Corona-Chronik, November 2021
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
Demonstrationen gegen Corona-Auflagen in Sachsen
In mehreren sächsischen Städten haben am Montagabend größere Menschengruppen gegen die Auflagen der Corona-Schutzverordnungen protestiert. Teilweise versammelten sich laut Polizei mehrere Hundert Menschen in den Innenstädten, obwohl die aktuellen Beschränkungen allenfalls zehn Teilnehmer bei Demonstrationen und sogenannten Spaziergängen
zulassen.
Die Polizeidirektion Chemnitz berichtete von größeren Anti-Corona-Protesten in Chemnitz, Zwönitz im Erzgebirge und Freiberg. In Freiberg versammelten sich demnach trotz Kontrollen an den Zufahrtsstraßen und Polizeipräsenz in der Stadt bis zu 700 Menschen zu einem Spaziergang
gegen die Corona-Beschränkungen. Gegen 24 Personen wurden schließlich Anzeigen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz sowie wegen Verstößen gegen die Corona-Notfall-Verordnung erstattet. Zudem wurde jeweils eine Strafanzeige wegen Beleidigung eines Polizeibeamten und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte aufgenommen, hieß es.
In Chemnitz zählte die Polizei rund 300 Teilnehmer. Linke Gegendemonstranten versuchten, den Aufzug zu stoppen. Auch in Chemnitz wurden letztlich zahlreiche Anzeigen wegen Verstößen gegen die Corona-Notfall-Verordnung gestellt. In Zwönitz im Erzgebirge sicherten Beamte den Markt und die Zugänge dorthin. Ungeachtet dessen hätten Kleingruppen und eine Gruppe von bis zu 50 Personen immer wieder versucht, auf den Markt zu gelangen, was die Polizei aber verhinderte.
Im ostsächsischen Bautzen hatten sich zu einer angemeldeten Demonstration auf dem Kornmarkt bereits vor Beginn rund 350 Menschen eingefunden, statt der erlaubten zehn Teilnehmer. Trotz Aufforderung zur Durchsetzung der Corona-Schutzverordnung an den Versammlungsleiter, habe dieser die Veranstaltung eröffnet. Die Polizei löste die Versammlung schließlich auf. Während die meisten Teilnehmer dieser Aufforderung nachkamen, versammelten sich etwa 100 Personen an einem Einkaufszentrum in der Nähe. Ein 44-Jähriger schubste dort einen Polizisten und biss anschließend einem Ordnungshüter in die Wade. Rettungskräfte brachten den verletzten Beamten zur Behandlung in ein Krankenhaus.
In Neustadt/Sachsen demonstrierten laut Polizei 100 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen. In der Landeshauptstadt Dresden stellten Polizeibeamte am Abend eine Gruppe von bis zu 80 Menschen vor dem Rathaus fest. In Dresden beteiligten sich nach Angaben der Polizei zudem 95 Fahrzeuge an einem Autokorso, zu dem die Initiative Querdenken 351
aufgerufen hatte. Zwei Frauen und drei Männer im Alter zwischen 32 und 60 Jahren versuchten den Autokorso zu stoppen und wurden von der Polizei weggebracht. Gegen sie werde nun wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. epd
Die Inzidenzwerte für Sachsen: 1550,7, Thüringen 923,3, das sind die höchsten Werte in Deutschland. Lieber Gott, lass Hirn regnen! Und da ließ der Herr Hirn regnen, doch das Meiste fiel daneben …
2700 bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen in Thüringen
Mehrere Tausend Menschen haben an unangemeldeten Protesten gegen die Corona-Maßnahmen in Thüringen teilgenommen. Insgesamt 2700 Menschen hätten am Montagabend an 20 verschiedenen Orten demonstriert, sagte ein Polizeisprecher. Bei der größten Versammlung in Erfurt gingen demnach 650 Menschen auf die Straße, in Arnstadt im Ilmkreis und in Bad Salzungen im Wartburgkreis versammelten sich 400 und 280 Menschen. Bei allen anderen Demonstrationen hätten sich die Teilnehmerzahlen im zweistelligen Bereich bewegt. Wegen der Corona-Pandemie sind in Thüringen derzeit nur ortsfeste Versammlungen von bis zu 35 Menschen erlaubt.
Nach den Angaben vom Dienstagmorgen verliefen die Demonstrationen friedlich. Polizeibeamte hätten die Versammlungen dokumentiert und würden bei Verstößen gegen die thüringische Corona-Verordnung Ermittlungen einleiten. dpa
Hongkong macht dicht für Reisende aus 13 Ländern
Zum Schutz vor der neuen Corona-Variante Omikron schließt die Finanzmetropole Hongkong ihre Grenzen. Person mit Wohnsitz in Angola, Äthiopien, Nigeria und Sambia sei ab dem 30. November die Einreise verboten, teilte die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone mit. Darüber hinaus dürfen Ausländer, die sich in den letzten 21 Tagen in Deutschland, Australien, Österreich, Belgien, Kanada, Tschechien, Dänemark, Israel oder Italien aufgehalten haben, ab dem 2. Dezember nicht mehr einreisen. Vollständig geimpften Einwohnern steht Hongkong weiter offen: Sie müssen sich allerdings zunächst sieben Tage in eine staatliche Quarantäneeinrichtung begeben sowie sich zusätzlich auf eigene Kosten zwei weitere Wochen in einem Hotel isolieren. Reuters
Brasilianische Städte sagen Silvesterpartys ab
Wegen der Corona-Pandemie haben mehr als ein halbes Dutzend wichtige brasilianische Städte keine traditionellen Silvesterpartys geplant oder diese abgesagt. Dies berichtete das Nachrichtenportal "G1" am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf die Bürgermeister von Städten wie Salvador, Fortaleza, Belo Horizonte und Florianópolis.
Demnach trug die Möglichkeit, dass die neue Corona-Variante Omikron (B.1.1.529) die Zahlen der Corona-Infizierten und Toten im Zusammenhang mit Covid-19 steigen lassen könnte, zu der Entscheidung bei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die zunächst im südlichen Afrika aufgetretene Corona-Variante am Freitag als besorgniserregend
eingestuft.
Derzeit wird untersucht, ob es sich bei einem Passagier, der am Samstag aus Südafrika in São Paulo ankam und positiv getestet wurde, um die Omikron-Variante handelt. Die brasilianische Regierung hatte am Freitag entschieden, die Einreise auf dem Luftweg aus der Region ab Montag einzuschränken.
Insgesamt haben sich in Brasilien nach offiziellen Angaben mehr als 22 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, über 614.000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben - mehr Tote gibt es nur in den USA. Brasilien hat rund 210 Millionen Einwohner.
Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne ging die Zahl der Toten stark zurück, der Optimismus wuchs. So prüfen etwa São Paulo und Rio de Janeiro die Veranstaltung von Silvesterfeiern, die Besucher aus der ganzen Welt anziehen, oder halten vorerst daran fest. Sambaschulen in Rio bereiten sich auf die berühmten Umzüge im Sambodrom vor. Experten warnten, dass der falsche Eindruck vermittelt werden könnte, die Pandemie sei zu Ende. dpa
Hunderte bei unerlaubten Protesten gegen Corona-Maßnahmen in Erfurt
Mehrere Hundert Menschen haben am Montag laut Polizei in Thüringer Städten gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen protestiert. Rund 650 Menschen nahmen nach Angaben eines Polizeisprechers in Erfurt an einem ungenehmigten Corona-Spaziergang
teil. Viele hatten Kerzen dabei, Mund-Nasen-Schutz trugen sie nicht. Der Protest sei friedlich und weitestgehend störungsfrei
verlaufen.
Thüringenweit war in den Sozialen Netzwerken zum Protest gegen die Corona-Politik von Land und Bund aufgerufen worden. Außerhalb der Landeshauptstadt sei die Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen überwiegend im zweistelligen Bereich geblieben, sagte der Polizeisprecher. Die Thüringer Corona-Notfallverordnung gestattet derzeit nur ortsfeste Kundgebungen mit maximal 35 Teilnehmern.
Bereits am Wochenende gingen in Thüringen Hunderte unangemeldet und gemeinsam spazieren
. In Eisenach war es bei einer Ansammlung von mehreren Hundert Menschen zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, die Reizgas einsetzte. Zwei Polizisten wurden laut Polizei verletzt.
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Raymond Walk, kündigte an, man wolle die Geschehnisse vom Wochenende in Eisenach und in Thüringen zum Thema im Innenausschuss machen. Es handle sich um eine neue Qualität des Demonstrationsgeschehens und eine
dpaHerausforderung sowohl für Gesellschaft als auch unseren Staat
, organisiert von Rechtsextremisten.
Inzidenz sinkt leicht – 45.753 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erstmals seit Wochen leicht gesunken. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Dienstagmorgen liegt der Wert nun bei 452,2. Am Dienstag vergangener Woche hatte die Inzidenz bei knapp 400 gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Am 8. November hatte der Wert in Deutschland erstmals die Schwelle von 200 und damit die bisherige Höchstmarke seit Pandemie-Beginn vom Dezember 2020 (197,6) übersprungen. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Bundesweit wurden laut RKI-Angaben vom Dienstag binnen 24 Stunden 45.753 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Die Zahl der Todesopfer der Pandemie in Deutschland stieg laut RKI um 388 auf 101.344. Am vergangenen Donnerstag hatte die Zahl der Corona-Toten in Deutschland die Schwelle von 100.000 überschritten.
Als entscheidenden Maßstab für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen hatten Bund und Länder am 18. November die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz festgelegt. Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.
Ab einem Wert von drei gilt in einem Bundesland flächendeckend für Veranstaltungen die 2G-Regel - das heißt, nur gegen das Coronavirus Geimpfte und von Covid-19 Genesene sind zugelassen. Am Montag lag die Hospitalisierungsinzidenz laut RKI bundesweit bei 5,52.
Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg den RKI-Angaben zufolge auf 5.836.813. Die Zahl der von einer Erkrankung durch das Coronavirus genesenen Menschen in Deutschland bezifferte das Institut mit rund 4.893.300. AFP
Niederländische Polizei nimmt geflüchtetes Paar aus Quarantäne-Hotel fest
Die niederländische Grenzpolizei hat ein Paar nach der Flucht aus einem Quarantäne-Hotel festgenommen. Die beiden seien am Sonntag in einem Flugzeug gefasst worden, das in Richtung Spanien starten sollte, teilte die Behörde mit. Das Paar war zuvor aus einem Hotel geflohen, in dem positiv auf Corona getestete Reisende aus Südafrika untergebracht sind, bei denen zum Teil auch die neue Omikron-Variante festgestellt worden war.
Die Polizei übergab die beiden der Gesundheitsbehörde. Das Paar wurde daraufhin erneut unter Quarantäne gestellt. Polizei und Sicherheitskräfte hielten am Quarantäne-Hotel Wache, hatte eine Behördensprecherin zuvor erklärt. Die Sicherheitsvorkehrungen haben einen Grund.
Wenige Stunden vor der Flucht des Paares hatte der niederländische Gesundheitsminister Hugo de Jonge erklärt, dass die Behörden in den Niederlanden sicherstellen würden, dass die Quarantänevorschriften eingehalten würden. Fast alle Covid-positiven Passagiere, die am Freitag mit zwei Flügen auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol ankamen, befinden sich in Quaratäne-Hotels. Eine Handvoll durfte allerdings auch nach Hause in Quarantäne gehen.
Passagiere, die negativ getestet wurden, wurden ebenfalls in häusliche Quarantäne eingewiesen. Wir werden kontrollieren, ob sie sich an diese Regeln halten
, sagte de Jonge vor Reportern. AFP
Präsident Südafrikas kritisiert Reisebeschränkung als ungerechtfertigt
Präsident Ramaphosa ist aufgebracht: Die Reisebeschränkungen erhöhten den ohnehin riesigen Corona-Schaden für die Wirtschaft der Länder Afrikas.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hat die Reisebeschränkungen zahlreicher Staaten gegen die Länder des südlichen Afrikas als ungerechtfertigt kritisiert. Diese Beschränkungen sind eine unfaire Diskriminierung unseres Landes und unserer Schwesterstaaten
, sagte Ramaphosa in einer Fernsehansprache am Sonntagabend. Es handle sich um eine klare Abkehr von der Erklärung beim G20-Gipfel in Rom, den unterentwickelten Staaten bei der Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie auf ihre Wirtschaft zu helfen.
Die Beschränkungen erhöhten nur den Schaden, den die Wirtschaftssysteme im südlichen Afrika bereits genommen hätten, insbesondere im Tourismus, sagte Ramaphosa und appellierte an diejenigen Staaten, die Reisebeschränkungen beschlossen hätten, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken, bevor sie noch mehr Schaden anrichten
. Stattdessen sollten sie die ärmeren Länder bei der Produktion von Impfstoffen unterstützen.
Die Erfahrung zeige, dass Reiseverkehr unter Einhaltung von Impfung, PCR-Negativtests vor den Flügen und dem Tragen von Mund-Nase-Masken in Flugzeugen sicher sei. Es gebe keine wissenschaftliche Grundlage für Reisebeschränkungen, so Ramaphosa. Sie werden nur weiter den Ökonomien der betroffenen Länder schaden und ihre Fähigkeit unterwandern, auf die Pandemie zu reagieren und sich von ihr zu erholen.
Neben weiteren Ländern hatte auch die Bundesregierung nach Entdeckung der neuen Omikron-Variante die Einreise aus acht Ländern im südlichen Afrika drastisch eingeschränkt. Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho sind seit Sonntag als Virusvariantengebiete eingestuft. Fluggesellschaften dürfen im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. dpa
Zwei Fälle von Omikron in Kanada entdeckt
Infektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus sind nun auch in Kanada entdeckt worden. Die Gesundheitsbehörde der Provinz Ontario teilte am Sonntag (Ortszeit) mit, dass in Ottawa bei zwei Infizierten die Mutante festgestellt worden sei. Beide Personen, die aus Nigeria eingereist waren, seien inzwischen in Quarantäne.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die zunächst im Süden Afrikas entdeckte Variante als besorgniserregend
eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass Omikron die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die Mutante hat, steht allerdings noch nicht fest. dpa
Schweiz meldet ersten Omikron-Verdachtsfall
Die neue Omikron-Variante des Coronavirus ist nun möglicherweise auch in der Schweiz aufgetaucht. Nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit handle es sich um eine Person, die vor einer Woche aus Südafrika zurückgekehrt sei, berichtete die Agentur SDA am Sonntagabend. Genaueres werde in den nächsten Tagen von einer genetischen Untersuchung erwartet.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die zunächst im Süden Afrikas entdeckte Variante als besorgniserregend
eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass Omikron die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die Mutante hat, steht allerdings noch nicht fest. dpa
Japan schließt wegen Omikron erneut seine Grenzen
Nur wenige Wochen nach einer Lockerung der strengen Corona-Einreisebestimmungen schließt Japan wegen der Omikron-Variante erneut seine Grenzen für Ausländer. Wir werden die Einreise von Ausländern aus der ganzen Welt ab dem 30. November untersagen
, sagte Ministerpräsident Fumio Kishida am Montag vor Reportern.
Die Grenzen Japans waren seit Pandemiebeginn fast vollständig für Besucher aus dem Ausland geschlossen. Selbst ausländische Einwohner konnten zeitweise nicht ins Land einreisen. Anfang November kündigte die Regierung dann an, sie werde einigen kurzfristigen Geschäftsreisenden, ausländischen Studenten und anderen Visuminhabern die Einreise gestatten, Touristen jedoch weiterhin nicht einreisen lassen.
Wegen der Omikron-Variante hatte Japan bereits Quarantäne-Maßnahmen für Reisende aus neun Ländern des südlichen Afrikas verhängt. Bislang wurden keine Omikron-Fälle festgestellt. Das Nationale Institut für Infektionskrankheiten untersucht derzeit jedoch den Fall eines Reisenden aus Namibia, der kürzlich positiv auf das Coronavirus getestet wurde.
Japan hat seit Beginn der Pandemie etwas mehr als 18.300 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus verzeichnet, blieb aber durch die Abschottung nach außen von schweren Corona-Wellen verschont. Inzwischen sind 76,5 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
Die neue Coronavirus-Variante mit der Bezeichnung Omikron war am Donnerstag erstmals aus Südafrika gemeldet worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Variante als "besorgniserregend" ein. In zahlreichen Ländern wurden seither Omikron-Fälle festgestellt. AFP
Städte- und Gemeindebund will rasches Bund-Länder-Treffen
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert in der vierten Corona-Welle ein schnelleres Gegensteuern und zügig ein weiteres Bund-Länder-Treffen. Die bisher von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen reichen zur wirksamen Bekämpfung der Pandemie erkennbar nicht aus. Wir brauchen ein sofortiges Handeln der Politik
, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Düsseldorfer Rheinischen Post
. Notwendig seien eine Ministerpräsidentenkonferenz sowie eine verbindliche Absprache mit der Ampel-Koalition.
Die Pandemie läuft aus dem Ruder
, betonte der Städte- und Gemeindebund-Chef. Es brauche nun schnell eine gemeinsame Verständigung darüber, dass die epidemische Notlage wieder festgestellt wird, um so zusätzliche Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, sagte Landsberg. Dazu gehört ein klarer Appell an die Bevölkerung, Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren. Großveranstaltungen, Partys und Konzerte sind jetzt das vollkommen falsche Signal.
Landsberg warnte weiter vor einer Pandemie-Endlosschleife
, wenn es nicht gelinge, die Zahl der Geimpften deutlich zu steigern. Deswegen müssten bereits jetzt auch die möglicherweise notwendigen weiteren Booster-Impfungen systematisch für alle Menschen im Jahr 2022 vorbereitet werden. AFP
Macht Großbritannien in der Coronakrise etwas besser als wir?
Deutschland diskutiert über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Großbritannien glaubt, die Pandemie auch ohne bald besiegt zu haben. Warum?
Cool, calm and collected, so sehen Briten sich am liebsten: ruhig, gelassen und gefasst. Und verglichen mit der an Panik grenzenden deutschen Reaktion auf die neue Coronavirus-Variante Omikron ist man geneigt zu sagen: Recht haben sie.
Die Frage allerdings ist, wenn man nicht an so etwas wie einen Nationalcharakter glaubt: Woher nimmt man im Königreich diese Ruhe? Denn eigentlich gibt es keinen Grund, sich entspannt zurückzulehnen.
Die Infektionszahlen steigen hier wie dort. In Deutschland zählte man zuletzt plusminus 70.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden – in Großbritannien mit 17 Millionen weniger Einwohnern um die 50.000. Die Sieben-Tages-Inzidenz auf der Insel liegt seit Monaten zwischen 300 und 500 – in Deutschland aktuell bei 450.
Und auch bei der Impfquote geben sich die beiden nicht viel: Großbritannien, stark gestartet mit der Kampagne, steht da, wo auch Deutschland, nach einem viel gescholtenen Stolperstart inzwischen angekommen ist – bei knapp 68 Prozent der Gesamtbevölkerung, die doppelt geimpft sind.
Zwei verschiedene Wege – ein ähnliches Ergebnis
Ein sehr ähnliches Bild. Dabei sind beide auf sehr unterschiedlichem Weg an diesen Punkt gelangt – und gehen auch im Weiteren sehr unterschiedlich mit Stand und Gang der Corona-Dinge um.
Unter dem Motto Eigenverantwortung statt Vorschriften wurden schon im Sommer, am 19. Juli, in England fast alle Corona-Maßnahmen außer Kraft gesetzt: Freedom Day
. Maskentragen und Abstandhalten sind seither an den meisten Orten freiwillig. Es gibt keine Beschränkungen mehr für Clubs oder private Partys, auch Theater und Kinos dürfen ihre Säle wieder voll besetzen.
"Wann sollten wir es tun, wenn nicht jetzt?", fragte Premierminister Boris Johnson damals. In London und anderen großen Städten begrüßten Tausende Feierwütige ihre neugewonnene Freiheit. Allen horrenden Fallzahlen zum Trotz. Der Beschluss hat Bestand, erfreut sich großer Zustimmung. Bis zum heutigen Tage.
Während hierzulande im Angesicht sehr ähnlicher Zahlen über harte und konsequente Maßnahmen vom erneuten Lockdown bis zur Impfpflicht nachgedacht und einigermaßen aufgeregt diskutiert wird, hört man von der Insel wenig. Die Stimmen einiger Mediziner einmal beiseite gelassen, die warnen, mehr Vorsicht wäre besser und ein Zurück zur Maskenpflicht, zu Homeoffice- und Abstandsgebot angezeigt, deren Rufe bisher aber mehr oder weniger ungehört verhallen.
Warum tun sie das?
Erstens, wie Andreas Stamm in einem ZDF-Beitrag zum Thema schreibt: Trotz gleichem Impfstand in der Gesamtbevölkerung, ist auf der Insel die Quote bei den Älteren viel höher. Über 90 Prozent der meist Gefährdeten sind geimpft. Dass Deutschland bei Ü-60 deutlich schlechter abschneidet, rächt sich jetzt.
Zweitens: Diese Gruppe ist auch beim Booster-Shot als erstes drangekommen, und die Bereitschaft zur dritten Spritze ist ebenfalls sehr hoch.
Drittens: Seit Beginn der Pandemie sind viel mehr Briten erkrankt und genesen. Diese natürliche Immunität ist (noch) nicht gleich Herden-Immunität, aber scheint doch im Moment ein starker, zusätzlicher Schutz. Die Schallmauer Inzidenz 500 wurde seit Sommer nicht durchbrochen.
Richtig ist aber auch, dass in Großbritannien gleich viele geimpft und viel mehr genesen sind – aber es sind auch viel mehr schon gestorben: 170.000, also fast doppelt so viele pro 100.000 Einwohner wie in Deutschland.
Vielleicht ist das letzte Wort in der britischen Angelegenheit noch nicht gesprochen, ist der forcierte Optimismus des britischen Erziehungsministers Nadhim Zahawi ein wenig verfrüht, der diese Woche erklärte, Großbritannien werde das erste Land sein, das die Pandemie besiegt hat.
Das Boulevard-Blatt Daily Mail
machte daraus eine triumphierende Überschrift mit den Fotos leergefegter Weihnachtsmärkte in Deutschland und Österreich und mit dem Bild brennender Barrikaden während der Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen in Belgien.
Jetzt gibt es B.1.1.529, die rasend schnell sich verbreitende Variante aus Südafrika, die alles nochmal ändern könnte. Samstag wurde bestätigt, dass es auch in Großbritannien zwei Fälle einer Infektion mit Omikron gibtWenn die Variante wirklich viel infektiöser ist, wenn bisherige Impfungen tatsächlich weniger Schutz bieten, wenn das Boostern nicht hilft, die Intensivbetten knapp werden und die Zahl der Toten dramatisch steigt – vielleicht verlieren dann doch auch die Briten die Contenance. Und verlangen nach einem Premier, einer Politik, einer Regierung, die mehr zur Eindämmung des Virus tut als den Willen zu beschwören, sich von der Pandemie nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Tgs, Michael Schmidt
Inzidenz steigt auf 452,2 – 29.364 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen steigt weiter an und hat einen neuen Höchststand erreicht: Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montagmorgen erhöhte sich der Wert auf 452,4. Am Sonntag lag er bei 446,7, am Montag vergangener Woche bei 386,5.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Am 8. November hatte der Wert in Deutschland erstmals die Schwelle von 200 und damit die bisherige Höchstmarke seit Pandemie-Beginn vom Dezember 2020 (197,6) übersprungen. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Bundesweit wurden laut RKI-Angaben vom Montag binnen 24 Stunden 29.364 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Am Freitag war die bisher höchste Zahl von 76.414 neuen Fällen registriert worden. Am Wochenende werden in der Regel weniger Fallzahlen gemeldet, unter anderem weil weniger getestet wird.
Die Zahl der Todesopfer der Pandemie in Deutschland stieg laut RKI um 73 auf 100.956 Fälle. Am vergangenen Donnerstag hatte die Zahl der Corona-Toten in Deutschland die Schwelle von 100.000 überschritten.
Als entscheidenden Maßstab für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen hatten Bund und Länder am 18. November die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz festgelegt. Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.
Ab einem Wert von drei gilt in einem Bundesland flächendeckend für Veranstaltungen die 2G-Regel - das heißt, nur gegen das Coronavirus Geimpfte und von Covid-19 Genesene sind zugelassen. Am Freitag lag die Hospitalisierungsinzidenz laut RKI bundesweit bei 5,97. Am Wochenende werden keine aktuellen Zahlen veröffentlicht.
Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg den RKI-Angaben zufolge auf 5.791.060. Die Zahl der von einer Erkrankung durch das Coronavirus genesenen Menschen in Deutschland bezifferte das Institut mit rund 4.852.800. Tgs
Steinmeier ruft zu freiwilligen Kontaktbeschränkungen auf
Angesichts der dramatischen Coronalage richtet der Bundespräsident einen Appell an die Bevölkerung. Er bittet auch darum, sich impfen zu lassen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bürger eindringlich dazu aufgerufen, einen Lockdown durch freiwillige Kontaktbeschränkungen zu verhindern. Wichtig ist, dass wir jetzt alle gemeinsam handeln
, schrieb Steinmeier in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag
. Halten wir uns an die Regeln, reduzieren wir noch einmal unsere Kontakte. Tun wir es, damit Schulen und Kitas nicht wieder schließen, damit wir das öffentliche Leben nicht wieder vollständig herunterfahren müssen.
Steinmeier appellierte zudem erneut an die Menschen, sich impfen zu lassen: Wir könnten doch so viel weiter sein! Das ist eine bittere, aber notwendige Erkenntnis. Das Mittel, sich vor einem schweren, gar tödlichen Verlauf der Krankheit zu schützen, haben wir in der Hand. Aber immer noch haben es bisher zu wenige in Anspruch genommen. Deshalb bitte ich Sie heute noch einmal: Lassen Sie sich impfen, und erneuern Sie Ihren Impfschutz rechtzeitig!
Trotz der dramatischen Lage versucht der Bundespräsident auch Hoffnung zu verbreiten. So bitter es ist, dass sich unser Wunsch nach einem normalen Advent nicht erfüllt hat: Bewahren wir uns die Zuversicht, dass es uns gemeinsam gelingt, die vierte Welle zu brechen und die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen.
Am Samstag hatte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina vorgeschlagen, rasch mehrwöchige Kontaktsperren auch für Geimpfte zu verhängen, um die starke vierte Corona-Welle zu brechen. Außerdem müssten bis Jahresende 30 Millionen Menschen in Deutschland eine Booster-Impfung erhalten. Eine Impfpflicht, zumindest für Bedienstete im Gesundheitswesen, sei notwendig.
Der geschäftsführende Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte an, die geplante Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken und Heimen noch vor Weihnachten umsetzen zu wollen. Das Wichtigste ist, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Das gilt auch für diejenigen, die viel verdienen und im Rampenlicht stehen, zum Beispiel Profi-Fußballer. Es gibt eine moralische Impfpflicht
, sagte Heil der Bild am Sonntag
.
Auf die Frage, ob er auch eine allgemeine Impfpflicht befürworten würde, antwortete Heil: Ja, und ich finde es richtig, dass wir in einem ersten Schritt noch vor Weihnachten dafür sorgen, dass es zum Beispiel in Kliniken, in Pflege-, Alten- und Behinderteneinrichtungen eine Impfverpflichtung gibt.
Die Debatte über eine allgemeine Impfpflicht müsse richtig geführt werden, so Heil weiter. Denn wenn die Impfpflicht kommen soll, muss sie rechtssicher und praktisch umsetzbar sein.
dpa, AFP
Drei Viertel aller Kliniken verschieben OPs
Aufgrund der vielen Covid-Patienten auf Intensivstationen müssen immer mehr Kliniken in Deutschland sogenannte planbare Operationen verschieben. Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft kann der Normalbetrieb in mehr als drei Viertel aller Krankenhäuser in Deutschland mittlerweile nicht mehr aufrechterhalten werden, und diese Häuser müssen planbare Operationen verschieben.
Die Lage ist wirklich zunehmend dramatisch und führt bei einem Teil der abgesetzten Behandlungen auch zu körperlichen und psychischen Belastungen bei den betroffenen Patienten
, teilte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, in Berlin mit. Für die Krankenhäuser sei die Verschiebung planbarer Operationen derzeit das Mittel der Wahl, um die Versorgung akuter Fälle weiter leisten zu können.
Aus den vergangenen Wellen wisse man um die gravierenden Folgen für die Patienten, so Gaß. Zu den typischen planbaren Operationen gehören den Angaben zufolge vor allem orthopädische OPs. In der zweiten Pandemiewelle von Oktober 2020 bis Februar 2021 sind demnach 22 Prozent weniger Hüftprothesen operiert worden. Doch auch bei Krebsbehandlungen müssten Einschränkungen gemacht werden, hieß es. Auswertungen zeigten etwa, dass die Fallzahlen bei Krebs-OPs beim Brustkrebs um sechs und bei Darmkrebs sogar um 18 Prozent zurückgegangen seien. dpa
Montgomery befürwortet Verfallsdatum für Impfnachweis
Weltärztebund-Chef Frank Ulrich Montgomery schlägt eine Befristung des Impfstatus vor, um den Impfschutz der Bevölkerung zu verbessern. Jede Impfung muss ein Verfallsdatum bekommen
, sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wessen Impfung länger zurück liege, falle dann automatisch wieder zurück in den Status des Ungeimpften. Wer sich boostern lasse, gelte wieder als geimpft.
Dazu müsse jetzt geklärt werden, wie lange der Impfschutz jeweils halte und wann dieses Verfallsdatum angesetzt werden müsse, sagte Montgomery. In Frankreich sollen Booster-Impfungen in Zukunft verpflichtend sein, um den Status geimpft
zu behalten. Die Regelung brauchen wir auch in Deutschland
, forderte der Weltärztebund-Chef.
Die EU-Kommission hatte Ende der Woche ebenfalls eine Auffrischungsimpfung gegen Corona als Voraussetzung für die weitere Gültigkeit des digitalen Covid-Zertifikats der EU vorgeschlagen. AFP
40 Prozent der Deutschen überrascht, dass Impfschutz nachlässt
Politiker, Mediziner, Experten rufen zur Drittimpfung auf. Eine Civey-Umfrage zeigt: Viele wissen gar nicht, warum. Eine Rekonstruktion.
Der Duden kennt das Wort als Verb noch nicht. Sehr lange ist es auch noch nicht im allgemeinen Sprachgebrauch. Derzeit aber fast in aller Munde. Zuletzt haben es hierzulande 600.000 Menschen am Tag getan: Die Rede ist vom boostern
. Boostern heißt: sich eine Auffrischungsimpfung verpassen lassen.
Sinnvoll und angeraten ist das, weil der Impfschutz einer Coronaimpfung mit der Zeit nachlässt. Die dritte Dosis soll dem nachlassenden Immunschutz vorbeugen, denn durch den sogenannten Booster – eigentlich ein Wort aus der Raumfahrttechnik, wo es ein Zusatztriebwerk bezeichnet – durch den Impf-Booster also können sich deutlich mehr Antikörper gegen das Coronavirus bilden.
Viele Deutsche wissen nicht, dass die Wirkung der Impfstoffe bereits nach einigen Monaten nachlässt. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Tagesspiegels antworteten 39 Prozent der Befragten mit ja, auf jeden Fall
oder eher ja
auf die Frage, ob sie das überrasche, 56 Prozent antworteten mit Nein, auf keinen Fall
oder eher nein
, 5 Prozent sind unentschieden.
Auffällig ist, dass Ältere sich deutlich häufiger überrascht zeigten. Während von den 18- bis 29-Jährigen kaum jeder Dritte mit ja antwortete (29 Prozent), zeigten sich von den über 65-Jährigen fast jeder Zweite überrascht (48 Prozent).
Auch sortiert nach Parteipräferenzen beziehungsweise Wahlabsichten gibt es bemerkenswerte Unterschiede: Am meisten überrascht äußerten sich die Anhänger der SPD (45 Prozent), gefolgt von Unionsanhängern (41 Prozent), Linken (41 Prozent) und der FDP (40 Prozent). Deutlich weniger überrascht äußerten sich die Anhänger der Grünen (31 Prozent) und die der AfD (37 Prozent).
Wie erklärt sich die Wissenslücke bei doch relativ vielen Menschen, da doch die meisten eher mehr, und nur die wenigsten eher weniger von der Corona-Pandemie betroffen und mit dem Thema der Impfungen konfrontiert sind? Darüber lässt sich nur mutmaßen. Grundsätzlich ist es so, dass das Thema für die allgemeine Öffentlichkeit keines war. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand eher der verstolperte Start der deutschen Impfkampagne, nicht ausreichende Impfdosen-Lieferungen, das Ringen um überhaupt eine Impfung und einen Impftermin für jedermann und jederfrau. Eine (dritte) Auffrischungsimpfung lag gefühlt in einer fernen Zukunft. Inzwischen ist diese Zukunft Gegenwart. Die Kampagne fürs Boostern hat unterdessen an Schwung gewonnen und sich zuletzt äußerst dynamisch entwickelt.
Die Rekonstruktion eines Sommers der Verdrängung anhand von Tagesspiegel-Artikeln:
Im Mai 2021 gab es erste Berichte, die darauf hinwiesen, dass, während noch diskutiert wird, ob es Impfungen für Kinder geben wird, geben soll, die Regierung sich auf jeden Fall parallel um mögliche Auffrischungen kümmern müsse. Zu diesem Zeitpunkt gibt es rund 125 Booster-Impfungen.
Im Juni empfahl Charité-Forscher Leif Erik Sander eine Auffrischungsimpfung für Ältere und Geschwächte. Mitte des Monats zählt man 350 Booster-Impfungen.
Erst Ende August erwägt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, allen Bürgern ein Angebot für eine Auffrischungsimpfung zu machen. Bis zu diesem Tag wurden 660 Booster-Impfungen registriert.
Dann geht es schnell. Kurz darauf fordern Wissenschaftler: Brauchen dringend Pläne für Booster-Impfungen
. Sie stellen fest: Der Schutz durch Corona-Impfstoffe lässt innerhalb von sechs Monaten nach.
Am 7. September wird die 100.00er-Marke bei den den Booster-Impfungen überschritten. Mitte September stellt sich schon die Frage: Grippeimpfung und Covid-Booster gleichzeitig – geht das?
Am 24. September dann ist es soweit: Die Stiko empfiehlt Auffrischungsimpfungen für Immungeschwächte, das Alter allein soll kein Kriterium mehr sein. Bis Ende September schnellt die Zahl der Booster- Impfungen hoch auf 820.000.
Einen Monat später, am 26. Oktober, fordern Politiker angesichts steigender Inzidenzen mehr Tempo bei Booster-Impfungen. Die Corona-Infektionszahlen steigen, die Rufe nach einer Kampagne für Drittimpfungen werden lauter. Am 8. Oktober wurde die Schwelle von einer Million Booster-Impfungen überschritten, Ende des Monats Oktober sind es bereits zwei Millionen.
Am 13. November heißt es: Hohe Nachfrage führt zu Wartezeiten – Den Impfstationen wird wieder die Bude eingerannt
. Die Statistik weist 3,9 Millionen Geboosterte aus.
Der Minister drückt weiter aufs Tempo:
Am 17. November empfiehlt Jens Spahn Booster auch vor Ablauf der Sechs-Monats-Frist. Vor dem Bund-Länder-Gipfel betont Minister Spahn in einem Schreiben an alle Fachärzte, dass ab 18-Jährige auch früher eine Auffrischungsimpfung bekommen können sollen. Die Booster Uhr steht auf 4,8 Millionen.
Es es wird weiter geboostert. Und wie. Der Tagesspiegel erklärt am 24. November, was Sie jetzt zum Boostern wissen müssen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt ab sofort allen Personen ab 18 Jahren die COVID-19-Auffrischimpfung.
Allein am 26. November erhalten 600.000 Menschen eine Auffrischungsimpfung, die Gesamtzahl steigt auf8,6 Millionen. Es ist der Zustand erreicht, dass Kassenärzte einen Brandbrief schreiben: Deutschland hat zu wenig Impfstoff für die Booster-Kampagne.
Da stehen wir heute. Erst unter dem Druck der Ereignisse haben sich die Deutschen, einen schlimmen Corona-Winter vor Augen, wieder für die Pandemie interessiert - und waren bereit, etwas dagegen zu tun. Tgs, Michael Schmidt
Erster Omikron-Verdachtsfall im österreichischen Tirol
In Österreich gibt es den ersten Omikron-Verdachtsfall. Wie das Land Tirol mitteilt, liegt seit Samstagabend ein mit einer Südafrikareise assoziiertes positives PCR-Testergebnis im Bezirk Schwaz vor. Es bestehe ein konkreter Verdacht, dass es sich um die neue Virus-Mutation handeln könnte. Von der Infektion betroffen sei eine Person, die nach einer Südafrika-Reise positiv auf Covid-19 getestet wurde. Die betroffene Person weise derzeit keine Symptome auf. Reuters
Gegen Omikron wird eine Impfpflicht nicht genügen
Deutschland muss aus dem katastrophalen Umgang mit der vierten Welle dringend lernen. Am Ende hilft nur eines: Vernunft.
Virologen appellierten, Epidemiologinnen rechneten vor, die Weltgesundheitsorganisation warnte: Niemand ist sicher, solange nicht alle geschützt sind
, wiederholte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus monatelang immer wieder und mahnte, Länder mit niedrigem Einkommen bei der Verteilung der Covid-Vakzine nicht im Stich zu lassen. Es hat nichts genützt.
In Südafrika, einem mit Impfstoffen und internationaler Solidarität chronisch unterversorgten Gebiet der Welt, ist eine Virusvariante entdeckt worden, die die Ansteckungsfähigkeit von Delta wohl weit übertrifft: B1.1.529, inzwischen Omikron
genannt. Außer in Südafrika, wo keine 25 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, kommt sie schon in den afrikanischen Nachbarländern, aber auch in Hongkong, Israel und Belgien vor – und auch bereits in Deutschland.
Zwar spricht bislang nichts dafür, dass Omikron die Infizierten kränker macht, dass sie schneller als Delta-Infizierte erkranken oder gar häufiger sterben. Wohl aber befürchten Experten, dass die bisherigen Impfstoffe nicht mehr so gut vor schwerer Erkrankung schützen könnten.
Ist der Kampf nun verloren? Waren all die Maßnahmen, Einschränkungen, Entbehrungen vergeblich? Keinesfalls!
Eine achtsame, sich vernünftig und solidarisch verhaltende Gesellschaft kann auch Omikron, und alles was da sonst noch kommen mag, in Schach halten.
Entscheidend ist nicht Technik - sondern Vernunft
Sicher werden die Impfstoffe auch gegen Omikron eine gewisse Wirkung zeigen. Und wenn Forscherinnen und Forscher mithilfe der einschlägigen Tests in den nächsten Wochen herausfinden, dass eine Anpassung der Vakzine, ein Upgrade, nötig ist, dann wird sich das – der mRNA-Technologie sei dank – binnen weniger Monate realisieren lassen.
Doch wenn sich eines aus dem – katastrophalen – Umgang mit der vierten Welle lernen lässt: Impfstoffe, Medikamente und was wir sonst noch erfinden, all das ist wichtig und muss global gerecht verteilt werden. Aber entscheidend ist Technik nicht. Der Eindämmungsfaktor Nummer eins in dieser Pandemie ist und bleibt Vernunft – das rationale, faktenbasierte Verhalten der Menschen und ihrer Regierungen. Wenn das fehlt, helfen die besten Technologien nichts.
Wenn sich in Deutschland viel zu viele Menschen, aus welchen unvernünftigen Gründen auch immer, nicht selbst für eine Impfung entscheiden, dann ist ein vernünftiger Staat irgendwann zum Zwingen gezwungen – um die Freiheit aller zu erhalten und das Funktionieren der Gesellschaft zu ermöglichen. Aber selbst eine allgemeine Impfpflicht wird nicht reichen, nicht gegen Delta, nicht gegen Omikron.
Denn nur eine Gesellschaft, die bereit ist, im entscheidenden Moment vernünftig und solidarisch zu handeln, also etwa Kontaktbeschränkungen mitzutragen und die – finanziellen, sozialen – Folgen bestmöglich auszugleichen, wird die Zahl der Ansteckungen und schweren Erkrankungen gering genug halten können. Das erfahren wir gerade in der Delta-Welle, das wird auch für eine Omikron-Welle gelten.
Wenn Krisen auch Chancen sind, dann ist das hier eine, die uns die Folgen eines egozentrischen, individualistischen Freiheitsnarzissmus brutal, aber vielleicht heilsam vor Augen führt. Sie kann uns den Weg weisen in eine empathischere, die Freiheit aller berücksichtigende, solidarischere Zukunft. Man muss ihn nur gehen wollen. Tgs, ein Kommentar von Sascha Karberg
Inzidenz steigt auf 446,7 – 44.401 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen hat wieder einen neuen Höchststand verzeichnet: Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagmorgen erhöhte sich der Wert auf 446,7. Am Samstag lag er bei 444,3, am Sonntag vergangener Woche bei 372,7.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Am 8. November hatte der Wert in Deutschland erstmals die Schwelle von 200 und damit die bisherige Höchstmarke seit Pandemie-Beginn vom Dezember 2020 (197,6) übersprungen. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Bundesweit wurden laut RKI-Angaben vom Sonntag binnen 24 Stunden 44.401 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Am Freitag war die bisher höchste Zahl von 76.414 neuen Fällen registriert worden.
