Corona-Chronik, Oktober 2021
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
Inzidenz steigt weiter – 16.887 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist weiter auf fast 150 angestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 149,4. Am Vortag hatte er bei 145,1 gelegen, vor einer Woche bei 106,3. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an.
Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 16.887 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 33 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.597.550, die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf 95.729.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit zwei Wochen kontinuierlich an. Vor rund einer Woche hatte der Wert erstmals seit Mai wieder die Marke von 100 überschritten. AFP
Epidemische Lage sollte verlängert werden
Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, hat die Entscheidung der Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP kritisiert, die Feststellung einer epidemische Lage von nationaler Tragweite nicht über den 25. November hinaus zu verlängern. Corona ist nach wie vor eine Pandemie mit nationaler Tragweite
, sagt die SPD-Politikerin in der ARD. Sie hätte sich eine Verlängerung gewünscht. An Lockdowns haben zwar auch ihre Landesregierung ohnehin nicht gedacht, aber wichtig ist die politische Botschaft
, warnte sie. Reuters
Lauterbach fordert Wiedereröffnung der Impfzentren
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach wünscht sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie, die vielfach geschlossenen Impfzentren wieder einzurichten. Die Impfungen kämen viel zu langsam voran, um die stark steigende vierte Welle der Pandemie zu brechen, schreibt er auf Twitter. Wir brauchen schnelle Impfung für Ältere. Ideal wäre Wiederöffnung der Impfzentren.
Die Zahl der Geimpften steigt nur noch langsam. Eine Auffrischungsimpfung gegen die mit der Zeit nachlassende Wirkung nehmen viel weniger Menschen wahr, als es könnten. Vor allem Risikogruppen wird dies empfohlen. Die Politik sucht händeringend Konzepte, mehr Menschen dazu zu bewegen.
Zeitweise gab es mehr als 400 Impfzentren. Bund und Länder hatten vereinbart, sie spätestens zum 30. September zurückzufahren oder zu schließen. Die meisten Länder stellten auf mobile Impfteams um. Daneben impfen auch Arztpraxen, inzwischen sind es aber wieder weniger. dpa
Corona-Neuinfektionen steigen stark in Polen, Tschechien, Slowakei
Die Slowakei ist seit Sonntag in Deutschland als Corona-Hochrisikogebiet eingestuft, dramatische Anstiege der Corona-Neuinfektionen verzeichnen auch ihre Nachbarländer Tschechien und Polen. Tschechien meldete am Sonntag erstmals seit März wieder mehr als 5.000 Neuinfektionen an einem Wochenendtag. Die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten war mit nahezu 1500 so hoch wie seit dem Frühling nicht mehr. Die Inzidenz stieg in Tschechien schon am Freitag auf 312 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.
Der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski rief seine Landsleute am Sonntag auf, bei Friedhofsbesuchen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Die Nachrichtenagentur PAP zitierte ihn: Es gibt keine Vorschrift, auch im Freien eine Maske zu tragen, aber der gesunde Menschenverstand gebietet diese Vorsorgemaßnahme für sich selbst und die anderen.
Sein Ministerium hatte am Vortag mit 9.798 Neuinfektionen in 24 Stunden den höchsten Wert seit dem Frühjahr gemeldet. Vize-Gesundheitsminister Waldemar Kraska räumte in einem TV-Interview ein, die tatsächlichen Infektionszahlen könnten bis zu fünfmal höher sein als die statistisch erhobenen.
Die nur 5,5 Millionen Einwohner zählende Slowakei meldete am Sonntag über 4000 Neuinfektionen an einem Tag. Als besonders dramatisch bezeichneten die Gesundheitsbehörden in Bratislava, dass der Anteil der positiven PCR-Tests innerhalb einer Woche um 125 Prozent gestiegen sei. Sorgen bereiten aggressive Aktionen von Impfgegnern. Neben lauten Demonstrationen vor den Privatwohnungen von Gesundheitsexperten wurden wiederholt mobile Impfbusse angegriffen, worauf laufende Impfaktionen abgebrochen werden mussten. Die Slowakei hat mit nur 43,5 Prozent vollständig gegen Covid-19 Geimpften eine der niedrigsten Impfquoten der EU. dpa
Der virologische Winter hat begonnen
Jetzt sollten auch Geimpfte breitflächig getestet werden
Vielleicht war es ein Fehler, kostenlose Tests abzuschaffen. Denn inzwischen wissen wir: Gegen Corona hilft Impfen allein nicht.
Wir stehen höchstwahrscheinlich vor einer ziemlichen Corona-Winterwelle. Da widerspricht keiner den lauten Warnern wie dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Zumal der die Zahlen und etliche Praktiker auf seiner Seite hat.
Zur Warnung die Zahlen, aktuell vom Robert-Koch-Institut: Die Sieben-Tage-Inzidenz in ganz Deutschland ist erneut deutlich gestiegen, auf jetzt 149,4. Innerhalb von 24 Stunden meldeten die Gesundheitsämter 21.543 Neuinfektionen. Angesichts der Verbreitung des Virus spricht das RKI von einer zunehmenden Wahrscheinlichkeit infektiöser Kontakte
.
Das kann man wohl behaupten. Zumal Praktiker, wie jede:r von uns sie kennen wird, und das RKI darauf schon länger hinweisen. Zum Beispiel der Apotheker, der seit Monaten ziemlich viel testet. Den ganzen Sommer über hat er tausende Tests durchführen lassen, eigentlich immer negativ. Seit zwei Wochen nun steigt die Quote der positiven Schnelltests extrem an. Zuletzt hatte er an einem Tag 66 Tests, davon waren 26 positiv. Das RKI wiederum betont seit Sommer, dass es für Herbst und Winter von steigenden Zahlen ausgeht.Was bedeutet: Jetzt müssten auch Geimpfte breitflächig getestet werden. Denn offensichtlich tragen sie das Virus ja ebenfalls weiter und sind ansteckend. Von den 3G sind getestete Geimpfte die einzigen, die nicht ansteckend sind. Getestete Ungeimpfte – das reicht nicht; zumal das negative Ergebnis für maximal 24 Stunden gilt. 2G plus Testen, vielleicht lässt es sich so fassen. Die Warnungen sind hier eine logische Folge; sie dürfen nicht ungehört verhallen.Früher, also vor einigen Wochen und Monaten, haben sich auch Geimpfte öfter testen lassen. Sicherheitshalber, und weil es nichts kostete. Die Kostenpflichtigkeit der Tests, gedacht als Druckmittel für verstärktes Impfen, kann sich vor diesem Hintergrund als größerer, hoffentlich nicht katastrophaler Fehler erweisen. Zumal sich Impfgegner und Skeptiker davon nicht beeindrucken lassen.Für diesen Winter ist deshalb neu zu überlegen. Könnte eine erfolgversprechende, von einem Großteil der coronamüden Bevölkerung eher akzeptierte Option nicht die Öffnung unter 2G plus Testen mit – kostenfreier – Testpflicht für alle sein, an allen öffentlichen Teststellen? Noch fordert das keine:r. Aber vielleicht, wenn die Ampel im Bund steht.Die mutmaßlichen Koalitionäre verhandeln. Der neue Kanzler soll um den Nikolaustag (Montag, den 6. Dezember) herum gewählt werden. So lange dauert das noch – dabei rollt die Welle schon an. Allein kalendarisch beginnt der Winter am 21. Dezember; meteorologisch und klimatologisch ist es viel früher, am 1. Dezember. Der virologische Winter hat längst begonnen. Tgs, ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff
Podolski verteidigt Impfskeptiker Kimmich
Der frühere Fußball-Weltmeister Lukas Podolski hält die Debatte um Impfzweifler Joshua Kimmich für übertrieben. Ich verstehe nicht, warum man den Joshua Kimmich als Schwerverbrecher hinstellt, ich verstehe die Diskussion nicht
, sagte Podolski der Bild am Sonntag
. Es werde dem Nationalspieler des FC Bayern nicht gerecht, ihn an den Pranger zu stellen für so etwas
, befand der 36-Jährige.
Kimmich hatte zuletzt eingeräumt, nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein. Das hatte bei teilweisem Verständnis heftige Kritik zur Folge. Er habe persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht
, hatte der 26-Jährige erklärt.
Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
, es gebe auf seine Fragen und Zweifel sehr gute Sachargumente, die allgemein verfügbar sind
. Daher hoffe sie, dass Kimmich seine Entscheidung noch einmal überdenkt. Er ist ja als sehr reflektierter Fußballer bekannt
, sagte die CDU-Politikerin.
Podolski indes bekräftigte: Jeder kann selber entscheiden, was er macht.
Er selbst hatte sich ungeimpft mit dem Coronavirus infiziert, erlebte nach eigenen Angaben aber nur einen leichteren Verlauf der Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen. Jeder Fußballprofi werde von Vereinen und Ärzten über die Risiken und Nebenwirkungen einer Impfung aufgeklärt, sagte Podolski. Man hat das gute Recht als Joshua Kimmich - oder anderer Spieler - zu sagen: Ich möchte mich noch nicht impfen lassen
, fügte Podolski hinzu. dpa
Ärzte kritisieren Spahns Äußerung zu Auffrischung
Ärztevertreter üben Kritik an der Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu einer Corona-Auffrischungsimpfung für alle. Spahn hatte die Risikogruppen genannt, für die eine solche Nachimpfung (Booster) besonders empfohlen ist, und hatte dann darauf hingewiesen, dass das grundsätzlich auch für Jeden möglich ist.
Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für Alle möglich
, sagte das Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, Armin Beck, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen.
Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an.
Allerdings sind manche Arztpraxen bereits aus den Impfungen ausgestiegen und bieten diese nicht mehr an.
Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte dem RND: Für die Notwendigkeit von Auffrisch-Impfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz.
dpa
Inzidenz steigt deutlich – 21.543 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut deutlich gestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Samstagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 145,1. Am Vortag hatte er bei 139,2 gelegen, vor einer Woche bei 100. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an.
Laut den jüngsten Angaben des RKI wurden binnen 24 Stunden 21.543 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 90 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.580.663, die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf 95.696.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit zwei Wochen kontinuierlich an. Am Freitag vor einer Woche hatte der Wert erstmals seit Mai wieder die Marke von 100 überschritten. AFP
Uwe Seeler findet Kimmichs Einstellung seltsam
Fußball-Idol Uwe Seeler kann nicht nachvollziehen, dass ein Nationalspieler wie Joshua Kimmich sich mitten in der Corona-Pandemie nicht impfen lässt. Kimmich ist ein toller Spieler und ein kluger Kopf. Aber seine Einstellung zur Impfung finde ich sehr seltsam
, sagte der Ehrenspielführer der DFB-Auswahl der Deutschen Presse-Agentur. Bayern Münchens Mittelfeldakteur hatte in einem Interview eingeräumt, bislang nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein. Er habe persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht
, hatte Kimmich erklärt.
Seeler hält das für egoistisch. Er muss doch auch an die anderen denken, die er anstecken kann. Wenn sich alle Spieler impfen lassen, dann sollten es auch wirklich alle tun
, sagte der einstige Torjäger des Hamburger SV und frühere deutsche Nationalspieler über den 26-Jährigen. Seeler weiter: Und zwei Pikse wird er gerade noch vertragen. Meine Meinung ist klar: Wenn die Impfung das einzige ist, was in der Pandemie hilft, dann sollte man es auch tun.
dpa
Ärztepräsident fordert Lockdown-Maßnahmen nur für Ungeimpfte
Angesichts der steigenden Belastung der Krankenhäuser mit Covid-19-Patienten fordert Ärztepräsident Klaus Reinhardt strengere Maßnahmen für Ungeimpfte. Möglicherweise müssen wir bei weiter zunehmenden Fallzahlen eine gesellschaftliche Diskussion führen, ob Lockdown-Maßnahmen nur für Ungeimpfte gelten
, sagte Reinhardt dem Spiegel
. Ich fände das gerechtfertigt, wenn es darum gehen sollte, die stationäre Versorgung zu sichern
, so der Präsident der Bundesärztekammer.
Es seien derzeit vor allem die Ungeimpften, die mit schweren Covid-19-Verläufen in den Kliniken behandelt werden müssten. Kinder oder andere Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, sollten von strengeren Vorgaben natürlich ausgenommen sein
, so Reinhardt. Nach 18 Monaten Pandemie ist das Personal ausgebrannt, viele Pflegekräfte sind aus dem Dienst geschieden, deshalb können die Kliniken nicht mehr alle Betten belegen
, sagte Reinhardt weiter. Wir müssen genau beobachten, wie sich die Hospitalisierungsrate entwickelt und wie alt die Erkrankten sind. Niemand kann vorhersagen, wie das ausgeht.
Reinhardt schließt nicht aus, dass planbare Operationen künftig im schlimmsten Fall
wieder verschoben werden müssten. Deswegen halte ich es für eine Frage der Solidarität, sich und andere zu schützen. Es kann doch nicht sein, dass es mehr als zehn Millionen Erwachsene gibt, die noch immer nicht geimpft sind
, sagte Reinhardt.
Kritik äußerte der Ärztepräsident an der Impfkampagne. Sie dringt nicht voll durch
, sagte Reinhardt. Viele Menschen säßen Fake News auf. Es ist höchste Zeit, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine richtige Aufklärungskampagne startet - mit Spots in sozialen Medien und im Fernsehen und in allen Sprachen, die bei uns gesprochen werden. Wir müssen endlich Schluss machen mit den Fehlinformationen über angebliche Unfruchtbarkeit oder andere Spätfolgen durch das Impfen
, sagte Reinhardt.
Auch auf dem Ärztetag, der am Montag in Berlin beginnt, soll über die Lehren aus der Pandemie für das Gesundheitssystem gesprochen werden. Derzeit sei der ökonomische Druck in den Krankenhäusern so groß, dass Ärztinnen und Ärzte dort mit einem hohen Maß an Frustration tätig seien und Pflegekräfte die Kliniken gleich ganz verließen, so Reinhardt. Das ist eine tickende Zeitbombe.
Tgs
Sorge um die Älteren
Virologin Ciesek warnt vor Corona-Gewohnheitseffekt
Virologin Sandra Ciesek bereiten der Anstieg von Corona-Neuinfektionen und der Belegung auf Intensivstationen Sorge. Die Lage sollte nicht unterschätzt werden.
Die Virologin Sandra Ciesek warnt davor, die Corona-Lage in Deutschland zu unterschätzen. Die aktuelle Situation sei zwar nicht eins zu eins mit der im Herbst 2020 vergleichbar. Dennoch sieht man jetzt einen deutlichen Anstieg aller Parameter
, sagt Ciesek, Leiterin der Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt im Podcast Coronavirus-Update
von NDR info
.
Sorge bereitet ihr derzeit, dass der Anstieg der Neuinfektionen zusammenfällt mit einer sehr hohen Belegung auf Intensivstationen von derzeit ungefähr 1.600 Patienten.
Ein Trend, der nun schon etwa zwei Wochen lang anhält. Laut den Daten des Robert Koch-Institut (RKI) klettert die Sieben-Tage-Inzidenz unermüdlich weiter. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag am Samstagvormittag bei 145,1. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 139,2 gelegen, vor einer Woche bei 100. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten binnen eines Tages 21.543 Corona-Neuinfektionen. Dieser Wert lag vor einer Woche bei 6771.
Vermehrt Corona-Ausbrüche in Altenpflegeheimen
Die aktuelle Belegung von Betten und der gleichzeitige Anstieg der Neuinfektionen führen dazu, im Vergleich zum letzten Jahr, dass wir sogar schlechter dastehen
, so Ciesek. Gleichzeitig herrsche Pflegepersonalmangel, der sich weiter verschärft. Das führe dazu, dass vermehrt Betten gesperrt würden.
Sorge macht auch, dass gerade die Wachstumsrate bei den Älteren zu sehen ist, bei den plus 80 und über 60-Jährigen beispielsweise haben wir je 40 Prozent Zunahme
, sagt die Virologin. Das seien die Patienten, die oft Krankenhausbehandlungen benötigen. Hinzu kommen vermehrt Ausbrüche in medizinischen Einrichtungen und Altenpflegeheimen.
Ciesek habe das Gefühl, dass es trotz der Zahlen im Moment nicht wirklich jemanden interessiert, weil ein Gewohnheitseffekt eingetreten ist.
Gehe die Entwicklung so weiter, speziell mit Blick auf die Krankenhaussituation, könne man davon ausgehen, dass die Pandemie wieder zu einer allgemeinen Bedrohung werde und beispielsweise andere nötige Operationen verschoben werden müssten. Ciesek geht davon aus, dass das lokal der Fall sein wird. Außerdem sei vorstellbar, dass es in den Universitätskliniken zu Engpässen kommen könnte.
Impfdurchbrüche dürfe man nicht ignorieren
Auch die steigende Zahl der Impfdurchbrüche sei etwas, was man nicht ignorieren darf
, so die Expertin. Das betreffe gerade die über 60-Jährigen, die aufgrund der Priorisierung früher geimpft wurden als andere Patienten. Wir sehen, dass die Durchbruchinfektionen zunehmen. Schwierig wird es dann, wenn noch andere Grunderkrankungen hinzukommen.
Gerade jene Gruppen könnten auf jeden Fall von einer Booster-Impfung profitieren
, sagt Ciesek. Sie schützen sich vor einer Infektion und der Schutz vor einem schweren Verlauf steigt an. Auch jene Menschen, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden, sollten aus ihrer Sicht auf jeden Fall
mit einer zweiten Impfung nachgeimpft werden.
Bauschmerzen bereiten der Expertin zudem die 2G und 3G-Regeln. Sie würden vielen eine falsche Sicherheit geben. Auch Geimpfte können infiziert sein und das Virus übertragen. Es ist mit steigender Inzidenz und mit zunehmendem Abstand der Impfung nicht unwahrscheinlich, dass bei Großveranstaltungen auch Geimpfte dabei sind, die das Virus übertragen können. Wenn dann auch Abstands- und Hygieneregeln nicht mehr eingehalten werden, ist für Ungeimpfte, die nur mit einem negativen Test kommen, eine große Gefahr da, sich zu infizieren und zu erkranken.
2G-Veranstaltungen seien ebenfalls nicht ungefährlich, da trotz der weniger starken Infektiosität von Geimpften die Möglichkeit bestehe, sich anzustecken. Ihre Sorge: Später besucht man dann die Großeltern oder trifft nach der Veranstaltung auf andere Risikogruppen, steckt sie an und kann schwere Verläufe verursachen, warnt Ciesek. Je länger die Impfung her ist, desto größer ist das Risiko.
Um auf Nummer sicher zu gehen plädiert die Virologin dafür, auch Geimpfte in manchen Situationen wieder zu testen. So sollten beispielsweise in Pflege- und Altenheimen wieder kostenfreie Tests für jeden ausliegen. Und es brauche die Booster-Impfung für Ältere. Ich glaube, da wird im Moment noch zu wenig getan, um Ausbrüche zu verhindern. Gerade da sollten auch Geimpfte getestet werden.
Tgs
Rund 101.000 Neuinfektionen und 2.730 Tote in USA
In den USA steigt die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages um mindestens 100.981 auf rund 45,99 Millionen. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf Basis offizieller Daten der Gesundheitsbehörden. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus legt um mindestens 2730 auf 748.349 zu. Die USA weisen weltweit die höchsten Infektions- und Todeszahlen auf. Reuters
Todesfälle in Notaufnahme-Warteschlangen
Inzidenz über 400 – Großbritannien kämpft mit neuer Corona-Welle
Entfesselte Infektionszahlen, Medizinwesen am Limit: 100 Tage nach dem Freedom Day
steckt Großbritannien in der Krise. Die Rufe nach Plan B
werden lauter.
Die Corona-Pandemie ist auch in Großbritannien noch nicht besiegt. Um diese Botschaft zu vermitteln, verblüffte der britische Premier Boris Johnson die Öffentlichkeit mit einer simplen Geste: Bei der Sitzung des Unterhauses am Mittwoch setzte er eine Maske auf – zum ersten Mal seit mehreren Monaten. Vor noch nicht mal einer Woche hatte Johnson dies abgelehnt.
Der Sinneswandel des Regierungschefs könnte signalisieren, dass die politische Führung Großbritanniens sich selbst sowie die Bevölkerung auf verschärfte Maßnahmen einstellt – auch wenn im Moment absolut nichts darauf hindeutet
, wie Johnson betont.
Offizielle Daten widersprechen dem Premier: Rund 100 Tage nach dem sogenannten Freedom Day Mitte Juli spitzt sich die pandemische Lage zu.
Ende Oktober bewegt sich die Zahl der neu registrierten Ansteckungen mit dem Coronavirus rund um die 50.000er-Marke, am vergangenen Donnerstag wurde sie sogar zum ersten Mal seit einem Vierteljahr überschritten. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 465 und damit im weltweiten Hotspot-Bereich.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Krankenhäusern wider. Insgesamt befinden sich jüngsten Angaben der britischen Regierung zufolge 8914 Covid-19-Patienten in den Kliniken, die Zahl der täglichen Krankenhauseinweisungen kratzt im Sieben-Schnitt an der 1000er-Marke. Aktuell befinden sich 945 Personen in britischen Intensivbetten mit Beatmungsgeräten. Der bisherige Höchstwert wurde Ende Januar mit 4077 beatmeten Intensivpatienten erreicht.Zum Vergleich: Laut dem aktuellen Tagesreport des Divi-Intensivregisters werden in Deutschland derzeit von insgesamt 1808 Intensivpatienten 928 künstlich beatmet, hier datiert der Höchstwert von Anfang Januar mit 3.211.
Einige Patienten sterben, bevor wir sie erreichen
Insbesondere in Kliniken des größten britischen Landesteils hat die aktuelle Situation dramatischste Folgen. Aufgrund stundenlanger Wartezeiten vor Notaufnahmen starben kürzlich in England mindestens zwei Patienten. Normalerweise soll die Übergabe vom Rettungswagen an die Notaufnahme nicht mehr als 15 Minuten dauern.
Die Fälle in den Städten Worcester und Cambridge werden nun untersucht, die beiden in Rettungswagen verlorenen Leben jedoch bleiben unwiederbringlich. Es gilt als wahrscheinlich, dass sie nicht die einzigen Todesopfer der aktuellen Situation sind. In direktem Zusammenhang mit Covid-19 sind in Großbritannien nachweislich mehr als 140.000 Menschen gestorben. Doch auch ohne Infektion ist die Pandemie im UK offenbar tödlich.
Wir wissen, dass leider einige Patienten sterben, bevor wir sie erreichen
, zitiert die BBC den Direktor für strategische Entwicklung des West Midlands Ambulance Service (WMAS), Mark Docherty. Dies sei eine völlig inakzeptable Situation
.
Laute Rufe nach Plan B
Auch der staatliche Gesundheitsdienst NHS schlägt Alarm. Die Spitze der englischen Regionalbehörde hat alle Krankenhäuser in England angewiesen, Warteschlangen von Rettungswagen zu beseitigen
und Ambulanzen nicht mehr als zusätzliche Warteräume zu benutzen. Dies geht aus einem internen Schreiben hervor, aus dem die britische Nachrichtenagentur PA zitiert. Demnach habe ein Patient mehr als 13 Stunden lang von einer Krankenwagenbesatzung versorgt werden müssen.
In der BBC erklärte der Geschäftsführer des Verbandes der Rettungsdienstleister, Martin Flaherty, ebenfalls ein düsteres Lagebild. Aufgrund der Pandemie erlebe seine Brache einige der höchsten Notfallaktivitäten in seiner Geschichte
. Zudem sei der Verband äußerst besorgt über die beispiellosen Verzögerungen bei der Übergabe an Notaufnahmen in ganz Großbritannien
.
Zu den seit längerem bestehenden Mahnungen aus Wissenschaft und Medizinwesen wächst nun auch der politische Druck weiter. Erst zu Beginn hatte die Labour-Abgeordnete Rachel Reeves die Regierung aufgefordert, den Mitte September von Premier Johnson angekündigten Plan B
umzusetzen - inklusive Maskenpflicht und Homeoffice-Regelung.
Wenn die Wissenschaftler sagen, man solle von zu Hause aus arbeiten und Masken aufsetzen, dann sollten wir das tun
, sagte Reeves in der BBC. Zudem forderte sie, dass die Regierung zunächst einmal mehr tun muss, damit Plan A funktioniert
.
Weitaus deutlicher wurde vergangene Woche der Ärzteverband BMA (British Medical Association): Es ist bewusst fahrlässig von der Regierung in Westminster, keine Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen zu ergreifen
, teilte der BMA-Vorsitzende Chaand Nagpaul mit und forderte die Wiedereinführung der Corona-Regeln.
Noch aber beharrt das Johnson-Kabinett auf Plan A, der grundsätzlich auf eine Intensivierung der Impfkampagne mit Auffrischungsimpfungen setzt, um die Zahl schwerer Verläufe zu drücken. Der im Land groß gefeierte Freedom Day
soll nachhalten – notfalls offenbar zu einem hohen Preis: Zu Beginn der vergangenen Woche erklärte Gesundheitsminister Sajid Javid, dass die Zahl der Neuansteckungen perspektivisch 100.000 pro Tag erreichen könnte. Wir schauen uns die Daten genau an und werden unseren Plan B der Notfallmaßnahmen noch nicht umsetzen
, sagte er und gelobte, stattdessen wachsam zu bleiben
.
Haben einen ziemlich schwierigen Winter vor uns
Noch im Frühjahr ließen sich Johnson und die politische Führung für ihre damals rasante fortschreitende Impfkampagne feiern, der Weg zu einem raschen Sieg über das Coronavirus schien geebnet. Mehr als anderthalb Jahre nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie befindet sich Großbritannien erneut in einer Krise, die um Auffrischungsimpfungen erweiterte Impfkampagne stockt.
Die Zahl der Komplett-Geimpften im Vereinigten Königreich beträgt momentan 45,6 Millionen. Das entspricht in dem 68-Millionen-Land einer Quote von rund 67 Prozent.
Trotz besorgniserregender Eckdaten ist die pandemische Lage laut dem wissenschaftlichen Chefberater der Johnson-Regierung, Sir Patrick Vallance, jedoch noch nicht außer Kontrolle. Ich denke, die Impfstoffe haben einen absolut massiven Unterschied gemacht und jetzt kommen auch antivirale Medikamente
, sagte er an diesem Donnerstag bei Sky News.
Sein Land habe definitiv das Rüstzeug
für die Pandemiebekämpfung, so Vallance. Dann räumte er ein, dass die aktuellen Werte schwer zu deuten seien. Daher denke ich, dass wir einen ziemlich schwierigen Winter vor uns haben
, sagte Vallance. Die Feierlaune aus Zeiten des Freedom Day
scheint in Großbritannien verflogen. Tsp, Christoph Rieke
WHO fordert von G20 faire Impfstoffverteilung
Der akute Corona-Impfstoffmangel in ärmeren Ländern bedroht nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die ganze Welt. Die WHO appelliert deshalb vor dem G20-Gipfel an die 20 großen Industrie- und Schwellenländer, schnellstens zu handeln. Die Versorgung der ärmsten sei einzig eine Frage des Willens, sagte Bruce Aylward, im Führungsteam der WHO für Impffragen zuständig, in Genf. Denn diese 20 Länder kontrollieren die Impfstoffversorgung.
Der G20-Gipfel mit Beteiligung Deutschlands findet am Wochenende in Rom statt. Die WHO warnt davor, dass sich in Ländern mit niedriger Impfquote neue Virus-Varianten entwickeln können, die so gefährlich sind, das bisherige Impfstoffe und Medikamente dagegen nicht wirken.
In 82 Länder der Welt scheiterten höhere Impfquoten einzig am Impfstoffmangel, sagte Aylward. Diese Länder brauchten 550 Millionen Impfdosen, um das Ziel zu erreichen, bis Ende des Jahres 40 Prozent der Bevölkerung zu impfen. Dies ist ein sehr lösbares Problem, die Zahlen sind nicht furchteinflößend
, sagte er. Bis Endes des Jahres würden weltweit noch drei Milliarden Impfdosen produziert, es müsse also nur die Produktion von zehn Tagen für diese Länder zur Verfügung gestellt werden. Die G20 müssten am Wochenende einen Plan vorlegen, wo die 550 Millionen Dosen herkommen.
Durch die bisher ungleiche Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten werde ein baldiges Ende der Corona-Pandemie verhindert, so die WHO. Das erhöhe das Risiko, dass sich neue und gefährlichere Varianten des Virus Sars-CoV-2 entwickeln, gegen die bisherige Impfstoffe und Medikamente nicht wirksam genug sind.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hat es schon oft als moralisches Versagen bezeichnet, dass die reichen Länder Impfstoffe bunkern und für Auffrischimpfungen einsetzen, während Millionen Menschen weltweit noch auf die erste Dosis warten. Wenn die 6,8 Milliarden Impfdosen, die verabreicht wurden, fair verteilt worden wären, hätten wir das Ziel, in jedem Land 40 Prozent der Bevölkerung zu impfen, bereits erreicht
, sagte er. dpa
Virologe Streeck: Gehen erneut unvorbereitet in Herbst und Winter
Deutschland ist aus Sicht des Virologen Hendrik Streeck unzureichend für die nächsten Pandemiemonate gewappnet. Wir gehen leider erneut sehr unvorbereitet in Herbst und Winter
, sagte der Direktor des Virologie-Instituts der Universität Bonn der Deutschen Presse-Agentur. Entspannt sehe ich das nicht: Die Kapazitäten auf Intensivstationen sind reduziert, wir können gegebenenfalls auch wieder mit einer Grippewelle rechnen, wir haben keine gute Erfassung des Infektionsgeschehens, aber wieder eine höhere Mobilität.
Mit dem breiten Angebot kostenloser Schnelltests habe es ein gutes Standbein zum Erkennen von Infektionen gegeben, betonte Streeck. Nun darauf zu verzichten, halte er für falsch.
Den Rat zur Impfung kann man nicht oft genug geben
, sagte Streeck. Auch die berichteten Ansteckungen bei Geimpften seien kein Argument dagegen. Das Ziel bei der Impfstoffentwicklung war nicht in erster Linie, eine Immunantwort auszulösen, die vor jeglicher Infektion schützt. Es ging immer im Kern um den Schutz vor schweren Verläufen.
Wegen sogenannter Durchbruchinfektionen könne man keinesfalls von einem Versagen der Impfstoffe sprechen.
Eine Ausweitung des Angebots von Drittimpfungen auf die breite Bevölkerung hält Streeck derzeit nicht für nötig. Booster sind sinnvoll für die Gruppen, denen dies bereits empfohlen wird
, also etwa Immungeschwächten und Menschen ab 70. Alle anderen sind nach der Zweitimpfung in der Regel sehr gut vor einem schweren Verlauf geschützt. Wichtiger als Auffrischungen bei ihnen ist das Schließen der Impflücken bei den über 60-Jährigen.
Auch würden die Impfdosen in anderen Ländern dringlicher benötigt. dpa
Experte: Wegen Corona werden wieder OPs abgesagt werden müssen
Der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung, Gernot Marx, erwartet im Winter eine ähnlich starke Belastung der Intensivstationen wie im vergangenen Jahr. Wir erwarten keinen Winter, der sich groß von den letzten zwei erlebten unterscheidet
, sagte Marx dem Redaktionsnetzwerk Deutschlands. Er gehe jedoch davon aus, dass alle Patientinnen und Patienten vollumfänglich versorgt werden könnten. Aber es werden hierzu wieder Operationen abgesagt wie auch Pflegepersonal aus anderen Bereichen abgezogen werden müssen
, bekräftigte er frühere Aussagen.
Das Divi-Präsidiumsmitglied Uwe Janssens kritisierte das geplante Auslaufen des Rechtsstatus der epidemischen Notlage. Die Politik habe ein unkluges Signal
gesetzt, sagte er dem Fernsehsender Phoenix. Das hat das Gefühl erzeugt, es ist vorbei.
Neben vielen erkrankten Ungeimpften erwartet er aber mehr Infektionen auch bei Geimpften, weil die Wirkung der Impfungen nachlasse. Es sind so viele Punkte, die dagegen sprechen, dass wir in eine beruhigte Zone einbrechen.
dpa
Söder fordert Gespräche zwischen Bund und Ländern
Angesichts stark steigender Corona-Zahlen hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das geplante Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite
kritisiert. Was anderes als das, was jetzt stattfindet, ist eine epidemische Lage?
