meisten sank die Lebenserwartung von Männern in den USA - um 2,2 Jahre im Vergleich zu 2019. In den USA sei vor allem die gestiegene Sterblichkeit im erwerbsfähigen Alter unter 60 Jahren bemerkenswert, sagte Co-Autorin Ridhi Kashyap. In den meisten europäischen Ländern hingegen habe vor allem die Sterblichkeit bei über 60-Jährigen zugelegt. Bereits im Juni hatte eine Studie im British Medical Journal
auf die drastisch gesunkene Lebenserwartung in den USA hingewiesen.
Lebenserwartung nennt das Alter, das ein Neugeborenes vermutlich erreicht, wenn die Todeszahlen sich weiter so entwickeln wie zum Zeitpunkt seiner Geburt. In Deutschland lag die Lebenserwartung im August 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamts für Jungen bei 78,6 Jahren und für Mädchen bei 83,4 Jahren. Bekannt war zudem, dass 2020 die Sterblichkeit im Vergleich zu 2019 insbesondere bei über 75-jährigen Männern und Frauen anstieg. dpa
EU-Arzneimittelbehörde prüft dritte Dosis von Moderna-Impfstoff
Die europäische Arzneimittelagentur EMA prüft einen Antrag des Impfherstellers Moderna auf Zulassung einer dritten Dosis. Die vorgelegten Daten sollten nach einem beschleunigten Verfahren bewertet werden, teilte die EMA am Montag in Amsterdam mit.
Der sogenannte Booster könnte Menschen ab zwölf Jahren mindestens sechs Monate nach der zweiten Impfdosis gespritzt werden, um den Schutz vor einer Corona-Infektion zu erhöhen. Bisher werden diese Booster in einigen Ländern bereits Menschen mit einem geschwächten Immunsystem angeboten.
Die EMA erklärte erneut, dass im Prinzip eine dritte Impfdosis als Schutz vor einer Infektion nicht notwendig sei. Die Entscheidung, ob zusätzliche Impfdosen angeboten werden sollen, würde auch nicht die EMA treffen, sondern sei Sache der EU-Mitgliedsstaaten. dpa
Vietnam erhält Millionen Impfdosen gegen Corona aus Deutschland
Deutschland unterstützt Vietnam mit weiteren 2,6 Millionen Corona-Impfdosen. Die Vakzine des Herstellers Astrazeneca seien am Sonntag in Ho-Chi-Minh-Stadt (früher: Saigon) angekommen, teilte die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Hanoi mit. Dies ist ein weiterer Beitrag Deutschlands zur vietnamesischen Impfkampagne
, hieß es. Es handele sich bereits um die zweite Lieferung von Impfstoffen aus Deutschland innerhalb von zwei Wochen.
Zusammen mit der Covax-Sendung vom 16. September umfasst Deutschlands Unterstützung für Vietnam nun insgesamt 3,45 Millionen Impfstoffdosen
, sagte der deutsche Botschafter in Vietnam, Guido Hildner, bei einer Feierstunde im Außenministerium. Die Hilfen seien Ausdruck der Solidarität mit dem vietnamesischen Volk.
Im vergangenen Jahr galt Vietnam mit 98 Millionen Einwohnern noch als Vorzeigestaat im Kampf gegen die Pandemie. Seit Mai kämpft das Land am Mekong aber gegen seine bisher schwerste Welle. Es gelten strenge Beschränkungen. Die Zahlen gehen mittlerweile zurück. Insgesamt meldeten die Behörden bis heute mehr als 750 000 Infektionen. Rund 18 000 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. dpa
RKI registriert 3022 Neuinfektionen - Inzidenz steigt leicht auf 61,7
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland hat es im Vergleich zum Vortag kaum Dynamik gegeben. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 61,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 61,4 gelegen, vor einer Woche bei 71,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 3022 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.36 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 3736 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden zehn Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 13 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.199.400 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,58 an, ein Rückgang um 0,3 im Vergleich zum Vorwochenwert. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.966.700 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf † 93.403. dpa
Lauterbach: Direktwahl Votum für unsere Corona-Politik
Der SPD-Politiker Karl Lauterbach sieht sein erneut errungenes Direktmandat bei der Bundestagswahl als ein Votum für unsere Corona-Politik
. Der durch die Pandemie bundesweit bekanntgewordene Gesundheitsexperte hatte seinen Wahlkreis Leverkusen - Köln IV mit 45,6 Prozent der Erststimmen zum fünften Mal gewonnen und bleibt im Bundestag. Lauterbach hatte vor der Wahl Interesse am Posten des Bundesgesundheitsministers geäußert.
Die CDU-Kandidatin, NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler, kam auf 20,4 Prozent. Sie gilt als eine Vertraute von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet. Da Güler auf Platz acht der Landesliste der nordrhein-westfälischen CDU steht, dürfte ihr Einzug in den Bundestag gesichert sein. Laut NRW-Landesleiter stand am Montagmorgen aber noch nicht endgültig fest, bis zu welchen Listenplätzen die Kandidaten in den Bundestag einziehen. dpa
Innenminister besorgt über radikale Corona-Gegner
Die Sicherheitsbehörden mehrerer Bundesländer zeigen sich einer Umfrage zufolge äußerst besorgt über das Gefahrenpotenzial, das von sogenannten Corona-Leugnern und der Querdenker
-Szene ausgeht. Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein warnen vor einer Radikalisierung der Anti-Corona-Proteste, wie die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe berichten. Auch Niedersachsen berichtete von Forderungen nach einem Regierungssturz
in der Szene. Das Landesamt für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg sehe insbesondere ein Gefahrenpotenzial durch extremistische Verschwörungsideologien wie QAnon
, hieß es.
Einzelne Innenbehörden sehen demnach zudem eine wachsende Gewaltbereitschaft in der Szene der Corona-Leugner
. Brandenburg habe zum Beispiel im Jahr 2021 bisher 133 Straftaten, davon acht Gewaltdelikte, registriert, die im Zusammenhang mit der Pandemie verübt wurden (2020: 89 Straftaten, davon 13 Gewaltdelikte).
Nach dem tödlichen Schuss bei einem Streit um die Maskenpflicht in Idar-Oberstein warnt auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vor einer Radikalisierung der Querdenker
-Bewegung in Deutschland. Die Gruppe der
, sagte Seehofer der Querdenker
wird zwar immer kleiner, aber leider auch immer radikaler und brutalerBild am Sonntag
. Die politisch motivierte Gewalt in Deutschland durch Querdenker
sei gefährlich für das Land. Sie können unser Land zersetzen, wenn der Rechtsstaat sie nicht mit allen Mitteln bekämpft
, so Seehofer. Er forderte, die Täter und diejenigen, die Verbrechen wie in Idar-Oberstein unterstützen
, hart zu bestrafen.
In NRW werden laut Innenministerium 14 Querdenker
-Initiativen vom Verfassungsschutz beobachtet. Dabei handle es sich teilweise um Personen, die als rechtsextrem eingestuft werden.
Die Innenministerien wiesen aber auch daraufhin, dass sich an Versammlungen gegen die Corona-Auflagen auch nicht-radikale Menschen beteiligten, die nicht verfassungsschutzrechtlich relevant seien. Die Thüringer Polizei erklärte, die Szene umfasse ein breites Spektrum, dass sich sowohl aus den bürgerlichen Schichten als auch aus Esoterikern, der rechten und linken Szene und der Reichsbürgerbewegung zusammensetze. epd
Bolsonaro nach Rückkehr aus New York negativ getestet
Nach mehreren Corona-Fällen im Umfeld des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro ist der Staatschef selbst negativ auf das Coronavirus getestet worden. Bolsonaro werde seine Amtsgeschäfte am Montag wieder aufnehmen, kündigte die Regierung an. Der rechtspopulistische Staatschef, der nicht gegen das Coronavirus geimpft ist, hatte sich nach seiner Rückkehr von der UN-Generaldebatte in New York am Mittwoch in Isolation begeben. Vier Mitglieder der Delegation, die ihn bei der mehrtägigen Reise in die USA begleitet hatten, wurden inzwischen positiv auf Corona getestet.
Neben Gesundheitsminister Marcelo Queiroga infizierte sich auch ein Sohn des Präsidenten, der Abgeordnete Eduardo Bolsonaro. Am Sonntag erklärte auch der Bank Caixa Economica Federal, Pedro Guimaraes, er sei positiv getestet worden. Zuvor war bereits bei einem Diplomaten, der einen Tag vor Präsident Bolsonaro in New York eingetroffen war, eine Infektion festgestellt worden. Rund 50 Mitglieder der brasilianischen Delegation wurden nach ihrer Rückkehr aus New York vorsorglich unter Quarantäne gestellt.
Bolsonaro wird wegen seines Umgangs mit der Corona-Pandemie in Brasilien stark kritisiert. Nach eigenen Angaben will er als letzter Brasilianer
geimpft werden. AFP
2G-Hamburg lässt die Masken fallen
Nach langen Einschränkungen in der Corona-Pandemie hat Hamburg die Masken fallen lassen: In Clubs, Bars, Restaurants, Kultur- und Sporteinrichtungen, die am sogenannten 2G-Modell teilnehmen, gibt es seit 0.00 Uhr am Samstagmorgen auch keine Beschränkungen mehr bei der Zahl der Besucher oder Teilnehmer einer Veranstaltung. Wo also nur Geimpfte und Genesene hinein dürfen, kann abstandslos und ohne Maske bis auf den letzten Platz gefeiert, getanzt, können Filme und Theater geschaut oder bei sportlichen Wettkämpfen mitgefiebert werden. Allerdings müssen weiter Kontaktdaten erhoben und Hygienekonzepte eingehalten werden. Eine entsprechende Eindämmungsverordnung des Senats war am Freitag erlassen worden.
Auf Wochenmärkten entfällt zudem die Maskenpflicht für Verkäufer. Für Kunden gilt sie aber wie in Supermärkten weiter. Außerdem können negative Corona-Test-Bescheinigungen vom Arbeitgeber von Ungeimpften nur noch für berufliche Zwecke verwendet werden, also beispielsweise nicht mehr für einen Besuch im Kino. Bei Sportveranstaltungen müssen die Besucherströme an den Ein- und Ausgängen entzerrt werden. Finden die Veranstaltungen in Innenräumen statt, müssen Luftfilteranlagen vorhanden sein.
Hamburg hatte das 2G-Optionsmodell als erstes Bundesland Ende August eingeführt. Die neue Verordnung gilt bis zum 23. Oktober. Für Betriebe oder Veranstaltungen, die nach dem 3G-Modell neben Geimpften und Genesenen weiterhin auch von ungeimpften negativ Getesteten besucht werden dürfen, bleibt bis auf Weiteres alles beim Alten. dpa
7700 Neuinfektionen, 28 Todesfälle und leichter Inzidenzanstieg
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist wieder leicht angestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, lag der Wert bei 61,4. Am Samstag hatte die Inzidenz bei 60,6 gelegen. Vor einer Woche lag sie noch bei 70,5. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche an.
Laut den aktuellen Zahlen des RKI wurden binnen 24 Stunden 7.774 Neuinfektionen verzeichnet. Die Gesamtzahl der Fälle seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.196.378. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Deutschland stieg um 28 auf nunmehr
Ende der Corona-Regeln in Norwegen: Viele Partys und Schlägereien
Mit zahlreichen Partys haben die Menschen in Norwegen das Ende der Corona-Regeln gefeiert. Nachtclubs und Kneipen waren voll, vielerorts herrschte ausgelassene Stimmung. In Warteschlangen vor Discos und Bars wurden Lieder gesungen. In der Stadt Trondheim mussten mehrere Menschen versorgt werden, die beim langen Anstehen ohnmächtig wurden. Aus mehreren Städten wurden allerdings auch Schlägereien, Verletzte und Festnahmen gemeldet, wie der öffentlich-rechtliche Sender NRK am Sonntag berichtete.
Es gab viele Ordnungswidrigkeiten, Gewaltausbrüche und Kämpfe
, sagte Rune Hekkelstrand von der Polizei in Oslo. Mehrere Menschen seien wegen Waffenbesitzes festgenommen worden, einige wurden zum Teil schwer verletzt. In der Stadt Tønsberg südlich der Hauptstadt kam es an der Hafenmole zu einer Massenschlägerei, in der südwestlichen Region Agder wurden insgesamt zwölf Menschen wegen Krawallen festgenommen.
Norwegen hat am Samstagnachmittag die allermeisten Corona-Maßnahmen aufgehoben. Unter anderem gilt nun nicht mehr die Ein-Meter-Abstandsregel, auch die Teilnehmerbeschränkungen bei Veranstaltungen und Zusammenkünften fallen weg. Einzig die Anforderung, im Falle einer Corona-Erkrankung in Isolation zu gehen, bleibt bestehen. Auch die Einreisebeschränkungen werden schrittweise aufgehoben. Norwegen ist im europäischen Vergleich relativ gut durch die Pandemie gekommen. dpa
Zahl der Passagiere im zweiten Corona-Feriensommer verdoppelt
Allerdings nur Hälfte des Vorkrisenniveaus
Deutschlands Flughäfen haben ein positives Fazit des zweiten Feriensommers mit der Corona-Pandemie gezogen. In der Sommerferienzeit vom 19. Juni bis zum 12. September hätten 28,6 Millionen Reisende einen deutschen Airport als Start- oder Zielpunkt genutzt, 14,9 Millionen mehr als im vergangenen Sommer, wie der Flughafenverband ADV am Samstag mitteilte. Im Vergleich zum Sommer 2019 waren es allerdings nur halb so viele (52 Prozent).
Der Verband rechnet mit weiter stabilen Passagierzahlen: Positiv ist, dass die Reisenachfrage nach dem Ferienende nicht signifikant zurückgeht. Anhand der Buchungszahlen ist davon auszugehen, dass sich das aktuell gute Niveau im Oktober fortsetzt
, erklärte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Mit dem Ende der Urlaubszeit komme auch die Geschäftsreisenachfrage wieder zurück.
Beisel betonte, trotz der zeitaufwendigen Corona-Hygienemaßnahmen seien drei von vier Starts pünktlich gewesen. Auch kurzfristige Flugstreichungen etwa aufgrund von Nachfrageeinbrüchen durch veränderte Reisebeschränkungen gebe es kaum noch. Die Flugpläne sind wieder stabil.
dpa
Niederländische Staatssekretärin im Streit um Corona-Kurs entlassen
Im Streit um den Corona-Kurs der Niederlande hat Premierminister Mark Rutte am Samstag Wirtschaftsstaatssekretärin Mona Keijzer fristlos entlassen. Der ungewöhnliche Schritt folgt auf Kritik von Keijzer an der Einführung eines Corona-Passes in den Niederlanden, die sie im Interview mit der Zeitung De Telegraaf
(Samstag) geäußert hatte. Wie Rutte nach einer Mitteilung der Regierung sagte, vertrügen die Äußerungen der Staatssekretärin sich nicht mit den kürzlichen Beschlüssen des Ministerrats.
Zwar wurde in den Niederlanden am Samstag die 1,5 Meter-Abstandsregel zum Schutz vor einer Corona-Infektion abgeschafft. An die Stelle tritt aber ein heftig umstrittener Corona-Pass. Fortan muss jeder ab einem Alter von 13 Jahren vor dem Besuch von Gaststätten, Kultur- oder Sportveranstaltungen nachweisen, dass er geimpft, getestet oder genesen ist. Keijzer hatte dem Telegraaf
gesagt: Wenn wir in einer Gesellschaft gelandet sind, in der man voreinander Angst haben muss, es sei denn, dass man einen Nachweis vorlegt, dann muss man sich (…) fragen: Wollen wir diese Richtung wählen?
Rutte entschloss sich nach Zustimmung des Wirtschaftsministers und nach Beratung mit den drei Vize-Ministerpräsidenten zur fristlosen Entlassung von Keijzer. Wirtschaftsminister Stef Blok übernimmt ihre Aufgaben, teilte die Regierung mit.
Mehrere Tausend Menschen demonstrierten am Samstag in Den Haag gegen die Corona-Politik und die Einführung des Corona-Passes. Die Tyrannei vertreiben
stand auf einem Transparent. QR ist Ausweis
, hieß es unter Verwendung des deutschen Wortes auf einem anderen Plakat in Anspielung auf Ausweiskontrollen der Nazis, die in den besetzten Niederlanden eine Ausweispflicht zur Judenverfolgung einführten. dpa
Frankreich spendet 60 Millionen weitere Impfdosen an ärmere Länder
Frankreich will doppelt so viele Impfdosen an ärmere Länder spenden wie bisher geplant. Insgesamt werde sein Land 120 Millionen Dosen zur Verfügung stellen, kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron am Samstag bei dem weltweiten Musikfestival Global Citizen Live an. Er bezeichnete es als Ungerechtigkeit
, dass die Impfkampagne auf anderen Kontinenten deutlich langsamer laufe als in Europa. Wir müssen schneller und entschlossener vorgehen
, betonte Macron in seiner Videobotschaft.
Am Mittwoch hatten bereits die USA angekündigt, weitere 500 Millionen Impfdosen für ärmere Länder bereitzustellen. Damit erhöhte die US-Regierung ihre Zusagen für Impfstoff-Spenden auf insgesamt 1,1 Milliarden Dosen.
Weltweit gibt es massive Unterschiede beim Fortschritt der Impfkampagnen. Während in Westeuropa im Schnitt mehr als 60 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, liegt die Impfquote bei den in Afrika in Frage kommenden Altersgruppen gerade einmal bei 3,6 Prozent. AFP
Bundespolizei: Rund 230.000 Verstöße gegen Maskenpflicht im Bahnverkehr
Rund 230 000 Verstöße gegen die Maskenpflicht in Zügen hat die Bundespolizei dieses Jahr laut "Welt am Sonntag" bisher erfasst. In den allermeisten Fällen hätten es die Beamten bei einer Belehrung belassen können, berichtete die Zeitung. In rund 11.300 Fällen wurden demnach zur Einleitung von Bußgeldverfahren die zuständigen Behörden vor Ort informiert.
745 Mal wurden dem Bericht zufolge sogenannte Beförderungsausschlüsse verhängt - die Verweigerer mussten also den Zug verlassen. Im Januar wurden demnach mehr als 42 300 Ermahnungen ausgesprochen, seitdem ging die Zahl zurück und lag im August noch bei knapp 23 000.
Die Einführung der Maskenpflicht in Zügen und anderer Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie haben laut Betriebsrat der Deutschen Bahn zu vermehrten Übergriffen auf Mitarbeiter des Konzerns geführt. Zugenommen hat Bahn-Konzernbetriebsrat Jens Schwarz zufolge seit dem Beginn der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung die Zahl der Attacken auf Bahnmitarbeiter - neben Beleidigungen und anderen verbalen Angriffen häufig auch körperliche Angriffe.
Inzwischen gebe es bei vielen Bahn-Mitarbeitern große Verunsicherung, sagte Schwarz der Welt am Sonntag
. Aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass manche Beschäftigte ihre Schicht mittlerweile mit steten Sorgen im Hinterkopf absolvieren.
Das betreffe nicht nur das Zugpersonal, sondern auch Mitarbeiter an den Bahnhöfen. Man fordere deshalb den Einsatz zusätzlicher Sicherheitsleute und verbindliche Sicherheitsstandards, die schon bei der Ausschreibung von Regionalverkehrsverbindungen festgelegt werden müssten, so Schwarz. dpa
Niederlande kippen Abstandsregel - aber Streit um Corona-Pass
Die Niederlande sind auf dem Weg zurück zu einem normalen Leben. Mit dem heutigen Samstag wird der verpflichtete Sicherheitsabstand von 1,5 Metern abgeschafft - nach gut 18 Monaten. Damit machen wir einen deutlichen Schritt in Richtung einer Gesellschaft ohne einschränkende Corona-Maßnahmen
, erklärte die Regierung am Freitag in Den Haag.
Allerdings können die Niederländer noch keinen Vrijheidsdag
(Freiheitstag) feiern. Denn an die Stelle der 1,5 Meter-Regel tritt der heftig umstrittene Corona-Pass. Fortan muss jeder ab 13 Jahre vor dem Besuch von Gaststätten, Kultur oder Sport nachweisen, dass er geimpft, getestet oder genesen ist.
Angesichts sinkender Infektions- und Patientenzahlen sowie einer relativ hohen Impfquote hält es die Regierung für verantwortlich, Maßnahmen zu lockern. So sind volle Stadien und Kneipen wieder erlaubt und Restaurants, Geschäfte und Theater können wieder unbegrenzt Besucher zulassen - allerdings erst nach Vorlage des Corona-Passes. Wer nicht geimpft oder genesen ist, kann sich kostenlos in einem Test-Center testen lassen.
Doch diese Anforderung ist heftig umstritten. Gastwirte kündigten bereits in mehreren Städten an, dass sie den 3-G-Nachweis nicht kontrollieren würden. Auch Kommunen wollen in den ersten Wochen bei Verstößen keine Strafen verhängen. Impfgegner kündigten Proteste in Den Haag an.
Gut ein Drittel der Bevölkerung klagt in einer Umfrage im Auftrag der Behörden, dass die Regierung die Freiheit zu sehr einschränke. Ein weiteres Drittel steht aber hinter den Maßnahmen.
Gastwirte sehen es nicht als ihre Aufgabe, Gäste zu kontrollieren
, geht aus einer Umfrage des Königlichen Gaststättenverbandes hervor. Nach ihren Angaben fehlen für die Kontrollen Personal und Geld. Außerdem befürchten Unternehmer Aggressionen und Bedrohungen.
Einschränkungen für Schulen und Universitäten waren bereits zuvor aufgehoben worden, ebenso zum größten Teil die Maskenpflicht. Der Mund-Nasen-Schutz muss weiterhin aber in Bussen und Bahnen getragen werden; Diskotheken und Nachtclubs müssen um Mitternacht schließen.
Nach Angaben der Behörden sind jetzt rund 82 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei etwa 77. dpa
Angriffe auf Impfzentren vor allem in Bayern und Sachsen
Seit Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus gab es in nahezu allen Bundesländern Angriffe gegen Impfzentren oder Störungen von Impfaktionen, besonders viele in Bayern und Sachsen. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienst (epd) unter den Ministerien, Landeskriminalämtern und einer Kassenärztlichen Vereinigung ergab, handelte es sich dabei meistens um Sachbeschädigungen, vor allem Schmierereien. Es gab aber auch Drohungen, Beleidigungen, körperliche Angriffe und in Sachsen eine Brandstiftung. Die Angriffe gegen Impfzentren werden nicht einheitlich erfasst. Der Umfrage zufolge gab es bundesweit mindestens 190 polizeilich relevante Fälle, die im Zusammenhang mit Corona-Schutzimpfungen stehen.
In Bayern gab es nach Auskunft des dortigen Innenministeriums 56 Straftaten im Zusammenhang mit Impfzentren seit Dezember 2020, in Sachsen allein in diesem Jahr 54. Alle Bundesländer melden vor allem Sachbeschädigungen. Im Saarland wurde etwa aus dem Schriftzug Impfzentrum
das Wort Giftzentrum
gemacht. Es war dort allerdings auch der einzige Fall. Auch Bremen registrierte nur einen Fall. Die beiden Länder führen bei der Quote bislang verabreichter Corona-Schutzimpfungen. Hamburg meldete sogar, dass nichts Gravierendes
im Zusammenhang mit Angriffen gegen Impfzentren oder -aktionen bekannt sei.
Während der bundesweiten Impfaktionswoche vom 13. bis 19. September gab es in mehreren Bundesländern auch Störungen von Impfaktionen. In Bayern und Hessen wurden Impfangebote an Schulen gestört. In Mecklenburg-Vorpommern forderten Störer einer Impfaktion in einem Bürgerhaus nach Angaben des Innenministeriums lautstark, sich nicht impfen zu lassen. Sie hätten das Haus verlassen, nachdem die Polizei alarmiert worden war, hieß es. epd
Masken werden offenbar vorgeschriebener Inhalt des Verbandskastens in Fahrzeugen
Die Mitnahme von Masken im Auto wird einem Zeitungsbericht zufolge künftig zur Pflicht. Wie die Düsseldorfer Rheinische Post
unter Berufung auf eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums berichtete, sollen Fahrzeugführer auch nach der Pandemie zwei Mund-Nase-Bedeckungen dabei haben müssen. Demnach sollen die Masken dem vorgeschriebenen Inhalt des Verbandkastens in Pkw, Lkw und Bussen hinzugefügt werden.
Es sei beabsichtigt, die Vorgabe mit der nächsten Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung umzusetzen, sagte die Ministeriumssprecherin der Zeitung. Greifen soll die Regelung demnach voraussichtlich im kommenden Jahr. Der genaue Zeitpunkt steht aber noch nicht fest.
Wer den Verbandkasten dann nicht um zwei Masken ergänzt, muss den Angaben zufolge mit einem Bußgeld rechnen. Bisher sind fünf Euro fällig, wenn die Erste-Hilfe-Ausrüstung unvollständig ist. AFP
Britischer Experte: Mehrheit der Kinder wird sich anstecken
Angesichts hoher Corona-Fallzahlen in britischen Schulen geht ein Experte davon aus, dass sich die meisten Kinder im Winter mit dem Virus anstecken werden oder schon angesteckt waren. Ich denke, dass sich in sechs Monaten die Mehrheit infiziert haben wird
, sagte der Public-Health-Experte Azeem Majeed vom Imperial College London.
Seit Ende der Schulferien in England sind die Fallzahlen unter den 5- bis 14-Jährigen enorm gestiegen. Die Inzidenz liegt mehr als doppelt so hoch wie in anderen Altersgruppen, wie etwa in einer Auswertung der Financial Times
zu erkennen ist.
Großbritannien impft erst seit kurzem auch 12- bis 15-Jährige. Es wäre besser gewesen, damit früher zu beginnen
, sagte Majeed. Da waren wir im Vergleich zu anderen europäischen Ländern spät dran.
Für Kinder unter 12 Jahren gibt es bislang keine zugelassenen Corona-Impfstoffe, allerdings erkranken sie auch seltener schwer. Das Risiko sei eher, dass Kinder das Virus an Erwachsene weitergäben, die nicht oder weniger wirksam durch Impfstoffe geschützt seien, sagte der Mediziner. dpa
Russland meldet so viele Covid-19-Tote wie nie an einem Tag
Russland hat so viele Corona-Todesfälle an einem Tag verzeichnet wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Behördenangaben von Freitag zufolge starben 828 Menschen innerhalb eines Tages. Den vierten Tag in Folge seien damit jeweils mehr als 800 Menschen binnen 24 Stunden im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Schon seit Monaten melden die Behörden jeden Tag Hunderte Sterbefälle. In dem flächenmäßig größten Land der Erde breitet sich die besonders ansteckende Delta-Variante des Virus aus.
In Russland sind laut offizieller Corona-Statistik bislang mehr als 202.200 Menschen an Covid-19 gestorben. Es wird aber von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Diesen Rückschluss lassen auch andere Statistiken der Behörden zu. Der Kreml hatte erst am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge einen landesweiten Lockdown ausgeschlossen - Beschränkungen auf regionaler Ebene dagegen nicht.
Am Freitag gab es der Statistik zufolge 21.300 Neuinfektionen. Dieser Wert steigt seit Tagen erneut an. Seit mehr als einer Woche befindet sich Kremlchef Wladimir Putin wegen mehrerer Corona-Fälle in seiner Umgebung in Selbstisolation. Dem 68-Jährigen soll es aber gut gehen.
Nach wie vor ist die Zahl der Geimpften vergleichsweise gering. 28 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft. Russland hat rund 146 Millionen Einwohner. dpa
Vor Europarats-Sitzung: Russen verärgert über Corona-Beschränkungen
Aus Ärger über Corona-Beschränkungen hat die russische Delegation ihre persönliche Teilnahme an einer anstehenden Sitzung eines Europarat-Gremiums im französischen Straßburg in Frage gestellt. Unter dem Vorwand von Hygienemaßnahmen
seien die mit dem russischen Präparat Sputnik V geimpften Politiker in Straßburg in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, schrieb der Leiter der Delegation, Pjotr Tolstoj, am Freitag im sozialen Netzwerk Telegram. Sputnik V ist in der EU bislang nicht zugelassen.