Die Zahl der Todesopfer der Pandemie in Deutschland stieg laut RKI um 104 auf 100.883 Fälle. Am vergangenen Donnerstag hatte die Zahl der Corona-Toten in Deutschland die Schwelle von 100.000 überschritten.
Als entscheidenden Maßstab für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen hatten Bund und Länder am 18. November die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz festgelegt. Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.
Ab einem Wert von drei gilt in einem Bundesland flächendeckend für Veranstaltungen die 2G-Regel - das heißt, nur gegen das Coronavirus Geimpfte und von Covid-19 Genesene sind zugelassen. Am Freitag lag die Hospitalisierungsinzidenz laut RKI bundesweit bei 5,97. Am Wochenende werden keine aktuellen Zahlen veröffentlicht.
Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg den RKI-Angaben zufolge auf 5.761.696. Die Zahl der von einer Erkrankung durch das Coronavirus genesenen Menschen in Deutschland bezifferte das Institut mit rund 4.823.700. AFP
Der Erzgebirgekreis ist Anführer mit einer Inzidenz von 2346,6, gefolgt von Görlitz (2266,8) und Bautzen (1940,0) - was ist los in Deutschland Osten?
Leopoldina fordert klare und konsequente Maßnahmen ‒ sofort!
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt angesichts des dynamischen Corona-Infektionsgeschehens sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen. Unmittelbar wirksam ist es aus medizinischer und epidemiologischer Sicht, die Kontakte von Beginn der kommenden Woche an für wenige Wochen deutlich zu reduzieren
, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme. Aufgrund der nachlassenden Immunität müssten diese Maßnahmen vorübergehend auch für Geimpfte und Genesene gelten, die in dieser Zeit eine Auffrischungsimpfung erhalten müssen.
Die Impfkampagne müsse massiv verstärkt und eine Impfpflicht stufenweise eingeführt werden. Insgesamt sollten bis Weihnachten neben Erst- und Zweitimpfungen rund 30 Millionen Drittimpfungen ermöglicht werden, so die Leopoldina.
Mit Blick auf Kinder und Jugendliche empfiehlt die Leopoldina vorgezogene Weihnachtsferien und regelmäßige Corona-Tests mindestens dreimal pro Woche. Während des gesamten Aufenthalts in den Schulen sollten Lehrer und Schüler aller Klassenstufen Masken tragen. Eine Aussetzung der Präsenzpflicht und ein Wechselunterricht an Schulen sowie die Schließung von Kitas sollten möglichst vermieden werden.
dpa
Verdacht auf Omikron-Variante bei deutschem Reiserückkehrer
Die neue Omikron-Variante des Coronavirus ist nach Angaben des hessischen Sozialministers Kai Klose mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
in Deutschland angekommen. Das teilte der Grünen-Politiker am Samstagmorgen auf Twitter mit.
Bei einem Reiserückkehrer aus Südafrika seien mehrere für Omikron typische Mutationen gefunden worden. Nach Angaben des Ministeriums in Wiesbaden reiste die Person über den Frankfurter Flughafen ein. Es besteht also ein hochgradiger Verdacht, die Person wurde häuslich isoliert. Die vollständige Sequenzierung steht zum aktuellen Zeitpunkt noch aus
, twitterte der in Hessen auch für Gesundheit zuständige Minister.
Die zuerst im südlichen Afrika nachgewiesene Omikron-Variante (B.1.1.529) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregend
eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass die Variante die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die neue Variante hat, steht allerdings noch nicht fest. Bis es darüber Klarheit gebe, kann es laut WHO noch Wochen dauern. dpa
Astrazeneca-Mitentwickler:
Vorhandene Impfstoffe sollten gegen gegen Omikron-Variante schützen
Der Mitentwickler des Astrazeneca-Impfstoffs, Andrew Pollard, geht davon aus, dass ein neuer Impfstoff gegen die Omikron-Variante des Coronavirus bei Bedarf sehr schnell
entwickelt werden könnte. Er glaube, dass die vorhandenen Vakzine gegen die zuerst in Südafrika entdeckte neue Variante funktionieren sollten, sagte der Leiter der Oxford Vaccine Group am Samstag der BBC. Dies werde sich aber erst nach weiteren Untersuchungen in den kommenden Wochen herausstellen.
Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass es in einer geimpften Bevölkerung zu einem Neustart einer Pandemie kommt, wie wir ihn letztes Jahr (mit der Delta-Variante) erlebt haben
, sagte Pollard. Aber falls erforderlich, seien die Verfahren zur Entwicklung eines neuen Impfstoffs zunehmend gut geölt, so dass man bei Bedarf sehr schnell handeln könnte
. AFP
Kanzlerkandidat Scholz kündigt konsequentes Handeln an
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat in der sich dramatisch zuspitzenden Corona-Pandemie konsequentes Handeln angekündigt. Man werde alles tun, was getan werden muss, sagte Scholz am Samstag in Frankfurt am Main beim Bundeskongress der Jusos und sprach von wieder neuen dramatischen Herausforderungen
. Es gebe nichts, was nicht in Betracht genommen werde. Ehrgeiziges Ziel sei, dass jetzt alle Betreffenden eine Booster-Impfung zur Auffrischung bekommen. Er habe ja bereits angekündigt, dass ein Krisenstab eingesetzt werden soll. Es gebe derzeit eine enge Zusammenarbeit der künftigen und der jetzigen Regierung, sagte Scholz am Rande des Bundeskongresses. dpa
Verdacht auf Omikron-Variante auch in Tschechien
Auch in Tschechien besteht der Verdacht, dass die Omikron-Variante des Coronavirus aufgetreten ist. Wie das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit mitteilt, ist eine Person betroffen, die sich in Namibia aufgehalten hat. Weitere Tests würden noch unternommen. Reuters
Hongkongs Omikron-Infizierte weisen ungewöhnlich starke Viruslast auf
Die zwei bestätigten Omikron-Infizierten in Hongkong weisen offenbar eine sehr schnell ansteigende Viruslast auf. Die PCR-Tests der zwei Männer, die wenige Tage zuvor noch negativ ausfielen, enthielten einen Ct-Wert von 18 und 19. Das ist wahnsinnig hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass die zwei bei den letzten PCR-Tests noch negativ waren
, schreibt der Epidemiologe Eric Feigl-Ding, der lange Zeit an der Universität Harvard forschte. Es sehe so aus, als ob die Variante dem Impfschutz tatsächlich entgehen könnte, so Feigl-Ding weiter.
Nach Angaben der Hongkonger Regierung wurde die Omikron-Variante des Coronavirus von einem Reisenden aus Südafrika eingeschleppt, der sich seit seiner Ankunft am 11. November in einem Quarantäne-Hotel befand. Am 13. November wurde er dann positiv getestet.
Es wird davon ausgegangen, dass der Mann trotz strenger Isolation einen 62-Jährigen im gegenüberliegenden Zimmer des Quarantäne-Hotels angesteckt hat. Dieser wurde am 18. November während seines vierten PCR-Tests positiv getestet. In beiden Fällen wurde bei einer späteren Genomsequenzierung deutlich, dass sie sich mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert hatten.
Einer Stellungnahme der Hongkonger Regierung zufolge soll der Einreisende aus Südafrika möglicherweise keinen ausreichenden Mundschutz getragen haben, als er seine Hoteltür beim Entgegennehmen von Essensbestellungen geöffnet habe. Dies sei womöglich der Grund für die Infektion trotz Quarantäne-Isolation. dpa
Niederlande verzeichnen mehr als 60 Infektionen bei Reisenden aus Südafrika
In den Niederlanden sind 61 Flugpassagiere aus Südafrika positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Tests seien bei der Ankunft am Flughafen Schiphol in Amsterdam vorgenommen worden, teilte die niederländische Gesundheitsbehörde GGD am Samstag mit. Die Passagiere kamen demnach mit zwei Flügen aus Südafrika an. Neben den 61 positiven Ergebnissen habe es 531 negative Coronatests gegeben. Die niederländischen Behörden erklärten, die in Amsterdam positiv Getesteten würden in einem Quarantänehotel nahe des Flughafens untergebracht. Es werde nun untersucht, ob sie sich mit der neuen Virusvariante angesteckt haben.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Variante B.1.1.529 am Freitag als besorgniserregend
eingestuft. Experten befürchten, dass die vielen Mutationen der Variante dazu führen, dass sich der Erreger schneller ausbreitet oder die Impfstoffe ihre Schutzwirkung verlieren. Am Freitag wurde ein erster Fall in Belgien gemeldet. dpa
Bundesregierung hat keine Informationen über Impfquote in Pflegeberufen
Das Bundesgesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben keine Informationen darüber, wie hoch die Impfquote in medizinischen Berufen ist. Das berichtet das RedaktionsNetzwerk Deutschland
unter Berufung auf eine Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Konstantin Kuhle. Informationen zu den Impfquoten bei pflegerischen und ärztlichen Berufen liegen dem Robert Koch-Institut nur auf der Basis von einzelnen stichprobenartigen Studien vor
, heiße es darin.
Kuhle sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland
dazu, wenn das Bundesgesundheitsministerium die Frage nicht beantworten könne, wie hoch die Impfquote etwa in den verschiedenen Bereichen der Pflege sei, dann zeige das: Deutschland ist von der scheidenden Bundesregierung auf die Einführung einrichtungs- oder tätigkeitsbezogener Impfpflichten schlampig vorbereitet worden.
Wenn die künftige Bundesregierung die Arbeit übernehme, müsse die Datengrundlage für politische Entscheidungen verbessert werden. epd
In Thüringen wird offenbar Impfstoff knapp
Ärzte und Impfstellen in Thüringen bekommen offenbar deutlich weniger Impfstoffe, als sie bestellt haben. Vom Vakzin des Herstellers Biontech, der beispielsweise am kommenden Mittwoch geliefert werden sollte, werde nur etwa ein Drittel geliefert. Das sagte der Leiter des Pandemiestabs der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KV), Jörg Mertz, der Thüringer Allgemeinen.
Infolgedessen würden vom 1. Dezember an alle Personen, die 30 Jahre und älter sind, bei ihren Terminen mit dem Vakzin von Moderna geimpft. Dieser Impfstoff ist keineswegs schlechter als der von Biontech, er hat sogar weniger Nebenwirkungen
, sagte Mertz der Zeitung.
Die Rationierung betreffe auch den Einmalimpfstoff von Johnson & Johnson. Von den für nächste Woche bestellten rund 5.000 Dosen würden für ganz Thüringen nur 440 geliefert, sagte Mertz. Das konterkariere zum Teil die Anstrengungen, die das Thüringer Gesundheitsministerium und die KV unternehmen, um der sprunghaft gestiegenen Nachfrage nach Impfungen gerecht zu werden. Gleichzeitig erklärte Mertz, dass bereits gebuchte Impftermine eingehalten werden. epd
Braun: Impfpflicht wohl nicht vermeidbar
Angesichts rasant steigender Infektionszahlen und überlasteter Kliniken steht der CDU-Vorsitzkandidat Helge Braun der Diskussion über eine allgemeine Impfpflicht offen gegenüber. Angesprochen auf die Aussage von Serap Güler, die er im Fall seiner Wahl zum CDU-Chef als Generalsekretärin vorschlagen will, sagte Braun der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
, eine solche Pflicht werde sich wohl nicht vermeiden lassen. Da hat sie leider recht.
Er fügte hinzu: Ich befürchte, dass eine Impfpflicht gesellschaftlich spaltet. Aber eine nicht enden wollende Pandemie spaltet auch.
Er finde es traurig, dass so viele nicht freiwillig das Impfangebot wahrnähmen.
Vor rund zwei Wochen hatte der geschäftsführende Kanzleramtsminister eine allgemeine Impfpflicht gegenüber Welt am Sonntag
noch abgelehnt. Güler hatte sich vor einigen Tagen in einem Interview mit RTL offen für eine solche Pflicht geäußert.
Braun sagte nun der FAS
, er wünsche sich, dass der Ethikrat sich jetzt intensiv mit den vielen offenen Fragen beschäftigt: Was sind die Sanktionen, wenn man einer Impfpflicht nicht nachkommt? Für wen gilt sie überhaupt? So eine grundlegende Frage sollte in einem breiten politischen Konsens entschieden werden
.
Neben Braun kandidieren für den CDU-Vorsitz Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Außenpolitiker Norbert Röttgen. dpa
Polizei meldet deutliche Zunahme von Impfpassfälschungen
Die Polizei verzeichnet einem Bericht der Welt am Sonntag
zufolge einen deutlichen Anstieg beim Handel mit gefälschten Impfnachweisen. Allein in elf Landeskriminalämtern seien seit Jahresbeginn zusammen mehr als 2.500 Fälle bekanntgeworden, die meisten in den vergangenen Wochen. Hinzu kommen laut Bericht mehrere hundert Fälle aus Baden-Württemberg und Niedersachsen, die von Ermittlungsverfahren im dreistelligen Bereich sprechen, und dem Saarland, das von zweistelligen Fallzahlen berichtete. Nordrhein-Westfalen und Hessen hätten auf Anfrage keine Fallzahlen nennen können. Fast alle Landeskriminalämter hätten mitgeteilt, dass in den vergangenen Wochen der Handel mit gefälschten Impfzertifikaten vor allem im Internet spürbar zugenommen habe – einhergehend mit den 2G-Regeln vielerorts, die Zugang zu öffentlichen Orten nur noch für Geimpfte und Genesene ermöglichen. Besonders viele Fälle habe Bayern gemeldet. Dort seien seit Jahresbeginn 1.286 Vorkommnisse bekanntgeworden – etwa die Hälfte davon allein im November. Reuters
Inzidenz steigt auf 444,3 – 67.125 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen verzeichnet weiterhin neue Höchststände. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstagmorgen erhöhte sich der Wert auf nunmehr 444,3. Am Freitag lag er bei 438,2, am Samstag vergangener Woche bei 362,2.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Am 8. November hatte der Wert in Deutschland erstmals die Schwelle von 200 und damit die bisherige Höchstmarke seit Pandemie-Beginn vom Dezember 2020 (197,6) übersprungen. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Bundesweit wurden laut RKI-Angaben vom Samstag binnen 24 Stunden 67.125 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet, am Vortag war die bisher höchste Zahl von 76.414 neuen Fällen registriert worden.
Die Zahl der Todesopfer der Pandemie in Deutschland stieg laut RKI um 303 auf 100.779 Fälle. Am vergangenen Donnerstag hatte die Zahl der Corona-Toten in Deutschland die Schwelle von 100.000 überschritten.
Als entscheidenden Maßstab für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen hatten Bund und Länder am 18. November die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz festgelegt. Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.
Ab einem Wert von drei gilt in einem Bundesland flächendeckend für Veranstaltungen die 2G-Regel - das heißt, nur gegen das Coronavirus Geimpfte und von Covid-19 Genesene sind zugelassen. Am Freitag lag die Hospitalisierungsinzidenz laut RKI bundesweit bei 5,97.
Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg den RKI-Angaben zufolge auf 5.717.295. Die Zahl der von einer Erkrankung durch das Coronavirus genesenen Menschen in Deutschland bezifferte das Institut mit rund 4.803.100. AFP
Luftwaffe setzt fliegende Intensivstation ein
Die Luftwaffe wird sich von Freitagnachmittag an mit einem Spezialflugzeug an der Verlegung von Intensivpatienten in der Corona-Pandemie beteiligen. Ein Airbus A310 MedEvac soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur um 14.00 Uhr auf dem bayerischen Flughafen Memmingen landen und Schwerkranke nach Münster-Osnabrück in Nordrhein-Westfalen fliegen.
Schnelle Transportkapazitäten mit Flugzeugen sollen eingesetzt werden, um Intensivpatienten bei einer regionalen Überlastung von Krankenhäusern in Regionen mit freien Kapazitäten fliegen zu können.
Die Luftwaffe hält zwei Flugzeuge für den Hilfseinsatz bereit. Dazu gehört der Airbus A310 MedEvac, eine fliegende Intensivstation
mit sechs dieser Behandlungsplätze, sowie eine umgerüstete Spezialmaschine, in die waren zwei Plätze zur Intensivbehandlung eingebaut worden. In Wunstorf ist zudem ein A400M MedEvac stationiert.
Im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Systems sollen Covid-19-Patienten auch bundesweit verteilt werden können, wenn in einzelnen Regionen der Kollaps von Krankenhäusern droht. Eine Verlegung von Patienten mit anderen Erkrankungen ist laut eines Kriterienkatalogs der Intensivmedizinervereinigung Divi nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Das Konzept war im Frühjahr 2020 unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle ins Leben gerufen worden. dpa
Deutschland hat zu wenig Impfstoffe für Booster-Kampagne
Brandbrief der Kassenärzte: Deutschland hat zu wenig Impfstoffe für Booster-Kampagne. Deutschlands Arztpraxen werden derzeit von Corona-Impfwilligen überrollt – nun fehlt offenbar noch mehr Impfstoff als befürchtet. Tgs
Flugverkehr aus Virusvariantengebiet Südafrika wird eingeschränkt
Wegen der neu aufgetretenen Variante des Coronavirus schränkt die Bundesregierung den Flugverkehr mit Südafrika drastisch ein. Das Land gelte ab der Nacht zum Samstag als Virusvariantengebiet, teilte das Bundesgesundheitsministerium am Freitag mit. In der Folge dürfen Fluggesellschaften nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern.
Zudem müssten alle Eingereisten für 14 Tage in Quarantäne - auch wenn sie vollständig geimpft sind.
Die Europäische Union will den Flugverkehr aus dem südlichen Afrika kappen angesichts der wachsenden Besorgnis über eine neue Corona-Variante. Die Kommission wird in enger Abstimmung mit den Mitgliedstaaten vorschlagen, die Notbremse zu aktivieren, um den Flugverkehr aus dem südlichen Afrika aufgrund der besorgniserregenden Variante B.1.1.529 einzustellen
, twittert EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. dpa, Reuters
Neue Corona-Variante schon in Israel aufgetaucht
In Israel wurde nach offiziellen Angaben eine Person identifiziert, die sich mit einer zuerst in südafrikanischen Ländern entdeckten neuen Variante des Coronavirus infiziert hat. Zwei weitere Personen seien Verdachtsfälle, die noch auf ihre Testergebnisse warteten, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Sie befänden sich in Quarantäne. Eine Sprecherin der Behörde zur Corona-Bekämpfung bestätigte, dass es sich um die Variante B.1.1.529 handelt, die aus dem südlichen Afrika stammt.
Die infizierte Person sei aus Malawi nach Israel zurückgekehrt, hieß es weiter vom Ministerium. Die anderen beiden seien ebenfalls aus dem Ausland zurückgekehrt. Alle drei Personen seien geimpft worden. Ihr genauer Status werde derzeit überprüft. Es werde zudem nach weiteren Kontakten gesucht.
Israel hatte aus Sorge vor der neuen Variante des Coronavirus am Donnerstag sofortige Reisebeschränkungen für mehrere afrikanische Länder verhängt. Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini seien nach einer Sonderberatung als rote Länder
eingestuft worden, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett mit. dpa
Mehr als 3000 Ermittlungsverfahren wegen gefälschter Impfpässe
Allein in Bayern rund 900 Verfahren
In Deutschland laufen bereits mindestens 3100 Ermittlungsverfahren wegen gefälschter Impfpässe. Das ergab eine am Freitag veröffentlichte Umfrage der Wirtschaftswoche
unter den 16 Landeskriminalämtern. Allein in Bayern werden rund 900 Ermittlungsverfahren geführt. In Köln berichtet die Staatsanwaltschaft demnach von 70 Ermittlungsverfahren in diesem Jahr. Die Landeskriminalämter gehen jedoch von einer beachtlichen Dunkelziffer aus.
Das Bundeskriminalamt beobachtet dem Bericht zufolge auf diversen Messengerkanälen
eine erhöhte Nachfrage nach gefälschten Impfbüchern. In Sachsen-Anhalt etwa verdreifachten sich die Hinweise auf diese Art von Urkundenfälschung seit Mai. In Bayern verkaufte ein Apothekenmitarbeiter unter Pseudonym im Darknet allein im Oktober 500 gefälschte QR-Codes für den digitalen Corona-Impfausweis zum Preis von je 350 Euro.
Der Deutsche Apothekerverband selbst geht bundesweit von einer vierstelligen Zahl von Ermittlungsverfahren
aufgrund von gefälschten gelben Impfbüchern aus, die in Apotheken vorgelegt wurden. Bürger mit manipulierten Pässen mussten strafrechtlich bislang wenig befürchten, wenn sie erwischt wurden. Strafbar machte sich nur, wer gefälschte Gesundheitsdokumente offiziell bei Behörden oder Versicherungen einsetzte, nicht aber in Apotheken oder der Gastronomie.
Diese Lücke schloss der Gesetzgeber nun. Ab sofort können das Fälschen, Ausstellen und der Gebrauch unrichtiger Gesundheitsdokumente mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden, im Fall von gewerbs- oder bandenmäßiger Täuschung sind es bis zu fünf Jahre. Der Apothekerverband erwartet, dass dies eine abschreckende Wirkung
haben dürfte. AFP
Fast 260 Millionen Corona-Infektionen weltweit
Die Zahl der Corona-Infektionen weltweit liegt derzeit bei 259,61 Millionen Fällen, mehr als 5,4 Millionen Menschen sind im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorbenen. Das geht aus einer Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten hervor. Seit dem Auftreten der ersten Fälle in China im Dezember 2019 wurden Infektionen in mehr als 210 Ländern und Territorien gemeldet. Reuters
Marburger Bund appelliert an Solidarität aller Bürger
Der Ärzteverband Marburger Bund hat angesichts der kritischen Lage in vielen Kliniken alle Bürger eindringlich dazu aufgerufen, eine weitere Corona-Ausbreitung abzuwenden. Es gelte, dieser verhängnisvollen Entwicklung Einhalt zu gebieten - durch praktizierte Solidarität mit den Mitmenschen
und mit denen, die in den Krankenhäusern Patienten versorgten und zunehmend an das Ende ihrer Kräfte gelangten, heißt es in einem Appell des Verbands.
Auf Intensivstationen in Regionen mit den höchsten Inzidenzen sinke die Zahl freier Betten durch stetige Zunahme von Covid-19-Patienten. Schon jetzt drohten Patienten Schaden zu erleiden, die ebenfalls schwer erkrankt oder verletzt seien und eine Intensivbehandlung benötigten. Wir alle dürfen dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Gemeinsam können wir die vierte Welle brechen
, erklärte der Marburger Bund. Daher sollten Bürger sich impfen lassen, Kontakte auf ein notwendiges Minimum reduzieren, Gedränge und Großveranstaltungen meiden und Regeln zu Abstand und Masken beachten. dpa
Krankenhausgesellschaft:
Fehlende Impfbereitschaft mit fatalen Folgen für Notfallpatienten
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, hat die mangelnde Corona-Impfbereitschaft von Millionen Bürgern beklagt - und auf die gravierenden Folgen für zahlreiche Patienten jenseits der Pandemie verwiesen, die deshalb nicht behandelt werden könnten. 75 Prozent aller Krankenhausstandorte mit Intensivstationen melden heute einen nur noch eingeschränkten Betrieb
, schreibt Gaß in einem Beitrag für die Rheinische Post
.
Konkret bedeute dies, dass wie im Januar 2021 erneut fast jeder dritte Patient im Regelsystem nicht versorgt werden könne. Wir werden rund 20 Prozent weniger Darmkrebs-Operationen durchführen und etwa sieben Prozent weniger Operationen bei Frauen mit Brustkrebs
, schreibt Gaß. Auf eine Warteliste gesetzt zu werden, sei für jeden einzelnen Krebspatienten psychisch und körperlich schwer zu ertragen.
Der DKG-Präsident warnte auch vor fatalen Auswirkungen der hohen Klinikauslastung für Notfallpatienten. Es werden mehr Menschen in dieser Notfallsituation sterben, als dies normalerweise der Fall ist, und es werden mehr Menschen lebenslang schwere Folgeschäden zum Beispiel bei einem Schlaganfall davontragen, als dies bei einer schnellen Therapie sein müsste.
Dies alles seien die unmittelbaren Folgen einer unzureichenden Impfquote und der daraus resultierenden hohen Infektionszahlen mit schweren Covid-19-Verläufen
, schreibt Gaß. Angesichts der fehlenden Einsicht bei einem Teil der Bevölkerung
forderte Gaß eine allgemeine Impfpflicht. Nur so könne die Pandemie überwunden werden. AFP
Apothekerverband:
Hausärzte erhalten weniger Biontech/Pfizer-Dosen als bestellt
Hausärzte werden in der nächsten Woche vermutlich nur die Hälfte der von ihnen bestellten Impfstoffe von Pfizer und Biontech erhalten. Es sieht so aus, dass die Ärzte nur knapp 50 Prozent der vorbestellten Biontech-Impfstoffe in der nächsten Woche bekommen, teilweise sogar weniger als die ursprünglich garantierten 30 Impfdosen
, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der Düsseldorfer Rheinischen Post
. Das liege vermutlich daran, dass bei Arztpraxen zugunsten der Impfzentren und öffentlichen Impfteams gespart werde. Sofern die Hausärzte Moderna-Impfstoff bestellt hätten, würden sie diesen aber in vollem Umfang bekommen: 3,9 Millionen bestellte Moderna-Dosen werden ungekürzt ausgeliefert werden können
, so Preis. Reuters
WHO-Mitglieder wollen Verhandlungen über bessere Pandemie-Vorbereitung
Die 194 Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wollen aller Voraussicht nach Verhandlungen über einen globalen Pandemievertrag oder ein ähnliches Abkommen auf die Schiene bringen. Vor dem außerordentlichen Ministertreffen ab Montag (29. November) zeichne sich dazu breite Einigkeit ab, verlautete aus diplomatischen Kreisen in Genf. So ein Vertrag soll verhindern, dass sich ein Virus wie in der Corona-Pandemie erneut global verbreiten und alle Länder in eine Krise stürzen kann. Es ist erst die zweite außerordentliche Versammlung in der über 70-jährigen Geschichte der WHO.
Was der Pakt genau regeln soll, welche Vorschriften er macht, ob er Sanktionen enthält und wie verbindlich er sein soll - diese Fragen bleiben zunächst ungeklärt. Die EU steht hinter den Plänen, ebenso WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. In den USA, aber auch in China und anderen Ländern gibt es Vorbehalte gegen Auflagen, die die nationale Souveränität in irgendeiner Weise einschränken. Denkbar ist nach Angaben aus diplomatischen Kreisen, dass sich einem solchen Vertrag zunächst nicht alle Länder anschließen.
Bei dem Ministertreffen soll nach bisherigen Plänen lediglich ein Mandat für Verhandlungen beschlossen werden. Eine Arbeitsgruppe soll dann die inhaltliche Themen bestimmen und womöglich bis Sommer 2022 erste Entwürfe vorlegen. Nach Angaben der Rechtsabteilung der WHO könnte ein Vertrag innerhalb weniger Monate ausgehandelt werden. dpa
Kommentar HK: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bild' ich einen Arbeitskreis … Konsequenzen aus dem jetzt erlebten Desaster ziehen? Fehlanzeige!
Mehr als 76.000 Neuinfektionen - Inzidenz steigt auf 438
Die Zahl der binnen eines Tages ans Robert Koch-Institut übermittelten Corona-Neuinfektionen hat wieder einen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI-Angaben von Freitagmorgen 76.414 Fälle in 24 Stunden. Vor genau einer Woche waren es 52.970 erfasste Neuinfektionen gewesen. Die Sieben-Tage Inzidenz gab das RKI mit 438,2 an - ebenfalls ein Höchstwert. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 419,7 gelegen, vor einer Woche bei 340,7 (Vormonat: 113,0).
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 357 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 201 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.650.170 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 5,79 an (Mittwoch: 5,74). Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 in den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängt werden. dpa
Rosenmontagszug in Köln soll nicht verschoben werden
Anders als in Düsseldorf soll der Kölner Rosenmontagszug trotz der Corona-Pandemie am 28. Februar 2022 durch die Straßen ziehen. Der Karneval ist kein reines Partyevent, das man beliebig planen und verschieben kann
, teilte das Festkomitee Kölner Karneval am Donnerstag nach einem Treffen mit Vertretern der Landesregierung und der Karnevalshochburgen Aachen und Bonn mit.
Er ist ein jahrhundertealtes Brauchtum und bewegt sich als solches in einem festen zeitlichen Rahmen.
Auch die Karnevalisten aus Bonn und Aachen lehnten demnach eine Verschiebung ab und seien überrascht und irritiert
über die Entscheidung der Düsseldorfer Jecken.
Das Comitee Düsseldorfer Carneval hatte am Mittwochabend angekündigt, den Rosenmontagszug wegen der Pandemie im kommenden Jahr auf den 8. Mai zu verschieben. Der neue Termin eröffne die Chance, den Düsseldorfer Rosenmontagszug in der gewohnten Weise mit Tausenden von Zuschauern am Straßenrand durchzuführen, hieß es zur Begründung.
Es ist mehr als traurig, dass in Düsseldorf rein wirtschaftliche Gründe dafür sorgen, dass alle Regeln des Brauchtums über Bord geworfen werden
, sagte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn laut Mitteilung. In Köln sei schon vor geraumer Zeit festgelegt worden, dass der Rosenmontagszug unter 2G-Bedingungen - nur für Geimpfte und Genesene - stattfinden werde. Allerdings würden die Planungen immer wieder den aktuellen Entwicklungen angepasst. dpa
Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen erstmals über 1000
Erstmals ist in einem Bundesland der Inzidenzwert über 1000 gestiegen. Für Sachsen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag einen Wert von 1074,6, am Mittwoch lag die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche in dem Bundesland noch bei 935,8.
Innerhalb eines Tages zählten die Gesundheitsämter in Sachsen 11.581 neue Corona-Infektionen, 42 Todesfälle kamen hinzu. Bundesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 419,7 (Vortag: 404,5).
Landesweit waren neun der zehn Landkreise in Sachsen über dem Inzidenzwert von 1000. Unterhalb dieses Wertes liegen nur noch die Großstädte Dresden (630,3), Leipzig (869,1) und Chemnitz (972,2) sowie der Landkreis Görlitz (735,6). Bundesweiter Hotspot bleibt der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 1688,0. dpa
RKI meldet mehr als 75.000 Neuinfektionen - Inzidenz steigt auf 419,7
In Deutschland sind nach offizieller Zählung mehr als 100.000 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben. Das Robert Koch-Institut gab die Zahl am Donnerstagmorgen mit 100.119 an.
Die Zahl der binnen eines Tages übermittelten Corona-Neuinfektionen überschritt erstmals die Schwelle von 70.000 Neuinfektionen. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI-Angaben 75.961 Fälle in 24 Stunden. Vor genau einer Woche waren es 65.371 erfasste Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag demnach bei 419,7 - ebenfalls ein Höchstwert seit Beginn der Pandemie. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 404,5 gelegen, vor einer Woche bei 336,9 (Vormonat: 110,1).
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 351 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 264 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.573.756 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Mittwoch mit 5,74 an (Dienstag: 5,60). Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 in den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Donnerstag mit 4.744.400 an. dpa
FDP - Allgemeine Impfpflicht derzeit kein Thema
Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, will eine allgemeine Impfpflicht nicht ausschließen. Es verbiete sich, in einer dynamischen Lage irgendetwas kategorisch auszuschließen, sagt er in der ARD. Doch helfe eine allgemeine Impfpflicht derzeit nicht, die vierte Welle zu brechen. Deshalb stehe sie derzeit nicht auf der Tagesordnung. Reuters
Lehrerpräsident warnt vor Kontrollverlust
des Infektionsgeschehens
Lehrerpräsident Heinz-Peter Meidinger sieht die Corona-Lage an den Schulen aus dem Ruder laufen. Der Kontrollverlust ist doch schon da, wenn Schulen wegen heftiger Infektionsausbrüche geschlossen werden müssen und in immer mehr Regionen in Deutschland die Gesundheitsämter nicht nur bei der Kontaktrückverfolgung an Schulen nicht mehr nachkommen, sondern diese komplett eingestellt haben
, sagte Meidinger der Passauer Neuen Presse
vom Donnerstag.
Meidinger warf der Politik vor, sie habe längst nicht alle Optionen ausgereizt, um Schulschließungen zu vermeiden. Neben der Maskenpflicht brauche es engmaschige Testungen, nicht nur ein- oder zwei Mal pro Woche, sondern drei Mal
, forderte er in der Rheinischen Post
vom Donnerstag. Die Kontakte müssten wieder konsequent zurückverfolgt werden. Und wir brauchen endlich Raumluftfilter in den Schulen
, sagte Meidinger. Dass Fördergelder von mehreren Hundert Millionen Euro noch nicht abgerufen wurden, ist ein Skandal.
Meidinger forderte die Länder auf, nicht einseitig die Weihnachtsferien vorzuziehen, ohne weitere Kontaktbeschränkungen einzuführen. Vorzeitige Weihnachtsferien sind unter anderem in Sachsen-Anhalt und Brandenburg geplant. Beim Vorziehen der Weihnachtsferien müsste es gleichzeitig auch mehr Kontaktbeschränkungen in der Gesamtgesellschaft geben, also Lockdowns oder Teil-Lockdowns
, sagte Meidinger der Rheinischen Post
.
Denn so eine Schulschließung light macht ja nur Sinn, wenn das Infektionsgeschehen insgesamt eingedämmt wird, nicht nur in den Schulen.
Eine Situation wie zum Jahreswechsel 2020/2021, als die Schulen auch nach Weihnachten noch monatelang geschlossen blieben, dürfe sich auf keinen Fall wiederholen.
Auch die designierte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach sich trotz steigender Corona-Infektionen gegen Schulschließungen aus. Schülerinnen und Schüler dürften jetzt nicht noch einmal Bildungsrückstände erleiden
, sagte sie bei Bild Live
. AFP
Luftwaffe hält fliegende Intensivstation bereit
Die Luftwaffe hält in Köln nun zwei Flugzeuge für einen Hilfseinsatz zur Verlegung von Intensivpatienten in der Corona-Pandemie bereit. Dazu gehört der Airbus A310 MedEvac, die fliegende Intensivstation, sowie eine umgerüstete Spezialmaschine, in das seien am Vortag zwei Plätze zur Intensivbehandlung eingebaut worden, sagte ein Luftwaffen-Sprecher am Donnerstag.
Über sechs Intensivplätze verfüge der Airbus A310 MedEvac. Schnelle Transportkapazitäten sollen bereitgehalten werden, um Intensivpatienten bei einer regionalen Überlastung von Krankenhäusern in Regionen mit freien Kapazitäten fliegen zu können. dpa
Norddeutschland muss Intensivpatienten aus dem Osten und Süden aufnehmen
Die norddeutschen Bundesländer werden in den kommenden Tagen zehn Corona-Patienten aus Ostdeutschland aufnehmen. Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Niedersachsen werden die Verlegung der Intensivpatienten organisieren, wie das niedersächsische Innenministerium am Donnerstag in Hannover mitteilte.
Hintergrund ist das sogenannte Kleeblatt-Konzept zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten. Bayern und vier weitere Bundesländer hatten vor dem Hintergrund der steigenden Auslastung der bundesweiten Intensivstationen am Dienstag offiziell das Konzept aktiviert. In diesen Tagen soll eine größere Zahl von Patienten aus Bayern, Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg in andere Regionen verlegt werden.
Das Verlegungskonzept wurde in der Corona-Pandemie entwickelt, um bei einer hohen regionalen Auslastung der Intensivstationen die Verteilung von Patienten zu erleichtern. Es war wichtig, dass wir die Möglichkeit der Verlegungen von auf Intensivbetreuung angewiesenen Patienten schon zu Beginn der Pandemie mit initiiert haben
, erklärte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD). Damit würden die besonders stark von der Pandemie betroffenen Bundesländer unterstützt. Pistorius appellierte noch einmal eindringlich an alle, sich impfen zu lassen. dpa
Kimmich hat sich mit Corona infiziert
Über den Impfstatus des Fußballstars wurde viel diskutiert. Nun hat Kimmich Covid-19. Der SPD-Politiker Lauterbach verweist auf ein hohes Risiko Ungeimpfter. Twitter
An Pranger stellen nicht in Ordnung
Bayer Münchens Vereinspräsident Herbert Hainer hat auf der Jahreshauptversammlung des deutschen Fußball-Rekordmeisters erneut für die Impfung gegen das Coronavirus geworben. Man rede bei diesem Thema auch ständig
mit den eigenen Spielern, um diese vom Piks zu überzeugen. Zugleich sei es aber nicht in Ordnung
, ungeimpfte Bayern-Profis wie allen voran Nationalspieler Joshua Kimmich an den Pranger zu stellen.
Der FC Bayern werde immer an der Seite seiner Spieler stehen, versicherte Hainer.
Der 26-jährige Kimmich befindet sich nach einer Corona-Infektion aktuell in Quarantäne. Wir als FC Bayern sehen in der Impfung den besten Weg, das Leben wie vor Corona führen zu können
, sagte der 67 Jahre alte Hainer, der 2019 Uli Hoeneß als Präsident nachgefolgt war. dpa
RKI meldet mehr Corona-Ausbrüche in Schulen
In Schulen kommt es derzeit wieder deutlich häufiger zu Corona-Ausbrüchen. Das geht aus dem Wochenbericht des Robert Koch-Instituts hervor, der am Donnerstagabend veröffentlicht wurde. Nach einem kurzzeitigen Rückgang während der Herbstferien wird jetzt ein sehr rascher Anstieg beobachtet.
Demnach seien zuletzt innerhalb von vier Wochen 1265 Ausbrüche gemeldet worden, hieß es. Allerdings seien die letzten zwei Wochen noch nicht bewertbar. Jüngere Schüler trifft es dabei im Schnitt öfter als ältere.
Aktuell liege die Zahl der Schulausbrüche sehr deutlich
über dem Höchstniveau der zweiten Welle. Anfang November seien etwa dreimal mehr Ausbrüche pro Woche übermittelt worden als im Vorjahr zu dieser Zeit. Bei der zugenommenen Ausbruchshäufigkeit spielen vermutlich die leichtere Übertragbarkeit der Delta-Variante und auch die ausgeweiteten Testaktivitäten eine Rolle, wobei Infektionen, auch asymptomatische, frühzeitig erkannt werden.
dpa
Neue Virus-Variante in Südafrika gibt Grund zur Sorge
In Südafrika ist Wissenschaftlern zufolge eine neue Variante des Coronavirus entdeckt worden. Die Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 weist eine sehr hohe Anzahl von Mutationen auf
, sagte der Virologe Tulio de Oliveira auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Sie gebe in dem Land Anlass zur Sorge
. Die Wirksamkeit der Vakzine gegen diese Virusvariante sei noch unklar.
Bislang sei die Variante auch in Botswana und Hongkong bei Reisenden aus Südafrika entdeckt worden. Gesundheitsminister Joe Phaahla bezeichnete die Variante als ernsthaft besorgniserregend
und als Ursache für einen exponentiellen
Anstieg der gemeldeten Fälle in Südafrika. Es handle sich um eine große Bedrohung
.
Laut Wissenschaftlern weist die neue Variante mindestens zehn Mutationen auf - bei der Delta-Variante sind es zum Vergleich nur zwei. Was uns Sorgen bereitet, ist, dass diese Variante nicht nur eine erhöhte Übertragbarkeit haben könnte, sich also effizienter ausbreitet, sondern auch in der Lage sein könnte, Teile des Immunsystems und den Schutz, den wir in unserem Immunsystem haben, zu umgehen
, sagte der Experte Richard Lessells.
Nach Angaben des südafrikanischen Instituts für Infektionskrankheiten (NICD) stieg die Zahl der Fälle, bei denen die Variante nachgewiesen wurde, in drei Provinzen des Landes besonders stark an. An einer Hochschule in Pretoria sei kürzlich ein Cluster festgestellt worden.
Südafrika ist mit rund 2,95 Millionen Corona-Fällen und mehr als 89.600 Toten das am schwersten betroffene Land in Afrika. Die Impfkampagne ist dort nur schleppend angelaufen, 41 Prozent der Bürger haben bislang eine Dosis erhalten, 35 Prozent sind vollständig geimpft. dpa
Bayern bereitet Verlegung von Intensivpatienten vor
Angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage in den Kliniken bereitet sich Bayern auf den Transport einer größeren Zahl von Intensivpatienten in andere Bundesländer vor. Für den Freistaat sei dazu inzwischen das sogenannte Kleeblatt-Konzept zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten innerhalb Deutschlands aktiviert. Das teilte die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in der Nacht zum Mittwoch mit.
In den nächsten Tagen soll eine größere Anzahl an Patienten in andere Kleeblatt-Regionen verlegt werden. Bayern ist in der Notfall-Struktur das Kleeblatt Süd. Auch die ebenfalls besonders von Corona betroffenen Länder Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg haben den Angaben nach das Konzept aktiviert, sie gehören zum Kleeblatt Ost. Aktuell gab es zuletzt im Norden und in Hessen noch freie Kapazitäten.