, fragte Söder mit Blick auf die bundesweit wieder steigenden Zahlen. Die Diskussion sei schwer nachzuvollziehen. Zugleich forderte er die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP möglichst bald zu Gesprächen mit den Ländern auf, wie es weitergehen soll.
Das Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite
war von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt worden, die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP wollen dies im Bundestag auch vollziehen. Bis zum Frühjahr sollen den Ländern aber weniger umfassende Vorgaben möglich sein. Spätestens am 20. März soll es dann allerdings das Aus für sämtliche Corona-Beschränkungen geben.
Söder sagte dazu, es sei wenig zielführend, nun das Datum 20. März zu nennen. Schließlich könne keiner eine Gewähr dafür abgeben, was am 20. März sein werde. Die Ampel-Parteien sollten nun bald mit den Ländern reden: Es wäre sinnvoll, dass wir möglichst bald zwischen Bund und Ländern zusammenkommen und beraten, wie das weitergeht.
dpa
Intensivmediziner: 4000 Betten weniger als 2020
DIVI-Präsident Gernot Marx sieht die Intensivmedizin wegen Corona derzeit in der absurden Situation
. Wir haben zwar nur rund 1.600 COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen behandeln müssen, gleichzeitig fehlen uns aber mehr als 4.000 Betten im Vergleich zum letzten Jahr
, sagt der Chef der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) der Nachrichtenagentur Reuters. Wir werden alle Patienten versorgen können, da bin ich mir sicher. Aber es werden hierzu wieder Operationen abgesagt wie auch Pflegepersonal aus anderen Bereichen abgezogen werden müssen.
Er erwarte keinen Winter, der sich groß von den letzten zwei erlebten unterscheidet
. Reuters
Zahl der Neuinfektionen in Tschechien steigt trotz Ferien
Mitten in den Herbstferien ziehen in Tschechien die Corona-Zahlen weiter an. Innerhalb von 24 Stunden wurden landesweit 5.824 bestätigte Neuinfektionen gemeldet, wie das Gesundheitsministerium in Prag am Donnerstag mitteilte. Das waren 2500 mehr als am gleichen Tag vor einer Woche. Der Inzidenzwert stieg nach den aktuellen Zahlen auf 270 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.
Als Hauptgrund für den Anstieg sieht der Epidemiologe Rastislav Madar - neben der vergleichsweise niedrigen Impfquote - die Nichteinhaltung der Corona-Regeln durch einen großen Teil der Bevölkerung. In Kinos, Einkaufszentren und auf Massenveranstaltungen laufen Menschen ohne Maske herum - und niemand kümmert sich darum
, sagte der 48-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Oft trage selbst Gaststätten-Personal keine Maske.
Wenngleich das Interesse am Impfen zuletzt angestiegen ist, sind erst sechs Millionen der rund 10,7 Millionen Einwohner Tschechiens vollständig geschützt. Ein Grund dafür sei, dass die Menschen im früheren Ostblock in den Jahrzehnten des Kommunismus in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt gewesen seien, meint Madar. Und deshalb stellen sie sich nun im Rahmen der Demokratie gegen Anordnungen von oben
, sagte der Dekan der Medizinfakultät in Ostrava (Ostrau). Hinzu komme bei manchen Leuten eine Tendenz, Verschwörungstheorien zu glauben. dpa
Experten vermuten Praxen und Apotheken als Quellen gefälschter Impfzertifikate
Die gefälschten digitalen Impfzertifikate, die derzeit mit gültigen Signaturen im Internet kursieren, könnten nach Einschätzung von Experten auf Sicherheitslücken in Arztpraxen oder Apotheken zurückzuführen sein. Möglicherweise sei es Unberechtigten dort gelungen, an die privaten Schlüssel für das Verschlüsselungssystem Fido zu gelangen, sagte am Donnerstag Thomas Uhlemann von der Sicherheitsfirma Eset.
Nach Angaben des Sicherheitsexperten werden gefälschte Impfzertifikate mit technisch gültigen Signaturen im Darknet für rund 300 Euro angeboten. Damit könnten Menschen, die nicht gegen Covid-19 geimpft wurden, einen scheinbar gültigen Impfpass auf dem Smartphone vorzeigen. Die Signaturen dieser Schlüssel werden als gültig erkannt
, sagte Uhlemann. Damit kann man beliebige Zertifikate für das jeweilige Land ausstellen.
Die Fake-Zertifikate waren zuerst in Italien aufgetaucht. Dort stehen die Impfnachweise im Zentrum einer hitzig geführten politischen Debatte. Der Grüne Pass
- ein Corona-Pass mit ausdruckbaren oder digitalen Nachweisen einer Corona-Impfung - ist nach einem Beschluss der Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi seit Mitte Oktober notwendig, um zur Arbeit gehen zu dürfen. Der nun aufgetauchte Fake-Impfpass wurde aber nicht nur von dem System des italienischen Grünen Passes
als gültig angezeigt, sondern auch von der offiziellen deutschen App CovPass Check
.
In Italien wurde die Gültigkeit der Schlüssel noch am Mittwoch zurückgezogen. Aktuelle Checks in Deutschland zeigten jedoch auch am Donnerstagnachmittag die volle Gültigkeit an. Das kann verheerende Folgen haben, insbesondere wenn es schnell gehen muss
, warnte Uhlemann. Bei Überprüfungen im öffentlichen Raum, wie etwa am Flughafen oder der Einlasskontrolle von Clubs, werde in der Praxis selten bis nie der Personalausweis von der zeigenden Person verlangt
. Stattdessen wird sich darauf verlassen, dass das scannende Gerät Zertifikat gültig
anzeigt.
Uhlemann verwies darauf, dass gerade im Bereich der niedergelassenen Ärzte häufig immer noch vollkommen veraltete IT-Systeme eingesetzt
würden. Für Hacker sind diese Netzwerke besonders attraktiv, da diese immer versuchen das schwächste Glied anzugreifen.
dpa
Zahl der Intensivpatienten in Sachsen binnen zwei Wochen verdoppelt
In Sachsen steigt dem Sozialministerium zufolge die Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern rasch an. Aktuell werden im Freistaat 602 Corona-Patienten auf Normal- und 172 Erkrankte auf Intensivstationen behandelt, teilte das Sozialministerium am Donnerstag in Dresden mit. Mitte Oktober seien es noch 79 Patienten auf Intensivstation gewesen.
Dies bedeute mehr als eine Verdopplung der Covid-19-Intensivpatienten in Sachsen innerhalb von etwa zwei Wochen, hieß es. Die Zahl der Patienten auf Normalstationen habe sich im gleichen Zeitraum mehr als verdreifacht. Es sei nach derzeitigem Stand davon auszugehen, dass die sogenannte Vorwarnstufe schon nächste Woche erreicht wird. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) nannte die Entwicklung in den Krankenhäusern alarmierend
.
Die Grenzwerte für die Vorwarnstufe liegen in Sachsen bei 650 Covid-19-Patienten auf Normalstation und 180 auf Intensivstation. Für die sogenannte Überlastungsstufe - damit verbunden sind strengere Regeln - wurden 1.300 Patienten auf Normalstation und 420 Intensiv-Patienten festgelegt.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche lag am Donnerstag in Sachsen laut Robert Koch-Institut bei 238,6 und damit deutlich über dem bundesweiten Wert von 130,2. Die höchste Wocheninzidenz hatte Thüringen mit 259,8, auf Platz drei folgte Bayern mit 208,7.
Köpping rief erneut zum Impfen auf. Eine Corona-Impfung schütze zuverlässig gegen schwere Verläufe und Tod, erklärte sie. In Sachsen sind nach Angaben des Ministeriums 2,29 Millionen Menschen vollständig geimpft, das entspricht 56,5 Prozent der Bevölkerung. Zum Vergleich: Im Bundsschnitt haben 66,5 Prozent der Menschen den vollen Schutz. epd
Kreuzfahrtschiff mit deutschen Passagieren bricht nach Corona-Ausbruch Donau-Reise ab
Für rund 170 Passagiere eines Fluss-Kreuzfahrtschiffs aus Deutschland ist die Reise auf der Donau wegen eines Corona-Ausbruchs an Bord abrupt zu Ende gegangen. Bei einem Stopp in Wien waren 80 Gäste nach Angaben des medizinischen Krisenstabs der Stadt positiv auf das Virus getestet worden.
Das an einer Schleuse liegende Schiff wurde unter Quarantäne gestellt. Am Donnerstag waren alle Passagiere - getrennt in Erkrankte und Gesunde - laut Krisenstab in vier Bussen wieder auf dem Weg nach Deutschland. Auf dem Weg von Passau nach Wien hatte niemand das Schiff verlassen. Auch in der österreichischen Hauptstadt war niemand von Bord gegangen. Keiner der Betroffenen musste laut ORF ins Krankenhaus. dpa
Zahl der Neuinfektionen in Afrika sinkt - nur 5,5 Prozent geimpft
In Afrika beginnt die Zahl der Corona-Fälle spürbar zu sinken, obwohl erst 5,5 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Im Wochenvergleich sanken die Neuinfektionen laut John Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (Africa CDC) um 26 Prozent auf 31.000 Fälle. Er sprach am Donnerstag von einem guten Signal und meinte: Als Kontinent haben wir eine Menge Fortschritte gemacht.
Als Spitzenreiter beim Impfen gilt auf Europas Nachbarkontinent Marokko, das 57 Prozent seiner Bevölkerung bisher entsprechende Injektionen verabreicht hat.
Die (Infektions-)Zahlen sinken leicht, aber stetig
, betonte Nkengasong, der aber auch zugleich vor einem möglichen Rückschlag warnte. Auch wenn Afrika beim Kampf gegen die Pandemie noch lange nicht da sei, wo es sein wolle, stimme die Richtung. Insgesamt seien bisher 188 Millionen Impfstoffe verabreicht worden. Impf-Skepsis sei auf dem Kontinent kaum verbreitet, sagte er auf entsprechende Fragen.
Insgesamt wurden bisher in Afrika laut CDC knapp 8,5 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 218.800 tödlich waren. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen jedoch weitaus höher liegen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte vor kurzem erklärt, dass fast 86 Prozent aller Corona-Infektionen in Afrika unbemerkt bleiben und die Zahl aller Infektionen auf dem Kontinent auf 59 Millionen geschätzt. Die CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. dpa
Kein Corona-Lockdown mehr, Maskenpflicht endet spätestens am 20. März 2022
Zum 25. November enden die Sonderdurchgriffsrechte zur Pandemiebekämpfung – nichts wird mehr geschlossen, aber einige Dinge sollen noch bis 2022 bleiben.
Es ist ein Zufall, aber auch ein Signal. Am Tag, an dem die 22 Arbeitsgruppen die Verhandlungen über die erste Ampel-Koalition auf Bundesebene aufnehmen, legen führende Vertreter von SPD, Grünen und FDP einen Fahrplan für den Corona-Winter vor.
Das Wichtigste: Die Corona-Notlage mit Sonderdurchgriffsrechten für den Bund wird am 25. November beendet, damit wird es zum Beispiel auch keine bundesweiten Lockdowns mehr geben.
Die epidemische Lage von nationaler Tragweite nach § 5 IfSG endet mit Ablauf des 24. November 2021. Sie wird nicht verlängert. Denn ihre Voraussetzungen liegen nicht mehr vor
, heißt es einem Eckpunktepapier, das dem Tagesspiegel vorliegt.
Die Maskenpflicht soll bundesweit spätestens zum 20. März 2022 fallen. Um rasch das Impftempo zu steigern und mit den Drittimpfungen, sogenannten Boosterimpfungen, voranzukommen, soll eine Expertenkommission Impftempo
einberufen werden, bei dem wir gemeinsam mit Praktikerinnen und Praktikern Wege finden, um den Impffortschritt deutlich zu beschleunigen.
Zuletzt stiegen die Inzidenzen wieder deutlich.
Das Papier soll am Vormittag in Berlin von SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese, Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und dem Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, vorgestellt werden.
Am Dienstag hatte sich der neue Bundestag konstituiert. Die neue Regelung soll zügig vom neuen Bundestag auf den Weg gebracht werden, die Regierung soll in der Nikolauswoche gebildet und Olaf Scholz (SPD) zum Kanzler gewählt werden - wenn die Koalitionsverhandlungen erfolgreich sind.
Betont wird, dass der eingriffsintensive Maßnahmenkatalog aus Paragraph 28a, Absatz 1 des Infektionsschutzgesetzes nach Beendigung der epidemischen Lage im Bundesgebiet keine Anwendung mehr finden werde.
Bisher gehören dazu – je nach Infektionsgeschehen - Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen im privaten sowie im öffentlichen Raum, Untersagung oder Beschränkung von Freizeitveranstaltungen und Gottesdiensten, das Schließen von Hotels, Restaurants, von Geschäften und Fitnessstudios, ein Verbot von Kultur- und Sportveranstaltungen sowie ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum.
Da aber auch Elemente wie die Maskenpflicht in Innenräumen, Geschäften, Bussen und Bahnen sowie die Pflicht zum Vorzeigen von Impf-, Genesenen- und Testnachweisen Teil des besagten Paragraphen 28 a sind, hatten die Länder auf eine Rechtsgrundlage hierfür gedrungen. Denn diese Elemente sollen bleiben.
Die angehenden Ampel-Koalitionäre wollen dem Wunsch der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz nun nachkommen. In dem Tagesspiegel vorliegenden Papier heißt es: Um die nach wie vor bestehenden Gefahren, die von COVID-19 ausgehen, angemessen zu bekämpfen, werden wir eine Rechtsgrundlage für die Bundesländer schaffen.
Das ist dabei geplant: Die Maßnahmen wie die Maskenpflicht sollen bis zum Frühlingsanfang am 20. März 2022 gelten, soweit sie zur Verhinderung einer erneuten dynamischen Verbreitung von COVID-19 erforderlich sind.
Die Maskenpflicht und die anderen weiter bestehendem Maßnahmen sollen aber spätestens zum Frühlingsanfang am 20. März 2022 im Bundesgebiet auslaufen.
Diese Maßnahmen gelten weiter bis 20. März 2022
Folgende Maßnahmen gelten weiter: Maskenpflicht; Vorlage eines Impf-, Genesenen- oder Testnachweises etwa in Restaurants oder bei Veranstaltungen; Erstellung und Anwendung von Hygienekonzepten; Abstandsgebote im öffentlichen Raum, womit vornehmlich öffentliche Innenräume gemeint sind; Verarbeitung der Kontaktdaten von Kunden, Gästen oder Veranstaltungsteilnehmern; Auflagen für den Betrieb von Schulen, Hochschulen, außerschulischen Einrichtungen der Erwachsenenbildung oder ähnlichen Einrichtungen.
Der Ausnahmezustand darf kein Dauerzustand werden. Wir müssen zu einer neuen Normalität kommen, und das so schnell wie möglich
, sagte FDP-Generalsekretär Volker Wissing der Funke Mediengruppe. Der Deutsche Bundestag muss die Dinge wieder entscheiden - und nicht die Bundesregierung mit einer weitgehenden Ermächtigung.
Die Bundesländer hätten die Möglichkeit, auf regionales Infektionsgeschehen sehr präzise und maßvoll zu reagieren
. Die epidemische Lage
war erstmals im März 2020 vom Bundestag festgestellt worden und wurde seitdem immer wieder durch das Parlament verlängert.
Die Feststellung der Notlage ermöglichte es bisher der Bundesregierung und den Landesregierungen, auf vereinfachtem Weg ohne Zustimmung von Parlamenten zentrale Corona-Maßnahmen anzuordnen. Aber wegen der vor allem durch die Impfungen veränderten Lage war der Druck gewachsen, die Grundrechtseinschränkungen beziehungsweise die Instrumente hierfür zurückzufahren, vor allem die FDP hatte darauf gedrungen. Tgs, Georg Ismar
RKI registriert 23 212 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 118,0
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist deutlich angestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Mittwochmorgen mit 118,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 113,0 gelegen, vor einer Woche bei 80,4. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 23.212 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.28 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 17 015 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 114 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 92 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.506.415 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Dienstag mit 2,95 an (Montag: 2,77). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.237.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 95.359. dpa
Tschechien meldet die meisten Neuinfektionen seit Anfang April
In Tschechien steigen die Corona-Zahlen weiter kräftig an. Die Behörden verzeichnen am Mittwoch mit 6274 Neuinfektionen den höchsten Wert seit dem 7. April. Damit haben sich die Zahlen in dem Land mit 10,7 Millionen Einwohnern binnen einer Woche fast verdoppelt. Auch Tschechien kämpft mit einer neuen Corona-Welle. Die Zahl der Covid-19-Patienten war bis Dienstag auf 1146 gestiegen von 249 Anfang des Monats, 166 Patienten davon befinden sich auf der Intensivstation, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Allerdings liegen die Zahlen noch deutlich unter den Höchstständen des vergangenen Winters. Die Impfkampagne nahm zuletzt Fahrt auf: Fast 6,1 Millionen Menschen in Tschechien sind inzwischen vollständig geimpft. Reuters
Lehrerverband fordert bundesweite Rückkehr zur Maskenpflicht
Angesichts steigender Corona-Zahlen bei Kindern und Jugendlichen und eines fehlenden Impfstoffs für Kinder unter zwölf Jahren fordert der Deutsche Lehrerverband (DL) bundesweit die Wiedereinführung der Maskenpflicht an Schulen. Wir befinden uns bei den Infektionszahlen in der Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler derzeit bereits auf einem Niveau, das deutlich höher liegt als vor einem Jahr, wo wir bekanntlich dann ab Mitte Dezember die Schulen wieder schließen mussten
, sagt der DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). Dies gelte es unter allen Umständen zu vermeiden
. Die Maskenpflicht müsse vor allem an Grundschulen wieder eingeführt werden. Grund sei ein fehlender Impfstoff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Reuters
Brasilianischer Senatsausschuss stimmt für Anklage gegen Bolsonaro wegen Corona
Parlamentarier werfen Präsidenten Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor
Ein Ausschuss des brasilianischen Senats hat für eine Anklageerhebung gegen Präsident Jair Bolsonaro wegen dessen Corona-Politik gestimmt. Sieben der elf Ausschussmitglieder billigten am Dienstag in Brasília formell einen Untersuchungsbericht, in dem die Anklage gegen den rechtsradikalen Staatschef unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verlangt wird. Anklageerhebungen durch die Staatsanwaltschaft werden darin auch gegen 77 weitere Beschuldigte verlangt, darunter mehrere Minister und Ex-Minister sowie drei Söhne Bolsonaros. AFP
Kritik an Impfversprechen vor der Weltklimakonferenz
Vor Beginn der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow gibt es Kritik am Gastgeberland Großbritannien, sein Impfversprechen an Teilnehmer aus benachteiligten Ländern nicht eingehalten zu haben. Die britische Regierung hat versprochene Corona-Impfstoffe nicht rechtzeitig an Delegierte aus dem globalen Süden geliefert
, sagte die Klimaaktivistin Dipti Bhatnagar aus Mosambik der Deutschen Presse-Agentur. Großbritannien hatte als COP-Gastgeber zugesagt, Impfstoffe für alle Delegierten bereitzustellen, die nicht in ihrem Heimatländern gegen Corona geimpft werden können.
Die britische Regierung wollte wenige Tage vor Beginn der Konferenz auf dpa-Anfrage nicht preisgeben, wie viele Interessierte sich auf das Angebot beworben haben und wie viele Impfungen verabreicht worden sind. Man habe Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus mehr als 70 Ländern geholfen, vollständig geimpft zu werden, für die dies anderweitig nicht möglich gewesen sei, hieß es lediglich. Außerdem habe man auch verspätete Bewerbungen akzeptiert.
Großbritannien ist dabei, die ausschließendste und ungerechteste COP aller Zeiten zu veranstalten
, sagte Aktivistin Bhatnagar. Die Regierung bringe durch viele Hürden die Legitimität des Gipfels in Gefahr. Auch Reisebeschränkungen, Test- und Quarantänevorschriften sowie hohe Übernachtungskosten stellen für viele Interessierte unüberwindbare Hürden für eine Teilnahme dar. Die Ergebnisse der COP werden nicht fair und gerecht sein, wenn nicht alle, die bei den Verhandlungen und auf den Straßen dabei sein müssen, dort sind.
dpa
Schweiz rechnet im Winter mit Gästen aus nahem Ausland wie vor Corona
Die Schweizer Ferienregionen können Experten zufolge mit einem recht erfolgreichen Winter rechnen. Es dürften im Alpenraum aus der Schweiz und dem umliegenden Ausland wieder nahezu so viele Gäste kommen wie vor der Corona-Pandemie, erwartet die Konjunkturforschungsstelle der Universität ETH in Zürich. Wir sehen, dass wir eine Normalisierung erwarten dürfen
, sagte deren Chef, Jan-Egbert Sturm, am Mittwoch im Schweizer Rundfunk. Besucher aus fernen Ländern, etwa USA und China, blieben wegen der Corona-Reisebeschränkungen noch aus.
Die Konjunkturforscherinnen und -forscher sehen einerseits Nachholbedarf nach dem Corona-Winter 2020/21, andererseits ein gutes Sparpolster. Dies gelte nicht für alle Menschen, räumte Sturm ein. Aber für die Gesamtbevölkerung gilt: wir haben gezwungenermaßen viel gespart. Wir haben ein gut gefülltes Polster und wir können uns etwas leisten.
Schon im gerade abgelaufenen Sommer hätten die Urlaubsgäste pro Person im Durchschnitt mehr Geld ausgegeben als vor der Pandemie.
In den Schweizer Skigebieten gelten nach derzeitigen Plänen weniger strikte Auflagen als etwa in Österreich. Zwar müssen wie überall in der Schweiz in öffentlichen Verkehrsmitteln Masken getragen werden und in Innenräumen von Restaurants und Bars ist der Nachweis einer Impfung, Genesung oder eines negativen Tests (3G) nötig. Aber für die Nutzung der Skilifte gibt es keine landesweiten Auflagen wie in Österreich, das einen 3G-Nachweis verlangt. Einige Schweizer Skigebiete haben die 3G-Regel für Skilifte allerdings auch ohne Auflage der Regierung bereits angekündigt. dpa
Forderungen nach mehr Tempo bei Booster-Impfungen
Angesichts steigender Corona-Inzidenzen haben sich Politiker und Experten für mehr Dritt-Impfungen gegen Covid-19 bei Älteren und Risikogruppen ausgesprochen. Die sogenannten Booster-Impfungen können in der Regel sechs Monate nach dem zweiten Piks verabreicht werden, damit weitere Antikörper gebildet werden. Booster-Impfungen für die vulnerablen Gruppen werden gerade mit Blick auf die steigenden Zahlen dringend gebraucht
, sagte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes der niedergelassenen Ärzte, der Neuen Osnabrücker Zeitung
(NOZ). Leider ist das nicht bundesweit einheitlich geregelt, so dass es mancherorts zu Verzögerungen kommt.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: In Anbetracht der steigenden Fallzahlen auch bei Älteren ist eine neue Impfkampagne zur Nutzung der Booster-Impfungen in dieser Altersgruppe jetzt unbedingt nötig.
Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow forderte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe mehr Tempo bei den Auffrischungen. Drittimpfungen müssen jetzt so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden, die aktuellen Coronazahlen sind erschreckend.
Hennig-Wellsow betonte, für die dritte Impfung muss genauso geworben werden wie weiterhin auch für die erste und zweite
.
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, er messe der Booster-Impfung einen sehr wichtigen Part in der Bekämpfung der Pandemie bei
. Dies gelte für Patientinnen und Patienten wie für das Krankenhauspersonal.
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, beklagte den schleppenden Verlauf
bei den Drittimpfungen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen tragen die Verantwortung dafür, dass nach gut drei Monaten gerade mal zwölf Prozent der über 70-Jährigen ein drittes Impfangebot erhalten haben
, sagte Brysch der NOZ. Jetzt rächt es sich, dass gerade auf Druck der Kassenarztfunktionäre die Impfzentren und mobilen Teams größtenteils abgeschafft wurden.
dpa
WHO-Experten: Welt ist in der Pandemie unfair und gespalten
Die Corona-Pandemie hat nach Expertenmeinung eine ungerechte, kaputte und gespaltene Welt entlarvt. Die Länder seien gemeinsam weder in der Lage, die Corona-Pandemie in naher Zukunft zu beenden, noch eine ähnliche Pandemie zu verhindern, schreiben die unabhängigen Experten des Gremiums zur Überwachung der Bereitschaftsplanung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie legten ihren Bericht am Dienstag bei der Gesundheitskonferenz World Health Summit
in Berlin vor. Covid-19 hat eine kaputte Welt entlarvt, die ungerecht, ohne Rechenschaftspflicht und gespalten ist
, heißt es darin.
Während die Corona-Pandemie weltweit Hunderttausende Menschenleben kostete, seien die Länder nicht in der Lage gewesen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Ob jemand die Chance hat, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, hänge nicht vom Bedarf, sondern davon ab, ob das Heimatland für den Impfstoff zahlen könne. Es gebe ein grundlegendes Missverständnis, wonach Solidarität allein etwas mit Wohlwollen und Hilfe für Schwächere zu tun habe, heißt es in dem Bericht.
Die WHO moniert seit langen, dass reiche Länder sich bei den Corona-Impfstoffen zuerst bedient haben und schon Auffrischimpfungen anbieten, während in vielen Ländern selbst Gesundheitspersonal noch händeringend auf die Chance einer ersten Impfdosis wartet. Das Gremium empfiehlt unter anderem einen internationalen Vertrag, mit dem sich die Länder konkret zur Vorbereitung auf künftige Pandemien und eine faire globale Reaktion darauf verpflichten. dpa
Bulgarien meldet Höchstwert bei Corona-Toten und Neuinfektionen
Bulgarien verzeichnet einen Höchstwert bei den täglichen Corona-Todeszahlen und Neuinfektionen. Binnen 24 Stunden kletterte die Zahl der Toten um 243 auf nunmehr 23.316, wie aus offiziellen Daten hervorgeht. Zudem wurden innerhalb eines Tages 5863 weitere Ansteckungen mit dem Virus registriert. Auf Corona-Stationen lagen am Dienstag mehr als 7100 Patienten, 608 von ihnen befanden sich in Intensivbetreuung. Mehr als 90 Prozent der Patienten waren nicht geimpft. Bulgarien steckt mitten in einer vierten Corona-Welle. Die Impfskepsis in dem Land ist hoch, vollständig geimpft sind gerade einmal 24 Prozent der Erwachsenen. In der Europäischen Union sind es durchschnittlich 74 Prozent. Reuters
Intensivmediziner sehen kein Ende der Pandemie
Kurz vor der Konstituierung des neuen Bundestags weisen die Intensivmediziner auf die steigende Corona-Gefahr und die zunehmende Belastung der Krankenhäuser hin. Wir Intensivmediziner können die Diskussionen um einen Freedom Day oder deutliche Signale an die Bevölkerung
, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der Zeitung es ist vorbei
nicht verstehen. Corona ist nicht vorbei. Die Inzidenzen steigen wiederRheinische Post
. Wir haben eine aggressive und sehr virulente Delta-Variante - das ist fast wie ein eigener, neuer Virus. Und wir haben immer noch 16 Millionen Bürger ab 18 Jahren, die nicht geimpft sind.
Die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen steige seit zwei Wochen kontinuierlich an. Es ist für all diejenigen auf den Intensivstationen oder auch Normalstationen, für die zahlreichen Long-Covid-Patienten und vor allem diejenigen, die noch in den nächsten Wochen und Monaten erkranken werden, in keinster Weise verständlich, das Ende der Pandemie zu deklarieren
, sagte Marx. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich für ein Auslaufen der pandemischen Lage ausgesprochen. Reuters
epidemische Lageauslaufen lassen
Spahn will epidemische Lage
auslaufen lassen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält ein Auslaufen der sogenannten epidemischen Lage nationaler Tragweiter in der Corona-Pandemie weiter für angebracht - trotz großer Kritik an dieser Haltung. Im ZDF "heute-journal" sagte er am Sonntag: Der Ausnahmezustand, vom Bundestag festgestellt, der kann aus meiner Sicht beendet werden, weil vier von fünf Erwachsenen geimpft sind.
Seit Tagen wird über dieses Thema kontrovers diskutiert, auch angesichts der derzeit steigenden Infektionszahlen in Deutschland. Kritiker befürchten einen Flickenteppich
an Maßnahmen und Regelungen, wenn die epidemische Lage nationaler Tragweite
ausläuft.
Spahn sagte, damit werde nicht die Pandemie für beendet erklärt. Auch ich sage beständig, wie viele andere auch, wir brauchen in Herbst und Winter weiterhin Vorsichtsmaßnahmen, vor allem 3G - geimpft, genesen, getestet - im Innenraum, vor allem medizinische Schutzmasken, AHA-Regeln, in Bus und Bahnen, im Einzelhandel.
Durch eine Rechtsänderung sei es möglich, dass die Länder und die Behörden vor Ort diese Maßnahmen losgelöst von dem Ausnahmezustand ergreifen könnten. Das unterstütze ich auch ausdrücklich.
Er werbe auch sehr dafür, dass es etwa in den Schulen und in den Pflegeeinrichtungen besondere Schutzmaßnahmen gebe. Es sei noch nicht alles so wie vor Corona. Wir jetzt in einem Zustand besonderer Vorsicht, wo auch bestimmte Schutzmaßnahmen weiterhin gelten.
dpa
62 Prozent mehr Corona-Neuinfektionen als in der Vorwoche
Vor einer Woche lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland bei 74,4. Nun steigt der Wert auf 110. Ein Landkreis überschreitet die 500er-Marke. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland hat den Wert von 110 erreicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 110,1 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 106,3 gelegen, vor einer Woche bei 74,4.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 6573 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 4056 Ansteckungen gelegen. Das macht einen Anstieg um 62 Prozent.
Die Zahlen spiegeln sich auch in den erhoben Corona-Daten des Tagesspiegels widerspiegeln. Demnach meldeten die Gesundheitsämter 11.589 neue Corona-Infektionen. Hinzu kommen 22 Todesfälle, die am Sonntag gemeldet wurden. Aktuell sind somit 95.621 Menschen in Deutschland an oder mit Corona gestorben.
Besonders stark hat es einen Landkreis in Bayern getroffen. Aus den Tagesspiegel-Zahlen geht hervor, dass Mühldorf am Inn 626 neue Fälle in den letzten sieben Tagen verzeichnet. Die Inzidenz durchbricht die 500er-Marke und steht aktuell bei 543,2 je 100.000 Einwohner.Insgesamt verzeichnet Bayern die meisten neuen Fälle in den letzten sieben Tagen - 24.346 Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 186,2 auf 100.000 Einwohner gerechnet. In Baden-Württemberg wurden 16.089 neue Fälle in den letzten sieben Tagen gemeldet, die Inzidenz liegt derzeit bei 145,3. Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Neuinfektionen in diesem Zeitraum fünfstellig: 12.703 Fälle bei einer Inzidenz von 70,8Die wenigsten neuen Fälle verzeichnet Bremen (460). Thüringen verzeichnet am Montag die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland mit 227, gefolgt von Sachsen mit einer Inzidenz von rund 200. Die niedrigste Inzidenz hat aktuell das Saarland (50,7). In Berlin wurden in den letzten sieben Tagen 4455 neue Fälle gemeldet. Die Inzidenz liegt bei 122.2.
Seit Beginn der Corona-Pandemie 4.472.730 Infektionen
In den Städten und Kreisen knacken neben Berlin, Hamburg (2030), München (2333), Dresden (1189), der Erzgebirgskreis (1004), Köln (1048) die Marke von tausend neuen Corona-Fällen in den letzten sieben Tagen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.472.730 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Freitag mit 2,68 an (Donnerstag 2,45).