Die Russen würden in eine diskriminierte Position
gebracht, schrieb Tolstoj mit Blick auf die viertägige Sitzung der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, die am kommenden Montag beginnen soll. Unter den gegebenen Bedingungen wird die russische Delegation nicht nach Straßburg reisen, sondern die Arbeit aus der Ferne verfolgen.
In Frankreich sind beispielsweise Restaurant- und Barbesuche nur mit Test-, Impf- oder Genesungsnachweis möglich. Für den Impfnachweis gelten nur in der Europäischen Union zugelassene Impfstoffe. Ein Sprecher des Europarats bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass für die Teilnahme an der Sitzung selbst jedoch jedes Vakzin akzeptiert werde, das in einem der Mitgliedstaaten zugelassen sei - was natürlich auch Sputnik einschließt
.
Russland wirft dem Westen immer wieder politische Stimmungsmache gegen seinen inzwischen in rund 70 Staaten zugelassenen Impfstoff vor. Seinerseits hat das flächenmäßig größte Land der Erde aber auch keine westlichen Präparate zugelassen.
Zur Parlamentarischen Versammlung kommen viermal im Jahr Abgeordnete der 47 Staaten des Europarats zusammen. Die diesjährige Herbstsitzung erfolgt erneut im hybriden Format - die Teilnahme ist sowohl persönlich als auch online möglich. Der Europarat mit Sitz in Straßburg wacht über den Schutz der Menschenrechte in seinen Mitgliedsländern. Er ist kein Organ der Europäischen Union. dpa
Impfquote steigt binnen einer Woche nur von 62,8 auf 63,7 Prozent
Trotz zahlreicher Initiativen, niedrigschwelliger Angebote, Appelle von Politikern und Prominenten und einer eigens angesetzten Impfwoche mit rund 1400 Aktionen kommt die Impfkampagne gegen das Coronavirus in Deutschland weiter nur sehr langsam voran. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag auf Twitter mitteilte, sind nun 63,7 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland (53 Millionen) vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Freitag vor einer Woche waren es 62,8 Prozent (52,2 Millionen). Zumindest eine Impfung haben inzwischen 56,2 Millionen Menschen oder 67,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Vor einer Woche waren 67 Prozent beziehungsweise 55,7 Millionen.
Spahn rief erneut dazu auf, Impfgelegenheiten wahrzunehmen. Nach 1,5 Millionen Erstimpfungen in den vergangenen drei Wochen würden nun noch mindestens gut drei Millionen Impfungen für einen sicheren Winter gebraucht, schrieb er bei Twitter.
Sechs der 16 Bundesländer haben inzwischen die Schwelle von 70 Prozent mindestens einmal geimpften Einwohnern erreicht: Bremen mit 78,4 Prozent, das Saarland mit 73,8 Prozent, Schleswig-Holstein mit 72,4 Prozent, Nordrhein-Westfalen mit 72,1 Prozent, Hamburg mit 71,1 Prozent und Niedersachsen mit 70,3 Prozent. Als einziges Land unter der Schwelle von 60 Prozent liegt weiterhin Sachsen mit nun 57,4 Prozent mindestens einmal geimpften Einwohnern.
Spahn hatte nach der Impfwoche vom 13. Bis 19. September eine positive Bilanz gezogen. Wir haben in der Aktionswoche insgesamt rund 500.000 der wichtigen Erstimpfungen geschafft, etwa die Hälfte dürfte auf Aktionen zurückgehen
, sagte er. Besorgt zeigt sich der Minister dabei über die nach wie vor große Gruppe Ungeimpfter im Alter von über 60 Jahren. Würden sie sich bei einem Ausbruch der Delta-Variante infizieren, würde dies zu einer starken Belastung der Intensivstationen führen.
Jens Spahn @jensspahn
63,7% (53 Mio) der Bürgerinnen und Bürger haben den vollen Impfschutz. 67,6% (56,2 Mio) sind mindestens einmal geimpft. Nach 1,5 Mio Erstimpfungen in den letzten drei Wochen brauchen wir noch mindestens gute 3 Mio Impfungen für einen sicheren Winter.
9:26 AM · Sep 24, 2021
Amnesty: Reichere Länder und Pharmakonzerne verletzten Menschenrechte
Amnesty International wirft reichen Ländern und Pharmafirmen im Zusammenhang mit der Impfstoffbeschaffung Menschenrechtsverletzungen vor. Dass reiche Länder Impfstoffe auf Lager hielten, während Millionen Menschen in ärmeren Ländern dringend auf eine Impfchance warteten, sei inakzeptabel, sagte Generalsekretärin Agnes Callamard am Freitag in Genf.
Sie kritisierte namentlich die Pharmafirmen Biontech, Pfizer, Moderna und Johnson und Johnson. Sie warf ihnen vor, aus Gier und Profitgründen die Impfstoffe extra knapp zu halten, um hohe Preise erzielen zu können. Callamard rief die Firmen auf, sie sollten auf Patente verzichten und mehr Firmen die Herstellung der Impfstoffe ermöglichen. Sie sollten zudem mindestens die Hälfte ihrer Produktion zu Herstellungskosten an ärmere Länder abgeben. Von Regierungen verlangte sie, ihre Vorräte umgehend an ärmere Länder weiterzureichen.
Nach Erhebungen des Datenanalyse-Unternehmens Airfinity läuft die Haltbarkeit von mehr als 100 Millionen Corona-Impfdosen weltweit Ende des Jahres ab. Wenn sie nicht dringend umverteilt würden, werde der Impfstoff vergeudet. Mehr als 40 Prozent dieser Impfdosen seien in der EU, wie das Unternehmen Anfang der Woche berichtete. dpa
Stiko empfiehlt parallele Corona-und Grippeimpfung
Impfungen gegen Corona und Grippe können nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkomission (Stiko) nun an einem Termin erfolgen. Geraten wird dabei zu einem Zeitpunkt ab Oktober. Voraussetzung sei, dass es sich beim Influenza-Vakzin um einen Totimpfstoff handele, teilte die Stiko am Freitag mit.
Totimpfstoffe enthalten inaktivierte Viren oder Bestandteile der Viren. Bei den in Deutschland zugelassenen Influenza-Impfstoffen für Kinder und Erwachsene handelt es sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts meist um Totimpfstoffe. Zuvor hatten sich bereits der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens und der Hausärzteverband für gleichzeitiges Impfen ausgesprochen.
Zwischen Covid-19-Impfungen und auch allen anderen Totimpfstoffen muss damit nicht mehr zwingend ein Impfabstand eingehalten werden. Voraussetzung sei, dass eine Indikation zur Impfung sowohl gegen Covid-19 als auch andere Erkrankungen bestehe, hieß es. Parallel-Impfungen sollten aber nicht in denselben Oberarm erfolgen, sondern verteilt auf unterschiedliche Gliedmaßen.
Impfreaktionen könnten bei gleichzeitigen Impfungen häufiger auftreten als bei der getrennten Gabe, hieß es. Umfangreiche Erfahrungen mit Nicht-Covid-19-Impfstoffen zeigten bisher aber, dass die Immunantwort und Nebenwirkungen generell denen einer Solo-Gabe ähnelten.
Für Deutschland gibt es laut Stiko noch keine veröffentlichten Ergebnisse zur simultanen Anwendung von zugelassenen Corona-Impfstoffen und anderen Totimpfstoffen. Unveröffentlichte Daten aus Großbritannien zeigten jedoch nur eine leicht erhöhte Körperreaktion bei gleichzeitiger Anwendung von Covid-19- und Influenza-Impfstoffen. dpa
RKI vermutet mehrere Gründe für Rückgang der Infektionszahlen
Seit Anfang Juli war die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland stetig angestiegen - dieser Trend setzt sich aktuell nicht fort: In den vergangenen zwei Wochen sind die Zahlen sogar leicht zurückgegangen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem am Donnerstag veröffentlichten Wochenbericht schreibt. Auch die Positivquote bei den durchgeführten Labortests, ein weiterer Indikator für das Infektionsgeschehen in einem Land, sank demnach in der vergangenen Woche leicht und lag in der Kalenderwoche 37 bei 7,5 Prozent (Vorwoche 7,9 Prozent).
Dabei gebe es ein eindeutiges Gefälle: Während in den östlichen Bundesländern die 7-Tage-Inzidenz zum Teil weiterhin deutlich angestiegen ist, ist in den meisten westlichen Bundesländern ein deutlicher Rückgang zu beobachten
, heißt es in dem Bewertung der aktuellen Situation. Die derzeitige Entwicklung könnte auf einen Rückgang des Sommerreiseverkehrs, eine Abnahme der im Rahmen des Schulanfangs diagnostizierten Infektionen und vor dem Hintergrund der erreichten Impfquote sowie der Einführung der 2G- bzw. 3G-Regeln in vielen Bereichen zurückzuführen sein. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP: Grundsätzlich ist es aber noch zu früh, von einer Entwarnung oder von einem anhaltenden Trend zu sprechen.
Er verwies auf den wiederholten Appell von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an bislang Ungeimpfte, sich impfen zu lassen.
Hohe Inzidenzen gab es es demnach in den Altersgruppen der 5- bis 24-Jährigen mit über 100, bei den 5- bis 14-Jährigen sogar über 150. Die Zahl der hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit schweren Atemwegsinfektionen liege in der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen deutlich über dem Niveau der Vorjahre um diese Jahreszeit und sei auf Covid-19 zurückzuführen. Mit Datenstand vom 22. September werden 1.500 Personen mit einer COVID-19-Diagnose auf einer Intensivstation behandelt, womit sich über die letzte Woche ein leichtes Plateau der Personen mit Covid-19-Diagnose auf den Intensivstationen abzeichnet
, heißt es in dem Wochenbericht. Tsp
Pädagogik-Professor:
Mehr als 40 Prozent der Lehrer ungeeignet - und Pandemie treibt Zahl noch hoch
Knapp die Hälfte aller Lehrer in Deutschland sollte aus Sicht des Passauer Schulpädagogik-Professors Norbert Seibert einen anderen Job machen. Über 40 Prozent der Lehrer in Deutschland sind eigentlich nicht geeignet
, sagte er der Passauer Neuen Presse
. Und die Pandemie treibe diese Zahl noch hoch. Zum einen hatten wir jetzt drei Semester lang keine Präsenzveranstaltungen an der Uni. In der Zeit hat sich die Durchfallerquote bei Prüfungen fast verdoppelt
, sagte er der Zeitung.
Und: Sozialverhalten kann man nicht bei Online-Zoom-Meetings lernen. Das fängt bei E-Mails an, die ich bekomme, und in denen oft nur noch steht:
Hallo, rufen Sie mich an. MfG
und endet damit, dass diese zukünftigen Lehrkräfte gar nicht wissen, wie man mit Schülern Kontakt aufnimmt.
Dazu komme, dass der Staat aufgrund des Lehrermangels Absolventen der Lehrämter Grund- und Mittelschule sicher verbeamte - egal mit welchem Notendurchschnitt sie bestehen. Auch Quer- und Seiteneinsteiger würden als Lehrkräfte rekrutiert. Kurzum: Der Begriff
, sagte Seibert. Das Fatale sei: Qualität
scheint ein Oxymoron zu sein, ein Begriff, der sich in allen Aspekten selbst widersprichtDie am schlechtesten ausgebildeten Lehrkräfte werden im Moment auf die schwächsten Schüler losgelassen, die aufgrund von Corona auch noch massive Wissenslücken aufweisen.
In Bayern verhindere die mangelhafte Lehrerausbildung den Beruf - anstatt gut darauf vorzubereiten, sagte Seibert. Das muss geändert werden, denn nicht jeder kann Lehrer.
Seibert hat 2006 an der Uni Passau das Programm PArcours
ins Leben gerufen, bei dem angehende Lehramtsstudenten auf freiwilliger Basis überprüfen können, ob sie tatsächlich für den Beruf geeignet sind. dpa
Klare Mehrheit in Deutschland gegen Aufhebung aller Auflagen
Die meisten Deutschen sind gegen ein rasches Ende aller Corona-Auflagen. Bei einer Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur wandten sich 61 Prozent der Befragten gegen eine sofortige Aufhebung aller Beschränkungen. 33 Prozent wären hingegen dafür.
Dänemark hatte vor kurzem bei einer Impfquote von 83 Prozent alle Corona-Beschränkungen aufgehoben. In Deutschland waren zuletzt rund 62 Prozent der Menschen vollständig geimpft
, lautete die Frage. Sollten in Deutschland jetzt alle Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie aufgehoben werden?
33 Prozent lehnten dies kategorisch ab, 28 Prozent antworteten mit eher nein
. 19 Prozent sind entschieden für eine Aufhebung, 14 Prozent wählten eher ja
. Die stärkste Ablehnung eines sofortigen Endes aller Beschränkungen gab es bei alten Menschen.
Mittlerweile sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums in Deutschland knapp 64 Prozent der Menschen komplett gegen das Coronavirus geimpft. dpa
AfD oberster Agent der Radikalisierung
Tötung in Idar-Oberstein
AfD oberster Agent der Radikalisierung
Die Tötung eines Tankstellenmitarbeiters am 18. September in Idar-Oberstein schürt die Kritik an der AfD. Parteiübergreifend werfen Innenpolitiker der Partei vor, für die Radikalisierung der Querdenker
-Szene mitverantwortlich zu sein.
Nach der Tötung eines Tankstellenkassierers in Idar-Oberstein wegen eines Streits um das Tragen einer Corona-Schutzmaske haben Innenpolitiker mehrerer Parteien der AfD eine Mitverantwortung an der Radikalisierung der "Querdenker"-Szene gegeben.
Die AfD ist der oberste Agent der politischen Radikalisierung in Deutschland
, sagte der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland RND. Der mutmaßliche Täter habe die Partei in den sozialen Medien unterstützt.
Indem Rechtsextremisten während der Corona-Pandemie ihre wirren Diktatur-Vorwürfe verbreiteten, tragen sie eine Mitverantwortung für die Radikalisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen, zu denen auch der Täter aus Idar-Oberstein gehört
, sagte Kuhle weiter.
Querdenker-Szene für sich genutzt
Auch die innenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Ute Vogt, erhob schwere schwere Vorwürfe gegen die AfD. Diese habe seit ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag erheblich dazu beigetragen, dass Hass und Hetze auf den Straßen und in den sozialen Medien enorm angestiegen sind
, sagte Vogt.
Die Partei habe schnell das Potenzial erkannt und die Querdenker-Szene für sich genutzt
.
CDU: AfD-Kritik greift zu kurz
Die CDU äußerte sich dagegen zurückhaltender. Die Gründe für diese entsetzliche Tat allein bei der AfD zu suchen, ist zu einfach
, sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg. Aber natürlich trägt die AfD mit ihren gezielten Provokationen zu einer immer stärkeren Polarisierung unserer Gesellschaft bei.
Middelberg forderte, genau zu untersuchen, was den mutmaßlichen Täter zu der Tat trieb. Sollten sich Verbindungen zur Querdenker-Szene ergeben, muss gegebenenfalls die Beobachtung dieser Bewegung verschärft werden
, sagte Middelberg. Jedem müsse klar sein: Dem Kern der sogenannten Querdenker geht es längst nicht mehr um die Corona-Maßnahmen, sondern um die Bekämpfung unseres demokratischen Rechtsstaats. Damit wird eine rote Linie deutlich überschritten.
Wer weiter gegen Corona-Maßnahmen protestieren möchte, solle sich klar von der Querdenker
-Szene distanzieren, forderte Middelberg.
Am Samstag war ein 20 Jahre alter Student erschossen worden, der an einer Tankstelle in Idar-Oberstein arbeitete. Anlass war offenbar ein Streit um die Pflicht zum Tragen einer Corona-Maske. Der mutmaßliche Täter gab laut Polizei in seiner Vernehmung an, er lehne die Corona-Schutzmaßnahmen ab. Demnach erschoss der 49-Jährige den jungen Kassierer aus Ärger über dessen Aufforderung, eine Maske zu tragen. Tagesschau.de
Betreiber einer nicht genehmigter Schule in Bayern wohl aus Querdenker
-Szene
Vertreter der sogenannten Querdenker
- und Reichsbürger
-Szene haben möglicherweise versucht, in Oberbayern eine eigene Schule aufzubauen. In den Unterlagen zu der im Landkreis Rosenheim illegal betriebenen Schule gebe es Hinweise auf das Gedankengut der Querdenker
und Reichsbürger
, sagte der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Wolfgang Rupp, am Donnerstag. Ob die Eltern der rund 50 an der Schule unterrichteten Kinder auch diesen Szenen zuzuordnen seien, könne aber noch nicht gesagt werden.
Die Behörden hatten die Schule am Mittwoch geschlossen. Am Montag habe es erste Hinweise gegeben, dass dort eine schulische Einrichtung in einem alten Bauernhof betrieben werde, erklärte der Sprecher. Die Einrichtung in Schechen soll Jungen und Mädchen aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus aufgenommen haben. Wie lange dort schon Unterricht angeboten wurden, sei unklar.
Bei den Schülern soll es sich um Kinder handeln, die wegen der verpflichtenden Coronatests und der Maskenpflicht von den Eltern vom Präsenzunterricht an verschiedenen Schulen abgemeldet wurden. Am Distanzunterricht sollen die Kinder normal teilgenommen haben.
Eine angebliche Stiftung wollte den Angaben zufolge sogar Verträge mit den Eltern schließen, um deren Kinder gegen Bezahlung auf dem Bauernhof zu unterrichten. In einem Fall habe ein Elternteil das Kind daraufhin sogar offiziell von einer staatlichen Schule abgemeldet und an der nicht zugelassenen Privatschule angemeldet. Das war strategisch etwas blöd
, sagte Rupp. dpa
DGB kritisiert neue Quarantäne-Regeln für Ungeimpfte
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert scharf die von den Gesundheitsministern der Länder beschlossenen neuen Quarantäne-Regeln für ungeimpfte Arbeitnehmer. Es kann nicht sein, dass die Politik die Verantwortung für den Kampf gegen die Pandemie einfach bei den Beschäftigten ablädt
, sagt DGB-Chef Reiner Hoffmann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland einem Vorabbericht zufolge.
Ein Ende des Entgeltersatzes für Ungeimpfte würde auch bedeuten, dass Beschäftigte ihrem Arbeitgeber ihren Impfstatus offenlegen müssten. Hoffmann betonte, es sei eine der wichtigsten Errungenschaften der Arbeiterbewegung, dass Arbeitgeber so wenig wie absolut nötig über Gesundheitsentscheidungen der Beschäftigten erfahren.
Spätestens ab dem 1. November sollen ungeimpfte Arbeitnehmer keinen Verdienst-Ausgleich im Quarantänefall mehr bekommen. Reuters
USA lässt Auffrischungen mit Pfizer und Biontech zu
In den USA lässt die Arzneimittelbehörde die Einführung von Auffrischungsdosen mit dem Pfizer und Biontech Impfstoff zu. Die dritte Impfung muss mindestens sechs Monate nach der zweiten Dosis verabreicht werden und ist für Menschen über 65 Jahre oder bei Hochrisiko-Amerikanern, so ein Sprecher der Behörde. Die US-Seuchenbehörde CDC muss auch noch über den Beschluss abstimmen. Reuters
Deutsches Impftempo ist weiter gebremst
Die Zahl der komplett Geimpften steigt weiter nur langsam. Jüngsten Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge sind nun 63,6 Prozent der Menschen in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
Demnach wurden am Mittwoch 260.500 verabreichte Impfdosen gemeldet. Etwa 56,1 Millionen Menschen (67,5 Prozent) haben inzwischen mindestens eine Impfung bekommen, 52,9 Millionen sind vollständig geimpft.
Bei den Erwachsenen seien 78,3 Prozent mindestens einmal geimpft, bei den 12- bis 17-Jährigen knapp 40 Prozent, schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei Twitter. Er hob hervor: Die Impfung schützt und bringt Freiheit und Normalität zurück!
In 15 der 16 Bundesländer haben laut RKI inzwischen mindestens 60 Prozent der Einwohner zumindest eine erste Impfung erhalten. Unter der 60-Prozent-Schwelle liegt demnach nur noch Sachsen mit 57,3 Prozent. Bremen verzeichnet den Daten zufolge mit 78,3 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. dpa
Moderna-Chef rechnet mit Pandemie-Ende in einem Jahr
Der Chef des Impfstoffherstellers Moderna, Stéphane Bancel, geht von einem Ende der Pandemie in einem Jahr aus. Bis Mitte 2022 seien genügend Dosen vorhanden, um alle Menschen impfen zu können, sagte er der Neuen Zürcher Zeitung
. Ab dann werde aus Covid-19 eine normale Grippe. In einem Jahr ist die Pandemie vorbei
, so Bancel.
Die Corona-Impfung könne dann Bestandteil einer kombinierten Immunisierung gegen Atemwegsviren sein. Moderna habe eine solche Impfung bereits entwickelt, sie soll ab 2023 bereit sein.
Zudem betonte Bancel die Bedeutung einer Corona-Impfung. Wer sich nicht impft, wird sich auf natürlichem Weg immunisieren, denn die Delta-Variante ist dermassen ansteckend
, sagte Bancel. Man kann sich entweder impfen lassen und einen guten Winter erleben. Oder man tut es nicht und riskiert, krank zu werden und allenfalls sogar im Spital zu landen.
Reuters
Prioritäten in der Pandemie
Es geht zu oft um die Freiheit Ungeimpfter
Keine Lohnfortzahlung mehr für Ungeimpfte in Quarantäne: Falsch ist das nicht. Doch die Politik meidet die echten Konflikte.
Mit der Freiheit kommt die Verantwortung, und so gibt es gute Gründe, dass Ungeimpfte ihr Quarantänerisiko in finanzieller Hinsicht bald nicht mehr auf die Allgemeinheit abwälzen können. Wer selbstbestimmt entscheidet, sich nicht gegen Corona impfen zu lassen, der kann nicht zwei Wochen bei vollem Gehaltsausgleich in Quarantäne verbringen. So weit, so logisch. Und doch ist die Entscheidung nicht zufriedenstellend. Sie ist nicht viel mehr als ein großes Siehstewohl
an die Adresse der Ungeimpften.
Die Gesundheitsminister:innen haben den einfachen Weg gewählt und Ungeimpften dort die Aussichten auf Herbst und Winter unerfreulich gemacht, wo kein ernsthafter Konflikt auszutragen war. Sie gehen damit das Risiko ein, dass Kontaktpersonen einfach verschweigen, dass sie in Quarantäne gehen müssten. Und sie scheuen sich, stattdessen an den großen Stellschrauben zu drehen.
Insgesamt nämlich sorgt sich die Gesellschaft immer noch viel zu sehr um die Freiheitsrechte freiwillig Ungeimpfter und viel zu wenig um das Recht aller anderen, vor dem Virus geschützt zu werden.Beispielsweise gibt es keine Impfpflicht für Mitarbeiter:innen in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen und Kitas. Dabei wäre die geboten und angesichts der besonderen Verantwortung, die diese Menschen qua Beruf tragen, auch verhältnismäßig. In allen anderen Arbeitsstätten bräuchte es zumindest eine 3G-Regel. Wieso gelten verpflichtende Tests als unzumutbar – doch Geimpfte müssen sich den Risiken aussetzen, die für sie entstehen, wenn sie an der Arbeitsstätte mit Ungeimpften zusammentreffen? Hier setzt die Politik die Prioritäten völlig falsch.Und wie sieht es im Alltag aus, der doch angeblich mit 2G- und 3G-Regeln so herrlich pandemiesicher gestaltet wurde? Jede Regel ist nur so viel wert wie die politische und gesellschaftliche Bereitschaft, sie auch durchzusetzen.
Daran mangelt es allzu oft, ob in Bussen und Bahnen, wo viele Masken am Handgelenk baumeln, oder in der Gastronomie und bei Kulturveranstaltungen, wo 3G-Nachweise flüchtig oder gar nicht kontrolliert werden.
Was es stattdessen bräuchte, ist die persönliche, direkte Ansprache aller noch Ungeimpften. Viele Menschen haben mittelschwere Vorbehalte, die sich im persönlichen Gespräch ausräumen ließen, sind aber keine Impfgegner:innen im eigentlichen Sinne.
Und es braucht kreative Lösungen, die Vorerkrankten und Vorsichtigen den Alltag erleichtern. Warum nicht ein 1G-Tag im Supermarkt? Ein Tag in der Woche, an dem nur Geimpfte Zutritt haben, damit gefährdete Personen sich mit deutlich verringertem Risiko versorgen können: Das ließe sich machen – wenn die Politik nur wollte. Tsp, ein Kommentar von Karin Christmann
Impfpflicht für Personal zwingt französische Klinik in Notbetrieb
Nach Einführung einer Impfpflicht für Klinikpersonal in Frankreich hat der Krankenhausverbund der elsässischen Grenzstadt Mühlhausen auf Notbetrieb umstellen müssen. Von den rund 6000 Beschäftigten seien mehr als 170 noch nicht geimpft und deswegen vom Dienst suspendiert worden, berichtete der Sender RTL am Mittwoch. Die Beschäftigten hätten gegen die Maßnahme vor dem Krankenhaus demonstriert und sich unter weiße Laken auf den Boden gelegt.
Die Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen greift seit dem 15. September. Ähnlich gravierende Probleme wie in Mühlhausen wurden aus anderen Regionen bisher nicht bekannt. Mühlhausen war während der ersten Corona-Welle eines der Epizentren der Pandemie in Frankreich. dpa
Ab November kein Lohnersatz mehr für Ungeimpfte in Quarantäne
Bei Verdienstausfällen wegen angeordneter Corona-Quarantäne sollen die meisten Nicht-Geimpften spätestens ab 1. November keine Entschädigung mehr bekommen. Darauf verständigten sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern mehrheitlich in einem Beschluss am Mittwoch, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Das Bundesinfektionsschutzgesetz sieht dies bereits vor, wenn eine Absonderung hätte vermieden werden können, indem man eine empfohlene Schutzimpfung in Anspruch nimmt.
Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn das geplante Ende des finanziellen Ausgleichs für angeordnete Quarantäne bei Ungeimpften verteidigt. Da geht es übrigens nicht um Druck, sondern um Fairness gegenüber auch den Geimpften. Warum sollen andere dafür zahlen, dass jemand für sich entscheidet, sich nicht impfen zu lassen?
, sagte der CDU-Politiker im ZDF-Morgenmagazin
. dpa
Lauterbach gegen volle Stadien – selbst bei 2G
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich selbst unter Anwendung der 2G-Regel gegen volle Fußball-Arenen ausgesprochen, zu denen nur geimpfte und genesene Menschen Zutritt hätten. Leider ist es auch unter 2G-Bedingungen im Moment noch nicht sinnvoll, die Stadien ganz zu füllen
, sagte Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur. Vor dem Hintergrund des Nachlassens des Impfschutzes stelle etwa die Anreise ein Problem dar, ergänzte der SPD-Politiker mit Blick auf die Menschenmassen, die normalerweise in Richtung Stadion strömen. Halb gefüllte Stadien sind kein Problem mit 2G
, stellte er klar.
Fußball-Zweitligist Hamburger SV darf etwa nach der jüngsten Senatsentscheidung das Volksparkstadion unter 2G-Bedingungen wieder voll auslasten. An den meisten anderen Standorten der zwei höchsten Fußball-Ligen ist weiterhin eine Auslastung von maximal 50 Prozent der Stadionkapazität erlaubt. Viele Vereine setzen allerdings auch auf die 3G-Strategie und gewähren negativ getesteten Personen Zutritt. dpa
GdP warnt vor Coronaleugner-Radikalisierung
Nach der Bluttat von Idar-Oberstein hat die Polizeigewerkschaft GdP vor einer Radikalisierung der Coronaleugner-Szene gewarnt. Wir nehmen seit letztem Jahr eine Radikalisierung von Corona-Gegnern wahr. Insbesondere im Zusammenhang von Demonstrationen im Querdenken-Milieu
, sagte der GdP-Vize Jörg Radek den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Diese schwere Straftat sei jedoch bislang ein Einzelfall. Bei Demonstrationen gebe es immer mehr Angriffe auf Medienschaffende und Übergriffe gegen Polizistinnen und Polizisten. Es ist wichtig, dass die Sicherheitsbehörden radikale Kräfte in den Blick nehmen. Sei es von links, rechts oder aus der Querdenker-Szene
, so Radek. Die Tat in Idar-Oberstein sei kaum in Worte zu fassen. Da erschießt offenbar ein Gegner der Corona-Maßnahmen einen Kassierer in einer Tankstelle, nur weil er ihn zum Tragen der Maske ermahnt hat.