Damit Covid-19-Patienten trotz sich abzeichnender Engpässe in einigen Regionen weiterhin intensivmedizinisch behandelt werden können, hatte das strategische Steuerungsgremium von Bund und Ländern zuvor die Kleeblatt-Konferenz aktiviert. Das teilte der Vorsitzende des Arbeitskreises der Innenministerkonferenz für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Hermann Schröder, am Dienstag auf Anfrage mit.
Zweck dieser Konferenz, die sich täglich oder im Zwei-Tages-Rhythmus austauscht, ist es, eine bundesweite Verlegung von Patienten zu organisieren. Dabei geht es darum, freie Plätze und geeignete Transportmittel zu finden. Wir müssen davon ausgehen, dass es zu Verlegungen über ein Kleeblatt hinaus kommen wird
, hatte Schröder der Deutschen Presse-Agentur gesagt.
Unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle hatten Bund und Länder im Frühjahr 2020 ein Konzept für die bundesweite Verlegung von Patienten entwickelt. Im September vergangenen Jahres wurde das sogenannte Kleeblatt-Konzept dann durch die Innen- und Gesundheitsminister beschlossen.
Es sieht vor, dass zunächst innerhalb der fünf Regionen - West, Nord, Ost, Süd, Südwest - verlegt wird. Wenn in einer dieser Regionen absehbar keine freien Plätze mehr vorhanden sind, wird im Austausch mit dem Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Verlegung auch in andere Gebiete organisiert. Eine Fachgruppe des Robert Koch-Instituts berät dabei. dpa
Inzidenz übersteigt erstmals 400er-Marke
Die Zahl der binnen eines Tages ans Robert Koch-Institut (RKI) übermittelten Corona-Neuinfektionen hat abermals einen neuen Höchststand erreicht. Zudem stieg die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des RKI vom frühen Mittwochmorgen erstmals seit Beginn der Pandemie über 400. Den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche gab das Institut mit 404,5 an.
Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 399,8 gelegen, vor einer Woche bei 319,5 (Vormonat: 106,3). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 66.884 Corona-Neuinfektionen - im Vergleich zu 52 826 Ansteckungen vor genau einer Woche. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.05 Uhr wiedergeben.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 335 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 294 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.497.795 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Dienstag mit 5,60 an (Montag: 5,28). Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 in den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängt werden. dpa
Verbesserungsbedarf bei Diagnose und Behandlung von Corona-Spätfolgen
Mit einem neuen Fachverband soll die Behandlung von Corona-Spätfolgen verbessert werden. Für Patienten, die nach einem eigentlich milden Verlauf der Krankheit mit teils schweren Beeinträchtigungen kämpfen, gebe es noch keinen medikamentösen kausalen Therapieansatz
, sagte die Mitinitiatorin und Chefärztin der Median-Reha-Klinik Heiligendamm, Jördis Frommhold, der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb hält sie einen stärkeren interdisziplinären Austausch für nötig.
Wie viele Patienten es insgesamt gibt, darüber fehlten aktuell noch belastbare Zahlen, heißt es vom Robert Koch-Institut (RKI). Eine im Juli 2021 im Fachmagazin The Lancet
veröffentlichte Studie aus Deutschland bietet jedoch einen Anhaltspunkt: Dort heißt es, dass etwa eine von zehn Personen mit zunächst geringen oder keinen Symptomen auch Monate nach der akuten Erkrankung noch Symptome wie Atembeschwerden, Schlaflosigkeit, Geschmacksstörungen und Müdigkeit hatten. Frommhold zufolge könnte das Krankheitsbild bis zu 500.000 Menschen in Deutschland betreffen.
Aus Sicht von Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, besteht das Grundproblem bei Corona-Spätfolgen in der Diagnose: Ohne einen Beleg einer Covid-Infektion durch einen positiven PCR-Test oder einen Bescheid des Gesundheitsamtes sei eine Behandlung in der Praxis schwer möglich. Dies betrifft ihm zufolge jene, die nach einem milden Covid-Verlauf zeitverzögert Symptome entwickeln. dpa
Erhöhte Nachfrage führt regional zu Mangel an Corona-Selbsttests
Die Nachfrage nach Corona-Selbsttests in Apotheken oder Drogerien steigt mit der wachsenden Zahl der Fälle - in einigen Regionen werden sie knapp. In Drogerien komme es bundesweit regional zu Engpässen, wie ein Sprecher der Drogeriekette Rossmann auf Anfrage mitteilte. Aufgrund der aktuell hohen Nachfrage könne es punktuell Probleme bei der Verfügbarkeit geben. Zuvor hatte die Berliner Morgenpost
darüber berichtet.
Auch die Drogeriekette dm berichtete von einer ähnlichen Situation. Derzeit kann es aufgrund der schwankenden Nachfrage sowie gestörter Lieferketten dazu kommen, dass nicht immer alle Produkte ausreichend verfügbar sind
, teilte der Geschäftsführer der dm-Drogeriekette, Sebastian Bayer, mit. Die Drogerie bietet Selbsttests von drei verschiedenen Herstellern an. Online war keiner der Tests verfügbar. Zwei der drei verschiedenen Tests waren der Website zufolge jedoch in den Läden der Kette in allen Bundesländern zu kaufen.
Die Corona-Selbsttests können aber nicht nur in Drogerien, sondern auch in Apotheken gekauft werden - hier kommt es regional ebenso zu Engpässen. In einigen Regionen gibt es derzeit Lieferengpässe für Schnelltests, andere Regionen haben noch keine Probleme
, teilte eine Sprecherin des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) mit.
In welchen Regionen die Tests genau knapp seien, konnte die DAV-Sprecherin nicht sagen. Wenn in einer Apotheke die Tests ausgegangen sind, wird sich die Leiterin oder der Leiter der Apotheke um schnellstmöglichen Nachschub bemühen. Deshalb kann sich die Verfügbarkeit in den Apotheken täglich ändern
, betonte sie. dpa
Spahn schließt Teil-Lockdowns nicht aus
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält ein Vorziehen der Ministerpräsidentenkonferenz vom 9. Dezember auf einen früheren Zeitpunkt angesichts der Corona-Lage in Sachsen für möglich und schließt weitergehende Lockdowns nicht aus. Ich denke sogar, wir werden früher handeln müssen. Wir sehen ja, dass in Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen die Lage sehr ernst ist
, sagt Spahn der Zeitung Rheinische Post
. Wir müssen wohl erstmals Patienten in großem Stil innerhalb Deutschlands verlegen. Das haben wir so noch nicht gehabt in der Pandemie. Das wird noch eine große Herausforderung werden.
Schärfere Maßnahmen für Veranstaltungen, Bars und Clubs müssten geprüft werden, so Spahn. Auf die Frage nach möglichen Teil-Lockdowns sagt er: Ausschließen sollte man in dieser Lage gar nichts, so bitter das ist.
Wichtig sei allerdings, dass alles getan werde, um Schließungen von Kitas und Schulen zu vermeiden.
Spahn beklagte sich auch über das Verhalten von Ungeimpften. Es gibt immer noch diejenigen, die glauben, das Virus können ihnen nichts anhaben. Diese Menschen würde ich am liebsten auf eine Intensivstation zerren und sie im Angesicht des Leids fragen: Was muss eigentlich noch passieren, damit ihr es kapiert?
sagte Spahn der Rheinischen Post
. Reuters, dpa
Stiko bereitet Impfempfehlung für Fünf- bis Elfjährige vor
Die Ständige Impfkommission (Stiko) bereitet eine Empfehlung zur Corona-Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren zum Start der ersten Impfstofflieferung vor. Die Kommission arbeite derzeit noch an der Empfehlung, sagt der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Unser Ziel ist es, diese Empfehlung bis Ende Dezember, möglichst bis zum Start der Auslieferung des Kinder-Impfstoffs an die Länder, fertigzustellen.
Eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zur Zulassung eines Corona-Impfstoffs für Kinder zwischen fünf und elf Jahren wird noch in dieser Woche erwartet. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angekündigt, den Ländern ab 20. Dezember die erste Lieferung mit 2,4 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffs zur Verfügung zu stellen. Reuters
Ethikrats-Vize hält allgemeine Impfpflicht für denkbar
Die stellvertretende Vorsitzende des Ethikrats, Susanne Schreiber, hält eine allgemeine Impfpflicht unter bestimmten Voraussetzungen für denkbar. Eine Impfpflicht berge zwar die Gefahr, durch ihren bevormundenden Charakter die freiwillige Akzeptanz von Impfungen zu senken, sagte Schreiber der Rheinischen Post
. Im Moment können wir jedoch nicht ignorieren, dass sich die pandemische Lage massiv zuspitzt. Wenn Krankenhäuser und Intensivstationen aufgrund der Überlastung ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen können, müssen wir eingreifen - zum Schutz des Klinikpersonals und zum Schutz unser aller Gesundheit.
Schreiber sagte: Je nach Dramatik der Lage können unter solch schwierigen Umständen dann auch gesetzliche Vorgaben zu Impfverpflichtungen - gegebenenfalls gestaffelt nach Gefährdung - aus ethischer Sicht nicht mehr grundsätzlich abgelehnt werden, um das Pandemiegeschehen langfristig in den Griff zu bekommen.
Ohne ausreichende Impfungen sei man für kommende Wellen schlicht nicht gewappnet, wenn Kontaktbeschränkungen und Lockdowns nicht zu unseren ständigen Begleitern werden sollen.
In der Sendung RTL Direkt
sagte Schreiber, bei der allgemeinen Impfpflicht habe der Ethikrat sich bislang zurückgehalten. In der aktuellen Situation ändere sich das aber gerade. Da merkt man, dass wir doch sehr ins Nachdenken kommen, weil wir eben sehen: Die Zahlen steigen, und wir kriegen diese sehr akute Krisensituation.
Noch habe den Ethikrat keinen Auftrag von Bundestag oder Bundesregierung, sich offiziell mit der Impfpflicht zu beschäftigen: Wir haben das im Rat noch nicht ausführlich diskutiert, aber die Zeichen stehen auf Umbruch, im Sinne von: noch mal eine ganz ausführliche Diskussion.
dpa
Neuseeland öffnet Grenzen für Geimpfte erst Ende April
Neuseeland lässt seine Grenzen für Reisende aus dem Ausland noch weitere fünf Monate dicht. Vollständig geimpfte internationale Reisende dürfen ab dem 30. April 2022 wieder einreisen, sagt der für die Corona-Bekämpfung zuständige Minister Chris Hipkins auf einer Pressekonferenz in Wellington. Die Quarantänepflicht entfalle. Die Öffnung soll schrittweise erfolgen: Geimpfte Neuseeländer und Personen mit Dauer-Aufenthaltsgenehmigung, die sich derzeit in Australien aufhalten, dürfen Hipkins zufolge ab dem 16. Januar - aus anderen Ländern ab dem 13. Februar- zurückkehren. Reuters
Stuttgart sagt Weihnachtsmarkt ab
Aus für Budenzauber und Glühwein in Stuttgart: Baden-Württembergs Landeshauptstadt hat am Montagabend ihren Weihnachtsmarkt abgesagt. Wir haben alles versucht, den Weihnachtsmarkt zu ermöglichen. Nachdem heute aber andere große Weihnachtsmärkte in der Region, gerade auch der Barockweihnachtsmarkt in Ludwigsburg und der Mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Esslingen, abgesagt wurden, ziehen wir die Notbremse
, sagte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Andernfalls wäre aus Stuttgarter Sicht der Besucherandrang unter Corona-Bedingungen voraussichtlich nicht mehr kontrollier- und beherrschbar gewesen.
Nopper appellierte an Bund und Land, die Gastronomen und Schausteller, die von den Absagen der Weihnachtsmärkte betroffen sind, mit Corona-Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Es handelt sich ganz überwiegend um kleine Familienbetriebe, die infolge der Pandemie in ihrer Existenz bedroht sind, in diesem Winter nun noch schlimmer als zuvor.
Der Weihnachtsmarkt in Stuttgart sollte am 24. November öffnen und bis zum 30. Dezember dauern. Tgs
Unions-Fraktionsvize Frei fordert Verzicht auf Weihnachtsfeiern
Der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei (CDU), hat Bevölkerung und Betriebe dazu aufgerufen, wegen der Zuspitzung der Corona-Lage keine Weihnachtsfeiern zu veranstalten. Derzeit sollte im Grunde jeder auf alle nicht notwendigen Kontakten verzichten, sagte Frei am Dienstag in der RTL/ntv-Sendung Frühstart
. Nicht überall sei das möglich, aber gerade bei Weihnachtsfeiern sollte man sich sehr gut überlegen, ob das sein muss oder ob man im Sinne der Sache nicht besser darauf verzichten kann
, mahnte der CDU-Politiker. Die Feiern lebten davon, dass man relativ eng zusammenkomme. epd
Inzidenz bei fast 400 – 45.326 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist auf ein weiteres Rekordhoch gestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am frühen Dienstagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 399,8. Er erreichte damit den 16. Tag in Folge einen neuen Höchststand. Am Montag hatte die Inzidenz bei 386,5 gelegen, am Dienstag vergangener Woche noch bei 312,4.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Am 8. November hatte der Wert in Deutschland die Schwelle von 200 und damit die bisherige Höchstmarke seit Pandemie-Beginn von 197,6 überschritten. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Wie das RKI am Dienstag weiter mitteilte, wurden bundesweit binnen 24 Stunden 45.326 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Die Zahl der Todesopfer der Pandemie in Deutschland stieg demnach um 309 auf 99.433 Fälle.
Als entscheidenden Maßstab für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen hatten Bund und Länder am Donnerstag die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz festgelegt. Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.
Ab einem Wert von drei gilt in einem Bundesland flächendeckend für Veranstaltungen die 2G-Regel - das heißt, nur gegen das Coronavirus Geimpfte und von Covid-19 Genesene sind zugelassen. Ab einem Wert von sechs gilt die 2G-Plus-Regel, bei der die zugelassenen Geimpften und Genesenen zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen müssen. Laut den aktuellsten Angaben des RKI zur Hospitalisierungsinzidenz lag dieser Wert am Montag bundesweit bei 5,28.
Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg laut den RKI-Angaben von Dienstagmorgen auf 5.430.91. Die Zahl der von einer Erkrankung durch das Coronavirus genesenen Menschen in Deutschland bezifferte das Institut mit etwa 4.680.000. AFP
Spahn plädiert für flächendeckende 2Gplus-Regel
Zur Bekämpfung der vierten Corona-Welle spricht sich der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Einschränkungen auch für Geimpfte aus. Er habe schon vor drei Wochen für das sogenannte 2Gplus-Modell geworben, sagt der CDU-Politiker in der ARD. Das ist auch eine Einschränkung für Geimpfte und Genesene, weil sie sich zusätzlich testen lassen müssen, um etwa zu einer Veranstaltung zu gehen, sich zu treffen.
2Gplus sollte viel flächendeckender, viel früher zum Einsatz kommen, betont er. Mit Blick auf die aktuelle Diskussion über eine allgemeine Impfpflicht sagt Spahn, diese würde die aktuelle Welle nicht brechen. Zudem sei sie kaum durchsetzbar. Reuters
ORF startet Impflotterie in Österreich
Mit einer Impflotterie will der österreichische Sender ORF Skeptiker doch noch zu einer Corona-Impfung motivieren. Teilnahmeberechtigt sind der Nachrichtenagentur APA zufolge in Österreich lebende Menschen ab 18 Jahren, die zwischen dem 1. Oktober und dem 20. Dezember gegen Covid-19 geimpft wurden oder es noch werden. Als Preise locken unter anderem ein Fertig-Einfamilienhaus und ein Elektroauto.
Insgesamt werden knapp tausend Sachpreise versteigert. Gewinnchancen hat jeder, der sich im Teilnahme-Zeitraum impfen lässt und sich auf der Website https://werimpftgewinnt.orf.at registriert - egal, ob es sich bei der Impfung um die Erst-, Zweit- oder Drittimpfung gegen Covid-19 handelt. Bekanntgegeben sollen die Gewinner an Heiligabend in der ORF-Sendung Licht ins Dunkel
. Zuvor will die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt auf allen ihren Kanälen zur Teilnahme an der Lotterie und zur Impfung aufrufen.
Millionen Menschen in Österreich vertrauen tagtäglich auf die Arbeit der ORF-Journalistinnen und -Journalisten, die täglich 24 Stunden in allen Medien ihr Bestes geben, um die Österreicherinnen und Österreicher auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu informieren
, erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.
Doch Aufklärung und Information reichen manchmal nicht aus, um den unverzichtbaren Beitrag der Schutzimpfung zur Pandemiebekämpfung bei möglichst vielen Menschen zu verankern
, fügte Wrabetz hinzu. Die Lotterie solle eine zusätzliche Motivation für Impfwillige
schaffen. Zugleich sei sie ein großes Danke an alle, die sich bereits haben impfen oder boostern lassen
.
In Österreich gilt wegen der dramatisch hohen Corona-Infektionszahlen seit Montag wieder ein allgemeiner Lockdown. Die Krankenhäuser in dem Land verzeichneten am Montag erstmals mehr als 3000 Corona-Patienten, die stationär behandelt werden müssen. Die Impfrate liegt mit 66 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt. AFP
Brysch für Biontech in Praxen, Moderna in impfzentren
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert, den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer nur noch in Arztpraxen und den Impfstoff von Moderna vornehmlich in Impfzentren und provisorischen Impfstellen zu spritzen. Vorstand Eugen Brysch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), es mache einen logistischen Unterschied, welches Präparat angeboten werde. Aus einer Moderna-Ampulle könnten mehr Impfdosen gezogen werden als aus einem Biontech-Fläschchen. Auch werde in Praxen anders als in Impfzentren in der Regel nicht täglich geimpft. Angebrochene Ampullen könnten nicht ohne Weiteres aufgehoben werden.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag die Gleichwertigkeit beider Impfstoffe unterstrichen. dpa
Rechtsexperten: Allgemeine Impfpflicht verfassungsrechtlich möglich
Mehrere Rechtsexperten halten eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus verfassungsrechtlich für möglich. Es sei zwar ein besonderer Eingriff, wenn der Staat jetzt auch noch die körperliche Integrität der Menschen beeinträchtigt
, sagte der Verwaltungsrechtler Hinnerk Wißmann von der Universität Münster der Welt
. Eine Impflicht sei jedoch das mildere Mittel, wenn die Alternative ist, den freien Staat in Lockdown-Endlosschleifen abzuschaffen
. Uwe Volkmann, Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht an der Goethe-Universität Frankfurt, sagte, die individuelle Eingriffstiefe einer Impfpflicht sei geringer als die andernfalls erforderlichen gravierenden Freiheitseinschränkungen
.
Thorsten Kingreen von der Universität Regensburg hält es für ausgeschlossen, dass das Bundesverfassungsgericht eine allgemeine Impfpflicht generell für unzulässig erklärt. Aktuell seien aber mildere Maßnahmen nicht ausgeschöpft worden, was für die Verhältnismäßigkeit notwendig sei, sagte er der Welt
. Der Verfassungsrechtler Volker Boehme-Neßler von der Universität Oldenburg hält eine allgemeine Impfpflicht für unverhältnismäßig und damit verfassungswidrig, solange es Möglichkeiten zur Kommunikation gibt
. Anders als die Spitzenpolitiker behaupten haben Staat und Politik keineswegs bereits genug mit den skeptischen Bürgern kommuniziert.
dpa
Charité-Experte Sander: Kreuzimpfung bietet immunologische Vorteile
Leif Erik Sander von der Charité weist darauf hin, dass für die Booster-Impfungen mRNA-Impfstoffe empfohlen werden. Die Kreuzimpfung bietet sogar immunologische Vorteile
, sagt er. Wer also zuerst mit dem Vektor-Impfstoff von Astrazeneca geimpft wurde, sollte als dritte Impfung Biontech oder Moderna wählen.
Beide Impfstoffe sind von der Bauart identisch
, sagt Sander. Studien hätten sogar gezeigt, dass Moderna-Geimpfte marginale Vorteile haben könnten. Das seien aber Unterschiede auf hohem Niveau. Wir haben zwei hoch effektive und sichere Impfstoffe. Sie können beruhigt das nehmen, was gerade da ist.
Tgs
Spahn wirbt für Moderna-Impfstoff
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn versucht, Vorbehalte gegen den Moderna-Impfstoff zu entkräften. Moderna ist ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff
, sagt Spahn am Montagmorgen in Berlin. Manche Experten würden sogar sagen, Biontech ist der Mercedes unter den Impfstoffen, Moderna ist der Rolls-Royce.
Die Deutschen würden trotzdem bisher den Biontech-Impfstoff stark bevorzugen, sagt Spahn. Unsere Biontech-Lager leeren sich so schnell, dass wir nicht mehr zur Verfügung stellen können.
Heute und morgen würden insgesamt sechs Millionen Biontech-Dosen ausgeliefert. In den folgenden Wochen seien es aber jeweils nur noch zwei bis drei Millionen Dosen. Es werde nichts zurückgehalten. Alles was wir haben, liefern wir aus
, sagt Spahn. Tgs
68 Millionen Impfdosen gibt Deutschland bislang an ärmere Länder ab
Deutschland hat nach Angaben der Bundesregierung der globalen Initiative Covax bislang rund 68 Millionen Covid-19-Impfdosen konkret zugesagt. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag in Berlin sagte, handelt es sich dabei um 31,4 Millionen Dosen des Impfstoffes Astrazeneca, mehr als 26,6 Millionen Dosen Johnson & Johnson sowie 10,3 Millionen Dosen Biontech. Über Covax werden die Impfdosen an Schwellen- und Entwicklungsländer abgegeben. Die Bundesregierung hat das erklärte Ziel, in diesem Jahr mindestens 100 Millionen, im nächsten 75 Millionen Impfstoffdosen an ärmere Länder abzugeben. epd
PEI-Präsident kritisiert Debatte über Impfstoffe als unangemessen
Der Präsident des Paul-Ehrlich-Institus (PEI), Klaus Cichutek, kritisiert die Debatte über den Einsatz der mRNA-Impfstoffe Moderna und Biontech als unangemessen
. Wir sitzen im Schlaraffenland
, sagt Cichutek. Anders als in vielen anderen Staaten stehe in Deutschland ausreichend sehr guter Impfstoff zur Verfügung. Die Botschaft der Saison
sei vielmehr, dass sich alle impfen lassen sollten. Reuters
Müssen Impflücke schließen
Für Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Berliner Charité, ist klar, die sich zuspitzende Lage in der Pandemie ist einer zu niedrigen Impfquote geschuldet
. Daran bestehe kein Zweifel, sagt Sander in Berlin. Deswegen müssen wir alles unternehmen, um die Impflücken zu schließen.
Reuters
EU-Staaten bekommen Kinder-Impfstoff am 20. Dezember
In Deutschland sollen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Dezember 2,4 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für Kinder ab fünf Jahren zur Verfügung stehen. Die Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA werde wahrscheinlich Ende dieser Woche erfolgen, sagte Spahn am Montag in Berlin. Die gesamte Europäische Union erhalte die erste Lieferung am 20. Dezember.
Deutschland erhalte auf einen Schlag
2,4 Millionen Dosen für die Fünf- bis Elf-Jährigen, so Spahn. Angesichts von 4,5 Millionen Kindern dieser Altersgruppe werde wohl ein großer Teil der anfänglichen Nachfrage bedient werden können. Weitere Lieferungen seien in den ersten Monaten des neuen Jahres zu erwarten. Da Kinder eine andere Dosierung benötigten, seien auch eine andere Abfüllung und ein anderer Vorlauf für den Kinderimpfstoff nötig, erläuterte der geschäftsführende Gesundheitsminister. dpa
Impfstoffe von Moderna und Biontech gleichwertig
Die Corona-Impfstoffe von Moderna und Biontech sind nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) gleichwertig. Ihr Wirkungsgrad liege bei mehr als 90 Prozent, sagt Institutspräsident Klaus Cichutek in Berlin. Studien hätte auch ergeben, dass die Impfreaktionen bei beiden sehr gering seien. Tgs
Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen nähert sich der Marke von 1000
In Sachsen ist die Sieben-Tage-Inzidenz erneut deutlich gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Montag einen Wert von 960,7, am Sonntag lag die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche noch bei 862,1. Innerhalb eines Tages zählten die Gesundheitsämter 5899 neue Infektionen, 9 Todesfälle kamen hinzu. Bundesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 386,5.
Innerhalb Sachsens wurde die höchste Sieben-Tage-Inzidenz aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 1612,4 gemeldet. Es folgt der Landkreis Bautzen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1474,4. Am Montag lagen insgesamt sieben Landkreise über einem Inzidenzwert von 1000. Die niedrigste Inzidenz meldete das RKI für die Landeshauptstadt Dresden (465,5). dpa
RKI-Chef Wiehler: Impfpflicht
als letztes Mittel
Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat eindringlich zur Impfung gegen das Coronavirus aufgerufen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir so viele Menschen wie möglich zum Impfen bewegen und diejenigen, die eine vollständige Grundimmunisierung haben, boostern
, sagte Wieler am Sonntagabend im ZDF-heute journal
.
Auf die Frage nach einer Impfpflicht äußerte sich Wieler zurückhaltend: Das letzte Mittel, was ja inzwischen auch immer wieder diskutiert wird, ist die sogenannte Impfpflicht. Und da bin ich ganz bei der WHO, dass wir das alle nicht wollen.
Es gibt wirklich niemanden, der gern eine Impfpflicht haben möchte
, sagte der RKI-Chef. Aber wenn man alles andere versucht hat, dann sagt auch die WHO, dass man über eine Impfpflicht nachdenken muss.
epd
Industrie rechnet wegen steigender Corona-Zahlen mit schwierigem Winter
Die Sorgen der unter Materialmangel leidenden deutschen Industrie wachsen angesichts rasant steigender Corona-Infektionszahlen. Die jüngste Entwicklung des internationalen Infektionsgeschehens erhöht die Risiken für die Industrieproduktion in diesem Winter massiv
, sagte Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Schon ohne neue öffentliche Corona-Beschränkungen ist eine erneute spürbare Kaufzurückhaltung zu befürchten.
Viele Hersteller können die gut gefüllten Orderbücher wegen Lieferengpässen nicht wie gewohnt abarbeiten. Das dämpft die Produktion, wie aus dem aktuellen Industriebericht des BDI hervorgeht. Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes war die Industrieproduktion zuletzt gesunken. Hart trifft es dem BDI zufolge unter anderem die Autobauer, die unter Rohstoffknappheit und Halbleitermangel leiden.
Wir erwarten für das Jahr 2021 nur noch einen Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um vier Prozent - halb so viel wie bislang
, sagte Lang. Um das Niveau vor der Corona-Krise zu erreichen, müsste die deutsche Industrie im kommenden Jahr dann um siebeneinhalb Prozent wachsen. Nach Angaben des BDI leidet die deutsche Industrie im internationalen Vergleich unter einer besonders großen Lücke bei der Produktion gemessen an der Vorkrisenzeit. Der Verband beziffert die Lücke für die beiden Jahre 2020 und 2021 auf gut elf Prozent. Kein anderes Industrieland müsse eine so starke Einbuße verkraften.
Zuversichtlicher ist der BDI bei den Exporten. Selbst bei einer Stagnation bis zum Jahresende dürften die deutschen Exporte im Gesamtjahr 2021 einschließlich Preiserhöhungen (nominal) um zwölf Prozent steigen und damit das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 leicht überschreiten. In den ersten neun Monaten waren die Warenausfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 14 Prozent gestiegen. dpa
Biontech-Gründer Sahin: Booster schützt sehr gut vor Erkrankung
Der Schutz vor einer schweren Corona-Erkrankung ist beim Biontech-Impfstoff nach Angaben von Unternehmensgründer Ugur Sahin bis zum neunten Monat sehr hoch. Dies zeigten kürzlich veröffentlichte Studien, sagte Sahin der Bild am Sonntag
. Der Impfschutz beginne aber ab dem vierten Monat
abzunehmen.
Sahin sprach sich für Auffrischungsimpfungen aus. Ein Booster schützt zum einen den Geimpften sehr gut vor Erkrankung, er hilft aber auch, weitere Ansteckungsketten zu unterbrechen.
Das könne uns über den anstehenden schwierigen Winter helfen. Sahin sagte dem Bericht zufolge: Wichtig ist die Tatsache, dass die dritte Impfung den Schutz wieder anhebt. Entsprechend erwarten wir, dass er länger anhält als der Schutz nach der Doppelimpfung und nachfolgende Auffrischimpfungen vielleicht nur jedes Jahr - ähnlich wie bei Influenza - gebraucht werden.
dpa
Grünen-Experte fordert Vorbereitung für Patientenverlegungen
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen fordert wegen der anhaltend starken Zunahme von Corona-Infektionen umfassende Vorbereitungen für Patientenverlegungen in andere Kliniken. Dies sei ein koordinativer Kraftakt
, der frühzeitig und zentral gesteuert werden sollte, sagte der Bundestagsabgeordnete. Es ist durchaus realistisch, dass Hunderte Patienten in Kürze verlegt werden müssen.
Für diese Herausforderung brauche es endlich einen operativen Bund-Länder-Krisenstab, den es bereits seit Beginn der Pandemie hätte geben müssen.
Schon nächste Woche werden zahlreiche Intensivstationen keine neuen Patienten mehr aufnehmen können
, warnte Dahmen. Im Süden und Osten des Landes reichten die Versorgungskapazitäten absehbar nicht aus. Da wir wissen, dass etwa 0,7 Prozent aller Neuinfizierten auf der Intensivstation landen werden, können wir den Bedarf an Intensivbetten heute bereits zuverlässig für die nächsten zehn Tage vorhersagen.
Daher müsse jetzt mit länderübergreifender Koordination und der logistischen Organisation der Patientenverteilung begonnen werden. Das gelingt nur zentral und nicht, indem wir es auf ohnehin überlasteten Schulter abladen.
dpa
Deutsche Bahn bereitet sich auf 3G vor
Die Deutsche Bahn will Anfang der Woche bekanntgeben, wie sie mit der neuen 3G-Regel für Fahrgäste umgehen wird. Die DB bereitet sich auf die Umsetzung der jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vor
, sagte ein Sprecher. Man stelle sich darauf ein, dass die neuen Regeln im Laufe der Woche in Kraft träten. Bundestag und Bundesrat hatten wegen stark gestiegener Corona-Zahlen beschlossen, dass Fahrgäste in Bussen und Bahnen geimpft, genesen oder getestet sein müssen (3G). Erwartet wird, dass die Regelung ab Mitte der Woche greift.
Als Teil der Daseinsvorsorge werden wir alles daransetzen, um der Verantwortung gerecht zu werden
, versicherte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen. Die Betriebe gingen daher auf Polizei und Ordnungsämter zu, damit zur Kontrolle gemeinsam effektive Stichproben durchgeführt werden könnten. Der Verband sprach von einer schwierigen hoheitlichen Aufgabe. dpa
Tourismusbeauftragter rechnet mit Impfpflicht
Der Tourismusbeauftragte der geschäftsführenden Bundesregierung, Thomas Bareiß, rechnet mit einer Corona-Impfpflicht auch in Deutschland. Die sich immer mehr zuspitzende Lage mache deutlich, dass eine Impfpflicht früher oder später nicht vermeidbar sei, sagte der CDU-Politiker. Es war in der Rückschau betrachtet falsch, das nicht gleich von Anfang an zu sehen. Die damalige Hoffnung ist nachvollziehbar, aber war nicht realistisch.
Nach der Ankündigung Österreichs, im Februar eine Corona-Impfpflicht einzuführen, wird auch in Deutschland über das Thema diskutiert. Bareiß sagte: Für mich ist es politisch nicht mehr verantwortbar, dass ganze Branchen, Einzelhändler, Restaurantbetriebe, Clubs, Bars und die ganze Kino-, Kultur- und Veranstaltungsszene 20 Monate im staatlich verordneten Krisenzustand leben und vor großen Existenzängsten stehen, während sich andere die Freiheit nehmen, sich nicht zu impfen.
Man habe bisher mit historischen Maßnahmen und Summen Unternehmen retten können. Auf Dauer gehe das nicht. dpa
Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 372,7
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut auf einen Höchststand gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 372,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 362,2 gelegen, vor einer Woche bei 289 (Vormonat: 85,6). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 42.727 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.35 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 33.498 Ansteckungen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 75 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 55 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.354.942 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 5,34 an (Donnerstag: 5,30). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Schärfere Corona-Regeln für Schleswig-Holstein beschlossen
Schleswig-Holsteins Landesregierung hat schärfere Corona-Regeln auf den Weg gebracht. Die am Samstag vom Kabinett beschlossene Corona-Verordnung schließt Menschen ohne Covid-19-Schutzimpfung ab Montag von weiten Teilen des öffentlichen Lebens aus. Das Grundprinzip lautet: Bei Freizeitveranstaltungen gilt 2G (geimpft, genesen), bei beruflichen Veranstaltungen und für Jugendliche 3G (geimpft, genesen oder getestet). Ungeimpfte dürfen keine Innenräume von Freizeitstätten und Gaststätten mehr besuchen. Kinder bis einschließlich sieben Jahren und minderjährige Schüler, die regelmäßig in der Schule getestet werden, sind davon ausgenommen. dpa
Nächtliche Ausgangssperre für Ungeimpfte im Schwarzwald-Baar-Kreis
Wegen eines außergewöhnlich starken Anstiegs an Corona-Infektionen dürfen Ungeimpfte im Schwarzwald-Baar-Kreis von Montag an nachts nur noch aus triftigem Grund ihre Wohnungen verlassen. Das Verlassen der eigenen vier Wände in dem Corona-Hotspot zwischen 21 Uhr und 5 Uhr sei nur noch für medizinische Notfälle und aus Arbeitsgründen erlaubt, sagte Landrat Sven Hinterseh am Samstag. Die Allgemeinverfügung gilt ab Montag.
Zutritt zu beispielsweise Gastronomie, Hotels (mit Ausnahme von Geschäftsreisenden) und Einzelhandel sei ausschließlich immunisierten - geimpft und genesen - Besuchern und Kunden gestattet. Ausgenommen von dieser Zutrittsbeschränkung sind Geschäfte und Märkte, die der Grundversorgung dienen wie Lebensmittelmärkte, Apotheken, Tank- und Poststellen, Paketdienste und Banken sowie Betriebe von körpernahen Dienstleistungen.
Das Landesgesundheitsamt hatte am Donnerstag für den Schwarzwald-Baar-Kreis einen außergewöhnlich starken Anstieg des Infektionsgeschehens innerhalb der vergangenen sieben Tage gemeldet. So liegt die Sieben-Tage-Inzidenz pro 10.000 Einwohner nach dem angegebenen Berichtsstand bei einem Wert von 659,6 und damit deutlich über dem Landesdurchschnitt
, hieß es. dpa
Spahn verteidigt Begrenzung bei Biontech-Bestellungen
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die viel kritisierte Begrenzung von Bestellmengen beim Corona-Impfstoff von Biontech verteidigt. Ich weiß, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort in den Arztpraxen und Impfzentren viel zusätzlichen Stress bedeutet. Und das bedauere ich ausdrücklich
, sagte der CDU-Politiker am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachfrage nach Biontech sei in den letzten zwei Wochen so stark gestiegen, dass sich das Lager sehr schnell leere. Allein in der neuen Woche würden fast sechs Millionen Dosen an die impfenden Stellen geliefert. Das sei mehr, als es bisher überhaupt an Booster-Impfungen in Deutschland gegeben habe.
Aus einer Übersicht des Gesundheitsministeriums zu Impfstofflieferungen geht zudem hervor, dass Deutschland in diesem Monat voraussichtlich fast 8,8 Millionen Dosen Biontech über die Initiative Covax an Drittstaaten spenden wird oder gespendet hat.
Mit Biontech und Moderna gebe es zwei exzellente und hoch wirksame Impfstoffe. Von beiden gebe es genug, um bis Jahresende 50 Millionen Menschen zu impfen, sagte Spahn. Ich kann versprechen, dass jeder, der sich impfen lassen will, einen guten, sicheren und wirksamen Impfstoff bekommt.
In manchen Studien zur Wirkung von Auffrischungsimpfungen schneide eine dritte Impfung mit Moderna sogar besser ab als eine mit Biontech. dpa
1,7 Millionen Menschen erhielten diese Woche Booster-Impfung
In Deutschland steigt das Tempo bei der Gabe von Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus - doch es muss noch deutlich schneller gehen. In dieser Woche seien bisher 1,7 Millionen Bürger geboostert
worden, teilte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Twitter mit. Bislang erhielten insgesamt 5,6 Millionen Menschen die Auffrischung. Jedoch gibt es noch viel zu tun: Angesichts rasant steigender Infektionszahlen hatte das Ministerium kürzlich eine Zielmarke von 20 bis 25 Millionen Auffrischungen bis zum Jahresende genannt. Twitter Jens Span@jensspan
Drosten verweist auf begrenzte Aussagekraft von Antigen-Schnelltests
Der Virologe Christian Drosten hat auf eine begrenzte Aussagekraft von Antigen-Schnelltests zum Erkennen einer Coronavirus-Infektion hingewiesen. Vor Symptombeginn sind Schnelltests einfach nicht empfindlich genug. Daher meine Zweifel an 3G
, schrieb er am Samstag auf Twitter mit Bezug auf Regeln, die Geimpften, Genesenen und Getesteten Zugang zu Einrichtungen oder Veranstaltungen gewähren.
Hinsichtlich des Einsatzes solcher Schnelltests bei Geimpften sagte er der Bild
: Es sieht nach meiner vorläufigen Einschätzung so aus, als ob Infektionen bei Geimpften gerade in den ersten Tagen der Infektion nicht so gut durch den Antigen-Schnelltest nachzuweisen sind. Leider ist die Studienlage dazu aber noch nicht ausreichend.
dpa
Patientenschützer: Spahn torpediert Booster-Kampagne
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeworfen, in der Corona-Krise das geplante Hochfahren der Auffrischungsimpfungen zu behindern. Hintergrund ist eine Ankündigung des Spahn-Ministeriums, dass die sogenannten Booster-Impfungen verstärkt mit dem Impfstoff von Moderna anstelle von Biontech vorgenommen werden sollen.
Während die amtierende Bundeskanzlerin, die Regierungschefs der Länder und der Bundestag die große Boosteroffensive ausrufen, torpediert Jens Spahn das Vorhaben
, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. Denn offensichtlich gibt es nicht genügend frei wählbare Vakzine für die impfwilligen Menschen. Praktisch wird das Angebot ausgebremst.
Das Gesundheitsministerium hat als Ziel 20 bis 25 Millionen Auffrischungsimpfungen bis zum Ende des Jahres genannt. In einem Bericht des Ministeriums hatte es Mitte der Woche geheißen, dass angesichts des stark steigenden Bedarfs in den kommenden Wochen zusätzlich zum Präparat von Biontech auch wieder vermehrt Impfstoff von Moderna dafür eingesetzt werden solle.
Das Bundesgesundheitsministerium betonte am Freitag, dass bis Jahresende genug Impfstoff für solche Booster zur Verfügung stehe. Nachdem das Präparat von Biontech bisher mehr als 90 Prozent der Bestellungen ausmache, solle aber vermehrt Moderna eingesetzt werden. Dies solle sichern, dass kurzfristig ausreichend Impfstoff verfügbar ist. Zudem verfielen eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022, was aber vermieden werden müsse.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erklärte nach der Ankündigung, in den Praxen sei wegen der Begrenzung bei Biontech-Bestellungen ab 23. November nun mit deutlich erhöhtem Beratungsbedarf zu rechnen. Beide Impfstoffe seien nach vorliegenden Studiendaten und laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) gleichwertig. Trotzdem wird es hohen Erklärungsbedarf geben, der wertvolle Zeit bindet, die für das Impfen dann fehlt
, sagte KBV-Vize Stephan Hofmeister.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen schrieb am Abend bei Twitter zu dem Vorhaben: Das sollten wir nicht tun! Wir brauchen alles andere als eine Handbremse beim Impfen. Gerade für junge Menschen ist der Biontech-Impfstoff besonders gut verträglich. Auch die Wahl zwischen verschiedenen Vakzinen spielt bei der Entscheidung für die wichtige Erstimpfung eine Rolle.
FDP-Fraktionsvize Michael Theurer erklärte: Das muss ein schlechter Scherz sein.
Es brauche massenhaft Impfungen, um kurzfristig die Boosterwirkung sicherzustellen und die Impfquote zu erhöhen. Hier jetzt Höchstmengen zu definieren, ist absolut kontraproduktiv und setzt ein völlig falsches Signal. Alles was verimpft werden kann, muss verimpft werden.
dpa
Protest gegen Begrenzung der Biontech-Auslieferungen
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek protestiert gegen eine vom Bundesgesundheitsministerium angekündigte Begrenzung der Biontech-Auslieferungen. Das sei inakzeptabel, sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in München. Holetschek, der auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Länder ist, will dies nun auf die Tagesordnung der für Montag geplanten GMK-Beratungen setzen. Das muss besprochen und gelöst werden.
Auch Politiker von Grünen und FDP sowie die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierten das Vorhaben.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder betont, dass bis Jahresende genug Impfstoff auch für Auffrischungsimpfungen zur Verfügung stehe. Neben dem Präparat von Biontech/Pfizer solle dafür aber vermehrt das von Moderna eingesetzt werden. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen, was aber vermieden werden müsse.