Am Wochenende werden keine Zahlen dazu bekannt gegeben. Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. Tsp mit dpa, Thomas Sabin
Lauterbach erwartet deutlich mehr Corona-Ausbrüche in Schulen
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warnt vor stark steigenden Corona-Infektionszahlen bei Kindern. Wir werden nach den Herbstferien deutlich mehr Ausbrüche in den Schulen erleben, weil die Kinder nicht mehr lange lüften können
, sagte er mit Blick auf den heranziehenden Winter dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Auch in den Betrieben wird es Ansteckungsketten geben. Dasselbe gilt für Bars und Restaurants. Wir haben einen kontinuierlichen Anstieg zu erwarten.
Lauterbach schlug folgendes Vorgehen an Schulen vor: Dreimal in der Woche testen, das wäre mein Vorschlag, morgens mit Antigen-Tests, weil diese die vorherrschende Delta-Variante sehr zuverlässig erfassen.
Dazu solle es fünf Testtage hintereinander für Kontaktpersonen von Infizierten geben. So könnten wir die unkontrollierte Pandemie an den Schulen praktisch beenden.
Ihm täten die Kinder leid, die jetzt dem Long-Covid-Risiko ausgesetzt seien. dpa
Stiko-Chef Mertens kontert Kimmichs Impf-Bedenken
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat die Bedenken von Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich wegen fehlender Langzeitstudien bei Impfstoffen zurückgewiesen. Joshua Kimmich ist sicher ein ausgewiesener Fachmann in Fragen des Fußballs, aber kein Fachmann in Fragen der Impfung und der Impfstoffe. Dennoch hat er mit seinen Bedenken einem Problem Ausdruck verliehen, das sicher bei manchen Menschen in unserer Gesellschaft so gesehen wird
, sagte Mertens im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Bayern-Profi Kimmich hatte am Samstag eingeräumt, dass er sich bislang nicht gegen Corona impfen ließ. Er habe persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht
.
Wenn ein Impfstoff zur Verwendung an Menschen freigegeben wird, gebe es begleitende Studien, die genau untersuchten, ob es bei der Anwendung zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen könne, erwiderte Mertens. Man muss bedenken, dass mittlerweile sieben Milliarden Dosen an Menschen mit Covid-19-Impfstoff verimpft worden sind
, sagte er. Dass es bei der Anwendung eines Impfstoffes über knapp ein Jahr keine Zehnjahres-Beobachtungsstudien geben kann, ist klar.
Das gelte aber nicht nur für jeden anderen Impfstoff auch, der neu angewendet werde, sondern auch für jedes neue Medikament.
Neben den Zulassungsstudien wissen wir aus den begleitenden Studien, dass es nur zu einigen Nebenwirkungen gekommen ist, die alle recht kurze Zeit nach der Impfung aufgetreten sind
, sagte der Stiko-Chef. In der Wissenschaft sei man sich einig, dass spät auftretende Nebenwirkungen nach einer Impfung nicht vorkommen, beziehungsweise eine extrem seltene Rarität bei einzelnen Impfstoffen
gewesen seien. dpa
In Großbritannien sollen Impfungen im Gesundheitswesen Pflicht werden
In Großbritannien werden wahrscheinlich alle Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes aufgefordert, sich vollständig impfen zu lassen. Obligatorische Impfungen für Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern würden Patienten schützen, sagt Gesundheitsminister Sajid Javid dem TV-Sender Sky News. Er tendiere dazu, die Impfungen anzuordnen. Reuters
Ureinwohner der Osterinsel seit Corona-Pandemie vollständig abgeschottet
Die Ureinwohner der Osterinsel haben in einem Referendum entschieden, ihre Insel vorerst nicht wieder für Touristen zu öffnen. 67 Prozent der Rapa Nui stimmten gegen eine Aufhebung der vor fast zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie beschlossenen Abschottung, wie die Gemeinschaft am Sonntag auf mehreren Online-Plattformen mitteilte. Die Wahlbeteiligung unter den Ureinwohnern lag allerdings bei weniger als 20 Prozent.
Die Rapa Nui machen rund 60 Prozent der fast 10.000 Einwohner der Osterinsel aus, die 3700 Kilometer westlich der chilenischen Küste im Pazifischen Ozean liegt. Die Verwaltung der Insel äußerte sich zunächst nicht zu dem Ergebnis. Das Ergebnis der Abstimmung ist für die Behörden nicht bindend.
Auf der Osterinsel wurden bisher acht Corona-Fälle registriert, seit September 2020 gibt es jedoch keine neuen Ansteckungen. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurde kein Todesfall in Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet.
73 Prozent der Bürger auf der Osterinsel sind gegen Corona geimpft. Das Krankenhaus in der Hauptstadt Hanga Roa verfügt allerdings über keine Intensivstation. Es gibt auch nur einen einzigen Krankenwagen, der Corona-Patienten transportieren könnte. AFP
Streeck, Drosten & Co - Wo die Experten daneben lagen
Forscher wie Drosten oder Streeck sind durch die Corona-Pandemie einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Wo lagen sie richtig?
Berlin. Seit Beginn der Corona-Pandemie stehen Wissenschaftler wie Christian Drosten und Hendrick Streeck in der Öffentlichkeit. Am Anfang war wenig bekannt über das Coronavirus – doch trotzdem sprachen die Experten über die Sterberate und zogen Vergleiche zur Grippe. Doch welche ihrer Prognosen waren richtig – und wo lagen sie komplett daneben?
Die Menschen sind nach einem Jahr pandemiemüde. Zermürbt vom Lockdown. Sie haben den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen lange zugehört, die ständig auf den Fernsehbildschirmen in Talkshows zu sehen sind und in unzähligen Interviews die Corona-Situation immer wieder neu bewerten. Viele haben sich mittlerweile ihre eigene Meinung dazu gebildet.
Am 31. Dezember 2019 meldet China die ersten Infektionsfälle mit dem Coronavirus an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Vier Wochen später gibt es die erste bestätigte Infektion in Deutschland. Es handelt sich um einen 33-jährigen Mann aus Bayern.
Schaut man nun mit einem Jahr Abstand auf die Berichterstattung und die Aussagen der Forscher, wird deutlich, wie wenig Informationen zu Beginn der Pandemie verfügbar waren.
Experten-Aussagen am Anfang der Pandemie: Wer hatte Recht?
Müssen wir uns in Deutschland Sorgen um diese Lungenkrankheit im chinesischen Wuhan machen? Wird das etwa eine Pandemie? Wann wird alles wieder normal
? Das waren die Fragen, die sich Wissenschaftler – und Bürger – vor rund einem Jahr stellten.
Nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie ist der Wunsch nun groß, Bilanz zu ziehen. Wer hatte mit seinen Aussagen über die Corona-Pandemie Recht, wer hatte Unrecht?
25. Februar 2019: Erste Erkrankung in Baden-Württemberg, Spahn wiegelt ab
Der erste Erkrankte wird in Baden-Württemberg bestätigt. Er hatte sich wahrscheinlich bei einer Italienreise in Mailand angesteckt. Kurz darauf wurde auch bei einer Person aus Nordrhein-Westfalen Covid-19 nachgewiesen.
Gesundheitsminister Jens Spahn wiegelt in einer Rede ab, der Krankheitsverlauf würde nur mild
sein und schließlich sterben an der Grippe (Influenza) jedes Jahr 20.000 Menschen. Corona macht nur Beschwerden wie eine leichte Erkältung.
Danach stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen stark an: Waren am 29. Februar noch 57 Personen infiziert, stieg die Zahl in der darauffolgenden Woche auf 795 Personen. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzte die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland zunächst als mäßig ein. Diese Gefährdung variiert aber von Region zu Region und sei in besonders betroffenen Gebieten
hoch gewesen. Am 16. März 2020 gab es über 4.838 bestätigte Fälle und 12 bestätigte Todesfälle in Deutschland. aus Corona-Chronik der EwNor
28. Januar 2020: Drosten rechnet schon mit einer Pandemie
Wenig ist Anfang 2020 bekannt über dieses seltsame Virus aus China. Der damals ebenso noch weitgehend unbekannte Christian Drosten, Chefvirologe an der Berliner Charité, versucht sich damals dennoch mit einer ersten Prognose, die sich als ziemlich richtig herausstellen soll. Das ganze Medizinsystem in Deutschland muss sich schon jetzt auf eine mögliche Pandemie vorbereiten
, sagt Drosten Ende Januar 2020 auf Tagesschau.de. Das heißt, wir müssen die Pandemiepläne rausholen, um auf einen möglichen Massenanfall von Patienten vorbereitet zu sein
, rät Drosten – und hat Recht.
30. Januar 2020: Streek hält gewöhnliche Grippe für gefährlicher
Auch Hendrik Streeck, Chefvirologe an der Bonner Uniklinik, wagt eine erste Einschätzung – und liegt direkt völlig daneben. Für falsch
hält er die Entscheidung der WHO, die gesundheitliche Notlage auszurufen: Nach den bisherigen Daten ist die #influenza dieses Jahr eine größere Gefahr als das neue #coronavirus
, schreibt er Ende Januar auf Twitter. Streeck forscht seit Jahren an HIV – einem Virus, das sich völlig anders verhält als das Coronavirus. Er sollte im Zuge der Pandemie noch öfter falsch liegen.
14. Februar 2020: Wieler glaubt, dass Corona wie Grippewelle verläuft.
Ähnlich wie Streeck sieht es Mitte Februar RKI-Präsident Lothar Wieler. Er sagt auf einer Pressekonferenz: Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 werde voraussichtlich wie eine schwere Grippewelle durch Deutschland laufen
.
Während eine Influenza oft auf die Lungen beschränkt ist, kann bei Covid-19 fast jedes Organ des Körpers erkranken. Entsprechend höher ist die Komplikations- und Sterberate, wie eine vergleichende Studie im Dezember 2020 im britischen Ärzteblatt zeigt. Informationen, die Wieler also im Februar noch lange nicht hat – allerdings beruhen seine Annahmen zu diesem Zeitpunkt auf einer sehr geringen Anzahl an erkrankten Personen. Eine so allgemeine Aussage über die Gefährlichkeit des noch sehr unbekannten Virus ist durchaus riskant.
24. Februar 2020: Streeck rät von Masken als Corona-Schutz ab
Es bringe nichts, jeden Tag mit einem Mundschutz herumzulaufen, denn das schädigt eher die Haut um den Mund herum
, sagt Streeck in einem Phoenix-Interview. Damit tue man sich keinen Gefallen, meint der Virologe.
Allerdings belegen bereits zu diesem Zeitpunkt Studien, dass das Coronavirus wohl primär über über die Luft übertragen wird. Schon damals weiß man: Wenn ein Infizierter ausatmet, niest oder hustet, verteilt er mikroskopische Tröpfchen in der Luft, die das Virus enthalten können.
Doch erst Anfang April empfiehlt die Bundesregierung, Masken zu tragen. Und selbst dann warnt die WHO noch immer vor einem falschen Sicherheitsgefühl
durch Masken und dass damit riskiert werde, dass die Händehygiene vernachlässigt werde. Ende April setzen die Bundesländer aber doch eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Einzelhandel um.
27. Februar 2020: Drosten hält Masken auch nicht für sinnvoll
Aber auch Christian Drosten liegt am Anfang der Pandemie nicht immer richtig – zum Beispiel, als erstmals über eine Maskenpflicht nachgedacht wird: Für dieses Tragen von Atemschutzmasken in der normalen Umgebung durch den Normalbürger
, sagt er Ende Februar in seinem damals noch neuen und täglich erscheinenden Podcast, gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, dass das irgendeinen Nutzen hat oder irgendeinen Schutz bietet.
Nur einen Monat später revidiert er diese Aussage im NDR-Podcast jedoch selbst, wird dann sogar zum Verfechter des Mund-Nasen-Schutzes. Mittlerweile dürfte jedoch wohl unumstritten sein, dass Masken – insbesondere FFP2-Masken – einen guten Beitrag zur Vermeidung von Infektionen leisten.
6. März 2020: Gassen hält Corona für eine eher mediale Infektion
Am 6. März glaubt der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, dass sich wohl ein Großteil der Bevölkerung anstecken werde. Das kann vier oder fünf Jahre dauern. Je schneller es geht, desto größer ist die Herausforderung für das Gesundheitswesen. Aber dass wir selbst bei einem weiteren raschen Anstieg der Fälle an Grenzen stoßen, sehe ich definitiv nicht.
Derzeit sei Corona eher eine mediale als eine medizinisch relevante Infektion
, so Gassen in der NOZ
.
Dabei hätte auch er es besser wissen können: Bereits 2012 ließ die Bundesregierung einen nationalen Pandemieplan erstellen, auf Basis des Sars-Virus – einem Erreger, auf den Christian Drosten spezialisiert ist. Der Pandemieplan skizzierte, was auf das Land zukommen könnte und nannte bereits dort drastische Zahlen. Jeder Experte, der diesen Plan kannte, hätte gewarnt sein können.
6. März 2020: Drosten rät von Schulschließungen ab
Ebenfalls im selben Interview mit der NOZ
hält es Drosten für möglich, dass in Deutschland langfristig eine Viertelmillion Menschen am Coronavirus sterben könnte. Das Virus werde sich erst dann nicht weiterverbreiten, wenn zwei von drei Menschen zumindest vorübergehend immun seien, weil sie die Infektion schon hinter sich hätten, sagt der Virologe. Mit Impfungen kann er zu diesem Zeitpunkt noch nicht rechnen – da die Entwicklung eines neuen Impfstoffes in der Regel mehrere Jahre dauert.
Drosten befürwortet Anfang März zwar ein Verbot von Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern, ist aber der Ansicht, es sei für Schulschließungen noch zu früh
.
Zum damaligen Zeitpunkt ist tatsächlich noch sehr wenig darüber bekannt, wie anfällig Kinder wirklich für eine Corona-Infektion sind. Bis heute gibt es Hinweise darauf, dass sich Kinder – insbesondere mit der ursprünglichen Variante des Coronavirus – weniger leicht infizieren. Hiermit lag Drosten also bereits Anfang März richtig. Allerdings können Schul- und Kitaschließungen laut derzeitigem Forschungsstand durchaus dazu beitragen, dass weniger Infektionen in die Haushalte hineingetragen werden.
18. März 2020: Streeck spricht weiter von niedriger Sterblichkeitsrate
Die Sterblichkeitsrate liege bei ungefähr 0,2, 0,3 Prozent
, sagt der Virologe Hendrik Streeck im März bei stern TV
– und liegt damit wieder daneben. Wäre uns nicht aufgefallen, dass es das Virus gibt, hätte man vielleicht gesagt, wir haben eine schwerere Grippewelle gehabt dieses Jahr
, behauptet Streeck sogar immer noch.
Mittlerweile gilt als gesichert: In Ländern wie Deutschland ist die Sterblichkeit durch Covid-19 acht- bis zehnmal so hoch wie bei der Grippe. Allerdings war das zu dem frühen Zeitpunkt in der Pandemie mit weniger Infektions- und Todesfällen schwieriger zu berechnen.
21. März 2020: Drosten glaubt an lange dauernde Pandemie
In einem Interview mit dem Stern
sagt Drosten: Ich glaube aber überhaupt nicht daran, dass wir in irgendeiner absehbaren Zeit wieder Fußballstadien voll machen. Das ist überflüssig. Das wird es bis nächstes Jahr um diese Zeit nicht geben.
Auf Dinge, die schön seien, aber nicht systemrelevant, werde man lange verzichten. Eine Aussage, die damals noch für großen Wirbel sorgt – sich ein Jahr später aber tatsächlich bewahrheitet hat.
23. März 2020: Kekulé meint, dass Zahlen schnell sinken müssten
Am 22. März ging Deutschland in den ersten Lockdown. Der Virologe Alexander Kekulé hält es daraufhin im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
fast für ausgeschlossen, dass man angesichts der extremen Maßnahmen kein deutliches Sinken
der Zahlen hinbekomme – und behält größtenteils recht. Anfang April erreicht die Zahl der in der ersten Welle gemeldeten täglichen Corona-Infektionen zwar noch einen Höhepunkt. Dann beginnen die Fallzahlen aber zu sinken.
25. April 2020: Drosten macht Hoffnung für den Sommer und warnt vor Lockerungen
Drosten gibt im April im ORF einen Ausblick auf den Sommer. Dann könne es zunächst aufgrund verschiedener Effekte zu weniger Infektionen kommen. Allerdings laufe man in Kombination mit Lockerungen mit einer immunologisch naiven
Bevölkerung in den Winter: Dann könnte wieder der Lockdown drohen
, warnt Drosten. Direkte Auswirkungen der Lockerungen, die der Virologe befürchtet, bleiben jedoch zunächst einmal aus – es bleibt eines der wenigen Male, an denen sich Drosten mit seinen Prognosen irrt.
Im Sommer sind die Infektionszahlen vergleichsweise niedrig, erst im Herbst steigen sie wieder drastisch an und es kommt zur zweiten Welle in Deutschland.
Bilanz: Experten haben wenig Informationen und wollen keine Panik schüren
Diese Einschätzungen liegen jetzt rund ein Jahr zurück. Wer hat unterm Strich Recht behalten – die Mahner oder die Entspannten? Allen muss man eines zugute halten: Es ist schwierig, die Gefährlichkeit neuer Viren anhand einiger weniger Infektionsfälle abzuschätzen.
Doch insbesondere Experten wie Christian Drosten, die sich schon früh zu Beginn der Pandemie keine Illusion darüber machten, dass dies eine weltweite Pandemie werden würde, von der auch Deutschland nicht ausgenommen sein würde, sollten recht behalten.
Sicherlich war es insbesondere in den ersten Wochen schwierig, mit den wenigen zur Verfügung stehenden Informationen Politik und Öffentlichkeit zu warnen – ohne Panik zu schüren.
Doch das ist etwas nach hinten losgegangen. So ist die Behauptung aus den Anfangswochen der Pandemie – beziehungsweise im Fall von Hendrik Streeck noch Mitte März –, eine Corona-Infektion sei nicht schlimmer als die gewöhnliche Grippe, zum Mantra der Corona-Leugner geworden. Berliner Morgenpost
Landkreistag-Präsident für Debatte über Impfpflicht für Lehrer
Nach der Zunahme der Corona-Infektionen mahnt der Landkreistag eine Debatte über eine Impfpflicht für Pflegekräfte und pädagogisches Personal an. Wir werden nicht umhinkommen, über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppe wie Lehrer, Erzieherinnen oder Pflegekräfte zu diskutieren
, sagte der Präsident des deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das gehört im Herbst definitiv auf die politische Tagesordnung
. Man müsse sich bewusst machen, dass bislang auch diejenigen geschützt würden, die sich aus freien Stücken gegen einen Impfschutz entschieden haben
. Das habe zwar seine Berechtigung, jedoch müsse ab einem gewissen Punkt die Frage erlaubt sein, wie lange die Gesellschaft das so mittragen kann
.
Sager forderte überdies, Bund und Länder sollten sich auf einen Ausstiegspfad aus den Corona-Einschränkungen verständigen und den Menschen damit eine klare Perspektive geben
. Ein Auslaufen der epidemischen Lage des Bundes nannte er demnach richtig
. Masken, Abstand und Lüften sollten dennoch über die Wintermonate eingehalten werden. Dies funktioniere auch über Regelungen der Länder. dpa
USA melden 1903 Covid-19-Tote binnen 24 Stunden
In den USA registrieren die Gesundheitsbehörden innerhalb eines Tages 1903 weitere Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus. Die Gesamtzahl steigt auf 733.834, wie die US-Behörde CDC mitteilte. Insgesamt wurden demnach bislang 45.316 Millionen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. Weltweit weisen die USA die höchsten Infektions- und Totenzahlen auf. Reuters
Kroatien und Bulgarien gelten ab jetzt als Hochrisikogebiete
Mit Kroatien und Bulgarien stuft die Bundesregierung ab Sonntag zwei weitere EU-Länder als Corona-Hochrisikogebiete ein. Wer nicht vollständig geimpft oder genesen ist und aus einem Hochrisikogebiet einreist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich erst nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien. Bisher sind Rumänien, Litauen und Slowenien die einzigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, für die das gilt. Nach wie vor gelten Andorra, die Niederlande, Portugal, Russlan, Spanien und das Vereinigte Königreich (England) als Hochrisikogebiete, für die Niederlande und Russland besteht Reisewarnung. dpa
Wirtschaftsinstitut: 30 Milliarden Euro Kosten durch Atemwegserkrankungen
Experten warnen vor hohen wirtschaftlichen Kosten einer schweren Grippe- und Erkältungswelle in den kommenden Monaten. Sollte es in dieser Saison zu besonders vielen Atemwegserkrankungen kommen, wie zwischen Oktober 2017 und April 2018, könne ein volkswirtschaftlicher Verlust von bis zu 30 Milliarden Euro entstehen. Das geht aus Schätzungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) für die Welt am Sonntag
hervor. Grundlage der Berechnungen seien Daten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sowie Auswertungen der Krankenkasse AOK zu Arbeitsausfällen wegen Atemwegserkrankungen in den Monaten Oktober 2017 bis April 2018. Mediziner rechnen aufgrund der gelockerten Corona-Maßnahmen mit einer heftigen Erkältungs- und Grippesaison. Reuters
Bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz auf 100 gestiegen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen liegt erstmals seit Monaten wieder im dreistelligen Bereich. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstagmorgen mitteilte, stieg der Wert auf 100,0. Binnen eines Tages wurden demnach 15.145 Neuinfektionen registriert.
Die Zahl der Todesfälle in Deutschland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion stieg um 86 Fälle auf 95.077. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen seit Beginn der Pandemie liegt laut RKI bei 4.452.425, die Zahl der Genesenen bei rund 4.200.000.
Der Inzidenzwert, der die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen angibt, steigt seit anderthalb Wochen kontinuierlich an. Alleine von Dienstag bis Freitag erhöhte er sich von 75,1 auf 95,1. Die Schwelle von 100 hatte die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt im Mai überschritten. Am 13. Mai lag die Zahl bei 104, am Tag darauf sank sie auf 97.
Der Inzidenzwert war lange die entscheidende Größe für die Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern. Wegen der Fortschritte bei der Impfkampagne spielen inzwischen andere Werte eine größere Rolle - insbesondere die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern. Spitzenreiter in den Landkreisen sind Mühldorf am Inn (Inzidenzwert 514,5)und das Berchtesgadener Land mit einem Inzidenzwert von 481,5. Hamburg: 102,4; Kreis Segeberg: 83,0. AFP, Simone Windhoff
Tunesien führt Impfpass für Bürger und ausländische Besucher ein
In Tunesien müssen nun sowohl Einheimische als auch ausländische Besucher einen Impfpass bei sich tragen, der eine Impfung gegen das Coronavirus belegt. Nur dann erhalten sie Zugang zu öffentlichen Behörden, Cafés, Restaurants, Hotels und Fremdenverkehrseinrichtungen, wie aus dem Erlass der Regierung hervorgeht. Beschäftigte im öffentlichen und privaten Sektor, die nicht geimpft sind, wurden nun vorerst beurlaubt und dürfen erst wieder arbeiten, wenn sie den Impfpass vorlegen können. Touristen bekommen von den Behörden bei ihrer Ankunft in Tunesien einen tunesischen Impfpass ausgestellt, wenn sie eine entsprechende Impfbescheinigung dabeihaben. Reuters
Betriebsärzteverband: 1,5 Millionen Impfungen vermutlich nicht gemeldet
Der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte geht davon aus, dass rund 1,5 Millionen Corona-Impfungen in Deutschland vorerst nicht gemeldet wurden. Die meisten Impfungen seien über das kassenärztliche System eingegangen - wie viele nicht gemeldet wurden, sei aber unklar, sagte Verbandsvizepräsidentin Anette Wahl-Wachendorf dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Wie das RND unter Berufung auf eine Schätzung des Betriebsärzteverbandes berichtete, könnte sich die Zahl auf 1,5 Millionen belaufen.
Wir haben in alle Richtungen erklärt und sensibilisiert
, sagte Wahl-Wachendorf den Zeitungen. Sie erwarte klärende Gespräche mit dem Robert-Koch-Institut (RKI). Auch bei den Kassenärzten seien vereinzelt Meldungen ausgeblieben, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Roland Stahl.
Wir haben keine echte Impfquote, das ist ein riesiges Problem, ein strukturelles Problem
, sagte der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer dem RND. Ich fürchte, dass es am Ende erst über die Abrechnungen sichtbar wird.
Aufgrund der Ungewissheiten bei der Impfquote und stark steigenden Infektionszahlen halte er das angekündigte Ende der pandemischen Lage für sehr unklug
: Wir kommen gerade in die kritischen Wintermonate und wir sehen, was in anderen Ländern passiert. Es hätte keinen schlechteren Zeitpunkt für diese Ankündigung geben können.
AFP
Mehr als 200.000 Covid-19-Tote in Peru
In Peru sind inzwischen mehr als 200.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Mit 200.003 Todesfällen wurde die Schwelle am Freitag (Ortszeit) überschritten, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Peru verzeichnet die weltweit höchste Corona-Todesrate pro Kopf. In dem Land mit 33 Millionen Einwohnern wurden seit Pandemiebeginn zudem 2,2 Millionen Infektionen registriert.
Derzeit sind die Neuansteckungen und Todesfälle jedoch rückläufig, wie die Behörden mitteilten. Es ist wahrscheinlich, dass die erste und die zweite Welle bei einem Teil der Bevölkerung eine Immunität erzeugt haben, ebenso wie die Impfung
, sagte Gesundheitsminister Hernando Cevallos.
Experten machen unter anderem das marode Gesundheitssystem des Landes für die Vielzahl an Infektionen und Todesfällen verantwortlich. Die Regierung hofft, dass bis Ende des Jahres 70 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahren geimpft sein werden. Mehr als 14,2 Millionen Menschen haben bisher beide Impfdosen erhalten, das sind 51 Prozent aller Bürger ab zwölf Jahren. AFP
Kassenärzte-Chef für baldiges Ende des Ausnahmezustands
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen hat sich wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für ein baldiges Ende des Corona-Ausnahmezustands ausgesprochen. Die Ankündigung von Minister Spahn, die epidemische Lage nationaler Tragweite auslaufen zu lassen, ist letztlich folgerichtig
, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der Rheinischen Post
. Ab einem bestimmten Punkt könne man dazu übergehen, die notwendigen Schutz- und Abwehrmaßnahmen in die Hände der Bürger zu legen
. Reuters
Gassen erklärte Anfang März 2020, die Infektionskrankheit COVID-19 sei eher eine mediale als eine medizinisch relevante Infektion
und ging davon aus, dass ein Großteil der Bevölkerung sich anstecken werde, bevor die Ausbreitung zu einem wirklichen Halt komme, wobei er dazu erklärte: Das mag für den Laien schockierend wirken, ist aber nüchtern betrachtet nichts Bedrohliches: Es gibt Viren, die praktisch jeden mindestens einmal befallen. Zum Beispiel Herpes und Influenza
. Gassen wandte sich wiederholt gegen die drastische Maßnahme des Herunterfahrens des öffentlichen Lebens (Lockdown
). Im September 2021 wagte er die Prognose, im Frühjahr 2022 werde Schluss sein […] mit Corona
. Mitte September 2021 schlug er den 30. Oktober 2021 als Freedom Day
vor. Bis dahin habe jeder bislang Ungeimpfte genug Zeit, sich noch impfen zu lassen. Sein Vorstoß stieß auf breite Ablehnung.wikipedia/gassen
Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 95
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt derzeit rasch an. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 95,1 an. Er hat damit erstmals seit Mitte Mai die 90 überschritten. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 85,6 gelegen, vor einer Woche bei 68,7 (Vormonat: 65,0). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 19.572 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 11.518 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 116 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 65 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.437.280 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.192.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 94.991.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Donnerstag mit 2,45 an (Mittwoch 2,34). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Länder fordern weiter bundeseinheitliche Regeln
Die Ministerpräsidenten wollen weiterhin einen bundesweit einheitlichen Rechtsrahmen zur Absicherung von Corona-Schutzmaßnahmen. Bei ihrer Jahrestagung im nordrhein-westfälischen Königswinter fassten sie am Freitag einen entsprechenden Beschluss, wie die Düsseldorfer Staatskanzlei mitteilte.
Es sei für die Chefinnen und Chefs der Landesregierungen von größter Bedeutung, dass den Ländern auch nach einem etwaigen Ende der Feststellung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite für einen befristeten Zeitraum die Möglichkeit eingeräumt wird, zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 weiterhin erforderliche und geeignete Maßnahmen zu treffen
.
Niedrigschwellige Maßnahmen könnten und sollten verhindern, dass es zu einem erneuten Anstieg des Infektionsgeschehens komme, heißt es im Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK). Andernfalls könnte ein massiver Anstieg der Infektionen wieder deutlich verschärfte Maßnahmen nötig machen
. Zu den Schutzmaßnahmen, die die Länderchefs auch über den Herbst und Winter hinaus für nötig halten, zählen etwa die sogenannte 3G-Regel, Masken, Abstand, Lüften. 3G
steht für Geimpfte, Genesene und Getestete.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich dafür ausgesprochen, die Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite nicht über den 25. November hinaus fortzusetzen. Diese Feststellung ist die Grundlage für Verordnungen und zentrale Corona-Maßnahmen in Deutschland. Zwar haben die Länder auch die Möglichkeit, solche Maßnahmen über Beschlüsse ihrer Landesparlamente aufrechtzuerhalten. Mehrere Ministerpräsidenten warnten aber am Rande der MPK vor einem Flickenteppich
und damit verbundener mangelnder Akzeptanz.
Zudem fordern die Ministerpräsidenten den Bund auf zu prüfen, wie die Fälschung von Impf,- Genesenen- und Testbescheinigungen lückenlos strafrechtlich geahndet werden könne.
Spahn plant nach Angaben eines Ministeriumssprechers keinen Vorstoß für eine weitere bundesweite Regelung nach einem möglichen Auslaufen der nationalen Corona-Notlage. Der Ball liegt jetzt nicht bei uns im Haus, sondern in den Fraktionen und im Parlament
, sagte der Sprecher am Freitag in Berlin. Spahn habe betont, dass er fachlich beratend zur Seite stehe, wenn das gewünscht sei. dpa, Sven Lemkemeyer
Kassenärzte melden großes Interesse an Auffrischungsimpfungen
Die Corona-Auffrischungsimpfungen werden nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gut angenommen. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass das Interesse an Booster-Impfungen gemäß der Stiko-Empfehlung durchaus groß ist
, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Man empfehle, die Impfung gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) wahrzunehmen. Die Versorgung mit Impfstoffen ist insgesamt ausreichend. Mittlerweile sind genügend Impfstoffe vorhanden, so dass jeder, der sich impfen lassen möchte, dies auch zeitnah machen kann.
Die KBV vertritt rund 181.000 in Praxen tätige Ärzte und Psychotherapeuten.
In Deutschland haben nach Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Freitag bisher 1,5 Millionen Menschen eine Auffrischungsimpfung bekommen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie ab 70 - laut Statistischem Bundesamt gibt es rund 13 Millionen Menschen in Deutschland, die 70 und älter sind. Empfohlen wird die sogenannte Booster-Impfung (boost: Englisch für auffrischen, verstärken) auch für Pflegepersonal und medizinisches Personal mit direktem Kontakt zu Patienten, für Menschen, die den Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen haben, und für Personen mit einem geschwächten Immunsystem. dpa
Namen von Ungeimpften in türkischem Dorf über Moschee ausgerufen
Um mehr Menschen zur Impfung gegen das Coronavirus zu bewegen, haben Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde in der Türkei zu fragwürdigen Mitteln gegriffen. In einem Dorf in der östlichen Provinz Mus seien die Namen der nicht oder nicht vollständig Geimpften über die Lautsprecher der dortigen Moschee ausgerufen und zur Impfung aufgefordert worden. Das berichtete das türkische Nachrichtenportal Ntv am Freitag. In der gesamten Provinz seien zudem Gesundheitsteams unterwegs, die von Tür zu Tür gingen und für eine Impfung werben.