Reuters
EU-Kommission unterschreibt Vertrag für weiteres Covid-19-Medikament
Die EU-Kommission hat einen Rahmenvertrag über die gemeinsame Anschaffung eines Covid-19-Medikaments des Pharmaunternehmens Eli Lilly abgeschlossen. 18 EU-Staaten beteiligten sich am gemeinsamen Kauf von 220 000 Behandlungen eines Medikaments mit sogenannten monoklonalen Antikörpern, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit.
Es handele sich um die Kombination der beiden monoklonalen Antikörper Bamlanivimab und Etesevimab zur Behandlung von Covid-Patienten, die keinen Sauerstoff brauchen, bei denen jedoch die Gefahr einer schweren Erkrankung bestehe. Monoklonale Antikörper werden im Labor hergestellt und sollen das Virus nach einer Infektion außer Gefecht setzen.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit eine Zulassung des Antikörper-Cocktails. Die Frage, ob Deutschland unter den 18 teilnehmenden Ländern ist, blieb zunächst offen. Die EU-Kommission hat bereits Verträge für andere Medikamente abgeschlossen. dpa
Ende der Verdienstausfall-Entschädigung ab 11.Oktober im Gespräch
In der Corona-Krise ist ein Ende der Entschädigungen für Verdienstausfälle wegen angeordneter Quarantäne für Ungeimpfte spätestens ab 11. Oktober im Gespräch. Das geht aus einem Entwurf für Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern an diesem Mittwoch hervor, über den zuerst das Handelsblatt
(Dienstag) berichtete. Auch Business Insider
berichtete über diesen Termin. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur war er zunächst noch nicht final zwischen Bund und Ländern abgestimmt.
Die Fachminister wollen am Mittwoch über eine bundesweit einheitliche Linie beraten. In ersten Ländern sollen Nicht-Geimpfte bald schon keinen Anspruch auf Entschädigung für Verdienstausfälle mehr haben. Das Bundesinfektionsschutzgesetz sieht dies bereits vor, wenn eine Absonderung hätte vermieden werden können, indem man eine empfohlene Schutzimpfung in Anspruch nimmt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte grundsätzlich Sympathie für eine solche Linie erkennen lassen und erläutert, die Handhabung liege aber bei den Ländern.
Konkret geht es um Ausgleich für Verdienstausfälle durch den Staat bei Quarantäne, etwa wenn man Kontaktperson von Infizierten war. Unabhängig davon haben Beschäftigte Anspruch auf Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber im Krankheitsfall, also wenn man sich mit Corona infiziert hat.
Ab 11. Oktober sollen nach einem Beschluss von Bund und Ländern auch Corona-Schnelltests nicht mehr für alle kostenlos zu haben sein. Wer sich impfen lassen könnte, soll ab dann dafür bezahlen müssen. dpa
Biden will bei Corona-Gipfel am Mittwoch neue Zusagen machen
US-Präsident Joe Biden will im Kampf gegen die Corona-Pandemie bei einem Online-Gipfel am Mittwoch neue Zusagen machen. Ich werde weitere Verpflichtungen ankündigen, um den Kampf gegen Covid-19 voranzutreiben
, sagte Biden am Dienstag bei seiner ersten Rede vor der UN-Vollversammlung als US-Präsident. Konkrete Angaben dazu, was das für Zusagen sein werden, machte Biden nicht. Die größten Herausforderungen seien es, Leben zu retten, beim Impfen weltweit voranzukommen und eine bessere Zukunft zu gestalten, so der US-Präsident.
Biden betonte außerdem, dass notwendige Maßnahmen ergriffen werden müssten, um sich auf die nächste Pandemie vorzubereiten. Denn es wird eine weitere geben
, sagte er. Gleichzeitig mahnte er, dass die Entstehung noch weiterer gefährlicher Varianten des Coronavirus möglich seien. Wir müssen jetzt handeln, um so schnell wie möglich die Impfung in die Arme zu bekommen und den Zugang zu Sauerstoffbehandlungen zu erweitern, um Leben auf der ganzen Welt zu retten
, sagte er.
Zentrales Thema beim Impfgipfel am Mittwoch soll die Verbesserung des gerechten Zugangs zu Impfstoff auf der Welt sein. Biden hatte zuletzt einen Rückschlag bei seiner Impfkampagne in den USA erlitten. Die US-Arzneimittelbehörde FDA empfahl eine Auffrischungsimpfung nur für bestimmte Risikogruppen. Zuvor hatte Biden trotz der noch ausstehenden FDA-Entscheidung schon einen Impfstart für alle ab 20. September angekündigt. dpa
Impfen in Schulen: AfD stellt Strafanzeige gegen Ministerinnen
Ein Teil der AfD-Landtagsfraktion Brandenburg hat Strafanzeige gegen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) wegen Corona-Impfungen an Schulen auch für unter 18-Jährige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Potsdam bestätigte den Eingang einer Anzeige wegen Körperverletzung und anderer Delikte. Die AfD bezieht sich dabei auf ein Schreiben an die Eltern. Wir prüfen im Moment, ob überhaupt ein Anfangsverdacht besteht wegen eines strafbaren Verhaltens
, sagte Sprecher Sebastian Thiele am Dienstag auf Anfrage.
In dem Schreiben vom 20. August an Eltern und an Schülerinnen und Schülern zwischen 12 und 17 Jahren werben die Ministerinnen für eine Impfung auch für diese Altersgruppe. Sie verweisen darauf, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) - ein Expertengremium - im August eine Impfempfehlung für alle 12- bis 17-Jährigen auch ohne Vorerkrankungen ausgesprochen hat. Darin steht auch, die Stiko komme zu der Einschätzung, dass die Vorteile gegenüber dem Risiko sehr seltener Impfnebenwirkungen überwiegen.
Die AfD-Fraktion sieht Corona-Impfungen generell kritisch und lehnt jede Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab. Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Dennis Hohloch, sagte: Hier geht es um besonders schutzbedürftige Personen.
Er kritisierte unter anderem, dass Langzeitfolgen noch unklar seien und Jugendliche ab 16 selbst in eine Impfung einwilligen können. dpa
Eine Mehrheit der reicheren Welt ist geimpft. Aber mehr als 90 Prozent der Afrikaner warten immer noch auf ihre erste Dosis. Das ist eine moralische Anklage des Zustands unserer Welt. Wir haben den Wissenschaftstest bestanden. Aber in Ethik sind wir durchgefallen.
Antonio Guterres, UN-ChefFreedom Day-Forderung
RKI meldet 3736 Neuinfektionen – Inzidenz steigt wieder an
Der Abwärtstrend bei den Infektionszahlen ist vorerst beendet. Nachdem die 7-Tage-Inzidenz an sechs Tagen hintereinander gefallen war, stieg sie nun wieder leicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 71,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 70,5 gelegen, vor einer Woche bei 81,9. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 3736 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.19 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 5511 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 13 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 12 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.145.852 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,89 an (Vortag: 1,87). Ein Wochen- oder Monatsvergleich ist wegen einer hohen Zahl an Nachmeldungen nicht möglich.
Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.897.800 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf † 92.971. dpa
Kassenärzte-Chef hofft auf zusätzliche Impfmotivation bei Ende der Corona-Maßnahmen
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hofft bei Festlegung eines Datums für das Ende aller Corona-Maßnahmen auf eine höhere Impfquote. Er denke, dass dann viele Menschen zusätzlich Motivation schöpfen
, sich impfen zu lassen, sagte Gassen am Montag im ZDF-Morgenmagazin
. Wenn mehr als zwei Drittel der Bevölkerung geimpft oder genesen seien, müsse überlegt werden, ob dauerhaft Maßnahmen für alle Bundesbürger erforderlich seien.
Gassen hatte die Forderung nach einem solchen Freedom Day
am Wochenende eingebracht und die Aufhebung aller Schutzmaßnahmen zum 30. Oktober vorgeschlagen. Dafür war er aus der Politik scharf kritisiert worden. AFP
Spahn rechnet Anfang 2022 mit Impfstoff für Kinder
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erwartet Anfang kommenden Jahres die Zulassung für einen Corona-Impfstoff für die Jüngsten. Ich gehe davon aus, dass die Zulassung für einen Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren im ersten Quartal 2022 kommt
, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dann könnten wir auch die Jüngeren noch besser schützen.
Der Minister wies zugleich darauf hin, zwischen der Zulassung und einer Impfempfehlung durch die Stiko könne dann noch einmal Zeit vergehen. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission wird auch in diesem Fall zeitlich etwas später kommen
, sagte Spahn.
Biontech zum Beispiel hatte vor wenigen Tagen angekündigt, in den kommenden Wochen die Zulassung seines Corona-Impfstoffs für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren zu beantragen. Studienergebnisse liegen demnach bereits vor und müssen nur noch für die Zulassungsbehörden aufbereitet werden. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte mitgeteilt, sie könne noch keinen Zeitrahmen für eine mögliche Zulassung nennen. Die Produktion wird vom Unternehmen bereits vorbereitet. dpa
Patientenschützer kritisieren Freedom Day
-Forderung
Der Vorstoß von Kassenärztechef Andreas Gassen, zum 30. Oktober alle Corona-Beschränkungen aufzuheben, löst beim Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, Unverständnis aus. Der
, so Brysch. Freedom Day
zur Aufhebung aller Corona-Beschränkungen ist eine tolle SacheDoch beim Blick in die Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeheime scheinen solche flotten Sprüche nicht anzukommen
, sagt er der Deutschen Presse-Agentur.
Dort seien die Einschränkungen für Patienten, Pflegebedürftige und Angehörige allgegenwärtig. Die Kassenärztlichen Vereinigungen müssen sich zunächst dafür einsetzen, dass ihre Vorschläge im medizinisch-pflegerischen Bereich ankommen.
Gassen hatte sich für das Ende aller Corona-Beschränkungen zum 30. Oktober ausgesprochen. Demnach brauche es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs Wochen ist auch bei uns Freedom Day!
, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung der Neuen Osnabrücker Zeitung
vom Samstag. dpa
Fast jede dritte Person meidet seit Pandemiebeginn den ÖPNV
Die Corona-Pandemie hat bei knapp einem Drittel der erwachsenen Deutschen bewirkt, dass sie entweder seltener oder sogar gar nicht mehr mit Bus und Bahn fahren. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.
Demnach nutzen elf Prozent der Erwachsenen seit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 überhaupt keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. 19 Prozent der Teilnehmer der repräsentativen Umfrage gaben an, sie seien seither seltener mit Bus und Bahn unterwegs. Für 28 Prozent der Deutschen habe sich in Sachen Mobilität durch Corona nichts geändert.
Zudem lebt die Mehrheit der Deutschen laut der Umfrage auch im Spätsommer 2021 pandemiebedingt zurückgezogener als vor der Verbreitung von Covid-19. Rund 29 Prozent der Befragten gaben an: Ich bin in der Öffentlichkeit äußerst vorsichtig und reduziere meine Kontakte auf ein Minimum.
Etwa 30 Prozent treffen auch im privaten Bereich noch besondere Vorkehrungen. Sie antworteten auf die Frage, nach ihrem aktuellen Verhalten: Ich bin in meinem Privatleben vorsichtig und schränke mein Verhalten und meine Kontakte bewusst ein.
Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Befragten gab dagegen an, er oder sie verhalte sich, soweit dies angesichts staatlicher Beschränkungen möglich ist, wieder ganz oder zumindest fast so wie vor der Corona-Pandemie. dpa
25.000 Menschen feiern trotz Verbots Party in Madrid
Rund 25.000 junge Menschen haben in Madrid trotz eines Verbots eine riesige Open-Air-Party zum Semesterauftakt gefeiert. Die Polizei konnte nach eigenen Angaben die Feier auf dem Gelände der Universität Complutense in der Nacht zu Samstag aus Personalmangel nicht auflösen. Ohne vorherige Warnung durch die Universität oder Zeit für die Vorbereitung eines angemessenen Einsatzes ist die Auflösung einer Versammlung von etwa 25.000 Menschen eine fast unmögliche Aufgabe
, teilte sie mit.
Auf im Internet veröffentlichten Fotos waren zahlreiche Feiernde zu sehen, die tanzten und Alkohol tranken. Die meisten trugen dabei keine Maske. Da die Polizei die Party nicht auflösen konnte, blieben die Beamten vor Ort, um einen ruhigen Ablauf sicherzustellen.
In Barcelona fand ebenfalls eine Party im Freien mit viel Alkohol statt, die in Spanien als Botellones
bekannt sind. Rund 8000 junge Menschen versammelten sich auf dem Campus der Autonomen Universität, wie der Rektor der Hochschule dem Radionsender RAC 1 sagte.
Spanien hat inzwischen zwar viele Corona-Maßnahmen aufgehoben, die Menschen müssen im Freien jedoch weiterhin Masken tragen, wenn sie keinen Abstand von 1,5 Metern einhalten können. Große Versammlungen sind verboten. Die Zahl der Neuinfektionen geht derzeit zurück, die Inzidenz liegt bei 91 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Die Impfkampagne ist zudem weit fortgeschritten - mehr als 75 Prozent der Spanier sind vollständig geimpft. AFP
57 Prozent der Menschen in Deutschland sind laut Umfrage für 2G-Regel
57 Prozent der Menschen in Deutschland befürworten laut einer Umfrage die 2G-Regeln für die Gastronomie und Veranstaltungen. 33 Prozent halten das 2G-Modell laut der repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die Bild am Sonntag
hingegen für falsch. Von den Befürwortern sprachen sich 66 Prozent dafür aus, die 2G-Regeln verpflichtend einzuführen.
31 Prozent waren der Meinung, dass es den Gastronomen und Veranstaltern selbst überlassen sein sollte, ob sie auf das 2G-Modell setzen. Für die Umfrage wurden am 17. September 1002 Menschen befragt.
In immer mehr Bundesländern werden derzeit 2G-Optionsmodelle für Betriebe aus den Kultur- und Dienstleistungsbranchen eingeführt. Unter anderem in Hamburg, Berlin, Hessen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gibt es entsprechende Wahlmöglichkeiten für Unternehmer.
Bei 2G-Optionsmodellen können Gastronomen oder Unternehmer etwa aus der Kultur-, Veranstaltungs- und Sportbranche den Zugang freiwillig auf Geimpfte und Genesene beschränken. Alle Kunden, die lediglich einen Coronatest vorweisen können, dürfen dann nicht eingelassen werden. Im Gegenzug entfallen in der Regel Masken- und Abstandsregeln. Für Kinder und Jugendliche gelten Ausnahmen. AFP
Hausärzte befürworten Impfung gegen Corona und Grippe an einem Termin
Der Deutsche Hausärzteverband steht einer gleichzeitigen Impfung gegen Corona und Grippe an einem Termin offen gegenüber. Aus hausärztlicher Sicht sprechen zwei klare Vorteile dafür, die Corona- wie die Influenzaimpfung möglichst zeitgleich zu verabreichen
, sagt der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt der Deutschen Presse-Agentur.
Zum einen bestünde andernfalls die Gefahr, dass manche Patientinnen und Patienten nur eine der beiden Impfungen wahrnehmen
, so Weigeldt. Denn sie wollten eher nicht zu mehreren Impfterminen hintereinander erscheinen. Außerdem wäre es aus organisatorischer Sicht einfacher und würde gleichzeitig das mögliche Ansteckungsrisiko durch die Vermeidung eines zusätzlichen Impftermins reduzieren
, ergänzte Weigeldt.
Eine Doppel-Impfung hatte jüngst auch Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), in einem MDR-Interview für unbedenklich gehalten. Der Deutsche Hausärzteverband begrüße diese Einschätzung zur parallelen Impfung auf Grundlage der aktuellen Daten, ergänzte Weigeldt.
Eine generelle Stiko-Empfehlung zum Vorgehen soll es nach Angaben des Robert Koch-Instituts noch im September geben. dpa
Bereits mehr als 1500 Pandemie-Objekte im Fundus des Hauses der Geschichte
Das Haus der Geschichte in Bonn hat inzwischen rund 1500 Objekte zur Corona-Krise zusammengetragen. Wir haben mehr gesammelt als sonst üblich, weil man wohl auch rückblickend sagen wird, dass Corona ein prägendes Ereignis der Zeitgeschichte ist
, sagt Sammlungsdirektor Dietmar Preißler der Deutschen Presse-Agentur.
Atemschutzmasken, Impfampullen, ein Bierkrug des abgesagten Oktoberfestes: Das Museum hat die Pandemie von Beginn an zum Thema gemacht und ein Sammlungskonzept erstellt mit Kategorien wie Corona im Alltag
oder Corona und Wirtschaft
. Institutionen und Privatleute haben Gegenstände zur Verfügung gestellt, die die Krise illustrieren.
Unter den Sammlungsstücken befinden sich die Tür eines ausrangierten Bundeswehr-Airbus, Kinderzeichnungen sowie Beschilderungen eines Impfzentrums. Auch behördliche Formulare, Hinweiszettel auf abgesagte Veranstaltungen oder von Bürgern verfasste Gedichte zu Corona sind im Fundus. Wir sichern das alles, um das Ereignis als Teil unseres kulturellen Gedächtnisses zu bewahren
, sagt Preißler. dpa
Spahn sieht Impfwoche als Erfolg
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat eine positive Bilanz der Aktionswoche zum Impfen gegen das Coronavirus gezogen. Wir haben in der Aktionswoche insgesamt rund 500.000 der wichtigen Erstimpfungen geschafft, etwa die Hälfte dürfte auf Aktionen zurückgehen
, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Vereine, Organisationen, Privat-Initiativen und Freiwillige hätten bundesweit rund 1500 Impfaktionen auf die Beine gestellt. Möglicherweise habe es noch deutlich mehr gegeben.
Dennoch zeigte sich Spahn besorgt über die große Gruppe Ungeimpfter in der älteren Bevölkerung: Von den 24 Millionen Menschen im Alter über 60 Jahren sind knapp vier Millionen noch ungeimpft, das ist fast jeder sechste in dieser Risikogruppe
, sagte der Minister. Würde sich mit der sehr ansteckenden Delta-Variante ein Großteil dieser Gruppe innerhalb weniger Wochen infizieren, dann würden unsere Intensivstationen sehr unter Stress kommen
, warnte Spahn.
Um das Impftempo zu erhöhen, sprach sich der Minister dafür aus, Unternehmen steuerlich zu fördern, die Mitarbeiter oder Kunden mit Rabattaktionen für das Impfen gewinnen wollen. Dafür würde ich gern gemeinsam mit Olaf Scholz einen Vorschlag machen
, sagte Spahn. Staatliche Prämien lehnte er aber ab. dpa
Mord in Idar-Oberstein:
Corona-Leugner mit sehr kurzer Zündschnur
Nach dem tödlichen Angriff auf einen Kassierer in Folge eines Streits um die Maskenpflicht dauern die Ermittlungen an. Nachbarn beschreiben den mutmaßlichen Täter als Corona-Leugner und hoch aggressiven Einzelgänger.
Vor der Aral-Tankstelle in Idar-Oberstein liegen am Mittwoch Kerzen, Blumen, Stofftiere und Grußkarten, dazwischen sind immer wieder Fotos eines lebensfrohen jungen Mannes zu sehen, der offenbar viele Freunde hatte. Auf einer Karte steht: Was dir passiert ist, ist für uns nur schwer zu fassen. Man möchte nur noch weinen.
Der 20 Jahre alte Student, der auf den Bildern zu sehen ist, hatte in der Tankstelle gearbeitet. Dort wurde er am Samstagabend erschossen – nach aktuellem Ermittlungsstand hatte er zuvor einen Mann, der keine Mund-Nasen-Bedeckung trug, auf die Maskenpflicht hingewiesen.
Zum Haus des mutmaßlichen Täters Mario N., der wegen dringenden Mordverdachts in Untersuchungshaft sitzt, dauert es von der Tankstelle mit dem Auto sieben Minuten. Es befindet sich im Stadtteil Enzweiler vor einer hohen Mauer, hinter der eine Bundesstraße vorbeiführt. Aus dem Haus blickt man in ein malerisches Tal. Ringsherum einige Einfamilienhäuser, die Nachbarn kennen sich.
Direkt gegenüber des Beschuldigten wohnt Pia K., die zum Gespräch in ihr Kosmetikgeschäft bittet. Mich stört es, dass er von der Polizei als unbeschriebenes Blatt bezeichnet wird
, sagt sie. Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag mitgeteilt, dass der Beschuldigte bisher nicht polizeibekannt sei. Pia K. sagt, dass sie seit Jahren Ärger mit Mario N. gehabt habe, er habe sie mehrmals beschimpft, etwa, wenn vor seinem Haus ein Auto geparkt habe. Ein anderes Mal habe er sie auf der Straße vor der Polizei als dreckige Fotze
beschimpft, die Beamten seien wegen Ruhestörung bei einem anderen Nachbarn dagewesen und N. habe sie verdächtigt, die Polizei gerufen zu haben. Der war hochaggressiv und hatte eine sehr kurze Zündschnur.
Sie habe ihn aber nie angezeigt. Sonst hätte er mir noch mehr die Hölle heiß gemacht.
Er habe sich in Kleinigkeiten reingesteigert
Mehrere Nachbarn geben an, Mario N. habe zuvor in Ostdeutschland gelebt. Vor rund zehn Jahren soll der 49 Jahre alte Beschuldigte das zweistöckige Haus gekauft haben und mit seiner Frau eingezogen sein, mit der es offenbar zum Streit kam. Zuletzt habe N. mit einer anderen Frau zusammengelebt, sagen mehrere Nachbarn. Sein Vater soll im 13 Kilometer entfernten Herrstein gelebt haben. Er soll sich nach den Angaben mehrerer Nachbarn im vorigen Jahr mit einer Schusswaffe das Leben genommen haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte das am Mittwoch nicht bestätigen.
In der Nacht auf Sonntag erkannte Pia K. ihren Nachbarn auf einem Fahndungsplakat. Ich habe mich erst mal nicht getraut, die Polizei zu rufen.
Am Sonntagmorgen um fünf Uhr habe sie einem Kriminalpolizisten, den sie persönlich kennt, per Facebook geschrieben mit der Bitte um Anonymität. Als der Polizist das später las, war Mario N. aber schon festgenommen worden, er hatte sich vor der Polizeiinspektion in Idar-Oberstein selbst gestellt. Bei seiner Vernehmung soll er laut Polizei angegeben haben, er lehne die Anti-Corona-Maßnahmen insgesamt ab. Laut Staatsanwaltschaft soll der Beschuldigte gesagt haben, er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und keinen anderen Ausweg gesehen, als ein Zeichen zu setzen. Das Opfer erschien ihm verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt
habe.
Ich glaube, dass Corona nur das i-Tüpfelchen war
, sagt Pia K. Der stand viermal wegen Banalitäten bei mir im Laden und hat mich angeschrien. Beim fünften Mal hätte ich vielleicht den Kopfschuss bekommen.
N. habe sich in Kleinigkeiten reingesteigert und ist dann immer wütender geworden.
Andere Nachbarn schildern N. als Corona-Leugner. Eine Frau, die direkt neben seinem Haus wohnt, erzählt am Mittwoch, dass sie ihm nach ihrer Impfung stolz das Pflaster gezeigt habe, Mario N. sei außer sich gewesen. Du stirbst an der Scheiße
, habe er gerufen und von Hunderttausenden Impftoten gesprochen. Davon war er hundertprozentig überzeugt.
Ein anderer Nachbar sagte der Bild-Zeitung: Für ihn waren wir bekloppt, weil wir Masken trugen.
Corona habe Mario N. für eine Lüge gehalten.
Besuch bekam N. in seinem Haus oder auf der schmucklosen Terrasse über der Garage laut den Nachbarn fast nie. Das war ein absoluter Eremit
, sagt Pia K. Der Beschuldigte hatte seine eigene Entwicklerfirma in Idar-Oberstein, die laut der eigenen Website Software für mobile Endgeräte erstellte. Oft habe er bis spät in die Nacht am Computer gesessen, so die Nachbarin. Ich habe das Licht brennen sehen
, sagt Pia K. Der hat sein Leben vor dem Rechner verbracht.
Gegen Einwanderung, Klimaaktivisten und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
N. wird ein Twitter-Konto zugeschrieben, von dem mehrmals auf seine Firma verwiesen wurde. Seine Aktivitäten auf Twitter waren einerseits berufsbezogen, zum Beispiel ging es um Updates. Andererseits richten sich Beiträge gegen Einwanderung, gegen Klimaaktivisten und gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Der letzte Eintrag stammt vom 10. Oktober 2019, einen Tag nach dem Attentat von Halle: Meine Muskeln sind gespannt, mein Geist geschärft. Gnade denen, welche diese Situation heraufbeschworen haben.
Oder, nein, Gnade wäre unrecht.
Rund einen Monat zuvor hatte der Verfasser geschrieben: Ich freue mich auf den nächsten Krieg.
In einem Beitrag heißt es: Ich bin ein Rassist, genau wie meine Frau.
Das bedeute aber nicht, dass sie andere Menschen vernichten wollten. In einem anderen Beitrag schreibt er: Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel.
Auf Twitter folgte N. den Accounts mehrerer AfD-Politiker, darunter dem thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke, aber auch dem AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen. Weiterhin folgt er dem Account des CDU-Kandidaten für die Bundestagswahl und ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen sowie jenem der früheren CDU-Politikerin Erika Steinbach, aber auch der rechtslastigen Website Epoch Times
. Die Polizei Trier teilte mit, sie gehe den Hinweisen auf das Twitterprofil des Verdächtigen nach.N. hatte außerdem auch ein Konto in dem Netzwerk Telegram, das mit seiner öffentlich auffindbaren Telefonnummer und seinem Namen verknüpft ist. Als Spruch schrieb er zu seinem Account: Ignorance ist the most dangerous type of stupidity
. Öffentliche Einträge von dem Account liegen nicht vor. Welchen Personen er folgte, ist nicht bekannt. Auf Telegram gibt es Dutzende Accounts von Corona-Leugnern, Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremen. Teilweise wurde darin nun der Mord in Idar-Oberstein begrüßt.
Dreyer: grausame Tat
Wer einen Mord rechtfertigt und sogar begrüßt, bereitet den Boden für neue Gewalt
, sagte dazu die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch in Mainz. Gewalt beginne immer mit Worten. Dreyer sprach von einer grausamen
Tat, deren Rechtfertigung mit der Pandemie nannte sie zynisch und unfassbar schrecklich
. Derzeit komme es zu einer Melange
von Impfgegnern, sogenannten Reichsbürgern und Rechtsextremen; es sei richtig, dass der Verfassungsschutz das gewaltbereite Corona-Protestgeschehen im Blick habe, so Dreyer. Sie kündigte Bemühungen der Landesregierungen an, verstärkt gegen illegalen Waffenbesitz vorzugehen.
Bei einer Durchsuchung des Hauses des Beschuldigten hatten die Ermittler sowohl die mutmaßliche Tatwaffe, als auch eine weitere Waffe und Munition sichergestellt. Woher der mutmaßliche Täter diese hatte, ist unklar; er besaß keine Waffenerlaubnis. Er war nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Auch dem Verfassungsschutz war er nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministers bisher nicht bekannt.
Die Bundesregierung verurteilte die Tat am Mittwoch ebenfalls. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sprach von tiefer Bestürzung über die grausame Tat
. Diese sei unerträglich
. Es sei zugleich verstörend
, dass die Tat in sozialen Netzwerken zum Anlass genommen werde, zu Gewalt aufzurufen. Das muss aufhören.
F.A.Z.
SPD und Grüne widersprechen Kassenärztechef - Kein Freedom Day
Der Vorstoß von Kassenärztechef Andreas Gassen, zum 30. Oktober alle Corona-Beschränkungen aufzuheben, trifft bei SPD und Grünen auf Ablehnung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält dies für nicht ethisch vertretbar
. Die Welle der Pandemie, die dann käme, wäre zu groß, warnte der SPD-Politiker auf Twitter. Besser wäre eine Öffnung, wenn 85 Prozent geimpft seien. Bis dahin sollte die 2G-Regel gelten.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen widersprach Gassen ebenfalls. Jetzt so zu tun, als sei die Pandemie ein Privatvergnügen und Ungeimpfte letztlich selbst dran Schuld und wir könnten uns jetzt von allen Schutzmaßnahmen verabschieden, das halte ich für zynisch
, sagte Dahmen dem Sender NDR Info. Auch widerspreche die Forderung der Haltung der Mehrheit der niedergelassenen Ärzte. Für eine Lockerung der Maßnahmen bräuchte es eine Impfquote bei den über 60-Jährigen von deutlich über 90 Prozent, in der Gesamtbevölkerung bei den impffähigen Personen von über 80 Prozent. Es wäre gut, wenn die Kassenärztliche Vereinigung sich hier auf das Impfen konzentriert, hier mehr Tempo macht
, riet Dahmen.
Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann hält eine Diskussion über eine Aufhebung der Corona-Regeln zwar für richtig. Es sei aber zu früh dafür, ein konkretes Datum zu nennen, sagte Ullmann auf NDR Info. Ob es jetzt der 30. Oktober ist, Allerheiligen oder vielleicht auch Mitte November ist
, dazu wage er nichts zu sagen. In den kommenden Wochen müsse man die Corona-Entwicklungen genau beobachten.
Gassen hatte sich für das Ende aller Corona-Beschränkungen zum 30. Oktober ausgesprochen. Nach den Erfahrungen aus Großbritannien sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt hat. Also braucht es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs Wochen ist auch bei uns Freedom Day!
, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung der Neuen Osnabrücker Zeitung
. dpa
Nach Coronainfektion - Vierjähriger muss in China alleine in Isolation
In China werden laut übereinstimmenden Medienberichten Kinder, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, in Isolation geschickt – allein. In den sozialen Medien geht dazu ein Video um. Der Nachrichtensender CNN
berichtet, dass es sich dabei um einen vierjährigen Jungen aus Putian in der südlichen Provinz Fujian handelt. Er trägt in dem Clip einen weißen Schutzanzug mit einer Art Helm und durchquert einen Flur in einem Krankenhaus.
Die Videos, die auch in dem Clip zusehen, sind seinen laut Taiwan News
von einer Krankenschwester aufgenommen worden. Der Spiegel
berichtet, dass die Frau in einer lokalen Zeitung davon berichtet haben soll, wie sie einen Krankenwagen voller unbegleiteter Kinder ankommen sah. Tsp
Polizei nimmt fast ein Drittel der Teilnehmer bei Corona-Demos fest
Bei Anti-Lockdown Protesten in der australischen Millionenstadt Melbourne sind Medienberichten zufolge 235 Menschen festgenommen worden. Zehn Polizisten wurden demnach bei den Protesten verletzt, sechs von ihnen mussten wegen Brüchen und anderer Verletzungen vorübergehend in Kliniken behandelt werden. Auch in anderen Städten, darunter in Sydney und Brisbane, wurde gegen strikte Corona-Maßnahmen demonstriert.
Rund 700 Menschen hatten den Berichten zufolge an den Protesten in Melbourne teilgenommen, viele von ihnen ohne Masken. Etwa 2000 Polizisten seien im Einsatz gewesen. Busse und Bahnen seien vorübergehend nicht in die Innenstadt gefahren, wichtige Straßen seien zeitweise gesperrt worden.
Australien hat viele Monate lang eine Null-Covid-Strategie verfolgt und versucht, das Virus mit geschlossenen Außengrenzen und strikten Lockdowns auszurotten. Mit der Ausbreitung der Delta-Variante mussten aber mehrere Regionalregierungen bereits einräumen, dass die Strategie nicht mehr aufgeht. Die Lockdowns häufen sich landesweit. dpa
Münchens OB dämpft Hoffnungen auf Wiesn für alle
Der Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter (SPD), kündigt schon jetzt klare Corona-Eindämmungsmaßnahmen für das Oktoberfest 2022 an. Es wird definitiv keine Wiesn für alle geben
, sagt er der Augsburger Allgemeinen
.
Wenn sich jemand nicht testen oder impfen lassen will, dann wird er auch 2022 nicht aufs Oktoberfest gehen können
, sagt Reiter. Nur für Kinder gebe es Ausnahmen.
Im Gegenzug solle in den Bierzelten und auf dem Festgelände Betrieb wie vor Corona herrschen, versicherte Reiter. Eine kastrierte Wiesn kann es nicht geben.
In den Zelten etwa könne es keine Vorschriften wie Abstandhalten oder das Tragen von Masken geben, so der Oberbürgermeister. Das ist dann kein Oktoberfest. Bevor so etwas kommt, lassen wir es lieber sein.
Das Oktoberfest war wegen der Corona-Pandemie 2020 und 2021 abgesagt worden. Ob es 2022 tatsächlich wieder klappt, soll laut Reiter spätestens im April endgültig feststehen. Ich möchte auf jeden Fall, dass es in meiner Amtszeit bei zwei Wiesn-Absagen bleibt.
Es müsse allerdings sichergestellt werden, dass es eine sichere Wiesn ist
. AFP
Lauterbach warnt vor schwierigem Corona-Herbst
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fürchtet eine schwierige Corona-Lage im Herbst, falls die Impfkampagne nicht besser vorankommt. Was wir momentan sehen, ist nach meinem Dafürhalten eine Verschnaufpause, nicht viel mehr
, sagte er der Passauer Neuen Presse
mit Blick auf die zuletzt leicht sinkenden Corona-Infektionszahlen.
Ich gehe davon aus, dass die Fallzahlen in dem Moment wieder steigen werden, in dem sich das Leben der Menschen verstärkt in Innenräumen abspielt
, so Lauterbach. Demnach braucht Deutschland eine sehr viel höhere Impfquote
, um in absehbarer Zeit in die Normalität zurückzukehren. Andernfalls droht uns ein schwieriger Herbst.
AFP
Spahn mahnt mehr Impfbereitschaft im Südosten an
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn weist auf die Unterschiede beim Fortschritt der Corona-Impfungen zwischen den Bundesländern hin. Im Nordwesten sind wir fast am Ziel, im Südosten sollten wir noch deutlich höhere Quoten erreichen
, schreibt der CDU-Politiker bei Twitter.
Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge sind im Nordwesten deutlich mehr Menschen gegen Corona geimpft als im Südosten. Bremen ist Spitzenreiter: Hier wurden 77,7 Prozent der Bürger einmal geimpft und 73,3 Prozent haben einen vollständigen Schutz.
Auch in Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordrhein-Westfalen erhielten mehr als 70 Prozent der Einwohner mindestens eine Corona-Impfung. Die Impfquoten in Bayern (63,8 Prozent Erstimpfungen) und Baden-Württemberg (64,3 Prozent) liegen noch weit hinter denen der Impf-Vorreiterländer.
In Ostdeutschland liegen die Impfquoten weiterhin zumeist deutlich niedriger als im Westen. In Sachsen beispielsweise haben bisher nur 56,9 Prozent einen ersten und 53,6 einen zweiten Piks erhalten. Auch in Thüringen liegt die Impfquote noch unter 60 Prozent. Tsp
Erster Prozess um Coronaausbruch in Ischgl beginnt
Mehr als 6000 Menschen aus 45 Ländern haben sich nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr in Ischgl und anderen Tiroler Urlaubsorten mit dem Coronavirus angesteckt - am Freitag (10.00 Uhr) startet in Wien der erste Zivilprozess gegen die österreichischen Behörden. Dabei geht es um das Schicksal eines 72-jährigen ehemaligen Journalisten und leidenschaftlichen Skifahrers, der nach dem Ischgl-Urlaub an Covid-19 starb. Seine Witwe fordert 100.000 Euro Schadensersatz von Österreich.
Es ist die erste von 15 Klagen von Österreichern und Deutschen, die den Behörden schwere Fehler im Umgang mit der Pandemie vorwerfen. Diese hätten dazu geführt, dass Ischgl und Umgebung gleich zu Beginn der Pandemie Anfang März 2020 zu einem Corona-Hotspot wurden. Die österreichischen Behörden weisen die Vorwürfe zurück. AFP
Salzburg wird in Österreich zum Höchstrisikogebiet
Das Salzburger Land ist in Österreich als Gebiet mit sehr hohem Corona-Risiko eingestuft worden. Die nationale Corona-Kommission setzte Salzburg am Donnerstag als einziges Bundesland auf die höchste Stufe der fünfstufigen nationalen Corona-Skala. Im Rest Österreichs besteht hohes oder mittleres Risiko.
Die Mitglieder der Kommission aus Medizin und Verwaltung argumentierten, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in Salzburg mit rund 180 Infizierten besonders hoch sei, während die Impfrate und die Kontaktnachverfolgung hinterherhinkten. Die österreichweite Inzidenz lag zuletzt bei 164. Die Salzburger Behörden kündigten keine unmittelbaren Maßnahmen als Reaktion auf die Einstufung an. dpa
RKI meldet 11.022 Neuinfektionen – Inzidenz sinkt weiter
In Deutschland sind binnen 24 Stunden mehr als 11.000 Corona-Neuinfektionen verzeichnet worden. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitagmorgen mitteilte, meldeten die Gesundheitsämter innerhalb eines Tages 11.022 Covid-19-Fälle. Am Vortag waren es 12.925.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ging abermals leicht zurück auf 74,7 (Vortag 76,3); vor einer Woche hatte der Wert bei 83,8 gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb dieses Zeitraums an und ist ein zentraler Indikator für das Tempo der Ausbreitung des Coronavirus.
Die Zahl der Corona-bedingten Krankenhauseinweisungen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 1,87 an. Die sogenannte Hospitalisierungs-Inzidenz gilt seit einer vor kurzem beschlossenen Neufassung des Infektionsschutzgesetzes als wichtigste Größe für die Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Allerdings gibt es angesichts großer regionaler Unterschiede keinen bundesweit einheitlichen Schwellenwert zur Beurteilung des Infektionsgeschehens; vielmehr wird dieser jeweils von den Landesregierungen mit Blick auf die Bedingungen vor Ort selbst festgelegt. Der höchste Wert bei der Hospitalisierungs-Inzidenz wurde um Weihnachten mit rund 15,5 verzeichnet.
Die Gesamtzahl der Corona-Fälle seit Beginn der Pandemie stieg auf 4.125.878. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Deutschland erhöhte sich um 20 auf nunmehr 92.857. Die Zahl der Genesenen liegt laut RKI bei etwa 3.873.700. AFP
Versuchter Brandanschlag auf Impfzentrum in Sachsen
Corona-Leugner und Impfgegner machen seit längerem gegen Impfzentren und Impfteams mobil. In Sachsen hat die Feindseligkeit nun eine neue Dimension erreicht. Nur durch Glück geht ein Angriff glimpflich aus.
Ein Impfzentrum in Treuen (Sachsen) ist zum Ziel eines Brandanschlages worden. Es blieb nach Polizeianagaben bei einem Versuch. Wie die Polizeidirektion Zwickau am Mittwoch mitteilte, warfen Unbekannte am Dienstagabend gegen ein Rolltor der Einrichtung drei Bierflaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit. Die Polizei vermutet Ethanol, eine genaue Analyse steht aber noch aus. Die Brandsätze zündeten nicht, weshalb kein Feuer ausbrach. Menschen wurden nicht verletzt. Laut Polizei gibt es keinen nennenswerten Schaden.
Nach Angaben von Polizeisprecher Jan Meinel suchte die Polizei unter anderem mit einem Hubschrauber und Wärmebildkameras nach den Tätern. Bislang gebe es aber keine Spur von ihnen. Die Polizei will nun Zeugen befragen. Das Objekt wurde durch einen Wachdienst gesichert. Die mutmaßlichen Täter hätten einen Zeitpunkt abgewartet, als die Streife auf der anderen Seite des Gebäudes war, hieß es. Sie sollen dann in einem Auto geflüchtet sein. Die Polizei sucht nach einem roten Pkw, der zum Tatzeitpunkt in Richtung Auerbach gefahren sein soll. Nach Zeugenaussagen saßen drei Personen in dem Fahrzeug.
Ein derartiges Vorkommnis habe es beim Impfzentrum in Treuen noch nicht gegeben, sagte der Sprecher. Das Impfzentrum Treuen ist eines von 13 Impfzentren in Sachsen und wird im Spectrum-Center Eich betrieben, einem früheren Einkaufszentrum. Ende September soll das Impfzentrum wie alle anderen derartigen Einrichtungen im Freistaat schließen.
Corona-Leugner und Kritiker von Schutzmaßnahmen hatten in der Vergangenheit immer wieder gegen das Impfen mobil gemacht. Bei einem Angriff in Gera waren nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen unlängst zwei medizinische Fachangestellte verletzt worden. Demnach hatte ein Mann von ihnen eine Impfbescheinigung verlangt, wollte sich aber nicht impfen lassen. Als die Mitarbeiter ihm die Bescheinigung verweigerten, schlug er auf sie ein. Sie mussten ins Krankenhaus.
Auch anderswo entlud sich die Kritik am Impfen in Gewalt. Im April kam es zu einem Anschlag mit Molotow-Cocktails auf ein Impfzentrum in der norditalienischen Stadt Brescia. Auch in Frankreich gab es Anschläge. dpa
Umfrage: 20 Prozent sind gegen Privilegien für Geimpfte und Genesene
20 Prozent der Deutschen sind nach einer neuen Umfrage gegen Privilegien für Geimpfte und von Corona Genesene. Sie finden es nicht gut, wenn immunisierte Menschen von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen befreit werden und ihre alten Freiheiten in Restaurants und Hotels, Sport- und Kultureinrichtungen zurückerhalten. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Hamburger Opaschowski Instituts für Zukunftsforschung (OIZ).
Demnach sind besonders Jüngere und Singles gegen eine Besserstellung Geimpfter und Genesener. In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen betrug die Ablehnung 25 Prozent, bei den Singles im Alter von 25 bis 49 Jahren sogar 28 Prozent. Unter Familien mit Jugendlichen und Landbewohnern ist die Ablehnung mit 15 beziehungsweise 14 Prozent dagegen deutlich niedriger.
Nach Ansicht des Zukunftsforschers Horst Opaschowski (80) kann davon ausgegangen werden, dass sich viele Ungeimpfte und Impfgegner weiterhin gegen ihre Freiheitsbeschränkungen wehren werden. Vielleicht verbergen sich hinter der stabilen 20-Prozent-Ablehnungsquote viele politisch Unzufriedene, die sich als Verlierer der Krise fühlen und Anlass zu sozialen Konflikten und Spannungen in der Gesellschaft geben
, vermutet Opaschowski. Das Ausgeschlossensein von der Teilnahme an Sport-, Kultur- und Eventveranstaltungen empfinden viele wie einen verordneten Hausarrest.
dpa
Ausschreitungen bei Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Slowenien
Polizei setzt Tränengas und Wasserwerfer ein
In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana ist es am Mittwoch zu Ausschreitungen bei Protesten gegen eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen gekommen. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Wasserwerfern und Tränengas auf Demonstranten, die Flaschen, Steine und Feuerwerkskörper auf die Einsatzkräfte warfen. Laut Polizeiangaben nahmen rund 8000 Menschen an den Protesten teil.
Mehrere Polizisten seien verletzt und einige Demonstranten festgenommen worden, berichtete die Nachrichtenseite N1.
Die jüngsten Corona-Regelungen in Slowenien machen seit Mittwoch ein sogenanntes PCT-Zertifikat zur Voraussetzung für die Teilnahme an vielen Bereichen des öffentlichen Lebens. Es wird etwa beim Betreten von Geschäften verlangt oder um zur Arbeit zu gehen. Das Zertifikat erhält nur, wer entweder geimpft, getestet oder nach einer Corona-Infektion genesen ist.
In Slowenien war die Zahl der Corona-Infektionen zuletzt wieder angestiegen. Bisher sind aber nur rund 45 Prozent der Bevölkerung geimpft. AFP
Baden-Württemberg will Testpflicht für Beschäftigte mit Außenkontakt
Baden-Württemberg macht sich für eine bundesweite Testpflicht von Beschäftigten und Selbstständigen ohne Impf- oder Genesenennachweis stark, wenn sie im Publikumsverkehr tätig sind. Kundinnen und Kunden sowie Besucherinnen und Besucher müssten in fast allen Innenräumen etwa der Gastronomie, in Kultureinrichtungen oder Fitnessstudios einen Nachweis über Impfung, Test oder Genesenenstatus vorlegen, heißt es in einem Antrag Baden-Württembergs für die Gesundheitsministerkonferenz, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Für Beschäftigte der jeweiligen Branchen gelten jedoch weiterhin keine 3G-Pflichten
, so der Antrag.
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hätten Beschäftigten jenseits vom Homeoffice zwar mindestens zweimal pro Woche Tests anzubieten. Die Mitarbeitenden müssten das Angebot aber nicht annehmen. Gerade bei beruflichen Tätigkeiten, bei denen die Beschäftigten mit von der 3G-Pflicht Betroffenen Kontakt hätten, gebe es ein Ungleichgewicht der Schutzmaßnahmen
. Der Antrag soll zunächst auf einer Amtschefkonferenz an diesem Donnerstag und Freitag in Würzburg beraten werden. Eine entsprechende Regelung wurde für das Land bereits beschlossen. dpa
Demonstration gegen Impfaktion eskaliert
Bei einer Demonstration von Impfgegnern gegen eine Impfaktion an einer Realschule in Kösching bei Ingolstadt ist es am Mittwoch zu Handgreiflichkeiten gekommen. Wie eine Polizeisprecherin sagte, hatten sich am Morgen etwa 15 Demonstranten vor der Schule in Bayern versammelt. Sie seien das mobile Impfteam angegangen, und es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen
. Darauf seien mehrere Streifenwagen angerückt. Die Beamten hätten die Lage beruhigt, die Impfaktion sei dann fortgesetzt worden. dpa
Hacker erbeuten mit Insider-Hilfe Daten von Attila Hildmann
Ein Vertrauter des Antisemiten spielt Anonymous
brisante Daten zu. Diese kapern Hildmanns Kanäle. Der 40-Jährige spricht von einer Überläuferaktion
.
Mehr als 100.000 E-Mails, Privatkontakte, Adressen und andere sensible Daten will das Hackerkollektiv Anonymous Germany
vom veganen Kochbuchautor und Neonazi Attila Hildmann erbeutet haben. Möglich wurde dies offenbar durch einen ehemaligen Vertrauten Hildmanns, der von Anonymous
als Kai
bezeichnet wird.
Der Informant betreute mehr als ein Jahr lang die Social Media-Auftritte Hildmanns und kümmerte sich um die allgemeine IT-Sicherheit des Verschwörungsideologen. Bis er den Entschluss fasste, auszusteigen und auszupacken.
Kai
wandte sich an die Hackergruppe Anonymous Germany
, die sich bereits in zahlreichen Aktionen in der Vergangenheit mit der deutschen Querdenken
-Bewegung auseinandersetzte und unter anderem Tausende Mitgliederdaten der verschwörungideologischen Partei Die Basis
erbeutete.
Gleichzeitig beschäftigte sich die Internet-Gruppe immer wieder mit Hildmann und seiner menschenverachtenden Hetze, infiltrierte unter anderem im vergangenen Jahr einzelne Telegram-Kanäle und Websites des rechtsextremistischen Hildmanns. Nun gelang den Hackern durch die Mithilfe des Informanten Kai
wohl der finale Schlag gegen Hildmanns virtuelles Netzwerk.
Dutzende Telegram-Kanäle, Websites und Kanäle auf Videoplattformen, die dem Verschwörungsideologen zuzuordnen sind, wurden von den Internetexperten defaced
. Von defacing
ist die Rede, wenn Inhalte des Internets unberechtigterweise übernommen und verändert werden.Im Fall von Hildmann sind seine Kanäle über die ursprünglichen Links zwar weiterhin erreichbar, zu sehen ist jedoch überall das gleiche: ein Logo von Anonymous
und ein programmatisches Bekennervideo des Kollektivs. Durch das Zutun des ehemaligen IT-Experten an der Seite des Holocaustleugners Hildmann gelangten die Anonymous
-Hacker an weitere hochsensible Daten wie E-Mails und Kontakte in Hildmanns Adressbuch.
Anonymous bezeichnet die Daten als die Hildmann-Chroniken
Die Daten geben einen tiefen Einblick in die Welt des Coronaleugners und Antisemiten. Anonymous
bezeichnet sie als Hildmann-Chroniken
, zuerst berichtete die Nachrichtenplattform T-Online darüber. Die konkreten Inhalte sollen in den kommenden Tagen an Behörden und Presse weitergeleitet werden, erste pikante Details wurden jedoch bereits am Montag veröffentlicht.
So soll aus den Daten unter anderem hervorgehen, welche Unternehmen die Zusammenarbeit mit Hildmann wegen dessen Radikalisierung aufgegeben haben und welche mit ihm weiterarbeiten und sich nicht öffentlich von Hildmanns Antisemitismus distanzieren wollen. Gleichzeitig berichten die Hacker von Personen, die öffentliche Ämter bekleiden und Hildmann in Chats ihre Mitarbeit angeboten haben sollen.
Hildmann: Es war keine Hack-Aktion, es war eine Überläuferaktion
In einer Audionachricht auf Telegram erklärte der 40-Jährige: Es war ja keine Hack-Aktion, es war eine Überläuferaktion. Da wurde nichts gehackt, da hatte nur jemand Zugang zu allen Daten und hat sie an den Mossad, BND und Antifa gegeben.
Anonymous will auch Hinweise darauf haben, dass der Haftbefehl gegen Hildmann tatsächlich aus der Berliner Justiz durchgestochen worden sein soll – wodurch dem Verschwörungs-Extremisten die Flucht aus seinem Haus im brandenburgischen Wandlitz in die Türkei gelang. Die Staatsanwaltschaft ermittelt daher gegen Unbekannt
wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen – Hildmann soll vor seiner Flucht ins Ausland einen Tipp aus Berliner Justizkreisen bekommen haben.
Hacker erheben Vorwürfe gegen Polizei und Justiz
Eine Haftrichterin hatte am Nachmittag des 19. Februars, einem Freitag, einen Haftbefehl wegen des Verdachts der Volksverhetzung, öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gegen Hildmann ausgestellt. Während die Staatsanwaltschaft darüber erst am Montag informiert worden sei, schrieb Hildmann in der Nacht zu Sonntag seinen Anhängern auf Telegram, dass er dringend untertauchen müsse. Nur wenige Menschen sollen zu diesem Zeitpunkt Kenntnis von dem Haftbefehl gehabt haben.
Die Hacker erheben auch schwere Vorwürfe gegen Polizei, Landeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft. Der Informant Kai
, Hildmanns früherer IT-Mann, soll demnach mutmaßlich justiziable Videos von der Hildmann-Plattform wtube.org an die Behörden weitergeleitet, jedoch keinerlei Reaktion erhalten haben.
Pikant: Im Hildmanns Adressbuch sollen sich neben mehr als 2000 Kontakten auch die Kontaktdaten von mehr als zwei Dutzend Sexarbeiterinnen befunden haben – etwa zu Escorts, Dominas Latex
. Auch Hildmanns Shop-Seite, auf der er seinen veganen Energydrink Daisho vermarktet, ist betroffen. Anonymous erklärte nun auch: Wir kennen das Basisrezept von Daisho.
Bedrohungen und Beleidigungen gegen Volker Beck
Hildmann war Anfang August in Abwesenheit von einer Zivilkammer des Berliner Landgerichts dazu verurteilt worden, den Grünen-Politiker Volker Beck künftig nicht mehr zu bedrohen oder zu beleidigen. Andernfalls droht Hildmann ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro, ersatzweise Ordnungshaft.
Hildmann hatte in Reden im Juli 2020 indirekt damit gedroht, wenn er Reichskanzler wäre, dann würde er die Todesstrafe für Volker Beck wieder einführen, indem man ihm die Eier
zertrete auf einem öffentlichen Platz. Bereits Ende Juli hatte das Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen Hildmann ausgesprochen und es ihm untersagt, Volker Beck antisemitisch zu beleidigen.
Nach negativer Kritik beschimpfte Hildmann Tagesspiegel-Autorin
Hildmann hatte als veganer Kochbuchautor Karriere gemacht, war im Fernsehen und fiel auch negativ auf – als Choleriker. 2017 beschimpfte er bei Facebook nach einer negativen Kritik über seinen Vegan-Imbiss eine Tagesspiegel-Autorin.
2018 bepöbelte er Polizisten, weil die an einem auf dem Gehweg falsch geparkten Auto einen Strafzettel hinterließen. Mehrere Einsatzkräfte mussten anrücken, er leistete Widerstand und wurde in Handschellen abgeführt.
Schon damals schrieb Hildmann: Niemand wird mich brechen. Irgendwann regiere ich dieses Land, einschließlich der Exekutive.
Im April 2020 begann Hildmann, Verschwörungstheorien über die Corona-Pandemie, aber auch antisemitische und nationalistische Propaganda zu verbreiten. Er rief seine Anhänger regelmäßig zu Kundgebungen auf. Tsp, Julius Geiler Alexander Fröhlich
Bayerischer Minister will Lohnfortzahlung für Ungeimpfte streichen
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek will ein gemeinsames Vorgehen der Länder bei der Streichung des Entgeltersatzes für Ungeimpfte vereinbaren. Es gebe die Regel im Bundesinfektionsschutzgesetz, wonach der Anspruch auf Entschädigung entfällt, wenn eine öffentlich empfohlene Impfung möglich ist, sagt der CSU-Politiker in der ARD. Es geht jetzt um das Datum, wann man die (Regel) gemeinsam umsetzt.
Es sei genügend Impfstoff da. Jedem, dem es zumutbar ist und wo keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen, kann sich impfen lassen und damit auch die Quarantäne vermeiden.
Reuters
DGB kritisiert Pläne zum Stopp der Entgeltfortzahlung für Ungeimpfte
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, kritisiert die Pläne mehrerer Bundesländer zum Stopp von Quarantäne-Entschädigungen für Ungeimpfte. Wenn man wolle, dass sich mehr Menschen freiwillig impfen lassen, müsse man offensiv dafür werben, statt den Druck auf die Ungeimpften immer weiter zu erhöhen, sagte Hoffmann im Deutschlandfunk am Mittwoch. Mit einem solchen Zwang werden wir die Impfquote nicht deutlich erhöhen.
Natürlich sollte man den Menschen die Impfungen ausdrücklich empfehlen, das hätten Gewerkschaften und Arbeitgeber gemacht, sagte Hoffmann. Aber hier wird ein Konflikt auf die Beschäftigten und im Zweifelsfall auf die Betriebe verlagert, weil damit ist nichts anderes als eine indirekte Impfpflicht verbunden und da soll Politik sich ehrlich machen und sich entscheiden, was sie will.
epd
Putin nach Kontakt mit Corona-Infizierten in Quarantäne
Das russische Präsidialamt weist Spekulationen über eine Corona-Infektion von Präsident Wladimir Putin zurück. Dieser sei absolut gesund
, erklärt der Kreml. Putin befinde sich zwar in Selbstisolation, nachdem es in seinem Umfeld zu mehreren Corona-Erkrankungen gekommen sei. Er selbst habe sich aber nicht angesteckt. Reuters
EU gibt grünes Licht für französische Corona-Hilfen
Frankreich hat grünes Licht von der EU-Kommission für seine milliardenschweren Hilfen für die von der Corona-Pandemie geplagten Unternehmen bekommen. Die Regelung entspreche den gelockerten EU-Beihilfevorschriften, wie die EU-Wettbewerbsbehörde mitteilt. Damit kann die Regierung in Paris nun drei Milliarden Euro an Unternehmen verteilen, die damit ihre Kapitalbasis oder ihre Schuldenlage verbessern können. Bis zu 100 Unternehmen sollen von der Maßnahme profitieren. (Reuters
Stiko - Grippe- und Corona-Impfung gleichzeitig möglich
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat keine Bedenken gegen die gleichzeitige Verabreichung von Corona- und Grippeimpfung. Es gebe keine Hinweise, dass bei einer gleichzeitigen Impfung einer der beiden Impfstoffe nicht mehr wirke, erklärt der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens. Insofern ist diese Vorsichtsmaßnahme des Auseinanderziehens der beiden Impfungen nicht mehr nötig.
Vor dem Hintergrund, dass in diesem Winter anders als im Vorjahr, weniger Corona-Regeln gelten dürften, hält Mertens eine Grippeschutzimpfung für dringend geboten. Angesichts der Tatsache, dass wir in der vergangenen Saison einen Ausfall der Grippe hatten, würde ich sehr dazu raten, dass sich die Menschen, die ein Risiko für eine schwere Grippe-Erkrankung haben, tatsächlich gerade jetzt impfen lassen sollten.