Für Biontech sollen daher Höchstbestellmengen
definiert werden, wie es in dem Schreiben heißt. Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Betont wird: Bestellungen für Moderna-Impfstoff werden keiner Höchstgrenze unterliegen und vollumfänglich beliefert.
dpa
RKI-Chef Wieler: Bei zu wenig Impfungen droht auch fünfte Welle
Bei unzureichender Impfquote könnte die wellenartige Corona-Ausbreitung nach Ansicht des Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) nach der vierten Welle weitergehen. Wenn das Verringern der Kontakte und das Impfen nicht intensiv gelingt, werden wir nach den jetzigen Modellierungen auch noch eine fünfte Welle bekommen
, sagte Lothar Wieler der Deutschen Presse-Agentur. Es sei bitter, dass sich bisher nicht mehr Menschen für diesen eigentlich leichten Schritt entschieden hätten. Der weitere Verlauf des Winters hängt stark davon ab, was jetzt geschieht
, sagte Wieler.
Es gelte, an zwei Stellschrauben zu drehen, machte der Mikrobiologe und Tiermediziner deutlich. Es muss jetzt rasch dafür gesorgt werden, dass flächendeckend in Deutschland die Kontakte der Menschen eingeschränkt werden.
Er betont schon seit Tagen, dass große Feiern, Großveranstaltungen und große Menschenansammlungen in Innenräumen vermieden werden sollten. Die Auswirkungen davon würde man nach zwei Wochen an den Infektionszahlen sehen.
Wieler sprach sich für vorbeugendes Handeln aus, auch in vergleichsweise bisher nicht ganz so stark betroffenen Bundesländern: In den Bundesländern, in denen die Zahlen jetzt noch niedrig sind, haben wir mit Kontaktbeschränkungen die Chance, die Zahlen auch niedrig zu halten. Dort, wo die Zahlen hoch sind, ist es eigentlich sehr spät, wenn nicht zu spät
, sagte er. Den fulminanten Verlauf
zu brechen, sei bei niedrigen Zahlen einfacher.
Das Zweite, was wir jetzt machen müssen, ist: die Impfaktivitäten massiv steigern
, sagte Wieler. Dies wirke sich jedoch nicht so schnell auf die Fallzahlen aus wie das Verringern von Kontakten: Die Auswirkungen davon würde man in drei bis fünf Wochen sehen, das Impfen wirkt mittelfristig.
Auch die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte deutlich gemacht, dass für Effekte auf die Ausbreitungsdynamik hohe Booster-Impfquoten erreicht sein müssten.
Der Impfstoff ist der Weg aus der Pandemie
, sagte Wieler. Aber es ist deshalb nicht so, dass andere Maßnahmen völlig vernachlässigt werden können.
Das sei nicht einfach zu kommunizieren. Die Impfung vermittele einen sehr, sehr hohen Schutz. Was von manchen Menschen vielleicht nicht so ganz verstanden wird, ist, dass es keinen hundertprozentigen Schutz gibt und dass der Schutz vor Infektion nicht so hoch ist wie der vor schwerer Erkrankung.
Das RKI strebt seit Berechnungen vom Sommer hohe Impfziele an: mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren sollten demnach vollständig geimpft sein. dpa
Nach Lockdown-Ankündigung werden in Österreich Proteste erwartet
Einen Tag nach der Ankündigung eines neuerlichen Lockdowns in Österreich kommt es am Samstag zu Protestkundgebungen. In Wien werden mehrere Tausend Kritiker der Anti-Corona-Maßnahmen erwartet. Zu den Demonstrationen rief die rechte FPÖ auf. Deren Parteichef Herbert Kickl, derzeit selbst an Corona erkrankt, sieht Österreich auf dem Weg in eine "Diktatur". Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit 1300 Beamten im Einsatz, unter anderem um die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske zu überwachen.
In Österreich gilt ab Montag ein Lockdown, der für Geimpfte und Genesene spätestens am 13. Dezember vorbei sein soll. Für Ungeimpfte gelten die Ausgangsbeschränkungen auch darüber hinaus.
Kanzler Alexander Schallenberg (ÖV) nannte am Freitagabend keine Frist für die Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen für diese Gruppe. Wir haben da kein Enddatum
, sagte Schallenberg in der ORF-Nachrichtensendung ZiB2
auf eine entsprechende Frage. Es müsse jetzt endlich gelingen, die Impfquote so weit nach oben zu treiben, dass die Pandemie eingedämmt und künftig kein Lockdown mehr nötig sein werde, sagte der Regierungschef. Er forderte die Ungeimpften auf, von dem Impfangebot nun Gebrauch zu machen.
Zugleich entschuldige er sich bei den Geimpften für den einschneidenden Schritt der ab Montag geltenden Ausgangsbeschränkungen. Er finde es sehr schwer erträglich, dass man von denen, die alles richtig gemacht hätten, jetzt diesen Akt der Solidarität einfordern müsse, sagte Schallenberg.
Die Details der von der Regierung ebenfalls beschlossenen Impfpflicht ab Februar 2022 würden nun von den Experten ausgearbeitet. Welche Ausnahmen es gebe und wie hoch die Strafen bei Verstößen sein sollen, das werde nun erst festgelegt, sagte der Regierungschef. dpa
Mehr als 60.000 Neuinfektionen - Inzidenz steigt auf 362
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut auf einen Höchststand gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 362,2 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 340,7 gelegen, vor einer Woche bei 277,4. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 63.924 Corona-Neuinfektionen. Vor genau einer Woche waren es 45.081 Ansteckungen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 248 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 228 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.312.215 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Freitag mit 5,34 an (Donnerstag: 5,30). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit des Vorjahres bei rund 15,5. dpa
Österreich geht wieder in den Lockdown
Österreich geht wegen Corona erneut in einen Lockdown und wird im Februar eine Impfpflicht einführen. Das kündigte Bundeskanzler Alexander Schallenberg am Freitag an. Österreich leidet unter einer massiven vierten Infektionswelle, die mit den bisherigen Maßnahmen nicht gebrochen werden konnte.
Trotz aller Überzeugungsarbeit und Kampagnen hätten sich zu wenige Menschen impfen lassen, sagte Schallenberg. Daher werde es ab 1. Februar 2022 zu einer Impfpflicht kommen. Wir wollen keine fünfte Welle, wir wollen keine sechste und siebte Welle.
Das Virus werde nicht weggehen, sondern bleiben.
Der Lockdown sei ein schwerer Schritt. Das schmerzt enorm
, sagte der Kanzler weiter. Ohne sie beim Namen zu nennen, kritisierte er die in Österreich einflussreiche rechte FPÖ heftig. Deren Impfkritik sei eigentlich ein Attentat auf unser Gesundheitssystem
.
Der Lockdown werde nach zehn Tagen bewertet und höchstens 20 Tage dauern. Ab spätestens 13. Dezember sei für Geimpfte und Genesene der Lockdown vorbei, sagte Schallenberg. Dann soll wieder die 2G-Regel gelten.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steht in Österreich bei knapp 1000 und seit mehr als einer Woche werden täglich mehr als 10.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Kliniken gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen. Besonders dramatisch ist die Lage in Salzburg und Oberösterreich mit Inzidenzen über 1500 pro 100.000 Einwohnern.
Zu den bisherigen Maßnahmen zählte eine 3G-Regel am Arbeitsplatz. Die Beschäftigten müssen nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Am 8. November folgte die 2G-Regel für Veranstaltungen, Gastronomie und Tourismus, die Ungeimpften den Zutritt zu weiten Bereichen in der Freizeit verwehrte. Die Maßnahmen hatten den Zweck, die Impfbereitschaft zu erhöhen. Allerdings wirken die Vakzine erst nach einigen Wochen.
Der Regierungschef und sein konservatives Regierungsteam hatten sich bis zuletzt gegen weitere Einschränkungen ausgesprochen. Vorschläge des grünen Gesundheitsministers Wolfgang Mückstein zum Beispiel zu nächtlichen Ausgangsbeschränkungen für alle wurden kritisiert. Doch am Donnerstag preschten die von der ÖVP regierten Bundesländer Salzburg und Oberösterreich mit der Ankündigung regionaler Lockdowns vor. Lokale und die meisten Geschäfte schließen, Schulen stellen auf Fernunterricht um. Auch einige andere Länder signalisierten am Donnerstag, dass sie mitziehen würden. dpa
Wir sind in einer Lage, wo man nichts ausschließen sollte
RKI-Präsident Wieler und Gesundheitsminister Spahn zeichnen ein dramatisches Bild der Corona-Lage. Ganz Deutschland ist ein einziger großer Ausbruch
, sagte Wieler.
RKI-Präsident Lothar Wieler zeichnet ein dramatisches Bild der Corona-Lage. In mehr als einem Viertel der Landkreise liege die Sieben-Tage-Inzidenz über 500, viele Krankenhäuser seien am Anschlag, warnte Wieler auf einer Pressekonferenz in Berlin am Freitag. Wir müssen jetzt das Ruder herumreißen. Wir dürfen wirklich keine Zeit verlieren.
In vielen Regionen seien die Klinken und Intensivstationen am Anschlag, erklärte Wieler weiter, der zusammen mit dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur aktuellen Pandemiesituation informierte. Die medizinische Versorgung ist dort zum Teil nicht mehr gewährleistet.
Impflücken zu schließen und 2G-Regeln reichten nicht aus. Zusätzlich brauche es eine massive Kontaktreduktion, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen
.
Wieler rief dazu auf, wenn möglich zu Hause zu bleiben, Großveranstaltungen abzusagen, die Personenzahl bei kleineren Veranstaltungen zu reduzieren und Hotspots, wie schlecht belüftete Bars und Clubs
zu schließen.Der RKI-Chef verglich die Lage mit einem Tanker, der auf eine Hafenmauer zufährt. Wenn wir sofort mit aller Kraft gegensteuern, dann wird er noch eine Weile weiterfahren und die Hafenmauer vielleicht noch seitlich rammen. Er wird sie aber hoffentlich nicht mehr frontal einreißen. Wir alle müssen jetzt gegensteuern.
Die täglichen Fallzahlen dürfe man nicht mehr hinnehmen. Beinahe täglich vermeldete das RKI zuletzt Höchstinzidenzen, am Donnerstag lag die Zahl der Neuinfektionen bei mehr als 60.000. Um den Anstieg der Inzidenzen zu stoppen, hatten Bund und Länder am Donnerstag einen Stufenplan verabschiedet. Ab einem Hospitalisierungswert von 3 gelten demnach die 2G-Regeln, ab einem Wert von 6 gilt 2G-plus. Dann dürfen nur Geimpfte und Genesene, die getestet sind am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Ab einem Wert von 9 dürfen auch weitergehende Maßnahmen von den Ländern ergriffen werden. Am Freitag stimmte der Bundesrat dem Gesetzespaket zu. Wieler mahnte außerdem eine strikte Einhaltung der 2G-Regel an. Wenn eine 2G-Regel nicht konsequent umgesetzt wird, dann kann sie auch nicht wirken, das ist doch klar. Es muss Schluss sein damit, dass man diese Laissez-faire-Haltung hat.
Das gelte für alle Bereiche, auch etwa für die Fußball-Bundesliga. Eine Regel, die nicht eingehalten wird, macht keinen Sinn.
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht zumindest Fortschritte beim Impfen. In der kommenden Woche würden mehr als sechs Millionen Dosen ausgeliefert, nach zuvor um die vier Millionen, erklärte Spahn. Mittlerweile seien wieder mehr als 45.000 Arztpraxen an Impfungen beteiligt, im Sommer seien es 20.000 gewesen und in der Hochphase 75.000. Die Tendenz gehe also klar in die richtige Richtung
, sagt der CDU-Politiker.
Wir sind in einer nationalen Notlage, die auch eine gemeinsame Kraftanstrengung braucht
, warnte Spahn in einem ähnlich dringlichen Ton wie Wieler. Auch er verwies dabei auf die Lage in den Krankenhäusern. Spahn sagte auch, dass er einen Lockdown für alle wie in Österreich nicht ausschließen möchte. Allein mit Impfen und Boostern werde die 4. Welle nicht gebrochen werden können.
Deshalb seien zusätzliche Kontaktbeschränkungen, wie ein Lockdown für Ungeimpfte
notwendig. Auf die Frage, ob er einen Lockdown auch für Geimpfte – wie in Österreich – in Deutschland ausschließen würde, antwortete Spahn: Wir sind in einer Lage, wo man nichts ausschließen sollte
.
Die Corona-Lage ist aus Sicht von Spahn ernster als vorige Woche. Die Dynamik ist ungebrochen
, erklärte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister. Es ist zehn nach Zwölf.
Schon jetzt müssten Patienten ins Ausland verlegt werden, weil die Intensivstationen voll seien. Bayern zum Beispiel hatte zuletzt Patienten nach Südtirol gebracht. Wir alle hatten durch die Impfungen auf einen anderen Winter gehofft
, sagte Spahn. Nun sei es leider anders gekommen. Das fällt schwer
. Tgs mit Agenturen
Mehr als fünf Millionen Auffrischungsimpfungen verabreicht
Die Zahl der Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus hat die Marke von fünf Millionen überschritten. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der sogenannten Booster-Impfungen am Freitag mit 5,2 Millionen an. Allein am Donnerstag kamen 393.000 hinzu. Insgesamt wurden am Donnerstag 523.000 Corona-Impfungen vorgenommen. Am Vortag lag die Zahl der Impfungen erstmals seit Wochen wieder über der Marke von 500.000.
56,4 Millionen Menschen und damit 67,9 Prozent der Gesamtbevölkerung sind mittlerweile vollständig gegen das Coronavirus geimpft. 58,5 Millionen Menschen wurden mindestens einmal gegen das Virus geimpft. Das entspricht einer Quote von 70,4 Prozent. Das RKI geht davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen: Eine hundertprozentige Erfassung der Impfungen könne durch das Meldesystem nicht erreicht werden, heißt es auf der Impfübersicht des RKI.
Weiterhin gibt es beim Stand der Impfungen gegen das Coronavirus erhebliche regionale Unterschiede: Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 82,0 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. Bis auf Sachsen (59,8 Prozent) haben alle Bundesländer die 60-Prozent-Marke überschritten. Bremen zählt mit 79,5 Prozent ebenfalls den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohnern. Sachsen ist auch hier mit 57,6 Prozent Schlusslicht. dpa
Reichen die Corona-Beschlüsse? Intensivmediziner-Chef skeptisch
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, zweifelt daran, dass die neuen Beschlüsse zur Corona-Bekämpfung ausreichend sind. Er mache sich große Sorgen wegen des ungebremsten Infektionsgeschehens und einer exponentiell steigenden Belastung der Intensivstationen, sagte Marx am Freitag im Deutschlandfunk. Ich bin mir nicht sicher, ob die beschlossenen Maßnahmen wirklich ausreichen, dass wir die Pandemie hier erfolgreich bekämpfen
, sagte Marx.
Es gebe keinen Grund zur Panik, die Lage sei aber sehr, sehr beunruhigend, schätzte Marx die Lage auf Intensivstationen generell ein. In einigen Regionen sei die Lage äußerst angespannt und am Limit. In vielen Bereichen sei das normale planbare OP-Programm noch durchführbar, aber in Regionen wie Berlin, Bayern, Sachsen und Thüringen an vielen Orten nicht mehr. Kliniken schalteten zunehmend auf Notfallmodus. Damit ist schon verbunden, dass das sehr hohe Niveau der allgemeinen Gesundheitsversorgung in unserem Land nicht in gewohnter Weise zur Verfügung steht
, sagte Marx.
Die allermeisten Covid-Intensivpatienten sind Marx zufolge nicht geimpft. Es gebe einen klaren Zusammenhang zwischen einer niedrigen Impfquote und hohen Fallzahlen an Covid-Patienten. Im Schnitt landeten 0,8 bis 1 Prozent von neu Infizierten in zehn bis zwölf Tagen auf einer Intensivstation.
Das von Bund und Ländern verabredete Drei-Stufen-Verfahren für Corona-Beschränkungen in Abhängigkeit der Rate von Klinikeinweisungen von Covid-Erkrankten begrüßte Marx. Ob das ausreiche, müsse man abwarten. Marx kritisierte aber das Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Es gebe eine solche Lage. Wir würden auch ein Medikament mit sehr hoher Wirkung und sehr hohen Nebenwirkungen nur im Notfall nehmen. Aber wenn es dann darauf ankommt, sind wir dann froh, dass wir die im Schrank haben
, machte Marx deutlich. dpa
Bundesrat billigt Corona-Pläne der Ampel
Mitten in der vierten Corona-Welle hat der Bundesrat nach langem Ringen grünes Licht für neue Corona-Auflagen gegeben. Die Länder stimmten am Freitag einstimmig für das umstrittene, von SPD, Grünen und FDP vorgelegte Infektionsschutzgesetz. Das bedeutet 3G am Arbeitsplatz, in Bussen und Zügen, aber vorerst keine Ausgangsbeschränkungen und flächendeckende Schulschließungen mehr.
Die Union hatte ursprünglich mit einer Blockade gedroht: Der neue "Instrumentenkasten" schränke die Möglichkeiten der Länder zu stark ein und reiche nicht zum Brechen der Infektionswelle, hatten CDU-Politiker kritisiert. Nach einer Bund-Länder-Runde am Donnerstag zeichnete sich jedoch ein Kompromiss ab: Das Gesetz der Ampel-Parteien soll bereits in drei Wochen evaluiert und gegebenenfalls nachgebessert werden.
Das sei der Grund, warum man dem Gesetz im Bundesrat überhaupt zustimmen könne, machten mehrere Ministerpräsidenten unionsgeführter Länder klar. Inhaltlich seien die Pläne der Ampel-Parteien falsch und gefährlich, sagte der Ministerpräsident von Hessen, Volker Bouffier (CDU). SPD, Grüne und FDP hätten sich geirrt - aber nicht die Größe, das einzugestehen. Die Unions-Länder stimmten jetzt nur zu, um zu verhindern, dass man am Ende ganz ohne Rechtsgrundlage für Corona-Auflagen dastehe, machten Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (beide CDU) klar.
Das Infektionsschutzgesetz beinhaltet unter anderem 3G-Vorgaben am Arbeitsplatz sowie in Bussen und Bahnen. Hier wären dann jeweils Nachweise über Impfung, Genesung oder negativen Test nötig. Für Pflegeheime und Kliniken sind Testpflichten für Beschäftigte und Besucher vorgesehen. Außerdem kehrt die Homeoffice-Pflicht zurück. Wer Impfpässe fälscht, kann härter bestraft werden.
Weiterhin möglich sind demnach auch Kontaktbeschränkungen, Vorschriften zum Abstand halten, die Maskenpflicht und auch Zutrittsbeschränkungen nur auf Geimpfte und Genesene (2G).
Auf der anderen Seite aber sollen etwa flächendeckende Schließungen von Schulen, Kitas, Betrieben und Geschäften künftig nicht mehr möglich sein. Nur einzelne Einrichtungen mit besonders hohen Infektionszahlen können geschlossen werden, nicht aber etwa alle in einem Landkreis oder gar einem Bundesland. Auch Beschränkungen von Reisen, Übernachtungsmöglichkeiten und Schließungen von Restaurants sind mit dem neuen Gesetz tabu. dpa
52.970 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 340,7
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 340,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 336,9 gelegen, vor einer Woche bei 263,7 (Vormonat: 75,1). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 52.970 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.48 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 48.640 Ansteckungen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 201 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 191 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.248.291 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI Donnerstag mit 5,30 an (Mittwoch: 5,15). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit des Vorjahres bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.588.200 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 98.739. dpa
Höchstwert von über 65.000 Neuinfektionen
Drosten plädiert für Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte
Angesichts der angespannten Corona-Lage in Deutschland hält der Virologe Christian Drosten einen Maßnahmen-Mix mit 2G-Regel, mehr Auffrischimpfungen sowie Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte für sinnvoll. Allein um unser Gesundheitssystem weiter funktionsfähig zu halten und die medizinische Allgemeinversorgung gewährleisten zu können, muss es unser oberstes Ziel sein, die Ungeimpften gegen eine Infektion zu schützen
, erklärte der Leiter der Charité-Virologie in Berlin auf dpa-Anfrage.
Die Infektionszahlen der Ungeimpften müssten schnell gesenkt werden, da diese Menschen bei einer Infektion ein vielfach höheres Risiko als Geimpfte hätten, ins Krankenhaus zu kommen. Covid-19 sei in erster Linie eine Krankheit der Ungeimpften
, betonte er. dpa
65.371 Neuinfektionen - Inzidenz bei 336,9
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist stark angestiegen und hat erstmals in der Corona-Pandemie den Wert von 60.000 überschritten. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut binnen eines Tages den Höchstwert von 65.371 Corona-Neuinfektionen. Vor exakt einer Woche waren erstmals mehr 50.000 Neuinfektionen pro Tag gezählt worden.
Die Zahl der registrierten Neuinfektionen schwankt innerhalb des Wochenverlaufes stark. Die 7-Tage Inzidenz gab das RKI mit 336,9 an - ebenfalls ein Höchststand. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 319,5 gelegen, vor einer Woche bei 249,1 (Vormonat: 74,4) gelegen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.53 Uhr wiedergeben.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 264 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 235 Todesfälle. Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Mittwoch mit 5,15 an (Dienstag: 4,86). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Ampel-Parteien einigen sich auf Legalisierung von Cannabis
Künftig darf Cannabis zu Genusszwecken verkauft werden. Auch weitere Entscheidungen in der Gesundheitspolitik stehen fest.
Die Ampel-Parteien wollen den Verkauf von Cannabis zu Genusszwecken legalisieren. Darauf hat sich die Koalitions-Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege von SPD, Grünen und FDP geeinigt, wie aus dem Ergebnispapier der Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege hervorgeht, das dem Tagesspiegel vorliegt.
Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein
, heißt es darin. Dadurch werde die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet. Nach vier Jahren soll das entsprechende Gesetz mit Blick auf gesellschaftliche Auswirkungen dann evaluiert werden.
Bislang ist der Verkauf von Cannabis zu Genusszwecken in Deutschland verboten. Grüne und FDP drängen aber seit längerem auf einen legalen, regulierten Handel mit Droge.
Zudem wollen die drei Parteien Modelle zum sogenannten Drugchecking und Maßnahmen der Schadensminderung ausbauen. Beim Drugchecking
können Konsumierende illegal erworbene Drogen auf ihre chemische Zusammensetzung überprüfen lassen und so vor besonders gefährlichen Inhaltsstoffen gewarnt werden. Gleichzeitig sollen die Regelungen für Marketing und Sponsoring bei Alkohol, Nikotin und Cannabis verschärft werden.
Für die Kassenpatienten soll sich ebenfalls Grundlegendes ändern. Sie sollen künftig mehr Mitsprache haben, wenn es darum geht, welche Leistungen die gesetzlichen Versicherer bezahlen. Daneben sollen künftig auch Akteure aus Pflege- und anderen Gesundheitsberufen an den Entscheidungen über den bundesweiten Behandlungskatalog im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) beteiligt werden, sobald sie betroffen sind
. Bislang bestimmen über den Leistungskatalog allein die Vertreter von Kassen, Medizinern und Krankenhäusern. Patientenvertreter dürfen im GBA zwar mitberaten und Anträge stellen, haben aber kein Stimmrecht.
Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit geplant
Die Stellung von Patienten stärken wollen die künftigen Koalitionäre zudem bei der Haftung für Behandlungsfehler. Sie versprechen einen Härtefallfonds mit gedeckelten Ansprüchen
. Um die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen zu verbessern, soll auch die Gründung von kommunal getragenen Versorgungszentren erleichtert werden. Und für Hausärzte sollen die Honorar-Budgets verschwinden.
Grundlegend reformiert wird den Plänen zufolge die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Sie soll in einem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit am Gesundheitsministerium aufgehen, wo dann Aktivitäten im Public- Health Bereich, die Vernetzung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und die Gesundheitskommunikation
angesiedelt wären. Inwiefern darin dann auch das Robert Koch-Institut (RKI) eingebunden sein soll, bleibt unklar. Hierzu findet sich in dem Papier nur der dürre Satz: Das RKI soll in seiner wissenschaftlichen Arbeit weisungsungebunden sein.
Keine Deckelung des Pflegeheim-Anteils
Die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel soll auf sieben Prozent sinken. Das belastet den Haushalt, entlastet aber Kassen. Letztere erhalten zudem neue Möglichkeiten zur Begrenzung der Arzneimittelpreise
. Der zwischen Pharmaindustrie und Kassen verhandelte Erstattungspreis für innovative Arznei soll künftig bereits ab dem siebten Monat nach Markteintritt gelten. Bislang konnten ihn die Hersteller im ersten Jahr allein bestimmen.
Ein für viele drängendes Problem findet sich jedoch nicht in dem Papier. Keine Rede davon, ob und wie der ständig steigende Eigenanteil von Pflegeheim-Bewohnern besser begrenzt werden kann. Bisher gibt es keine echte Deckelung, nur einen zeitlich gestaffelten Zuschuss. Auch auf die große Frage, ob man in der Pflegeversicherung nicht vom teils doch sehr dürftigen Teilkaskoprinzip auf Vollerstattung umsteigen sollte, bleibt unbeantwortet. Stattdessen wird eine moderate
Beitragserhöhung angekündigt. Und Klein-Klein.
Das Pflegegeld soll ab 2022 den Preissteigerungen angepasst werden. Für pflegebedingte Job- Auszeiten sollen Angehörige und Nahestehende
auch Lohnersatzleistung erhalten. Und Menschen in Intensivpflege müssen nicht ins Heim, sondern dürfen weiter frei über ihren Wohnort entscheiden.
Weiterer Vorsatz der Ampelexperten: in der Pflege schnell und spürbar die Arbeitsbedingungen verbessern.
So soll es nicht nur in Kliniken verbindliche Personalbemessung geben, entsprechendes soll auch für Pflegeheime entwickelt werden. Die Gehaltslücke zwischen Kranken- und Altenpflege
werde geschlossen, heißt es weiter.
Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, sollen auch Zuschläge künftig steuerfrei gezahlt, geteilte Dienste abgeschafft, ein Anspruch auf familienfreundliche Arbeitszeiten eingeführt werden. Und es soll einen neuen, nicht näher beschriebenen akademischen Pflegeberuf geben: die Community Health Nurse
.
Mit einer Einführung der von SPD und Grünen schon endlos lange versprochenen Bürgerversicherung hatte aufgrund des FDP-Widerstands von Anfang niemand gerechnet. Dass sich die Ampel-Experten aber nicht mal auf Verbesserungen in der Privaten Krankenversicherung - etwa auf einfachere Wechselmöglichkeiten durch Mitnahme von Altersrückstellungen einigen konnten, ist überraschend. Angeblich hat hier die SPD geblockt. Immerhin: Der Bundeszuschuss zur Gesetzlichen Krankenversicherung soll verlässlich dynamisiert werden.
Und für Hartz-IV-Empfänger sollen die finanziell ausgebluteten Krankenkassen nun endlich kostendeckende Beiträge aus Steuern erhalten. Allerdings ist zu hören, dass Olaf Scholz dieses Einigung schon wieder strittig gestellt hat. Kein Wunder: Bei einer Anhebung auf realistische 320 Euro pro Langzeitarbeitslosen belaufen sich die Kosten nach Kassenschätzungen auf knappe zehn Milliarden Euro. Tgs
Landkreise fordern Corona-Impfpflicht in Pflegeheimen
Wegen der stark steigenden Corona-Zahlen fordern die Landkreise die rasche Einführung einer Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeheimen. Es sei höchste Zeit für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen
, sagte der Präsident des Landkreistages, Reinhard Sager, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bei einer Impfpflicht für bestimmte Berufe müssten auch die übrigen Angestellten beispielsweise von Pflegeheimen wie Köche oder Reinigungskräfte einbezogen werden. Auch sie spielten eine Rolle im Infektionsgeschehen.
Auch die Pflegeverbände fordern eine Impfpflicht für alle Beschäftigten in Heimen und Kliniken. Wenn wir über Impfpflichten sprechen, müssen wir grundsätzlich über alle sprechen, die in den Einrichtungen arbeiten
, sagte Präsidentin Christine Vogler vom Dachverband Deutscher Pflegerat der Wirtschaftswoche
. Jede und jeder, der da täglich hineingeht, ist mit den anderen direkt oder indirekt in Kontakt. Das gilt für Mediziner, Pflegekräfte, Hilfskräfte, Hausmeister, Küchenbeschäftigte oder das Reinigungspersonal
, sagte Vogler. Der Keim darf gar nicht zur Tür hereinkommen. Das muss der Maßstab sein.
dpa
Hausärzteverband erwartet Booster-Ansturm
Der Chef des NRW-Hausärzteverbands, Oliver Funken, rechnet nach der Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn mit einem Ansturm auf die Praxen. Natürlich wird es jetzt erneut einen Ansturm geben
, sagt Verbandschef Oliver Funken der Zeitung Rheinischen Post
. Teilweise seien in Praxen schon bis Februar keine Impftermine mehr zu bekommen.
Da die Impfstoff-Mengen in den Praxen erst im Juni/Juli ausreichend zur Verfügung standen, sind die meisten Termine für die Booster-Impfung auch erst von Januar bis März 2022. Darauf bereiten wir uns in den Praxen vor.
Spahn hatte in einem Brief an die Ärzte Booster-Impfungen für alle Erwachsenen und das auch vor Ablauf der Sechs-Monats-Frist empfohlen. Es ist unverantwortlich, dass Herr Spahn sich ständig über die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission hinwegsetzt.
Der Verbandschef geht davon aus, dass es auch Booster-Impfungen für Jugendliche geben wird. Die 16- bis 18-Jährigen sind seit Ende Mai geimpft worden. Für diese Altersgruppe muss es eine zeitnahe Lösung geben.
Jugendliche hätten unter dem Lockdown besonders gelitten. Sie sind offen für das Impfen. Aber auch hier warten wir auf valide Daten, die auch kommen werden.
Reuters
Krankenhausgesellschaft warnt vor Pleiten und fordert Rettungsschirm
Wegen massiver Einnahmeausfälle im Zuge der Corona-Pandemie hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft vor Pleiten von Krankenhäusern gewarnt. Der Erlösausfall in der Regelversorgung sei so immens, dass die wirtschaftliche Existenz vieler Krankenhäuser gefährdet sein werde, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Daher fordere man von Bund und Ländern mehr Hilfen als bisher geplant.
Man werde die Regelversorgung deutlich zurückfahren müssen, tue dies ja schon, und mit großer Wahrscheinlichkeit demnächst auch bundesweit
. Wegen der steigenden Auslastung der Intensivstationen gingen die Krankenhäuser davon aus, bald bundesweit planbare Eingriffe verschieben zu müssen.
Der Plan der Ampel-Parteien, die Vergütung für die Behandlung von Covid-Patienten anzuheben, reiche nicht aus, sagte Gaß. Denn alle Krankenhäuser seien von den wirtschaftlichen Folgen dieser Ausnahmesituation betroffen, nicht nur die Covid-Schwerpunktversorger. Es braucht deshalb jetzt ein klares Signal und eine klare Entscheidung für einen Rettungsschirm 2022
, sagte Gaß und forderte unter anderem Liquiditätshilfen. dpa
Ärzteverbände werfen Politik Versäumnisse bei Booster-Impfungen vor
Ärzteverbände werfen der Politik Versäumnisse bei der Organisation der Corona-Auffrischimpfungen vor. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): Wir haben schon im Sommer darauf hingewiesen, dass der Impfschutz nach circa sechs Monaten nachlässt und sich die Politik in Bund und Ländern um die Organisation der Auffrischimpfungen kümmern muss. Passiert ist aber lange nichts.
Notwendig seien zusätzliche Impfangebote, etwa durch die Reaktivierung vorhandener Impfzentren.
Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, kritisierte, Politiker wie der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hätten zu früh Auffrischimpfungen für alle angekündigt. Es sei ganz und gar nicht hilfreich
, wenn das Boostern über eine Pressekonferenz verkündet werde, bevor überhaupt klar sei, wie das effektiv organisiert werden solle. Das müssen die Hausarztpraxen nun ausbaden, weil alle glauben, dass sie jetzt dringend den dritten Piks brauchen.
Weigeldt betonte, dass jüngere gesunde Menschen nicht auf den Tag genau nach sechs Monaten eine Auffrischungsimpfung bräuchten. Im Fokus der aktuellen Booster-Bemühungen müssen daher die vulnerablen Gruppen bleiben, also die älteren und chronisch kranken Patientinnen und Patienten.
dpa
Kinderschutzbund fordert Einschränkungen von Erwachsenen
Vor der Ministerpräsidentenkonferenz fordert der Kinderschutzbund schärfere Regeln zur Bekämpfung der Pandemie und ruft Erwachsene auf, sich einzuschränken, damit Schulen und Kitas offen bleiben können. Es kann nicht sein, dass die Erwachsenen sich hemmungslos vergnügen, indem sie in geschlossenen Räumen Karneval feiern und im Fußballstadion oder auf dem Weihnachtsmarkt dicht gedrängt stehen, während die Schließung von Schulen und Kitas drohen
, sagt der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die Politik müsse hier einen Riegel vorschieben, damit nicht wieder die Kinder und Jugendlichen den Preis zahlen. Die Gesellschaft müsse endlich anerkennen, welches Opfer die Kinder und Jugendlichen in der Pandemie gebracht haben, um die Älteren zu schützen. Jetzt sind wir einmal dran. Die Erwachsenen müssen verzichten.
Reuters
Kassenärzte-Chef Gassen warnt vor Panikmache
In der Debatte um die aktuelle Pandemielage warnt Kassenärzte-Chef Andreas Gassen vor Hysterie wegen steigender Krankenhausbelegungen. Die Lage ist schwierig, aber für Panik besteht kein Anlass
, sagt Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es sei richtig, die pandemische Notlage aufzuheben, weil die Regelungen nicht länger vor Gerichten standhielten.
Die Krankenhäuser seien ebenso wie die Praxen zwar seit Monaten stark belastet, was insbesondere für das Personal strapazierend sei. Es besteht aber derzeit wohl nicht die Gefahr, dass die Kliniken in Ihrer Gesamtheit an ihre Leistungsgrenze stoßen.
Die Belegungszahlen seien nach wie vor niedriger als zum Höhepunkt der dritten Welle. Es gibt insgesamt noch ausreichend Reserven.
Das Verschieben planbarer Operationen sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, um mehr freie Betten bereit zu halten. Das ist auch sinnvoll, auch wenn es nicht das ist, was wir uns wünschen.
Reuters
Wolfgang Kubicki, eine Talkshow Fehlbesetzung
Wie wäre es mit besser nicht talken als Unsinn reden
?
Der FDP-Mann ist ein Lieblingsgast der Talkshows. Ein Verzicht wäre möglich, wenn gelten würde: Besser nicht talken als Unsinn reden.
Ein Kommentar Joachim Huber Wie gut sind die Talkshow-Redaktionen beraten, wenn sie wieder und wieder Wolfgang Kubicki einladen? Am Donnerstag saß der FDP-Politiker bei Maybrit Illner
. Es ging, natürlich, um die Pandemie und die immanente Frage, welche Maßnahmen zur Bekämpfung des exponentiellen Wachstums am besten geeignet sind.Kubicki hat keine Vorschläge zu bieten, er steht für Kritik. Also keine Verschärfung, kein weiterer Lockdown, der vermeintliche Freiheitskämpfer sieht sich als Robin Hood der Impfunwilligen. Er argumentiert nicht, er poltert querdenkerisch, er hält seine Opposition für zielführend.
Für die Verantwortlichen der politischen Talkshow ist er ein Best of. Sofort ist Stimmung in der Bude, es wird laut, aus dem eigentlichen Ziel, bestmögliche Antworten zur schwierigen Frage herauszufinden, wird ein Streit ums Rechthaben.Das kann, also mit dem Talkshowgast Wolfgang Kubicki, so nicht weitergehen. Es müsste der FDP ein Anliegen sein – nicht zuletzt um der Unverwechselbarkeit mit der AfD willen – mit einem echten Gesundheitsexperten in den Talks zu punkten. Die Partei will der nächsten Bundesregierung angehören. Ist sie das, wird sie mit der Kubicki-Position nicht weit kommen, wenn Beschlüsse zu Covid-19 getroffen werden müssen. Das Mantra der FDP war mal: Besser nicht regieren als schlecht regieren.
Falls noch gültig muss auch gelten: Besser nicht talken als Unsinn talken.
Bild TV
wartet schon
Nein, weder bei Anne Will
noch bei Maybrit Illner
müssen Abnicker und Jasager einer wie auch immer gearteten Corona-Politik sitzen. Aber wie bei der Juristin Anika Klafki oder der Biochemikerin Helga Rübsamen-Schaeff zu hören und zu sehen war, arbeiten in dieser Republik mehr kundige, eloquente und von Fakten getriebene Expertinnen (und Experten), als in den Talkshowrunden Woche für Woche zu sitzen kommen.
Das Problem an einem Wolfgang Kubicki ist nicht nur der Politikertypus selbst, sondern sein Umgang damit. Weniger derartiger FDP-Präsenz wird die Inzidenz nicht abrupt vermindern, doch das Gespräch darüber auf einem relevanten Niveau halten. Und Wolfgang Kubicki muss sich um seinen abendlichen Zeitvertreib nicht sorgen: Bild TV
wartet schon. Tgs, Kommentar von Joachim Huber
Epidemische Notlage- [Bund: 319,5]Aktuelle Inzidenzwerte in Deutschland
Merkel plädiert erneut für Epidemische Notlage
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die gegenwärtige Lage in der Corona-Pandemie als dramatisch bezeichnet. Auch wenn es politisch keine Mehrheit für die Verlängerung der Epidemischen Notlage von nationaler Tragweite gebe, kann es für mich keinen Zweifel daran geben, dass wir uns mitten in einer solchen Notlage befinden
, sagte Merkel am Mittwoch auf dem Deutschen Städtetag. Die Lage sei dramatisch. Die vierte Welle trifft unser Land mit voller Wucht.
Die Zahl der Corona-Fälle, -Intensivpatienten und -Toten steige. Die Spitzen von Bund und Ländern müssten am Donnerstag ein klares Signal aussenden, dass alles getan werden müsse, um die Pandemie zu bremsen. Nötig sei etwa ein Beschluss, ab welcher Hospitalisierungs-Inzidenz weitere Corona-Einschränkungen kommen müssten, forderte Merkel. Diese Inzidenz gibt an, wie viele Corona-Infizierte innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner in Krankenhäuser eingeliefert werden müssen.
Zudem sei eine "nationale Kraftanstrengung" nötig, um sehr schnell Auffrischungsimpfungen vorzunehmen. Dem Virus sei es völlig egal, wer in Deutschland gerade regiere oder wer den weitesten Weg von früheren Positionen zu nun nötigen Maßnahmen zurückzulegen habe, sagte Merkel in Anspielung auf die Ampel-Parteien SPD, Grünen und FDP und deren Änderungen am Infektionsschutzgesetz.
Einziges Kriterium der Beratung der Spitzen von Bund und Ländern müsse sein, was jetzt mitten in der vierten Pandemie-Welle gegen die aktuelle dramatische Lage getan werden könne. Merkel hatte sich für eine Verlängerung der Epidemischen Lage ausgesprochen, die Ampel-Parteien lehnen dies ab. epd, Reuters
Anästhesisten-Verbände warnen vor Kollaps des Gesundheitssystems
In einem dramatischen Appell an die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben die Anästhesisten-Verbände angesichts der vierten Corona-Welle vor einem Kollaps des Gesundheitssystems gewarnt. Das deutsche Gesundheitssystem steuert auf eine Katastrophe zu
, schreiben der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief. Sie forderten wirksame Schritte zur Pandemie-Eindämmung, um noch eine realistische Chance zu wahren, die Intensivmedizin, aber auch andere Bereiche der Gesundheitsversorgung vor einem Kollaps zu bewahren.
Die Narkose-Ärzte verlangten unter anderem eine verbindliche 2G-plus-Regelung für alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Das bedeutet, dass auch Geimpfte und Genesene nur getestet Zugang bekämen. Wo dies nicht sichergestellt werden könne, müssten strikte Kontakteinschränkungen eingeführt werden. Zudem müsse es niederschwellige und flächendeckende Impfangebote sowie Auffrischimpfungen für alle geben. Darüber hinaus forderten die Verbände die Politik auf, einen Lockdown nicht auszuschließen. Auch müsse geprüft werden, inwieweit eine allgemeine oder berufsbezogene Impfpflicht erforderlich sei. Die Aufhebung des Sonderstatus der epidemischen Lage zum jetzigen Zeitpunkt sei ein völlig falsches Signal
.
Die Verbände repräsentieren nach eigenen Angaben mehr als 30 000 Ärztinnen und Ärzte und hatten bereits vor einer guten Woche Alarm geschlagen. Mittlerweile sei die Situation an vielen Stellen für Ärzte sowie Pflegekräfte unerträglich geworden. Die bislang getroffenen Maßnahmen genügten auch nicht ansatzweise, so dass die Zahl der schwerkranken Patienten absehbar deutlich zunehmen werde.