Auch in der Türkei gilt keine generelle Impfpflicht. Derzeit meldet das Gesundheitsministerium täglich rund 30.000 Neuinfektionen landesweit. In der Provinz Mus sind offiziellen Angaben zufolge bisher etwa 57 Prozent der über 18-Jährigen geimpft. Zuletzt waren auf 100.000 Einwohner 180 Neuinfektionen mit dem Coronavirus innerhalb einer Woche registriert worden. Betrachtet man die restlichen türkischen Provinzen, liegt Mus damit im Mittelfeld. dpa
Ausbruch an Schule nach Zirkusaufführungen
Nach Zirkusaufführungen in der Freien Waldorfschule in Freiburgs Stadtteil St. Georgen ist es zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Für einen großen Teil der Schüler gilt nun Fernlernunterricht. Bis Donnerstag wurden 44 Fälle registriert, darunter 30 Schülerinnen und Schüler, eine Lehrkraft und 13 Folgefälle in Familien und bei Besuchern, wie das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald am Freitag bestätigte. Bislang seien keine schweren Verläufe bekannt. Der Ausbruch wird auf mehrere Zirkusaufführungen zurückgeführt, die zwischen dem 8. und 10. Oktober in der Schule veranstaltet wurden.
Nach Angaben der Behörde fanden die Veranstaltungen mit einem 3G-Konzept statt. Sie geht von einer Aerosolbildung während der Veranstaltungen aus. Insgesamt könnten 1500 Zuschauer betroffen sein. Nach Informationen der Badischen Zeitung
trugen Schüler auf der Bühne und einige Zuschauer keine Maske; der Schule zufolge hatten einige Zuschauer ein gesundheitliches Attest. dpa
Mindestens zwei Drittel aller Menschen in Deutschland vollständig geimpft
Fast 70 Prozent der Menschen in Deutschland sind mindestens einmal geimpft. Das sind knapp 57,4 Millionen Menschen (69,1 Prozent), wie aus den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag hervorgeht. 66,1 Prozent der Gesamtbevölkerung (54,9 Millionen Menschen) sind inzwischen vollständig geimpft. Am Donnerstag wurden in Deutschland rund 192.700 Dosen verabreicht.
Bei aktuell im Mittel rund 124.400 Impfungen pro Tag wird laut Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums im Schnitt rechnerisch mehr als eine Person pro Sekunde geimpft.
Das RKI geht allerdings davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen. So hieß es in einem Bericht Anfang Oktober, dass die Quote bei einmal und vollständig Geimpften ab 18 Jahren bis zu fünf Prozentpunkte höher sein dürfte.
Eine Auffrischungsimpfung haben inzwischen 1,5 Millionen Menschen in Deutschland bekommen. In den vergangenen sieben Tagen wurden täglich im Schnitt rund 40.000 Auffrischungsimpfungen verabreicht. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie für Menschen ab 70, Pflegepersonal und medizinisches Personal mit direktem Kontakt zu Patienten, Menschen, die den Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen haben und für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. dpa
Neue ansteckendere Virus-Variante in Russland
In Russland sind einige Fälle einer neuen Variante des Coronavirus nachgewiesen worden, die vermutlich noch ansteckender ist als die bereits grassierende Delta-Variante. Es sei möglich, dass die Variante AY.4.2 sich weit verbreiten werde, meldet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf Kamil Chafizow, den leitenden Forscher der staatlichen Verbraucherschutzbehörde. Dadurch könne die derzeit im Rekord wachsende Zahl der täglichen Neuinfektionen noch steiler ansteigen. Letztlich könne die neue Variante sogar die Delta-Variante ersetzen, sagt Chafizow. Dieser Prozess werde aber wohl langsam vonstattengehen. Erst am Samstag hatte die täglich gemeldete Totenzahl die Schwelle von 1000 überschritten. Reuters
Söder warnt vor Ende des Ausnahmezustands
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnt vor einem Auslaufen der epidemischen Lage auf Bundesebene. Wenn dies passiere, gibt es de facto keine Rechtsgrundlage mehr - egal für was. Weder für das Testen in der Schule, noch für Masken, noch für ganz normale Ideen wie 3G plus, oder 2G oder 3G
, sagte er am Donnerstagmorgen im Bayerischen Rundfunk. In diesem Moment sei dann nicht einfach Freedom Day, sondern dann gibt es gar keine Möglichkeit mehr. Ein Stück weit ist die Gesellschaft dann auch wehrlos.
Dann müsste jeder einzelne für seinen Schutz sorgen.
Söder sagte, man müsse nicht schon jetzt, vier Wochen im Voraus eine Prognose treffen. Die Zahlen stiegen deutlich an und die Lage werde schwieriger. Er betonte, dass man eine saubere, vernünftige Rechtsgrundlage
brauche um nicht wehrlos zu sein, wenn die Zahlen im Winter wieder stiegen. Dabei hängt er aber nicht am Ausdruck epidemische Lage. Wie man die Grundlage nenne, sei nicht entscheidend. dpa
EMA-Entscheid über Sputnik V nicht mehr dieses Jahr
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA wird einem Insider zufolge frühestens Anfang des kommenden Jahres über eine Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik V entscheiden. Eine Prüfung bis Ende des Jahres sei unmöglich, da noch Daten fehlten. Sollten diese bis Ende November eingereicht werden, könne die EMA die Prüfung im ersten Quartal 2022 abschließen. Diese wurde im März eingeleitet. Mit einer Entscheidung war bereits im Mai oder Juni gerechnet worden. Reuters
262 Tage: Längster Lockdown der Welt endet im Großraum Melbourne
Aufatmen bei Millionen Menschen im Großraum Melbourne: Im australischen Bundesstaat Victoria endet in der Nacht zum Freitag nach 262 Tagen der bisher längste Lockdown der Welt. Die Lockerungen sollen eintreten, weil mittlerweile 70 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind. Ministerpräsident Scott Morrison bestätigte am Donnerstag, dass in der Region an der Ostküste mittlerweile 70,51 Prozent der Bürger im Alter von über 16 Jahren zwei Impfdosen erhalten hätten.
Die Öffnung werde aber schrittweise erfolgen, so dass zunächst nur einige Maßnahmen gelockert würden, so Morrison. In australischer Manier machen wir vorsichtige, aber bewusste Schritte, damit wir sicher öffnen können und auch offen bleiben können.
Die Einwohner dürfen nun wieder zehn Gäste in ihren Häusern empfangen - während des Lockdowns war kein einziger Besucher gestattet. Draußen können sich Gruppen von bis zu 15 Menschen versammeln. Auch die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen werden aufgehoben. Restaurants, Geschäfte und Friseure dürfen unter strikten Regeln wieder öffnen. Auch Schüler sollen teilweise in die Klassenzimmer zurückkehren.
Die Millionenmetropole Melbourne hatte bereits Anfang Oktober dem bisherigen Rekordhalter Buenos Aires bezüglich des längsten Lockdowns den Rang abgelaufen. Trotz der Beschränkungen wurden in Victoria aber weiter Corona-Rekorde gemeldet. Die Behörden hatten dennoch betont, bei einer Impfquote von 70 Prozent die Regeln zu lockern.
Der benachbarte Bundesstaat New South Wales mit der Metropole Sydney hatte schon vor zehn Tagen seinen strikten Lockdown nach 106 Tagen beendet. Dort sind mittlerweile bereits 80 Prozent der erwachsenen Bürger vollständig geimpft.
Australien mit seinen rund 25 Millionen Einwohnern lebt seit Beginn der Krise weitgehend abgeschottet von der Außenwelt. Wegen des Voranschreitens der Impfkampagne will die Regierung aber voraussichtlich im November erstmals wieder die internationalen Grenzen des Landes öffnen. Vollständig geimpfte Australier dürften dann wieder ins Ausland reisen. Wann Touristen wieder nach Down Under einreisen können, ist aber noch unklar. dpa
Erstmals dreistellige Zahl an Neuinfektionen in Neuseeland
Das Corona-Vorzeigeland Neuseeland hat am Donnerstag erstmals seit Beginn der Pandemie eine dreistellige Zahl an Neuinfektionen verzeichnet. Die Behörden meldeten 102 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden, wie Vize-Ministerpräsident Grant Robertson vor Journalisten bestätigte. Der alte Rekord
vom Dienstag lag bei 94 Fällen. Das Auf und Ab der Zahlen kann wie eine emotionale Achterbahnfahrt sein
, sagte Robertson. Der Schlüssel dazu, sich selbst und andere zu schützen, sei eine Corona-Impfung.
Bis Donnerstag waren etwa 68 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig geimpft. Insgesamt hat das Land mit fünf Millionen Einwohnern bislang rund 5000 Infektionen verzeichnet. 28 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Neuseeland hatte lange eine sogenannte Null-Covid-Strategie verfolgt. Zuletzt musste Ministerpräsident Jacinda Ardern aber eingestehen, dass diese mit der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante kaum noch realisierbar ist. dpa
Umfrage zu Corona-Pandemie: Viele Ostdeutsche misstrauen RKI
In der Corona-Pandemie stößt die Arbeit des Robert Koch-Instituts in Ostdeutschland offensichtlich auf größeres Misstrauen als im Westen. In einer repräsentativen Yougov-Umfrage unter gut 3700 Berufstätigen erhielt das RKI von den ostdeutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Schnitt die Note 3,3, im Westen dagegen 2,9.
Gefragt wurde im Juni und Juli, die möglichen Gründe für RKI-Skepsis waren kein Thema der Umfrage. Ob es einen Zusammenhang mit der Stärke der rechtspopulistischen AfD im Osten gibt, die gegen die Corona-Politik der Bundesregierung Front machte, ist unter Politikern und Fachleuten umstritten.
Auftraggeber der Umfrage war der Versicherer HDI. Insbesondere die Berufstätigen stellt die Corona-Situation vor besondere Herausforderungen
, sagte der Christopher Lohmann, der Vorstandsvorsitzende von HDI Deutschland. Das reicht vom Einkaufen bis hin zu neuen Homeoffice-Regeln.
Die Befragten waren aufgefordert, die Arbeit von gesellschaftlichen Gruppen mit Schulnoten zu bewerten - angefangen vom eigenen Arbeitgeber bis zu Schulen, Gewerkschaften, Kirchen und Wissenschaft.
Die beste Note erhielt mit 2,1 der Lebensmittel-Einzelhandel, gefolgt von Handwerkern (2,7), dem eigenen Arbeitgeber (2,7) und Wissenschaftlern beziehungsweise Virologen im Allgemeinen (2,8). Die beiden letzten Plätze belegten die Schulen (3,8) und die Kirchen mitsamt religiösen Einrichtungen (4,1). dpa
RKI registriert 16.077 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 85,6
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist am achten Tag in Folge gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 85,6 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 80,4 gelegen, vor einer Woche bei 67,0 (Vormonat: 68,5). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 16.077 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.31 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 12.382 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 67 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 72 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.417.708 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Mittwoch mit 2,34 (Dienstag 2,13) an. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.182.800 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf † 94.875. dpa
Britische Mediziner fordern von Johnson sofortige neue Auflagen
Vertreter des britischen Gesundheitsdienstes haben nach einem starken Anstieg der Corona-Zahlen eine sofortige Einführung von Gegenmaßnahmen gefordert. Die Regierung sollte nicht nur ankündigen, dass wir auf Plan B setzen, sondern es sollte Plan B Plus sein
, sagte Matthew Taylor, der Chef des Mitgliederverbands National Health Service Confederation, dem Guardian
zufolge.
Der von der Regierung von Premier Boris Johnson vor einigen Wochen vorgestellte Plan B sieht eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen sowie den Ratschlag, von zu Hause zu arbeiten, vor. Außerdem könnten Impfnachweise bei größeren Veranstaltungen eingeführt werden. Der bislang verfolgte Plan A sieht vor, sich lediglich auf die Wirkung der Impfungen zu verlassen. Knapp 79 Prozent der impfberechtigten Bürgerinnen und Bürger ab zwölf Jahren sind vollständig immunisiert.
Wir stehen auf Messers Schneide - und es ist Mitte Oktober. Wir bräuchten riesiges Glück, um uns in den nächsten drei Monaten nicht in einer ernsthaften Krise wiederzufinden
, sagte Taylor. Die Bürgerinnen und Bürger sollten über die Plan-B-Maßnahmen hinaus aufgerufen werden, riskantes Verhalten im Blick auf Corona möglichst zu vermeiden. Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng schloss am Mittwochmorgen bei Sky News einen weiteren Corona-Lockdown aus. Die Regierung sei bislang nicht der Meinung, dass es Zeit für Plan B
sei, fügte er in einem BBC-Interview hinzu.
Die Zahl der täglichen Corona-Todesfälle stieg in Großbritannien mit 223 Fällen am Dienstag auf den höchsten Stand seit März. Anfang der Woche wurden knapp 50.000 neue Corona-Fälle im Land gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 435. In England sind eine Maskenpflicht in Innenräumen oder Nachweisregeln über Impfungen oder Tests seit dem Freedom Day
im Juli eher die Ausnahme. dpa
Anklage gegen zwei Betreiber von Testcentern in NRW - 25 Millionen Euro Schaden
Die Staatsanwaltschaft Bochum hat Anklage gegen zwei Männer wegen Betruges in Testcentern erhoben. Wie die Behörde am Mittwoch mitteilte, soll durch falsche Abrechnungen ein Schaden von mindestens 25 Millionen Euro verursacht worden sein. Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung
hatten den Fall aufgebracht. Die Reporter hatten vor den Centern der Firma MediCan Kunden gezählt - viel weniger, als zur Abrechnung gebracht worden waren.
Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, soll der Geschäftsführer zwischen März und April jeweils das Vielfache der tatsächlich durchgeführten Tests abgerechnet haben, nachdem er erkannt haben soll, dass es im Rahmen der Abrechnung aufgrund der pandemiebedingten Besonderheiten unmittelbar keiner Nachweise für die tatsächliche Erbringung der Testungen bedurfte
.
Der zweite Beschuldigte soll die einzelnen Tests unter anderem zu einem höheren Preis als gerechtfertigt abgerechnet haben. Ferner soll er Sachkosten in einer Höhe mitgeteilt haben, die ihm tatsächlich gar nicht entstanden sein sollen.
Ihm wird Beihilfe zum Betrug zur Last gelegt. dpa
Lange Schlangen zum Auftakt der Buchmesse
Mit langen Schlangen am Eingang hat am Mittwoch die Frankfurter Buchmesse begonnen. Besucher mussten ihr elektronisches Ticket vorzeigen, ihren Impf-, Test- oder Genesenen-Nachweis vorlegen und sich mit dem Personalausweis ausweisen. Am Eingang City mussten Besucher in der ersten Stunde nach Öffnung der Tore rund 20 Minuten warten.
An den ersten beiden Tagen ist die Buchmesse zunächst nur für Fachbesucher geöffnet. Die Besucherzahl ist auf 25.000 pro Tag gedeckelt. Gastland ist in diesem Jahr Kanada. Insgesamt 2000 Verlage und Unternehmen aus 80 Ländern werden erwartet. Mehr als 300 Autorinnen und Autoren stellen ihre Bücher vor, 1400 Veranstaltungen sind geplant. Die Buchmesse dauert bis Sonntag (24. Oktober). dpa
Andrea Ammon, ECDC:
Solange nicht über 80 Prozent der Menschen voll geimpft sind, besteht einfach die Möglichkeit, dass der Rest der Bevölkerung von dem Virus noch befallen wird. Andrea Ammon, Direktorin der EU-Gesundheitsbehörde
Karl Lauterbach:
Schlechte Nachricht für Ungeimpfte: neue Daten in den US und UK zeigen, dass Genesene immer wieder erkranken dürften. Im Durchschnitt alle 16 Monate, viele schon nach 3 Monaten. Das ist wie regelmässiges russisches Roulette. Twitter @Karl_Lauterbach
Infektiologe Lüdde mahnt angesichts Millionen Ungeimpfter zur Vorsicht
Der Düsseldorfer Infektiologe Tom Lüdde hat in der Debatte um eine Beendigung der Corona-Notlage in Deutschland zur Vorsicht gemahnt. Es gebe noch Millionen von Ungeimpften, darunter drei bis vier Millionen Menschen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf, sagte der Direktor der Klinik für Infektiologie an der Uniklinik Düsseldorf der Kölnischen Rundschau
. Durch saisonale Effekte in Herbst und Winter begünstigt, könne eine rasch ablaufende Covid-19-Welle zu zahlreichen Toten führen und die Krankenhäuser erneut an ihre Grenzen bringen.
Für einen Freedom Day
wäre es jedenfalls zu früh, betonte der Mediziner. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die sogenannte epidemische Lage nationaler Tragweite - Grundlage für Verordnungen und zentrale Corona-Maßnahmen - Ende November auslaufen lassen. Es soll aber bei Maßnahmen wie Abstands- und Hygieneregeln bleiben und handelt sich nicht um einen Freedom Day
. Der Begriff stammt aus England, wo am 19. Juli die Corona-Maßnahmen weitgehend aufgehoben worden waren. Einige Experten warnen allerdings, dass die Bevölkerung das Auslaufen der bundesweiten Corona-Notlage als Freedom Day
verstehen könnte.
Lüdde sagte, es sei zu früh, Covid-19 freien Lauf
zu lassen. Durch die Delta-Variante sei das Risiko für Ungeimpfte noch gestiegen. Die wachsende Zahl von Impfdurchbrüchen sei nicht überraschend. Schwere Verläufe gebe es ganz überwiegend bei schwer vorerkrankten, hochaltrigen oder immungeschwächten Menschen. Impfungen verhinderten mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Verläufe. dpa
Britische Regierung beobachtet Unterart der Delta-Variante
Die britische Regierung beobachtet eine neue Unterart der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus. Wie ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson am Dienstag sagte, beobachte die Regierung die AY.4.2-Variante sehr genau
. Noch sei unklar, ob sich die neue Unterart schneller verbreitet. Die Regierung werde aber nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen, wenn es nötig ist
. Die Untervariante trat bislang außerhalb Großbritanniens nur vereinzelt in den USA und Dänemark auf.
Unterdessen haben die Infektionszahlen in Großbritannien stark zugenommen. Am Montag wurden fast 50.000 neue Fälle registriert - ein Höchstwert in Europa. Als Gründe für den Anstieg führen Wissenschaftler die niedrige Impfquote bei Jugendlichen sowie den nachlassenden Impfschutz bei Älteren an. AFP
Italienische Senatorin wegen fehlenden Corona-Passes suspendiert
51-Jährige ist scharfe Kritikerin der Nachweispflicht am Arbeitsplatz
Eine italienische Senatorin ist wegen der Weigerung, im Senat den obligatorischen Gesundheitspass vorzuzeigen, vorübergehend suspendiert worden. Die 51-j ährige Laura Granato wollte am Dienstag an einer Parlamentssitzung teilnehmen, wurde aber des Hauses verwiesen, weil sie den Nachweis einer Impfung, eines negativen Corona-Tests oder einer kürzlichen Genesung von Covid-19 nicht erbringen wollte.
Seit Freitag darf in Italien nur zur Arbeit erscheinen, wer den Gesundheitspass vorzeigen kann. Die Regelung ist die strengste dieser Art in Europa. Wer ohne den sogenannten Grünen Pass zur Arbeit kommt, riskiert bis zu 1500 Euro Bußgeld. Wer der Arbeit fernbleibt, muss mit unbezahlter Freistellung rechnen. Die Kosten für Corona-Tests sind im Normalfall selbst zu tragen.
Senatorin Granato ist eine ausgesprochene Gegnerin des Grünen Passes. Es handle sich um ein Zertifikat des Gehorsams
, sagte das ehemalige Mitglied der Fünf-Sterne-Bewegung am Dienstag. Auf das Tagegeld, das ihr normalerweise als Senatorin zusteht, muss sie nun zehn Tage verzichten. AFP
Niederlande: Starker Anstieg von Infektionen nach Lockerungen
Der starke Anstieg von Corona-Infektionen und Patientenzahlen in Krankenhäusern in den Niederlanden hält an. In den vergangenen sieben Tagen nahm die Zahl der Neuinfektionen um 44 Prozent im Vergleich zur Vorwoche zu, wie das zuständige Reichsinstitut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) am Dienstag mitteilte. Gut 25.700 Fälle wurden gemeldet. Die Inzidenz beträgt nach Angaben des RIVM 151.
Die Behörde sieht einen direkten Zusammenhang mit der Lockerung der Maßnahmen vor etwa drei Wochen. So war die Abstandsregel von 1,5 Meter aufgehoben worden. Masken müssen nur im öffentlichen Nahverkehr getragen werden. Nur vor dem Besuch von Gaststätten wird ein Nachweis verlangt, dass man getestet, geimpft oder genesen ist.
Auch die Zahl der Todesfälle stieg. In den vergangen sieben Tagen wurden 48 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet, fast doppelt so viel wie in der Vorwoche. Die Zahl der Covid-Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen stieg so stark an, dass Krankenhäuser erneut Operationen absagen müssen. Etwa 80 Prozent der Covid-Patienten sind nicht geimpft. dpa
Weihnachtsmärkte dürfen in Sachsen stattfinden
Weihnachtsmärkte dürfen in Sachsen in diesem Jahr mit mehr als 1.000 zeitgleich anwesenden Besuchern wieder stattfinden. Bis die Vorwarnstufe im Rahmen von genehmigten Hygienekonzepten erreicht werde, können die Gesundheitsämter auch Ausnahmen bei der Kontakterfassung, der 3G-Regelung sowie der Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gestatten, wie das Sozialministerium am Dienstag in Dresden mitteilte. Der Grenzwert für die Vorwarnstufe liegt demnach bei 650 Covid-19-Patienten auf Normalstationen und 180 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen. Die Überlastungsstufe ist erreicht, wenn 1.300 Patienten mit Covid-19--Symptomen auf Normalstationen beziehungsweise 420 auf Intensivstationen liegen.
Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte oder Bergparaden sind den Angaben zufolge auch möglich, wenn die Vorwarnstufe oder die Überlastungsstufe erreicht wird. Sofern es getrennte Bereiche zwischen Flaniermeile und Aufenthaltsbereich gebe, könne in der Flaniermeile auf Kontakterfassung, 3G-Regelung und Maskenpflicht verzichtet werden. Erst wenn sich im Verweilbereich mehr als 1.000 Personen gleichzeitig aufhalten, greifen dann die entsprechenden Schutzmaßnahmen. epd
Moskau verhängt erstmals seit dem Sommer wieder Corona-Beschränkungen
Angesichts neuer Corona-Rekordzahlen verhängt Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin erstmals seit dem Sommer wieder Beschränkungen zur Eindämmung des Virus. Sobjanin ordnete am Dienstag an, dass über 60-jährige, ungeimpfte Bürger von zu Hause aus arbeiten. Unternehmen müssen außerdem eine Homeoffice-Quote von mindestens 30 Prozent
einhalten. Die Maßnahmen werden am kommenden Montag in Kraft treten und sollen bis Ende Februar gelten.
Zudem sollen bis Januar 80 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor geimpft werden. Bislang lag die Vorgabe bei 60 Prozent. Der Kreml erwägt außerdem, Ende Oktober einen einwöchigen Urlaub anzuordnen, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen. AFP
Skandinavische Fluglinien schaffen regional Mundschutz ab
Bei Flügen innerhalb Skandinaviens muss ab Montag kein Mund-Nasen-Schutz mehr getragen werden. Die Fluggesellschaften SAS, Norwegian, Widerøe und Flyr einigten sich darauf, von Reisenden zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden den Infektionsschutz nicht mehr zu verlangen. Der norwegische Leitfaden zur Infektionskontrolle verlangt von Passagieren im Inland nicht mehr, Gesichtsmasken zu tragen, daher entfällt diese Anforderung an Bord von Widerøes Flügen
, sagte Sprecherin Silje Brandvoll dem norwegischen Rundfunk.
Bei Flügen in andere Länder im Ausland müsse jedoch weiterhin ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Auf dem Flughafen Gardermoen, nahe der norwegischen Hauptstadt Oslo, wurde die Maskenpflicht bereits am Freitag aufgehoben. dpa
Pilger beten in Mekka wieder ohne Abstandsregeln
Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat in der Großen Moschee von Mekka in Saudi-Arabien wieder ein Gebet ohne Abstandsregeln stattgefunden. Nach entsprechenden Lockerungen fänden die Gebete dort jetzt wieder normal
statt, teilte das staatliche Kommunikationszentrum am Sonntag mit.
Auf Fotos waren Hunderte Pilger in weißen Gewändern zu sehen, die beim Gebet Schulter an Schulter im Hof der Moschee stehen. Auch Aufkleber am Boden zur Einhaltung von Abstandsregeln wurden entfernt. Die berühmte Moschee darf seit Sonntag wieder bei voller Kapazität öffnen.
Seit Sonntag gelten im Land auch in anderen Lebensbereichen deutliche Lockerungen mit Blick auf Corona. Menschen müssen in dem Königreich im Freien künftig keinen Mundschutz mehr tragen, in geschlossenen Räumen gilt diese Pflicht aber weiterhin. Mit Blick auf zulässige Kapazitäten kehrt auch in Restaurants, Kinos, Hochzeitsstätten und im öffentlichen Nahverkehr für Geimpfte wieder Normalität ein. In Saudi-Arabien sind rund 60 Prozent der 34 Millionen Einwohner vollständig geimpft.
Nach Ausgangssperren und strikten Beschränkungen im öffentlichen Leben über 18 Monate dürften viele Menschen im Land erleichtert sein. Ich fühle mich hervorragend
, sagte etwa der pensionierte Schuldirektor Hamid Sadik al-Bakri der Zeitung Arab News
. Die Entscheidung zur Lockerung bedeute, dass mein Land sich dem unsichtbaren Feind des Coronavirus gestellt hat
.
Wegen Corona fand auch die muslimische Wallfahrt Hadsch nach Mekka zwei Jahre in Folge nur mit starken Einschränkungen statt. Beim vergangenen Hadsch im Juli wurden dafür 60 000 Gläubige zugelassen und damit nur ein Bruchteil der rund 2,5 Millionen, die sonst anreisen. Der Hadsch zählt zu den fünf Grundpflichten für Muslime und ist die größte Versammlung von Muslimen weltweit. dpa
Frauenärzte raten Schwangeren zu Grippeimpfung
Für Schwangere ist eine Impfung gegen Grippe in diesem Herbst laut Experten besonders wichtig. Nach der quasi ausgefallenen Welle vergangene Saison sei in diesem Jahr wieder mit mehr Erkrankten zu rechnen, sagte Cornelia Hösemann aus dem Vorstand des Berufsverbands der Frauenärzte der Deutschen Presse-Agentur. Denn das Immunsystem muss erst wieder trainiert werden. Außerdem fällt bei 2- oder 3G-Regelungen die Pflicht zum Tragen der Maske weg, so dass Infektionen, die über Tröpfchen verbreitet werden, generell wieder mehr vorkommen werden.
Schwangere könnten sich durchaus überlegen, ob sie zum eigenen Schutz unabhängig von geltenden Vorgaben einen Mund-Nase-Schutz tragen möchten.
Schwangere sind laut der Medizinerin, die auch Mitglied in der Sächsischen Impfkommission (Siko) ist, besonders gefährdet, wenn sie sich mit bestimmten Krankheitserregern anstecken: Eine echte Influenza in der Schwangerschaft kann lebensbedrohlich sein.
Der Berufsverband spricht auch von möglichen stärkeren Fieberattacken und heftigeren Lungenentzündungen durch das Grippe-Virus sowie von Einweisungen ins Krankenhaus und auf die Intensivstation. Bei schweren fieberhaften Infektionen steige generell die Gefahr für frühzeitige Wehen und eine Frühgeburt, hieß es. dpa
Inzidenz steigt an – mehr als 4.000 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut gestiegen und liegt nun bei 74,4. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen eines Tages 4.056 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert.
Am Vortag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 72,7 gelegen, vor einer Woche hatte sie 66,5 betragen. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an.
Die Zahl der Todesfälle in Deutschland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion stieg um zehn Fälle auf 94.628. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen seit Pandemiebeginn liegt laut RKI bei 4.377.845, die Zahl der Genesenen bei rund 4.155.000. AFP
Als Entwickler dieser Biowaffe
werden zumeist vermeintliche Protagonisten einer demokratisch-liberalen Elite genannt
Biowaffewerden zumeist vermeintliche Protagonisten einer demokratisch-liberalen Elite genannt
Der Verfassungsschutz begründet gegenüber Telepolis die neue und existenzielle Gefahr der Corona-Verschwörungstheorien für die Demokratie in Europa
In bisher ungekanntem Ausmaß haben unberechtigte und sachlich übertriebene Ängste durch die Covid 19-Pandemie eine digitale und reale Wahnbewegung entstehen lassen, die sich angeblich um die Gesundheit aller sorgt, aber als Feinde Juden, Muslime, Anderslebende, Queere, Vertreter einer Elite
und Vertreter eines sogenannten internationalen Finanzkapitals
personifiziert oder diese sogar als angebliche Strippenzieher oder gar Erfinder des Coronavirus ausmacht und so stigmatisiert, wie man es seit der Vernichtung von Nazi-Deutschland 1945 nicht mehr kannte. Eine wirkungsmächtige Antwort einer Zivilgesellschaft von unten, die die Rechte aller verteidigt, blieb bisher aus.
Biedermann und Brandstifter: Nazi-Theorien werden auch für die Mitte und Linke akzeptabel
Von Seiten vieler Vertreter aus der politischen Mitte, der Linken und sogar der selbsternannten und angeblichen antifaschistischen
Linksradikalen etwa in der Berliner Anarcho-Szene werden gerne entschuldigende Verharmlosungen geäußert nach dem Prinzip der drei Affen, die nicht sehen, nicht hören und nicht sprechen, obgleich sie Augen, Ohren und Mund haben, oder im Sinne von volkspädagogischen Biedermann und Brandstifter
-Erklärungsversuchen nach dem Muster der fachmännisch sogenannten akzeptierenden Sozialarbeit
für die Nazi-Mörder der 90er (welche erst Bundeskanzler Gerhard Schröder dann endlich beendete).
Nach dem selbstkritischen Eingeständnis von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), auf den massenmörderischen Nazi-Terror seit 1945 in der Bundesrepublik Deutschland zu spät reagiert zu haben, scheint es nun eine Neueinschätzung in der Bewertung der existenziellen Gefahren von stigmatisierenden Verschwörungstheorien zu geben. Der Schwerpunkt der ausgeprägt kritischen Betrachtungen und der geheimdienstlichen Arbeit des VS scheint dabei ausdrücklich auf dem Bereich des Rechtsextremismus zu liegen, was die Ankündigung von Horst Seehofer in seinem Vorgehen glaubhaft erscheinen lässt. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz NRW setzt den Schwerpunkt in seiner Arbeit thematisch auf Verschwörungstheorien im Netz als Gefahr für die Demokratie
. Auf eine Anfrage von Telepolis teilte das Bundesamt für Verfassungsschutz in Vertretung seines Präsidenten Thomas Haldenwang uns freundlich und in einer formal neuen Qualität mit:
Es existieren diverse zum Teil schon lange vor COVID-19 existente Verschwörungstheorien, die an das Pandemiegeschehen andocken. So werden Spekulationen über historische Vorhersagen der Pandemie verbreitet; es gäbe einen geheimen
Tiefen Staat, der nun das Bevölkerungswachstum kontrollieren wolle; dunkle Mächte wirkten im Hintergrund, die das Weltgeschehen gestalten würden; Chemtrails seien als Auslöser von COVID-19 anzusehen. Bundesamt für Verfassungsschutz
Widerspruch gegen die heutigen Popular-Neonazis gibt es nur individuell, dafür mutig. Die Zustände zu 1933 gleichen sich immer mehr, jüdisches Leben in Europa verschwindet wie damals durch das Morden der Nazis und das Schweigen der Mitte und der Linken. So gibt es in Berlin und Hamburg verschiedene linke Einrichtungen, die sich dagegen sperren, judenfeindliche und rassistische Verschwörungstheorien in ihrer Hausordnung zu untersagen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) weist dagegen auf die potenziell mörderischen Dimensionen dieses neuen Code- und Chiffre-Rechtsextremismus im Land von Auschwitz hin:
Im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Lage posten Rechtsextremisten auf unterschiedlichen Plattformen eine Vielzahl von Beiträgen mit verschwörungstheoretischen Inhalten. Neben Behauptungen, eine jüdische Elite habe die Pandemie bewusst hervorgerufen, finden sich auch etliche Beiträge, die davon ausgehen, dass das Coronavirus künstlich und als biologische Waffe erschaffen wurde. Diese
Biowaffenutze man dazu, um insbesondere ältere Personen mit weißer Hautfarbe zu töten. Als Entwickler dieserBiowaffewerden zumeist vermeintliche Protagonisten einer demokratisch-liberalen Elite - beispielsweise Bill Gates, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder George Soros - genannt. Insbesondere die Person Soros ́, der jüdischer Herkunft ist, wird von Rechtsextremisten häufig als eine Art Codeelement verwendet, um die Elitenkritik mit der Behauptung einer vermeintlich jüdischen Weltverschwörung zu verknüpfen. Das genannte Narrativ der Bevölkerungskontrolle taucht immer wieder auf, auch im Kontext mutmaßlich kommender Impfungen und Ausgangssperren. Daneben behaupten Rechtsextremisten, das Corona-Virus diene der Errichtung eines Polizeistaates sowie dem heimlichen Einschleusen von Flüchtlingen. Dies alles würde gesteuert werden durch einen sog.Deep State, also einem Staat im Staat. Bundesamt für Verfassungsschutz
Vielmehr sei es ein Mittel, die Menschen von der Straße fernzuhalten, um so Massen an Flüchtlingen ins Land zu holen.