Reuters
Dobrindt gegen Impfpflicht - Kein weiterer Lockdown im Herbst
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat sich trotz stockender Impfbereitschaft klar gegen eine Impfpflicht im Kampf gegen die Corona-Pandemie ausgesprochen. Ich lehne eine Impfpflicht ab. Wir werben weiter für das Impfen
, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Frage, ob er angesichts der in den vergangenen Wochen gestiegenen Infektionszahlen neue weitreichende Beschränkungen im Herbst erwarte, verneinte Dobrindt klar: Es wird keinen weiteren Lockdown geben. Man sieht auch jetzt bereits, dass sich das Infektionsgeschehen durch die Zahl der erreichten Impfungen verlangsamt.
Vor dem Hintergrund der in dieser Woche laufenden bundesweiten Impfaktionswoche der Bundesregierung sagte Dobrindt: Die Angebote müssen möglichst niedrigschwellig sein. Das heißt, überall da, wo viele Menschen zusammenkommen, zum Beispiel auch vor Clubs oder anderen großen Veranstaltungen, müssen mobile Impfteams zum Einsatz kommen.
Der CSU-Politiker betonte: Jedem muss klar sein: Wenn er sich nicht impfen lässt, ist das Risiko einer Virusinfektion hoch und die Folgen sind nicht vorhersehbar.
Die Zusage sei immer gewesen: Mit dem Impfen zurück zur Normalität, sagte Dobrindt. Jeder, bei dem es möglich sei, habe inzwischen ein Impfangebot. Nachdem offen sei, wann Jugendliche im Alter von unter zwölf Jahren geimpft werden können, sagte Dobrindt: Es braucht jetzt zügig eine Zulassung des Impfstoffs für unter 12-Jährige, damit auch diese Lücke geschlossen ist. Dann geht es um die Verantwortung jedes Einzelnen, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt.
Über die Einführung einer verpflichtenden 2G-Regel mit Erleichterungen nur für Geimpfte und Genesene im Herbst wolle er nicht spekulieren, sagte Dobrindt. Wir haben die 3G-Regel - also Erleichterungen für Geimpfte, Genesene und Getestete. Ich halte dies als Maßstab für ausreichend.
Nun müsse man die Entwicklung beobachten, die sich maßgeblich an der Belastung des Gesundheitssystems orientieren müsse.
In der Diskussion darüber, Arbeitgebern generell die Abfrage des Impfstatus ihrer Mitarbeiter zu ermöglichen, äußerte sich Dobrindt ablehnend. Die Entscheidung, das in Alten- und Pflegeheimen und in Schulen zu machen, ist der richtige Weg. Grundsätzlich und an allen Arbeitsplätzen kann ich mir das nicht vorstellen.
In den Schulen seien Masken zudem nach wie vor notwendig. Ich hoffe sehr darauf, dass Luftreinigungsanlagen in den Klassenzimmern zum Einsatz kommen.
Er werbe dafür, dass die notwendigen Schutzmaßnahmen, die bei Ungeimpften stattfinden könnten, weiter eingehalten würden. Das heißt: Lüften, Luftreiniger, Masken.
Wir wissen doch, dass wir das Virus nicht mehr los werden. Aber wir können uns vor dem Virus durch Impfen schützen
, sagte der CSU-Politiker. Der Maßstab sei nun: Eigenverantwortung durch Impfen und Einhaltung der Hygieneregeln und eine Belastungsampel im Gesundheitswesen.
Danach müsse sich auch die Politik richten. Er selbst werde selbstverständlich
auch einen Auffrischungsimpfung gegen Corona machen, sobald er an der Reihe sei. dpa
Schulen in Südchina nach größerem Corona-Ausbruch bei Schulkindern geschlossen
Angesichts eines größeren Corona-Ausbruchs bei meist ungeimpften Schulkindern in der südchinesischen Provinz Fujian sind zahlreiche Schulen geschlossen worden. Die rund 3,2 Millionen Einwohner der Stadt Putian wurden am Dienstag zu verpflichtenden Corona-Tests aufgerufen, um den jüngsten Ausbruch einzudämmen. Ein Fall mit der ansteckenderen Delta-Variante, der auf einen Reiserückkehrer aus Singapur zurückgeführt wird, hatte sich zu einem örtlichen Ausbruch von mehr als hundert Ansteckungen ausgeweitet.
Die Behörden in der Provinz Fujian registrierten am Dienstag 59 neue, im Inland übertragene Fälle. Unter ihnen waren zahlreiche Schulkinder, sie hatten sich vermutlich bei dem zwölfjährigen Sohn des Reiserückkehrers angesteckt. Bis Dienstag registrierten die Behörden 36 Ansteckungen bei Schulkindern, darunter acht bei Kindergartenkindern. Es handelt sich um den ersten größeren Corona-Ausbruch unter Schulkindern in China.
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua liegt die Impfquote in China derzeit bei rund 70 Prozent der Bevölkerung. Die meisten Kleinkinder sind jedoch nach wie vor nicht geimpft, was die Befürchtung aufkommen ließ, dass der jüngste Ausbruch in Fujian die schwächste Bevölkerungsgruppen des Landes unverhältnismäßig stark treffen könnte.
Die Stadt Putian ließ am Montag alle Schulen schließen und in der nahegelegenen Hafenstadt Xiamen wurde der Verkehr mit Fernbussen eingestellt. Die chinesische Botschaft in Singapur warnte chinesische Bürger, bei Reisen in das südostasiatische Land vorsichtig
zu sein und sich auf Schwierigkeiten bei der Wiedereinreise nach China einzustellen
. AFP
Aktionswoche soll Impfkampagne voranbringen
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie soll ab diesem Montag eine bundesweite Impfaktionswoche neue Fortschritte bringen. Jeder Bürger kann sich dann an zahlreichen Stellen mit dem Motto #HierWirdGeimpft ohne Termin und kostenfrei gegen Corona impfen lassen. Neben den dauerhaften Impfmöglichkeiten etwa in den Impfzentren sollen zahlreiche temporäre Angebote, zum Beispiel in Bibliotheken oder Einkaufszentren, die Impfquote nach oben treiben.
Diese Aktionen sollen aber auch nach dieser Woche fortgeführt werden, wie Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) am Sonntagabend in der ZDF-Sendung Berlin direkt
ankündigte. Das endet nicht mit der Impfwoche, das wird in den nächsten Wochen fortgesetzt.
Die direkten und bürgernahen Impfangebote im Rahmen der Aktionswoche sollten dazu beitragen, eine vierte Welle der Pandemie im Winter noch zu verhindern. Wenn wir nichts tun, dann kommt sie ziemlich sicher
, sagte Braun. Das bedeute dann im Ergebnis, dass diejenigen, die geimpft seien, etwa mit ihren Operationen zurückstehen müssten, weil Ungeimpfte in den Krankenhäusern lägen. dpa
Lauterbach rechnet mit Anstieg der Geimpften im Winter
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hofft, dass die Corona-Pandemie im Frühjahr weitgehend überstanden sein wird. Der Herbst wird noch einmal schwierig werden
, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Wir werden noch einmal steigende Fallzahlen haben. Im Winter könnte es dann aber besser werden, wenn die Zahl der Ungeimpften abgenommen hat.
Er rechne damit, dass insbesondere nach der Bundestagswahl zunehmend die 2G-Regel eingeführt werde, wonach nur Geimpfte und Genesene zugelassen sind. Das wird viele dazu bewegen, sich impfen zu lassen.
Im Frühjahr könne die Pandemie dann weitgehend überstanden sein - wenn es keine neuen Mutationen gibt
. dpa
Biontech-Chef rechnet mit Impfstoff für über Fünfjährige noch in diesem Jahr
Biontech-Chef Ugur Sahin geht davon aus, dass noch in diesem Jahr der Impfstoff seines Unternehmens für fünf- bis elfjährige Kinder zum Einsatz kommen kann. Wenn alle Daten gut aussehen und die Behörden das entsprechend so bestätigen und eine Genehmigung geben
, dann halte er das für realistisch
, sagte Sahin dem Kölner Stadt-Anzeiger
vom Montag.
Er rief zugleich zu weiteren Anstrengungen in der laufenden Impfkampagne auf. Wir erwarten, dass wir Daten Ende September vorliegen haben, die wir auch den Behörden in Europa und in den USA vorlegen werden
, sagte Sahin weiter mit Blick auf den Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige. Er plädierte auch für Auffrischungsimpfungen für bereits vollständig geimpfte Erwachsene. Es sei sinnvoll, dass diejenigen mit einem abbauenden Immunschutz noch eine dritte Impfung bekommen.
Zur derzeit eher stockenden Impfkampagne sagte Sahin: Wir dürfen nicht einfach resignieren und akzeptieren, dass wir noch keine ausreichende Impfquote haben.
Es müsste weiter versucht werden, die Menschen zu überzeugen, Gespräche zu führen und vielleicht auch den Zugang zum Impfstoff nochmal zu vereinfachen, so dass Impfungen weiter erleichtert werden
.
Die Delta-Variante und die bislang nicht ausreichende Impfquote in Deutschland könnten zu einem weiteren Anstieg der Inzidenzzahlen im Herbst führen, warnte der Biontech-Chef. Neben mehr Impfungen sei auch eine Kombination weiterer Maßnahmen erforderlich, um die Infektionen einzudämmen, besonders in geschlossenen Räumen. AFP
Corona erhöht Risiko von Cyberangriffen auf Unternehmen
Die Corona-Krise wirkt sich häufig negativ auf die IT-Sicherheit von Unternehmen aus. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Montag veröffentlichter Forschungsbericht des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Arbeit im Homeoffice und die Nutzung privater Hard- und Software erhöhen demnach das Risiko einer Infektion mit Schadenssoftware sowie von Phishing-Attacken. Das sind E-Mails vermeintlich seriöser Absender, mit denen Betrüger zum Beispiel an Passwörter gelangen wollen. Bedroht seien vor allem Firmen mit angespannter wirtschaftlicher Situation, die seltener zusätzliche IT-Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.
Die Autoren des Berichts hatten in den Jahren 2018/19 insgesamt 5000 Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten befragt. An einer Folgebefragung zwischen Juli und September 2020 nahmen mehr als 600 Firmen erneut teil. 60 Prozent von ihnen berichteten, dass sie innerhalb eines Jahres mindestens einen Cyberangriff reagieren mussten. Automatisch abgewehrte Angriffe, durch eine Firewall etwa, sind darin nicht enthalten. In 85 Prozent der Fälle konnten die Cyberkriminellen in einem frühen Versuchsstadium abgewehrt werden.
Nach Angaben des KFN wurden in dem Projekt Cybersicherheit in Unternehmen
erstmals über einen längeren Zeitraum sogenannten Dunkelfeld-Daten zum Thema Cyberangriffe gegen Unternehmen gesammelt. Denn die Anzeigequote solcher Delikte ist niedrig: In der ersten Runde lag sie bei 12 und jetzt bei 9 Prozent. Als Gründe wurde hierfür am häufigsten die geringe Schadenshöhe genannt, danach die fehlende Aussicht auf Ermittlungserfolg. Partner in dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt Cyberangriffe gegen Unternehmen
war die Leibniz Universität Hannover. dpa
Polizei entdeckt Fälscherwerkstatt mit Impfpässen in Hamburg
Die Polizei in Hamburg hat offenbar eine professionelle Fälscherwerkstatt für Impfpässe hochgenommen. Das berichtete das Hamburger Abendblatt
. Hauptverdächtiger ist ein 38-Jähriger. Er kam in Untersuchungshaft.
Es soll sich um einen zufälligen Ermittlungserfolg gehandelt haben. Laut dem Zeitungsbericht waren die Beamten der Kriminalpolizei eigentlich einem Drogendealer auf der Spur, der per Haftbefehl gesucht wurde. Vor einem Haus in der Straße Bekassinenau in Rahlstedt beobachteten sie ihn dabei, wie er sich mit einem Mann traf - offenbar zur Übergabe eines Impfpasses.
Die Polizisten schlugen zu, verhafteten den 27-jährigen mutmaßlichen Drogendealer und durchsuchten die Wohnung des anderen Mannes - einem 38-Jährigen. Dort fanden sie Hunderte gelbe Impfpässe - davon einige bereits ausgefüllt und gefälscht.
Der oder die Täter hatten Impfstoff-Etiketten in die Pässe geklebt und sie gestempelt. Dafür hatten sie offenbar auch einen gestohlenen Stempel aus dem Impfzentrum in Buchholz. Außerdem fanden die Ermittler rund 30.000 Euro in Bar.
Hauptverdächtiger ist der 38-jährige Bewohner der Wohnung. Er soll die Pässe im großen Stil gefälscht und verkauft haben. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft. NDR, 13.09.2021 06:29 Uhr
Merkel wirbt eindringlich für Coronaimpfung
Angesichts des schleppenden Fortgangs der Impfkampagne in Deutschland hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eindringlich für Corona-Impfungen geworben. Nie war es einfacher, eine Impfung zu bekommen. Nie ging es schneller
, sagte Merkel am Sonntag im Vorfeld der Impfwoche in ihrem aktuellen Podcast.
Die Infektionszahlen und auch die Zahl der Covid-19-Erkrankten seien in den vergangenen Wochen leider wieder gestiegen
. Und von denjenigen, die im Krankenhaus oder auf der Intensivstation behandelt werden müssen, seien die allermeisten ungeimpft. Um gut durch Herbst und Winter zu kommen und um das Virus dauerhaft unter Kontrolle zu bekommen, müssen wir daher noch mehr Menschen überzeugen, sich impfen zu lassen
, sagte die Kanzlerin.
Nur eineinhalb Jahre, nachdem das Coronavirus erstmals in Deutschland auftauchte, sei heute ausreichend zuverlässiger und wirksamer Impfstoff vorhanden. Merkel nannte es einen Riesenerfolg
, dass inzwischen mehr als 50 Millionen Menschen vollständig geimpft seien. Während der Impfwoche sei es noch einfacher, sich ohne Termin impfen zu lassen, betonte sie.
Mit der Aktionswoche #HierWirdGeimpft sollen ab Montag bundesweit auch in Vereinen, Geschäften und vielerlei anderen Orten Menschen für die Corona-Impfung gewonnen werden. Ich bitte Sie daher, schützen Sie sich selbst und andere. Lassen Sie sich impfen. Jetzt
, appellierte Merkel an die Bundesbürger und Bundesbürgerinnen. Auf der Website www.hierwirdgeimpft.de können alle Impfangebote auf einer Deutschlandkarte eingesehen werden.
Deutschland befindet sich nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) inzwischen in der vierten Corona-Welle. Auch jüngere Altersgruppen sind diesmal betroffen. RKI-Chef Lothar Wieler warnte vor einem dramatischen Anstieg der Neuinfektionen, wenn die Zahl der Impfungen nicht deutlich gesteigert wird. AFP
Australien und Neuseeland kämpfen stärker gegen Delta
Australien und Neuseeland kaufen weitere Dosen der Impfstoffe von Moderna und Pfizer BioNTech, um den Kampf gegen Ausbrüche der Delta-Variante zu verstärken. Der australische Premierminister Scott Morrison kündigte an, sein Land werde in dieser Woche eine zusätzliche Lieferung von einer Million Moderna-Dosen erhalten. Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sagte, ihre Regierung habe 500.000 Dosen des Pfizer/BioNTech-Impfstoffes in Dänemark gekauft. Wichtige Teile beider Länder befinden sich noch in strengen Lockdowns. Reuters
RKI meldet 7345 Neuinfektionen – Inzidenz bei 80,2
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist weiter gesunken. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, liegt die Inzidenz nun bei 80,2 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Am Samstag hatte der Wert bei 82,8 gelegen und am Sonntag vergangener Woche bei 83,1.
Binnen 24 Stunden wurden den Angaben vom Sonntag zufolge 7345 Neuinfektionen gemeldet. Die Gesamtzahl der Fälle seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.077.640. Die Zahl der Todesopfer in Deutschland stieg um acht auf nunmehr 92.606. Die Zahl der Genesenen beträgt laut RKI 3.823.500.
An Wochenenden ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in der Regel niedriger als im Wochendurchschnitt, weil an den Wochenenden weniger getestet wird und weniger Testergebnisse übermittelt werden.
Deutschland befindet sich nach Einschätzung des RKI inzwischen in der vierten Corona-Welle. Auch jüngere Altersgruppen sind diesmal betroffen. RKI-Chef Lothar Wieler warnte vor einem dramatischen Anstieg der Neuinfektionen, wenn die Zahl der Impfungen nicht deutlich gesteigert wird. AFP
2G-Party in Münster
Jetzt schon 39 Infizierte nach 2G
-Party in Münster
Trotz 2G
-Zugangsbeschränkung haben sich mehrere Menschen angesteckt. Dabei handelt es sich wohl um Impfdurchbrüche und Ansteckungen von bereits Genesenen.
Im Fall der Corona-Infektionen bei einer Clubparty unter 2G
-Bedingungen in Münster ist die Zahl der bekannt gewordenen Infizierten auf 39 gestiegen. Weitere Ansteckungen seien wahrscheinlich, berichtete die Stadtverwaltung am Freitag.
Bei den Betroffenen handele es sich hauptsächlich um immunisierte Personen zwischen Anfang und Mitte 20. 22 Infizierte kämen aus Münster. Ein Mitarbeiter des Clubs sei ebenfalls positiv getestet worden.
Der Eintritt zu der Party am 3. September sei in verschärfter 2G-Regelung erfolgt: Alle Gäste waren nach Eigenangabe geimpft oder genesen
, so die Stadt. Auf die Infektion aufmerksam geworden seien die Betroffenen aufgrund milder Symptome oder durch eine Meldung ihrer Corona-WarnApp auf dem Smartphone. Die Suche nach weiteren möglicherweise betroffenen Kontakten gestalte sich schwierig, da die aktuelle Corona-Schutzverordnung keine Rückverfolgbarkeit von Gästen vorsehe. Die Gäste hatten sich am 3. September bei der Partynacht mit rund 380 Gästen angesteckt.
Die Stadt lobte unterdessen die Clubbetreiber. Das vom Club bereits Mitte August eingebrachte Hygienekonzept werde von der Verwaltung als vorbildlich bewertet. Die Betreiber hätten die vorgeschriebene 3G-Zugangsvoraussetzung selbstständig auf 2G verschärft, womit ausschließlich Geimpfte und Genesene Zutritt erhalten sollten. Trotz des Lobs forderte das Gesundheitsamt die Impfnachweise der betroffenen Gäste an. dpa
Spahn will mehr Druck auf Ungeimpfte
Immer mehr Bundesländer kippen Anspruch auf Lohnerstattung
Wer in Quarantäne muss, dem stehen Lohnersatzzahlungen zu. Der Gesundheitsminister ist dafür, dies zu kippen. Und etliche Länder ziehen schon mit.
Die Impfkampagne in Deutschland kommt nicht mehr richtig voran. Die Infektionszahlen gehen nach oben. Der Druck auf Impfunwillige steigt. Ihnen drohen durch die 3G- oder sogar 2G-Regel Zutrittsbeschränkungen, ab dem 11. Oktober gibt es auch keine kostenlosen Bürgertests mehr. Jetzt möchte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, dass noch an einer weiteren Schraube gedreht wird: Der CDU-Politiker will, dass ungeimpfte Arbeitnehmer Lohnabzüge hinnehmen müssen, wenn sie in Quarantäne müssen.
Wer amtlich angeordnet in Quarantäne geht und in der Zeit nicht arbeiten kann, dem stehen nach dem Infektionsschutzgesetz Lohnersatzzahlungen zu. Die Regelung sieht aber auch vor, dass der Anspruch entfallen kann, wenn die Quarantäne durch eine Impfung hätte vermieden werden können.
Spahn sagte einem Bericht der Nachrichtenagentur epd zufolge, die Entscheidung liege zwar bei den Bundesländern. Aber er könnte es sehr gut nachvollziehen, wenn ungeimpfte Arbeitnehmer im Quarantänefall keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung hätten.
Spahn argumentierte: Am Ende sind es die Steuerzahler, die die Lohnersatzleistung finanzieren – für jemanden, der sich hätte impfen lassen können.
Spahn weiter: Ich sehe nicht ein, warum auf Dauer andere zahlen sollen, wenn sich jemand nicht für die kostenlose Impfung entscheidet, wenn er könnte.
Baden-Württemberg zahlt ab 15. September nicht mehr
Und erste Bundesländer haben den Zahlungsstopp auch schon beschlossen: Baden-Württemberg zahlt ab dem 15. September nicht mehr. Rheinland-Pfalz will der epd zufolge am 1. Oktober nachziehen. Hessen will Anträge auf Entschädigung künftig ebenfalls ablehnen. Einen konkreten Zeitpunkt hat die Landesregierung aber noch nicht genannt.
Auch Bayern will nun nachziehen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte der Süddeutschen Zeitung
am Freitag, wer sich nicht impfen lasse, obwohl keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprächen, habe aus seiner Sicht keinen Anspruch auf eine Erstattung des Verdienstausfalls. Dann könne es nicht sein, dass die Gemeinschaft dafür zahlen muss
.
In Nordrhein-Westfalen zeichnet sich dem Blatt zufolge eine entsprechende Regelung noch in dieser Woche ab. Die aktuelle Welle sei eine Pandemie der Ungeimpften
, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) den Angaben zufolge im Düsseldorfer Landtag: Wenn ich mir die Freiheit rausnehme, mich nicht impfen zu lassen, dann muss ich für die Konsequenzen, die daraus entstehen, auch in vollem Umfang selbst persönlich einstehen.
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Berens (SPD) sagte der Zeitung, ihr Ressort werde eine Einstellung der Zahlungen ab Mitte Oktober prüfen, schließlich habe bis dahin wirklich jede und jeder ein Impfangebot erhalten
.
Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein dringen auf eine einheitliche Regelung in ganz Deutschland. Man setze sich für einen möglichst einheitlichen Zeitpunkt ein, hieß es dazu aus Kiel.
Quarantänepflichten auch für Geimpfte möglich
Berlin will dagegen an der Entschädigung festhalten. Dort sieht man die Bedingung, dass durch Impfung eine Quarantäne vermieden wird, nicht erfüllt. Quarantänepflichten könnten derzeit auch für Geimpfte gelten, beispielsweise bei Vorliegen von Symptomen oder bei Kontaktpersonen von mit Virusvarianten infizierten Menschen, erklärte ein Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen. Auch in Hamburg hieß es, es gebe derzeit keine Pläne in diese Richtung.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach kritisierte Spahns Plädoyer und die Entscheidung mancher Bundesländer. Lohnabzüge wegen Quarantäne halte ich für falsch. Nicht alle Ungeimpfte sind Querdenker, viele haben wir mit unserer Kampagne einfach noch nicht erreicht. Kranke dürfen nicht für Fehlverhalten bestraft werden, und erst recht nicht für Verzicht auf Impfung
, schrieb er bei Twitter.
Kritik auch von Gewerkschaften
Kritik an den Plänen kam von den Gewerkschaften. Ich bezweifle, dass die ständige Erhöhung des Drucks auf Ungeimpfte deren Impfbereitschaft erhöht
, sagte der NRW-Chef der IG Metall, Knut Giesler, der Rheinischen Post
. Das führe vor allem zu Konflikten in den Betrieben.
Auch die NRW-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Anja Weber, warnte vor Scheindiskussionen, die die Probleme nicht lösen und vor allem zu rechtlichen Auseinandersetzungen mit unklarem Ausgang führen
. Im Gespräch mit dem "Kölner Stadtanzeiger" forderte sie mehr mobile Impfangebote für Bevölkerungsgruppen, in denen die Impfbereitschaft niedrig sei.
Bremen entschädigte betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer demnach in Höhe von rund 4,7 Millionen Euro, Sachsen zahlte 25,1 Millionen Euro, Thüringen 68,8 Millionen Euro, Niedersachsen 72,1 Millionen Euro, Bayern 83 Millionen Euro. Die höchste Summe an Entschädigungszahlungen kam in Nordrhein-Westfalen zusammen: 120 Millionen Euro.
Insgesamt zahlten die Länder fast 600 Millionen Euro
Die Summe aus insgesamt 15 Bundesländern liegt bei rund 597 Millionen Euro. Das Saarland machte keine Angaben dazu. Brandenburg machte auch Angaben über die Höhe der Entschädigung. Im Schnitt wurden für einen bewilligten Antrag 812 Euro ausgezahlt.
Am Mittwoch waren Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge erst fast 62 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft. 66 Prozent haben demnach mindestens eine Dosis erhalten.Auf Landesebene hat der Stadtstaat Bremen mit 71,6 Prozent den höchsten Anteil vollständig Geimpfter sowie den größten Anteil mindestens einmal Geimpfter. Schlusslicht bei der Quote vollständig Geimpfter ist den Zahlen zufolge weiterhin Sachsen mit 52,5 Prozent. Auch bei den mindestens einmal Geimpften (55,7 Prozent) steht Sachsen als letztes Land in der Rangliste. Spahn hatte am Mittwoch erläutert, bei den Über-12-Jährigen liege die Impfquote derzeit bei knapp 75 Prozent. Bei den Über-60-Jährigen werde eine Quote von über 90 Prozent angestrebt, bei den 12- bis 59-Jährigen von 75 Prozent. Nötig seien dafür noch mindestens fünf Millionen Impfungen. Dann sei unwahrscheinlich, dass die Intensivstationen noch einmal ans Limit kämen, sodass es dann die Aussicht auf einen sicheren Herbst und Winter
gäbe, sagte der Gesundheitsminister. Tsp, Sven Lemkemeyer
Dänemark verabschiedet sich von letzten Corona-Beschränkungen
In Dänemark fallen ab diesem Freitag die letzten Corona-Beschränkungen weg. So muss beispielsweise niemand mehr bei bestimmten Großveranstaltungen wie Begegnungen in der obersten dänischen Fußballliga einen Corona-Pass vorzeigen. Der Nachweis, dass man geimpft, genesen oder negativ getestet worden ist, entfällt auch in den gerade erst wieder eröffneten Diskotheken. Zugleich wird Covid-19, die durch das Coronavirus Sars-CoV-2 ausgelöste Erkrankung, nicht mehr länger als gesellschaftskritische Krankheit
eingestuft.
Die Maskenpflicht und andere Corona-Beschränkungen wurden in Dänemark bereits in den vergangenen Wochen und Monaten nach und nach zurückgefahren. Zuletzt durfte zu Monatsbeginn auch das Nachtleben nach anderthalb Jahren wieder öffnen, allerdings zunächst mit der Anforderung, per Corona-Pass auf dem Smartphone Test, Impfung oder Genesung vorzeigen zu können. Diese Anforderung war parallel für Lokale, Fitnessstudios und anderes aufgehoben worden.
Ein Grund für die endgültige Lockerung sind die hohen Impfzahlen, wie Gesundheitsminister Magnus Heunicke bei der Ankündigung Ende August erklärt hatte. Bislang sind mehr als 83 Prozent aller Menschen im Land im Alter von über zwölf Jahren vollständig geimpft worden. dpa
Hospitalisierungsinzidenz steigt leicht auf 1,89
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen auf 1,89 gestiegen (Vortag 1,79). Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Auch die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen stieg wieder ein wenig. Laut RKI lag sie bei 83,8 - am Vortag hatte der Wert bei 83,5 gelegen, vor einer Woche bei 80,2. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 12.969 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.28 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 14.251 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 55 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 45 Todesfälle gewesen. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.553. dpa
Los Angeles führt Impfpflicht für Schüler ab 12 Jahren ein
Der kalifornische Schulbezirk Los Angeles, der zweitgrößte in den USA, führt für alle Schüler ab zwölf Jahren eine Impfpflicht ein. Wer keine medizinische oder anderweitig begründete Ausnahmegenehmigung habe, müsse für den Präsenzunterricht ab 10. Januar vollständig geimpft sein, teilte der Schulbezirk am Donnerstag (Ortszeit) mit. "Die Impfungen gegen Covid-19 sind sicher und wirksam. Von den impfberechtigten Schülern zu verlangen, dass sie geimpft sind, ist der stärkste Weg, um unsere Schulgemeinschaft zu schützen", sagte die geschäftsführende Behördenchefin Megan Reilly.