Derzeit würden auf den Intensivstationen mehr als 3200 Patienten mit Corona-Infektion betreut, täglich kämen rund 100 weitere hinzu, rund 80 Prozent davon ungeimpft. Ärztliches wie pflegerisches Personal steuerten ungebremst in eine maximale Überlastungssituation. Eine medizinische Versorgung bei Herzinfarkten, Verkehrsunfällen oder Tumoroperationen sei nur noch eingeschränkt möglich. dpa
Industrieverband warnt vor Flickenteppich
Der Industrieverband BDI warnt vor einem Flickenteppich bei der Bekämpfung der vierten Corona-Welle. Es grenzt an Realitätsverweigerung, dass Bund und Länder diesen Fehler immer und immer wieder machen
, sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm.
Die Abstimmung dazu am Donnerstag von Bund und Ländern müsse einen einheitlichen Stufenplan mit klaren Maßnahmen, Kriterien und Schwellenwerten bringen. Sofortmaßnahmen zum prioritären Schutz vulnerabler Gruppen in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen und Kitas sind jetzt unverzichtbar.
Es müsse in bestimmten Einrichtungen auch eine Impfpflicht geben. Das erst wochenlang zu diskutieren, werde dem Ernst der Lage nicht gerecht. Reuters
Personal-Engpass führt zu eingeschränktem Betrieb auf Intensivstationen
Fehlendes Personal ist der Hauptgrund, weshalb Intensivstationen in der Pandemie bei eingeschränkter Kapazität arbeiten. Nur noch 25 Prozent der etwa 1300 Erwachsenen-Intensivstationen meldeten dieser Woche dem Divi-Intensivregister einen regulären Betrieb.
Circa 600 Intensivstationen meldeten einen eingeschränkten Betrieb, über 250 Stationen einen teilweise eingeschränkten Betrieb. Das ist seit Pandemiebeginn der höchste Wert an Intensivstationen, die mit Einschränkungen betrieben werden. Laut bislang unveröffentlichten Zahlen des Divi-Intensivregisters, die dem Spiegel
vorliegen, führen die Kliniken die Kapazitätseinschränkungen seit Wochen 70 Prozent der Fälle auf Engpässe beim Personal zurück.
Sonst spielen auch fehlender Raum und Engpässe bei Material oder Beatmungsgeräten eine Rolle, aber Letzteres falle wenig ins Gewicht, heißt es im Spiegel. Der Personalmangel auf den Intensivstationen sei das größte Kapazitätsproblem in der Corona-Pandemie. Wolfgang Kubicki (FDP) hatte in einem Interview mit dem Spiegel dafür plädiert, die im Divi-Intensivregister gemeldete Notfallreserve von knapp 10.000 Betten zu nutzen.
Zur Notfallreserve gehören meistens die Betten, die auf der Intermediate Care Station oder im Aufwachraum stehen. Sollen sie zum Einsatz kommen, muss das Personal von der Intensivstation diese Betten zusätzlich bedienen
, sagte die Oldenburger Pflegewissenschaftlerin Martina Hasseler dem Spiegel. Diese notwenigen Pflegekräfte fehlten aber. Tsp, Quelle: Der Spiegel
Wüst: Flächendeckend 2G im Freizeitbetrieb und Angriff auf Scholz
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat im Kampf gegen die Corona-Pandemie verschärfte Kontrollen am Arbeitsplatz angekündigt. Auch am Arbeitsplatz müssen wir das Schutzniveau erhöhen. Dort wird es eine 3G-Regelung geben
, sagte Wüst am Mittwoch im NRW-Landtag.
Nähere Einzelheiten nannte er nicht. Wüst bekräftigte, sich bei den Bund-Länder-Beratungen am Donnerstag zur Corona-Lage für eine flächendeckende 2G-Regelung im Freizeitbereich aussprechen zu wollen und in Bereichen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko für eine 2G-Plus-Regelung mit zusätzlichen Tests.
Wüst hat dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Corona-Pandemie einen schlechten Umgang mit den Bundesländern vorgeworfen. Olaf Scholz hat die Länder abtropfen lassen und versucht, sie mit dem Infektionsschutzgesetz vor vollendete Tatsachen zu stellen
, sagte Wüst. Dies habe verheerende Folgen.
Er kritisierte, dass im Hauptausschuss des Bundestags aber weitergehende Änderungen am Entwurf der Ampelparteien für das Infektionsschutzgesetz abgelehnt wurden. Die Zahlen gehen hoch, der Instrumentenkasten wird kleiner, das passt nicht zusammen
, sagte der Düsseldorfer Regierungschef. AFP, Reuters
[In einer vorherigen Version hieß es Wüst habe sich für 2G am Arbeitsplatz ausgesprochen. Die Staatskanzlei korrigierte das, Wüst habe sich versprochen. Gemeint war 3G.]
Einzelhandel gegen strengere Corona-Auflagen
Trotz der steigenden Inzidenzzahlen lehnt der Handelsverband Deutschland (HDE) eine erneute Verschärfung der Corona-Auflagen für den Einzelhandel ab. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sagte am Mittwoch bei der Eröffnung des Handelskongresses Deutschland in Berlin, angesichts der Hygienekonzepte im Handel seien weder ein neuer Lockdown für die Geschäfte noch eine 2G-Regelung, die nur noch Geimpften und Genesenen den Zugang erlaube, nötig oder sinnvoll.
Genth warnte, wenn 2G im Einzelhandel angeordnet werde, dann werden wir einen Umsatz und Frequenzrückgang haben der so massiv ist, dass viele Unternehmen das mit Sicherheit im Winter, im Weihnachtsgeschäft nicht überstehen können
. Der HDE-Geschäftsführer drängte Bund und Länder, stattdessen mehr zu tun um die Impfquote in Deutschland rasch zu erhöhen. Frankreich habe hier mit härterem Vorgehen deutlich höhere Impfquoten erreicht.
Mit dem bisherigen Krisenmanagement der Politik zeigte sich Genth auch insgesamt nicht zufrieden. Da würde ich mir manchmal schon wesentlich stringentere Managementqualitäten wünschen. Dass wir keinen festen Krisenstab im Kanzleramt haben mit Ländern und Bund, kann keiner verstehen.
Hier sei die neue Bundesregierung gefordert. dpa
Mindestens 30 Prozent müssten Booster-Impfung erhalten, damit Infektionen sinken
Auffrischungsimpfungen auf breiter Front können nach Ansicht eines Berliner Corona-Modellierers den Trend der stark steigenden Corona-Zahlen umkehren. Wir sehen in den Simulationen deutlich infektionsreduzierende Effekte, sobald circa 30 Prozent der Bevölkerung den Booster erhalten haben
, sagte Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Voraussetzung dafür sei, entsprechende Impfkapazitäten zu schaffen. Optimalerweise würden wir wieder, wie im Sommer, mindestens ein Prozent der Bevölkerung pro Tag mit dem Booster impfen. Wenn wir diese 30 Prozent deutlich vor Weihnachten schaffen, dann bestehen Aussichten auf sinkende Inzidenzen zu Weihnachten.
Bislang haben in Deutschland rund fünf Prozent der Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten.
In eine ähnliche Kerbe wie Nagel schlägt Christian Karagiannidis, Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Eine Million Auffrischimpfungen pro Tag wären nötig, um die Ausbreitung des Virus deutlich zu reduzieren, sagte Karagiannidis im am Dienstagabend ausgestrahlten NDR-Podcast Das Coronavirus-Update
. Davon sind wir im Moment weit entfernt.
Einen Effekt der Booster-Impfungen könne man aber frühestens in vier Wochen erwarten. Er gehe davon aus, dass die vierte Welle erst im Frühjahr nächsten Jahres auslaufen werde. dpa
Inzidenz steigt weiter an – 32.048 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut deutlich angestiegen. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 312,4 und erreichte damit den neunten Tag in Folge einen neuen Höchststand. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 303,0 gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an. Am Montag der vergangenen Woche hatte der Wert die Schwelle von 200 überschritten, die bis dahin die Höchstmarke seit Beginn der Pandemie gewesen war. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 32.048 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 265 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 5.077.124, die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf 97.980. AFP
SPD-Politiker Schneider: Prüfen einrichtungsbezogene Impfpflicht
Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Carsten Schneider, spricht sich für eine teilweise Impfpflicht aus. Es gehe dabei nicht um eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sondern insgesamt bezogen auf Einrichtungen, sagte der Politiker im Deutschlandfunk (DLF). Wenn das möglich ist, das prüfen wir, dann bin ich auch der Auffassung, dass wir das machen könnten.
Eine Impfpflicht für Beschäftigte von bestimmten Einrichtungen werde aber nicht ins aktuelle Gesetzgebungsverfahren einfließen. Reuters
FDP-Fraktionsvize Theurer offen für Teil-Impfpflicht
Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer hat sich offen gezeigt für eine Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. Fakt ist: Wir haben weitgehende Maßnahmen jetzt verabredet - die Homeoffice-Pflicht, die 3G-Regel in Bus und Bahn und auch am Arbeitsplatz
, sagte Theurer am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin
mit Blick auf die Pläne von SPD, Grünen und FDP zum Kampf gegen Corona. Und ich persönlich kann mir beispielsweise auch eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen durchaus vorstellen. (…) Aber über diesen Punkt sprechen wir heute noch.
Die Grünen hatten am Montag angekündigt, die möglichen künftigen Ampel-Regierungspartner wollten über eine Impfpflicht etwa für Beschäftigte in Pflegeheimen sprechen. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz befürwortete ebenfalls eine Debatte über eine Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wie Beschäftigte in Pflegeheimen. dpa
Corona-Pläne: Rechtsexperten für Änderungen beim Thema Schule
Die Ampel-Parteien müssen nach Auffassung von Rechtsexperten beim Punkt Schule in ihren Corona-Gesetzesplänen nachschärfen, wenn flächendeckende Schließungen wirklich ausgeschlossen werden sollen. Die Pläne gestatteten zwar keine Schulschließungen mehr, aber Auflagen für die Fortführung des Betriebs, sagte Ferdinand Wollenschläger, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Augsburg. Hieraus können sich Auslegungsschwierigkeiten ergeben.
Er verwies auf mögliche Abstandsvorgaben, die Unterricht in voller Klassenstärke unmöglich machen könnten oder Anordnungen von Wechsel- oder Distanzunterricht. Möchte man eine generelle Aussetzung des Präsenzbetriebs an Schulen definitiv ausschließen, empfiehlt sich daher eine Klarstellung, dass im Schulbereich keine kapazitätsbeschränkenden Auflagen zulässig sind
, sagte Wollenschläger. Er war am Montag in einer Bundestagsanhörung als Sachverständiger im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens zugeschaltet.
Der ebenfalls angehörte Verwaltungsrechtler Hinnerk Wißmann von der Universität Münster äußerte sich ähnlich: Der Wortlaut der bislang vorgesehenen Regelung könnte so missverstanden und überdehnt werden, dass etwa durch Abstandsregeln der Zahlenbegrenzungen der Betrieb in den Schulen (und Hochschulen) faktisch wieder eingestellt oder durch Vorgaben zu digitalen Lehrformen grundlegend verändert würde
, sagte er. Auch Wißmann empfiehlt eine zusätzliche Formulierung, dass Auflagen für Kitas oder Schulen nicht zu einer allgemeinen Begrenzung der örtlichen Kapazitäten führen
. dpa
Strack-Zimmermann will Duldungspflicht für Corona-Impfung im Militär
Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich dafür ausgesprochen, die Corona-Schutzimpfung in der Bundeswehr verpflichtend einzuführen. Dazu solle sie in den Katalog der duldungspflichtigen Impfungen aufgenommen werden, sagte sie. Dies solle für Soldaten gelten, aber auch für Zivilbeschäftigte, die ebenfalls in Einsätze gingen. Zugleich wies sie darauf hin, dass die Impfquote in den Teilstreitkräften der Bundeswehr bei über 80 Prozent liege.
Hinzu kommen Soldatinnen und Soldaten, die sich privat haben impfen lassen, was in Deutschland aus Gründen des Datenschutzes vom Arbeitgeber nicht erfasst werden darf
, sagte sie. Mit der Duldungspflicht für eine Reihe von Impfungen sei für Soldatinnen und Soldaten ein Basis-Impfprogramm als Voraussetzung für die sofortige Einsatzbereitschaft eingeführt worden. Unter anderem gehören dazu Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Grippe und Hepatitis A und B, beim Einsatz in Mali beispielsweise auch die Impfung gegen Gelbfieber. Die Covid-19-Impfung gehört noch nicht dazu
, sagte sie.
Das Verteidigungsministerium hat es bedauerlicherweise versäumt, diese Duldungspflicht auch für das zivile Personal anzupassen. Denn im Einsatz sind nicht nur Soldatinnen und Soldaten, sondern auch Zivilistinnen und Zivilisten
, sagte Strack-Zimmermann. Klug sei es, dies gemeinsam mit den Interessenvertretern der Bundeswehr auf den Weg zu bringen. dpa
Städte- und Gemeindebund hält schnellen Wiederaufbau der Impfzentren für unrealistisch
Der Städte- und Gemeindebund hält eine kurzfristige Wiederaufstellung der Corona-Impfzentren für unrealistisch. Impfzentren, so wie sie waren, werden wir kurzfristig nicht wieder aufbauen können. Die sind frühestens Ende Januar/Anfang Februar wieder in Aktion
, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Rheinischen Post
. Mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag forderte Landsberg eine Verständigung von Bund und Ländern auf eine schnelle Strategie zur Booster-Impfungen
.
Die zuweilen mehr als 400 Impfzentren in Deutschland hatten im Frühjahr und Sommer eine zentrale Rolle gespielt, die meisten von ihnen sind derzeit nicht in Betrieb. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich Anfang des Monats dafür ausgesprochen, die Zentren wieder zu öffnen.
Landsberg sprach sich dafür aus, in der Corona-Kommunikation deutlicher die unterschiedliche Betroffenheit von Geimpften und Ungeimpften herauszustellen. Bei der Angabe der Sieben-Tage-Inzidenz solle das Robert-Koch-Institut (RKI) die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hervorheben, forderte er. So habe vor kurzem etwas die Inzidenz in Sachsen bei den Ungeimpften bei 1.300 gelegen, bei den Geimpften bei 56. Das ist eine klare Botschaft, die das RKI unbedingt vermitteln müsste.
AFP
Veranstalter warnen vor Todesstoß
für die Branche
Konzerte, Tagungen, Weihnachtsmärkte: Weitere Einschränkungen für Veranstaltungen könnten aus Branchensicht das Aus für viele beteiligte Unternehmen bedeuten. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft warnt vor einem Todesstoß
für die Branche. Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) und aus Bundesländern, Veranstaltungen zu schließen, seien in keiner Weise nachvollziehbar. Wir wären auch notfalls bereit, von unseren Besuchern die Vorlage eines aktuellen negativen Schnelltests zu verlangen, also
, teilte Verbandspräsident Jens Michow mit.2G plus
anzuwenden
Auch Schausteller und Messeveranstalter sind angesichts der steigenden Corona-Fallzahlen alarmiert. Von finsteren und ungewissen Aussichten sprach die Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft. Wir sind höchst alarmiert, wir haben Existenzangst
, sagte Schausteller-Präsident Albert Ritter. Für sie seien die Weihnachtsmärkte jetzt die wichtigste Einnahmequelle, bevor nach den Wintermonaten die Kirmessaison wieder beginne. Wenn für Symbolpolitik die paar Weihnachtsmärkte geschlossen werden, müssen Überbrückungshilfen her.
Die Familienbetriebe seien finanziell am Ende, schreibt Ritter in einem Brief an den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Die Altersrückstellungen sind aufgebraucht, Lebensversicherungen gekündigt, die Konten leer beziehungsweise überzogen.
Der Verband der deutschen Messewirtschaft (Auma) warnte vor Aktionismus. Die Rezepte des vergangenen Winters schmecken nicht mehr
, formulierte Verbandschef Jörn Holtmeier. Empfehlung wie die des RKI, pauschal jegliche Veranstaltungen abzusagen, sei angesichts der Impfquoten unter Erwachsenen kaum mehr nachvollziehbar. dpa
Fahrgastverband hält Kontrollen für undurchführbar
Der Fahrgastverband Pro Bahn hält eine Kontrolle von Corona-Impfungen und Tests in Bahnen für undurchführbar. 3G-Regelungen in Bahnen klingen zwar vernünftig, sind in der Praxis aber nicht kontrolliert umsetzbar
, sagte der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Eine Kontrolle funktioniert vielleicht in Nachtzügen, weil die Fahrgäste sich dort vor der Fahrt einchecken. Doch in S-Bahnen oder Regionalbahnen ist die Fahrgastfrequenz zu hoch und die Fahrtzeiten zu kurz für eine nachhaltige Kontrolle. Hier halte ich die bisherige Praxis des Maskentragens und Abstandhaltens für angemessen.
Selbst in Fernzügen sei eine Kontrolle schwierig, da die Fahrtzeiten zum Beispiel in NRW teilweise sehr kurz sind und zwischen Hamburg und Berlin es keinen Zwischenhalt gibt, um Nichtgeimpfte aussteigen zu lassen
, sagte Naumann. Eine Passagier-Kontrolle vor Betreten der Bahnhöfe oder Züge würde seiner Ansicht nach nicht nur im Berufsverkehr zu langen Warteschlangen führen. Reuters
Laumann pocht auf einheitliche Regelung für 3G in Bus und Bahn
Bei den Plänen der Ampelkoalition zu einer 3G-Regelung in Bussen und Bahnen pocht NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) auf Einheitlichkeit. Der Verkehr macht vor Bundesländergrenzen keinen Halt
, sagte Laumann der Zeitung Rheinische Post
. Deswegen sei 3G in diesem Bereich nur dann wirklich effektiv, wenn alle Bundesländer an einem Strang ziehen und bundesweit einheitlich agieren.
Laumann stellte die Frage, wie im Fernverkehr denn andernfalls 3G kontrolliert werden solle, wenn teilweise innerhalb von wenigen Minuten Bundesländergrenzen überquert werden, in denen im Zweifel unterschiedliche Regelungen gelten. Das wäre nicht praxistauglich.
Grundsätzlich sieht er den ÖPNV durch eine flächendeckende Maskenpflicht gut abgesichert. Reuters
Inzidenz steigt auf 303 – 23.607 Neuinfektionen
Der Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen setzt sich fort. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 303,0 und erreichte damit den achten Tag in Folge einen neuen Höchststand. Am Sonntag hatte die Inzidenz bei 289,0 gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an. Vergangenen Montag hatte der Wert die Schwelle von 200 überschritten, die bis dahin die Höchstmarke seit Beginn der Pandemie gewesen war. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 23.607 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 43 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 5.045.076, die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf 97.715. AFP
Wüst verteidigt Karnevalsfeiern am 11.11. in Köln
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Zulassung der Karnevalsfeiern in Köln am 11. November verteidigt. Die Politik müsse auch die Akzeptanz staatlichen Handelns im Blick haben, sagte er dem Kölner Stadtanzeiger
. Deshalb war die Entscheidung in Köln, den Karnevalsauftakt unter 2G Bedingungen stattfinden zu lassen, richtig.
Gleiches gelte nun auch mit Blick auf den Straßenkarneval im nächsten Frühjahr. In Nordrhein-Westfalen sind überdurchschnittlich viele Menschen geimpft
, sagte Wüst. Mit diesem wichtigen Fortschritt kann man nicht einfach denen, die mit ihrer Impfung sich, ihre Lieben und die Gesellschaft schützen, weiterhin alles verbieten.
Allerdings wisse derzeit niemand, wie die Pandemielage im nächsten Frühjahr aussieht
, räumte Wüst ein. Er hoffe, dass der Karneval stattfinden kann. Aber damit das gelingt, müssen wir die Dynamik bei den Infektionszahlen unbedingt stoppen.
Am Donnerstag hatten in Köln tausende Menschen bei teils dichtem Gedränge die Karnevalssaison eröffnet. Beim offiziellen Sessionsauftakt auf dem Heumarkt sowie in Kneipen, der Gastronomie und Teilen der Innenstadt galt eine 2G-Regelung, Zutritt hatten nur Geimpfte oder Genesene. Auch in Düsseldorf und Mainz feierten zahlreiche Jecken. Angesichts der stark steigenden Ansteckungszahlen war das bunte Treiben in vielen anderen Teilen Deutschlands mit einer gewissen Fassungslosigkeit verfolgt worden. AFP
Insider - Es gibt keine Ampel-Einigung auf Impfpflicht
Die Ampel-Parteien haben sich nach Angaben aus Verhandlungskreisen bislang nicht auf eine teilweise Impfpflicht geeinigt. Mehrere Insider aus dem Umfeld der Koalitionsverhandlungen widersprechen dem Eindruck, der nach Äußerungen von Grünen-Co-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt entstanden war. Die Grünen-Fraktion hat klargestellt, dass es entgegen ihrer ersten Aussagen noch keine Einigung gibt.
Sie hatte von einer Impfpflicht etwa für Pflegeheimen und Kindertagesstätten gesprochen, die die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP auf den Weg bringen wolle. Wir werden eine Impfpflicht brauchen für Einrichtungen, bei Pflegeheimen, bei Kindertagesstätten et cetera. Wir werden das auf den Weg bringen
, sagte Göring-Eckardt am Montag in Berlin. Auf Nachfrage bestätigte sie, dass die Mitglieder der angestrebten Ampel-Koalition sich in dieser Frage einig seien.
Es gibt keine Einigung auf eine Impfpflicht
, heißt es dazu nun in Ampel-Kreisen. Reuters, dpa
Kliniken in den Niederlanden immer stärker unter Druck
Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen nimmt die Belastung der Krankenhäuser in den Niederlanden immer stärker zu. Rund 2000 Krankenhausbetten seien mit Corona-Patienten belegt, davon fast 400 auf den Intensivstationen, teilt der Klinikverband LNAZ mit. Das sei der höchste Wert seit Mai. Täglich kämen 250 Patienten hinzu. Damit werde der Höchststand des vorigen Winters von rund 2800 Corona-Patienten in den Kliniken wohl in wenigen Tagen erreicht, sagt Verbandschef Ernst Kuipers.
Die Infektionszahlen in den Niederlanden sind zuletzt wieder auf Rekordhöhen gestiegen: Binnen sieben Tagen wurden mehr als 100.000 Ansteckungen registriert und damit so viel wie noch nie in einer Woche seit Beginn der Pandemie. Seit Samstag gilt wieder ein Teil-Lockdown. Reuters
Arbeitgeber begrüßen Abfragen des Impfstatus von Beschäftigten
Der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Rainer Dulger, begrüßt die von SPD, Grünen und FDP geplante 3G-Regel, wonach nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete einen Arbeitsplatz mit Personenkontakt aufsuchen dürfen. Dass Arbeitgeber künftig den Impfstatus ihrer Beschäftigten erfragen und speichern dürfen, ist eine wichtige Voraussetzung, um den innerbetrieblichen Gesundheitsschutz effektiv und zielgenau zu gewährleisten
, erklärt Dulger.
Wenn Beschäftigte einen 3G-Nachweis schuldig blieben und somit nicht arbeiten könnten, bekommen sie nach seinen Worten auch kein Gehalt: Wer aus Gründen, die er selbst zu vertreten hat, nicht zur Arbeit erscheint, kann bisher für die ausgefallene Arbeit keinen Lohn beanspruchen. Andernfalls droht erst recht eine Schieflage, wenn Menschen, die sich Tests und Impfung verweigern, mit bezahlter Freistellung belohnt würden.
Reuters
FPÖ-Chef Kickl mit Corona infiziert
In Österreich ist der impfskeptische Chef der rechten FPÖ, Herbert Kickl, an Covid-19 erkrankt. Der Politiker berichtete am Montag auf Facebook, dass bei ihm und seinen Familienmitgliedern Symptome aufgetreten seien. Ich muss Euch leider mitteilen, dass ich heute von Seiten der Gesundheitsbehörde die Nachricht bekommen habe, dass ein PCR-Test, den ich gestern abgegeben habe, positiv ist
, schrieb der 53-jährige Parteichef.
Die FPÖ hat während der Pandemie die Corona-Maßnahmen der Regierung als Freiheitsbeschränkungen abgelehnt. Anfang November präsentierte Kickl einen Plan B
gegen das Virus. Aus seiner Sicht sollte auf die frühzeitige Behandlung von Covid-19 statt auf die Impfung gesetzt werden, die zu viele schwere Verläufen und Todesopfer produziert hat.
Er erwähnte dabei auch das Anti-Wurmmittel Ivermectin, das gegen die Krankheit eingesetzt werden könne.
Mit seiner Kampagne gegen Impfungen und für nicht empfohlene Therapien stellte sich Kickl klar gegen die medizinische Lehrmeinung. Ärzte und die Regierung haben Kickl deshalb wiederholt scharf kritisiert. dpa
Montgomery warnt vor tödlichem Winter
Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen fordert der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, eine Verlängerung der epidemischen Lage. Wir haben weiterhin eine Pandemie nationalen Ausmaßes. Es ist absurd, angesichts von Inzidenzen um die 300 von einer Aufhebung sprechen zu wollen
, sagte Montgomery der Zeitung Rheinische Post
. Der Winter wird kalt. Es liegt an uns, dass er nicht auch noch bitter und tödlich wird. Wer sage,
keine Impfpflicht und nie wieder Lockdown
, der habe die Epidemiologie des Virus nicht verstanden und spiele ihm in die Hände. Noch könne es aber gelingen, den Trend der vierten Welle zu brechen.
Eine Impfpflicht überall dort, wo Menschen eine Garantenstellung gegenüber Schutzbefohlenen haben, also im Altenheim, im Krankenhaus oder in der Schule. Wer das nicht will, kann dort nicht arbeiten
, sagte Montgomery. Zudem plädiert er für eine Informationspflicht des Arbeitnehmers an den Arbeitgeber bezüglich des Impfstatus. Wie sollen Arbeitgeber Schichtpläne, Bürobesetzung und Schalterdienste regeln, wenn sie nicht einmal wissen dürfen, wer geimpft oder genesen und wer völlig ungeschützt in ihren Diensten steht?
Wer sich nicht impfen lasse, spiele mit dem eigenen Leben - und dem vieler anderer. Reuters
Lauterbach erwartet Überlastung der Kliniken Anfang Dezember
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet Anfang Dezember mit einer flächendeckenden Überlastung der Kliniken. Bei den Fallzahlen, die wir jetzt haben, werden die Kliniken in den ersten beiden Dezemberwochen bundesweit die Kapazitätsgrenze überschreiten
, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das sei jetzt schon kaum mehr abzuwenden.
Damit die Maximalbelastung nicht zum flächendeckenden Kollaps führe, seien jetzt drastische Maßnahmen nötig. Ungeimpfte sollten nur noch Zugang zu ihrem Arbeitsplatz, zu Lebensmittelgeschäften, Drogerien und Apotheken haben
, sagte Lauterbach. Das sei die einzige Möglichkeit, wieder Kontrolle über die Infektionslage zu bekommen. Reuters
Braun: Bis Weihnachten 20 Millionen Booster-Impfungen nötig
Deutschland ist nach Worten von Kanzleramtschef Helge Braun noch nicht ausreichend auf notwendige Booster-Impfungen vorbereitet. Wir müssen bis Weihnachten erreichen, dass über 20 Millionen Auffrisch-Impfungen erfolgen können. Dafür sind wir noch nicht gerüstet
, sagt der CDU-Politiker im ZDF. Zugleich bekräftigt er, eine Impfpflicht für alle sei nicht der richtige Weg. Das geschehe nur, wenn es darum gehe, eine Krankheit generell auszurotten, etwa die Masern. Auch eine Impfpflicht für bestimmte Berufe werde die große Corona-Welle nicht verändern. Wer sich aber nicht impfen lasse, müsse wie im vergangenen Winter damit rechnen, dass es Beschränkungen gebe, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet werde - was leider bereits gerade schon passiere. Reuters
Mehr als 3.000 Corona-Patienten auf Intensivstationen
Auf den Intensivstationen der deutschen Krankenhäuser werden aktuell mehr als 3000 Corona-Patienten behandelt. Die Hälfte von ihnen (1557) muss invasiv beatmet werden, wie am Sonntag aus dem Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hervorging.
Von Samstag auf Sonntag stieg demnach die Zahl der mit Corona-Patienten belegten Intensivbetten um 93 auf 3034. Die Auslastung der Betten ist besonders hoch im Süden und Osten der Republik.
Einen Höchststand an auf den Intensivstationen behandelten Corona-Kranken hatte es Anfang Januar mit 5.762 gegeben. Im Register erfasst waren am Sonntag 21.843 Intensivbetten, davon waren 19.160 belegt. AFP
Düsseldorfer Jecken sollen auf Saalveranstaltungen verzichten
Wegen der vierten Corona-Welle sollen die Karnevalsvereine in der Hochburg Düsseldorf im November komplett auf Saalveranstaltungen verzichten. Eine entsprechende Empfehlung sprach das Comitee Düsseldorfer Carneval am Sonntag an seine 70 Mitgliedsvereine in der Stadt aus. Geplante Treffen in geschlossenen Räumen sollten auf einen späteren Termin in der Session verschoben werden. Die für kommenden Freitag (19.11.) geplante Kürung des Düsseldorfer Prinzenpaars mit 1000 erwarteten Besuchern soll erst Anfang Januar stattfinden.
Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen
, sagte Comitee-Präsident Michael Laumen. Angesichts der steigenden Infektionszahlen und der zunehmenden Belastung des Gesundheitssystems sehe man aber keine andere Möglichkeit. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) hoffte, dass es durch Booster-Impfungen und die Wiedereinführung der kostenlosen Corona-Tests bis zum Januar eine andere Ausgangslage für Saalveranstaltungen gebe.
Das designierte Düsseldorfer Prinzenpaar Dirk II. und Venetia Uåsa sollte bereits vergangenes Jahr inthronisiert werden - das fiel wegen der Corona-Pandemie aus. Nun wird auch der zweite Anlauf verschoben. Beide hatten zuletzt schon Partys und Veranstaltungen mit vielen Menschen gemieden, um sich nicht vor der Kürung mit dem Coronavirus anzustecken. dpa
Söder: Wir stolpern mit kurzen Hosen in den eiskalten Winter
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) befürchtet nach eigenen Worten ein Entgleiten
der Corona-Lage in Deutschland. Bund und Länder müssten zusammen entschieden handeln, sagte er am Sonntag in München. Der von den Ampel-Parteien im Bund skizzierte Gesetzesrahmen sei in jeder Beziehung unzureichend
, betonte der CSU-Chef: Deutschland ist mit den bisherigen Gesetzen, die geplant sind, null winterfest. Wir stolpern quasi mit kurzen Hosen und Sommerreifen in einen eiskalten Winter. Es wird nicht funktionieren.
Söder appellierte an FDP, Grüne und SPD, die Bedenken von Medizinerinnen und Medizinern ernstzunehmen und die Corona-Regeln deutlich zu verschärfen. Er habe auch Verständnis dafür, dass Geimpfte zunehmend die Geduld verlören, weil sich die Lage wegen der Ungeimpften momentan so zuspitze. Auch wenn es rechtlich schwierig wäre, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen, so gebe es doch eine moralische Pflicht, sich impfen zu lassen
, betonte er.
Zudem hält er Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte für notwendig. Wir brauchen die Möglichkeit von Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte
, sagte Söder am Sonntag vor einer Klausur seines Kabinetts in München. Es brauche dies als Zusatzinstrument - sonst werde man der steigenden Corona-Infektionszahlen nicht Herr. Zugleich forderte er zahlenmäßige Personen-Obergrenzen für Veranstaltungen.
In einem eindringlichen Appell forderte Söder einen Schulterschluss von Bund und Ländern - und rief die Ampel-Verhandlungspartner zu einem deutlichen Nachschärfen des Infektionsschutzgesetz-Entwurfs auf. Die Lage droht im gesamten Land zu entgleiten. Wegducken allein reicht nicht. Wir müssen jetzt alle - Bund, Länder - zusammen entschlossen handeln. Wir brauchen einen Schulterschluss und kein Hin- und Herschieben
, verlangte er und betonte: Das Ausrufen des Endes der epidemischen Lage ist in jeder Beziehung der falsche Weg.
Konkret forderte Söder eine Impfpflicht für bestimmte Berufe, 2G - das heißt Zutritt nur für Geimpfte und Genesene - in ganz Deutschland, 2G plus - geimpft oder genesen plus Test - für alle Diskotheken und Clubs und eine bundesweite FFP2-Maskenpflicht im Fernverkehr. Und er werde sich sehr dafür einsetzen, dass es Obergrenzen für Veranstaltungen gebe, insbesondere beim Fußball, aber auch anderswo. Wir brauchen Obergrenzen, das muss man bei einheitlich machen.
Sollte der Bund nicht aktiv werden, werde Bayern dies sonst selbstständig machen. Reuters/AFP/DPA
Bund schickt Millionen Masken und Tests nach Sachsen
Sachsen bekommt wegen der sich zuspitzenden Corona-Lage kurzfristig 4,5 Millionen FFP2-Masken und eine Million Schnelltests kostenlos von der Bundesregierung. Die Masken aus den Beständen des Bundes stammten aus deutscher Produktion und würden für die besonders von der Pandemie betroffenen Regionen im Freistaat zur Verfügung gestellt, erklärte das Bundesgesundheitsministerium der Sächsischen Zeitung
(Montagausgabe).
Demnach hatte die sächsische Landesregierung den Bund bei der Beschaffung um Unterstützung gebeten. Es zeigt sich, dass es gut war, über den Sommer Reserven an Schutz- und Testmaterial aufzubauen. Das hilft nun
, sagte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der Sächsischen Zeitung
. Unabhängig davon liefert der Bund den Angaben zufolge zur Zeit erneut kostenlos Schutzmasken an alle Pflegeheime in Deutschland. dpa
Israel erwägt Reiseverbot in EU-Länder
Angesichts der vierten Corona-Welle in verschiedenen Staaten der Europäischen Union erwägt Israel ein Reiseverbot in bestimmte Länder. Wir könnten wieder einen Teil der Länder als rot einstufen. Dann darf man dort nicht mehr hinfahren
, sagte der Generaldirektor des israelischen Gesundheitsministeriums, Nachman Asch, am Sonntag der Nachrichtenseite ynet. Es gebe bereits Staaten mit Warnstufe orange, also einer Reisewarnung. Dazu gehören die deutschen Nachbarn Österreich, Tschechien, Dänemark und die Niederlande.
Am Freitag soll auch Deutschland - bislang noch als Land mit niedrigem Risiko eingestuft - auf diese Liste der Risikoländer (orange) kommen. Asch betonte, es gebe gegenwärtig keine Pläne, die seit Monatsbeginn wieder erlaubte Einreise von Touristen nach Israel aufs Neue zu verbieten. Man müsse jedoch das Einschleppen neuer Krankheitsfälle sowie neuer Corona-Varianten nach Israel verhindern. Der Anstieg in Europa ist Ergebnis der nachlassenden Wirksamkeit des Impfschutzes mit der Zeit
, sagte Asch.
Mehr als vier Millionen von insgesamt 9,4 Millionen Israelis haben bereits eine Booster-Impfung. Seit zwei Monaten sinkt die Zahl der Corona-Neuinfektionen wieder deutlich. Am Sonntag meldete das Gesundheitsministerium 228 neue Fälle - Anfang September waren es noch mehr als 11.000. Die Schlüsselfrage sei nun, wie lange die Wirksamkeit der Auffrischungsimpfung anhalte, sagte Asch. Gegenwärtig sei noch kein Rückgang zu beobachten. Ich hoffe sehr, dass der Booster länger wirkt als nur sechs Monate.
dpa
Österreich verhängt Lockdown für Ungeimpfte
Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle gilt in Österreich von diesem Montag an ein Lockdown für Ungeimpfte. Das haben Bundeskanzler Alexander Schallenberg und die Regierungschefs der Länder am Sonntag in Wien beschlossen.
Schon jetzt sind die Einschränkungen für diese Gruppe groß - etwa durch die 3G-Regel am Arbeitsplatz und die 2G-Regel im öffentlichen Leben. Der Beschluss soll die Impfbereitschaft erhöhen sowie die sozialen Kontakte verringern und damit die vierte Corona-Welle eindämmen. Bei den Corona-Neuinfektionen werden in Österreich fast täglich Rekorde verzeichnet. Am Samstag wurden mehr als 13 000 Infektionen registriert. Die Sieben-Tage-Inzidenz an Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner stieg auf 814,6. dpa
Inzidenz bei 289 – 33.498 Neuinfektionen
Der Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen setzt sich fort. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 289,0 und erreichte damit den siebten Tag in Folge einen neuen Höchststand. Am Samstag hatte die Inzidenz bei 277,4 gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an. Am Montag hatte der Wert die Schwelle von 200 überschritten. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 33.498 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 55 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 5.021.469, die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf 97.672. AFP
Christian Drosten hält den Ausdruck Pandemie der Ungeimpften
für falsch
Der Virologe Christian Drosten hat in einem Interview mit der Zeit
erklärt, dass er den Ausdruck die Pandemie der Ungeimpften
für falsch hält. Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften, wir haben eine Pandemie,
erklärt er. Wir haben eine Pandemie, zu der alle beitragen - auch die Geimpften, wenn auch etwas weniger.
Dabei seien vor allem die älteren Ungeimpften sehr gefährdet. Bei den über 60-Jährigen seien nur 86 Prozent vollständig geimpft. Das ist irrsinnig, das ist wirklich gefährlich.
Ziel sei es nun, nicht zu viele Infektionen auf einmal zuzulassen.
Zwei Wege aus der Corona-Pandemie
Die Delta-Variante hat leider die Eigenschaft, sich trotz der Impfung zu verbreiten. Nach zwei, drei Monaten beginnt der Verbreitungsschutz der Impfung zu sinken,
so Drosten weiter. Viele Menschen, die im Mai oder im Juni geimpft worden seien, würden jetzt allmählich ihren Verbreitungsschutz verlieren. Und es würden immer mehr.
Wir haben zwei Wege, die wir bei der Impfstrategie gehen können: Der eine ist, die Impflücken mit aller Macht zu schließen.
Wäre die gesamte erwachsene Bevölkerung flächendeckend geimpft, wäre jede Infektion ein Impfdurchbruch - und diese seien nicht so schlimm.
Die zweite Möglichkeit sei der sogenannte Herdenschutz: Man impft 70 Prozent, und der Rest infiziert sich nach und nach in den nächsten Monaten bis Jahren. Nach eineinhalb Jahren wären die meisten durch, die Intensivstationen wären über lange Zeit ausgelastet, aber nicht überlastet.
Wegen der Delta-Variante könne man auf diesen Effekt allerdings nicht mehr hoffen. ZeitOnline
Wirtschaftsweise rät Firmen zur Absage großer Weihnachtsfeiern
Angesichts der hohen und weiter steigenden Corona-Infektionszahlen hat die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer Unternehmen zur Absage großer Weihnachtsfeiern geraten. Große Weihnachtsfeiern halte ich in der aktuellen Lage nicht für angebracht
, sagte die Ökonomin, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Freitag. Stattdessen wäre die 2G-Regel eine Überlegung, um kleine Feiern stattfinden zu lassen
.
Auch generell hält die Wirtschaftsexpertin die 2G-Regel in vielen Betrieben
für sinnvoll
. Dafür brauche es allerdings nun die Booster-Impfung.
Grundsätzlich sollten Arbeitgeber zudem den Impfstatus ihrer Beschäftigten kennen dürfen, sagte Schnitzer. Es ist unverständlich, dass man Mitarbeitende zum Kunden schicken kann, der einen solchen Nachweis verlangt, während der Arbeitgeber ihn nicht erfragen darf.
Zudem müssten sich viele Menschen ein Büro mit Kolleginnen und Kollegen teilen, ohne zu wissen, ob diese geimpft sind. Das verunsichert viele.
Der Bundestag hatte am Donnerstag ein Gesetz für neue Corona-Maßnahmen auf den Weg gebracht. Der Entwurf von SPD, Grünen und FDP sieht vor, dass bestimmte Maßnahmen wie die Maskenpflicht und Abstandsgebote auch nach Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite weiter gelten.
Die drei Ampel-Parteien wollen in den bevorstehenden parlamentarischen Beratungen zudem weitere Punkte einfügen - etwa die 3G-Regel am Arbeitsplatz. WEB.DE
Inzidenz steigt auf 277,4 – 45.081 Neuinfektionen
Der Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen setzt sich fort. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 277,4 und erreichte damit den sechsten Tag in Folge einen neuen Höchststand. Am Freitag hatte die Inzidenz bei 263,7 gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an. Am Montag hatte der Wert die Schwelle von 200 überschritten. Seitdem wurden täglich neue Höchstwerte registriert.
Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 45.081 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 228 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.987.971, die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf 97.617. AFP
Lage in den Kliniken spitzt sich deutlich zu
Die Lage in den Kliniken spitzt sich wegen der stark steigenden Zahl von Corona-Patienten deutlich zu. Die Kapazitäten auf den Intensivstationen sind teilweise fast ausgeschöpft, planbare andere Operationen werden verschoben, Patienten finden unter Umständen in ihrer Nähe keine freie Klinik mehr und werden in andere Städte ihres Bundeslandes gebracht. Vor allem im Süden und Osten bereiten sich Kliniken auf die Verlegung von Patienten auch in andere Bundesländer vor, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Allerdings sind die Aufnahmemöglichkeiten anderer Länder ebenfalls begrenzt. Sachsen-Anhalt etwa kann zwar noch Kranke aus dem eigenen Land versorgen - aber: "Es sieht so aus, dass man keine Kapazität hat, Patienten aus anderen Bundesländern aufzunehmen", sagte ein Sprecher der Krankenhausgesellschaft.