Angesichts von hunderten Toten durch globalen Nazi-Terror alleine in den letzten Jahren dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Opferzahl in Deutschland wieder steigt - der gedankliche wie reale, blutige Zusammenhang von Worten und Morden als von Nazis beworbene bevorzugte Propaganda der Tat
scheint von sehr vielen hierzulande ignoriert werden wie auch diverse Angriffe auf Hidschab-Muslima zum Beispiel in Berlin-Neukölln, auf Queere in Ost-Berlin oder der alltägliche Rassismus gegen Fremde
. Als besondere Bedrohung wird von den Sicherheitsbehörden, aber offenbar nicht von der Zivilgesellschaft die Szene der sogenannten selbsternannten Reichsbürger
ausgemacht, deren Mitglieder zwar wie skurrile und geistig schwerfällige Taugenichtse wirken, aber die bereits mordeten:
Auch Reichsbürger vertreten derzeit ähnliche Auffassungen. So behauptet die Reichsbürgergruppierung
Verfassunggebende Versammlung, dass die Welt auf einegroße wirtschaftliche Gesamtkrisehinsteuere. Das Corona-Virus sei keine reale Bedrohung. Vielmehr sei es ein Mittel, die Menschen von der Straße fernzuhalten, um so Massen an Flüchtlingen ins Land zu holen. Außerdem werde zeitnah deutsches, amerikanisches oder sonstiges - bisher geheimes Militär - die Kontrolle über das Land übernehmen. Auch auf der Internetseite der Reichsbürger-Gruppierungstaatenlos.infowurden mehrere Videos zur Corona-Thematik veröffentlicht. Der Hauptprotagonist der Gruppierung erklärt hier, dass in Bezug auf Corona Angst und Panikmache das Leben bestimmen mit demHintergrund der Einführung einer neuen faschistischen, kommunistischen Weltordnung (NWO), wo alle Bürgerrechte außer Kraft gesetzt werden (...). An anderer Stelle heißt es, das Ganze sei nur ein Vorwand, um die gesamte Wirtschaft herunterzufahren, weil man die Finanzkrise decken wolle. Bundesamt für Verfassungsschutz
Schlüsselfiguren der neuen Judenhasser wie Attila Hildmann, der in der linken Szene auf der Kreuzberger Adalbertstraße unbehelligt ein veganes Restaurant
betreiben konnte, betreiben dabei vermehrt unreflektierte Kritik an den Herrschenden
wie aktuell mit seinem Aufruf für eine anti-psychiatrische Patientenverfügung. Zu Verschwörungstheorien aus dem Bereich des Linksextremismus teilt das BfV mit:
Heise Online, Telepolis, Marcel MalachowskiAuf der von Linksextremisten genutzten Internetplattform
de.indymediawurden Texte veröffentlicht, in welchen die Theorie befeuert wird, dass die Maßnahmen dazu beitragen sollen, den Ausnahmezustand gesellschaftlich zu etablieren, um die Bevölkerung in Krisenzeiten besser kontrollieren zu können. Bundesamt für Verfassungsschutz
Inzidenz steigt wieder an – fast 8700 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist auf 72,7 gestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntag unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen eines Tages 8.682 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert.
Am Vortag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 70,8 gelegen, vor einer Woche hatte sie 66,1 betragen. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an.
Die Zahl der Todesfälle in Deutschland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion stieg um 17 Fälle auf 94.618. Die Gesamtzahl der Infektionen seit Pandemiebeginn liegt laut RKI bei 4.373.789, die Zahl der Genesenen bei rund 4.147.000. AFP
Virologe erwartete mehr Infektionen und keine große Grippe-Welle
Der in diesem Herbst bislang allenfalls milde Anstieg der Corona-Infektionen wird sich in den nächsten Monaten voraussichtlich erheblich beschleunigen. Das prognostiziert Oliver Keppler, Leiter der Virologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im vor uns liegenden Herbst und Winter müssen wir von einer deutlichen Verschärfung des Infektionsgeschehens ausgehen. Unser Leben verlagert sich nach innen
, sagte der Wissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur.
Zu einer neuerlichen Verschärfung der Corona-Maßnahmen rät der Virologe nicht: Grundsätzlich müssen wir in dieser Phase der Pandemie in verschiedenen Bereichen Lockerungen versuchen, um zu sehen, was gut vertretbar ist und wo man noch Hygienemaßnahmen oder Testungen zur Absicherung beibehalten muss.
Wir haben aber insgesamt eine gute Impfquote - das ist der zentrale Baustein - viele Genesene, eine hochwertige Testinfrastruktur und ja, auch ein gutes Verständnis der Übertragungswege des Virus. Situationsbezogene Schutzmaßnahmen zählen natürlich auch dazu.
Zu letzteren zählen Hygieneexperten beispielsweise den Verzicht auf das Händeschütteln.
Entgegen mancher Befürchtungen steht Deutschland nach Einschätzung des Virologen keine große gleichzeitige Grippewelle bevor. Ich erwarte keine schwere Grippesaison
, sagte Keppler. Die Grippe wandert alternierend von der Süd- zur Nordhalbkugel und wieder zurück
- immer im jeweiligen Winterhalbjahr. Doch weltweit seien Influenzaviren in der Bevölkerung durch die Corona-Hygienemaßnahmen weit zurückgedrängt worden. Auf der Südhalbkugel waren zwei Winter hintereinander kaum Infektionen zu verzeichnen. Einen effizienten Eintrag des Virus bei uns im bevorstehenden Winter halte ich daher für unwahrscheinlich
, sagte Keppler. Covid-19 muss auch in diesem Winter unser Hauptaugenmerk gelten.
Dennoch sollte die voraussichtlich vergleichsweise entspannte Lage bei der Grippe nach Kepplers Überzeugung für gefährdete Menschen kein Grund zur Sorglosigkeit sein: Alle Personen, denen die Ständige Impfkommission auch in früheren Jahren die Grippeimpfung empfohlen hat, sollten sich wie zuvor impfen lassen.
Dazu zählen unter anderem Menschen ab 60 Jahren, Schwangere, Vorerkrankte und medizinisches Personal.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, sich in diesem Herbst besonders zahlreich gegen Grippe impfen zu lassen. Weil es in Deutschland im vergangenen Jahr infolge des teilweisen Lockdowns so gut wie keine Grippe gegeben hatte, sei das Risiko einer Grippewelle in diesem Jahr umso höher, sagte er kürzlich. Nach Angaben des Robert-Koch Instituts könnte unser Immunsystem wegen der ausgefallenen Grippewelle weniger gut auf die kommenden Influenzaviren vorbereitet sein. dpa
Russland meldet Höchststand an Corona-Toten
Nachdem die Zahl der Corona-Infektionen in Russland wochenlang gesunken war, verzeichnen die Behörden nun kontinuierlich mehr Fälle. Auch die Zahl der Toten steigt zu einem Höchststand. Die Impfungen dagegen stagnieren.
In Russland hat es so viele Corona-Tote innerhalb eines Tages gegeben wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Am Samstag meldeten die Behörden 1.002 Todesfälle innerhalb eines Tages im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Schon seit Monaten verzeichnet das flächenmäßig größte Land der Erde mit rund 146 Millionen Einwohnern hohe tägliche Todeszahlen, in den vergangenen Tagen kletterten sie weiter. Laut offizieller Corona-Statistik starben in Russland insgesamt bisher mehr als 222.000 Patienten mit dem Virus. Es wird jedoch von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Delta-Variante wütet in Moskau
Nachdem die Zahl der täglichen Neuinfektionen Anfang September auf 18.000 pro Tag zurückgegangen war, stiegen sie in der zweiten Hälfte des Monats kontinuierlich. Mittlerweile teilen die Behörden mehr als 33.200 neue Fälle pro Tag mit. Die meisten Neuinfektionen wurden in Moskau (7.168) und St. Petersburg (2.476) registriert.
In Moskau, dem Epizentrum des Ausbruchs der Krankheit in Russland, erklärte die stellvertretende Bürgermeisterin Anastasia Rakova, dass die hochansteckende Delta-Variante inzwischen für alle Fälle in der Hauptstadt verantwortlich sei.
Skepsis gegenüber Impfung und Corona-Maßnahmen
Die Behörden sehen sich mit einer impfskeptischen Bevölkerung konfrontiert: Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Russen nicht vorhat, sich impfen zu lassen. Den jüngsten Zahlen zufolge sind nur 28 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Das Land hatte im August 2020 das weltweit erste Vakzin freigegeben und bietet seit Dezember 2020 die Impfung kostenlos an.
Trotz des Anstiegs gibt es nur wenige Beschränkungen. Angesichts der stark steigenden Neuinfektionen wächst in der Bevölkerung die Sorge, dass es neue Maßnahmen geben könnte. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Staatsagentur Ria Nowosti, das entscheide jede Region für sich. Die Behörden seien mit besonderen Befugnissen
ausgestattet. Moskau teilte mit, die Befolgung der Maskenpflicht stärker kontrollieren zu wollen.
Russlands oberster Corona-Mediziner Denis Prozenko nannte die Lage am Freitag sehr angespannt
. Dies ist angesichts einer so niedrigen Impfquote nicht verwunderlich.
Es sei überraschend, dass die Menschen im zweiten Jahr der Pandemie noch von der Existenz des Virus überzeugt werden müssten. Das Coronavirus ist keine Einbildung.
dpa, rtre, afpe
RKI meldet fast 11.000 Neuinfektionen
Inzidenz steigt über 70
Nach wochenlanger Stagnation scheint das Infektionsgeschehen in Deutschland wieder etwas Fahrt aufzunehmen. Die Sieben--Tage-Inzidenz lag erstmals seit 20.9. wieder über der Marke von 70. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 70,8 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 68,7 gelegen, vor einer Woche bei 64,4 (Vormonat: 76,3).
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 10.949 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.52 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 8854 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 75 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 65 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 365 107 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. dpa
Ärzte fordern Kinder und Jugendliche zu Impfung auf
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren eindringlich aufgefordert, sich gegen Corona impfen zu lassen. Nachdem Daten von über zehn Millionen Kindern und Jugendlichen erhoben wurden, empfehle ich die Impfung den über 12-Jährigen heute allgemein und uneingeschränkt, ich werbe dafür so dringlich wie bei Erwachsenen
, sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Risiko-Nutzen-Abwägung falle eindeutig zugunsten der Impfung aus.
Mit Blick auf die Corona-Situation in Schulen sagte Dötsch: Wir wollen weiterhin keine Durchseuchung der Kinder - aber wir wollen auch unbedingt vermeiden, dass die Jüngsten nochmal unter den Folgen der Schulschließungen und der Isolationsmaßnahmen leiden müssen.
Die Infektionszahlen seien nicht mehr das Entscheidende, auch nicht dann, wenn sie regional sehr hoch sind.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, zeigte sich dagegen von der derzeitigen Entwicklung besorgt. Auch wenn die allgemeinen Infektionszahlen derzeit noch stagnieren, nehmen gerade an Schulen die Infektionsausbrüche aktuell in einem Ausmaß zu, wie wir es bislang im Pandemieverlauf nicht kannten, vor allem nicht zu einem so frühen Zeitpunkt vor dem Winter
, sagte Meidinger der Passauer Neuen Presse
.
Ein Licht am Ende des Tunnels
sei, dass die Impfquote bei 12- bis 17- Jährigen schnell ansteige. Wenn es in diesem Land ein Impfangebot für jeden gibt, natürlich auf freiwilliger Basis, dann kann man auch an Schulen zur weitgehenden Normalität zurückkehren
, sagte Meidinger. Dies werde aber nicht vor dem Frühjahr sein. dpa
Weihnachtsfeiern unter freiem Himmel im Trend
Bei der Planung der diesjährigen Weihnachtsfeier sind Veranstaltern zufolge viele Unternehmen wegen der unsicheren Corona-Lage derzeit noch zurückhaltend. Die Firmen, die hingegen schon klare Vorstellungen hätten, organisierten vielfach Events unter freiem Himmel, sagt Marketingleiter Jan Möller vom bundesweit tätigen Veranstalter Teamgeist. Klarer Trend: Es wird in diesem Jahr deutlich mehr Outdoor-Veranstaltungen geben als etwa 2019.
Aktionen wie Nachtbogenschießen, Eisstockschießen oder digitale Schnitzeljagden durch Innenstädte seien sehr gefragt.
Auch Gastronomen seien im Hinblick auf Außenveranstaltungen kreativ, sagt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). So können Outdoor-Weihnachtsmärkte mit Glühweinstand, Grill und Eisstockschießen eine Alternative zum klassischen Gänseessen sein.
Da Weihnachtsfeiern aufgrund der 2G- und 3G-Regelungen aber auch in Innenräumen wieder möglich seien, hofften die Gastronomen auf die diesjährige Saison. Bei der 2G-Regelung dürfen nur Geimpfte und Genesene teilnehmen, bei 3G auch Getestete.
Im vergangenen Winter wurden wegen der Pandemie viele Weihnachtsfeiern abgesagt. Teilweise feierten Unternehmen mit ihren Mitarbeitern digital. dpa
2G im Einzelhandel in Hessen - Supermärkte dürfen Ungeimpften Zutritt verweigern
Der gesamte Einzelhandel in Hessen darf künftig die 2G-Regel für Kunden anwenden, also nur noch Geimpfte oder Genesene hereinlassen. Dieses Optionsmodell gilt damit auch für Supermärkte. Dies bestätigte die Hessische Staatskanzlei der Bild
-Zeitung. Wir gehen davon aus, dass diese Option eher nur tageweise genutzt wird und Geschäfte des alltäglichen Bedarfs davon keinen Gebrauch machen werden
, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Das heißt dann aber auch, dass ohne 2G weiter die Abstands- und die Maskenpflicht gelten.
Die Maßnahme erfolge als Reaktion auf Wünsche aus der Branche
.
Die hessische Landesregierung hatte die bestehende Corona-Schutzverordnung am Dienstag bis zum 7. November verlängert und neue Regeln festgelegt. So wurde unter anderem die 2G-Option auf den gesamten Einzelhandel ausgeweitet. Wird die 2G-Option im Einzelhandel gewählt, entfällt die Abstands- und Maskenpflicht, heißt es weiter. Tsp
Zahl der Einzelhändler in Innenstädten dürfte weiter stark sinken
Die Zahl der Einzelhändler in deutschen Innenstädten dürfte nach einer Umfrage weiter sinken und damit zu mehr Leerstand beitragen: Wie die Wirtschaftswoche
am Freitag unter Berufung auf Ergebnisse der Studie Zukunftsfeste Innenstädte
berichtete, rechnen Kommunen und Wirtschaftsvereinigungen mit einem Anstieg des Leerstands um fast 50 Prozent. Demnach lag die Quote leerstehender Geschäfte 2019 vor der Corona-Krise bei rund zehn Prozent.
In Zukunft dürften es jedoch dauerhaft 14 bis 15 Prozent sein
, berichtete die Zeitung unter Verweis auf die Studie. Demnach dürfte die Zahl der Einzelhändler um bis zu 14 Prozent sinken, die der Gastronomiebetriebe um sechs bis sieben Prozent. Die Kommunen erwarten zudem deutlich weniger Besucherinnen und Besucher in den Innenstädten. So gehen die Befragten davon aus, dass die Frequenz tagsüber um knapp zehn Prozent zurückgehen dürfte.
Für die Studie wurden im Frühsommer 2021 die Verwaltungen aller deutschen Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie zahlreiche Wirtschaftsvereinigungen befragt. Unterstützt wurde die Untersuchung vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie vom Deutschen Städtetag. AFP
Ethikrats-Vorsitzende: Wir müssen die Polarisierung aus den Köpfen kriegen
Der Ethikrat will im kommenden Jahr ein Papier zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie vorlegen. Das Projekt solle keine anklagende Bestandsaufnahme werden, eher ein kritischer Ausblick
, sagte die Ethikrats-Vorsitzende Alena Buyx dem Magazin Focus
. Sie solle vor allem die Frage beantworten: Was könnten etwa künftig Kriterien sein, mit denen man schneller und präziser Risikoabwägungen und Interessenausgleiche sicherstellen kann?
In der Studie werde auch die Vulnerabilität einzelner Bevölkerungsgruppen eine Rolle spielen. Medizinisch war ja schnell klar: Bedroht sind vor allem die alten Menschen und jene mit Vorerkrankungen. Aber was Corona etwa mit alleinerziehenden Frauen machte, mit Kindern und Jugendlichen, auch mit bestimmten Wirtschaftszweigen - das zeigte sich erst peu a peu
, so Buyx.
Außerdem wirbt die 44-jährige Medizinethikerin, die an der Universität München lehrt, für eine Art öffentlichen Heilungsprozess. Wir müssen die Polarisierung aus den Köpfen kriegen, die sich während Corona verschärft hat
. Die Schärfe und Brutalität vieler Debatten bereite ihr wirklich Angst
. Und weiter: Toleranz, Akzeptanz, Pluralismus - das macht uns doch aus; dass wir uns zuhören, dass wir versuchen, uns gegenseitig zu verstehen! Der Raum zwischen diesen polarisierten Gegensätzen muss wieder attraktiver werden.
KNA
RKI-Chef Wieler: Bekomme Morddrohungen
Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sieht sich massiven Bedrohungen ausgesetzt. Ich wünschte, die Lage wäre angenehmer, aber ich bekomme immer noch Drohungen
, sagte Wieler den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Wenn etwa öffentlich behauptet werde, er sei dafür verantwortlich, dass Schulen geschlossen würden, oder wenn irgendwo die Behauptung stehe, er wolle Lockdown statt Freiheit, dann nehmen die Drohungen, auch die Morddrohungen, massiv zu
. Das hindere ihn aber nicht an seiner Arbeit. Das Risiko hält mich aber nicht ab von meiner Pflicht. Solange ich Beamter dieses Staates bin, werde ich ihm verantwortungsvoll dienen
, sagte Wieler. dpa
RKI kann keine Angabe zur aktuellen Impfquote machen
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, räumt ein, dass exakte Angaben zur aktuellen Impfquote bis heute nicht möglich sind. Wir können nicht sagen, wie hoch die tatsächliche Quote jetzt, Mitte Oktober, ist
, sagt Wieler den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die offiziell gemeldeten Daten sind die Mindestimpfquote. Wir können die tatsächliche Impfquote nur schätzen.
Die letzte RKI-Schätzung sei mittlerweile zwei Wochen alt. Wir können nur sagen, dass bis Ende September bis zu 84 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft wurden und bis zu 80 Prozent vollständig.
Wieler kritisiert in diesem Zusammenhang das schleppende Tempo bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Es liegt an Ressourcen, an den vielen unterschiedlichen Abrechnungssystemen, den unterschiedlichen Interessen von Ärzten, Kassen und Kliniken, aber auch am Datenschutz.
Reuters
Lindner will zum zum Normalzustand
zurückkehren
FDP-Chef Christian Lindner will nach der Pandemie wieder zum Normalzustand
zurückkehren. Es ist Zeit, zum wirtschaftlichen Normalzustand zurückzukehren. Staatskonsum kann natürliche Nachfrage nicht ersetzen
, sagt Lindner der Zeitung Handelsblatt
. Die staatlichen Hilfsprogramme seien im Moment der Coronakrise richtig und notwendig gewesen, auf Dauer schwäche zu großer staatlicher Einfluss aber Wettbewerbsfähigkeit und Innovation.
Die Aufgabe Projekt für eine mögliche Koalition mit SPD und Grünen besteht laut dem FDP-Chef nun darin, private Investitionen für die Transformation zu mobilisieren und den Standort Deutschland dafür wieder attraktiv zu machen. Die günstigste Form von Wirtschaftsförderung ist dabei die Lösung von bürokratischen Fesseln und der Verzicht auf neue Belastungen.
Reuters
11.518 Neuinfektionen - Inzidenz bei 68,7
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es wenig Dynamik. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 68,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 67,0 gelegen, vor einer Woche bei 63,8 (Vormonat: 77,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.518 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.21 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 10. 429 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 65 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 86 Todesfälle gewesen.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Donnerstag mit 1,93 (Mittwoch 1,90) an. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Infektionsgeschehen im Südosten Deutschlands am höchsten - und in Bremen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von 65,4 auf 67,0 gestiegen. Das Land mit der höchsten Inzidenz ist Thüringen mit 109,7, dann folgen Bayern mit 96,7 und Sachsen mit 92,5. Dies sind Bundesländer, in denen die Impfquote deutlich niedriger liegt als in den nordwestdeutschen Bundesländern. Die fünf Landkreise mit den höchsten Inzidenzen finden sich am Donnerstag nach RKI-Angaben alle in Bayern.
Eine Ausnahme von dem Trend bildet Bremen. Dort sind 80 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal geimpft, was die mit Abstand höchste Impfquote der Gesamtbevölkerung in Deutschland darstellt. Gleichzeitig liegt die Sieben-Tage-Inzidenz mit 85,6 deutlich über dem Durchschnitt. Reuters
Touristen aus 19 Ländern dürfen wieder nach Bali - aber Deutsche nicht
Die beliebte indonesische Urlaubsinsel Bali empfängt ab sofort wieder vollständig geimpfte Touristen aus ausgewählten Ländern - jedoch nicht aus Deutschland. Nach der Anweisung des Präsidenten erlauben wir Besuchern aus 19 Ländern, wieder nach Bali und auf die Riau-Inseln zu reisen
, hieß es in einer Mitteilung des Pandemie-Beauftragten der Regierung, Luhut Pandjaitan, am Donnerstag.
Zu den Staaten auf der Liste zählen unter anderem Indien, Japan, Neuseeland, Italien, Frankreich und Spanien. Diese Staaten hätten nach Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Coronavirus unter Kontrolle, so Pandjaitan.
Der internationale Flughafen Ngurah Rai auf Bali wollte noch am Donnerstag wieder für internationale Flüge öffnen. Interessierte Urlauber müssen über Bali oder die beiden Flughäfen auf den Riau-Inseln in Batam und Bintan nach Indonesien einreisen. Neben einem Impfpass brauchen sie einen negativen PCR-Test und eine Hotelreservierung. Zunächst müssen alle Feriengäste zudem fünf Tage in Quarantäne in dem gebuchten Hotel.
Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante hatte der südostasiatische Inselstaat Indonesien mit 270 Millionen Einwohnern im Juni und Juli eine schwere Virus-Welle erlebt. Teilweise wurden mehr als 50.000 Neuinfektionen am Tag gemeldet. Jedoch gehen die Zahlen seit Wochen zurück. Mittlerweile liegen sie bei weniger als 1500 am Tag.
Indonesien war lange eines der am schwersten betroffenen Länder der Region. Insgesamt wurden bislang 4,2 Millionen Fälle bestätigt. Etwa 143 000 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Der wichtige Tourismussektor liegt seit eineinhalb Jahren fast komplett am Boden. 2019 waren noch mehr als sechs Millionen Urlauber auf die für ihre Tempel, Reisfelder und Strände bekannte Insel gereist. dpa
Frauen bei Impfungen in etlichen Ländern benachteiligt
Studie kritisiert mangelnde Aufklärung
Das Wissen und der Zugang zu Impfungen gegen das Coronavirus bleiben weltweit offenbar ungleich verteilt. Das geht aus einer Studie vor, die die Hilfsorganisation Care am Donnerstag in Bonn veröffentlichte. In 16 Ländern haben sich Frauen demnach seltener impfen lassen und schätzen die Vakzine als weniger sicher ein. Die Folgen seien verheerend: Etwa im Südsudan seien nur ein Viertel der Geimpften weiblich, 70 Prozent der Corona-Positiven seien Frauen.
Frauen müssten in Aufklärungs- und Impfkampagnen gezielt angesprochen werden, forderte Care-Generalsekretär Karl-Otto Zentel. Fehlende Informationen über Covid-19 gehören laut Studie zu den häufigsten Ursachen für eine niedrige Impfquote unter Frauen. So hätten im Irak nur 30 Prozent der befragten Frauen angegeben, zu wissen, wo sie sich für eine Impfung registrieren könnten. Ein Grund für das mangelnde Vertrauen vieler Frauen in die Impfstoffe sei die Angst vor Unfruchtbarkeit. Andere Befragte hätten erklärt, dass weit entfernte Gesundheitsstationen oder eine nicht erteilte Impferlaubnis durch männliche Verwandte große Hürden für sie darstellten.
Weltweit seien zugleich 70 Prozent des Gesundheitspersonals weiblich, hieß es. Frauen stehen bei dieser Pandemie an vorderster Front
, mahnte Zentel. In Ländern mit niedrigem Einkommen arbeiteten jedoch viele von ihnen in unbezahlten, informellen Funktionen
, so dass sie nicht zu den ersten zählten, die geimpft würden. Insgesamt seien in den einkommensschwachen Ländern weniger als zwei Prozent der Menschen geimpft. KNA
Australischer Bundesstaat Victoria mit Rekordzahlen
Die Zahl der Corona-Neuinfizierten im australischen Bundesstaat Victoria mit der Millionenstadt Melbourne steigt weiter - obwohl die Region an der Ostküste seit mehr als zwei Monaten im Lockdown ist und bereits mehr als 60 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Am Donnerstag meldeten die Behörden 2297 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, eine Steigerung von 700 Fällen im Vergleich zum Vortag. Ein Rekord: Noch nie hat ein Bundesstaat oder Territorium seit Beginn der Pandemie so viele Neuinfektionen gemeldet.
Wenn 70 Prozent der Einwohner zwei Impfdosen erhalten haben, will die Regionalregierung dennoch erste Lockerungen einführen. Dies werde voraussichtlich kommende Woche der Fall sein, sagte Regionalpremier Daniel Andrews. Wir haben eine Vereinbarung mit den Menschen in Victoria: Ihr lasst Euch impfen, und wir werden lockern. Und ich tue, was ich sage.
Victoria befindet sich zum sechsten Mal im Lockdown.
Der benachbarte Bundesstaat New South Wales mit der Metropole Sydney, der lange am schwersten von dem derzeitigen Ausbruch betroffen war, hatte vor wenigen Tagen seinen strikten Lockdown nach 106 Tagen beendet. Dort sinken die Zahlen.
Australien mit seinen rund 25 Millionen Einwohnern ist seit Beginn der Krise weitgehend abgeschottet von der Außenwelt. Wegen des Voranschreitens der Impfkampagne will die Regierung aber voraussichtlich im November erstmals wieder die internationalen Grenzen des Landes öffnen. Vollständig geimpfte Australier dürfen dann wieder ins Ausland reisen. Wann Touristen wieder nach Down Under einreisen können, ist aber noch unklar. dpa
Brasilien hat mehr als 100 Millionen Geimpfte
Rund zehn Monate nach Beginn der landesweiten Impfkampagne in Brasilien sind mehr als 100 Millionen Brasilianer komplett gegen das Coronavirus geimpft. Dies entspreche 62,5 Prozent der Zielgruppe der über 18-Jährigen, hieß es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums in Brasília am Mittwoch (Ortszeit). Die Marke solle bis Ende Oktober weiter steigen, auch weil das Gesundheitsministerium demnächst die Ankunft von mehr als 51,5 Millionen Dosen von Corona-Impfstoffen erwartet.
Während wichtige Städte wie Rio de Janeiro oder São Paulo erwogen haben, die Maskenpflicht unter bestimmten Bedingungen zu lockern, probeweise Feste mit Tausenden Besuchern stattfinden sowie Sambagruppen für den Karneval 2022 üben, will der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro sich weiter nicht impfen lassen. Ich sehe neue Studien, meine Immunisierung ist hoch
, begründete Bolsonaro in einem Interview des Radiosenders Jovem Pan
.
Der rechte Staatschef hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost und Schutzmaßnahmen sowie Einschränkungen abgelehnt. Auch den Sinn von Impfungen zieht er in Zweifel und hat mehrmals betont, dass er selbst noch nicht gegen Corona geimpft sei. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zum Corona-Krisenmanagement seiner Regierung läuft. Mehrmals demonstrierten in den vergangenen Monaten Zehntausende gegen Bolsonaro. Brasilien hatte am Freitag die Marke von 600.000 Corona-Toten überschritten. dpa
Corona-Impfstoffe - Was ist mit Sputnik V?
Gestern kam das Aus für Curevacs mRNA-basierten Covid-19-Impfstoff und auch die EU-Zulassung für den russischen Vektorimpfstoff Sputnik V wird immer unwahrscheinlicher.
In mehr als 70 Ländern ist der russische Corona-Impfstoff Sputnik V (Gam-COVID-Vac) bisher registriert. Im Westen – allen voran in der EU – ist die von Kremlchef Wladmir Putin als bester Impfstoff gepriesene Vakzine aber noch immer weit entfernt von einer Zulassung, dabei läuft das Rolling-Review-Verfahren bereits seit dem 4. März. Russland hatte die Verimpfung sogar bereits im August 2020 unter fragwürdiger Methodik zugelassen. Außerdem haben russische Forscher indes noch vier weitere Covid-19-Impfstoffe entwickelt.
Trotzdem ist die Corona-Lage in Russland mit mehr als 900 Toten am Tag, Zehntausenden Neuinfektionen und vergleichsweise niedriger Impfquote immer noch deutlich angespannt. Die Zahlen sind sehr schlecht, und tatsächlich löst das Besorgnis aus
, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow vor einigen Tagen laut Nachrichtenagentur dpa. Hauptursache für die bisher höchsten Todeszahlen sei die schlechte Impfquote. Das Virus wird immer bösartiger
, sagt Peskow. Bei den Corona-Toten nimmt Russland international längst eine Spitzenstellung ein.
Bisher haben gerade einmal etwa 30 Prozent der 144 Millionen Russen mindestens eine Dosis erhalten. Dabei besteht Sputnik V aus zwei verschiedenen adenoviralen Vektoren, die im Abstand von vier Wochen verimpft werden. Darüber hinaus wird bei Sputnik Light
nur die erste Komponente verimpft. Doch viele Russen glauben wohl nicht den Beteuerungen der Regierung, dass die Impfungen sicher seien. Westliche Impfstoffe sind in Russland nicht zugelassen. Und auch ein möglicher Vertrauensschub durch die seit langem erhoffte EU-Zulassung von Sputnik V bleibt bisher aus.
EU wartet auf weitere Daten
Zwar beklagt sich Moskau immer wieder darüber, es gebe politische Gründe in der EU dafür, dass Sputnik V (mit Ausnahme von Sonderwegen etwa in Ungarn) nicht zugelassen werde. Der deutsche Diplomat Markus Ederer, Botschafter der Europäischen Union in Moskau, aber weist das zurück. Klar sei vielmehr, dass Russland noch immer die von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und von der Weltgesundheitsorganisation WHO geforderten Unterlagen nicht geliefert hat. Russland selbst sagte sogar eine für Oktober geplante Reise von EMA-Experten wieder ab, weil man noch nicht so weit sei
, wie die Deutsche Presse-Agentur aus westlichen Diplomatenkreisen in Moskau erfuhr.
Es sei nicht das erste Mal, dass Russland Fristen für die von der EMA geforderten Inspektionen nicht einhalte, sagt auch Botschafter Ederer in einem Interview der russischen Tageszeitung RBK
vom vergangenen Freitag. Das bremst das Verfahren.