In die Zuständigkeit des Bezirks fallen nach dessen Angaben rund 640.000 Kinder und Jugendliche in allen Jahrgangsstufen, vom Kindergarten bis zum Abitur. Der Bezirk im Westküstenstaat Kalifornien umfasst die Stadt Los Angeles sowie einige umliegende Gemeinden. Für die Angestellten gilt bereits ab Mitte Oktober eine Corona-Impfpflicht.
Eine Impfpflicht für Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulangestellte gibt es in den USA bereits in einigen Bezirken. Die verpflichtende Ausweitung auf Schüler ist hingegen bislang ungewöhnlich. dpa
Die Geduld geht uns aus
– Biden erhöht Druck auf Ungeimpfte
US-Präsident Joe Biden hat mit zugespitzten Äußerungen den Druck auf die Minderheit seiner immer noch ungeimpften Landsleute erhöht. Viele von uns sind frustriert angesichts der fast 80 Millionen Amerikaner, die immer noch nicht geimpft sind, obwohl Impfungen sicher, wirksam und kostenlos sind
, sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Dank der Impfungen habe man die nötigen Mittel, um die Pandemie einzudämmen, betonte er. An die Adresse der Ungeimpften sagte Biden weiter: Wir sind geduldig gewesen, aber die Geduld geht uns aus.
Seine Forderung: Lassen Sie sich impfen.
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie verschärfte Biden zudem die Impfvorgaben für Bundesangestellte und Unternehmen. Er kündigte an, dass fortan eine Impfpflicht für alle Mitarbeiter von Bundesbehörden sowie für Mitarbeiter von Auftragnehmern der Regierung gilt. Außerdem werden Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten sicherstellen müssen, dass ihre Mitarbeiter geimpft sind oder ein Mal pro Woche getestet werden. Die neuen Vorgaben gelten für rund hundert Millionen Menschen.
Die Impfkampagne in den USA macht trotz vieler Anreize nur noch sehr langsam Fortschritte. Bislang sind 53,4 Prozent der rund 330 Millionen Menschen im Land abschließend gegen das Coronavirus geimpft. Etwa 63 Prozent haben mindestens schon die erste Spritze bekommen. Die Corona-Impfungen sind für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene freigegeben. In der Bevölkerungsgruppe ab 12 Jahren sind 62,5 Prozent voll geimpft.
Aufgrund der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus hatte die Pandemie in den USA zuletzt wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Gesundheitsbehörde CDC meldete im Wochendurchschnitt pro Tag fast 140.000 Neuinfektionen und rund 1100 Todesfälle. dpa/AFP
Mehr Jugendliche mit Essstörungen in Klinik
Die Corona-Pandemie geht einer neuen Studie zufolge mit steigenden Behandlungszahlen wegen Übergewicht und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen einher. So wurden nach dem Report der DAK-Gesundheit 2020 in den Krankenhäusern 60 Prozent mehr Mädchen und Jungen aufgrund einer Adipositas behandelt als im Vorjahr. Auch bei starkem Untergewicht sowie Magersucht und Bulimie nahmen die Zahlen zu. Deutliche Veränderungen gab es bei Infektionen. Die Studienergebnisse lagen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor, sie sollten am Donnerstag präsentiert werden.
Untersucht worden waren anonymisierte Krankenhausdaten von knapp 800 000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, versichert bei der DAK-Gesundheit. "Die Krankenhausdaten zeigen alarmierende Folgen der Pandemie für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen", sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm nach einer Mitteilung.
Die Zahl junger übergewichtiger Patientinnen und Patienten stieg nach einem Absinken im Frühjahrs-Lockdown steil an. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit starkem Untergewicht nahm 2020 um 35 Prozent zu. Stationär behandelte Essstörungen wie Bulimie und Anorexie nahmen in den Lockdowns deutlich zu - im Jahresvergleich gab es einen Anstieg um zehn Prozent. dpa
Helge Schneider:
Querdenker
brauchen sich gar nicht um mich bemühen
Entertainer Helge Schneider hat zum Internet ein gespaltenes Verhältnis. Man kann auch viel Schrott im Netz lesen. Ich merk das an meinen Kindern - dieses Internet ist einfach ziemliches Gift. Es ist so wie Ying und Yang, Gut und Böse
, sagte der 66-Jährige (Katzeklo
) am Mittwochabend bei Maischberger, Die Woche
. Gut sei etwa, dass Musiker bekannt werden können. Aber vieles stört ihn: Der soziale Zusammenhalt unserer Menschheit beruht mittlerweile auf Behauptungen aus dem Internet.
Den Zuspruch aus der Querdenker
-Szene habe er so im Sommer anfangs gar nicht mitbekommen: Das Internet ist ja voll von irgend so einem Mist, da guck ich doch nicht da rein. Vor allem, was die angeht, das interessiert mich doch gar nicht.
Im Juli hatte der Musiker, Schriftsteller und Komiker ein Konzert in Augsburg abgebrochen und dabei unter anderem gesagt: Das System ist einfach fadenscheinig und dumm.
Dabei sei es ihm aber um das Konzept des Konzerts mit einer sechs Meter hohen Bühne und abgetrennten Strandkörben gegangen, das es für ihn unmöglich gemacht habe, den Kontakt zum Publikum zu bekommen. Dass es sich bei umherlaufenden Menschen nicht um lauter Zuspätkommende, sondern Kellner handelte, habe er zudem erst später erfahren.
Seine Kritik habe sich nicht etwa auf Corona-Maßnahmen bezogen - und als er vom Applaus aus dieser Richtung im Netz erfahren habe, habe er seinem Agenten gesagt, etwas zu schreiben, um klarzumachen, dass Schneider nichts damit zu tun habe. Die brauchen sich nicht zu bemühen um mich, ich schließ mich keiner Organisation an dieser Art.
dpa
Montgomery setzt im Kampf gegen vierte Welle auf 2G-Regel
Im Kampf gegen die vierte Pandemie-Welle hat sich der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, für eine Verschärfung von Corona-Beschränkungen ausgesprochen. Es werde kaum reichen, die Impfquote durch mobile Angebote zu erhöhen.
Um die vierte Welle zu brechen, bevor sie dramatisch wird, sollte man jetzt bundesweit überall dort, wo es möglich ist, eine 2G-Regel einführen
, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Dort, wo es nicht praktikabel wäre, Ungeimpfte auszuschließen, wie etwa im Öffentlichen Nahverkehr, müsse dann zumindest eine strengere 3G-Regel gelten.
Ungeimpfte müssten dann einen aktuellen PCR-Tests vorweisen. Ein einfacher Schnelltest dürfte nicht mehr ausreichen
, sagte Montgomery. Eine solche erweiterte 2G-Regel könne der nötige Anreiz sein, sich impfen zu lassen.
Mit Blick auf Herbst und Winter gilt für bestimmte Innenräume wie Veranstaltungen und die Gastronomie bundesweit die so genannte 3G-Regel: Zugang nur mit Nachweis als Geimpfter, Genesener oder negativ Getesteter. dpa
Wegen Corona: Nachfrage nach Einfamilienhäusern steigt
Die Corona-Pandemie beflügelt die Nachfrage nach Einfamilienhäusern im Umland der Städte. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Online-Immobilienmarktplatzes ImmoScout24, aus der die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten.
Demnach ist die Nachfrage nach Einfamilienhäusern am Stadtrand in den fünf größten Städten zwischen Februar 2020 und Juni 2021 um 58 Prozent angestiegen. Auch außerhalb der Metropolen ist der Effekt der Studie zufolge spürbar, hier wurden 52 Prozent mehr Kontaktanfragen nach Häusern im Grünen gestellt.
Besonders begehrt ist der Wunsch nach einem Eigenheim außerhalb der Innenstadt demnach in der Hauptstadt: In Berlin stieg die Nachfrage nach Einfamilienhäusern am Stadtrand um 80 Prozent an. Aber auch Hamburg (76 Prozent) und München (71 Prozent) erlebten eine deutlich gestiegene Nachfrage. Reuters
WHO-Chef greift Pharmaindustrie wegen Bevorzugung reicher Länder an
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Prioritäten von Pharmaherstellern bei der Verteilung von Covid-Impfstoffen kritisiert. Tedros Adhanom Ghebreyesus reagierte damit am Mittwoch auf eine Mitteilung des internationalen Branchenverbandes IFPMA, wonach reiche Staaten jetzt über so viele Impfdosen verfügen, dass Dosen an ärmere Staaten abgeben könnten, ohne ihre eigenen Impfkampagnen einzuschränken. Ich war entsetzt, als ich das gelesen habe
, sagte Tedros in Genf. Es sei schon seit langem genug Impfstoff für reiche und arme Länder da.
Laut WHO sind bislang 80 Prozent aller weltweiten Corona-Impfungen in Ländern mit hohen und mittleren Einkommen erfolgt. Noch kein einziges armes Land hat eine Impfrate von zehn Prozent erreicht. dpa
Covax-Initiative rechnet mit deutlich weniger Impfstoffen für ärmere Länder
Die internationale Covax-Initiative muss deutliche Abstriche bei ihrem Lieferziel für dieses Jahr machen. Die Allianz für eine weltweit gerechte Verteilung von Covid-19-Impfstoffen rechne nun damit, 2021 wohl 1,425 Milliarden Dosen von den Geberländern zu erhalten. Ursprünglich war ein Umfang von zwei Milliarden Dosen geplant.
Wie die Gründer der Covax-Initiative, darunter die Impfallianz des Impfstoffs (Gavi) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), in Genf mitteilen, ist dies unter anderem auf Exportverbote und die Bevorzugung bestimmter Länder aufgrund von bilateralen Abkommen zurückzuführen.
Demnach können bis Jahresende nur für höchstens 20 Prozent der Menschen in ärmeren Ländern Corona-Impfstoffe geliefert werden. Die WHO hatte in der vergangenen Woche erklärt, acht von zehn afrikanischen Staaten würden es nicht schaffen, das "wichtigste" Ziel im Anti-Corona-Kampf zu erreichen. Dieses bestand darin, bis Ende dieses Monats zehn Prozent ihrer Bevölkerung gegen das Coronavirus zu impfen. AFP, Reuters
Intensivmediziner in hoher Sorge
wegen vierter Welle
Die Intensivmedizinervereinigung Divi blickt mit Sorge auf die Corona-Lage im Herbst. Die Situation ist jetzt gut beherrschbar, aber wir bereiten uns auf eine größere vierte Welle vor
, sagt der Hamburger Intensivmediziner und Divi-Präsidiumsmitglied Stefan Kluge auf einem Kongress in Weimar.
Mit Blick auf den Herbst sei klar, dass es zu einem Anstieg der Infektionszahlen und Intensivpatienten kommen werde. Wir sind in hoher Sorge.
Der Impffortschritt stocke und im Vergleich zu anderen Ländern gebe es in Deutschland auch wenige Genesene.
Kluge warnt, dass auch Jüngere, die sich nun vermehrt anstecken, schwer erkranken könnten. Auf der Intensivstation seien deren Verläufe ähnlich wie die bei älteren Patienten. Die Jüngeren überleben halt länger.
Es gebe Patienten, die über Monate an der künstlichen Lunge hingen - dadurch verschiebe sich das Sterbedatum teils nach hinten.
Aktuell verzeichnet das Divi-Register 1348 Intensivpatienten mit Covid-19 und damit 25 mehr als am Vortag, so Kluge. Das sei weniger als zum Höhepunkt der Covid-Pandemie mit mehr als 5000 Patienten. Aber: Alle Modellierungen zeigen, dass die Zahl der Covid-19-Patienten ansteigen wird.
Sorge mache ihm auch, dass rund 20 Prozent der Über-70-Jährigen noch ungeimpft seien. dpa
Indien schränkt religiöses Fest wegen steigenderZahlen ein
Wegen steigender Corona-Zahlen haben die indischen Behörden strenge Regeln für ein religiöses Fest erlassen, das traditionell große Menschenmengen anzieht. Unter anderem in Mumbai, der Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra, wird das am Freitag beginnende hinduistische Fest Ganesh Chaturthi, bei dem der Gott Ganesha verehrt wird, stark eingeschränkt. Die dritte Welle kommt nicht, sie ist schon da
, sagte Mumbais Bürgermeisterin Kishori Pednekar zur Begründung.
Wir können später Feste feiern
, sagte der Regierungschef von Maharashtra, Uddhav Thackeray. Lasst uns zuerst das Leben und die Gesundheit der Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Im April und Mai war Indien von einer verheerenden Infektionswelle überrollt worden, mehr als 200.000 Menschen starben. Angeheizt wurde das Infektionsgeschehen von der hochansteckenden Delta-Variante, aber auch von großen Wahlkampfveranstaltungen und religiösen Festen wie der hinduistischen Kumbh Mela.
Die Kumbh Mela, eines der größten religiösen Fest der Welt, hatte bis zu 25 Millionen Menschen in den Norden Indiens gelockt. Ungeachtet der Pandemie drängten sich die Menschen dicht an dicht, um ein rituelles Bad im Fluss Ganges zu nehmen. Zuletzt wurde auch das Onam-Fest im August für einen Anstieg der Infektionszahlen im südindischen Bundesstaat Kerala verantwortlich gemacht.
Vor dem elftägigen Fest Ganesh Chaturthi greifen die indischen Behörden nun durch: In Mumbai wurden Umzüge am ersten und letzten Tag des Festes verboten. Figuren des Gottes mit dem Elefantenkopf dürfen nicht zu groß sein, damit sie von weniger Menschen durch die Straßen getragen werden können. AFP
Ungeimpften droht in Österreich Club-Verbot
In Österreich müssen sich Corona-Ungeimpfte auf Einschränkungen einstellen. Angesichts stockender Impfzahlen bei gleichzeitig steigender Neuinfektionen habe die konservativ-grüne Regierung einen Stufenplan erstellt, der nur Ungeimpfte betrifft, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch: Was wir im Moment erleben, ist eine Pandemie der Ungeimpften.
Ab einer Auslastung von 15 Prozent der Intensivplätze - was einer Belegung von 300 Betten entspricht - sollen Menschen ohne Corona-Impfung künftig keinen Zutritt mehr zur Nachtgastronomie bekommen. Für Clubs und Veranstaltungen ab 500 Personen ohne zugewiesenen Sitzplatz soll dann die 2G
-Regel (Geimpft oder Genesen) anstatt wie bisher 3G
gelten, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Als Immunisiert gilt man bis zu sechs Monate nach einer Infektion, dann sei eine Impfung nötig.
Die Maßnahmen sind laut Kurz niemals Schikane
. Das ist nicht, um jemanden zu schaden, oder auszugrenzen.
Sie seien notwendig, um einen generellen Lockdown für alle zu verhindern. Für Geimpfte schloss er erneut Einschränkungen aus.
Bereits ab einer zehnprozentigen Auslastung der Intensivbetten, was die Regierung bereits in der kommenden Woche erwartet, soll es für Ungeimpfte eine FFP2-Masken-Pflicht im Handel geben. Für alle anderen gelte dies nur als Empfehlung. Da eine Überprüfung dieser Maßnahme schwierig ist, appellierte Kurz an die persönliche Verantwortung. Derzeit gilt in Österreich im Handel (außer in Wien) keine Maskenpflicht, in öffentlichen Verkehrsmittel muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Als weitere Maßnahmen sollen Antigen-Tests nur noch 24 Stunden anstelle von 48 Stunden gültig sein.
Sollte ein Fünftel der Intensivplätze belegt sein - etwa 400 Betten - gelten nur noch PCR-Tests und keine Antigen-Tests mehr als Nachweis für 3G
. Die 3G
-Regel (Geimpft, Genesen und Getestet) gilt unter anderem in der Gastronomie oder bei Freizeiteinrichtungen.
In Österreich sind derzeit gut 58 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 130. 171 Menschen müssen derzeit aufgrund des Coronavirus auf einer Intensivstation behandelt werden. Reuters
RKI-Chef Wieler warnt vor fulminantem Verlauf
der vierten Welle
Der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnt vor einem gefährlichen Verlauf der neuen Corona-Welle. Wenn es uns nicht gelingt, die Impfungen drastisch zu steigern, dann kann die aktuelle vierte Welle einen fulminanten Verlauf nehmen
, sagt er in Berlin. Die Intensivbetten-Belegung habe sich in den letzten beiden Wochen fast verdoppelt. Auch auf den Intensivstationen wird der Altersdurchschnitt immer jünger.
Auch daher müsse es mehr Impfungen geben. Sie sind unsere Chance, die Pandemie zu beenden.
Derzeit sind in Deutschland etwas über 60 Prozent der Menschen vollständig geimpft.
Zur Frage nach der sogenannten vierten Welle erklärt Wieler: Wir sehen seit mehreren Wochen einen Anstieg.
Bei einer erstarkenden Infektionsdynamik könne er nicht ausschließen, dass wir die Maßnahmen verschärfen müssen
.
Spahn hingegen betont, dass die derzeitigen Maßnahmen in Verbindung mit dem 3G-Konzept ausreichten. Demnach sei er weiterhin optimistisch, dass das gelingen kann
. Die Hamburger Strategie, eine 2G-Regel in der Gastronomie zuzulassen, bezeichnet er als ganz klugen Weg
. Grundsätzlich stehe er aber zu 3G. Reuters
Wir erleben eine Pandemie der Ungeimpften
Kuba startet Impfungen für Kleinkinder
Kuba hat als erstes Land der Welt mit der Coronavirus-Impfung für Kleinkinder begonnen. Am Montag begannen die Behörden in der Provinz Cienfuegos mit den Impfungen für die Altersgruppe der Zwei- bis Elfjährigen. Die Kinder erhalten die in Kuba entwickelten Corona-Impfstoffe Abdala und Soberana, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) allerdings nicht anerkannt werden. Seit Freitag schon werden Kinder ab zwölf Jahren geimpft.
Wegen der Corona-Pandemie waren Kubas Schulen seit März 2020 die meiste Zeit geschlossen. Am Montag begann nun das neue Schuljahr - am Fernseher, weil nur wenige Haushalte in dem kommunistisch regierten Karibikstaat einen Internetanschluss haben. Die Behörden planen, die Schulen ab Oktober schrittweise wieder zu öffnen, wenn bis dahin alle für eine Corona-Impfung in Frage kommenden Kinder und Jugendliche die Impfspritzen erhalten haben.
In vielen weiteren Ländern der Welt werden Kinder ab zwölf Jahren mittlerweile ebenfalls geimpft, und in einigen werden auch Versuche mit jüngeren Kindern durchgeführt. China, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela haben angekündigt, dass sie jüngere Kinder bald regulär impfen lassen wollen - Kuba ist allerdings das erste Land mit einer flächendeckenden Impfkampagne für Kleinkinder.
Die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus hat Kubas Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze gebracht. Von den insgesamt rund 5700 Todesfällen durch die Pandemie in dem Inselstaat wurde fast die Hälfte allein im August registriert. AFP
Spahn bekräftigt:
Wir erleben eine anwachsende Pandemie der Ungeimpften
In Deutschland sind bisher 61,4 Prozent der Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Dienstag hervor. Demnach wurden am Montag 118.545 verabreichte Impfdosen gemeldet. Etwa 54,8 Millionen Menschen (65,9 Prozent) haben inzwischen mindestens eine Impfung bekommen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief am Dienstag auf Twitter erneut zum Impfen auf. Bei Inzidenz und auf Intensivstationen sehen wir: Wir erleben eine anwachsende Pandemie der Ungeimpften. Alle, die können, sollten sich ihren Schutz holen!
Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen laut RKI mit 76,0 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. Der Stadtstaat zählt mit 71,4 Prozent auch den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohnern. Sachsen steht mit 55,6 Prozent Erstgeimpfter und 52,4 Prozent vollständig geimpfter Einwohner am Ende beider Ranglisten. dpa
Hunderte NGOs fordern Verschiebung der UN-Klimakonferenz wegen Corona
Wegen der unzureichenden Versorgung von ärmeren Ländern mit Corona-Impfstoff fordert ein Netzwerk aus rund 1500 Organisationen eine Verschiebung der UN-Klimakonferenz in Glasgow. Knapp zwei Monate vor der geplanten Konferenz sei offenkundig, dass eine sichere, inklusive und gerechte Klimakonferenz unmöglich ist
, erklärte am Dienstag das Climate Action Network (CAN), dem rund 1500 Organisationen, darunter Greenpeace, WWF und Oxfam, angehören. Dies liege am Scheitern, tausenden Menschen in armen Ländern Zugang zu Impfstoffen zu verschaffen
. AFP
Gericht bestätigt Einreisebeschränkung trotz Sinovac-Impfung
Das Berliner Verwaltungsgericht hat Einreisebeschränkungen für Nicht-EU-Bürger trotz vollständiger Impfung mit dem chinesischen Corona-Impfstoff Sinovac bestätigt. Der Eilantrag einer iranischen Staatsangehörigen und ihrer Familie wurde am Freitag zurückgewiesen, wie das Gericht mitteilte.
Den vom Bundesinnenministerium (BMI) erlassenen Einreisebeschränkungen zufolge werden an deutschen Schengen-Außengrenzen Nicht-EU-Bürger - sogenannte Drittstaatenangehörige - zurückgewiesen, wenn kein dringender Einreisegrund wie etwa ein Besuch bei der sogenannten Kernfamilie vorliegt. Etwas anderes gilt im Fall vollständigen Impfschutzes durch einen auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts gelisteten Impfstoff. AFP
Merkel zu Scholz: Niemand ist ein Versuchskaninchen
Bundeskanzlerin Angela Merkel wirbt in der letzten Debatte im Bundestag vor der Wahl erneut für das Impfen und kritisiert dabei SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Natürlich war und ist niemand von uns in irgendeiner Form ein Versuchskaninchen
, sagt Merkel mit Blick auf entsprechende Äußerungen von Scholz im Wahlkampf. Jeder Geimpfte habe ein ausreichend getestetes Vakzin erhalten. Die Politik müsse die Menschen vom Impfen überzeugen und nicht mit schiefen Bildern von Versuchskaninchen
argumentieren. Impfen wirke, bringe Freiheit zurück und mindere die Gefahr neuer Mutationen, sagt Merkel und appelliert: Lassen Sie sich impfen.
Reuters
Experte: Belastungen der Intensivstationen bis 2022
Der Corona-Experte Clemens Wendtner rechnet damit, dass die Pandemie die Intensivstationen bis weit in das nächste Jahr hinein belasten wird. Aus ärztlicher und wissenschaftlicher Sicht muss man ganz klar erkennen, dass wir weit davon entfernt sind, den Sieg über Corona verkünden zu können
, sagte der Infektiologe der Augsburger Allgemeinen
. Die Pandemie mit einer deutlichen Belastung der Krankenhäuser wird sich meiner Einschätzung nach über die erste Hälfte des Jahres 2022 erstrecken.
Hauptproblem sei die derzeit kaum steigende Impfquote, sagte der Chefarzt der München Klinik Schwabing. Wenn sich hier nichts signifikant in den nächsten Wochen ändert, müssen wir davon ausgehen, dass die vierte Welle jetzt im Herbst noch massiv ansteigen wird und wir wieder viele Covid-Patientinnen und Covid-Patienten in den Kliniken und nicht zuletzt auf den Intensivstationen versorgen müssen.
Wendtner sagte weiter: Die vierte Welle wird leider die Ungeimpften mit voller Wucht und mit allen klinischen Konsequenzen treffen, für diese Personengruppe wird es nach derzeitiger Datenlage keinen Schutz durch eine Herdenimmunität geben.
Studien zeigten, dass die Viruslast bei der Delta-Variante um den Faktor 300 höher liegen kann als im Vergleich zum ursprünglichen Wuhan-Wildtyp des Virus. dpa
Amtsärzte fordern einheitliche Regeln für Quarantäne an Schulen
Amtsärzte fordern bundesweit einheitliche Quarantäneregeln bei Corona-Infektionsfällen in Schulen. "Die Verunsicherung bei Eltern, Lehrerinnen und Lehrern durch die vielen unterschiedlichen Quarantäneregeln ist groß", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengrupp. Zum Teil gebe es nicht nur unterschiedliche Verfahren in den Ländern, sondern auch zwischen einzelnen Gesundheitsämtern. Die Länder müssen sich jetzt dringend auf bundeseinheitliche Quarantäneregeln für Schulen einigen. Das schafft Sicherheit und erleichtert die Akzeptanz der Maßnahmen
, argumentierte Teichert.
Die Gesundheitsminister der Länder wollen am Montag darüber beraten, ob es eigene Quarantäneregeln für Kinder geben soll. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt darauf gedrungen, die Regeln zu vereinheitlichen.
Die Ärztevertreterin Teichert sprach sich dafür aus, auch Schutzkonzepte ohne Quarantänepflicht zu erwägen. Es sei sinnvoll, die aktuell laufenden Pilotprojekte zu beobachten, bei denen Alternativen zur Quarantäne geprüft würden. Sollte sich herausstellen, dass es effektiver ist, die schulischen Kontaktpersonen eines infizierten Schülers täglich zu testen statt sie in Quarantäne zu schicken, sollte ein solches Vorgehen zum bundesweiten Standard werden
, sagte Teichert. epd
Ostbeauftragter warnt vor steigenden Zahlen im Osten
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz, blickt mit Sorge auf den Corona-Herbst in den ostdeutschen Bundesländern. Wenn die Schulferien in allen fünf neuen Ländern zu Ende sind, werden die Infektionszahlen mit großer Sicherheit deutlich steigen
, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Einmal, weil das Virus gerade im Osten auf eine im Vergleich zum Westen hohe Zahl von Ungeimpften trifft. Aber auch deshalb, weil hier die Zahl derjenigen groß ist, die die Schutzmaßnahmen verweigern.
Er rechne damit, dass die Inzidenzen im Osten in wenigen Wochen höher sein werden als jetzt im Westen. Ich fürchte, es wird dann kein Halten geben und wir werden ähnlich dramatische Verhältnisse haben wie im vergangenen Herbst.
Wanderwitz fügte an: Die Impfbereitschaft könnte sich dann wieder erhöhen, wenn sich die Lage deutlich verschlechtert und strengere Maßnahmen für Ungeimpfte kommen. Ein Faktor könnte auch das Ende der kostenlosen Tests sein.
In Thüringen und Sachsen beginnt am Montag das neue Schuljahr, damit sind die Sommerferien in allen ostdeutschen Bundesländern vorbei. dpa
Corona-Modellierer fordern Teststrategie auch für Geimpfte
In der Pandemieabwehr fordern Berliner Forscher ein Umdenken. Sie plädieren für eine Ausweitung der Teststrategie und kritisieren das Ende kostenloser Tests.
Eine Forschungsgruppe aus Berlin hat mit Blick auf das beschleunigte Infektionsgeschehen in der Corona-Pandemie und die steigende Hospitalisierungs-Inzidenz eine weitreichende Teststrategie gefordert, die auch auf Geimpfte und Genesene abzielt. Zugleich stellt sie die künftige Bezahlpflicht von Antigen-Schnelltests in Frage.
Eine wirksame Teststrategie für den Herbst 2021 muss die Geimpften/Genesenen mit einbeziehen, da diese, auch wenn sie nur selten schwere Verläufe zeigen, trotzdem an der Übertragung des Virus beteiligt sind
, heißt es im neuen Bericht der Gruppe an das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Zu dem wissenschaftlichen Team unter Leitung des Mobilitätsforschers Kai Nagel von der Technischen Universität (TU) Berlin gehören unter anderen der Mathematiker Christof Schütte und der Informatiker Tim Conrad vom Zuse-Institut Berlin (ZIB).Basierend auf einer früheren Modellierung, die eine vierte Welle für den Herbst und somit schnell ansteigende Krankenhauszahlen prognostiziert, simulierte die Gruppe verschiedene Teststrategien. Hierbei sollten Maßnahmen identifiziert werden, die eine Infektionsdynamik deutlich bremsen und die kritische Situation
abwenden können.
In dem Bericht räumt die Gruppe ein, dass die Prognosen aus dem vorherigen Modell bereits früher als erwartet eingetreten seien. Dies sei der Delta-Variante geschuldet, heißt es in dem Bericht. Insbesondere durch Reiserückehrende sei die Mutation bereits Ende Juni in Deutschland dominant geworden und aufgrund der hohen Ansteckbarkeit dieser Variante habe das exponentielle Wachstum
früher eingesetzt als zuvor angenommen.