Aus einem vertraulichen Bericht der Länder geht hervor, dass in Bayern und Baden-Württemberg bereits täglich Verlegungen zwischen Krankenhäusern zum Ausgleich und zum Erhalt der Funktionsfähigkeit durchgeführt
werden, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten. Im Norden gibt es noch Kapazitäten, im Süden sind sie praktisch aufgebraucht
, heißt es demnach im Bericht der länderübergreifenden Steuerungsgruppe des so genannten Kleeblattsystems zur Patientenverteilung bei regionaler Überlastung.
Die 16 Bundesländer sind in bundesweit fünf Gruppen (Kleeblätter) eingeteilt, die sich zunächst gegenseitig helfen sollen. Ist ein ganzes Kleeblatt überlastet, wird deutschlandweit verteilt. dpa
Seehofer fordert bundesweit einheitliche Coronaregeln
Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle hat Innenminister Horst Seehofer eine gemeinsame Kraftanstrengung von scheidender Bundesregierung und möglicher Ampel-Koalition gefordert. Wir müssen jetzt alle zusammen Regierungskunst beweisen - diejenigen, die noch in der Regierung stehen, und diejenigen, die kurz davor stehen. Das Thema ist viel zu ernst und viel zu gefährlich, als dass wir darüber wochenlang streiten könnten
, sagte der CSU-Politiker der Augsburger Allgemeinen
. Der Wahlkampf sei vorbei. Parteipolitisch gibt es hier für niemanden etwas zu gewinnen, aber für alle viel zu verlieren. Fundamentalopposition kann es in so einer schwierigen Situation nicht geben.
Mit Blick auf das Bund-Länder-Treffen kommenden Donnerstag sagte Seehofer: Ich hoffe sehr, dass es kommende Woche zu einer bundeseinheitlichen Regelung kommt. Wir dürfen die Bevölkerung nicht länger verwirren.
Das ganze Durcheinander könne doch niemand mehr verstehen. Impfzentren auf, Impfzentren zu - Lohnfortzahlung bei Quarantäne ja, dann wieder nein - Test kostenfrei, Test kostenpflichtig. Ja, hat denn im Ernst jemand geglaubt, dass noch jemand sich auf eigene Rechnung testen lässt, wenn er danach in Quarantäne keine Lohnfortzahlung bekommt?
In Richtung Jens Spahn sagte Seehofer: Der schwerste Fehler des Bundesgesundheitsministers war, das Ende der epidemischen Lage ins Spiel zu bringen. Auch wenn er es nicht so gemeint hat - es kommt darauf an, wie es ankommt.
dpa
gravierenden Fehlerder Ampel-Parteien - [Bund: 263,7]Aktuelle Inzidenzwerte in Deutschland
Sieben-Tage-Inzidenz bei 263,7 - Höchster Wert seit Pandemie-Beginn
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen und hat den fünften Tag in Folge einen Höchstwert erreicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 263,7 an. Bereits seit Montag hatte es Rekorde bei den tagesaktuell vom RKI berichteten Inzidenzen gegeben. Am Donnerstag lag der Wert bei 249,1. Vor einer Woche hatte der Wert bei 169,9 (Vormonat: 65,8) gelegen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 48.640 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.40 Uhr wiedergeben. Dies ist der zweithöchste seit Beginn der Pandemie erreichte Wert. Einen Rekordwert hatte die Zahl der Neuinfektionen am Vortag mit 50.196 erreicht. Vor genau einer Woche hatte der Wert bei 37.120 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 191 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 154 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 942.890 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Donnerstag mit 4,65 an (Mittwoch: 4,61). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.450.200 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 97.389. dpa
Ampel will epidemische Notlage beenden
Diese Maßnahmen sind mit dem neuen Corona-Gesetz möglich – und diese nicht
Der bundesweite Ausnahmezustand steht vor dem Ende. Bald sollen die Länder den Corona-Kurs steuern. Ein Blick auf die Eckpunkte des Ampel-Gesetzentwurfs.
Deutschland im Corona-Herbst: Die Infektionszahlen klettern stetig auf neue Höchstwerte, die Zahl der Covid-19-Toten steuert beschleunigt auf die 100.000er-Marke zu und die Impfquoten bleiben hinter den wissenschaftlich und politisch geforderten Zielmarken zurück.
Trotz dieser dynamischen Entwicklung soll die epidemische Lage von nationaler Tragweite am 25. November enden – so wollen es die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP, die voraussichtlich schon bald die künftige Bundesregierung stellen werden.
Wir müssen gewissermaßen unser Land winterfest machen
, sagte der amtierende Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz am Donnerstag bei der Einbringung des Gesetzentwurfs im Bundestag.
Sein womöglich baldiger Koalitionär Marco Buschmann, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, verwies auf robuste Maßnahmen für die Bekämpfung von Corona
.
Doch was bedeutet der 44 Seiten umfassende Entwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes für Bund, Länder und Bevölkerung? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was bedeutet das Aus der epidemischen Lage?
Der Bund wird sich nicht vollends zurückziehen, überträgt die pandemiepolitischen Zuständigkeiten jedoch größtenteils an die Länder zurück. Mehr noch: Statt der Bundesregierung darf und muss wieder das Parlament über Corona-Beschränkungen entscheiden – und die Länder können per Verordnung regional agieren.
Welche Instrumente sind zur weiteren Pandemiebekämpfung geplant?
Läuft die epidemische Notlage wie von den Ampel-Parteien geplant aus, ist die Covid-19-Pandemie selbstredend nicht vorbei. Deshalb soll das Infektionsschutzgesetz (IfSG) geändert werden, um eben die Bevölkerung weiterhin zu schützen. Eine weiterlaufende Notlage sei aufgrund der zahlreichen Geimpften im Land rechtlich heikel, heißt es von den Ampel-Parteien.
Mit dem IfSG legt der Bund rechtliche Mindeststandards fest, er gibt den Ländern also einen einheitlichen Rahmen für ihr pandemiepolitisches Handeln vor – ohne jedoch konkrete Weisungsbefugnis zu haben. Zudem soll es durch den Maßnahmenkatalog möglich sein, je nach Entwicklung der Lage erforderliche Schutzvorkehrungen zu ergreifen. Demnach sind unter anderem folgende Instrumente vorgesehen:
- Maskenpflicht
- Rückkehr kostenloser
Bürgertests
- Hygienekonzepte in Betrieben, Schulen und Freizeitangeboten (inklusive Kultur und Gastronomie)
- 3G oder 2G (Pflicht zur Vorlage von Impf-, Genesenen- oder Testnachweis) in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens
- 3G am Arbeitsplatz
- Anspruch auf zwei kostenfreie Tests durch Arbeitgeber
- Tägliche Testpflicht für ungeimpfte und nicht genesene Arbeitnehmende
- Lohnausfall-Entschädigung für geimpfte Beschäftigte in Quarantäne
- Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen
- Abstandsgebote
- Finanzielle Hilfen für Kliniken
- Strafverschärfung für Fälschung von Impfnachweisen und deren Verwendung
Was steht noch nicht drin?
Einige mitunter wichtige Details bleiben in dem Entwurf zur IfSG-Änderung noch offen. Dazu zählen die Ausgestaltung der viel diskutierten 3G-Regel am Arbeitsplatz und der Umgang mit Beschäftigten, die sich dem widersetzen. Dem Vernehmen wollen sich die Ampel-Parteien bei den bevorstehenden parlamentarischen Beratungen auf Vorgaben einigen. Zudem ist die Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen noch nicht vollends definiert. Dies reicht von der Frage der Häufigkeit bis hin zur Bestimmung der Testart. Favorisiert sind PCR-Tests.
Was ist nicht vorgesehen?
Einige bislang bekannte Instrumente zur Eindämmung der Pandemie sollen dem Entwurf zufolge der Vergangenheit angehören. Dazu zählen flächendeckende Lockdowns sowie Schließungen von Schulen, Geschäften und Gastronomie. Allerdings können die Bundesländer durchaus eigene, scharfe Maßnahmen mit der Erklärung einer Notlage verhängen, wie zum Beispiel Bayern im Katastrophenfall.
Pauschale, bundesweite Verbote von Veranstaltungen sind aber ebenso wenig vorgesehen wie Lockdowns für Ungeimpfte. Auch eine Impfpflicht für Pflegekräfte soll es nicht geben. Allerdings gibt es Stimmen in der SPD und bei den Grünen, die eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen gerne noch in das Gesetz aufnehmen würden.
Wann greifen die Änderungen des Infektionsschutzgesetzes?
Nach der Beratung des Gesetzentwurfes an diesem Donnerstag im Bundestag steht für kommenden Montag eine Anhörung im Hauptausschuss des Bundestages an. Am 18. November soll der Bundestag das Gesetz beschließen, einen Tag später stimmt der Bundesrat darüber ab.
Welche Außenwirkung hat der Gesetzentwurf?
Grundsätzlich bleiben die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bestehen, lediglich die unmittelbaren Zuständigkeiten haben sich verlagert. Allein, die Strategie erscheint in der derzeitigen Situation paradox: Während etwa in Bayern seit diesem Donnerstag aufgrund der aktuellen besorgniserregenden Situation in der Corona-Pandemie
der Katastrophenfall gilt, soll die epidemische Lage auslaufen.
Dies stößt vielerorts auf Kritik. So monierte etwa der Unions-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Ralph Brinkhaus (CDU), den Schritt als das völlig falsche Signal
. Dieses vermittle den Eindruck, die Corona-Lage sei nicht mehr so schlimm.Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) kritisierte die Ampel-Pläne. Wenn die epidemische Lage ausläuft, werde es den Ländern nicht mehr möglich sein, von diesen Instrumenten Gebrauch zu machen
, sagte SoVD-Präsident Adolf Bauer.
Vertreterinnen und Vertreter der Ampel-Parteien hingegen wiesen derlei Behauptungen zurück. So schrieb FDP-Chef Christian Lindner auf Twitter: Die
epidemische Notlage
, die wir beenden, ist ein Rechtsbegriff und keine Beschreibung der Gesundheitsgefahr. Wir schaffen einen effektiveren, rechtssicheren Maßnahmenkatalog. Potenziell verfassungswidrige Maßnahmen aus dem alten Katalog wie Ausgangssperren entfallen.
Die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, bezeichnete die geplanten Maßnahme-Optionen der Länder als wirksam und rechtssicher
. Demnach könne der ausgearbeitete Katalog erweitert werden. Zudem verwies Göring-Eckardt darauf, dass der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bis vor kurzem selbst noch für das Ende der epidemischen Notlage geworben hatte.
Dennoch: Die Stimmung in Politik und Bevölkerung ist aufgeregt. Zumindest kommunikativ erscheint die mitten in den turbulenten Zeitraum der Machttransformation fallende Kompetenzverschiebung als unglücklich. Aller Voraussicht nach geht das Heft des Handelns in die Obhut der Länder über - schon kommende Woche können sie bei der Bund-Länder-Konferenz den weiteren Kurs in der Corona-Politik bestimmen. Tgs mit Agenturen Christoph Rieke
Haseloff sieht bei Corona gravierenden Fehler
der Ampel-Parteien
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat scharfe Kritik an den geplanten Corona-Maßnahmen der Ampel-Parteien im Bund geübt. Ich halte die Entscheidung, die pandemische Notlage von nationaler Tragweite zu beenden, für einen gravierenden politischen Fehler
, sagte der CDU-Politiker in Magdeburg. Das ist auch in der Sache eine Fehlentscheidung.
Die pandemische Lage nationaler Tragweite müsse verlängert werden.
Die potenziellen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP wollen den Sonderstatus am 25. November auslaufen lassen. Die bisherige Rechtsbasis für Corona-Beschränkungen soll durch ein neues Infektionsschutzgesetz ersetzt werden, das einen kleineren Katalog möglicher Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie rechtlich absichern soll.
Dazu zählen Beschränkungen für Ungeimpfte durch 3G-Regeln - Zugang nur für Genesene, Geimpfte und Getestete - oder 2G-Regeln - nur für Genesene und Geimpfte. Dass 2G Menschen zum Impfen bewegt, glaubt Haseloff aber nicht: Diejenigen, die jetzt nicht geimpft sind, sind sehr, sehr schwer zu erreichen
, sagte er. dpa
Schärfere Regeln erhöhen Impfbereitschaft in Österreich deutlich
Die deutliche Verschärfung der Regeln für Ungeimpfte hat in Österreich die Zahl der Corona-Impfungen spürbar nach oben klettern lassen. In den ersten zehn Tagen nach Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz wurden insgesamt mehr als 420.000 Impfungen verzeichnet, wie aus Zahlen der Ministerien hervorgeht. In den zehn Tagen davor waren es rund 157.000. Seit 8. November gilt obendrein eine 2G-Regel, die Ungeimpfte aus weiten Teilen des öffentlichen Lebens ausschließt.
Ein Großteil der Impfungen (235 000) entfiel seit 1. November auf Drittstiche. Zum ersten Mal ließen sich 123.000 Menschen gegen das Coronavirus durch die Injektion schützen. Eine zweite Dosis holten sich den Zahlen zufolge 64 000 Bürger. Die Impfquote liegt in Österreich bei aktuell etwa 65 Prozent der Gesamtbevölkerung, das ist etwas schlechter als der deutsche Wert.
Der Druck auf Ungeimpfte wird sich noch erhöhen. Eine Übergangsfrist, in der ungeimpfte Arbeitnehmer ersatzweise ganztags eine FFP2-Maske tragen dürfen, endet am 15. November. Die Arbeitgeber sind aufgerufen, stichprobenartig zu kontrollieren, ob ihre Beschäftigten geimpft, genesen oder getestet sind. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu 500 Euro für Arbeitnehmer und bis zu 3600 Euro für die Unternehmen. Es steht im Raum, dass ab Mitte des Monats unter den Testangeboten nur noch PCR-Tests als Zutritt-Erlaubnis zum Arbeitsplatz gelten.
Von der 3G-Regel am Arbeitsplatz sind nur Beschäftigte ausgenommen, die praktischen keinen längeren Kontakt zu anderen Menschen haben, wie zum Beispiel Lastwagenfahrer. dpa
Immer mehr Anfeindungen gegen Ärzte und Pflegekräfte in Pandemie
Angesichts der angespannten Corona-Lage warnen Gewerkschaften vor wachsender Aggressivität gegenüber Ärzten und Pflegekräften. Ärztinnen und Ärzte berichten in der Pandemie immer öfter von Anfeindungen und Drohungen
sagte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Insbesondere diejenigen, die für das Impfen werben, erlebten oft direkte Bedrohungen. Vor allem die verbale Gewalt hat an Häufigkeit und Schärfe zugenommen
, so Johna. Sie selbst bekomme viele Drohmails und sei gezwungen, praktisch täglich auf ihren Social Media-Accounts Personen zu sperren.
Ähnlich äußerten sich Vertreter von Pflegekräften etwa in Kliniken. Wir beobachten, dass Patientinnen und Patienten aggressiver und ungehaltener reagieren als wir das bisher kannten
, sagte Grit Genster, Expertin für den Bereich Gesundheitswesen bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Das gelte besonders bei der Durchsetzung von coronabedingten Hygiene-Maßnahmen wie Isolation, Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht oder bei PCR-Tests. Pflegekräfte seien solchen Konflikten mit Patienten und deren Angehörigen stärker ausgesetzt, da sie auf den Stationen im Alltag präsenter sind als etwa ärztliches Personal, mahnte Genster. Daher entlädt es sich am Pflegepersonal besonders viel.
Ärztevertreterin Johna zeigte sich darüber hinaus verärgert über das Verhalten vieler Impfgegner, die sogar noch als schwerkranke Covid-Patienten die Wirkung des Virus unterschätzten oder gar negierten. Es ist schon belastend zu erleben, was manche Impfgegner anrichten können
, so die Ärztin. Es ist kaum zu fassen, wie uneinsichtig manche Menschen sind und für wie unverwundbar sie sich halten.
Für das Klinikpersonal sei es sehr frustrierend
, in der knappen Zeit auch noch Diskussionen mit uneinsichtigen Patienten führen zu müssen. Es zehrt an den Nerven, wenn etablierten Therapieverfahren mit Misstrauen begegnet wird.
Bei der Behandlung aber spiele das keine Rolle: Ungeimpfte Patienten werden genauso behandelt wie Geimpfte. Dazu verpflichtet uns unser Berufsethos
, sagte Johna. Bei leichteren Fällen aber könne es durchaus sein, dass man auch mal denkt:
. KNADas hätten Sie durch eine Impfung vermeiden können
Spahn plädiert für bessere Bezahlung von Pflegekräften
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plädiert angesichts der Belastungen durch die Corona-Pandemie für eine bessere Bezahlung von Pflegekräften. Dieser Job ist ein gewaltiger Kraftakt. Die Pflegekräfte stehen vier, fünf Stunden an einem Bett, schwitzend, ohne sich erleichtern zu können, ohne Trinkpause. Da sollten wir finanziell noch was drauflegen
, sagte Spahn am Donnerstag dem Spiegel
.
Er beobachte, wie sehr Pflegekräfte für ihre Arbeit brennen würden. Viele seien nach drei Pandemiewellen allerdings auch ausgebrannt, frustriert und gäben ihre Jobs auf. Wer aber jetzt sagt, dass die Politik in den letzten Monaten mehr Intensivpfleger hätte ausbilden sollen, hat keine Ahnung, wie lang die Ausbildung dauert
, so Spahn. Fest steht aber, dass wir die Vergütung weiter verbessern müssen.
dpa
Mehr als 50.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist stark angestiegen und hat erstmals in der Corona-Pandemie den Wert von 50.000 überschritten. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages den Höchstwert von 50.196 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von Donnerstagmorgen, 03.40 Uhr, wiedergeben. Am Vortag waren es 39.676 Ansteckungen und vor genau einer Woche hatte der Wert bei 33.949 Ansteckungen gelegen. Bereits der Wert vom Mittwoch war ein Höchststand gewesen.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz erreichte ebenfalls wieder einen Höchstwert. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern und Woche am Donnerstagmorgen mit 249,1 an. Sie ist somit am vierten Tag in Folge auf einen Höchstwert gestiegen. Am Mittwoch hatte der Wert bei 232,1 gelegen. Zum Vergleich: Vor einer Woche lag die Inzidenz bei 154,5 (Vormonat: 66,5).
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 235 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 165 Todesfälle.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Mittwoch mit 4,61 an (Dienstag: 4,31). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Bundestag berät die Lage in der Pandemie
Der Bundestag berät gleich unter anderem die Pläne von SPD, Grünen und FDP angesichts der teilweise drastisch steigenden Corona-Zahlen in Deutschland. Nach wochenlanger öffentlicher Zurückhaltung will dabei auch der amtierende Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sprechen. Angestrebt ist von den drei Parteien eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes.
Im Vorfeld der Bundestagsdebatte kritisiert der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzenden Thorsten Frei die Pläne als nicht ausreichend. Jedenfalls brauchen wir mehr als das, was die Ampel vorsieht
, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag vor der Bundestagsdebatte über die vorgeschlagenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes im ARD-Morgenmagazin
. Was will sie denn ändern im Infektionsschutzgesetz? Dass Abstandsregeln erhalten bleiben, dass die Maskenpflicht im ÖPNV erhalten bleibt, dass Hygienekonzepte erhalten bleiben - das ist zu wenig.
Tgs
AfD-Fraktionsvize kritisiert geplantes Gesetz
Die AfD lehnt die von SPD, Grünen und FDP geplanten Corona-Maßnahmen grundsätzlich ab. AfD-Fraktionsvize Sebastian Münzenmaier spricht von Ideen der Unfreiheit und des Zwangs
. Obwohl die epidemische Lage von nationaler Tragweite auslaufen soll, könne Deutschland keinen Freedom Day
feiern, kritisierte Münzenmaier: Sie streichen zwar die epidemische Lage, aber die Maßnahmen sollen bleiben.
Er wendet sich vor allem gegen eine Ausweitung der 2G-Regel. Es gehe dabei nur um Impfdruck
, nicht um Infektionsschutz, weil auch Geimpfte und Genesene ansteckend sein könnten. Eine Impfung sei jedoch eine freiwillige Entscheidung und müsse ohne direkten oder indirekten Zwang erfolgen. Tgs
Sie waren doch in der Regierung, warum haben Sie nichts getan?
Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Susanne Ferschl, geht die geschäftsführende Regierung scharf an. Es ist die vierte Welle und das vierte Mal, dass erst reagiert wird, wenn die Welle über uns zusammenbricht
, kritisiert sie. Verantwortlich sei die amtierende Regierung, der amtierende Gesundheitsminister. Sie sei verwundert über die Aussagen von Scholz und Brinkaus - Sie waren doch in der Regierung, warum haben Sie nichts getan?
FDP-Fraktionsgeschäftsführer Marco Buschmann hielt dagegen. Wir verankern in dem neuen Paket Maßnahmen, die bislang noch gar nicht vorgesehen waren
sagte er der Augsburger Allgemeinen
. Tgs.
Vor Spiel der DFB-Elf: Intensivmediziner kritisiert volles Stadion
Vor dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Liechtenstein am Donnerstag hat Intensivmediziner Uwe Janssens mangelnde Corona-Maßnahmen in der Wolfsburger Volkswagen Arena kritisiert. Ich kann nicht nachvollziehen, dass es im Fußball Ausnahmen gibt und Fans dicht gedrängt aneinander stehen, laut singen und feiern, dabei Aerosole freisetzen und möglicherweise andere infizieren
, sagte Janssens im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Zum WM-Qualifikationsspiel sollen am Donnerstagabend 26.000 Fans kommen. Ein solches Fußballspiel ohne den nötigen Abstand sei aus medizinischer Sicht angesichts der aktuellen Situation außerordentlich bedenklich
, sagte Janssens, der zugleich Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist. Er betonte, dass die Hygienemaßnahmen weiterhin äußert wichtig seien. Dazu gehöre auch die Abstandsregel, sagte Janssens mit Blick auf volle Fußballstadien. dpa
Mehr Kinderkrankengeld für Eltern wegen Corona
Coronabedinger Kita- und Schulausfall hat in diesem Jahr zu einer deutlichen Steigerung beim Kinderkrankengeld geführt. Das geht aus einer Erhebung der Krankenkasse Barmer hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. An diesem Donnerstag wollen SPD, Grüne und FDP eine Verlängerung der Ausweitung beim Kinderkrankengeld wegen der andauernden Pandemie auf den Weg bringen.
Laut der Auswertung der Krankenkasse wurden bis September fast 892.000 Kinderkrankengeldtage in einem Wert von 56,7 Millionen Euro von der Barmer bewilligt. Das umfasst Betreuung in der Pandemie und Tage, an denen ein Kind krank ist. Im gesamten Vorjahr waren es nur 566.000 Tage. Im Jahr 2019 hatten sich die Kinderkrankengeldtage auf rund 698.000 summiert. Barmer-Chef Christoph Straub sprach von einer «echten Entlastung für Eltern» durch das Kinderkrankengeld. dpa
Mehr als zwei Drittel für Corona-Impfpflicht
Eine große Mehrheit der Deutschen befürwortet eine Corona-Impfpflicht zumindest für bestimmte Berufsgruppen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 44 Prozent sogar dafür aus, alle Menschen in Deutschland zur Immunisierung gegen das gefährliche Virus zu verpflichten. Weitere 24 Prozent wollen die Pflicht auf einzelne Berufsgruppen wie Pflegekräfte oder Krankenhauspersonal beschränken. Nur 27 Prozent sind generell gegen eine Impfpflicht.
Damit hat sich die Stimmung seit Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland vor knapp einem Jahr gedreht. Wenige Tage nach der ersten Impfung am 26. Dezember vergangenen Jahres hatten sich in einer YouGov-Umfrage noch 56 Prozent gegen eine allgemeine Impfpflicht und 33 Prozent dafür ausgesprochen. Die Haltung zu Impfungen für bestimmte Personengruppe wurde damals allerdings nicht abgefragt.
Unter den Wählern von CDU/CSU (56 Prozent), SPD (54 Prozent) und FDP (52) ist der Wunsch nach einer Impfpflicht für alle besonders stark ausgeprägt. Bei den Anhängern der Linken (46 Prozent), Grünen (44 Prozent) und AfD (31 Prozent) sowie den Nichtwählern (32 Prozent) findet die Idee dagegen keine Mehrheit. dpa
Wir wissen, was wir tun
:
Wenn ein Bestatter den Karneval in der Pandemie organisiert
Karneval feiern mitten in der Pandemie – ist das Wahnsinn? Nein, sagt der Präsident des Kölner Festkomitees Christoph Kuckelkorn. Im Hauptberuf ist er Bestattungsunternehmer. Kölner Bestatter und Karnevalist über Tod, Humor und die Corona-Pandemie Wir müssen unseren Humor bewahren
.
Als Bestatter und Karnevalist kennt Christoph Kuckelkorn zwei Extreme. Im Himmelklar-Podcast ruft er zum 11.11. dazu auf, mit Zuversicht auf die Zeit nach der Corona-Pandemie zu schauen - und erzählt, warum sein Christ-Sein ihm dabei hilft.
Geiger: Was machen Sie denn jetzt am 11.11. statt großer Feier des Sessionsstarts?
Christoph Kuckelkorn (Bestattungsunternehmer und Präsident des Festkomitees Kölner Karneval): Ja, am 11.11. ist alles anders als in den Jahren vorher. Ich weiß noch nicht so richtig, was mich erwartet. Wir werden morgens eine Andacht im Dom haben mit dem Kölner Dreigestirn, so ganz für uns alleine. Um 11:11 Uhr werden wir natürlich die Session eröffnen und werden die letzten Sekunden 'runterzählen. Das wird man auch im Livestream und im WDR und in verschiedenen Medien sehen können. Was dann kommt, weiß ich noch nicht so richtig.
Ich habe an dem Tag eine Beerdigung, da muss ich nochmal auf den Friedhof. Und ansonsten denke ich, dass wir einige soziale Einrichtungen besuchen, zum Beispiel Krankenhäuser, wo wir Weckmänner verteilen. Wir sind also ein bisschen sozial-karitativ unterwegs und müssen viel improvisieren, weil sich vieles auch erst auf den letzten Metern ergibt. Abends werde ich wahrscheinlich auf der Couch sitzen und anders als in allen Jahren vorher mal schauen, was der WDR an alten Konserven bringt.
Geiger: Karneval ist auch ein Fest der katholischen Kirche. Was hat das für Sie mit dem Glauben zu tun?
Kuckelkorn: Ganz, ganz viel! Der Karneval fußt auf dem Kirchenjahr. Der Karneval ist ja die Zeit vor der Fastenzeit, in dem man es nochmal so ein bisschen krachen lässt. Was man sich auch ins Gedächtnis rufen muss: Der 11.11. ist exakt sechs Wochen vor Weihnachten, auf den Tag genau. Interessanterweise war er auch in der Vergangenheit immer schon mal ein Tag, an dem man es sich nochmal gut gehen lassen hat, nämlich unter Umständen die Martinsgans verzehrt hat, weil danach die weihnachtliche Fastenzeit begonnen hat. Übrigens kann man sich eine weihnachtliche Fastenzeit heute gar nicht mehr vorstellen. Das ist ja die Zeit der Fülle schlechthin. Aber das gab es wirklich. Es gab auch eine Vorbereitung auf Weihnachten.
Wir beginnen die Session auch immer mit einem ökumenischen Gottesdienst im Dom, bei dem der Kardinal auch dabei ist. Das ist der Start in die Session für uns, vor der Proklamation. Wir beenden die Session mit dem Aschenkreuz. Auch da haben wir also das Alpha und Omega von der Kirche und dazwischen gibt es ganz viele Momente, wo sich Karneval und Kirche auch begegnen. Nicht nur, wenn man mit dem Kardinal beim Kaffee zusammensitzt.
Geiger: Jetzt wird durch die Pandemie auf jeden Fall nicht nur der Karnevalsstart, sondern auch die Session anders. Sie sind vernünftig und deshalb mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker zusammen der Spielverderber
gewesen, mussten verkünden, dass der 11.11. dieses Jahr nicht gefeiert wird.
Kuckelkorn: Ja, ganz genau. Das war uns auch total wichtig, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass man in diesen Zeiten das Bild von feiernden Menschen aus der Stadt transportieren kann. Und deswegen war schon sehr früh klar, dass wir – egal wie sich die Situation mit dem Infektionsszenario hier darstellt – auf jeden Fall keinen Straßenkarneval zeigen wollen. Es darf keiner stattfinden und da mussten wir sehr rigoros vorgehen. Wir kennen ja die Kölner. Wir wissen, wie sehr das im Herzen der Menschen ist und wie schwer das fällt, sich hier zurückzuhalten. Deswegen mussten wirklich drastische Maßnahmen her. Gott sei Dank ist die Stadtverwaltung uns und vor allen Dingen der Landesregierung da gefolgt und hat genau diese Sachen umgesetzt. Sodass wir jetzt Alkoholverbot und Alkoholverkaufsverbot in der Stadt haben, dass man Alkohol auf der Straße auch nicht konsumieren darf und dass wir auch Verbote in bestimmten Bereichen haben, wo sich sonst gerne auch vor allen Dingen junges Klientel aufhält. Das ist in diesem Jahr der Punkt.
Vielleicht guckt man im Fernsehen, hört ein bisschen Musik zu Hause und überwintert quasi so. Die erste Zeit nach der Adventszeit wird der Karneval wahrscheinlich auch mit Einschränkungen verbunden sein. In der Form, wie wir ihn kennen, werden wir ihn da auch nicht erleben. Und insofern müssen wir einfach schaffen, dass wir es jetzt ein Jahr retten und uns darauf freuen, dass wir im nächsten Jahr wieder viel Zuversicht haben. Das fällt uns ein bisschen schwer, weil der soziale Faktor Karneval, der ist ja total wichtig.
Also, Karneval ist ja nicht nur Feiern und Party. Karneval ist auch ganz viel soziales Miteinander und beispielsweise mehr als 60 Prozent der Auftritte des Dreigestirns finden in sozialen Einrichtungen statt, in Palliativeinrichtungen, in Hospizen, in Krankenhäusern, in der Kinderonkologie als Beispiel. Und da bringt der Karneval so viel Zuversicht – das muss dieses Jahr aber auf jeden Fall bleiben. Denn das sind so ganz wichtige Faktoren, die den Menschen wirklich helfen, die lebensnotwendig sind und die müssen wir auch irgendwie umsetzen. Da sind wir gerade dabei, mit allen Einrichtungen zu überlegen, was wie möglich sein kann. Um am Ende des Tages den Menschen, denen es nicht so gut geht, ein bisschen etwas Schönes zu bringen: Frohsinn, Zuversicht, Hoffnung.
Geiger: Feiern und Tod sind so nah beieinander, besonders jetzt im Monat November. Wird das durch die Corona-Pandemie nochmal mehr?
Kuckelkorn: Ja, kann man sagen. Das Bewusstsein für den Tod ist plötzlich in der Gesellschaft ein ganz anderes geworden. Durch die Konfrontation mit Sterbezahlen, die jetzt ja gar nicht so wirklich astronomisch hoch sind – bezogen auf Köln. Wir haben 160 Sterbefälle mit Corona, sage ich jetzt mal. Das sind ja durchaus auch viele ältere Menschen, die da verstorben sind. Und wenn man das aber mal in Relation setzt, dass hier im Jahr 10.000 Menschen sowieso sterben, dann ist das eher eine verschwindend geringe Zahl, die auch nicht so groß auffällt.
Aber das öffentliche Bewusstsein hat sich gewandelt. Das ist uns ganz klar. Plötzlich ist der Tod bei den Menschen auch wieder im Leben verhaftet, was an sich ganz gut ist. Denn das macht einfach den Tag wertvoller, wenn man weiß, wie endlich das Leben ist. Dann ist das dieses tägliche "Carpe Diem". Wenn man die Zeitung aufschlägt und sieht, wie viele Sterbefälle bei diesen Corona-Zahlen dazugekommen sind, ist das etwas, was einen ein bisschen demütig macht, was aber vielleicht auch den Sinn für das Wesentliche schärft. Und das ist ja auch etwas Gutes, was man aus der Situation nehmen kann.
Geiger: Was hat die Situation seit dem Frühjahr mit Ihnen persönlich und beruflich gemacht?
Kuckelkorn: Uns hat die Situation sehr herausgefordert. Wir hatten richtig viel zu tun, aber nicht durch viele Sterbefälle, sondern durch viele Newsletter und immer wieder neue Vorschriften. Da hat sich am Anfang sehr viel gewandelt. Gott sei Dank hat sich die Situation um den Tod auch wieder einigermaßen normalisiert. In den Trauerhallen, auf den Friedhöfen können wieder Menschen zusammenkommen. Zwar weniger als bisher, aber es ist zumindest so, dass wieder Gäste eingeladen werden können. Vor den Trauerhallen gibt es sogar gar keine Begrenzung. Das heißt also, wir haben in dem Bereich keine Einschränkungen mehr. Das ist für viele Familien total wichtig. Denn am Anfang war für viele Familien, mit zehn Menschen eine Bestattung zu machen, ganz, ganz schwer zu ertragen. Gerade in der Trauer, im Tod braucht man Beistand und das ging dann nicht.
Im Augenblick haben wir aber immer noch Situationen, die uns vor riesen Herausforderungen stellen. Als Beispiel organisieren wir gerade eine Überführung nach Italien und es ist für die Familie nicht möglich, mitzureisen. Jetzt stellt die Familie in Frage, ob Italien überhaupt der Beisetzungsort sein kann. Was aber traditionell total wichtig gewesen wäre. Insofern haben wir hier mit noch wirklich großen Einschränkungen zu kämpfen und wir hoffen, dass es sich irgendwann wieder normalisiert.
Geiger: Wie können Sie denn an einem für Sie gewöhnlichen Tag so schnell zwischen Tod und Humor springen – eine Beerdigung vormittags und abends die Karnevalssitzung?
Kuckelkorn: Ja, den Wechsel habe ich unter Umständen sogar auch mehrfach am Tag. Ich glaube, ich kann ganz gut zwischen verschiedenen Rollen hin- und hergehen. Das ist mir so ein bisschen in die Wiege gelegt. Damit kann ich ganz gut umgehen. Ich kann auch das, was ich erlebe, an dem Ort oder an dieser Stelle lassen und dann unbeschwert in eine andere Situation gehen. Das ist in dem Beruf ein großes Geschenk und das hilft mir natürlich sehr. Generell ist es ja so, dass Tod und Leben, Trauer und lustig sein immer nebeneinander sind.
Man muss nur den Sinn dafür schärfen und mal rechts und links gucken. Dann merkt man das, wenn man in der Fußgängerzone spazieren geht und in der Kirche an der Fußgängerzone eine Trauerfeier stattfindet. Da gucken wir nur nicht so genau hin, für all das sind wir gar nicht so aufnahmefähig. Wenn wir das aber tun, dann merken wir, dass das eh untrennbar miteinander verbunden ist.
Geiger: Bedeutet diese Zeit für Sie auch eine gute Arbeitssituation?
Kuckelkorn: Ja, ich finde es jetzt in der Zeit unheimlich bereichernd, dass die Menschen mehr über Tod und über die Endlichkeit nachdenken. Das ist total wichtig. Viele beschäftigen sich so oder so damit, dass sie dann auch zu uns kommen und schon mal für ihre eigene Bestattung vorsorgen. Das machen immer schon viele Menschen, aber jetzt nochmal mit einem ganz anderen Fokus. Plötzlich ist alles irgendwie näher und man macht sich auch selber mehr Gedanken darum.
Insofern ist das etwas, was der Gesellschaft gut tut und was generell auch dem Miteinander der Menschen gut tut. Denn wenn ich begreife, wie endlich das Leben ist, dann sind viele Probleme, die man so im Alltag als Probleme bezeichnet, vielleicht keine richtigen Probleme. Da gibt es vielleicht andere große Probleme, die dann auch wirklich eher verfolgt werden müssten.
Geiger: Wie blicken Sie jetzt auf die dunkle Jahreszeit, in der das Leben sowieso schon ziemlich trist ist – in diesem Jahr vielleicht besonders zu spüren? Die Natur zeigt uns auch, dass es zu Ende geht. Jetzt fehlt auch noch der Karneval … Welchen Tipp können Sie uns aus Ihrer Erfahrung geben?
Kuckelkorn: Ja, zuerst einmal ist es für uns als Karnevalisten unglaublich schwierig, die Situation auszuhalten, weil der Karneval ja besonders bunt ist und es jedes Jahr aufs Neue schafft, am 11.11. die triste novembergraue Stadt bunt zu machen. Und zwar mit Menschen, mit Kostümen. Das ist natürlich ein total schönes Bild: Die Stadt ist an einem Tag noch grau wie immer. Die Leute stehen wie immer an der Haltestelle. Am nächsten Tag stehen alle im Kostüm da und plötzlich ist alles bunt, fröhlich und es hängt Musik in der Luft. Das ist ja unglaublich schön. Dieses Geschenk können wir jetzt der Stadt nicht machen und wir können auch nicht als Gastgeber fungieren. Was wir Kölner auch so gerne tun. Im Gegenteil, wir müssen den Leuten sogar sagen: Bleibt lieber zu Hause! Also alles wider unsere Natur.
Wenn wir jetzt aber im Kleinen – zu Hause, im Homeoffice und vielleicht auch im Büro – versuchen, den Karneval ein bisschen nachzuvollziehen, am 11.11. ein bisschen Fernsehen zu gucken, im Internet zu schauen und sich so ein bisschen von dem Karnevalsgefühl 'rüberzuretten ins Herz, dann ist das etwas, was vielleicht mitgetragen wird. Wir können die Fenster bunt schmücken und irgendwas machen, was den Karneval doch noch ein bisschen über die Tage in die Stadt trägt.
Geiger: Und was gibt Ihnen selbst jetzt gerade Hoffnung?
Kuckelkorn: Mir gibt Hoffnung, dass ich Christ bin. Ich finde, dann ist man ein Stück weit gesegnet, wenn man einen Optimismus in sich trägt. Wenn man weiß, irgendwo geht es weiter und man auf das hofft, was alles noch kommt. Das ist gerade in den Tagen jetzt besonders toll und gibt mir unheimlich viel Halt. Menschen in den schwierigen Zeiten zu helfen, ist auch etwas, was mich unglaublich aufbaut und was meinen Optimismus nährt. Diese Zuversicht und vor allen Dingen die Sicht auf die Zeit danach.
Wir vergleichen oftmals den Karneval und die Zeit jetzt ein bisschen mit der Nachkriegszeit, in der die Menschen auch vieles neu aufbauen mussten. In den Trümmern wurde aber schon wieder der erste Karneval gefeiert. Ich glaube, genau da müssen wir anknüpfen. Wir müssen uns unseren Frohsinn, unseren Humor bewahren, wir müssen unseren Optimismus bewahren. Und dann schaffen wir es auch durch diese dunkle Zeit. Dann werden wir es schaffen, dass der Karneval wieder neu blüht und auch unser Leben wieder zu einer neuen Blüte kommt. Domradio.de/Himmelklar - Das Interview führte Katharina Geiger.
RKI registriert Höchststand an Corona-Neuinfektionen - Knapp 40.000
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut so viele Corona-Neuinfektionen gemeldet wie nie seit Beginn der Pandemie. Sie übermittelten 39.676 neue Fälle binnen eines Tages, wie aus Zahlen des RKI von Mittwochmorgen hervorgeht. Der bisherige Höchststand war am Freitag mit 37.120 gemeldet (Vorwochenwert: 20.398) worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut RKI-Dashboard von 03.50 Uhr bei 232,1. Sie hat damit den dritten Tag in Folge einen Höchstwert erreicht. Bereits am Montag (201,1) und Dienstag (213,7) hatte es Rekorde bei den tagesaktuell vom RKI berichteten Inzidenzen gegeben.
Vor einer Woche hatte der Wert bei 146,6 (Vormonat: 66,1) gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 236 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 194 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.844.054 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Dienstag mit 4,31 an (Montag: 3,93). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.415.900 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 96.963. dpa
Bartsch fordert 2G in ganz Deutschland
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hat angesichts der Corona-Lage bundesweite Einschränkungen für Ungeimpfte gefordert, die nicht als genesen gelten. Es geht um eine Güterabwägung und um die Frage, was ist der größere Grundrechtseingriff: Ein erneuter Lockdown mit katastrophalen Folgen, insbesondere für Kinder und Familien, oder ein bundesweit geltendes 2G-Modell
, sagte Bartsch der Deutschen Presse-Agentur. Die Corona-Lage sei wieder außer Kontrolle. Bei der Grundfrage der Pandemiebekämpfung dürfe es keinen Flickenteppich und keine falsche Rücksichtnahmen geben.
Beim 2G-Modell haben nur Geimpfte oder Genesene Zugang zu bestimmten Einrichtungen oder Veranstaltungen. Bei einer 3G-Regel dürfen zusätzlich auch negativ Getestete rein.