Ederer sieht die Lage ähnlich bei der Frage nach einer bisher fehlenden Anerkennung von Sputnik V durch die WHO.
Umstritten war bereits im vergangenen Jahr, dass Russland Sputnik V zum Einsatz freigab, obwohl noch nicht alle Testphasen abgeschlossen waren. Erst Ende September teilte Gesundheitsminister Michail Muraschko mit, die dritte und letzte Phase bei den Tests von Sputnik V sei nun abgeschlossen.
Bisher hieß es bei der EMA in Amsterdam stets, für eine Zulassung auf dem EU-Markt fehlten weiter ausreichende
Nachweise. Die Behörde wartet demnach auf Unterlagen, um die bisher verfügbaren Datensätze besser beurteilen zu können. Auch ein Sprecher der WHO teilt mit, dass die Organisation Sputnik V erst zulassen könne, wenn alle Daten verfügbar seien und Klarheit herrsche über die Sicherheit des Präparats. Die WHO prüfe wie bei anderen Impfstoffen Produktionsanlagen. Der Prozess laufe weiter. dpa, Pharmazeutische Zeitung
Drosten über Aufregung um Impfquote: Der totale Klamauk
In der Debatte um die präzise Impfquote in Deutschland hat der Virologe Christian Drosten das Robert Koch-Institut (RKI) in Schutz genommen. Die einseitige Schuldzuweisung ans RKI und Lothar Wieler halte er so nicht für gerechtfertigt, sagte der Experte von der Berliner Charité am Dienstag im Podcast Coronavirus-Update
bei NDR-Info. Das Thema sei auch nicht neu, das RKI weise schon länger auf die Problematik hin.
Nach einem Bericht zu einer RKI-Impfbefragung, der vorige Woche erschienen ist, sind unter Erwachsenen hierzulande vermutlich mehr Menschen geimpft als die Daten aus dem Meldesystem nahelegen. Es hieß, dass die Quote bei einmal und vollständig Geimpften ab 18 Jahren bis zu 5 Prozentpunkte höher sein dürfte. Bereits im August hatte das RKI von gewisser Unsicherheit
bei der Interpretation von Impfquoten-Daten berichtet.
Letztlich sei die öffentliche Aufregung um die Diskrepanz komplett umsonst
, sagte Drosten. Die Situation habe sich nicht geändert. Das ist einfach der totale Klamauk, was da passiert ist.
Rechnen müsse man mit der Impfquote der Gesamtbevölkerung (und nicht der Erwachsenen), sagte Drosten: Dabei sei der Unterschied zwischen dem Meldesystem und der RKI-Begleituntersuchung gering und für die Bewertung der Gesamtsituation irrelevant
. Die Begleitstudie, eine Umfrage, weise auch einige Einschränkungen auf.
Weiter sprach sich Drosten dafür aus, Corona-Schutzmaßnahmen nur nach und nach zu lockern: Das Allerwichtigste ist das Schließen der Impflücken. Und dann öffnen wir schrittweise, ein Schritt nach dem anderen.
Die Quote solle so hoch wie es geht
gesteigert werden.
Es war die 100. Folge des Podcasts. Das Format soll laut NDR in den kommenden Wochen mit kürzeren Folgen als zuletzt fortgesetzt werden. Im Kern halte er sein Projekt der wissenschaftlichen Informationsvermittlung auf diesem Weg jedoch für erledigt, seit Impfstoffe breit verfügbar seien, sagte Drosten. Die Wissenschaft habe geliefert. Das Ganze ist jetzt Aufgabe der Politik.
Von Februar 2020 an hatte Drosten in dem mehrfach ausgezeichneten Format über Erkenntnisse zu Sars-CoV-2 informiert, anfangs täglich. Mittlerweile erscheint der Podcast in der Regel im Zwei-Wochen-Takt. Dabei wechseln sich Drosten und die Virologin Sandra Ciesek ab.
Die Expertin aus Frankfurt sagte am Dienstag, die weitere Entwicklung der Pandemie in Deutschland sei momentan schwierig zu bewerten. Es sei aber schon öfter zu beobachten gewesen, dass die Infektionszahlen nach den Schulferien wieder steigen.
Kritik übte Ciesek an der sogenannten Hospitalisierungsinzidenz (Covid-19-Neuaufnahmen in Kliniken binnen sieben Tagen) als Maß aller Dinge
: Der Virologin zufolge bildet der Indikator die tatsächliche Belastung in vielerlei Hinsicht ungenau ab. Sie sprach sich etwa dafür aus, sich die Lage der Universitätskliniken genauer anzuschauen, da diese die Covid-19-Patienten vorrangig behandelten. Auch innerhalb einzelner Krankenhäuser seien Abteilungen unterschiedlich stark belastet. Der NDR berichtete zudem über großen Meldeverzug.
Drosten sagte, es sei kein Wunder, dass die noch relativ neue Meldepflicht noch nicht reibungslos funktioniere - man könne so etwas aber auch nicht mal eben schnell verbessern
. dpa
Impfpflicht für 125.000 Mitarbeiter beim US-Flugzeugbauer Boeing
Der US-Flugzeugbauer Boeing führt im Rahmen einer von Präsident Joe Biden erlassenen Anordnung für Auftragnehmer von US-Bundesbehörden eine Impfpflicht ein. Bis zum 8. Dezember müssen die rund 125.000 US-Mitarbeiter entweder einen Impfnachweis vorlegen oder infolge einer Behinderung oder einer aufrichtigen religiösen Überzeugung anerkannte, zumutbare Schutzmaßnahmen treffen
, teilt Boeing mit. Auch die US-Fluggesellschaften American Airlines, Southwest Airlines, JetBlue Airways und Alaska Airlines sowie der Flugzeugteilehersteller Spirit AeroSystems erklären, dass sie sich an die von Biden vorgeschriebene Frist halten werden. Reuters
Intensivmediziner sehen keine Entspannung
Die Kapazitäten für freie Betten auf den Intensivstationen sind nach Angaben der Intensivmediziner derzeit relativ stabil. Im Moment sind wir in einer Plateau-Phase, wir stagnieren bei etwa 1300 Covid-Intensivpatienten. Die Lage ist unter Kontrolle
, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Von einer Entspannung sei aber keineswegs zu sprechen. Weiterhin sei Covid-19 aber für die Intensivmedizin eine große Belastung
, die Lage auf den Intensivstationen werde inzwischen aber nicht mehr immer und zuallererst von Corona bestimmt.
Es gebe im Schnitt zwei freie Intensivbetten pro Standort. Die allermeisten Patienten, die wir behandeln - das wissen wir aus den Gesprächen mit vielen Kollegen großer deutscher Intensivstationen - sind gar nicht oder nicht vollständig geimpft.
Reuters
Parlamentsbericht wirft Johnson gravierende Fehler vor
Ein Parlamentsbericht hat dem britischen Premierminister Boris Johnson ein schlechtes Zeugnis für seinen Umgang mit dem Coronavirus ausgestellt. Das Herauszögern eines Lockdowns zu Beginn der Pandemie vergangenes Jahr war demnach eines der größten Versäumnisse im Bereich der öffentlichen Gesundheit
in der Geschichte des Landes, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Untersuchungsbericht. Der falsche
Ansatz der Regierung habe Menschenleben gekostet.
Die Abgeordneten kritisierten nicht nur, dass die Regierung zu spät Ausgangssperren für die eigene Bevölkerung erlassen hatten - sie wiesen auch darauf hin, dass Großbritannien seine Grenzkontrollen erst sehr spät verschärft hatte. Demnach hatte die Regierung das Coronavirus anfangs unterschätzt und mit falschen Modellen gearbeitet. Der Regierungskurs hätte von allen stärker in Frage gestellt werden müssen
, heißt es in dem Bericht.
Die Parlamentsabgeordneten hatten für ihren Bericht zahlreiche Zeugen vernommen, darunter auch den umstrittenen Ex-Berater von Johnson, Dominic Cummings, der wegen der Missachtung von Quarantäne-Regeln nach seiner Covid-Erkrankung selbst in der Kritik stand. Eine unabhängige öffentliche Untersuchung der Corona-Politik der Regierung soll erst nächstes Jahr folgen.
Großbritannien ist mit fast 138.000 Corona-Todesfällen eines der am schlimmsten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Während zahlreiche europäische Regierungen Anfang 2020 bereits ihre Grenzen abgeriegelt und Lockdowns erlassen hatten, hatte sich Johnson erst Ende März dazu durchringen können. Kurz darauf landete Johnson selbst mit einer Corona-Infektion auf der Intensivstation, zahlreiche seiner Kabinettskollegen und Berater infizierten sich. Unter seinen Beratern hatten damals lange Pläne von einer kontrollierten Durchseuchung
der Bevölkerung zirkuliert. AFP
Canberra will Lockdown nach zwei Monaten aufheben
Nach zwei Monaten wird der Lockdown in der Region Australian Capital Territory (ACT) mit der australischen Hauptstadt Canberra am Freitag aufgehoben. Dies sei möglich, weil mittlerweile 72 Prozent der Bürger vollständig geimpft seien, teilte die Regionalregierung am Dienstag mit. Am Montag war bereits der Lockdown im Bundesstaat New South Wales mit der Metropole Sydney beendet worden - nach 106 Tagen. Die Region rund um Canberra liegt an der Ostküste und ist von New South Wales umschlossen.
Im ACT dürften sich ab Ende der Woche wieder Gruppen von bis zu 25 Menschen im Freien und von bis zu fünf Personen in ihren Häusern treffen, hieß es. Restaurants, Friseure und Schwimmbäder sowie viele weitere Einrichtungen können unter Einhaltung strenger Abstandsregeln ebenfalls wieder öffnen.
Mitte August wurde im ACT mit rund 430.000 Einwohnern erstmals seit einem Jahr wieder ein Corona-Fall bestätigt. Ein zunächst für sieben Tage verhängter Lockdown wurde wegen steigender Infektionszahlen mehrmals verlängert. Am Dienstag verbuchten die Behörden 28 neue Fälle.
Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern hatte lange eine Null-Covid-Strategie verfolgt und war wegen extrem strikter Regeln lange erfolgreich im Kampf gegen die Pandemie. Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante häuften sich aber in den vergangenen Monaten die Lockdowns in mehreren Regionen. dpa
Bund zahlte schon mehr als fünf Milliarden für Tests
Die Coronatests haben den Bund bereits mehr als fünf Milliarden Euro gekostet. Wie Zahlen des Bundesamts für Soziale Sicherung zeigen, wurden über den Gesundheitsfonds bis Mitte September über 5,2 Milliarden Euro abgerechnet. Dabei zahlte der Bund allein für Antigen-Tests 1,4 Milliarden Euro. Am Montag hatte die Regierung aus Fairness
gegenüber dem Steuerzahler die kostenlosen Bürgertests abgeschafft. Zuerst hatte die Rheinische Post
über die Zahlen berichtet.
Für labordiagnostische Leistungen gab der Bund demnach 1,1 Milliarden Euro aus. Weitere Leistungen wie die Abstrichnahmen kosteten 2,4 Milliarden Euro. Zusätzlich zahlte der Bund bis Mitte September rund 92 Millionen Euro für Tests in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und in Obdachlosenunterkünften.
Seit Montag sind die Bürgertests nicht mehr kostenlos. So will die Politik den Druck auf Ungeimpfte erhöhen, sich impfen zu lassen. Ausnahmen gelten unter anderem für alle Gruppen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen und dies nachweisen können oder für die noch kein Impfstoff zur Verfügung steht. AFP
Wenig Dynamik im Infektionsgeschehen
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es wenig Dynamik. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Dienstagmorgen mit 65,8 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 66,5 gelegen, vor einer Woche bei 63,6 (Vormonat: 80,2). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 4.971 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.19 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 4799 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 88 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 90 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.318.355 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. dpa
Lufthansa zahlt Teil der Corona-Hilfen an den Staat zurück
Die Lufthansa hat einen Teil der Corona-Staatshilfen zurückbezahlt. Eine Stille Einlage über 1,5 Milliarden Euro sei vollständig abgelöst worden, teilte die Fluggesellschaft am Montag mit. Das Geld stammt aus einer Kapitalerhöhung, die 2,162 Milliarden Euro eingebracht habe und die nun abgeschlossen sei.
Wir sind sehr dankbar, dass die Deutsche Lufthansa AG in schwierigsten Zeiten mit Steuermitteln stabilisiert worden ist
, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Wir schauen zunehmend optimistisch in die Zukunft.
Immer mehr Länder öffneten ihre Grenzen und die Nachfrage nach Flugreisen wachse täglich.
Die Lufthansa hatte vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) über zwei Stille Einlagen insgesamt 2,5 Milliarden Euro bekommen. Bis Ende des Jahres soll die restliche Milliarde zurückgezahlt werden. Ein Kredit der staatlichen Förderbank KfW in Höhe von einer Milliarde Euro war bereits im Februar 2021 vorzeitig getilgt worden. Reuters
Lettland erklärt wegen Corona-Infektionen Gesundheitsnotstand
Wegen einer starken Zunahme der Corona-Infektionen hat Lettland am Montag einen dreimonatigen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Nach den neuen Regeln dürfen öffentliche Gebäude nur noch mit Schutzmaske betreten werden, alle Angestellten des öffentlichen Dienstes müssen bis zum 15. November geimpft sein. Zuletzt wurden unter den 1,9 Millionen Einwohnern der Balten-Republik täglich mehr als eintausend Neuinfektionen registriert.
Wer nicht geimpft ist, darf in Lettland künftig keinen Supermarkt mehr betreten. Nur Geschäfte des täglichen Bedarfs dürfen am Wochenende öffnen. Alle Letten sind aufgerufen, im Home Office zu arbeiten. Regierungschef Krisjans Karins schrieb auf Twitter, er fordere seine Landsleute auf, sich nicht zu versammeln, nicht zu besuchen und Ihre Kontakte zu beschränken
.
Nur 48 Prozent der Letten sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das ist eine der niedrigsten Impfquoten in Europa, nur in Bulgarien, Rumänien und Kroatien ist die Impfquote noch niedriger. AFP
Keine einheitliche Testpflicht für Mitarbeiter mit Kundenkontakt
Bund und Länder konnten sich nicht auf ein einheitliches Vorgehen für das Erlassen einer Corona-Testpflicht für Mitarbeiter in Unternehmen mit Publikumsverkehr einigen. Die Gesundheitsministerkonferenz beschloss am Montag in ihrer Schaltkonferenz lediglich, dass Paragraf 28 im Infektionsschutzgesetz als Rechtsgrundlage dafür geeignet sei. Auf dieser Rechtsgrundlage kann eine Testvorlagepflicht für die Beschäftigten mit direktem Kundenkontakt durch das Landesrecht erlassen werden
, heißt es im einstimmig gefassten Beschluss, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Im ursprünglichen Entwurf hatte es noch geheißen: Die Länder sind sich einig, dass die mittlerweile in vielen Bundesländern geregelte 3G-Nachweispflicht als Voraussetzung zum Zugang zu Betrieben, Einrichtungen oder sonstigen Angeboten mit direktem Kundenkontakt nicht nur für Kundinnen und Kunden, Besucherinnen und Besucher oder sonstige externen Personen, sondern auch für Beschäftigte gelten soll.
dpa
WHO empfiehlt Wiederauffrischungsimpfung für immungeschwächte Patienten
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Corona-Auffrischungsimpfung für immungeschwächte Patienten empfohlen. Menschen mit mittel bis schwer geschädigtem
Immunsystem solle eine Auffrischungsimpfung angeboten werden, erklärte die WHO am Montag in Genf. Dies beziehe sich auf alle von der WHO empfohlenen Vakzine.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem könnten nur bedingt auf die Standard-Impfung reagieren. Daher unterlägen sie einem hohen Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung
, erklärte die WHO-Expertengruppe für Immunisierungen (Sage). Für eine sogenannte Booster-Impfung für alle Bevölkerungsgruppen sprach sich die WHO dagegen nicht aus. AFP
Holetschek fordert RKI-Bericht zu korrigierten Impfzahlen
Angesichts korrigierter Impfzahlen fordert Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU) in der nächsten Schalte der Gesundheitsminister einen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Wir brauchen da Klarheit und Wahrheit in der Frage der Daten
, sagte Holetschek am Montag nach Beratungen mit seinen Ressortkollegen.
Nach einer neuen RKI-Auswertung sind die Corona-Impfungen in Deutschland wohl schon weiter als bislang in der Meldestatistik erfasst. Es sei anzunehmen, dass unter den Erwachsenen bereits bis zu 84 Prozent mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft sind, hieß es in einem aktuellen RKI-Bericht mit Stichtag 5. Oktober. Das entspräche jeweils um fünf Prozentpunkte höheren Impfquoten als nach offiziellen Meldungen der Impfstellen.
Holetschek will nun vom RKI wissen, wie die Daten ins System gekommen seien, wo es gegebenenfalls welche Defizite gegeben habe, ob es an einer mangelnden Datenlage etwa von Betriebsärzten liege oder woran sonst. Deshalb habe man für die nächste Schalte RKI-Präsident Lothar Wieler eingeladen, um das zu klären. Das wird sicher auch insgesamt eine Lehre aus der Pandemie sein, dass wir bei den Datengrundlagen bis jetzt aus meiner Sicht nicht sehr erfolgreich waren und da dringend Nachbesserungsbedarf haben
, fügte Holetschek hinzu. dpa
Weltbank: Ärmere Länder verpassen Erholung von Corona-Krise
Ärmere Länder profitieren nach Ansicht der Weltbank kaum von der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Krise. Der Aufschwung sei dramatisch ungleich
, und Entwicklungsländer stünden weiter vor großen Herausforderungen, mahnte Weltbank-Präsident David Malpass am Montag zu Beginn der gemeinsamen Jahrestagung der Organisation mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Weil den ärmeren Ländern Impfstoffe und der finanzielle Spielraum zur Unterstützung der Konjunktur fehlten, wachse die Ungleichheit zwischen Ländergruppen.
Das Pro-Kopf-Einkommen in Industrieländern soll 2021 um fast 5 Prozent wachsen, aber nur 0,5 Prozent in den armen Ländern
, sagte Malpass. Für viele Entwicklungsländer werde es Jahre dauern, bis das Einkommensniveau wieder auf den Wert von vor der Pandemie steigen werde. Die Pandemie habe zu einer tragischen Umkehr
des Trends für Entwicklungsländer und der Verringerung der Armut geführt.
Der Weltbank zufolge stieg die Verschuldung der armen Länder 2020 um 12 Prozent auf 860 Milliarden Dollar. Die Verschuldung bremse die Entwicklung vieler ärmerer Staaten aus und müsse auf ein nachhaltiges Niveau gebracht werden, forderte Malpass. Wir brauchen eine umfassende Herangehensweise an das Schuldenproblem, inklusive Schuldenreduzierungen, schnelleren Restrukturierungen und verbesserter Transparenz.
Für die Jahrestagung von IWF und Weltbank kommen Finanzminister, Zentralbanker sowie Vertreter aus der Finanzwirtschaft und der Entwicklungszusammenarbeit zusammen. Die bis Sonntag dauernde Tagung findet in einem hybriden Format statt, also teils in Washington und teils online. An einigen Beratungen wollen auch der deutsche Finanzminister Olaf Scholz, Bundesbankchef Jens Weidmann und die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, teilnehmen. dpa
Russland verzeichnet weiter Todesfallzahlen auf Rekordniveau
In Russland bewegt sich die Zahl der im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion täglich verstorbenen Menschen weiter auf Rekordniveau. Am Montag meldete die Taskforce der Regierung 957 zusätzliche Todesfälle. Das waren nur elf weniger als vor zwei Tagen, als mit 968 Toten der höchste Wert binnen 24 Stunden seit Beginn der Pandemie verzeichnet wurde.
Nach Angaben der Taskforce wurden zudem 29.409 Neuinfektionen registriert nach 28.647 am Sonntag. Besonders stark betroffen ist Moskau mit mehr als 5.000 Neuansteckungen.
Insgesamt verzeichnet Russland weltweit die fünftmeisten Infektionen und die viertmeisten Corona-Todesfälle. Rund 7,8 Millionen Menschen haben sich nachweislich mit dem Virus angesteckt, mehr als 217.000 Menschen starben nach offiziellen Angaben. Reuters
Alle Patienten waren jung und ungeimpft
Liefers schildert dramatischen Einsatz auf Intensivstation
Infolge breiter Kritik an einer Künstleraktion absolvierte der Schauspieler eine Hospitanz in einer Corona-Klinik. Nun berichtet er von drastischen Schicksalen.
Mit teils drastischen Worten hat Schauspieler Jan Josef Liefers von seinem Einsatz auf einer Corona-Intensivstation berichtet. Alle Covid-Patienten hier auf Intensiv waren schwer erkrankt, dem Tod näher als dem Leben. Alle jung, von 28 bis 48 Jahre alt. Alle ungeimpft
, schrieb der 57 Jahre alte Tatort-Star in einem Gastbeitrag für bild.de.
Demnach seien unter den benannten Patienten zwei hochschwangere Frauen gewesen, deren Kinder per Not-OP geholt wurden und leben
. Die Mütter hingegen hätten es nicht geschafft, schrieb Liefers.
Der Tatort
-Star hatte sich im Frühjahr an der Aktion #allesdichtmachen beteiligt, bei der Dutzende Film- und Fernsehschauspieler mit ironisch-satirischen Clips die Coronapolitik in Deutschland kommentiert hatten. Nach heftiger Kritik kündigte Liefers in einem Streitgespräch mit Gesundheitsminister Jens Spahn an, sich bei der Gegenaktion #allemalneschichtmachen anzumelden.
Die Medizin-Bloggerin Doc Caro
hatte die Schauspieler aufgerufen, für eine Schicht im Rettungsdienst oder auf einer Intensivstation mitzuarbeiten.
Liefers' Angaben zufolge liegt sein Einsatz als Praktikant
bereits zwei Wochen zurück. Helfen konnte ich nicht viel, nur beim Umlagern konnte ich mich nützlich machen, eingepackt in zusätzliche Schutzkleidung, mit FFP2-Maske und einer Art Taucherbrille auf den Augen.
Warum es manche so schwer treffe, sei noch unklar, schrieb Liefers. Allerdings, da waren sich Pfleger wie Ärzte einig, wäre keiner hier gelandet mit einer Impfung.
Kein allgemeiner Impfaufruf
Direkt zum Impfen aufrufen wollte Liefers nicht: Ist das nun doch ein Impfaufruf? Tja, was soll ich sagen? Ich befürworte die Impfung Erwachsener, absolut klarer Fall. Aber ich gebe keine medizinischen Ratschläge, ich erzähle hier nur meine Geschichte. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst.
Dem Gastbeitrag lässt sich entnehmen, dass sich der 57-Jährige einen mRNA-Impfstoff verabreichen ließ. Liefers schließt mit den Worten: Wenn ich nun zurückdenke an meinen Tag auf der ITS und daran, wie die seltsame und bisweilen unbarmherzige Lotterie des Lebens für die Sieben dort ausgegangen ist, dann weiß ich jedenfalls, ich habe keinen Fehler gemacht.
Entwicklung
Der Beitrag von Jan Josef Liefers ist auch deswegen bemerkenswert, weil er eine Entwicklung zeigt. Bei #allesdichtmachen stand der Schauspieler sehr viel deutlicher auf der Seite der Corona-Skeptiker. Schon in seinen Medienauftritten nach Bekanntwerden der Aktion zeigte sich Liefers solidarisch mit den übrigen Aktivisten. Bei Maybrit Illner
hatte er noch reklamiert, dass die Aktion einen neuralgischen Punkt erwischt hätte, es gebe eben auch starken Beifall. Und: Es gebe doch immer mehr Leute, die sagten, das und das dürfe man nicht mehr sagen. Jan Josef Liefers hinterließ jedenfalls den Eindruck, dass er eine solche Aktion wiederholen würde. Auch weil nur eine solche Aktion eine solche Aufmerksamkeit generieren kann.
In diesem Punkt irrte Joachim Huber, der diese Maybrit Illner
-Ausgabe rezensiert hatte. Jan Josef Liefers ging seinen eigenen Weg, er ging in die Klinik, in die Intensivstation. Und er beteiligte sich nicht an der Aktion #allesaufidentisch von Volker Bruch und Wotan Wilke Möhring. Welch ein Unterschied! Joachim Huber mit dpa
Karl Lauterbach @Karl_Lauterbach
Unglaublich. Ich hatte @JanJosefLiefers noch gelobt, weil er Intensivstation besucht hatte. Das nehme ich zurück. Jetzt nutzt er den Besuch, um dem Staat Erpressung von Ungeimpften zu unterstellen. Er hat gar nichts dazu gelernt. @Karl_Lauterbach / Twitter
RKI: 7612 Neuinfektionen - Inzidenz steigt leicht auf 66,1
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist im Vergleich zum Vortag erneut leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 66,1 an. Am Vortag hatte der Wert bei 64,4 gelegen, vor einer Woche ebenfalls bei 64,2 (Vormonat: 83,8). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 7612 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.16 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 6164 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 24 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es neun Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.310.273 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb vonsieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,67 an. Das entspricht in etwa dem Wert der Vorwoche. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit rund 4.087.700 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 94 202. dpa
80 Prozent aller über Zwölfjährigen in Italien geimpft
In Italien sind nach Regierungsangaben inzwischen 80 Prozent aller über zwölfjährigen Einwohner vollständig geimpft. Mehr als 43 Millionen Menschen haben demnach per 10. Oktober ihren Impfzyklus abgeschlossen. Damit hat die Regierung ein von ihr als zentral ausgewiesenes Ziel im Kampf gegen die Pandemie erreicht. Gleichwohl reiche das noch nicht, betont Guido Rasi, der der Corona-Sonderkommission der Regierung als Berater angehört. Entweder müsse ein noch höherer Anteil der über Zwölfjährigen geimpft werden. Oder man müsse auch Fünf- bis Zwölfjährige impfen, um so auf einen Anteil von 80 Prozent der Gesamtbevölkerung (rund 60 Millionen) zu kommen. Reuters
Große Vorlesungen an Unis wohl auch künftig digital
Große Vorlesungen an Universitäten könnten auch nach der Corona-Pandemie dauerhaft per Video übertragen werden. Derartige Veranstaltungen gehörten zu den Angeboten, die für ein dauerhaftes Digitalangebot infrage kämen, sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter-André Alt, der Deutschen Presse-Agentur.
An vielen Hochschulen in Deutschland beginnt an diesem und am kommenden Montag die Vorlesungszeit. Nach drei Corona-Online-Semestern können die Studierenden die Mehrzahl der Lehrveranstaltungen wieder direkt an der Uni oder der Fachhochschule erleben. Dafür müssen sie nachweisen, dass sie entweder geimpft, genesen oder getestet sind (3G). Große Vorlesungen fänden aber weiter zu einem großen Teil digital statt, sagte Alt.
Er nannte die durch die Corona-Zeit erzwungenen
Erfahrungen mit der Online-Lehre auch hilfreich. Es sollte keine einfache Rückkehr zur Situation vor der Pandemie geben. Die Fächer stehen jetzt vor der Herausforderung, einen didaktisch sinnvollen Mix von digitalen und Präsenzveranstaltungen zu gestalten.
Körperlich beeinträchtigte Studierende oder solche mit familiären Verpflichtungen würden auch davon profitieren, wenn sie nicht zu jeder Veranstaltung anreisen müssten. dpa
Patientenschützer fordert kostenlose Schnelltests in Altenheimen
Vor dem Wegfall der kostenlosen Schnelltests an diesem Montag hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz Sonderregelungen für Alten- und Pflegeheime gefordert. Bund und Länder müssten Besuchern dort gebührenfreie Testmöglichkeiten bieten, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Denn viele der bundesweit rund 12.000 stationären Einrichtungen verlangten auch von vollständig geimpften Besuchern einen aktuellen und zertifizierten negativen Schnelltest.
Wenn viele der rund 20.000 Testzentren in Deutschland ihre Arbeit einstellten, sei ein anerkannter Negativ-Nachweis besonders in ländlichen Gebieten schwer zu bekommen, sagte Brysch. Manchmal 20 Kilometer Anfahrtsweg sind für Angehörige unzumutbar
, ergänzte er. Das Chaos aus dem letzten Herbst darf sich nicht wiederholen.
Damals sei Besuchern der Zutritt zu Alten- und Pflegeheimen untersagt worden, weil sie kein Ergebnis eines Schnelltests vorweisen konnten.
Die Einrichtungen müssten per Verordnung verpflichtet werden, Schnelltests vor Ort anzubieten, forderte Brysch. Die Kosten sollten ihnen von den Krankenkassen oder dem Gesetzgeber zeitnah erstattet werden. Es müsse sichergestellt sein, dass die bundesweit rund 900.000 Pflegeheimbewohner ungehindert besucht werden könnten.
Ab diesem Montag gibt es nach einem Bund-Länder-Beschluss keine kostenlosen Bürgertests mehr - von wenigen Ausnahmen abgesehen. Dazu zählen unter anderem Kinder und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Wie viele private Schnelltest-Stellen ihren Service weiter anbieten, ist noch unklar. Ein Schnelltest auf Sars-CoV-2 soll künftig um die zwölf Euro kosten. dpa
völlig überteuert
Schwere Ausschreitungen bei Corona-Demos in Rom
Bei Protesten gegen die Corona-Politik der italienischen Regierung ist es in Rom zu schweren Ausschreitungen gekommen. Mehrere Tausend Demonstranten zogen am Samstag durch die Straßen der Hauptstadt und gerieten immer wieder mit der Polizei aneinander.
Es kam es zu heftigen Zusammenstößen, die Ordnungskräfte setzten Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer ein. Die Demonstranten versuchten, Absperrungen zu durchbrechen und warfen ihrerseits mit Stühlen und Knallbomben, wie auf Videos zu sehen war.
Am frühen Abend stürmten die Protestierenden den Sitz der größten italienischen Gewerkschaft CGIL. Amateuraufnahmen zeigten, wie sie die Wachleute und Polizisten mit Stöcken und Fahnenstangen attackierten und dann durch die Tür in das Gebäude vordrangen.
In Italien treten in der nächsten Woche weitere Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie in Kraft. Vom 15. Oktober muss jeder Beschäftigte in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst einen sogenannten Grünen Pass
haben, also einen Nachweis der Impfung, Genesung oder eines - zu bezahlenden - negativen Tests. Die Kritiker dieses Passes und Impfgegner machten zuletzt Stimmung gegen die Maßnahme. dpa
Fluggastzahl in Deutschland bei Hälfte des Vorkrisen-Niveaus
Auf den deutschen Flughäfen werden zurzeit etwa halb so viele Passagiere abgefertigt wie vor der Corona-Pandemie. In der 39. Kalenderwoche (27. September bis 3. Oktober) wurden rund 2,7 Millionen Fluggäste gezählt, wie der Flughafenverband ADV am Samstag in Berlin mitteilte. Das waren 51,6 Prozent weniger als in der entsprechenden Woche 2019, aber 158,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Im Vergleich zur Vorwoche seien fast 100.000 zusätzliche Passagiere gekommen, stellte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel heraus. Die Erwartungen bestätigen sich und machen Mut auf ein Oktoberhoch in der Nachfrageentwicklung.
Das Wachstum konzentriere sich auf typische Businessziele und Flughäfen an Orten, an denen die Herbstferien bereits begonnen hätten. dpa
Griechenland lockert Corona-Maßnahmen
In Griechenland gibt es von diesem Samstag an zahlreiche Lockerungen für Geimpfte und Genesene. Bars, Restaurants und Cafés, aber auch andere geschlossene Räumlichkeiten wie Fitness-Studios und Kinos dürfen künftig die Höchstgrenze an Gästen zulassen. Voraussetzung ist, dass die Besucher geimpft oder nachweislich in den vergangenen sechs Monaten von einer Corona-Infektion genesen sind. Abstandsregeln und Maskenpflicht fallen dann in diesen Bereichen weg.