Anfang September war die Gesamtzahl der seit Beginn der Corona-Pandemie nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 infizierten Personen in Deutschland über die Marke von vier Millionen gestiegen. Laut den jüngsten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag infizieren sich im Schnitt täglich mehr als 10.000 Menschen mit dem Coronavirus.
Drei Maßnahmen zur Pandemieabwehr
Insgesamt benennen die Forscher drei Maßnahmen, die sie als hilfreich in der Pandemieabwehr erachten. Zunächst sind dies eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und im Einzelhandel sowie eine 2G-Regel in Innenräumen mit hohen Personendichten. Als dritten Punkt fordern sie die Einbeziehung auch der Geimpften und Genesenen in eine Teststrategie mit regelmäßigen Schnelltests, wobei hier PCR-Tests eindeutig bevorzugt werden.
Der dritte Punkt ist das Kernelement der nun von der Gruppe veröffentlichten Überlegungen. Dass eine wirksame Teststrategie demnach auch auf die 2G-Gruppe abzielt, erklären die Modellierer damit, weil auch Geimpfte/Genesene (GG) an der Übertragung des Virus beteiligt sind, dadurch eine explosive Dynamik entsteht, und alle dadurch ausgelösten schweren Verläufe, hauptsächlich bei den Nicht-Geimpften/Genesenen (NGG), nahezu gleichzeitig ins Krankenhaus müssen
.
Dieses Szenario nimmt an, dass es unter bestimmten ungünstigen Umständen trotz Impfungen nochmals zu einer Überlastung der Krankenhäuser kommen wird
. Die Wissenschaftler räumen ein, dass dies spekulativ ist. Um frühzeitig einer solchen Situation vorzubeugen, empfehlen sie insbesondere die Krankenhaus-Inzidenz sowie deren Belegungsquote konsequent zu beobachten und - wenn erforderlich - zeitnah Maßnahmen zu ergreifen
.
Jüngsten Angaben des RKI vom vergangenen Freitag zufolge liegt die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen bei 1,83 (Vortag: 1,74). Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen.
Grundsätzlich kommen die Forscher nach Prüfung von vier verschiedenen Simulationen mit Beschränkungen für Ungeimpfte zu dem Schluss, dass mit Blick auf das kurzfristige Ziel einer wirksamen Pandemiebekämpfung kaum ein Weg an der Gruppe der Geimpften und Genesenen vorbeiführe. Insgesamt führt keine von uns für machbar gehaltene Strategie zu einer deutlichen Absenkung des R-Wertes, solange die Strategie nur die Ungeimpften betrifft
, heißt es in dem Bericht. Dies gelte insbesondere bei schnell steigenden Infektionszahlen.
Den Simulationen nach könnte bei einem schnellen Anstieg der Krankenhauszahlen eine kurzfristige Absenkung des R-Wertes um bis zu 0,8 notwendig sein – eine kurzfristig kaum zu stemmende Herausforderung.
Deshalb untersuchte die Forschungsgruppe noch drei weitere Einschränkungsmaßnahmen, deren zentraler Punkt eine Teststrategie unter Einbezug der 2G-Gruppe ist. Hierzu konstatiert das Team, dass solch weitreichende Strategien potenziell vielversprechend sind. Als weitreichend
definieren die Modellierer den Einsatz von PCR-Tests statt Antigen-Tests sowie eine Frequenz von 2-3 Tests pro (mobilem) Einwohner pro Woche
.
Kritik an Abschaffung kostenloser Tests
Mit Blick auf diese Forschungsergebnisse stellt die Expertengruppe kritisch die Frage, ob es genau in der jetzigen Phase der Pandemie zielführend ist, die Antigen-Schnelltests kostenpflichtig zu machen
. Anfang August hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder darauf verständigt, die kostenlosen Corona Tests zum 11. Oktober abzuschaffen.
Stattdessen plädieren die Modellierer dafür, die aktuelle Teststrategie beizubehalten und Geimpfte und Genesene zu Tests vor Aktivitäten mit hoher Personendichte in Innenräumen zu animieren. Abschließend wünschen sie sich optimalerweise sogar die Aufnahme der genaueren PCR-Tests in den Katalog derjenigen Tests, die auch ohne Anlass kostenfrei in Anspruch genommen werden können
. Um herauszufinden, welche pandemiebedingten Einschränkungen angemessen und möglichst wenig belastend sind, verglichen die Wissenschaftler die deutsche Infektionslagen mit denen aus anderen EU-Staaten. Dort habe es einen sehr ähnlichen Anstieg der Fallzahlen ab Anfang Juli
gegeben. Allerdings habe im Gegensatz zu Deutschland in vielen dieser Länder, z.B. Griechenland, den Niederlanden oder Spanien dieser Trend aber mittlerweile wieder gestoppt
werden können – durch Beschränkungen oder aber auch steigende Impfzahlen, wie in Frankreich nach Einführung des Gesundheitspasses. Tsp, Christoph Rieke
Mehr als vier Millionen Corona-Infizierte - Inzidenz steigt auf 83,1
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich mehr als vier Millionen Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert. Bislang haben die Gesundheitsämter 4.005.641 Ansteckungen gemeldet, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Sonntagfrüh hervorging. Die tatsächliche Zahl der Ansteckungen hierzulande dürfte höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Im Laufe des Samstags übermittelten die Ämter demnach 10.453 Fälle. Vor einer Woche hatte der Wert bei 8416 Ansteckungen gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen stieg erneut an. So lag sie zuletzt bei 83,1 - am Vortag hatte der Wert bei 80,7 gelegen, vor einer Woche bei 74,1. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.13 Uhr wiedergeben.
Die Inzidenz der Neuinfektionen war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie die Zahl der Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,83 an (Vortag 1,74). Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen.
Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. Die Berechnung dieser Sieben-Tage-Inzidenz erfolgt nach RKI-Angaben auf Basis des Datums der Meldung an das lokale Gesundheitsamt. Zwischen einer Infektion und der Krankenhauseinweisung vergehen demnach im Schnitt etwa zehn Tage, dieser Wert spiegelt die Infektionslage also merklich verzögert wider.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 21 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 12 Todesfälle gewesen. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.768.400 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.346. dpa
Virologin in der Schweiz warnt vor schwerer vierter Welle
Das Infektionsgeschehen in der Schweiz ist weiterhin hoch. Dennoch hatte sich die Regierung vor wenigen Tagen entschlossen, die Corona-Auflagen nicht wieder zu verschärfen. Die Zahl der Spitaleinweisungen von Corona-Patientinnen und -Patienten ist weiterhin hoch, hat in der letzten Woche aber nicht mehr zugenommen
, teilte die Regierung am Mittwoch mit. Es zeichne sich eine Stabilisierung der Infektionszahlen ab. Zudem ließen sich wieder mehr Menschen impfen. Deshalb werde von einer Verschärfung vorerst abgesehen. Im Raum stand etwa, Besuche in Restaurants oder Fitnesscentern nur noch für Geimpfte, Genesene oder Getestete zuzulassen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag in der Schweiz am Sonntag bei etwa 170. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen dem Robert Koch-Institut zufolge am Morgen bei 83.
Die aus Deutschland stammende Virologin beurteilt die Lage in der Schweiz anders als die Regierung. Auf Twitter verwies sie am Sonntag auf einen Tweet des Journalisten Marc Brupbacher vom Schweizer Tagesanzeiger
, der geschrieben hatte: Schweizer Intensivstationen sind in Westeuropa am stärksten mit Covid-Patienten ausgelastet.
Eckerle, die die Abteilung Infektionskrankheitenan den Universitätskliniken in Genf leitet, kommentierte dies mit dem Hinweis darauf, dass nur 51 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in der Schweiz vollständig geimpft seien und schrieb: Kein Wille, die 4. Welle einzudämmen. Schulbeginn & die ersten kalten Tage werden die Situation bald noch weiter anheizen.
Isabella Eckerle - @EckerleIsabella· 19 Std.
Und wieder stirbt die Hoffnung, dass sich das Virus in der #Schweiz anders verhält als im Ausland . Niedrige Impfrate von gerade mal 51%, kein Wille, die 4. Welle einzudämmen. Schulbeginn & die erste kalten Tage werden die Situation bald noch weiter anheizen. #SARSCoV2 #COVID19 Twitter / Tsp
Rund 140.000 bei Protesten gegen Corona-Regeln in Frankreich
Rund 140.000 Menschen sind in Frankreich gegen die Corona-Regeln auf die Straße gegangen. In der Hauptstadt Paris beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums am Samstag rund 18.000 Menschen an den Protesten, landesweit gab es 215 Protestaktionen.
Seit Mitte Juli gehen samstags landesweit zehntausende Menschen gegen die verschärften Corona-Regeln in Frankreich auf die Straße. Die Teilnehmerzahlen gingen in den vergangenen Wochen jedoch immer mehr zurück.
Laut einer aktuellen Umfrage befürworten 67 Prozent der Franzosen die als Gesundheitspass bezeichnete Regelung, wonach für die Teilnahme am öffentlichen Leben eine Corona-Impfung, - Genesung oder ein negativer Test vorgelegt werden muss. AFP
Japan führt Impfausweise für Auslandsreisen ein
Japan will laut Medienbericht Impfausweise für Reisen ins Ausland einführen. Reisende könnten die digitalen Impfausweise mit QR-Code ab Dezember auf ihren Handys installieren, berichtet die Zeitung Nikkei
. Reuters
Igor Levit:
Es ist ein bisschen schizophren. Auf der einen Seite ist es natürlich beglückend, wieder Musik machen zu können, dem nachzugehen, was ich liebe. Gleichzeitig war der Preis, den die Menschen auf und auch hinter der Bühne zahlen mussten, ein extrem hoher. Wenn bei den Auftritten die Auslastung, aus nachvollziehbaren Gründen, sehr gering ist, müssen zum Beispiel Konzerte gedoppelt werden. Und das ist einfach mental grenzwertig. Insofern war das bisher ein beglückender und zugleich erschöpfender Sommer. [Zitat: Klassik-Starpianist Igor Levit
Warnung für den Herbst
90 Prozent der Covid-19-Intensivpatienten ungeimpft
Seit Beginn der Pandemie starb nur ein Geimpfter unter 60 in Deutschland an Covid-19. Trotzdem werden nur noch wenig Dosen verabreicht. Das dürfte Folgen haben.
Die Mahnungen und Appelle werden eindringlicher, rufen Erinnerungen an den Herbst 2020 hervor, als Deutschland sehenden Auges in die nächste Coronavirus-Welle steuerte. Wie im vergangenen Jahr wächst die Sorge davor, dass die Kliniken und Intensivstationen volllaufen könnten.
Der große Unterschied: Es werde sich um eine Pandemie der Ungeimpften
handeln, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wiederholt betont hat. Ihn und andere treibt um, dass die Impfquote in der Bundesrepublik vor sich hindümpelt und nun nicht zuletzt wegen der auch in Deutschland dominierenden äußerst ansteckenden Virusvariante die Zeit knapp wird.
Wir sehen schon jetzt, wie stark sich die Delta-Variante in geschlossenen Räumen ausbreitet
, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, der Augsburger Allgemeinen
. Wenn wir bis Oktober nicht die Impfquote deutlich nach oben bringen, bekommen wir im Herbst einen richtig starken Anstieg der Corona-Fälle auf den Intensivstationen.
Die Entwicklung könne für den Fall, dass die Impfquote kaum noch steigt, relativ genau vorausberechnet werden. Schon ein Anstieg der Impfquote um zehn Prozentpunkte würde Karagiannidis zufolge einen enormen Unterschied bei der Belegung der Intensivstationen machen: Das ist eine sehr einfache Rechnung: Bei einer Impfquote von 80 Prozent gibt es doppelt so viele Gefährdete wie bei einer Impfquote von 90 Prozent, denn dann gäbe es nur zehn Prozent Ungeimpfte statt 20 Prozent. Bei einer Impfquote von 70 Prozent ist die Zahl dreimal so hoch.
Bislang sind erst rund 61 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Im August nahm die Impfquote nur noch um rund zehn Prozentpunkte zu. Dem jüngsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge haben über 60-Jährige zu 83 Prozent den vollen Impfschutz. Bei den Erwachsenen zwischen 18 und 60 Jahren liegt die Quote bei 65 Prozent. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 sind es 21 Prozent. Spahn schrieb am Samstag bei Twitter: Das ist gut – aber wir brauchen noch mindestens fünf Millionen Impfungen für einen sichereren Herbst und Winter.
Nach RKI-Berechnungen müssen aber mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren vollständig geimpft sein, damit eine ausgeprägte neue Welle mit vollen Intensivstationen im Herbst und Winter unwahrscheinlich wird.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen pro 100.000 steigt seit Wochen wieder kontinuierlich an. Sie ist zwar nicht mehr der alleinige Faktor, der über neue Corona-Schutzmaßnahmen entscheidet, gilt aber für die meisten Experten noch immer als wichtiger Frühwarnindikator dafür, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt.
Am Samstagmorgen gab das RKI den Wert mit 80,7 an nach 72,1 vor einer Woche. Registriert wurden demnach 10.835 neue positive Labortests. Am vergangenen Samstagwaren es 10.303 gewesen.
Deutlich höhere Inzidenz bei Ungeimpften
Hessen hatte am Freitag angekündigt, die landesweite Inzidenz künftig getrennt nach geimpften und ungeimpften Menschen auszuweisen. Die Differenz ist groß
, erklärte Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) in Wiesbaden.
Bezogen auf die Altersgruppe ab zwölf Jahren liege der Wert in der Gruppe der Ungeimpften am Freitag bei 262,3. Bei den vollständig geimpften Menschen betrage der Wert 12,7. Landesweit lag der Wert dem RKI zufolge bei 103,7. Zu den Ungeimpften werden nach Angaben des Ministers Nichtgeimpfte, Teilgeimpfte und Personen gezählt, bei denen Angaben zum Impfstatus fehlen.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte der Nachrichtenagentur dpa: Die Corona-Schutzimpfung ist sicher. Das müsste bei den meisten mittlerweile angekommen sein. Und wer das als Erwachsener nicht verstehen will, muss eben mit einer Infektion und schweren Erkrankung rechnen. Genau das muss den Menschen klar sein.
Aktuelle Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC legen nahe, dass eine Impfung auch für Jugendliche sinnvoll sein könnte. Demnach ist eine Krankenhausbehandlung bei ungeimpften Jugendlichen im Falle einer Corona-Infektion rund zehnmal so wahrscheinlich wie bei geimpften. In den USA ist eine Impfung ab zwölf Jahren möglich.
Spahn: Es gibt Impfmuffel und Zweifler
Auch Spahn erneuerte am Samstag seine Mahnung. Die Impfquote ist noch zu niedrig, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern
, sagte der CDU-Politiker der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung
(HNA). Die Infektionszahlen bei Ungeimpften seien mehr als zehn Mal höher als bei Geimpften, 90 Prozent der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen seien ungeimpft.
Den harten Kern
der Impfgegner-Szene könne man nicht überzeugen, machte Spahn deutlich. Ihre Ablehnung hat schon fast religiös-fanatischen Charakter.
Es gebe aber Impfmuffel und Zweifler
, denen manchmal die Gelegenheit und manchmal ein Argument fehle. Mit ihnen müssen wir im Gespräch bleiben.
Gassen sagte: Jetzt geht es vor allem darum, die noch Unentschlossenen zu erreichen. Hier sollte der Hauptfokus der Anstrengungen liegen, noch vor den Auffrischimpfungen.
Dabei gelte: Erlaubt ist, was hilft.
So seien niederschwellige Impfangebote ohne Terminvereinbarungen gute Beispiele für sinnvolle Maßnahmen. Wir müssen Vertrauen in die Impfung erreichen und sie nicht mit Zwang durchsetzen wollen.
Drosten: Gelassen in den Herbst zu gehen, ist gewagt
Der Berliner Charité-Virologe Christian Drosten dagegen bezweifelt, dass Deutschland allein durch Impfangebote eine akzeptable Impfquote erreichen kann. Hauptgrund sei eine gewisse Gleichgültigkeit in der Bevölkerung, sagte Drosten im aktuellen Podcast Das Coronavirus-Update
von NDR Info. Deutschland werde deshalb im Herbst mit Sicherheit
wieder Kontaktbegrenzungen brauchen. q>Gelassen in den Herbst zu gehen, ist eine gewagte Vorstellung
Auch mit Blick auf die Zahl von Corona-Patienten in Krankenhäusern zeigte sich Drosten wenig optimistisch. Er rechne damit, dass die Entwicklung sowohl Intensivstationen als auch die anderen Stationen und Notaufnahmen belasten werde. Für Ungeimpfte über 60-Jährige sei es ein
riesiges Risiko, ungeimpft in diesen Herbst zu gehen.
Er gehe jedoch nicht davon aus, dass Deutschland über Ansprache der Bevölkerung mit der Impfquote noch viel weiterkomme, sagte Drosten.
Und darum glaube ich, dass die Politik eine schwere Aufgabe vor sich hat und konsequent auch Entscheidungen treffen muss bald.Gefragt worden war Drosten in diesem Zusammenhang auch nach einer Impfpflicht als Option.
Spahn schloss eine Impfpflicht erneut aus – auch für Ärzte und Pflegekräfte.
Wir haben versprochen, dass es keine Impfpflicht geben wird, für wen auch immer, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sich impfen zu lassen, bleibe eine freie Entscheidung.
Aber wer sich zum Beispiel als Pflegekraft nicht impfen lassen will, kann nicht erwarten, dass er dann noch in engstem Kontakt mit schwerstkranken Menschen arbeiten kann.
Medizinethiker fordert Impfpflicht für bestimmte Berufe
Der Humangenetiker und Medizinethiker Wolfram Henn sprach sich für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen aus. Der Bild am Sonntag
sagte er: Mein Vorschlag wäre, so eine Impfpflicht für Berufe mit personennahen Dienstleistungen einzuführen. Allerdings nur bei solchen Berufen, bei denen der Mensch, der die Dienstleistung in Anspruch nimmt, keine Wahlfreiheit hat.
Das seien Berufe in der Medizin, in der Pflege, in Schulen und Kitas, aber auch in manchen Transportberufen wie etwa für Taxifahrer: Diese sind für Krankenfahrten von vulnerablen Personen verantwortlich
, erklärte Henn, der Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Friseure wiederum wären nicht betroffen, weil der Kunde hier die Wahlfreiheit habe.
Zum Nutzen der Maßnahme zieht der Medizinethiker den Vergleich zur bereits eingeführten Masern-Impfpflicht für Kita-Personal. Dort gehe es darum, Infektionen in der Größenordnung von etwa 1000 Fällen pro Jahr zu verhindern. Eine berufsbezogene Corona-Impfpflicht würde aus Henns Sicht leicht ein Vielfaches an Infektionen verhindern.
RKI-Daten zeigen Effektivität von Impfungen
Auch Daten des RKI zu sogenannten Impfdurchbrüchen, also Infektionen trotz Spritze, unterstreichen die Effektivität von Impfungen. Wie aus dem aktuellen RKI-Wochenbericht hervorgeht, gab es seit Beginn der Impfkampagne bisher 24.098 wahrscheinliche Impfdurchbrüche. Im August waren es 14.254 solcher erfassten Fälle.
Gemessen an den vom RKI im August registrierten insgesamt 86.457 symptomatischen Infektionen betraf also jeder sechste Fall eine geimpfte Person. Tendenz steigend. Aber: Je mehr Menschen geimpft sind, desto häufiger kann es sich eben bei einer Infektion um einen Impfdurchbruch handeln. Und wie bei Impfungen gegen alle anderen Krankheiten war es von Beginn an klar, dass es auch bei Corona-Impfungen zu Durchbrüchen kommen würde.
Die RKI-Daten zeigen: Im August verstarben 59 Menschen über 60 Jahre trotz Impfung an oder mit Covid-19. Diese Altersgruppe wurde mit als Erstes geimpft, möglicherweise hat die Schutzwirkung bereits nachgelassen. Deshalb ist zum Beispiel in Pflegeheimen mit Auffrischungsimpfungen begonnen worden.
Ein Covid-19-Toter unter 60 Jahren nach Impfdurchbruch
Die Daten zeigen aber auch: Ungeimpfte in dieser Altersgruppe sind um ein Vielfaches häufiger von schweren Verläufen betroffen. Und: Bei den unter 60-jährigen Geimpften gab es im August keinen einzigen Fall mit Todesfolge. Seit Beginn der Impfkampagne war es ein einziger.
Der Sieben-Tage-Wert der Covid-19-Krankenhausaufnahmen je 100.000 Einwohner steigt seit Wochen langsam an. Das RKI gibt ihn am Samstag mit 1,83 (Vortag 1,74) an. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der Wert spiegelt die Infektionslage nur merklich verzögert wider, da zwischen einer Infektion und der Krankenhauseinweisung im Schnitt zehn Tage vergehen.
Am Freitag gab das Melderegister für Krankenhäuser der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten mit 1217 an, von denen 50 Prozent invasiv beatmet werden müssen. Am vergangenen Sonntag war in der vierten Welle erstmals wieder die Marke von 1000 Patienten auf den Intensivstationen überschritten worden. Zuletzt gab es diese Zahl im Tagesreport vom 18. Juni (1011). Der Tiefstand vor dem Aufflammen der vierten Welle hatte bei 354 am 22. Juli gelegen, seither nimmt die Belegung wieder zu.Rund 5000 Covid-19-Intensivpatientenbundesweit gelten nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) als Belastungsgrenze für die Kliniken, wobei dann bereits planbare Operationen verschoben würden. In der letzten Augustwoche hatte der Mediziner Karagiannidis, der auch wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters ist, in diesem Zusammenhang noch auf ein anderes Problem hingewiesen: Die Zahl der betreibbaren Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit geht von Monat zu Monat zurück auf jetzt etwa 9.000
, twitterte er. Viele Kliniken melden uns Personalprobleme. Das Personal ist müde und wird weniger.
Tsp, Sven Lemkemeyer
Corona-Variante My auf beunruhigendem Vormarsch
Nach Angaben der kolumbianischen Gesundheitsbehörde ist My in mindestens 43 Ländern aufgetreten. Die Mutante ist hochansteckend. Die erstmals in Kolumbien aufgetretene Coronavirus-Variante My ist auf einem beunruhigenden Vormarsch. My sei inzwischen der vorherrschende Virusstamm in dem südamerikanischen Land und für den Großteil der Covid-19-Todesfälle verantwortlich, sagte am Donnerstag (Ortszeit) Marcela Mercado von der staatlichen Gesundheitsbehörde. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Mu kürzlich als "Variante von Interesse" eingestuft und vor einer möglichen Resistenz gegen Corona-Impfstoffe gewarnt.
My sei verantwortlich für die bisher tödlichste Welle der Corona-Pandemie in Kolumbien, sagte Mercado einem örtlichen Radiosender. Und nicht nur das: Es ist inzwischen in mindestens 43 Ländern und hat sich als hochansteckend gezeigt.
Während der dritten Infektionswelle in Kolumbien von April bis Juni starben den Angaben zufolge täglich rund 700 Menschen durch das Virus. Bei fast zwei Drittel der Tests bei Corona-Toten sei My nachgewiesen worden. Die Virusvariante war im Januar erstmals in Kolumbien aufgetreten. Bislang starben in dem südamerikanischen Land fast 125.000 Menschen an Covid-19. Weniger als ein Drittel der rund 50 Millionen Einwohner ist gegen das Coronavirus geimpft.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte My oder B.1.621 am Dienstag als Variante von Interesse
eingestuft. Die Variante weise Mutationen auf, die das Risiko einer Resistenz gegen Corona-Impfstoffe befürchten ließen. Die My-Variante wurde außer in Kolumbien auch in weiteren südamerikanischen Ländern sowie in Europa nachgewiesen. Dass Viren mutieren, ist normal. Die meisten Mutationen sind ungefährlich und verändern die Eigenschaften von Erregern nicht. Vor dem Hintergrund weltweit steigender Infektionszahlen befürchten Experten im Falle des Coronavirus Sars-CoV-2 jedoch die Entstehung einer neuen Virus-Variante, die Auswirkungen auf die Effektivität der verfügbaren Corona-Impfstoffe haben könnte. Derzeit stuft die WHO vier Corona-Varianten als besorgniserregend
ein, darunter die in mehr als 190 Ländern vertretene Alpha-Variante und die in 170 Ländern präsente Delta-Variante, die besonders ansteckend ist und inzwischen auch in Deutschland vorherrscht. Tsp
Zahl der infizierten Schüler bleibt auf hohen Niveau
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Berlin steigt weiter an, auch bei den Schülern. Trotzdem ist die Quarantäne in den Schulen rückläufig, in dieser Woche sind weniger Lerngruppen geschlossen, als noch in der Woche zuvor. Das geht aus den aktuellen Infektionszahlen hervor, die die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie am Freitag veröffentlicht hat.
Demnach sind diese Woche 42 Lerngruppen an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen in Berlin in Quarantäne. In der Vorwoche wurden 87 Lerngruppen geschlossen. Dabei ist die Zahl der infizierten Schüler und Lehrer auf einem vergleichbaren Niveau wie vergangene Woche. Derzeit sind 924 Schüler:innen und 54 Lehrende positiv getestet. In der Vorwoche waren es 920 infizierte Schüler und 40 infizierte Beschäftigte. Tsp
Erneut Massenproteste in Frankreich gegen Corona-Politik von Macron
In Frankreich haben am achten Wochenende in Folge wieder Zehntausende Menschen gegen die verschärften Corona-Regeln demonstriert. Landesweit wurde am Samstag zu 200 Protestzügen aufgerufen. Die quer durch das Land organisierten Demonstrationen richteten sich gegen den von Präsident Emmanuel Macron und der Regierung verlangten Gesundheitspass zum Nachweis von Impfung, Genesung oder negativem Test sowie die Impfpflicht bestimmter Berufsgruppen, darunter Beschäftigte im Gesundheitswesen.
In zahlreichen Städten wurden erneut Tausende Teilnehmer gezählt. Im südfranzösischen Montpellier sollen laut Präfektur mindestens 6000 Menschen auf die Straße gegangen sein, in Avignon rund 4000. Das französische Innenministerium ging für diesen Samstag wieder von bis zu 170.000 Teilnehmern landesweit aus. Im Juli und August waren an mehreren Samstagen jeweils mehr als 200 000 Menschen auf die Straße gegangen. dpa
Polizei löst Party in Waldhütte mit 80 Feiernden auf
Ohne Genehmigung, ohne Masken, ohne Abstand: Die Polizei in Schwetzingen in Baden-Württemberg hat eine Party in einer Waldhütte mit rund 80 jungen Gästen aufgelöst. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, trafen die Beamten bei einer Streifenfahrt in der Nacht auf die Feiernden. Die Mehrheit der Partygäste flüchtete beim Anblick der Polizei in den angrenzenden Wald, etwa 30 Menschen blieben vor Ort.
Die Polizei nahm Personalien auf und leitete Überprüfungen beim zuständigen Ordnungsamt ein - denn der Veranstalter hatte zwar für eine Musikanlage samt DJ-Pult gesorgt, jedoch keine Genehmigung für die Feier und kein Hygienekonzept. Anzeigen gab es auch wegen Beamtenbeleidigung sowie des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. AFP
Verletzte nach Angriff auf Impfteam in Thüringen
Bei einer Corona-Impfaktion in Gera am Samstag ein mobiles Impfteam angegriffen worden. Dabei seien zwei Mitglieder des Teams verletzt worden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit. Die Polizei bestätigte den Vorfall, der sich am Nachmittag in einem Einkaufszentrum ereignete. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hatte der Mann am Nachmittag eine Impfbescheinigung verlangt, wollte sich aber nicht impfen lassen. Als die Mitarbeiter ihm sagten, dass es ohne Impfung keine Bescheinigung gebe, sei der Mann ausgetickt
.
Der Mann habe eine medizinische Fachangestellte und einen Helfer verletzt. Sie wurden in einem Krankenhaus behandelt, aber nach KV-Angaben bereits wieder entlassen. Der Angreifer habe sich bei der Impfaktion registrieren lassen, sodass seine Daten bekannt waren. Die Polizei stellte ihn nach Angaben eines Sprechers in einem Parkhaus, gegen ihn laufe eine Anzeige. Er sei auf freiem Fuß. Laut Polizei soll auch er im Einkaufszentrum leicht verletzt worden sein.