Lockdown für alle oder Einschränkungen für Ungeimpfte? Das wird die entscheidende Frage dieses Corona-Winters, vor der sich die Ampel nicht wegducken darf
, sagte Bartsch. Seiner Ansicht nach wäre es ein maximal unverhältnismäßiger Grundrechtseingriff, für die geimpfte Mehrheit dieses Landes einen neuerlichen Lockdown zu verordnen und das Gesundheitssystem an den Kollaps zu führen
. dpa
Epidemiologe: In den Ernsthaftigkeitsmodus zurückkehren
Angesichts steigender Corona-Zahlen mahnt Epidemiologe Hajo Zeeb zu mehr Vorsicht. Es ist dringend nötig, dass wir vom Entspannungsmodus in den Ernsthaftigkeitsmodus zurückkehren, leider auch alle Geimpften
, erklärte der Experte vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Da auch Geimpfte und Genesene sich infizieren könnten, dürfte aus seiner Sicht 2G plus Test
Standard werden über den Winter. Das würde bedeuten, dass nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu bestimmten Orten haben und zusätzlich getestet sein müssen.
Allen müsse klar werden: Die Impfung wirkt gut gegen schwere Verläufe, aber eben deutlich weniger und mit Abstand vom Impftermin abnehmend gegen Infektionen
, meint Zeeb. Regelmäßiges Testen vor allem im beruflichen Umfeld und in Schulen sollte aus Zeebs Sicht am besten wieder Pflicht werden. dpa
Bayerns Gesundheitsminister sieht mögliche Impfpflicht skeptisch
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) steht einer möglichen Corona-Impfpflicht skeptisch gegenüber: Ein Impfzwang löst immer auch Gegenwehr aus
, sagte der Politiker am Mittwoch. Gleichwohl vernehme er nicht zuletzt aus Pflegeeinrichtungen immer häufiger den Wunsch nach einer Impfpflicht, um die dortigen höchst vulnerablen Bewohnerinnen und Bewohner bestmöglich zu schützen
. Die Staatsregierung werde sich mit diesem nicht unproblematischen Thema weiterhin intensiv auseinandersetzen.
Holetschek sagte, er könne auch nachvollziehen, dass es viele geimpfte Bürgerinnen und Bürger leid sind, dass sich ein Teil der Bevölkerung nicht impfen lassen will
. Dennoch setze die Staatsregierung vorerst weiter auf Überzeugen statt Verpflichten. Gleichwohl stehe für ihn ganz klar
fest: Impfen ist keine Privatsache!
Impfen sei der zentrale Baustein für den Weg aus der Pandemie und dazu muss jeder Bürger und jede Bürgerin seinen beziehungsweise ihren Teil beitragen
. Er appelliere auch an alle Geimpften, Bekannte und Freunde anzusprechen, aufzuklären und für die Impfung zu werben.
Angesichts der aktuellen Infektionszahlen rät Holetschek zu großer Vorsicht und Zurückhaltung bei Veranstaltungen wie Familienfesten, Weihnachtsmärkten oder auch Martinsfeiern: Die aktuelle Lage ist mehr als besorgniserregend.
Die Intensivstationen seien zunehmend voll: Ich kann daher nur an alle Bürgerinnen und Bürger appellieren: Bleiben Sie vorsichtig und umsichtig!
Die Menschen sollten sich dringend an die bekannte Abstands- und Hygieneregeln halten, betonte Holetschek: Vermeiden Sie unnötige Kontakte! Und vor allem: Lassen Sie sich impfen!
epd
Klingbeil für mehr Corona-Kontrollen in Gastronomie
Der designierte SPD-Chef Lars Klingbeil spricht sich für mehr Corona-Kontrollen insbesondere in der Gastronomie aus. Ja, ich bin dafür, dass bei den Kontrollen nachgeschärft wird, insbesondere in der Gastronomie. Es muss klar sein: Wer sich an das Kontrollieren der 3G- oder 2G-Nachweise als Betreiber nicht hält, der muss die Konsequenzen spüren. Die Gastronomie schadet sich selbst, wenn sie die bestehenden Regeln nicht einhält
, sagte Klingbeil der Zeitung Rheinische Post
. dpa
Inzidenz steigt auf Höchstwert – 21.832 neue Fälle
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen und hat den zweiten Tag in Folge einen Höchstwert erreicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Dienstagmorgen mit 213,7 an. Bereits am Montag hatte es mit 201,1 einen Rekord bei den tagesaktuell vom RKI berichteten Inzidenzen gegeben.
Vor einer Woche hatte der Wert bei 153,7 (Vormonat: 64,4) gelegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 21.832 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.00 Uhr wiedergeben. Am Freitag hatte die Zahl der Neuinfektionen mit 37.120 einen Rekordwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Vor genau einer Woche hatte der Wert bei 10.813 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 169 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 81 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.804.378 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. dpa
Jeder Dritte leidet psychisch unter Homeoffice
Jeder dritte Beschäftigte hat laut einer Umfrage im vergangenen halben Jahr psychisch unter dem Arbeiten im Homeoffice gelitten. Das geht aus dem Deutschland-Barometer Depression 2021 hervor, das die Stiftung Deutsche Depressionshilfe am Dienstag in Berlin vorstellt. Das Ergebnis lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor. Von 1123 Umfrageteilnehmern, die während der Pandemie überwiegend zu Hause waren, gaben demnach 33 Prozent an, dass der Verzicht auf den Arbeitsplatz und den Umgang mit Kollegen sich negativ auf das psychische Befinden ausgewirkt habe. Jeder Zehnte berichtete, dies treffe sehr zu
.
Die Befragung wird von der Deutsche Bahn Stiftung gefördert. Seit 2017 geht es im Deutschland-Barometer Depression regelmäßig um die psychische Verfassung im Land. In diesem September wurden insgesamt mehr als 5000 Erwachsene bis 69 Jahre befragt, laut Angaben ist die Untersuchung bundesweit repräsentativ. dpa
Drosten bringt Kontaktbeschränkungen ins Spiel
Der Virologe Christian Drosten sieht Deutschland bei Corona in einer Notfallsituation
und hält neue Kontaktbeschränkungen für denkbar. Wir müssen jetzt sofort etwas machen
, sagte der Leiter der Virologie in der Berliner Charité am Dienstag im NDR-Podcast Das Coronavirus-Update
zur aktuellen Corona-Lage in Deutschland.
Mittel- und langfristig sei der Ausweg aus der Pandemie klar: Wir müssen die Impflücken schließen.
Das ideelle Ziel
müsse eine dreifach komplett durchgeimpfte Bevölkerung
sein. Darauf könne man angesichts volllaufender Intensivstationen aber nicht warten. Kurzfristig müsse man wieder Maßnahmen diskutieren, die wir eigentlich hofften, hinter uns zu haben
, sagte Drosten.
Wir müssen also jetzt die Infektionstätigkeit durch Kontaktmaßnahmen wahrscheinlich wieder kontrollieren - nicht wahrscheinlich, sondern sicher
, sagte der Virologe. Er erwartet einen sehr anstrengenden Winter mit neuen, sagen wir ruhig: Shutdown-Maßnahmen
. Maßnahmen wie 3G oder selbst 2G reichten vermutlich nicht aus, um angesichts der Delta-Variante die Zahl der Infektionen genug zu senken.
Würde man jetzt nicht mit härteren Maßnahmen reagieren, sieht Drosten angesichts der Erfahrungen in England mit einer ähnlich hohen Impfquote, aber deutlich mehr natürlichen Ansteckungen und Toten auch auf Deutschland bis zu 100.000 weitere Todesfälle zukommen. Er betonte: Das ist eine konservative Schätzung.
dpa/löh
Bayrische Impfzentren sollen hochfahren
Bayern will im Kampf gegen die vierte Corona-Welle Auffrischungsimpfungen stark forcieren und dazu auch die mehr als 80 Impfzentren des Landes wieder hochfahren. Die Über-60-Jährigen würden für eine Auffrischungsimpfung direkt angeschrieben, eine Priorisierung solle es bei den sogenannten Booster-Impfungen nicht geben.
Es gibt keine Reihenfolgen. Wer kommt, wird geimpft
, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Niemand solle ohne Impfung zurück nach Hause geschickt werden.
Die Impfquote bei Erst- und Zweitimpfungen sei wieder ganz leicht steigend, sagte Söder. Er erwarte, dass durch das starke Setzen auf 2G bei Freizeitveranstaltungen - also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene - die Neigung zum Impfen noch einmal größer werde.
Söder sagte, er befürchte eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Deshalb dürfe es auch keine Häme denen gegenüber geben, die sich mit dem Impfen bisher noch schwergetan hatten. Er sprach sich erneut für eine Impfpflicht bestimmter Berufsgruppen aus, etwa in der Pflege. dpa
Patientenschützer dringen auf kostenlose Tests
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat dazu aufgerufen, die Pläne für eine Rückkehr zu kostenlosen sogenannten Bürgertests so schnell wie möglich umzusetzen. Wenn jetzt nichts geschieht, fällt ein weiteres gemeinsames Weihnachtsfest der Pandemie zum Opfer
, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Die Rückkehr zu den Bürgertests sei überfällig, um das Virus effizient zu enttarnen. Die entsprechende Verordnung lasse auf sich warten, kritisierte Brysch. Wieder verspielt Deutschland wertvolle Zeit.
Der amtierenden Bundesregierung müsse klar sein, dass eine Wiederbelebung der erforderlichen Teststrukturen Wochen dauern werde.
Vertreter der voraussichtlichen künftigen Ampel-Koalition hatten am Montag deutlich gemacht, dass sie eine Wiedereinführung der kostenfreien Schnelltests für alle planen. Nach Angaben des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) laufen darüber mit den Ampel-Vertretern derzeit Gespräche. Seit dem 11. Oktober gibt es die kostenfreien Schnelltests nur noch für bestimmte Gruppen, die sich nicht impfen lassen können, etwa Kinder unter 12 Jahren. dpa
Frankreich: Behörde rät von Moderna-Impfstoff für unter 30-Jährige ab
Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde hat Menschen unter 30 Jahren vom Corona-Impfstoff des Herstellers Moderna abgeraten. Es bestehe bei diesem Impfstoff in der Altersgruppe ein geringes, aber etwas höheres Risiko für Herzmuskelentzündungen als beim Impfstoff von Biontech/Pfizer, hieß es in einer Empfehlung der Behörde vom Montagabend. Soweit möglich sollten Menschen zwischen 12 und 29 Jahren daher nicht mit Moderna gegen das Coronavirus geimpft werden.
Die Corona-Impfstoffe der Hersteller Astrazeneca und Johnson & Johnson sind in Frankreich für Menschen unter 30 Jahren ohnehin nicht empfohlen. Politische Entscheidungen treffen kann die Gesundheitsbehörde nicht. In der Regel folgt die französische Regierung aber ihren Empfehlungen.
In Frankreich sind knapp 75 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. In den vergangenen Tagen nahmen die Infektionen wieder leicht zu. Zuletzt wurden landesweit innerhalb einer Woche pro 100.000 Menschen etwa 73 Neuinfektionen gemeldet. dpa
Thailand meldet wieder weniger als 7000 neue Fälle
Die Behörden in Thailand haben erstmals seit Monaten wieder weniger als 7000 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert. Am Dienstag wurden 6904 neue Fälle verzeichnet - das ist offiziellen Statistiken zufolge der niedrigste Wert seit Anfang Juli. 61 Menschen in dem beliebten Urlaubsland mit 70 Millionen Einwohnern starben innerhalb eines Tages in Verbindung mit Covid-19.
Der Verlauf des jüngsten, von der Delta-Variante angetriebenen Ausbruchs in Thailand ist ungewöhnlich: Zwar sind die Zahlen seit August - als ein Höchstwert von mehr als 23.000 Neuinfektionen verbucht worden war - gesunken, jedoch stagnierten sie lange zwischen 9.000 und 12.000 neuen Fällen am Tag.
Derweil hofft das südostasiatische Land seit gut einer Woche auf den Neustart der wichtigen Tourismusbranche. Seit dem 1. November dürfen vollständig Geimpfte aus 63 Ländern quarantänefrei in Thailand Urlaub machen. Benötigt werden unter anderem ein PCR-Test vor Abreise und einer nach der Ankunft sowie eine Hotelbuchung für die erste Nacht. Zudem müssen Interessenten sich online für den so genannten Thailand Pass
registrieren.
In der ersten Woche der Öffnung seien rund 12.000 Urlauber aus aller Welt in Thailand gelandet, berichtete die Zeitung Bangkok Post
. Wenn dieser Trend anhält, wird die Gesamtzahl der ankommenden Reisenden in diesem Monat wahrscheinlich die Gesamtzahl der letzten 19 Monate übertreffen
, hieß es. Das sei zwar ein positiver Vibe
für die Tourismusindustrie - aber noch weit vom Besucheransturm vor der Pandemie entfernt, als durchschnittlich drei Millionen Feriengäste im Monat gekommen seien. dpa
Inzidenz bei 201,1 - Höchstwert seit Beginn der Pandemie
Die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen hat den höchsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie erreicht. Das Robert Koch-Institut gab die Zahl der bestätigten Fälle pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 201,1 an. Der bisherige Rekordwert wurde auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle am 22.12.2020 mit 197,6 erreicht. Es ist wichtig zu beachten, dass anders als vor einem Jahr mittlerweile viele Menschen geimpft sind, insbesondere unter den besonders gefährdeten Hochbetagten ist die Quote hoch. Experten gehen deshalb davon aus, dass das Gesundheitssystem jetzt mehr Neuinfektionen aushalten kann als vor den Impfungen, da diese sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen schützen.
Am Vortag hatte die Inzidenz bei 191,5 gelegen, vor einer Woche bei 154,8 (Vormonat: 63,8) Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 15.513 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.15 Uhr wiedergeben. Am Freitag hatte die Zahl der Neuinfektionen mit 37.120 einen Rekordwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Vor genau einer Woche hatte der Wert bei 9658 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 33 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 23 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.782.546 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI zuletzt am Freitag mit 3,91 an (Donnerstag: 3,73). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.380.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 96.558. dpa
Lehrerverband warnt vor Kontrollverlust an Schulen
Der Deutsche Lehrerverband warnt angesichts steigender Infektionszahlen vor einem Kontrollverlust über das Pandemiegeschehen an den Schulen. Es gibt erschreckende Inzidenzen in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen. Die Vielzahl der Corona-Ausbrüche an den Schulen muss uns große Sorgen bereiten
, sagt Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Gefahr sei immens, dass wir die Kontrolle über das Pandemiegeschehen an Schulen verlieren. Daher müsse an der Maskenpflicht solange festgehalten werden, wie die 4. Welle durch die Schulen rollt.
Reuters
Altmaier: Aufhebung der epidemischen Lage wäre schwerer Fehler
Der geschäftsführende Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die von SPD, Grünen und FDP geplante Aufhebung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite als schweren Fehler bezeichnet. Altmaier schrieb am Montag auf Twitter, die Ampel-Koalition habe eine faire Chance verdient, insbesondere für mehr Klimaschutz und Wachstum. Die Aufhebung der pandemischen Lage wäre derzeit aber ein schwerer Fehler & das völlig falsche Signal. Es wäre ein Zeichen von Größe, das zu ändern.
Die epidemische Lage endet am 25. November. Zuvor wollen die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP neue Leitplanken zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschließen. Über den Entwurf soll der Bundestag nach jetziger Planung am kommenden Donnerstag beraten. dpa
Intensivmediziner erwartet deutlichen Anstieg schwerer Corona-Fälle
Mediziner erwarten in den kommenden Wochen einen deutlichen Anstieg der Corona-Fälle auf den Intensivstationen. Bundesweit müssten Krankenhäuser sehr viele planbare Operationen verschieben, um noch freie Kapazitäten für Corona-Kranke und akute Notfälle auf den Intensivstationen freihalten zu können, sagt der wissenschaftliche Leiter der DIVI-Intensivregisters Zentralregisters Christian Karagiannidis der Zeitung Augsburger Allgemeinen
. Wir werden die Last aller Notfälle nur dann stemmen, wenn irgendwo anders eingespart wird, allerdings in keinem Fall bei operativen Krebsbehandlungen.
Schon jetzt müssten mit knapp 2500 Fällen genauso viele Corona-Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen versorgt werden, wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr bei der zweiten Corona-Welle. Reuters
Erstmals seit 15 Monaten kein Corona-Todesfall in Japan
Japan verzeichnet einem Medienbericht zufolge erstmals seit 15 Monaten keine neuen Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. Vor Sonntag hatte es laut einer Zählung des staatlichen Rundfunksenders NHK seit dem 2. August 2020 keinen Tag ohne einen Covid-19-Todesfall gegeben. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung Japans sind mittlerweile vollständig geimpft. Reuters
Russen müssen nach einer Woche Corona-Urlaub wieder zur Arbeit
Trotz weiterhin hoher Corona-Zahlen in Russland sind die dort wegen der Pandemie ausgerufenen arbeitsfreien Tage nach einer Woche zu Ende gegangen. Seit Montag müssen die meisten Menschen wieder zur Arbeit. Nach jüngsten Behördenangaben wurden binnen 24 Stunden 39.400 neue Infektionsfälle registriert. Dies waren zwar fast 2.000 Ansteckungen weniger als der bisherige Höchststand von 41.335 neuen Fällen am Samstag. Die Zahl der Todesfälle lag mit 1190 aber nur knapp unter dem Höchststand von 1195 Toten, der am Donnerstag registriert worden war.
Präsident Wladimir Putin hatte wegen der hohen Ansteckungszahlen eine Woche bezahlten Urlaub vom 30. Oktober bis zum 7. November für das ganze Land verordnet. In Moskau und den meisten anderen Städten galt auch ein Lockdown. Restaurants, Cafés und viele Geschäfte waren geschlossen. Die Regionalbehörden konnten die arbeitsfreie Zeit zwar noch verlängern. Bis Montag machten aber nur fünf Regionen von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Einige Regionen führten nun aber eine Impfpflicht für den Besuch von Restaurants, Cafés und Einkaufszentren ein - oder verlängerten eine solche Pflicht. In der Hauptstadt Moskau, dem Epizentrum der Pandemie in Russland, sind weiterhin die meisten öffentlichen Orte frei zugänglich. Der Kreml wollte am Montag noch nicht bewerten, ob die arbeitsfreie Woche zu einer Senkung der Infektionszahlen beigetragen hat. Das wird erst in einer Woche klar
, sagte Putins Sprecher. AFP
Corona-Zahlen in Österreich weiter auf sehr hohem Niveau
Zum Start der 2G-Regel in Österreich ist erneut ein sehr hoher Wert an Corona-Neuinfektionen verzeichnet worden. Laut Innen- und Gesundheitsministerium wurden binnen 24 Stunden 8178 neue Infektionsfälle registriert. Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte auf rund 633, dreimal so hoch wie in Deutschland. Die Lage in den Kliniken wird immer angespannter. Die Zahl der Patienten auf Normal- und Intensivstationen stieg in Tagesfrist im zweistelligen Bereich.
Seit Montag dürfen nur noch Geimpfte und Genesene in Lokale, Friseure und Fitnessstudios aufsuchen, Seilbahnen nutzen oder zu Sport- und Kulturveranstaltungen. In Museen reicht noch eine FFP2-Maske. Genesene sind bis zu 180 Tage den Geimpften gleichgestellt.
Angesichts der Entwicklung fürchtet vor allem die Hotelbranche um die Wintersaison. Der Dezember sei gerade für die Stadthotellerie in Wien wegen der ausländischen Besucher von Weihnachtsmärkten und Museen ein besonders umsatzstarker Monat, sagte Matthias Winkler vom Wiener Luxushotel Sacher
am Montag im Sender Puls24. Internationale Gäste richteten sich sehr stark nach der Inzidenz als Maßstab für eine Ansteckungsgefahr aus. Sollte Reisewarnungen für Österreich ausgesprochen werden, dann sei die Wintersaison - auch für die Stadthotellerie - definitiv in Gefahr, so Winkler. dpa
Charité: Intensivstationen füllen sich mit beängstigender Geschwindigkeit
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Berlin jetzt fast bei 200, die Intensivstationen füllen sich. Mediziner bitten weiterhin, sich impfen zu lassen.
Berlin - Das Corona-Virus breitet sich immer schneller in Berlin aus. Krankenhäuser stellen sich auf eine wachsende Zahl von Patienten ein. In den vergangenen sieben Tagen steckten sich 199,1 von 100.000 Menschen an, wie das Robert Koch-Institut und die Gesundheitsverwaltung am Samstag mitteilten.
Der Wert hat sich damit in weniger als drei Wochen verdoppelt und liegt über dem bundesweiten Durchschnitt von 183,7. Die Impfquote steigt jedoch weiterhin nur langsam.
Mit 67,3 Prozent sind nach Senatsangaben etwa zwei Drittel der Berliner vollständig gegen die Seuche geimpft. Die Quote ist binnen eines Monats lediglich um 2,7 Prozentpunkte gestiegen, der Anteil der Erstimpfungen noch etwas langsamer.
Trotz Corona-Ausbrüchen in Alters- und Pflegeheimen sieht der Amtsarzt von Berlin-Reinickendorf die Wirksamkeit der Impfung im Alltag bestätigt. Die Impfung wirkt, wir haben weniger Fälle als voriges Jahr. Sie erspart vielen Alten den vorzeitigen Tod
, sagte Patrick Larscheid der Deutschen Presse-Agentur. In fast jedem Berliner Bezirk gebe es zwar derzeit Ausbrüche in der Pflege, aber im Unterschied zum Herbst und Winter 2020 erkrankten viele positiv Getestete gar nicht.
Lagebericht für Berlin: Intensivbetten-Ampel bringt auf Gelb
Der Anteil der Menschen über 60, die in Berlin bereits eine Auffrischimpfung gegen Corona erhalten haben, liegt nach Daten des Robert Koch-Instituts deutlich über dem Bundesschnitt.
11,5 Prozent der Intensivbetten in der Stadt sind nach Senatsangaben mit Covid-19-Patientinnen und -Patienen belegt. Die entsprechende Ampel im Warnsystem des Landes zeigt Gelb.
Die Charité kann ihre 3000 Betten nach Angaben des Klinikpersonalrats nicht voll auslasten. Derzeit sind 2.500 Betten belegt, wobei wir aktuell eher weniger Pflegepersonal haben als noch vor einem Jahr
, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Jörg Pawlowski, dem Tagesspiegel (Samstag).
Vivantes: Lassen Sie sich ein drittes Mal impfen
Hintergrund sind erschöpfte Kolleginnen und Kollegen, die wegen des Dauerstresses krank wurden oder den Job gewechselt haben.
Planbare Operationen müssten erneut verschoben werden, damit schwerstkranke Corona-Patienten behandelt werden könnten.
In den Vivantes-Kliniken wurden am Freitag insgesamt 97 Covid-19-Patientinnen und -Patienten stationär behandelt, 74 davon auf einer Normalstation, 23 intensivmedizinisch. Vivantes rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Zahlen im weiteren Pandemie-Verlauf. Darauf seien die Kliniken vorbereitet, hieß es am Freitag. Das Unternehmen rief die Menschen aber auf, sich zum dritten Mal impfen zu lassen.
Unsere Intensivstationen füllen sich in beängstigender Geschwindigkeit mit Covid-19-Patienten
, sagte Charité-Personalrat Pawlowski. Derzeit würden 50 Männer und Frauen versorgt, auf dem Höhepunkt der Pandemie im vergangenen Winter seien es fast 160 gewesen. Es gebe aber auf einigen Stationen mehr Nicht-Covid-19-Fälle als üblich, etwa Herzklappen-Operationen, die wegen der Pandemie verschoben worden seien.
Pawlowski forderte klare Aussagen des Senats zur Verschiebung planbarer Operationen an dem landeseigenen Uni-Klinikum. Außerdem werde vom Bund Geld für bewusst nicht belegte Intensivbetten benötigt, sogenannte Freihaltepauschalen.
Seit Ausbruch der Pandemie haben sich nach den amtlichen Zahlen 231.036 Berlinerinnen und Berliner angesteckt. 3.735 Menschen starben im Zusammenhang mit einer Infektion. Berliner Zeitung
Ramelow sieht emotionale Widerstandssituation
bezüglich Corona
Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sieht angesichts der Corona-Lage eine emotionale Widerstandssituation
bei Teilen der Bevölkerung seines Bundeslandes. Dies sei für ihn eine neue Erfahrung, sagte er am Sonntag im Interview der Woche des Deutschlandfunks. Traditionell sei die Zustimmung zu Impfungen in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland.
Die Skepsis gegenüber der Pandemie habe sich mit den wildesten Verschwörungstheorien
verbunden, von QAnon bis zu sonst irgendwas
, so der Ministerpräsident. Das ging los mit Pegida. Dann ging es um Flüchtlinge und die Frage von Fremdenfeindlichkeit.
Im Zuge der Pandemie hätten viele Menschen, die vorher etwa eine verpflichtende Masernimpfung gefordert hätten, offenbar umgedacht. Wenn ich heute das Wort Impfzwang im Zusammenhang mit Corona in den Mund nehmen würde, wäre der Aufschrei riesengroß.
Menschen, die ihm gut bekannt
seien, hätten ihm ernsthaft gesagt: Wer sich impfen lässt, ist ein Jahr später tot
, berichtete Ramelow. Dabei handele es sich nicht um Fremde oder Menschen, die schon vorher zu Verschwörungsglauben geneigt hätten. Auf einmal sind sie da und alltäglich fassbar. Ein Drittel der Bevölkerung ist auf einmal in so einem Bereich unterwegs.
Wenn diese Menschen nicht am eigenen Leib oder in ihrer Familie erlebten, welche Bedrohung von Covid-19 ausgehe, dann kann ich als Politiker sagen, was ich will
.
Am ehesten könne man Menschen im persönlichen Gespräch überzeugen, sagte der Ministerpräsident. Wenn er merke, dass er auf taube Ohren stoße, rate er seinem Gegenüber, sich beim eigenen Arzt zu informieren. Dagegen helfe es nichts, wenn permanent die gleichen Talkshows
zu Maßnahmen wie Schulschließungen liefen - ohne danach zu fragen, wie es eigentlich den Kindern dabei geht oder wie das mit der Bildung dann funktioniert und wie soziale Bildung, also das Miteinander auf einmal unter die Räder kommt
. KNA
Verfassungsrechtler di Fabio mit gemischter Bilanz zu Corona
Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie waren aus Sicht des Verfassungsrechtlers Udo di Fabio überwiegend gerechtfertigt
. Die Vorstellung, dass Grundrechte pauschal und undifferenziert außer Kraft gesetzt worden wären, treffe nicht zu, sagte er im Interview der Welt am Sonntag
. Andere Themen seien durchaus diskutiert worden: Wenn alte Menschen in Pflegeheimen um jeden Kontakt mit ihren Angehörigen gebracht wurden, dann musste die Frage erlaubt sein, ob hier im Namen des Gesundheitsschutzes nicht doch die Menschenwürde angetastet wird
.
Generell sei die Gesellschaft sensibler geworden, was gesundheitliche Risiken betreffe, so di Fabio, dessen Buch Coronabilanz
soeben erschienen ist. Vor einem Jahrhundert seien die Menschen angesichts von Krieg und Hunger zu einer anderen Risikobewertung gekommen. Eine größere Sensibilität für den Rang des menschlichen Lebens ist durchaus etwas Gutes
, betonte der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht.
Er fürchte indes, dass Mängel und Defizite, die sich während der Pandemie gezeigt hätten, im Zuge der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung stärken werden könnten
. Nicht nur in ökologischer, sondern auch in sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht müsse nachhaltiger gedacht werden: Meine Sorge ist, dass die Pflege der Gemeinschaftsgrundlagen vernachlässigt werden könnte, sodass wir in der nächsten überraschenden Krise weniger gut gerüstet sind.
Zudem tauchten derzeit in neuem Gewand alte Muster
wieder auf, sagte der Jurist: eifernde Züge eines Glaubenskampfes, der Andersdenkende nicht mehr nur als Gegner, sondern als Feind betrachtet und mit Hass verfolgt
. Auch stießen globale Themen und nationale Interessen aufeinander. Dann kommen noch die sozialen Netzwerke hinzu, die die Blasenbildung erleichtern.
In Deutschland reagierten darauf viele mit einer neuen Bereitschaft zur Konformität
, so di Fabio. Diese habe jedoch ihren Preis: Wenn politische Themen allzu stark formatiert oder von vornherein moralisch aufgeladen werden, ist die für eine Demokratie von Schaden.
Demokratien seien nie homogene Ordnungen, sondern Streit gehöre zu ihnen dazu. KNA
Zeitung: Immer mehr Angriffe auf Ärzte durch Impfgegner
Ärzte werden offenbar immer häufiger von Impfgegnern attackiert. Dies reiche von verleumderischen Bewertungen im Internet über Beschimpfungen per Telefon und E-Mail bis hin zu Morddrohungen, wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
berichtet. Als Grund werde bisweilen genannt, dass die betroffenen Ärzte gegen das Coronavirus impfen.
Attacken wie die gegenwärtigen seien vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. Das macht etwas mit einem.
Er sehe die Entwicklung als Teil einer Hysterisierung der Gesellschaft
, unter der nun das medizinische Personal in den Praxen leide. Auch der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, beklagte, dass gerade impfkritische Menschen Arztpraxen zunehmend als Instrument der Politik
wahrnähmen.
Das Bundeskriminalamt (BKA) schätzt Impfgegner oder Corona-Leugner
demnach als relevantes Risiko
im Zusammenhang mit Angriffen auf Impfzentren oder Arztpraxen ein. Für das dort tätige Personal besteht die Gefahr, zumindest verbalen Anfeindungen bis hin zu Straftaten
wie etwa Körperverletzung ausgesetzt zu sein, teilte das BKA der Zeitung mit.
Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Peter Bobbert, sagte, ihn erreichten sehr viele Nachrichten von Ärzten, die um Hilfe bäten, weil sie Drohbriefe erhielten oder ihre Adressen in Sozialen Netzwerken gepostet würden, zusammen mit Ankündigungen wie Wir kriegen dich
. Er rate dann zur Anzeige, so Bobbert.
Er fürchte aber, dass weit mehr Ärzte betroffen sind, als sich bei ihm melden. Auch der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, sprach von einer deutlichen Zunahme
von Aggressivität, was ihn sehr beunruhige. Er selbst habe ebenfalls schon Nachrichten bekommen, man werde ihn anzeigen bis hin zum Europäischen Gerichtshof
. KNA
Trotz steigender Corona-Zahnen reisen die Bundesbürger mehr mit der Bahn
Ende Oktober waren die Züge des Fernverkehrs wieder zu rund 50 Prozent ausgelastet, wie die Bild am Sonntag
berichtete. Im Mai waren die Fernverkehrszüge nur zu 23 Prozent, im Juli zu 39 Prozent und im September zu 45 Prozent besetzt.
Vor Corona lag die Auslastung bei durchschnittlich 56 Prozent. Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen
, sagte ein Bahn-Sprecher der Zeitung
. Die Bahn bereitet sich trotz vierter Corona-Welle schon jetzt auf den Weihnachtsverkehr vor. Mehr als 50.000 zusätzliche Sitzplätze im Vergleich zum Vorjahr sind demnach geplant. AFP
Streeck zweifelt an dritter Impfung als Lösung im Kampf gegen vierte Corona-Welle
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck bezweifelt, dass Auffrischungsimpfungen die vierte Corona-Welle in Deutschland brechen können. Die Hoffnung auf den Booster als Lösung gegen die vierte Welle könnte sich als trügerisch erweisen
, sagte Streeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zwar könne die Booster-Impfung den Anteil an Impfdurchbrüchen reduzieren, wie Studien aus Israel gezeigt hätten.
Meine Sorge aber ist, dass nicht der Booster für das Brechen der dritten Welle in Israel verantwortlich war
, sagte der Virologe. Streeck verwies auf die überraschend stark gestiegenen Fallzahlen im Dezember und Januar des Vorjahres, nachdem die Welle im November gebrochen worden war. Ich fürchte, dass dies jetzt wieder passiert und nicht der Booster, sondern ein bisher unbekannter Faktor die Welle in Israel gebrochen hat
, sagte er.
Streeck hält die Auffrischungsimpfung aber dennoch zum Schutz älterer Menschen für notwendig. Denn was uns Studien aus Israel auch gezeigt haben: Der Booster wirkt und kann schwere Verläufe verhindern.
Allerdings sprach sich der Virologe gegen eine schnelle dritte Impfung für alle aus. Er verwies darauf, dass die Ständige Impfkommission ihre Empfehlung noch nicht auf die Gesamtbevölkerung ausgeweitet hat. Ich sehe es als wichtig an, diese Entscheidung abzuwarten.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Freitag angesichts der sich verschärfenden Corona-Lage für Auffrischungsimpfungen für alle ausgesprochen. Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme
, sagte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nach Beratungen in Lindau. AFP
Der Städte- und Gemeindebund wirbt dafür, Weihnachtsmärkte und Karnevalsveranstaltungen nur für Geimpfte und Genesene zu öffnen
Bei Weihnachtsmärkten oder auch Karnevalsveranstaltungen, die ja regelmäßig von privaten Veranstaltern durchgeführt werden, steht es diesen frei, von vorneherein auf 2G-Regeln zu setzen
, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Es sei auch nachvollziehbar, wenn ein Bundesland mit hohen Inzidenzen und niedriger Impfquote wie Sachsen die 2G-Regel anordne. Das werde hoffentlich noch manchen Zweifler dazu bewegen, sich doch noch impfen zu lassen. Reuters
RKI registriert 23.543 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 191,5
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut deutlich angestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 191,5 an. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 183,7 gelegen, vor einer Woche bei 149,4 (Vormonat: 62,6). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 23.543 Corona-Neuinfektionen.
Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.00 Uhr wiedergeben. Am Freitag hatte die Zahl der Neuinfektionen mit 37.120 einen Rekordwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Vor einer Woche hatte der Wert bei 16 887 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 37 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 33 Todesfälle.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI zuletzt am Freitag mit 3,91 an (Donnerstag: 3,73). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden.
Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Ärztekammer fordert Wiedereinführung kostenloser Corona-Schnelltests
Die Bundesärztekammer hat eine schnelle Wiedereinführung kostenloser Corona-Schnelltests gefordert. Das Auslaufen der Kostenübernahme für Corona-Bürgertests hat augenscheinlich nicht dazu geführt, Impfunwillige zu einer Impfung zu motivieren
, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bund und Länder sollten den Mut aufbringen, diese Fehlentscheidung schnell und konsequent zu korrigieren.
Gerade in der kalten Jahreszeit mit vielen Freizeitaktivitäten in Innenräumen brauche man wieder niedrigschwellige, kostenlose Testangebote, um die Weiterverbreitung des Virus zu bremsen. Die Neuregelung muss jetzt schnell kommen, möglichst noch mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes Mitte November
, forderte Reinhardt.
Die Forderungen nach einer Wiedereinführung der vor rund einem Monat abgeschafften kostenlosen Tests werden immer lauter. Zuletzt hatten sich unter anderem Grünen-Chef Robert Habeck, der Deutsche Städtetag und der Handelsverband dafür ausgesprochen. AFP
Bundesweite Inzidenz springt auf 183,7
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut deutlich angestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 183,7 an.
Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 169,95 gelegen, vor einer Woche bei 145,1 (Vormonat: 62,3). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 34.002 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.38 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte die Zahl der Neuinfektionen mit 37.120 einen Rekordwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Vor einer Woche hatte der Wert bei 21.543 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 142 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 90 Todesfälle.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Freitag mit 3,91 an (Donnerstag: 3,73). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.7434.90 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 96.488. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.355.300 an. dpa
Verfassungsrechtler Pestalozza hält Impfpflicht für unumgänglich
Der Berliner Rechtswissenschaftler Christian Pestalozza hat sich im Kampf gegen das Coronavirus für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Da sich offenbar nicht ausreichend Menschen freiwillig haben impfen lassen, halte ich diesen Schritt für unumgänglich
, sagte Pestalozza dem RedaktionsNetzwerk Deutschland
(RND). Aus Sicht des Experten für Verfassungsrecht sind alle grundrechtlichen Voraussetzungen für eine Impfpflicht erfüllt: Die Maßnahme verfolgt ein legitimes Ziel, ist geeignet, erforderlich und zumutbar.
Pestalozza plädierte für eine bundeseinheitliche gesetzliche Regelung im Infektionsschutzgesetz, um einzelne Länder nicht in Entscheidungsnot
zu bringen. Wer impfpflichtig ist, muss ebenfalls auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes klar sein
, sagte er. Hier sei der neue Bundestag gefordert.
Der Umstand, dass eine Corona-Impfung nicht hundertprozentig vor der Infektion schützt, sei kein Grund für rechtliche Bedenken, so Pestalozza. Er habe keinen Zweifel daran, dass das bei möglichen Klagen auch Gerichte wie das Bundesverfassungsgericht so sehen. Wir können nicht darauf warten, bis die Krankenhäuser überfüllt sind und die Zahl der Toten weiter zunimmt. Manche Politiker tun so, als ob Corona besiegt wäre
, kritisierte er. dpa
Verfassungsschützer warnt vor Radikalisierung der Corona-Leugner
Der thüringische Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer warnt vor anhaltendender Radikalisierung der Corona-Leugner angesichts der angekündigten Querdenker
-Proteste am Samstag in Leipzig. Die vierte Welle, die Diskussion über Booster-Impfungen und Verschärfungen von Corona-Maßnahmen, wie die Ausweitung von 2G-Regelungen, können zu einem neuen Push für die Szene führen
, sagt Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es sei durchaus vorstellbar, dass die Teilnehmerzahlen dieser Demonstrationen jetzt noch mal ansteigen.
Die Gefährlichkeit der Szene habe sich immer wieder gezeigt, sagt Kramer, besonders deutlich in Idar-Oberstein
. Auch Kommentare in den sozialen Medien zeigten eine sich weiter hochschaukelnde Radikalisierung. Reuters
Polizeigewerkschaften wollen örtliche Böllerverbote
Die Polizeigewerkschaften fordern für das kommende Silvester lokale Böllerverbote. Wir fordern die Kommunen auf, sogenannte Böllerverbote möglichst restriktiv auszusprechen und genügend Ordnungskräfte zur Überwachung bereitzuhalten
, sagte Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), der Neuen Osnabrücker Zeitung
. Angesichts der steigenden Infektionszahlen durch Corona ist es ohnehin derzeit nicht angezeigt, sich in großen Gruppen zu treffen und die Risiken noch zu vergrößern
, argumentierte Wendt.
Schon im vergangenen Jahr war es zum Jahreswechsel ruhiger als sonst: Auf vielen belebten Straßen und Plätzen durften keine Böller und Raketen gezündet werden. Wo genau, legten Städte und Gemeinden fest. Die in der Corona-Pandemie sowieso stark geforderten Krankenhäuser sollten nicht durch weitere Verletzte belastet werden. Deshalb durfte auch deutschlandweit kein Feuerwerk der Kategorie F2 verkauft werden, also kein klassisches Silvesterfeuerwerk wie Raketen, Knaller oder Batterien. Mitten im Winter-Lockdown galten zudem Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen.
Diskussionen über Böller gibt es aber seit Jahren. Kritiker führen neben der Verletzungsgefahr unter anderem den Lärm, Brände und die Umweltbelastung an - auch außerhalb Deutschlands. Amsterdam beispielsweise hat die Knallerei mittlerweile verboten. Stattdessen soll es Feuerwerkshows an zentralen Orten geben.
Ein gutes Beispiel, findet der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek: Die Entscheidung sei unter dem Aspekt der Sicherheit total nachvollziehbar und aus unserer Sicht nachahmenswert
, sagte er der NOZ. Niemand will den Menschen die Feierfreude an Silvester nehmen.
Feuerwerk kontrolliert an zentralen Orten abzubrennen sei eine sichere Alternative zur klassischen Böllerei
. Und: Es muss ja nicht immer knallen. Eine Laser-Show mit musikalischer Untermalung ist auch eine denkbare Alternative.
AFP
Amtsärzte fordern Tests auch für Gimpfte
Deutschlands Amtsärzte fordern angesichts neuer Höchstwerte bei den Neuinfektionen eine deutliche Ausweitung der Covid-Schnelltests bei Geimpften. Je höher die Inzidenzen jetzt werden, desto notwendiger ist es, dass grundsätzlich neben den Ungeimpften auch Geimpfte getestet werden
, sagt die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, der Funke Mediengruppe. Die Verbandschefin betonte, die bisherige faktische Gleichstellung von Geimpften, Genesenen und Getesteten in Form der 3G-Regel ist zu überdenken
. Impfen und Testen seien völlig unterschiedliche Dinge, wer geimpft ist, kann das Virus trotzdem in sich tragen und es weiter geben, auch wenn er selbst nicht erkrankt.
Das müsse in der Öffentlichkeit viel stärker herausgestellt werden. Reuters
Ukraine meldet neuen Höchstwert bei Covid-19-Toten
Das ukrainische Gesundheitsministerium verzeichnet so viele Corona-Tote binnen 24 Stunden wie noch nie. Innerhalb eines Tages starben in dem Land mit seinen rund 44 Millionen Einwohnern demnach 793 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus. Der bisherige Tages-Höchstwert datiert auf den 26. Oktober, als 734 Corona-Todesfälle registriert wurden. Zudem meldet das Ministerium 25.063 Neuinfektionen. Insgesamt kommt die Ukraine mittlerweile auf 3,06 Millionen bestätigte Fälle und 71.635 Corona-Tote. Reuters
Impfpflicht für Pflegekräfte: Landkreise dafür, Verbände dagegen
Eine Impfpflicht für Personal in Pflegeheimen bleibt umstritten. Wir erachten mittlerweile eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, gerade in der Pflege, für unausweichlich
, sagte der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es ist wichtig, die besonders vulnerablen Personen auch besonders wirksam zu schützen
, betonte der Kommunalvertreter.