Die Lockerungen sollen zunächst für 15 Tage gelten, dann werde der Schritt neu bewertet, berichteten griechische Medien am Samstag. Die Polizei kündigte bereits an, die Nachweise von Geimpften und Genesenen streng zu kontrollieren. Manche griechische Wissenschaftler meldeten dennoch Bedenken an. Ich glaube, dass wir die falsche Botschaft vermitteln
, sagte Giorgos Boulbasakos, Direktor einer Athener Lungenklinik, dem Fernsehsender Mega am Samstag. Er forderte unter anderem eine Impfpflicht für Mitarbeiter in der Gastronomie.
In Griechenland gibt es bereits eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitssektor. Die griechische Regierung will mit den Lockerungen vor allem Ungeimpfte dazu bewegen, sich impfen zu lassen. In Griechenland sind rund 6,3 Millionen der rund elf Millionen Einwohner des Landes vollständig geimpft. Die Zahl der Neuinfektionen war zuletzt vor allem in Nordgriechenland stark angestiegen, unter anderem in der Hafenstadt Thessaloniki. Dennoch sollen die Lockerungen auch dort greifen. dpa
Im Jahr 2020 weltweit deutlich mehr psychische Krankheiten
Die Zahl psychischer Erkrankungen hat durch die Pandemie weltweit enorm zugenommen. Im Covid-Jahr 2020 gab es laut einer Studie geschätzte 53 Millionen Fälle von schweren depressiven Störungen und 76 Millionen Fälle von Angststörungen zusätzlich, die auf die Viruskrise zurückzuführen sind. Das entspreche global einer Steigerung von 28 beziehungsweise 26 Prozent, schreiben Forscher der australischen Universität von Queensland und der Universität von Washington im Fachmagazin The Lancet
. Regierungen in aller Welt müssten dem Trend dringend gegensteuern, so die Forscher.
In Deutschland war die Zuwachsrate mit jeweils knapp 17 Prozent noch vergleichsweise niedrig. Deutlich stärker war der Anstieg etwa in Frankreich, Spanien und Italien, zeigen Daten der Forscher. Jedoch fehlten aus vielen Ländern Angaben, speziell aus Staaten mit niedrigen und mittleren Einkommen. Weitere Erhebungen seien nötig.
Am schlimmsten sind demnach jüngere Menschen betroffen. Die fehlende Interaktion mit Gleichaltrigen, Schulschließungen und die Angst vor Arbeitslosigkeit seien wichtige Faktoren, sagte Co-Autorin Alize Ferrari einer Mitteilung zufolge. Zudem hätten psychische Störungen bei Frauen deutlich mehr zugenommen als bei Männern. Leider waren Frauen aus zahlreichen Gründen immer stärker von den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betroffen.
Mehr Pflege- und Haushaltspflichten sowie häusliche Gewalt im Lockdown spielten dabei eine wichtige Rolle.
Die Wissenschaftler um Damian Santomauro vom Queensland Zentrum für psychische Gesundheitsforschung (QCMHR) betonten, dies sei die erste Studie, die die globalen Auswirkungen der Krise auf psychische Störungen in 204 Ländern nach Alter, Geschlecht und Ort quantifiziere. Die meisten Forschungen hätten sich bisher auf bestimmte Orte und einen kurzen Zeitraum konzentriert.
Die Meta-Analyse zeigt, dass eine erhöhte Covid-19-Infektionsrate und eine verringerte Bewegungsfreiheit der Menschen mit einer erhöhten Prävalenz von schweren depressiven Störungen und Angststörungen verbunden waren
, hieß es. Dies deute darauf hin, dass sich psychische Krankheiten besonders in den Ländern gehäuft hätten, die besonders von Corona betroffen waren. dpa
Sozialverband warnt vor völlig überteuerten
Preisen für Tests
Der Sozialverband VdK hat zum Ende der Gratis-Coronatests ab Montag vor den sozialen Folgen für Geringverdiener gewarnt. Wir befürchten, dass es wieder zu völlig überteuerten Angeboten kommt
, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Sie kritisierte, dass bislang keine Deckelung der Kosten für die Tests vorgesehen sei.
Menschen mit wenig Geld sollten außerdem nur eine geringe Eigenbeteiligung zahlen müssen
, forderte sie. Eine Regelung vom Sozialministerium dazu fehle allerdings noch. Bentele forderte zudem mehr Ausnahmen von der Bezahlpflicht, beispielsweise für Menschen die ernsthafte gesundheitliche Bedenken aufgrund von chronischen Erkrankungen oder Behinderungen haben
.
Die Coronatests sind ab Montag nicht mehr kostenfrei. Ausnahmen gelten unter anderem für alle Gruppen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen und dies nachweisen können oder für die noch kein Impfstoff zur Verfügung steht. AFP
Russland meldet neuen Höchststand bei täglichen Covid-19-Toten
Russland hat am Samstag erneut einen Höchststand bei der Zahl der täglichen Corona-Toten verzeichnet. Nach Angaben der Regierung starben innerhalb von 24 Stunden 968 Menschen an den Folgen der Virus-Erkrankung. Zudem wurden knapp 29.400 Neuinfektionen gemeldet.
Seit Beginn der Pandemie wurden in Russland offiziell 215.453 Corona-Tote gezählt - das ist die höchste Zahl in Europa. Die Statistikbehörde Rosstat nennt allerdings regelmäßig deutlich höhere Zahlen: Nach ihren Angaben vom Freitag starben bis Ende August mehr als 400.000 Menschen in Russland an Covid-19.
Rosstat fasst die Definition breiter als die Regierung: Während Moskau nur die Fälle zählt, in denen das Virus als primäre Todesursache registriert wurde, berücksichtigt die Statistikbehörde auch Fälle in Verbindung mit dem Virus. Experten gehen ebenfalls von einer hohen Dunkelziffer aus.
Russland ist besonders stark von der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus betroffen. Zugleich stockt die russische Impfkampagne: Der Kreml hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt, bis September 60 Prozent der Bevölkerung vollständig zu impfen, nach Angaben der Website Gogov haben derzeit aber nur 30,7 Prozent der Russen beide Impfdosen erhalten. Umfragen zufolge will sich mehr als die Hälfte der Russen nicht impfen lassen. AFP
RKI registriert rund 10.500 Neuinfektionen, Inzidenz steigt
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es derzeit wenig Dynamik. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 63,8 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 62,6 gelegen, vor einer Woche bei 64,3 (Vormonat: 82,7). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 10.429 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 10.118 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 86 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 73 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.293.807 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Donnerstag mit 1,61 an. Das entspricht in etwa dem Wert der Vorwoche. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Zahl der Erstimpfungen bricht ein
Das Ende der deutschen Corona-Impfkampagne?
In den vergangenen vier Wochen ist die Zahl der Erstimpfungen in Deutschland eingebrochen. Um das zu ergründen, lohnt ein Blick in die Bundesländer.
Im Verlauf der Impfkampagne in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass diese immer zur Mitte einer Woche besonders an Fahrt aufnimmt. So war es auch ein Mittwoch, der 9. Juni, an dem die deutsche Impfkampagne mit 1.428.015 verimpften Dosen einen Höchstwert verzeichnete. 550.000 Dosen davon wurden damals für Erstimpfungen verwendet.
Und an diesem Mittwoch, den 6. Oktober, knapp vier Monate später? Da sind es nur noch ein Zehntel davon, rund 55.000. So tief lag der Mittwochswert zuletzt Ende Februar, zu Beginn der Impfkampagne, als der weitaus überwiegende Teil der Impfdosen noch für Erstimpfungen verwendet wurden.
Mittlerweile gibt es sogar die Möglichkeit einer dritten Impfung, die sogenannte Auffrischungsimpfung. Der Trend ist der, dass es immer mehr solcher Auffrischungsimpfungen, am Mittwoch waren es schon rund 50.000, und immer weniger Erstimpfungen gibt. Es verfestigt sich: Es gibt jetzt nur noch wenige Menschen, die noch nicht geimpft, aber bereit sind, sich immunisieren zu lassen.
Waren es am 8. September noch knapp 87.000 Erstimpfungen, sank die Zahl über rund 81.000 (15. September), 75.000 (22. September) und 69.000 (29. September) auf unter 60.000 an diesem Dienstag. Nach einem Minus von durchschnittlich 6000 Erstimpfungen pro Woche also der Einbruch in dieser Woche.
Verfestigt sich diese Entwicklung, könnte die Zahl der Auffrischungsimpfungen in der kommenden Woche bereits nach wenigen Wochen größer sein als die Zahl der Erstimpfungen.
Wie sehr die Impfkampagne stockt, hatte sich bereits am Sonntag eindrucksvoll gezeigt: Da meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem Robert Koch-Institut (RKI) erstmals seit Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus im Dezember 2020 einen nur vierstelligen Wert an Erstimpfungen.
Zwar bewegen sich die Zahlen sonntags im Wochendurchschnitt immer am unteren Ende – allerdings lag der Wert diesmal nicht nur im vierstelligen Bereich, sondern sogar bei weniger als 5000. Doch was sind die Gründe dafür?
Zurückzuführen ist der deutliche Abschwung der vergangenen Wochen weiterhin auch auf die Problem-Bundesländer der Impfkampagne, die allesamt weiterhin eine Erstgeimpftenquote von unter 65 Prozent haben: Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Doch nicht nur. Denn: Bei ihnen sind es prozentual nicht deutlich weniger Impfwillige geworden – weil es vorher schon auf die Bevölkerungszahl umgerechnet nur noch sehr wenige gab, die sich zumindest einmal impfen ließen.
Besonders negativ wirkt sich auf die Impfkampagne nun aus, dass es auch in zwei der bevölkerungsstärksten Bundesländer immer weniger neue Impfwillige gibt. So sank RKI-Zahlen zufolge, die dem Tagesspiegel vorliegen, in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Erstimpfungen in den vier Wochen zwischen Mittwoch, dem 8. September, und Mittwoch, dem 6. Oktober, von mehr als 22.000 auf unter 10.000 – das macht ein Minus von rund 55 Prozent.
Nicht viel besser sieht es in Baden-Württemberg aus, wo die Zahl der Impfungen in diesem Zeitraum von mehr als 11.000 auf unter 6000 abnahm – ein Minus von rund 46 Prozent. Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz, die insgesamt bei rund 70 Prozent erstgeimpften Einwohnern stehen, sank die Zahl der Erstimpfungen in den vier Wochen von Anfang September bis Anfang Oktober um mehr als 40 Prozent.
RKI geht von mehr Corona-Geimpften aus
Die Quote der zumindest einmal geimpften Deutschen liegt insgesamt bei 68,4 Prozent, das sind 56,8 Millionen Menschen. Im Vergleich zu vor vier Wochen sind lediglich 1,7 Millionen Menschen hinzugekommen. Zwischen Mitte August und Mitte September waren es noch 2,6 Millionen, zwischen Mitte Juli und Mitte August sogar noch knapp drei Millionen.
Zwar wies das RKI an diesem Donnerstag darauf hin, dass sie von mehr Geimpften ausgeht, als in der offiziellen Meldestatistik erfasst sind. Konkret spricht das Institut von einer Unterschätzung von bis zu fünf Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter
, wonach es bereits rund 73 Prozent Erstgeimpfte in Deutschland geben würde.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nannte das richtig gute Nachrichten
. Allerdings ist die Entwicklung der Impfzahlen dadurch nicht weniger ernüchternd.
Eine Online-Umfrage des RKI unter Krankenhauspersonal gab zuletzt auch neuen Aufschluss, warum die Impfkampagne derzeit stockt. Die Hauptgründe der 774 ungeimpften Teilnehmer: Sie fürchten sich vor bleibenden Schäden und starken Nebenwirkungen, äußern die Sorge, dass die neuen Impftechnologien nicht sicher sein könnten sowie den Wunsch, noch abwarten zu wollen. Rund ein Fünftel der Ungeimpften gab zudem an, bereits mit Corona infiziert gewesen zu sein. Christopher Stolz mit dpa
Bayern geht gegen Urteil zu Ausgangsbeschränkungen in Revision
Bayerns Staatsregierung will das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) zu den Corona-Ausgangsbeschränkungen nicht akzeptieren. Wir sind davon überzeugt, dass die Ausgangsbeschränkungen Ende März bis Anfang April 2020 zum Wohl und zur Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger Bayerns in der ersten Welle der Pandemie ein wirksames und richtiges Mittel waren
, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Daher gehe man jetzt in Revision - zuständig ist dann das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.
Anfang der Woche hatten die Verwaltungsrichter für viele überraschend die strengen Corona-Maßnahmen im Freistaat im Frühjahr 2020 für unzulässig erklärt. Die Richter bemängelten insbesondere, dass damals Einzelpersonen ohne besonderen Grund nicht ihre Wohnung verlassen durften. Da hat der Senat gesagt, aus infektiologischer Sicht waren diese Personen nicht gefährdet
, erläuterte VGH-Sprecher Andreas Spiegel die Entscheidung. dpa
Guterres: Horten von Impfstoff der reichen Länder unmoralisch
und dumm
UN-Generalsekretär António Guterres hat reiche Länder mit harschen Worten für das Horten von Corona-Impfstoffen kritisiert. Ärmeren Ländern Corona-Impfstoffe vorzuenthalten und damit eine gerechte Verteilung zu verhindern sei nicht nur eine Frage des Unmoralischseins, es ist auch eine Frage der Dummheit
, sagte Guterres am Donnerstag. Alle Länder, die bereits mehr als 40 Prozent ihrer Bevölkerung gegen Corona geimpft haben, tun aus Sicht der WHO nicht genug, um das Virus auch mit Impfungen in benachteiligten Ländern wirksamer zu bekämpfen.
Ziel der WHO war es, bis Ende September in jedem Land der Welt mindestens zehn Prozent der Bevölkerung zu immunisieren. In 56 Ländern wurde das Ziel allerdings verfehlt. Die ungleiche Impfstoffverteilung begünstigt die Corona-Pandemie
, warnte Guterres. Sie erlaubt es, dass sich Varianten entwickeln und wild um sich greifen
, fügte er hinzu. Er warnte vor Millionen weiteren Todesopfern durch Covid-19 und einem durch die Pandemie verursachten wirtschaftlichen Abschwung, der Billionen Dollar kosten
könnte.
Der Generalsekretär führte aus, bei der Ausbreitung des Coronavirus in Gebieten mit geringer Impfquote sei die Gefahr größer, dass sich Varianten entwickelten, gegen die die Impfstoffe nicht helfen. Alle Impfbemühungen in den entwickelten Ländern, die ganze Bevölkerung ein, zwei oder drei Mal zu impfen, all diese Bemühungen werden in die Binsen gehen
, warnte Guterres. AFP
Mehr als 11.500 Neuinfektionen - Inzidenz steigt leicht
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es derzeit wenig Dynamik. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 62,6 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 62,3 gelegen, vor einer Woche bei 63,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.644 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 12.150 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 68 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 67 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.283.378 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - hatte das RKI am Mittwoch mit 1,65 (Dienstag 1,68) angegeben. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. dpa
Zehntausende Kinder in USA verlieren Elternteil oder Betreuer
Mehr als 140.000 Kinder in den USA haben einer Analyse zufolge im Zuge der Corona-Pandemie mindestens ein Elternteil oder eine für sie sorgende Betreuungsperson verloren. Diese Hochrechnung gelte allein für den Zeitraum April 2020 bis Juni 2021, berichten Forscher um Susan Hillis von der US-Gesundheitsbehörde CDC im Fachjournal Pediatrics
. Etwa jedes 500. Kind in den USA sei betroffen.
Auf etwa vier Menschen, die in den USA nach einer Corona-Infektion starben, komme jeweils ein Kind jünger als 18 Jahre, das dadurch ein Elternteil, ein es aufziehendes Großelternteil oder eine andere für es sorgende Betreuungsperson verloren habe, schreiben die Wissenschaftler. Das sei eine versteckte und anhaltende, von der Corona-Pandemie ausgelöste sekundäre Tragödie
, um die man sich dringend verstärkt kümmern müsse.
Für die Studie arbeiteten Wissenschaftler des CDC gemeinsam mit Kollegen vom Imperial College in London, den Universitäten Harvard und Oxford sowie der University of Cape Town in Südafrika. Sie nutzten unter anderem Zensusdaten der US-Bundesstaaten. In den USA sind seit Beginn der Pandemie nach Daten der Universität Johns Hopkins mehr als 700.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. dpa
Hausärzte warnen vor Anstieg von Infektionskrankheiten
Der Deutsche Hausärzteverband warnt vor einem starken Anstieg von Infektionskrankheiten infolge der Corona-Pandemie. Das liegt auch daran, dass die Menschen wegen der Corona-Beschränkungen eineinhalb Jahre kaum Kontakt zu verschiedenen Viren hatten
, sagte der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt der Passauer Neuen Presse
. Insofern ist ihr Immunsystem nicht gut trainiert gegen viele Viren, mit denen wir normalerweise gut fertig werden. Das Resultat: Erkältungskrankheiten fallen stärker ins Gewicht. Die Lockdowns haben also nicht nur Vorteile gebracht.
Gerade bei Kindern sehe man mehr und mehr Infektionskrankheiten, die viele vorher nicht auf dem Radar gehabt hätten, sagte Weigeldt. Immer wieder seien Lehrende beziehungsweise Erwachsene Infektionsquellen für Kinder. Weigeldt befürwortet daher die Impfpflicht für solche Berufsgruppen
. Er sprach sich für eine Aufhebung der Maskenpflicht aus - zumindest für die jüngeren Jahrgänge an Schulen, und verpflichtende Impfungen für das Lehrpersonal, wie auch Beschäftigte in anderen sensiblen Berufsgruppen, wie in der Pflege. dpa
Russland meldet erstmals mehr als 900 Corona-Tote binnen 24 Stunden
Russland hat am Mittwoch zum ersten Mal einen Höchststand von mehr als 900 Corona-Toten an einem Tag gemeldet. Innerhalb von 24 Stunden wurden nach Angaben der russischen Regierung 929 Todesfälle registriert - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Insgesamt wurden in Russland damit offiziell bereits mehr als 212.000 Corona-Tote gezählt - das ist die höchste Zahl in Europa.
Russland ist mit mehr als 7,5 Millionen Infektionsfällen das am fünftstärksten betroffene Land der Welt. Seit August sorgt die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus für einen starken Anstieg bei den Infektionsfällen, vor allem in der Hauptstadt Moskau.
Zugleich stockt die russische Impfkampagne. Der Kreml hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt, bis September 60 Prozent der Bevölkerung vollständig zu impfen. Bis Mittwoch waren jedoch weniger als 30 Prozent der Bürger vollständig geimpft. Umfragen zufolge will sich mehr als die Hälfte der Russen nicht impfen lassen. AFP
Richter kippen Söders erste Ausgangsbeschränkung
Corona-Regeln verstießen gegen Übermaßverbot
Die Ausgangsbeschränkungen im März und April 2020 waren offenbar unwirksam. Der Verwaltungsgerichtshof in Ansbach* hat nach Informationen der Welt
und dem Merkur
am Montag zwei Absätze der damaligen Infektionsschutz-Verordnung verworfen. Die Norm verstoße gegen das Übermaßverbot, steht in dem noch unveröffentlichten Beschluss. Geklagt haben zwei Bürger aus Bayern. Eine Revision zum Bundesverwaltungsgericht ist zugelassen.
Im März 2020, als die erste Corona-Welle rollte, hatte die Staatsregierung die bis dato drastischsten Regeln erlassen. Die eigene Wohnung durfte nur noch aus triftigen Gründen
verlassen werden. Die Ausnahmen waren zwar weit gefasst – Arbeit, Arzt, Sport, Spaziergang, Einkaufen, Gassi mit dem Hund –, aber es war verboten, sich mit Angehörigen anderer Haushalte zu treffen. Die Verordnung galt bis 19. April.
Der Gerichtshof hält das für überzogen. Zwar habe der Freistaat das Recht und die Pflicht, gegen das Virus vorzugehen und auch Begegnungen erheblich einzuschränken. So konkret sei die Ausgangsbeschränkung aber keine notwendige Maßnahme
gewesen. Denn, so die Richter des 20. Senats: Als milderes Mittel hätte man Treffen in der Öffentlichkeit auf maximal zwei Personen oder den eigenen Hausstand begrenzen können – statt den Ausgang zu beschränken. Für sich genommen sei es infektiologisch unbedeutend
, ob jemand alleine oder mit seinem Hausstand im Freien verweile oder nicht.
Wie es nun rechtlich weitergeht, ist unklar. Unwirksam ist zunächst nur die beklagte Ausgangsbeschränkung. Die später noch monatelang währenden nächtlichen Beschränkungen sind im Beschluss nicht genannt. In Baden-Württemberg hatte der dortige Verwaltungsgerichtshof die landesweite nächtliche Ausgangssperre im Februar 2021 gekippt. Geklärt werden muss auch noch, ob Bußgelder zurückgezahlt werden müssen, die sich auf diesen Passus in Bayern bezogen haben. Tsp
Hunderte von mutmaßlich falschen Corona-Impfungen in Bayern betroffen
Mehrere hundert Menschen im Landkreis Donau-Ries sollen mutmaßlich falsch ausgestellte Corona-Impfbescheinigungen einer Hausarztpraxis erhalten haben. Dies sagten am Dienstag Vertreter des Landratsamtes, der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Donauwörth. Ein Hausarzt wird verdächtigt, seinen Patienten Impfausweise über Corona-Schutzimpfungen ausgestellt zu haben, ohne tatsächlich einen Impfstoff gespritzt zu haben.
Seit Montag werden die Patienten des niedergelassenen Arztes getestet, ob sie ausreichend Antikörper gebildet haben. Mehr als 130 Männer und Frauen hätten am ersten Tag von dem Angebot der Kreisbehörde bereits gemacht, hieß es. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen einerseits Betroffene, die nur für einen Stempel im Impfbuch in die Praxis in Nordschwaben gegangen seien und keine Spritze bekommen hätten.
Andererseits gebe es Patienten, die davon ausgegangen seien, korrekt geimpft worden zu sein, obwohl dies wohl nicht der Fall gewesen sei. Wie Landrat Stefan Rößle (CSU) betonte, habe seine Behörde dem Mediziner mittlerweile untersagt, die Praxis wieder zu öffnen. dpa
Drohbriefe gegen Thüringer Ärzte wegen Corona-Impfungen
In Thüringen haben mehrere Ärzte, die gegen Covid-19 impfen, Drohbriefe erhalten. Die Briefe einer Person aus dem Lager der Impfgegner seien seit Freitag bei Medizinern eingegangen, sagte Jörg Mertz, Leiter des Pandemiestabs der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), am Mittwoch. Auch der KV-Vorstand habe einen solchen Brief erhalten. Die Briefe seien von einer gewissen Radikalität, die wir so nicht kennen
, sagte Mertz.
Mertz zufolge ist die Person bekannt, da sie Namen und Adresse in den Briefen hinterlassen habe. Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft sei Anzeige erstattet worden. Aus einem Schreiben der KV an Thüringens niedergelassene Mediziner geht hervor, dass die Briefe von einer Frau aus Mühlhausen verfasst wurden. Diese gebe sich als souveräne Staatsbürgerin aus und unterstelle den Medizinern menschenunwürdiges und hoch korruptes Handeln, für die sie zur Verantwortung gezogen würden, so die KV. Das KV-Schreiben liegt dpa vor.
Der Vorsitzende des Thüringer Hausärzteverbandes, Ulf Zitterbart, zeigte sich entsetzt. Das ist eine Katastrophe
, sagte er der dpa. Dafür bedroht zu werden, dass wir Menschen die Impfung anbieten, ist irrational, einfach nur traurig.
dpa
Landkreistag fordert Vereinbarung zum Ausstieg aus Corona-Maßnahmen
Der Präsident des Landkreistages, Reinhard Sager (CDU), hat eine schrittweise Lockerung der Corona-Maßnahmen gefordert. Bund und Länder sollten einen Ausstiegspfad verabreden, der uns aus den pandemiebedingten Einschränkungen herausführt
, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Das muss offen diskutiert werden, ansonsten nimmt die Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen zu Corona weiter zu.
Er meinte: Wir sind optimistisch, dass wir langsam, aber sicher aus der Pandemie herauswachsen werden. Dieses Signal sollte auch die Politik aussenden.
Dazu sei es notwendig, die Impfquote weiter zu steigern. Sollte es große Impflücken bei bestimmten Berufsgruppen wie Erziehern, Lehrerinnen und Pflegekräften geben, muss über eine Impfpflicht für diese Tätigkeiten nachgedacht werden
, sagte er. dpa
Lockerungen stressen junge Menschen
Etwa ein Drittel der jungen Menschen in Deutschland fühlt sich von den Lockerungen der Corona-Maßnahmen auch mal gestresst. Der Aussage Ich fühle mich unter Druck gesetzt, viele Dinge zu unternehmen, wenn es wieder möglich ist
stimmten im September 34 Prozent der nach 1995 Geborenen (Generation Z) zu, wie aus einer Sonderauswertung des Instituts für Generationenforschung in Augsburg hervorgeht.
Seit Beginn der Pandemie fragt das private Institut alle zwei Wochen mindestens 1500 repräsentativ ausgewählte Menschen, wie sie die Corona-Pandemie erleben. Damit sind auch Langzeitbeobachtungen möglich. Im Mai hatte die Zustimmung zu der oben genannten Aussage bei der Generation Z noch 54 Prozent betragen. Seither nehmen die Zustimmungswerte in dieser Altersgruppe ab.
Bei Älteren sind die Zustimmungswerte geringer, bleiben dafür aber seit Beginn der Lockerungen relativ konstant. Bei der Generation Y (26 bis 39 Jahre) pendelt der Wert um 30 Prozent. Je älter die Gruppe, desto geringer die Zustimmung. Bei den sogenannten Babyboomern ab 56 Jahren stieg der Wert zuletzt wieder an: 11 Prozent fühlen sich demnach unter Druck, etwas unternehmen zu müssen.
Einige Menschen vermissen der Befragung zufolge sogar den Lockdown. Der Aussage Am liebsten würde ich den Pandemie-Alltag beibehalten
stimmten im August 25 Prozent der 26 bis 39-Jährigen zu. Bei der jüngeren Generation Z waren es 13 Prozent, bei den älteren Gruppen 13 und 15. Auch hier ist die Tendenz fallend. dpa
Impf-Mitarbeiter in Guatemala angegriffen - 50 Vakzindosen zerstört
Dorfbewohner in Guatemala haben eine Impfkampagne gegen das Coronavirus gewaltsam unterbrochen und 50 Impfdosen zerstört. Ein etwa zehnköpfiges Team des Gesundheitsministeriums wurde am Montag in dem Ort Maguilá geschlagen und mehrere Stunden lang festgehalten, wie das Ministerium mitteilte. Die Bewohner drohten demnach damit, sie zu lynchen - die Lokalverwaltung musste vermitteln.
Den Angaben zufolge warf die aufgebrachte Menge die Fläschchen mit dem Vakzin auf den Boden und zerbrach diese, unter anderem mit Steinen. Die Bewohner von Maguilá, das zur zentralguatemaltekischen Gemeinde Fray Bartolomé de las Casas gehört, hätten sich zuvor organisiert, um die Impfkampagne zu verhindern, hieß es. Sie lehnten es ab, dass dort gegen das Coronavirus geimpft werde - warum, wurde nicht mitgeteilt.
In Guatemala, mit etwa 18 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Mittelamerikas, wird Gesundheitspersonal in entlegene Gebiete geschickt - manchmal zu Fuß. Die Mitarbeiter sollen die ländliche, zu einem großen Teil indigene Bevölkerung impfen beziehungsweise überzeugen, sich impfen zu lassen. In manchen Gemeinden - auch im angrenzenden Süden Mexikos - gab es bereits Widerstand, etwa wegen kultureller oder religiöser Überzeugungen, oder auch aufgrund von Gerüchten. Erst rund 14 Prozent der der Bewohner Guatemalas sind bisher vollständig geimpft. dpa
79 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft
In Deutschland sind nun 79 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Vollständig geimpft sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Dienstag 75,3 Prozent der Erwachsenen. Unter den Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren haben inzwischen 42,2 Prozent mindestens eine erste Spritze bekommen, 35,2 Prozent sind vollständig geimpft.
817 313 Menschen in Deutschland haben mittlerweile eine Auffrischungsimpfung erhalten. Sie wird unter anderem älteren Menschen und Risikogruppen angeboten, bei denen die vollständige Impfung schon mindestens sechs Monate zurückliegt. Jede einzelne Impfung rettet Leben und schützt unser aller Gesundheit!
, twitterte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Laut Bundesgesundheitsministerium sind 64,7 Prozent der Gesamtbevölkerung inzwischen vollständig gegen Corona geimpft. Die dafür nötigen Impfdosen erhielten bislang mehr als 53,8 Millionen Menschen. Mindestens eine erste Impfung bekommen haben mittlerweile 68,2 Prozent aller Einwohner. dpa
RKI meldet mehr als 11.500 Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut leicht auf 62,3 gesunken. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Mittwoch meldete, wurden binnen eines Tages 11.547 Neuinfektionen mit dem Coronavirus und 76 weitere Todesfälle registriert. Am Vortag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 63,6 gelegen, vor einer Woche bei 61. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche an. AFP
Weltweit mehr als fünf Millionen Corona-Tote
Weltweit haben sich nachweislich mehr als 235,93 Millionen Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf Basis offizieller Daten. Mehr als 5,02 Millionen Menschen starben mit oder an dem Virus, seit dieses im Dezember 2019 erstmals im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurde. Die weltweit höchsten Zahlen weisen die USA auf. Hier steigen die Infektionszahlen binnen 24 Stunden um mehr als 92.800 auf 44,04 Millionen. Mindestens 2090 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus, insgesamt sind es mehr als † 707.400. Reuters
Australischer Bundesstaat meldet nationalen Corona-Rekord
Die Corona-Zahlen im australischen Bundesstaat Victoria steigen trotz eines seit zwei Monaten andauernden Lockdowns weiter und haben einen neuen Höchstwert erreicht. Die Behörden in der Region mit der Metropole Melbourne meldeten am Dienstag 1763 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie, und mehr als jemals in einem anderen australischen Bundesstaat oder Territorium verzeichnet worden waren.
Derzeit lägen mehr als 500 Einwohner Victorias in Verbindung mit Covid-19 in Krankenhäusern, davon rund 100 auf der Intensivstation, sagte Regionalpremier Daniel Andrews. 66 Prozent der Patienten seien nicht geimpft, 28 Prozent hätten eine Impfdosis erhalten und sechs Prozent seien vollständig geimpft. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache
, erklärte der Politiker. Wenn Sie geimpft sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie schwer erkranken und im Krankenhaus landen, erheblich geringer.
Australien kauft 300.000 Dosen der experimentellen antiviralen Pillen von Merck&Co Nach Ansicht von Experten könnte das erste orale Coronavirus-Medikament Molnupiravir
bei besonders gefährdeten Patienten die Wahrscheinlichkeit zu sterben oder ins Krankenhaus eingeliefert zu werden auf die Hälfte reduzieren. Das Medikament muss in Australien noch zugelassen werden. dpa/reuters
Aktuelle Studie
Trotz gehört mittlerweile zu den Hauptgründen, sich nicht impfen zu lassen
Druck aus Gesellschaft und Politik bestärkt viele Menschen in ihrer Entscheidung, eine Coronaimpfung abzulehnen. Das zeigen aktuelle Daten. Um die Betroffenen zu erreichen, ist ein Strategiewechsel nötig.
Mit der vierten Welle wird der Groll auf die Ungeimpften steigen, das ist absehbar. Die Mehrheit in Deutschland blickt aktuell auf eine Minderheit. Deren Entscheidung gegen die Impfung, so der Gedanke, blockiert eine Freiheit, die etwa Dänemark erreicht hat. Keine Coronamaßnahmen mehr, keine Angst vor überfüllten Krankenhäusern dank einer hohen Impfquote. Warum ist das nicht auch in Deutschland möglich? Wo, verdammt noch mal, liegt das Problem?
Der Groll mag berechtigt sein, doch zielführend ist er nicht, wie eine aktuelle Studie nahelegt. Für die Untersuchung unter Leitung des Hamburg Center vor Health Economics (HCHE) werden seit Beginn der Pandemie etwa alle zwei Monate Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern zu Corona befragt, darunter rund tausend Erwachsene aus Deutschland. Rund die Hälfte nahm an mehreren Befragungsrunden teil, die letzte Befragung fand vom 7. bis zum 21. September statt.