Dem KV-Pandemiestabsleiter zufolge ist es das erste Mal seit Beginn der Impfkampagne, dass ein Impfteam in Thüringen angegriffen wurde. Die Impfaktion wurde daraufhin abgebrochen, bis zum Vorfall waren 120 Menschen geimpft worden. Die Aktion soll wiederholt werden. dpa
Scholz nennt Geimpfte Versuchskaninchen
- und erntet Kritik von Laschet
Auch im Wahlkampf sind die Corona-Impfungen ein Thema: Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet kritisiert seinen SPD-Konkurrenten Olaf Scholz für eine umstrittene Wortwahl und fordert ihn auf, von Begriffen wie Versuchskaninchen
Abstand zu nehmen. Menschen sind keine Versuchskaninchen in diesem Land
, sagt Laschet in Potsdam. Die Äußerung sei unverantwortlich
, so der CDU-Politiker.
Zuvor hatte Scholz für Impfungen gegen Covid-19 geworben und das kritisierte Wort gewählt: 50 Millionen sind jetzt zwei Mal geimpft. Wir waren ja alle die Versuchskaninchen für diejenigen, die bisher abgewartet haben. Deshalb sage ich als einer dieser 50 Millionen - es ist gut gegangen! Bitte macht mit
, sagte Scholz in einem Interview mit NRW-Lokalradios.
Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kritisiert Scholz. So eine Wortwahl ist eine Steilvorlage für die, die mit Halb- und Unwahrheiten Vertrauen untergraben wollen
, schreibt Spahn bei Twitter. dpa, Reuters
Lauterbach fordert striktere Corona-Maßnahmen ab Herbst
Angesichts wieder steigender Infektionszahlen argumentiert der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, ab Herbst die Corona-Maßnahmen zu verschärfen. Wenn die Zahlen weiter so steigen, müssen wir vermehrt 2G einführen - je früher, desto besser
, sagt er dem Portal Business Insider
mit Bezug auf Geimpfte oder Genesene. Nur so sei es möglich, die Infektionskurve zu senken.
Einen weiteren Lockdown halte ich nicht für notwendig
, sagte Lauterbach weiter. Die einzige Frage ist, wann und wo kommt 2G. Anders kriegt man die Zahlen nicht nach unten.
Besonders bei Clubs, Restaurants und Kneipen müssten die Vorgaben strenger werden. AFP
Impfquote steigt auf mehr als 61 Prozent
Mehr als 61 Prozent der Menschen in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus jüngsten Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor.
Demnach haben mehr als 54 Millionen Menschen (65,7 Prozent) eine Erstimpfung erhalten. Fast 51 Millionen Menschen (61,2 Prozent) haben den vollen Impfschutz, für den es meist eine zweite Spritze braucht. Tsp
Auskunftspflicht zum Impfstatus für Kitas, Schulen und Heime geplant
Arbeitgeber sollen von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen künftig voraussichtlich Auskunft über eine Corona-Impfung oder eine überstandene Covid-Erkrankung verlangen können. Das war nach stundenlangen Beratungen in der Regierungskoalition zwischen Union und SPD der Verhandlungsstand vom späten Donnerstagabend, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Koalitionskreisen erfuhr.
Der Arbeitgeber kann (...) vom Beschäftigten Auskunft oder die Vorlage eines Nachweises über das Bestehen eines Impfschutzes oder das Bestehen einer natürlichen Immunität in Bezug auf die Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID19) verlangen
, heißt es im entsprechenden Entwurf eines Änderungsantrags der Fraktionen der CDU/CSU und SPD, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Gerade in Kita, Schule und Heim könne es im Interesse des Infektionsschutzes
nötig sein, Beschäftigte hinsichtlich ihres Corona-Impf- und Serostatus, der über Antikörper Aufschluss gibt, unterschiedlich einzusetzen oder von einer Beschäftigung ungeimpfter Personen (in bestimmten Bereichen) abzusehen
.
Die Möglichkeit soll nur während der festgestellten epidemischen Lage von nationaler Tragweite gelten, die der Bundestag vergangene Woche für weitere drei Monate verlängert hatte. Damit scheint der diskutierte weitergehende Plan vom Tisch, dass Arbeitgeber generell den Impfstatus ihrer Beschäftigten abfragen dürfen. Dass es keinen allgemeinen Auskunftsanspruch für alle Unternehmen geben soll, hatte zuvor Business Insider
berichtet.
Begründet wird das Vorhaben in dem Antrag damit, dass in den betroffenen Einrichtungen besonders vulnerable Personengruppen betreut werden oder untergebracht sind beziehungsweise aufgrund der räumlichen Nähe zahlreiche Menschen einem Infektionsrisiko ausgesetzt sind
. Arbeitgeber könnten durch die Informationen die Arbeitsorganisation so ausgestalten, dass ein sachgerechter Einsatz des Personals möglich ist und gegebenenfalls entsprechende Hygienemaßnahmen treffen
. Die Daten sollen direkt beim Beschäftigten zu erheben sein. Die Freiwilligkeit der Entscheidung über die Inanspruchnahme von Impfschutz bleibt unberührt
, stellt der Entwurf klar.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, bei Krankenhäusern gelte seit vielen Jahren aus gutem Grund
, dass ein Arbeitgeber seine Beschäftigten im Patientenkontakt fragen dürfe, ob sie gegen Infektionskrankheiten geimpft seien. Wir wollen in dieser Pandemie dieses Auskunftsrecht auch auf andere Bereiche ausdehnen
, sagte Spahn dem Spiegel
. dpa, AFP
Erstmals in Pandemie offenbar weniger als eine Million Kurzarbeitende
Die Zahl der Kurzarbeitenden in Deutschland ist im August einer Umfrage zufolge erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise unter die Millionen-Marke gesunken. Sie ging von 1,06 Millionen im Vormonat auf 688.000 zurück, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag auf Grundlage seiner Konjunkturumfrage schätzte. Demnach waren noch 2,0 Prozent der abhängig Beschäftigten in Kurzarbeit, nach 3,2 Prozent im Juli. Der Rückgang zog sich im August durch nahezu alle Wirtschaftszweige
, sagte Ifo-Umfrageexperte Stefan Sauer. Die Zahl der Kurzarbeitenden liegt damit erstmals seit Beginn der Corona-Krise unter einer Million.
In der Industrie hatten die Lieferengpässe bei den Vorprodukten offenbar keine spürbare Auswirkung auf die Kurzarbeit. Der Anteil sank dort von 4,2 auf 2,7 Prozent. Allerdings liegt er im Druckgewerbe noch recht hoch bei 9,7 Prozent der Beschäftigten. In der Autobranche verringerte sich der Anteil dagegen von 3,7 auf 2,2 Prozent. Im Einzelhandel waren noch 1,5 (Juli: 2,5) Prozent betroffen, was 36.200 Menschen entspricht.
Einzig das Gastgewerbe hatte im August noch 10,1 Prozent Kurzarbeit, was 107.000 Menschen entspricht
, sagte Ifo-Experte Sauer. Allerdings ging die Zahl auch hier erheblich zurück.
Denn im Vormonat hatte dieser Wert noch bei 17,1 Prozent gelegen. Reuters
Kretschmann hält Beschränkungen für Ungeimpfte für gerechtfertigt
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält bei einem starken Anstieg der Covid-19-Patienten in den Kliniken Einschränkungen für Ungeimpfte für unausweichlich. Die Nicht-Geimpften sind jetzt natürlich die Träger der Pandemie
, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Wenn es bei den Ungeimpften zu hohe Inzidenzen gebe, wirke sich das auf die Krankenhausbelegung aus. Und dann müsse die Politik handeln. Das hat nichts mit Strafe oder irgendwas durch die Hintertür zu tun, sondern es ist die Erfordernis, die Pandemie im Griff zu behalten. Andere Motive stehen überhaupt nicht dahinter
, sagte Kretschmann.
Kretschmann wies den Vorwurf zurück, man übe zu viel Druck auf Ungeimpfte aus. Der Druck kommt vom Virus, nicht von uns.
Die Politik müsse Vorsorge treffen, weil man nicht genau wisse, wie sich die Zahlen entwickelten. Das Virus ist der Übeltäter, nicht wir
, argumentierte er. Es werden die angesteckt, die nicht geimpft sind.
Die Gefahr, dass Geimpfte erneut erkrankten, sei gering. Die wenigen Impfdurchbrüche sind pandemisch nicht von großem Belang statistisch gesehen.
dpa
Sieben-Tage-Inzidenz jetzt über 80 - 45 weitere Covid-19-Tote
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen lag sie bei 80,2 - am Vortag hatte der Wert bei 76,9 gelegen, vor einer Woche bei 70,3. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 14.251 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.10 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 12.029 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 45 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 14 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3 984 353 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Inzidenz der Neuinfektionen war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie die Zahl der Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Die Hospitalisierungs-Sieben-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Aufnahmen von Covid-19-Patienten in stationäre Behandlung je 100.000 Einwohner in sieben Tagen gemeldet wurden. Am Donnerstag gab das RKI den Wert im Lagebericht mit 1,74 an (Vortag 1,81). Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Berechnung der Sieben-Tage-Inzidenz erfolgt nach RKI-Angaben auf Basis des Meldedatums an das lokale Gesundheitsamt. Zwischen einer Infektion und der Krankenhauseinweisung vergehen demnach im Schnitt etwa zehn Tage, die Hospitalisierungs-Inzidenz spiegelt die Infektionslage also merklich verzögert wider.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Mittwochmorgen mit 3.757.600 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92 301. dpa
Kassenärzte-Chef erwartet Ende der Pandemie im Frühjahr
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen rechnet mit einem Ende der Corona-Pandemie in einem halben bis Dreivierteljahr. Ich gehe davon aus, dass im Frühjahr 2022 Schluss sein wird mit Corona
, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der Düsseldorfer Rheinischen Post
. Bis dahin wird die Impfquote noch einmal etwas höher liegen, vor allem nimmt aber auch die Zahl der Genesenen mit Antikörpern zu. Einschränkungen werden dann wohl gänzlich unnötig werden.
Gassen sagte aber auch, im Herbst würden die Infektionszahlen noch einmal steigen. Die Zahl schwerer Erkrankungen werde aber deutlich unter der des letzten Winters bleiben. dpa
Hospitalisierungs-Inzidenz bei 1,81 – Weihnachten lag sie bei 15,5
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen ist wieder leicht angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstagmorgen lag sie bei 76,9 - am Vortag lag der Wert bei 75,7. Vor einer Woche betrug er 66,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 13.715 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.10 Uhr wiedergeben.
Die Hospitalisierungs-Sieben-Tage-Inzidenz ist laut RKI auf 1,81 gestiegen. Der Wert gibt an, wie viele Aufnahmen von Covid-19-Patienten in stationäre Behandlung je 100.000 Einwohner in sieben Tagen gemeldet wurden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 33 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 21 Todesfälle. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.256. dpa
Kindermediziner erwarten Corona-Impfstoff für Säuglinge
Kindermediziner rechnen mit Corona-Impfstoffen sogar für Säuglinge ab 2022. Wir gehen fest davon aus, dass es ab kommendem Jahr Impfstoffe für alle Altersklassen geben wird, sogar zugelassen bis hin zu Neugeborenen
, sagt der Münchner Pädiater Florian Hoffmann, Oberarzt an der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bereits zum Ende dieses Jahres seien Impfstoffe für Kinder unter zwölf Jahren zu erwarten. Reuters
Mehr als 15 Millionen Corona-Impfdosen in den USA weggeworfen
In den USA sind einem Medienbericht zufolge seit März mehr als 15 Millionen Corona-Impfdosen weggeworfen worden. Wie der Sender NBC am Mittwoch unter Berufung auf Daten der Gesundheitsbehörden berichtete, sind die Gründe für die Verschwendung vielfältig. Neben zerbrochenen Ampullen, kaputten Gefrierschränken und Fehlern bei der Verdünnung des Impfstoffs kommt es demnach auch vor, dass aufbereitete Impfdosen übrig bleiben und dann nach einigen Stunden entsorgt werden müssen.
Die Zahl der weggeworfenen Impfdosen ist deutlich höher als gedacht - und die Dunkelziffer könnte sogar noch höher sein. Laut NBC wurden die Zahlen von Bundesstaaten und Apotheken gemeldet. Mindestens sieben Bundesstaaten und mehrere Bundesbehörden fehlen aber in der Statistik.
Insgesamt wurden in den USA bislang fast 444 Millionen Impfdosen ausgeliefert und 371 Millionen Dosen verabreicht. 52 Prozent der Bevölkerung sind inzwischen vollständig geimpft. AFP
Völlig unrealistisch
Australien und Neuseeland stellen No-Covid
-Strategie infrage
Lange Zeit galten sie als die Musterschüler der Pandemie: Australien und Neuseeland hatten Covid-19 besser im Griff als der Rest der Welt. Doch ein Ausbruch der Delta-Variante im Winter auf der Südhalbkugel lässt nun beide Länder die No-Covid-Strategie überdenken. Auch Europa kann daraus lernen.
Die No-Covid
-Strategie in Australien und Neuseeland hat bisher Tausende Menschenleben gerettet. Knapp 45.000 Covid-19-Neuinfektionen und unter 1000 Tote – so lautet die australische Bilanz. Der Nachbar Neuseeland steht sogar noch besser da: Rund 3000 Fälle und 26 Todesfälle. Über Monate führten Australier wie Neuseeländer zudem ein recht normales Leben – bis die Delta-Variante kam. Ein Limousinenfahrer in Sydney steckte sich bei einer Flugcrew an, ein Reisender aus Sydney brachte das Virus schließlich trotz Quarantäne nach Neuseeland.
Die Folge: Inzwischen mussten große Teile der australischen Ostküste Lockdowns ausrufen. Doch vor allem in Sydney – das seit acht Wochen strenge Restriktionen hat – steigen die Zahlen trotzdem. Derzeit registriert die Fünf-Millionenstadt hunderte Fälle pro Tag. Selbst in Neuseeland, das letzte Woche bereits nach nur einem Fall umgehend in einen strengen Lockdown gegangen ist, summieren sich die Fälle. Inzwischen sind es bereits über 100 Infizierte.
Null Covid-Fälle auf Dauer völlig unrealistisch
Schuld daran ist die Delta-Variante, die mit nichts vergleichbar ist, was wir bisher erlebt haben
, wie der neuseeländische Minister Chris Hipkins es im Interview mit dem lokalen Fernsehsender TVNZ formulierte. Noch will das Land seine No-Covid-Strategie nicht aufgeben, dies betont auch Premierministerin Jacinda Ardern, doch die Lage werfe "große Fragen zur langfristigen Zukunft unserer Pläne" auf, wie Hipkins sagte. Die bisherigen Maßnahmen erschienen als Reaktion auf die Delta-Variante weniger angemessen
und weniger robust
, vor allem da das Land seine Grenzen ja auch irgendwann wieder öffnen wolle. Neuseeland hat wie Australien einen Plan vorgelegt, der eine schrittweise Öffnung der Grenzen – vermutlich im kommenden Jahr – vorsieht.
Auch Australien nimmt derzeit immer mehr Abstand von der No-Covid-Strategie. So sagte Gladys Berejiklian, die Ministerpräsidentin von New South Wales, dem Bundesstaat, in dem Sydney liegt, dass null Covid-Fälle auf Dauer völlig unrealistisch
seien. Selbst ein Staat, der lange Zeit keine Fälle hatte, wird irgendwann seine Grenzen öffnen müssen
, erklärte sie im Interview mit dem australischen Sender ABC. Sobald das passiere, werde es Covid-Infektionen geben.
Impfkampagnen gewinnen an Fahrt
Obwohl ihr Staat derzeit rund 800 Fälle pro Tag registriert, versprach Berejiklian, die derzeitigen Restriktionen lockern zu wollen, sobald sechs Millionen Dosen in New South Wales verimpft seien. Nachdem die Impfkampagne in Australien schleppend begonnen hat, wird inzwischen im Akkord geimpft: Am Dienstag knackten die acht Millionen Einwohner des Bundesstaates die Marke – eine Woche früher als erwartet. Deswegen will die Politikerin nun Ende der Woche bekannt geben, wie sich das Leben geimpfter Bürger ab September verbessern wird. Auch in Neuseeland wird die Impfung inzwischen priorisiert – wobei das Land wie auch Australien deutlich hinter anderen Ländern hinterherhinkt. Nur knapp 20 Prozent der Neuseeländer sind bisher vollständig geimpft. In Australien sind es etwas über 24 Prozent.
Die Delta-Variante, ist mit nichts vergleichbar, was wir bisher erlebt haben. (Chris Hipkins, neuseeländischer Minister)In Neuseeland befürworten derzeit noch große Teile der Bevölkerung den augenblicklichen Lockdown, doch in Australien, wo die Restriktionen bereits deutlich länger anhalten, formiert sich immer mehr Ärger. Erst am Wochenende kam es bei Protesten in Sydney, Melbourne und Brisbane zu teils schweren Zusammenstößen mit der Polizei. In Melbourne wurden über 200 Menschen festgenommen, die gegen die Corona-Beschränkungen demonstrierten.
Zurückfordern, was Covid uns genommen hat
Am Sonntag schrieb sogar Australiens Premierminister Scott Morrison in einem Meinungsstück beim Nachrichtenportal News.com.au, dass er den schweren Tribut
anerkenne, den die strengen Coronavirus-Präventionsmaßnahmen australischen Bürgern und Unternehmen abforderten. Vorerst seien die Restriktionen notwendig, schrieb der Politiker, doch seine Regierung beabsichtige, ihren Fokus bald von den Fallzahlen darauf zu verlagern, wie viele Menschen ernsthaft an Covid-19 erkrankten und ins Krankenhaus eingeliefert werden müssten. Schließlich gehen wir so mit allen anderen Infektionskrankheiten um
, schrieb der Regierungschef. Morrison setzt derzeit auf eine Impfquote von 70 bis 80 Prozent, bis wir anfangen können, das zurückzufordern, was Covid uns genommen hat.
Auch viele Experten schlagen in eine ähnliche Kerbe. Jodie McVernon vom Peter-Doherty-Institut für Immunologie und Infektionskrankheiten an der Universität von Melbourne, sagte in einem Video-Briefing: Wir können die Festung Australien nicht weiter aufrechterhalten.
Covid-19 sei inzwischen eine endemische Krankheit – sprich, die Welt könne das Virus nicht mehr ausrotten. Lockdowns ermüden die Bevölkerung auf Dauer und sind Gift für die Wirtschaft
, so die Forscherin. Doch mithilfe der Impfungen könnte Australien das Buschfeuer
in einen kontrollierten Brand
verwandeln, wie McVernon sagte und dabei einen Vergleich zum zweiten großen Krisenthema des Landes zog.
Die Delta-Variante ist unglaublich ansteckend. Sie wird alle Nicht-Geimpften finden, ja sie geradezu jagen. (Der Schweizer Epidemiologe Ivo Müller)
Delta jagt die Ungeimpften
Während Australien und Neuseeland nun versuchen, sich aus der Krise zu impfen
und bis dahin Infektions- und Todeszahlen per Lockdown niedrig halten wollen, sollte Europa aus der Krise am anderen Ende der Welt lernen, wie der Schweizer Epidemiologe Ivo Müller meint, der am medizinischen Forschungsinstitut Wehi in Melbourne arbeitet. Die Delta-Variante ist unglaublich ansteckend
, sagte der Forscher. Sie wird alle Nicht-Geimpften finden, ja sie geradezu jagen.
Nur Impfungen könnten die Mutante aufhalten. Trotzdem müssen wir das Konzept der Herdenimmunität aufgeben
, ist seine Meinung. Eine Impfrate von 60 bis 70 Prozent gepaart mit einer Infektionsrate von zehn bis 15 Prozent, die viele Länder in Europa aufweisen, werde aber dazu führen, dass das Virus nicht Amok läuft
.
Gleichzeitig brauche es für den Winter auf der Nordhalbkugel wohl nach wie vor einige grundlegende Restriktionen. Kontaktverfolgung, Masken und Abstandhalten sollten laut Müller beibehalten werden. Außerdem sollten an Orten mit vielen Menschen auf engem Raum wie in Diskotheken oder im Theater nur Geimpfte zugelassen werden, rät der Experte. Ansonsten endet Europa wie die USA – mit einem großen Ausbruch unter den Nicht-Geimpften.
Kleine Zeitung, Barbara Barkhausen, Sydney
Deutschlands größtes Impfzentrum ab Dienstag, 1. September geschlossen
Bis zum Abend waren nochmal mehr als 9000 Menschen erwartet in der Einrichtung in den Hamburger Messehallen erwartet worden.
Nach acht Monaten und mehr als einer Million durchgeführter Impfungen hat das Impfzentrum in den Hamburger Messehallen seine Aufgabe erfüllt und läuft zum Ende des Monats August planmäßig aus. Zehn dezentrale Impfzentren in Krankenhäusern, über 1.100 Arztpraxen, betriebsmedizinische Impfangebote in Unternehmen und tägliche dezentrale Impfangebote durch mobile Teams in den Stadtteilen führen die Impfkampagne fort.
Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: Das Impfzentrum in den Messehallen war ein großer Erfolg. Mehr als eine Million Impfungen wurden hier durchgeführt, über 600.000 Hamburgerinnen und Hamburger haben so ihren Schutz gegen Covid-19 erhalten. Das Team des Impfzentrums hat hochprofessionell, effizient und mit großem Engagement gearbeitet. Die besondere Atmosphäre und das Vertrauen, das hier gewachsen ist, haben einen großen Beitrag zur Impfkampagne in Hamburg geleistet. Im Namen des Senats und der gesamten Stadt bedanke ich mich sehr herzlich bei dem Team des Impfzentrums für diese außergewöhnliche Leistung. Mittlerweile sind mehr als zwei Drittel aller Hamburgerinnen und Hamburger vor Covid-19 geschützt. In der ganzen Stadt gibt es jetzt unkomplizierte Impfangebote: in Arztpraxen, Kliniken und an vielen weiteren Orten in den Stadtteilen. Eine Impfung ist der beste Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung und der sicherste Weg zurück in unser gewohntes Leben. Ich hoffe, dass alle, für die eine Impfung empfohlen ist, die Angebote nutzen, um möglichst bald den Ausweg aus der Pandemie zu erreichen.
Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard: Das Impfzentrum war in den vergangenen Monaten einer der wichtigsten Orte unserer Stadt: In dieser Messehalle haben wir gemeinsam die Pandemie zurückgedrängt, indem allein hier mehr als eine halbe Million Hamburgerinnen und Hamburger einen Schutz gegen Covid-19 erhalten haben. Die Motivation, der Pandemie durch möglichst viele Impfungen etwas entgegenzusetzen, hat alle zusammengeschweißt. Von Verwaltungsangestellten über medizinische Fachkräfte, Organisations-Fachleute und Pharmazeutinnen bis hin zu Logistik-Experten haben viele Tausend Menschen daran in einer gigantischen Teamleistung mitgearbeitet. Durch alle Schwierigkeiten hindurch war es jeden Tag aufs Neue unser Ziel, möglichst viele Impfungen zu ermöglichen. Alle, die in den vergangenen Monaten hier waren, egal ob für einen Job oder für eine Impfung, haben diesen besonderen Geist miterlebt. Für dieses Engagement aller Mitarbeitenden möchte ich mich heute noch einmal ausdrücklich bedanken.
Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg: Das Impfen kehrt nun an seine traditionellen Orte zurück: die Praxen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte und die Gesundheitsämter. Die Ärzte in Hamburg waren dankbar, dass die Stadt den schwierigen Prozess der Mangelverwaltung über das Impfzentrum abgefangen hat. Nun, wo der Impfstoff ausreichend verfügbar ist, können die Menschen ihre Impfungen wie gewohnt in den Praxen erhalten. Damit dies noch leichter geschehen kann, wäre es enorm hilfreich, wenn die Impfdosen künftig einzeln angeliefert würden, wie es bei anderen Impfungen die Norm ist. Dann entfiele das
Sammeln
von Impfwilligen, bis eine ausreichende Zahl für ein komplettes Impffläschchen vorhanden ist, und die Impfzahlen dürften weiter steigen.
Fortführung der Impfkampagne
Erste Anlaufstelle für eine Impfung sind die Praxen der niedergelassenen Ärzteschaft. Die Corona-Schutzimpfung wird in über 1.100 Arztpraxen angeboten, darunter sind zahlreiche kinder- und jugendmedizinische Praxen.
Eine Impfmöglichkeit besteht daneben in den dezentralen Impfzentren, die in Krankenhäusern im gesamten Stadtgebiet betrieben werden. Ab der kommenden Woche werden in insgesamt zehn Krankenhäusern hierfür Termine zur Verfügung stehen, die unter www.impfterminservice.de vereinbart werden. Auch diese Häuser machen, ebenso wie die Arztpraxen, ein Impfangebot für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren.
Diese Anlaufstellen werden durch zahlreiche dezentrale Impfangebote ergänzt: Dutzende Termine in Kirchen und Moscheen, weiterführenden Schulen und Bildungseinrichtungen, Sportvereinen und kulturellen Einrichtungen, Einkaufszentren und Beratungsstellen sind bereits geplant. Bei allen durchgeführten Terminen können Erst- und Zweitimpfungen in Anspruch genommen werden. Laufend kommen weitere Angebote hinzu.
Auffrischungsimpfungen sind derzeit ausschließlich für schwer vorerkrankte Menschen und Personen in hohem Alter vorgesehen. Eine Beratung, ob die Auffrischungsimpfung in Frage kommt, sowie die Durchführung der Impfung findet ausschließlich in den Einrichtungen des Regelsystems bzw. in Arztpraxen statt.
Für Bewohnerinnen und Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen werden die Auffrischungsimpfungen ebenso wie die Erstimpfungen Anfang des Jahres durch mobile Impfteams in den Einrichtungen angeboten. Dafür werden sukzessive, beginnend im September, flächendeckend Termine in allen Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Hamburg.de / Sozialbehörde
Kassenärzte fordern Stiko-Empfehlung zur dritten Impfung
Die Kassenärzte fordern eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus. Die Stiko hat die Daten, um für bestimmte Gruppen eine Empfehlung für eine Drittimpfung auszugeben
, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Stiko wäre für solche Vorgaben die richtige Institution. Dort sitzen die Fachleute, die tatsächlich Ahnung vom Impfen haben.
Es gehe darum, diejenigen zuerst durch eine dritte Dosis schützen, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Die Stiko trifft rationale, faktenbasierte Entscheidungen - anders als mitunter die Politik
, sagte Gassen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, die Politik müsse jetzt eine klare Ansage machen, welche Gruppen bei den Auffrischimpfungen zuerst an der Reihe seien. Es muss klar sein, um welche Jahrgänge es sich handelt und bei welchen Risikofaktoren eine dritte Impfung angezeigt ist.
Die Stiko am Robert Koch-Institut (RKI) hat bislang noch keine Empfehlung für die Auffrischung gegeben. Einige Bundesländer bieten bereits Auffrischimpfungen an oder bereiten diese vor. dpa
Australien hält wegen Delta-Variante jetzt Null-Covid-Strategie für unmöglich
Trotz eines seit mehr als zwei Monaten geltenden Lockdowns haben die Behörden im australischen Bundesstaat New South Wales erneut mehr als 1100 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Die Regierung in der Region mit der Millionenstadt Sydney gestand am Mittwoch ein, dass die Null-Covid-Strategie, die das Land lange verfolgt hatte, gescheitert sei. Es ist unmöglich, die Delta-Variante zu eliminieren
, sagte Regional-Premierministerin Gladys Berejiklian.
Bisher sei New South Wales erfolgreich darin gewesen, andere Varianten unter Kontrolle zu bringen. Aber die Delta-Variante ist ein Wendepunkt - und jeder Bundesstaat in Australien wird früher oder später damit leben müssen.
Die Behörden versuchen derzeit, so schnell wir möglich 70 Prozent der Bevölkerung vollständig zu impfen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. In New South Wales könnte dies bereits Mitte Oktober der Fall sein, sagte Berejiklian.
Das 25-Millionen-Einwohnerland Australien hatte mit strengen Regeln und geschlossenen Außengrenzen lange versucht, das Coronavirus vollständig auszumerzen. Bereits bei einer Handvoll Fällen wurden ganze Regionen unter Lockdown gestellt. Jedoch kämpfen mehrere Landesteile seit Monaten wegen der Ausbreitung der Delta-Variante mit steigenden Zahlen. Der Großraum Sydney ist besonders betroffen. dpa