Private Pflege- und Altenheime halten dagegen. Für eine Verpflichtung zur Impfung gebe es keine rechtliche Grundlage, sagte der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Gleichwohl werbe der Verband für eine hohe Impfbereitschaft. Laut Meurer lenkt die Diskussion um eine Impfpflicht für Pflegekräfte aber vom Versäumnis ab, Auffrischungsimpfungen schnell und flächendeckend umzusetzen.
Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, lehnt eine Impfpflicht für Pflegekräfte mit dem Hinweis auf fehlende Fakten ab. Es sei bislang unbekannt, wie viele Beschäftigte sich aus welchen Gründen nicht hätten impfen lassen. Man wisse auch nicht, wie die Impfquoten mit der Qualifikation der Beschäftigten zusammenhängen, sagte Bienstein den Funke-Zeitungen.
Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, ist gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte. Brysch begründete dies in den Funke-Zeitungen damit, dass sich auch Geimpfte und Genesene mit Corona infizieren und das Virus unbemerkt an die Pflegebedürftigen weitergeben
könnten. Vielmehr sei eine bundesweit geltende tägliche Testpflicht für Personal und Besucher in den Pflegeheimen nötig. dpa
RKI registriert 37.120 Neuinfektionen, Inzidenz bei fast 170
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der aktuellen Infektionswelle hat den Höchststand der dritten Corona-Welle im Frühjahr übertroffen. Am 26. April hatte sie bei 169,3 gelegen, für Donnerstag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) eine Inzidenz von 169,9. Den Höchstwert der Inzidenz in der gesamten Pandemie gab es in der zweiten Welle am 22.12.2020 mit 197,6. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 154,5 gelegen, vor einer Woche bei 139,2.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages den neuen Höchststand von 37.120 Corona-Neuinfektionen. Am Vortag hatte die Zahl der Neuinfektionen bereits den Rekordwert von 33.949 erreicht - so viele wie nie zuvor in der Pandemie. Es war zunächst jedoch nicht klar, inwiefern Nachmeldungen wegen des Feiertags Allerheiligen bei der Entwicklung eine Rolle gespielt hatten. Vor einer Woche hatte der Wert bei 24.668 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 154 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 121 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.709.488 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Donnerstag 3,73 (Mittwoch: 3,62). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Dreyer für Booster-Impfungen und Testpflicht in Pflegeheimen und Kliniken
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer fordert angesichts der massiv steigenden Corona-Zahlen von der Gesundheitsminister-Konferenz eine Weichenstellung für Auffrischimpfungen und für eine Testpflicht für Beschäftigte in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Es sei Klarheit über Booster-Impfungen nötig, sagt die SPD-Politikerin im ZDF. Zudem sei eine bundesweite Testpflicht für Beschäftigte in Altenheimen und Krankenhäusern für Ungeimpfte zum Schutz der vulnerablen Gruppen ein sehr wichtiger Schritt. Wir müssen weiter intensiv impfen können, wir müssen boostern können mit absolutem Hochdruck, und wir müssen die vulnerablen Gruppen stärker schützen können
, sagt Dreyer. Wenn wir diesen Dreiklang miteinander gehen, dann bin ich auch zuversichtlich, dass wir den Herbst und Winter schaffen können miteinander.
Reuters
Kretschmer: Ampel-Parteien senden verheerendes Signal
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer wirft den Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP vor, mit dem angestrebten Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite ein verheerendes Signal
an die Bevölkerung zu senden. Es handele sich um eine krasse Fehleinschätzung
, sagt der CDU-Politiker im Deutschlandfunk mit Hinweis auf die steigenden Infektionszahlen. Er kritisiert auch die Pläne der Ampel-Parteien, das Infektionsschutzgesetz so zu ändern, dass bestimmte einschneidende Maßnahmen nicht mehr möglich sind. Wir brauchen den gesamten Instrumentenkasten, um die Bevölkerung zu schützen.
Er fordert ein schnelles Spitzentreffen von Bund und Ländern. Reuters
CDU-Gesundheitspolitiker fordert kostenlose Corona-Tests
CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel unterstützt kostenlose Corona-Schnelltests für Geimpfte und Genesene einem Vorabbericht der Welt
zufolge. Hintergrund sind Überlegungen, ob bei 2G-Veranstaltungen, zu denen nur Geimpfte und Genesene Zutritt haben, zusätzlich eine Testpflicht eingeführt werden soll. Ich halte eine 2G+-Regel für Veranstaltungen sinnvoll in Regionen mit einer besonders hohen Inzidenz beziehungsweise Hospitalisierungsrate
, sagt Rüddel. Erste Bundesländer zeigen sich offen dafür, den Bürgern die Kosten für Corona-Tests auch unabhängig eines 2G+-Modells wieder zu erlassen. Reuters
Gaststättenverband ruft zu Einhaltung von Corona-Regeln auf
Nach Kritik aus der Bundesregierung an zu laschen Corona-Kontrollen in einigen Restaurants hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband zur Einhaltung der Regeln aufgerufen. Ohne Wenn und Aber: Die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen sind von allen Betrieben einzuhalten. Dazu gehört insbesondere die konsequente Zugangskontrolle
, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Verbands, Ingrid Hartges, der Deutschen Presse-Agentur.
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte gründlichere Kontrollen von Impf-, Genesenen- und Testnachweisen beim Zugang zu Restaurants angemahnt. Da gehe noch mehr, hatte der CDU-Politiker gesagt. Dass manche Gastwirte das vorbildlich tun, es andere aber gar nicht so richtig interessiert, das macht natürlich dem Virus den Weg frei - und es verlängert die Pandemie für uns alle
, hatte auch Regierungssprecher Steffen Seibert kritisiert.
Hartges sagte, man habe wiederholt in Newslettern an die Unternehmen appelliert, die Zugangskontrollen konsequent umzusetzen. Wenn alle es machen, akzeptieren es auch die Gäste.
Alle seien froh, dass Restaurants wieder geöffnet seien, aber die Lage sei nicht mehr so unbeschwert wie noch vor einigen Wochen. Deswegen sind alle aufgerufen, sich jetzt solidarisch zu verhalten und die Maßnahmen zu akzeptieren und umzusetzen.
Ein Nichtbeachten der Vorgaben sei auch unfair gegenüber der großen Mehrheit, die sich an die Regeln halte. dpa
Herzstiftung: Gerade Herzpatienten sollten sich impfen lassen
Obwohl sie ein besonders hohes Risiko tragen, lassen sich nach Beobachtung von Kardiologen zu viele Herz-Kreislauf-Patienten nicht gegen Corona impfen. Die Deutsche Herzstiftung appelliert eindringlich an diese Menschen, sich zu schützen. Besonderes Augenmerk liegt auf der sehr großen Gruppe der Menschen mit Bluthochdruck.
Man muss die Menschen mit Fakten überzeugen
, sagte der neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Thomas Voigtländer, der Deutschen Presse-Agentur. Der Kardiologe ist Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien Krankenhauses in Frankfurt am Main. Gegen Falschinformationen hilft nur fundierte Aufklärung und Argumentation
, glaubt Voigtländer.
Herz-Kreislauf-Patienten haben laut Herzstiftung ein zwei bis dreifach höheres Risiko, an Covid-19 zu sterben. Ebenfalls zwei bis dreifach erhöht ist das Risiko für einen schweren Verlauf. Dem gegenüber stehen Berichte über Herzmuskelentzündungen als Nebenwirkung einer Impfung. Das führt dazu, dass sich Menschen Gedanken machen
, stellt Voigtländer fest. dpa
Inzidenz steigt wieder – 33.949 Neuinfektionen
Die Zahl täglich gemeldeter Neuinfektionen in Deutschland hat einen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 33.949 Corona-Neuinfektionen und damit 172 mehr als am 18. Dezember. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von Donnerstag 03.50 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 28.037 Ansteckungen gelegen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag demnach bei 154,5. Am Vortag hatte der Wert bei 146,6 gelegen, vor einer Woche bei 130,2.
Es blieb zunächst offen, inwiefern der Feiertag Allerheiligen am Montag in fünf Bundesländern eine Rolle bei der Entwicklung der Zahlen spielte. Am 18. Dezember waren binnen 24 Stunden 33.777 Fälle gemeldet worden. Darin waren rund 3.500 Fälle Nachmeldungen aus Baden-Württemberg vom Vortag enthalten. Der bisherige Höchststand der dritten Infektionswelle hatte am 22. April bei 29.518 gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 165 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 126 Todesfälle. dpa
Landkreis Miesbach in Bayern mit Inzidenz über 700
Die Sieben-Tage-Inzidenz im bayerischen Corona-Hotspot Miesbach steigt weiter an. Das Robert Koch-Institut (RKI) verzeichnete am Donnerstag in dem Landkreis einen Wert von 715,7 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche und damit einen bundesweiten Höchstwert. Insgesamt fünf bayerische Landkreise haben laut RKI eine Inzidenz von 500 überschritten, der landesweite Schnitt liegt mit 234,8 weit über dem Bundesdurchschnitt von 154,5.
Bayern hatte am Mittwoch wegen des raschen Anstiegs der Infektionszahlen eine Verschärfung der Hygienevorschriften beschlossen: Unter anderem müssen ab 8. November Schülerinnen und Schüler wieder Masken in den Schulgebäuden tragen.
Auf den Intensivstationen der bayerischen Krankenhäuser sind laut Divi-Intensivregister über 90 Prozent der Betten belegt. Derzeit liegen demnach 513 Covid-Patienten auf den bayerischen Intensivstationen. Das waren fast 60 mehr als noch am Dienstag. Das Robert Koch-Institut meldete zudem 38 neue Todesfälle im Freistaat.
Als ein Grund für die Lage in den Krankenhäusern gilt die unterdurchschnittliche Impfquote in Süddeutschland. In Norddeutschland sind die Impfquoten höher, dort ist auch die Lage in den Krankenhäusern derzeit weniger kritisch. dpa
Großbritannien genehmigt als erstes Land Anti-Corona-Pille von Merck
Großbritannien hat als erstes Land weltweit eine von den US-Konzernen Merck und Ridgeback Therapeutics entwickelte Pille für den Einsatz als Medikament gegen Corona genehmigt. Das teilt die britische Arzneimittel-Zulassungsbehörde MHRA mit. Die Pille mit dem Namen Molnupiravir soll möglichst sofort nach einem positiven Coronatest eingenommen werden, spätestens jedoch fünf Tage nach Auftreten von Symptomen.
Nach Angaben des Unternehmens ist in einer klinischen Studie gezeigt worden, dass das Medikament das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder des Todes um die Hälfte reduziert, wenn es Hochrisikopatienten in einem frühen Stadium ihrer Infektion verabreicht wird. Dies hatte unlängst die "New York Times" unter berufung auf eine Mitteilung der Unternehmen berichtet.
An der Studie haben dem Bericht zufolge 775 Probanden teilgenommen. Bei denjenigen, die das Medikament erhielten seien die Risiken im Vergleich zu Placebo-Empfängern um 50 Prozent gesunken, teilte Merck mit. Acht Personen, die das Placebo erhielten, seien gestorben. Der Mitteilung zufolge ist vorgesehen, bei der Behandlung über einen Zeitraum von fünf Tagen zweimal täglich jeweils vier Pillen einzunehmen.
Merck will noch dieses Jahr zehn Millionen Pillen produzieren, im Jahr 2022 sollen weitere 20 Millionen dazukommen. Reuters, Tsp
Intensivmediziner warnen vor baldiger Überlastung des Gesundheitssystems
Angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen warnt die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) vor einer baldigen Überlastung von Intensivstationen. Es sei nur eine Frage von Wochen, bis die Intensivstationen so stark ausgelastet sind und das Personal physisch und psychisch überlastet
, teilte der Sprecher für Pflege in der DGIIN, Carsten Hermes, in Berlin mit.
Nach Einschätzung der Intensivmediziner wird die Zahl von stationär behandelten Covid-19-Patienten vermehrt unter jüngeren Menschen und insbesondere bei Ungeimpften zunehmen. Die entscheidende Kennzahl werde in den kommenden Wochen und Monaten weder die Sieben-Tage-Inzidenz noch die Zahl der Intensivbetten sein, sondern die Gesamtauslastung der Kliniken und die verfügbaren Pflegefachkräfte
, teilte DGIIN-Sprecher Tobias Ochmann mit.
Schon vor Beginn der Pandemie sei das Personal auf den Intensivstationen laut DGIIN knapp berechnet und ein Pflegepersonalmangel absehbar gewesen. Den Angaben zufolge denkt etwa ein Drittel der Beschäftigten darüber nach, ihren Beruf in den kommenden zwölf Monaten aufzugeben. Die DGIIN befürchtet eine weitere Verschärfung des Problems, welche das gesamte Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenze bringen werde: Absehbar wird die kritische Personalstärke zur Aufrechterhaltung eines Regelbetriebs dauerhaft unterschritten werden.
Um dem entgegenzuwirken fordert die DGIIN unter anderem mehr Personal und verbesserte Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig richten die Intensivmediziner einen Appell an die Bevölkerung: Alle Infektionsrisiken müssen maximal minimiert und damit die Belegung der Intensivbetten geschont werden.
Dazu benötige es auch schnelle Unterstützung und verbindliche Lösungen von Seiten der Politik
. dpa
Lauterbach findet Kontrollen in Gastronomie zu läppisch
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält die Corona-Kontrollen vieler Gastronomen und Veranstalter in Deutschland für zu läppisch
. In vielen Restaurants in Deutschland werde nur unzureichend überprüft, ob Gäste geimpft seien oder einen aktuellen Schnelltest vorweisen könnten, sagte Lauterbach am Mittwoch im Spiegel
-Spitzengespräch. Um der vierten Welle zu begegnen, halte er weitere Einschränkungen schon bald für unabdingbar.
Der SPD-Politiker forderte von den Bundesländern klare Regelungen: 2G bringt am meisten, das ist der Königsweg
. Er empfahl, Restaurants, Clubs und andere Veranstaltungsorte nur noch für Geimpfte oder Genesene zu öffnen.
Der Politik warf der Gesundheitsexperte vor, zu spät ausreichend über die Notwendigkeit der Auffrischungsimpfungen aufgeklärt zu haben. Die gesamte erwachsene Bevölkerung wird noch mal eine Booster-Impfung brauchen
, sagte er. Es sei ein Fehler gewesen, die Impfzentren vorschnell abzuwickeln.
Am Donnerstag und Freitag wollen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder über das weitere Vorgehen beraten. Spahn nannte am Mittwoch drei Punkte: Die Zahl der Auffrischimpfungen müsse nach oben getrieben werden, wobei jeder ungeachtet des Alters eine solche Impfung in Anspruch nehmen könne. Für Beschäftigte und Besucher in Pflegeeinrichtungen forderte er einen Testzwang. Zudem verlangte er schärfere Kontrollen zur Einhaltung der 2G- oder 3G-Regeln. AFP
Kinderwunsch an den Nikolas: Dass Corona weggeht
Viele Kinder aus aller Welt schreiben wegen Corona an den Nikolaus. Auf den Wunschzetteln an das Nikolauspostamt in St. Nikolaus im Saarland stehe meistens ganz oben: Dass Corona weggeht
, sagte Sabine Gerecke als Leiterin der Kinderbriefaktion im Festausschuss St. Nikolaus der Deutschen Presse-Agentur. Einen Monat vor der Eröffnung des Postamtes am 5. Dezember seien bereits mehr als 3500 Briefe an den Nikolaus eingegangen. Das ist schon mehr Post als zum selben Zeitpunkt im letzten Jahr.
Auf den Listen der Kinder finde sich auch sehr häufig der Wunsch nach einem iPhone - und zwar in allen erdenklichen Schreibweisen
, sagte Gerecke lachend. Außerdem seien alle möglichen elektronischen Geräte gefragt. Und jüngere Kinder wünschten sich ganz klassisch
Puppen, Lego oder ferngesteuerte Autos.
Alle Kinder erhalten eine Antwort. Allerdings erst ab Dezember
, versprach Gerecke. Viele Briefe seien auch schon aus dem Ausland gekommen: besonders aus Taiwan, der Ukraine, Russland, Italien und Spanien. Zu Weihnachten 2020 hatten die ehrenamtlichen Mitarbeiter auf 29.845 Schreiben von Kindern aus insgesamt 45 Ländern geantwortet - so viele wie nie zuvor.
Seit mehr als 50 Jahren schreiben Kinder An den Nikolaus
in dem kleinen Ort in der Gemeinde Großrosseln nahe der französischen Grenze. Nach Angaben der Deutschen Post ist es das älteste Nikolauspostamt in Deutschland. Die Partnerschaft zwischen dem Festausschuss und der Post besteht seit 1967. dpa
mit voller Wucht- [Bund: 146,6]Aktuelle Inzidenzwerte in Deutschland
Vierte Welle rollt laut Spahn mit voller Wucht
Die vierte Corona-Welle rollt nach den Worten von Gesundheitsminister Jens Spahn mit voller Wucht
. Die Pandemie ist alles andere als vorbei
, sagt der CDU-Politiker. Er verstehe den Frust des medizinischen Personals, dass sich viele Menschen nicht impfen lassen wollten. Reuters
Corona-Inzidenz in Thüringen steigt auf 338,2
In Thüringen ist die Corona-Inzidenz deutlich angestiegen und lag am Mittwoch bei 338,2. Am Vortag hatte die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus je 100.000 Einwohner noch bei 306,5 gelegen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Damit ist Thüringen weiter das Bundesland mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz.
Bis auf den Landkreis Nordhausen (195,3) lagen am Mittwoch alle Kommunen über einer Inzidenz von 200 - dem Schwellenwert für das Auslösen der dritten Warnstufe im Thüringer Frühwarnsystem. Liegt der Wert drei Tage darüber und bleibt auch der Anteil der Covid-19-Patienten an den landesweit betreibbaren Intensivbetten weiter über dem Wert von 12,0 Prozent, sollen weitere Einschränkungen gelten. Am Dienstag hatte die Intensivbettenauslastung erstmals diesen Wert gerissen und lag bei 12,6 Prozent.
Im Landkreis Sonneberg lag die Inzidenz am Mittwoch bei 538,2 - der Kreis gehört damit zu den drei am stärksten betroffenen Kommunen in Deutschland. dpa
Wieler fleht Ungeimpfte an, sich impfen zu lassen
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat ein weiteres Mal Ungeimpfte dazu aufgefordert, sich doch noch impfen zu lassen. Ziel der Impfungen sei es, möglichst viele vor Tod und schwer zu verhindern. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, wird uns das viel Leid bringen
, sagt er. Aktuell seien aber beispielsweise in der Gruppe der Über-60-Jährigen rund 3,2 Millionen Menschen nicht geimpft. Tgs
Patientenschützer gegen 2G-Regel in Pflegeheimen
Patientenschützer haben den Plan der Gesundheitsminister von Bund und Ländern scharf kritisiert, in Pflegeheimen das 2G-Modell zu ermöglichen. Das sei unverantwortlich, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND). Niemand kann ein Interesse daran haben, auf diese Weise einen Keil zwischen Angehörige und Bewohner zu treiben
, betonte er. Ein selektives Betretungsverbot darf es für die 12.000 Heime nicht geben
, forderte er. Bei der 2G-Regel haben nur geimpfte oder genesene Personen Zutritt zu Innenräumen von beispielsweise Pflegeheimen, Kultureinrichtungen, Gastronomie oder Krankenhäusern.
Stattdessen seien die Gesundheitsminister bei ihrer Konferenz am Donnerstag und Freitag aufgefordert, Beschlüsse für den Corona-Schutz und gegen die Isolation von 900.000 Pflegeheimbewohnern zu fassen, sagte Brysch. Konkret fordert er verpflichtende tägliche und kostenlose Tests für alle Mitarbeiter, Besucher und Bewohner. Diese Regelung müsse auch für Geimpfte und Genesene gelten, sagte Brysch. Solche Tests nur zweimal in der Woche durchzuführen, wie es bisher im Beschlussentwurf vorgesehen ist, reiche nicht aus: Sonst gelingt es nicht, das Virus vor der Einrichtung zu stoppen.
Brysch forderte die Minister zudem auf, einen verbindlichen Fahrplan für die Boosterimpfungen der 4,2 Millionen Pflegebedürftigen vorzulegen. Sie müssten alle bis Ende November ihre Auffrischimpfungen erhalten haben, sagte der Verbandsvertreter.
Im Beschlussentwurf für die Tagung der Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Donnerstag und Freitag in Lindau heißt es laut Bericht: Den Ländern bleibt es unbenommen, für Besucherinnen und Besucher von Pflegeeinrichtungen die sogenannte 2G-Regel vorzusehen.
Einige Bundesländer verschärfen die Testpflichten für das Personal von Pflegeheimen und Kliniken. In Brandenburg müssen sich künftig nicht geimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 täglich testen lassen. Hintergrund ist ein Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Schorfheide am Werbellinsee, dem bislang elf Bewohnerinnen und Bewohner zum Opfer fielen. Medienberichten zufolge soll nur die Hälfte des dortigen Pflegepersonals geimpft sein. In Rheinland-Pfalz gilt für nicht geimpfte Mitarbeiter von Kliniken, Alten- und Pflegeeinrichtungen ab kommender Woche eine tägliche Testpflicht. epd
Marburger Bund
-Vorsitzende fordert Lockdown light
für Ungeimpfte
Die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund
fordert einen Lockdown light
für Ungeimpfte. Aus ihrer Sicht sollte 2G der Standard in allen Bereichen des öffentlichen Lebens sein, sagte Susanne Johna im Interview mit der Ostfriesen Zeitung
.
Johna forderte Zutritt nur für Geimpfte und Genesene (2G) zu bestimmten gesellschaftlichen Bereichen, beispielsweise in der Gastronomie und in Museen.
Wenn sich in kürzester Zeit die Ungeimpften infizierten und ein kleinerer Teil der Geimpften, kämen je nach regionaler Inzidenz auch Krankenhäuser wieder an Grenzen, meinte sie angesichts der Corona-Lage. Tsp
Umfrage: Mehrheit für 2G-Regel in allen Fußballstadien
In die deutschen Fußballstadien sollten nach dem Wunsch einer Mehrheit der Bundesbürger nur geimpfte und genesene Zuschauer Einlass erhalten. 60 Prozent der Befragten sprachen sich in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur dafür aus, ausschließlich die 2G-Regel für den Zugang zu den Arenen anzuwenden. 29 Prozent der Deutschen würden dies demnach nicht richtig finden.
Bei den Proficlubs in Bundesliga und 2. Liga gibt es keine einheitliche Regel für die Zulassung von Zuschauern. Während einige Vereine auf das 2G-Modell setzen, wechselte unter anderem Borussia Dortmund zuletzt wieder auf ein 3G-Modell. Dabei dürfen auch negativ auf das Coronavirus getestete Fans ins Stadion. Es genügt ein negativer Bürgertest. Zuvor hatte es Kritik aus der Ultra-Szene an den Corona-Beschränkungen gegeben.
Der FC Bayern ist einer der Clubs mit einem 3G-Plus-Konzept. Dabei müssen Fans, die weder geimpft noch genesen sind, einen negativen PCR-Test vorlegen. Dafür entfallen dann Maskenpflicht, Obergrenzen bei der Personenzahl, Alkoholverbot und Mindestabstandsgebot.
Bei anderen Vereinen gibt es Zwischenlösungen oder Optionsmodelle. Die Clubs sind dabei abhängig von den jeweiligen Regelungen in ihren Bundesländern, die für einen Flickenteppich sorgen. Angesichts drastisch steigender Corona-Infektionen hatte zuletzt Sachsen angekündigt, die Schutzmaßnahmen zu verschärfen und 2G-Regeln auch für Fußballspiele einzuführen. dpa
Montgomery fordert Auffrischungsimpfung für alle
Der Chef des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, fordert Corona-Auffrischungsimpfungen auch für Jüngere. Jeder, dessen vollständige Impfung sechs Monate zurückliegt, sollte sich bald eine Auffrischungsimpfung holen
, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Notwendig sei eine neue, zentrale Impfkampagne, die sich nicht nur an die Ungeimpften richte, sondern auch für allgemeine Booster-Impfungen wirbt
.
Bislang empfehle die Ständige Impfkommission (Stiko) Auffrischungsimpfungen zwar erst ab 70 Jahren, es sei aber zu erwarten, dass es demnächst eine allgemeine Empfehlung geben werde. Weil der Immunschutz nach einem halben Jahr abnimmt, müssen wir als Gesellschaft ein Interesse daran haben, dass der Schutz stabil bleibt
, mahnte der Ärztebund-Chef.
Die Auffrischungsimpfungen sollten dabei bei den niedergelassenen Ärzten gemacht werden, forderte Montgomery. Impfzentren seien zehnmal so teuer wie das Impfen in den Arztpraxen, außerdem sei die Hemmschwelle für viele Menschen beim Hausarzt niedriger.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Länder dazu aufgerufen, für die Booster-Impfungen die Impfzentren zu reaktivieren. Die zuweilen mehr als 400 Impfzentren in Deutschland hatten im Frühjahr und Sommer eine zentrale Rolle gespielt, die meisten von ihnen sind derzeit nicht in Betrieb. AFP
STIKO: Wer mit bestimmten Impfstoffen geimpft ist, sollte jetzt boostern
Die Stiko dringt auf Auffrischungsimpfungen zunächst nur für ausgewählte Gruppen. Betroffen sind unter anderem mit Astrazeneca und Johnson & Johnson Geimpfte. Die Ständige Impfkommission (Stiko) dringt auf Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus zunächst nur für ausgewählte Gruppen. Es komme darauf an, die Menschen zuerst zu schützen, die die Impfung am dringendsten benötigen, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens am Dienstag in Berlin.
Gesunde Menschen mittleren Alters mit Grundimmunisierung könnten davon ausgehen, dass sie noch ausreichend Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung haben. Zwar lasse der Schutz vor Ansteckung mit der Zeit nach, nicht aber der Schutz vor einer schweren Erkrankung. Mertens betonte, es gelte auch die noch klaffenden Impflücken bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 59 Jahren zu schließen.
Impf-Verstärkungen (Booster
) sind mindestens sechs Monate nach einer vollständigen Impfung möglich. Angeboten werden sie Älteren ab 60 Jahre, Corona-Risikogruppen, aber auch Geimpften mit Astrazeneca und Johnson & Johnson.
Die Stiko empfiehlt Auffrischungsimpfungen vorerst unter anderem für Menschen ab 70, für immunsupprimierte Patienten und für Pflegepersonal. Grundsätzlich sind sie laut Impfverordnung aber auch für alle anderen Menschen möglich.
Abweichende Empfehlungen verwirren
Die niedergelassenen Ärzte haben an die Bundesregierung appelliert, sich mit eigenen Empfehlungen zu den Corona-Auffrischungsimpfungen zurückzuhalten. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte am Dienstag in Berlin, abweichende Empfehlungen verwirrten nur. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte könnten alle empfohlenen Impfungen verabreichen, wenn die Rahmenbedingungen stimmten, sagte Gassen.
Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, fügte hinzu, besonders dringend seien Auffrischungsimpfungen in Alten- und Pflegeheimen. Das Versagen aus den ersten Corona-Wellen dürfe sich nicht wiederholen, warnte Scherer. Unter den Corona-Toten sind überproportional viele alte Menschen aus Pflegeheimen.
Die Ärztevertreter forderten, dass bei den Auffrischungsimpfungen strikt nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) vorgegangen wird. Man brauche klare Ansagen und Übersicht, um die Impfungen in den Praxen durchführen zu können, betonte Gassen und wandte sich damit auch gegen Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der die sogenannten Booster-Impfungen generell empfohlen hatte und hofft, damit die vierte Corona-Welle zu brechen.Die Gesundheitsminister halten Auffrischungsimpfungen schon für alle Über-60-Jährigen für sinnvoll. Gesundheitsminister Spahn hatte empfohlen, für die Auffrischungsimpfungen die Impfzentren wieder aufzumachen. Ärztepräsident Klaus Reinhardt stellte sich hinter den Vorstoß, in den Bundesländern und bei den niedergelassenen Ärzten stieß dieser hingegen auf Skepsis.Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind aktuell zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen Corona geimpft. Das sind 55,5 Millionen Menschen. Von den 24,1 Millionen Menschen, die über 60 Jahre alt sind, sind den Angaben zufolge gut 85 Prozent vollständig geimpft. 2,1 Millionen Menschen haben dieser Statistik zufolge bislang eine Auffrischungsimpfung erhalten. dpa/epd
Klinikum Görlitz verhängt wegen Corona-Belastung Besuchsverbot
Das Klinikum Görlitz hat wegen einer steigenden Zahl von Corona-Patienten ein weitgehendes Besuchsverbot verhängt. Aktuell versorge man 21 Frauen und Männer mit einer Covid-19-Erkrankung, zwei davon auf der Intensivstation, teilte das sächsische Klinikum am Dienstag mit. Zudem gebe es mehrere Verdachtsfälle. Aus Gründen des Schutzes von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern gelte daher nun ein Besuchsverbot. Ausnahmen gebe es nur für Begleitpersonen bei Geburten, stationär betreuten Kindern und Schwerstkranken in einer besonders schwierigen Situation. Besucher müssten einen negativen Testnachweis mitbringen. Das gelte auch für Geimpfte und Genesene, hieß es.
Das Robert Koch-Institut (RKI) wies am Dienstag für den Freistaat eine Sieben-Tages-Inzidenz von 284,4 aus. Das war nach Thüringen der zweithöchste Wert aller Bundesländer. Am Montag hatte die Inzidenz noch bei 291,6 gelegen. dpa
Zahlreiche Krankmeldungen bei New Yorks Feuerwehr nach Corona-Impfpflicht
Nach dem Inkrafttreten einer Corona-Impfpflicht häufen sich die Krankmeldungen bei der New Yorker Feuerwehr. Stadtweit meldeten sich rund 2300 Feuerwehrleute krank, wie New Yorks Feuerwehrbeauftragter Daniel Nigro am Montag berichtete. Es handele sich ganz offensichtlich um einen Protest gegen die Impfpflicht.
Laut Nigro melden sich normalerweise pro Tag rund 200 Mitglieder der Feuerwehr krank. Jetzt seien es täglich plötzlich 700. Das ist vollkommen inakzeptabel
, kritisierte er. Der Großteil derjenigen, die Krankengeld beantragten, sei ungeimpft.
Seit Montag gilt für die rund 378.000 New Yorker Stadtbediensteten eine Corona-Impfpflicht. Verweigerern droht die unbezahlte Freistellung. Seit Mitte Oktober stieg der Anteil der geimpften Feuerwehrleute von 60 auf inzwischen 80 Prozent. Damit gehört die Feuerwehr jedoch immer noch zu den Schlusslichtern bei den Stadtbediensteten - 96 Prozent der Lehrer und 84 Prozent der Polizisten sind bereits geimpft. AFP
Inzidenz fällt leicht – 10.813 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erstmals seit zwei Wochen leicht gefallen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Dienstagmorgen eine Inzidenz von 153,7 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 154,8 gelegen. In den vergangenen zwei Wochen war die Sieben-Tage-Inzidenz kontinuierlich gestiegen.
Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 10.813 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sowie 81 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.618.021, die Gesamtzahl der Todesfälle auf 95.833. AFP
Wagenknecht verbreitet Impfmythen
Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht trat bei Anne Will
als Impfskeptikerin auf. Abgeordnete und die Parteichefin distanzieren sich deutlich.
Impfungen schützen nicht verlässlich vor Corona-Infektionen. Nebenwirkungen lassen sich nicht abschätzen. Solche Zweifel halten viele Menschen in Deutschland davon ab, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.
Etwa auch die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, die am Sonntagabend bei der ARD-Sendung Anne Will
im Studio saß. Wer sich impfen lässt, schützt als erstes sich selbst
, sagte Wagenknecht. Auch wer geimpft ist, kann andere anstecken.
Die Impfung sei eine individuelle Entscheidung. Sie selbst sei nicht geimpft.
Auch mögliche Nebenwirkungen würden ihr Sorgen machen, erklärte Wagenknecht. Schließlich seien die mRNA-Impfstoffe neu und Langzeitfolgen nicht ausgeschlossen. Nur ältere Menschen und Risikogruppen sollten sich ihrer Meinung nach auf jeden Fall impfen lassen, da das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sehr hoch sei. Ihr 78-jähriger Ehemann Oskar Lafontaine sei deshalb geimpft.
Verschiedene Fraktions- und Vorstandsmitglieder der Linken kritisierten Wagenknechts Äußerungen bei Twitter. Die Abgeordnete Kathrin Vogler warf ihr vor, Impfmythen
zu verbreiten und Impfangst zu schüren. Vorstandsmitglied Katrin Lompscher schrieb: Wagenknecht bei Anne Will spricht nicht in meinen Namen und schon gar nicht für die Linke.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, ebenfalls Talk-Gast, widersprach Wagenknecht in der Sendung immer wieder, versuchte mit Fakten ihre Äußerungen zu entkräften. Und war dabei sichtlich verärgert.
Das ist doch eine Räuberpistole
, warf er Wagenknecht vor, als diese den Haftungsausschluss der Hersteller als Hinweis auf das Risiko für Nebenwirkungen interpretierte. Für Nebenwirkungen hafte der Staat immer, wenn er Empfehlungen für eine Impfung ausspreche. Das sei Standard.
Auch bezeichnete er Wagenknechts Aussage Geimpfte haben die gleiche Viruslast wie Ungeimpfte, wenn sie infiziert sind
als missverständlich. Die ersten sechs Monate nach der Immunisierung habe ein Geimpfter zunächst ein sehr viel geringeres Risiko, sich zu infizieren. Wenn er sich doch infiziert, hat er eine ähnlich hohe Viruslast, aber diese Viren sind nicht so lebendig, also weniger ansteckend
, sagte Lauterbach.
Außerdem sei die Person nur drei statt sieben Tage infektiös. Das alles mache einen großen Unterschied. Sie schützen nicht nur sich, sondern auch andere.
Auch sogenannte Langzeitfolgen gebe es nicht, so Lauterbach. Es ist noch nie so gewesen, dass eine Nebenwirkung spät aufgetreten ist. Wenn dann sind die Nebenwirkungen nur sehr selten und wir sehen sie erst, wenn sehr viele geimpft sind.
Zudem sei die Technologie der Vektor-Impfstoffe nicht neu. Und auch die mRNA-Impfstoffe seien mittlerweile Millionen mal verimpft worden. Durch die intensive Forschung und Studien wisse man mittlerweile sehr viel über sie.
Linken-Chefin: Werde Sahra Wagenknecht nicht mehr erklären
Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow distanzierte sich nach der Sendung von Wagenknechts Äußerungen. Die Haltung der Linken sei sehr klar. Es gebe die Beschlusslage, dass Impfkampagnen unterstützt würden, sagte Hennig-Wellsow am Montag in Berlin. Sahra Wagenknecht ist Bundestagabgeordnete und hat keine führende Rolle oder keine demokratisch legitimierte Rolle im Bundesverband
, sagte sie auf die Frage nach der Position der Linken zum Thema. Die Parteivorsitzenden sprächen für den Bundesverband und die Fraktionschefs für die Fraktion. Impfen sei auch die Verantwortung, andere zu schützen. Insofern ist es nicht banal, das Impfen abzulehnen oder vom Impfen abzuhalten.
Für die Linke sei es notwendig, für das Impfen zu werben.
Sie und ihre Co-Vorsitzende Janine Wissler seien eher die Fraktion Vorsicht und Solidarität
. Ich kann und werde Sahra Wagenknecht nicht mehr erklären
, sagte Hennig-Wellsow. Tsp
Corona-Inzidenz steigt auf 154,8
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist auf über 150 angestiegen. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 154,8. Am Vortag hatte er bei 149,4 gelegen, vor einer Woche bei 110,1. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an.
Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 9658 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 23 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.607.208, die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf 95.752.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit zwei Wochen kontinuierlich an. Vor rund einer Woche hatte der Wert erstmals seit Mai wieder die Marke von 100 überschritten. Reuters
Thailand wagt Tourismus-Neustart
Thailand wagt den touristischen Neustart und ist ab sofort wieder offen für vollständig geimpfte Touristen aus 63 Ländern. Auf der Liste, die am Wochenende in letzter Minute noch einmal von ursprünglich 46 Staaten um 17 weitere aufgestockt wurde, stehen auch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das beliebte Urlaubsland braucht dringend die Einnahmen aus der wichtigen Tourismusindustrie, die seit dem Beginn der Corona-Pandemie fast völlig am Boden lag. Feriengäste müssen zwar einige Regeln beachten, können aber wieder ohne vorherige Quarantäne durch das Land reisen.
Während Unternehmer und Beschäftigte der Branche sehnlich auf diesen Moment gewartet hätten, sähen große Teile der Bevölkerung die Öffnung mit gemischten Gefühlen, berichtete die Zeitung Bangkok Post
am Montag. Bei einer Umfrage des Gesundheitsministeriums sagten rund 92 Prozent der Befragten in 17 Provinzen, sie befürchteten eine neue Corona-Welle durch die Öffnung.
Der Verlauf des jüngsten Ausbruchs in dem südostasiatischen Staat mit 70 Millionen Einwohnern ist ungewöhnlich: Zwar sind die Zahlen seit August - als ein Höchstwert von mehr als 23 000 Neuinfektionen verbucht worden war - gesunken, jedoch stagnierten sie wochenlang zwischen 9000 und 12 000 neuen Fällen am Tag. Am Montag meldeten die Behörden 8165 Neuinfektionen und 55 Tote in Verbindung mit Covid-19. dpa
Eigener Kantinenbereich für Geimpfte und Genesene
Die Konzerne Bayer, Eon und Alltours werden künftig geimpften und von Corona genesenen Kollegen und Kolleginnen eigene Kantinenbereiche oder eigene Cafeterias anbieten. Das berichtet die Düsseldorfer Rheinische Post
laut Vorabbericht.
In diesen Sonderbereichen dürften Beschäftigte ungezwungen zusammensitzen, während diejenigen, die sich nicht impfen ließen oder keine Auskunft über ihren Impfstatus geben wollten, weiterhin mit Abstandsregeln, Masken und Trennwänden beim Essen leben müssten. Der Versicherungskonzern Ergo prüfe nach eigenen Angaben eine vergleichbare Regelung.
Bei Bayer gebe es mehrere Pilotprojekte für Kantinenbereiche nur für Geimpfte und Genesene. Alle Firmen betonten, dass Nicht-Geimpfte weiterhin einen Zugang zu ihren Kantinen hätten. Reuters
Langsames Impfen - Dahmen gibt niedergelassenen Ärzten Mitschuld
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen gibt den niedergelassenen Ärzten eine Mitschuld am schleppenden Verlauf der Erst- und Auffrischimpfungen.
Nach der Schließung der meisten Impfzentren erfüllen die Praxen die in sie gesetzten Erwartungen erkennbar nicht, weder bei den Erst- noch bei den Booster-Impfungen
, sagt Dahmen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland einem Vorabbericht zufolge. Das Tempo reiche nicht aus.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen könnten sich mit dem Hinweis aus der Verantwortung ziehen, sie seien dafür nicht zuständig, dass die Menschen zum Impfen in die Praxis kämen. Wenn es dort nicht schnell genug gehe, müsse man an anderen Stellen, wie beispielsweise in Apotheken, impfen lassen. Reuters
Spahn: Länder sollen Impfzentren wieder startklar machen
Angesichts stark steigender Corona-Zahlen fordert der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Länder auf, ihre Impfzentren wieder hochzufahren. Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Standby bereithalten, nun wieder startbereit machen
, sagte er der Rheinischen Post
(Montag). Zudem riet Spahn dazu, in einem ersten Schritt alle Menschen über 60 schriftlich zur Impfung einzuladen.
Hintergrund ist, dass mehr Menschen eine Auffrischungsimpfung - die Booster-Impfung - gegen die nachlassende Wirkung des Impfstoffs wahrnehmen sollen. Am Wochenende hatte Spahn auch einen Gipfel zum Thema Auffrischungsimpfungen von Bund und Ländern gefordert. Aktuelle Daten aus Israel zeigen, dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied macht, um die vierte Welle zu brechen
, sagte er der Bild am Sonntag
. Sein Ministerium hatte zudem noch einmal darauf hingewiesen, dass grundsätzlich alle Bürger laut Impfverordnung einen Anspruch auf eine Auffrischungsimpfung haben.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Auffrischung unter anderem für Menschen ab 70, Bewohner und Betreute in Pflegeeinrichtungen für alte Menschen, Pflegepersonal mit einem direkten Kontakt zu alten Menschen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Am Sonntag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 16 887 Corona-Neuinfektionen und einen Sieben-Tage-Wert je 100 000 Einwohner von 149,4 - vor einer Woche hatte dieser Wert bei 106,3 gelegen. Derzeit sind etwa zwei Drittel der Menschen in Deutschland vollständig geimpft. Tsp