Die Ergebnisse zeigen, wie sich die Einstellungen zum Impfen über die Zeit gewandelt haben, wer sich in den vergangenen Wochen noch hat überzeugen lassen und wer bis heute zweifelt. Fünf Erkenntnisse im Überblick.
1. Viele Skeptiker wurden erreicht, viele sind noch unentschlossen
Die Impfbereitschaft in Deutschland ist in den vergangenen Monaten deutlicher gestiegen, als man es angesichts der Diskussionen über stagnierende Impfquoten vermuten könnte. Vor ziemlich genau einem Jahr, im September 2020, gaben nur 57 Prozent der Erwachsenen an, sich impfen lassen zu wollen. 22 Prozent waren unsicher, 21 Prozent dagegen.
Aktuell fällt das Bild deutlich positiver aus. Nur noch 13 Prozent der Befragten lehnen die Impfung ab. 82 Prozent haben sich dafür entschieden, manche warten jedoch noch auf die Spritze. Damit bildet die Befragung ziemlich genau den Anteil der Geimpften in der erwachsenen Bevölkerung ab.
Was überraschen mag: Fünf Prozent der Befragten sind nach wie vor unentschlossen, wissen also nicht, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht. Das klingt zwar nach wenig, betrifft aber immerhin jeden 20. Erwachsenen in Deutschland.
Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor am HCHE der Universität Hamburg, ist davon überzeugt, dass sich viele Ungeimpfte potenziell noch erreichen ließen. Es gab zwar von Anfang an eine Gruppe, die alles ablehnt. Ihren Anteil würde ich aber nur auf fünf bis acht Prozent schätzen
, sagt der Gesundheitsökonom. Bei den anderen komme es jetzt darauf an, sie richtig anzusprechen. Dabei sind der Studie zufolge heute andere Mittel nötig als noch vor ein paar Monaten.
2. Impfablehner: Bildungsgrad und Geschlecht spielen kaum noch eine Rolle
Bei den Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, hat sich in den letzten Befragungswellen viel geändert
, sagt Schreyögg. Zu Beginn der Pandemie etwa berichteten Menschen mit einem niedrigen Ausbildungsniveau deutlich häufiger, sich nicht gegen Corona impfen zu lassen. Mittlerweile haben sich diese Unterschiede aufgehoben.
Auch in Deutschland leben viele Personen, die keine Zeitung lesen und keine Nachrichten schauen
, sagt Schreyögg zu dem Ergebnis. Um sie zu überzeugen, reicht es nicht, nur einen Impfstand aufzubauen. Da haben wahrscheinlich die Kampagnen gewirkt, bei denen Sozialarbeiter in die Communitys reingegangen sind und zum Beispiel Informationen in verschiedenen Sprachen angeboten haben.
Ebenfalls eine Gruppe, in der die Impfbereitschaft in den vergangenen Monaten gestiegen ist, sind Frauen. In der aktuellsten Erhebung gaben zwölf Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer an, die Impfung abzulehnen. Vor einem Jahr, im September 2020, waren es noch 20 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer.
Frauen waren eigentlich immer skeptischer als Männer
, sagt Schreyögg. Dieser Unterschied ist stark zusammengeschmolzen. Eine Zeit lang haben auch viele, die sich nicht impfen lassen wollten, ihre Entscheidung mit Impfmythen begründet, zum Beispiel der Angst vor Unfruchtbarkeit.
Mittlerweile sei es gelungen, viele davon zu erreichen und aufzuklären.
Entsprechend verschoben haben sich auch die Hauptgründe, aus denen sich Menschen in Deutschland nicht impfen lassen wollen.
3. Zu viel Druck schadet: Trotz als Treiber
Alle, die eine Coronaimpfung eigenen Angaben zufolge ablehnten, fragten die Forschenden nach den Gründen. 74 Prozent zweifelten zwar noch an der Sicherheit des Impfstoffs. 67 Prozent erklärten jedoch auch, dass sie sich von Politikern und Politikerinnen oder der Gesellschaft zu sehr unter Druck gesetzt fühlten. 61 Prozent gaben an, das Streben nach Profit der globalen Impfstoffunternehmen nicht unterstützen zu wollen. Trotz gehört mittlerweile zu den Hauptgründen, sich nicht impfen zu lassen
, sagt Schreyögg.
Härtere Maßnahmen könnten diese Haltung noch verstärken. Wenn man fragt, ob Maßnahmen die Impfbereitschaft beeinflussen, antworten die meisten mittlerweile mit ›Nein‹
, so Schreyögg.
Zumindest in der Theorie wären die meisten Impfablehnerinnen und Ablehner sogar bereit, ihren Beruf aufzugeben, bevor sie sich impfen ließen. Fraglich ist, ob sie dies auch in die Tat umsetzen würden. Ich glaube nicht, dass das Bestand haben würde
, sagt Schreyögg. Wahrscheinlich würde die Ablehnung schon bröckeln, wenn es in der vierten Welle in Restaurants und Geschäften wirklich nur noch 2G geben würde.
Dennoch müsse man sich im Klaren darüber sein, dass einige Betroffene selbst der drohende Verlust des Arbeitsplatzes nicht überzeugen könne.
Wie weit das führen kann, zeigt ein Beispiel aus den USA. Die Fluggesellschaft United Airlines kündigte an, rund 600 Mitarbeitende zu entlassen, die sich nicht impfen lassen wollen. Ich glaube, das kann wirklich nur die Ultima Ratio sein
, sagt Schreyögg.
4. Wie es besser geht: mehr Emotionen, mehr Günther Jauch
Rationale Informationen, etwa in Form von Broschüren, die über die Sicherheit von Impfstoffen aufklären, sind wichtig
, sagt Schreyögg. Wir gehen aber mittlerweile davon aus, dass etwa die Hälfte der Ungeimpften für solche rationalen Informationen nicht empfänglich ist. Diese Gruppe hat ein anderes Informationssuchverhalten.
Die Erkenntnis basiert auch auf einem Persönlichkeitstest im Rahmen der Befragung.
Um an die Betroffenen trotzdem heranzukommen, rät Schreyögg dazu, auf Emotionen zu setzen – und auf Promis. Wenn Günther Jauch zum Beispiel sagt: ›Mir macht es Sorgen, dass so viele Leute Long Covid haben. Haben Sie schon mal gesehen, wie es den Betroffenen geht?‹, wäre das eine emotionale Botschaft, die eine Chance hätte, die Leute zu erreichen, die auf dem normalen Informationsweg nicht zugänglich sind
, sagt der Gesundheitsökonom.
Emotionalität ist auch einer der Gründe, aus dem Schreyögg damit rechnet, dass allein die Existenz einer vierten Welle die Impfbereitschaft noch weiter steigern wird. Wir haben immer gesehen, dass die persönliche Erfahrung eine große Rolle spielt
, sagt der Forscher. Geben Menschen an, dass sie selbst oder nahe Freunde und Verwandte Covid hatten, beeinflusst das die Entscheidung ganz klar. Eine neue Welle wäre vermeidbar. Ich glaube aber, dass sie einen guten Anteil, vielleicht fünf Prozent, noch überzeugen könnte.
5. Ein Spezialfall: Die Impfung von Kindern
Die Impfung von Kindern ist ein Spezialfall. Erst seit Mitte August empfiehlt die am Robert Koch-Institut ansässige Ständige Impfkommission (Stiko) überhaupt, Kinder ab einem Alter von zwölf Jahren impfen zu lassen. Für jüngere Kinder steht die Zulassung eines Impfstoffs noch aus. Zwar erklärten nach der Impfempfehlung für die 12- bis 17-Jährigen mehr Eltern, ihre Kinder impfen lassen zu wollen als noch im Juni, also vor der Entscheidung. Ein großer Teil lehnt die Spritzen aber nach wie vor ab.
Viele Eltern, die sich nicht vorstellen konnten, ihre Kinder impfen zu lassen, haben gesagt, sie wünschen sich mehr wissenschaftliche Evidenz
, sagt Schreyögg. Deswegen hätte man eigentlich damit rechnen können, dass die Stiko-Empfehlung dieses Vertrauen schafft.
Die Stiko empfiehlt eine Impfung nur, wenn sie aus wissenschaftlicher Sicht davon überzeugt ist, dass der Nutzen die Risiken übersteigt. Dafür müssen ausreichend Daten vorliegen. Bis sie diese Empfehlung auch für Kinder unter zwölf Jahren aussprechen wird – falls überhaupt –, könnte es deshalb selbst nach der Zulassung eines Impfstoffs für diese Altersgruppe Wochen dauern. Wir befinden uns noch in einem Prozess
, sagt auch Schreyögg. Ein Problem ist zum Beispiel, dass gerade bei Kindern noch wenig über Long Covid bekannt ist.
Möglich ist zudem, dass viele Eltern für ihre Entscheidung noch abwarten, wie sich die Pandemie weiter entwickeln wird. Zumindest 18 Prozent erklärten, ihr Kind impfen zu lassen, wenn das Risiko für Infektionen steigt. Auch in dieser Hinsicht könnte die vierte Welle die Impfbereitschaft beeinflussen. Tgs, Irene Berres
Lehrerverband für bundeseinheitliche Vorgaben an Schulen
Kurz vor der Tagung der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag und Freitag in Potsdam pocht der Deutsche Lehrerverband auf bundeseinheitliche Vorgaben mit Blick auf die Corona-Bekämpfung an Schulen. Der Präsident des Verbands, Heinz-Peter Meidinger, fordert von den Kultusministern eine wöchentliche genaue bundesweite Aufstellung von Infektions- und Quarantänezahlen an deutschen Schulen
. Dies sei bereits versprochen worden, sagte er der Rheinischen Post
(Dienstag).
Außerdem verlangen die Lehrer, dass sich die KMK auf einheitliche Kriterien für Testungen, Maskenpflicht und eventuell notwendige Herstellung des Mindestabstands bei stark steigenden Inzidenzen einigt. Der Verband kritisiert das Durcheinander
an deutschen Schulen mit Blick auf die Maskenpflicht und den Umgang mit Tests: Das größte Ärgernis für uns als Lehrerverband ist die Tatsache, dass bei den Coronamaßnahmen derzeit wieder ein Rückfall in die wildeste Kleinstaaterei stattgefunden hat, von einheitlichen Vorgaben, einheitlichen Kriterien beziehungsweise einer gemeinsamen Orientierung an Kenndaten kann aktuell keine Rede sein
.
Meidinger bemängelte weiter: Manche Bundesländer schaffen die Maskenpflicht komplett ab, andere nur an den Grundschulen, wieder andere warten noch ab, einige Bundesländer testen zweimal die Woche, andere dreimal, die einen verwenden Antigen-Schnelltests, die anderen PCR-Pooltestungen, wieder andere wie Thüringen schaffen neben der Maskenpflicht auch gleich die Testungen komplett ab, wodurch die Schulen in Thüringen zur Durchseuchung freigegeben werden.
KNA
Unicef-Studie: Jeder 7. junge Mensch leidet unter psychischen Störungen
Die Corona-Pandemie hat dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge auch die psychische Gesundheit von jungen Menschen beeinträchtigt. Eine Umfrage in 21 Ländern ergab demnach, dass sich jeder fünfte Mensch im Alter zwischen 15 und 24 Jahren häufig depressiv fühlt oder wenig Interesse daran hat, Dinge zu tun
. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Unicef-Bericht hervor, für den Kinder und junge Erwachsene in 21 Ländern befragt wurden.
Die Organisation stellt dabei einen direkten Bezug zu den Auswirkungen der Pandemie her: Nach den neuesten verfügbaren Daten von Unicef ist weltweit mindestens eines von sieben Kindern direkt von Lockdowns betroffen, während mehr als 1,6 Milliarden Kinder einen gewissen Bildungsverlust erlitten haben
. Die Unterbrechung von Routinen, Bildung und Erholung sowie Sorge um das Familieneinkommen und die Gesundheit hinterlasse bei vielen jungen Menschen Angst, Wut und Sorge um ihre Zukunft.
UN-Angaben zufolge lebt jeder siebte junge Mensch zwischen zehn und 19 Jahren mit einer diagnostizierten psychischen Beeinträchtigung oder Störung. Das entspreche 80 Millionen Jugendlichen zwischen 10 bis 14 Jahren und 86 Millionen Heranwachsenden im Alter von 15 bis 19. Suizid sei in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 die vierthäufigste Todesursache nach Verkehrsunfällen, Tuberkulose und Gewalttaten - wie viele der Selbsttötungen von psychischen Erkrankungen herrühren, geht aus den UN-Angaben nicht hervor.
In dem Bericht hebt Unicef auch die wirtschaftlichen Nachteile psychischer Erkrankungen hervor. So habe die London School of Economics geschätzt, dass in Volkswirtschaften aufgrund von psychischen Störungen, die bei jungen Menschen zu Behinderungen oder zum Tod führen, Schäden von fast 390 Milliarden US-Dollar pro Jahr entstehen. dpa
Bei Krankenhauspersonal noch fünf Prozent ungeimpft
Fünf Prozent des Krankenhauspersonals in einer Online-Befragung des Robert Koch-Instituts (RKI) sind im Sommer noch nicht gegen Covid-19 geimpft gewesen. Mit 91 Prozent gab der überwiegende Großteil der Teilnehmenden an, bereits vollständig geimpft zu sein. Weitere vier Prozent waren im Studienzeitraum von Ende Juni bis Ende Juli noch unvollständig geimpft. Das geht aus dem aktuellen RKI-Ergebnisbericht hervor.
Die Fragen der Behörde beantworteten demnach knapp 17 000 Beschäftigte von 111 Kliniken auf freiwilliger Basis. Darunter waren Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, aber auch Menschen aus anderen Bereichen wie Laboren und Verwaltung. Den höchsten Anteil an Ungeimpften gab es in der Erhebung bei Pflegepersonal mit sechs Prozent, vor therapeutischen Berufen und medizinisch-technischem Personal mit je fünf Prozent. Dass sich jemand nicht impfen lässt, kam im ärztlichen Dienst mit zwei Prozent am seltensten vor.
Eine Mehrheit der 774 ungeimpften Teilnehmer gab laut Bericht an, sich auf keinen Fall impfen zu lassen (56 Prozent), ein knappes Viertel äußerte sich eher negativ. Die Hauptgründe gegen eine Impfung waren die Furcht vor bleibenden Schäden, die Sorge, dass die neuen Impftechnologien nicht sicher sein könnten, der Wunsch, noch abwarten zu wollen und die Furcht vor starken Nebenwirkungen
, schreiben die Autoren zu den Gründen. Rund ein Fünftel der Ungeimpften gab an, bereits mit Corona infiziert gewesen zu sein.
Als Beweggründe für eine Corona-Impfung nannten Geimpfte vor allem, dass sie ihre privaten und beruflichen Kontakte und sich selbst schützen wollen. Aber auch Aufforderungen durch den Arbeitgeber spielten eine Rolle. dpa
Betrugsverdacht: Durchsuchungen in hessischen Testzentren
Polizei und Staatsanwaltschaft in Kassel ermitteln wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs gegen den Inhaber von zwei Corona-Testzentren in Kassel und Baunatal. Wie die Ermittlungsbehörden in einer gemeinsamen Erklärung am Montag mitteilten, wurden in diesem Zusammenhang am vergangenen Freitag die zwei Testzentren sowie weitere Geschäfts- und Privaträume des Beschuldigten durchsucht.
Der Mann wird demnach verdächtigt, für die Monate ab April 2021 Leistungen gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen in noch unbekannter Höhe zu Unrecht abgerechnet zu haben. Für die für April bis Juni 2021 abgerechneten Tests habe er von der Kassenärztlichen Vereinigung bereits einen mittleren sechsstelligen Betrag erhalten.
Den Anteil der mutmaßlich zu Unrecht abgerechneten Leistungen schätzen die Ermittler auf mindestens 52.000 Euro. Für diese Summe wurde ein sogenannter Vermögensarrest zur Sicherung von Forderungen gegen den Beschuldigten erlassen. Die Auszahlung von weiteren Geldern für bereits in Rechnung gestellte Testleistungen ab Juli 2021 konnte den Angaben zufolge verhindert werden. Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen und nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt. dpa
EMA empfiehlt Auffrischungsimpfung mit Biontech-Impfstoff
Fast 65 Prozent der Deutschen vollständig geimpft
In Deutschland sind nun 64,7 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Die dafür nötigen Impfdosen bekamen nach Daten des Bundesgesundheitsministeriums vom Montag bislang knapp 53,8 Millionen Menschen. Mindestens eine erste Impfung bekommen haben mittlerweile 68,2 Prozent aller Einwohner. Bei den meisten eingesetzten Impfstoffen sind zwei Dosen für einen vollständigen Schutz nötig.
Unter den Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren sind laut Robert Koch-Institut (RKI) inzwischen 42,1 Prozent mindestens einmal und 35 Prozent vollständig geimpft. Bei Erwachsenen haben 78,9 Prozent mindestens eine erste Spritze bekommen, vollständig geimpft sind 75,2 Prozent.
Eine Auffrischungsimpfung haben inzwischen knapp 798.000 Menschen bekommen. Sie wird unter anderem älteren Menschen und Risikogruppen angeboten, bei denen die vollständige Impfung schon mindestens sechs Monate zurückliegt. dpa
Für Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem empfiehlt die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) eine Corona-Auffrischungsimpfung mit Vakzinen von Biontech/Pfizer oder Moderna. Zu diesem Schluss seien die Experten des EMA-Ausschusses für Humanarzneimittel nach der Auswertung von Studien gekommen, teilte die Behörde am Montag in Amsterdam mit.
Es habe sich gezeigt, dass eine dritte Dosis dieser Impfstoffe bei Patienten, die eine Organtransplantation erhalten hatten, die Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern gegen das Virus Covid-19 verstärkt. Bis zur Booster-Impfung sollte laut EMA mindestens 28 Tage nach der zweiten Corona-Impfung gewartet werden.
Für Menschen ab 18 Jahren mit einem normal funktionierenden Immunsystem sollte eine Booster-Spritze frühestens nach sechs Monaten in Betracht gezogen werden. Die EMA stützte sich dabei auf Untersuchungen mit dem Biontech-Impfstoff Comirnaty, die einen Anstieg von Antikörpern bei 18- bis 55-Jährigen zeigten. Die Prüfung entsprechender Studien mit dem Moderna-Impfstoff Spikevax sei noch im Gange.
Ein Risiko von entzündlichen Herzerkrankungen oder anderen sehr seltenen Nebenwirkungen nach Auffrischungsimpfungen sei derzeit noch nicht bekannt; dies werde sorgfältig beobachtet. Wie bei allen Arzneimitteln überwache die EMA weiterhin alle Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe. Die Behörde wies zudem darauf hin, dass die Entscheidung, ob zusätzliche Impfdosen angeboten würden, bei den einzelnen EU-Mitgliedstaaten liege. dpa
Corona-Todesfälle auf niedrigsten Wert seit Herbst 2020 gesunken
Die Zahl der Corona-Todesfälle weltweit ist zuletzt auf den niedrigsten Wert seit dem Herbst 2020 gesunken. Das ergibt sich aus einer Auswertung der amtlichen Statistiken, die der Nachrichtenagentur AFP bis zum Montag vorlagen. Demnach wurden zwischen dem 27. September und dem 3. Oktober 53.245 Todesfälle registriert, im Schnitt also gut 7600 pro Tag.
Im November 2020 waren 50.000 Todesfällen in einer Woche registriert worden, in der letzten Januarwoche waren es mehr als 100.000. Dies war der höchste Wert, der in der Pandemie erreicht wurde. Die Entwicklungen danach waren uneinheitlich, unter anderem wegen des Aufkommens der hoch ansteckenden Delta-Variante des Virus.
Seit der Entdeckung des Coronavirus Ende Dezember 2019 in China fielen weltweit 4,8 Millionen Menschen der Pandemie zum Opfer. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht allerdings davon aus, dass es wegen der Begleiteffekte der Virus-Erkrankung doppelt oder dreimal so viele Tote geben könnte, wie es die offiziellen Statistiken ausweisen. AFP
Umfrage: 2G-Regel trifft auf deutlich weniger Zustimmung als 3G
In der deutschen Bevölkerung trifft die 2G-Regel auf deutlich weniger Zustimmung als 3G. Insgesamt 83 Prozent halten die 3G-Regel, wonach nur vollständig geimpfte, genesene oder negativ getestete Menschen Zutritt zu bestimmten Einrichtungen oder Veranstaltungen bekommen, für eine angemessene Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus, wie aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hervorgeht. Die 2G-Regel, die nur Geimpfte und Genesene einschließt, wird von 56 Prozent befürwortet.
Insgesamt werden die Menschen, was Corona betrifft, offensichtlich sorgenfreier. Sie sind auch deutlich weniger beunruhigt über die Auswirkung einer Corona-Infektion. Insbesondere die Sorge um die eigene Gesundheit wird so gering wie noch nie seit Aufnahme dieses Punkts in den Fragenkatalog im Juni 2020 eingestuft. So geben aktuell nur zwölf Prozent der Befragten an, über körperliche Auswirkungen einer Infektion beunruhigt oder sehr beunruhigt zu sein. Bei den über 60-Jährigen liegt dieser Wert mit 16 Prozent etwas höher.
Die Menschen in Deutschland werden zum Ende des Sommers und Beginn des Herbsts zudem sozial aktiver. Immer weniger Befragte wollen ihr Zuhause nicht verlassen sowie seltener Freunde und Familie treffen, um sich vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Während Ende Juni noch 50 Prozent der Befragten angaben, ihr Zuhause seltener zu verlassen, und 64 Prozent erklärten, seltener Freunde und Familie zu treffen, sind es derzeit nur noch 30 beziehungsweise 44 Prozent. AFP
WTO: Weltweiter Warenhandel hat Vor-Pandemie-Höchstmarken geknackt
Nach dem Corona-Einbruch 2020 ist der weltweite Warenhandel nach Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) auf neue Höchstmarken geklettert. Er habe im ersten Halbjahr 2021 das Niveau von vor der Pandemie übertroffen, berichtete die WTO am Montag. Die WTO passte ihre Welthandelsprognosen für 2021 und 2022 nach oben an. In einzelnen Bereichen könnten etwa der Engpass bei Halbleitern oder Rückstaus in Häfen die Produktion beeinflussen, aber auf den Trend nach oben werde das kaum Einfluss haben.
Die WTO schätzt nun, dass das Handelsvolumen im Gesamtjahr 2021 um 10,8 Prozent wächst. Im März war sie noch von plus 8 Prozent im Jahresvergleich ausgegangen. Für das kommende Jahr geht die WTO von plus 4,7 Prozent aus. Im Corona-Jahr 2020 war der weltweite Warenhandel noch um 5,3 Prozent geschrumpft. Der Handel mit Dienstleistungen liegt nach WTO-Angaben aber noch weit unter dem Niveau von vor der Pandemie. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr voraussichtlich um 5,3 (Prognose März: 5,1) Prozent wachsen, im kommenden Jahr um 4,1 (3,8) Prozent. dpa
Die Basisverbreitet Lügen und Hetze auf YouTube
Intensivpfleger Ricardo Lange soll nicht mehr in Klinik arbeiten dürfen
Eine Klinik, für die er seit Jahren tätig ist, habe ihn gesperrt, twitterte Lange - weil der Pfleger öffentlich Missstände des Gesundheitssystems anprangere.
Der Intensivpfleger Ricardo Lange darf aufgrund seiner medialen Äußerungen in einer Klinik, für die er seit drei Jahren tätig ist, nicht mehr arbeiten. Das teilte Lange, der im Tagesspiegel seit mehr als einem Jahr aus dem schweren Alltag auf den Krankenstationen berichtet, via Twitter mit.
Nun darf ich in einer Klinik nicht mehr arbeiten, weil ich mich zu medienwirksam für die Pflege einsetze. Ich bin enttäuscht!
, postete er am Sonnabend. Mehr als 1600 Mal wurde der Eintrag bis zum Abend auf der Plattform geteilt.
Bisher hätten sich die negativen Auswirkungen seiner Bemühungen für eine bessere Patientenversorgung auf Beleidigungen beschränkt, schrieb Lange. Nun jedoch sei er in einem Krankenhaus, das er namentlich nicht nennen wolle, gesperrt worden.
Ihm sei mittgeteilt worden, dass all seine Dienste storniert worden seien, erläutert Lange später am Telefon. Er habe in der Klinik angerufen, nachgefragt, warum. Aufgrund meiner medialen Präsenz, wurde mir gesagt.
Eine rechtliche Handhabe hat der Pfleger nicht: Er ist über eine Leiharbeitsfirma beschäftigt, nicht fest angestellt – und die betreffende Klinik kann frei entscheiden, welche Dienstleistungen, sprich Pflegekräfte, sie bucht und welche nicht. Offiziell würden sie den wahren Grund für meine Sperrung natürlich nie zugeben
, sagt Lange. Man ist machtlos. Kein schönes Gefühl.
Der Pfleger engagiert sich seit längerem für eine Verbesserung des Gesundheitssystems – auf Twitter und Instagram, aber auch in Gesprächen mit Politikern und seinen wöchentlichen Tagesspiegel-Berichten aus dem Alltag auf der Intensivstation. Er spricht sich unter anderem gegen eine Privatisierung der Kliniken aus. Aber auch gegen eine Politik, die ebenjene Krankenhäuser dazu zwingt, Geld auf Kosten von Personal und Patienten zu erwirtschaften.
Den Namen der privaten Klinik, die ihn nun gesperrt habe, gibt Lange bewusst nicht preis - auch nicht auf Nachfrage des Tagesspiegels. Ich finde, das gehört sich nicht. Ich will fair bleiben und glaube an Moral.
Er vergleiche das gern mit einem Fußballspiel: Derjenige, der unfair spielt, kriegt am Ende die Rote Karte.
Es sei ihm bei seinen öffentlichen Äußerungen immer um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Patientenversorgung gegangen – nie um einen persönlichen Rachefeldzug oder darum, eine einzelne Klinik durch den Dreck zu ziehen. Die Klinik ist ja auch dem unterlegen, was politisch gewollt ist.
Aber er wolle eben auch öffentlich machen, wie es Leuten ergehen kann, die Missstände anprangern.
Die Reaktion der Klinik mache ihn traurig – gerade, weil er immer loyal gewesen sei. Ich habe das Krankenhaus nie schlechtgemacht, nicht bestohlen, habe Interviews, die in oder vor der Klinik stattfinden sollten, immer abgelehnt – niemand sollte meinen Arbeitsplatz erkennen.
Als sein Hund im Sterben lag, habe er sich trotzdem zum Frühdienst überreden lassen. Das ist ein Schlag ins Gesicht.
Die Hoffnung allerdings, dass es sich bei der Sperre lediglich um ein Missverständnis handele, habe er noch nicht aufgegeben.
Was ihn positiv stimme: Die große Unterstützung, die er auf seinen Tweet hin erfahren habe. Viele Menschen haben mir Support angeboten: Politiker, Ärzte, Anwälte. Da merkt man: Man ist doch nicht so allein.
Auch andere Kliniken, die seine Sperrung mitbekommen hatten, hätten ihn bereits kontaktiert und ihm Arbeit angeboten. Letztendlich werden wir eine Verbesserung des Gesundheitssystems nur gemeinsam schaffen
, sagt Lange. Nicht gegeneinander, nicht Kliniken gegen Pflegekräfte.
Tgs / Twitter
Lügen und Hetze im Berliner Corona-Ausschuss
Im Impfstoff ist so etwas wie lebendige Kraken
Mit wirren Theorien schürt der Corona-Ausschuss
Angst vor dem Impfen. Jetzt will er als gemeinnützig anerkannt werden.
Wie viele Falschinformationen, Fehlprognosen, NS-Relativierungen und Spendenaufrufe (fürs eigene Konto) passen in eine Youtube-Sendung? Kommt darauf an, wie lang sie ist. Die neueste Folge des sogenannten Corona-Ausschusses
dauert fünf Stunden und 55 Minuten, das ist guter Durchschnitt für dieses Format, und es fällt schwer, sich zu entscheiden, welche Momente dieses Mal zu den perfidesten gehören.
Da ist der Experte, der warnt, Ungeimpfte könnten bald abgeholt und in Konzentrationslager gesteckt werden. Es drohe eine Menschenjagd
, und liebende Eltern müssten ihre Kinder dann zuhause vielleicht unter den Brettern des Fußbodens verstecken, damit diese nicht totgespritzt würden.
Da ist der Mann, der behauptet, Israels Regierung führe gerade einen Holocaust an der eigenen Bevölkerung durch (Das sieht man daran, wie viele Menschen an den Impfungen sterben
). Ein Gast erklärt, im Impfstoff gegen Corona befänden sich so etwas wie lebendige Kraken
. Niemand in der Runde zweifelt das an.
Youtube lässt den Kanal gewähren
Während Youtube mittlerweile konsequenter gegen Falschinformationen zum Coronavirus vorgeht und erst diese Woche mehrere Kanäle gesperrt hat, bleibt einer der schlimmsten und populärsten Verbreiter von Lügen bislang weitgehend unbehelligt. Jede Woche sind die Ausschusssitzungen, die von der Berliner Firma Ovalmedia
des Filmemachers Robert Cibis in einer Wohnung in Moabit aufgezeichnet werden, live auf Youtube und anderen Streaming-Plattformen zu sehen. Die Links werden anschließend zigtausendfach von Verschwörungsgläubigen über Telegram, Whatsapp und Twitter geteilt.
In den Sitzungen lassen die vier Gründer stundenlang Coronaverharmloser und Impfgegner aus dem In- und Ausland zu Wort kommen, zwischendurch wird immer wieder dazu aufgerufen, den Ausschuss mit Spenden zu unterstützen.
Diese Spenden könnten nun deutlich zunehmen: Denn der Corona-Ausschuss pocht auf Gemeinnützigkeit. Damit wären Geldspenden künftig von der Steuer absetzbar.
Auf Telegram haben die Macher jetzt gute Nachrichten
verkündet: Man habe soeben erfahren, dass der Anerkennung des Corona-Ausschusses als gemeinnützig von Seiten des Finanzamts nichts mehr im Weg
stehe. Damit löse sich ein langer, zäher Kampf
in Wohlgefallen auf.
Zentrale Figuren der wöchentlichen Sendungen sind die Anwältin Viviane Fischer, die der Öffentlichkeit vor der Pandemie als die Berliner Hutmacherin Rike Feurstein bekannt war, sowie der Verschwörungsideologe Reiner Fuellmich. Dieser ist gerade erst als Kanzlerkandidat der Querdenkerpartei Die Basis
gescheitert. Nachdem er seinen Anhängern wochenlang massiv Hoffnungen gemacht hatte und von einem Potential von 30 Prozent der Wählerstimmen sprach, landete die Partei bei der Bundestagswahl bei nur 1,4 Prozentpunkten.
Er wehrt sich: Der Tagesspiegel habe sich das ausgedacht
Reiner Fuellmich ist für spektakuläre Fehleinschätzungen bereits bekannt. Im Februar hatte er etwa prophezeit, der Impfstoff gegen Corona werde 25 Prozent aller Deutschen direkt umbringen und bei weiteren 36 Prozent potentiell tödliche Nebenwirkungen hervorrufen, die Regierung plane eine organisierte Massentötung
. Für diese Lüge hat er sich bei seinen Anhängern nie entschuldigt. Stattdessen behauptet Fuellmich inzwischen, der Tagesspiegel habe sich diese Aussagen nur ausgedacht. Allerdings sind sie gut dokumentiert und öffentlich abrufbar.
Neben Fuellmich versuchen auch andere Verschwörungsideologen seit Monaten, die Menschen durch Panikmache vom Impfen abzuhalten, zum Beispiel der Schlagersänger Michael Wendler. Dieser verbreitete erst kürzlich auf Telegram eine letzte Warnung
. Sie lautete: Im September sind fast alle Geimpften tot.
Eine Erklärung, warum die Vorhersage nicht eingetroffen ist, hat Michael Wendler keine.
Warum leben die Geimpften noch?
Dafür aber der Mann, der an diesem Freitag im Berliner Corona-Ausschuss zu Gast ist. Seine Erklärung ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich Verschwörungsgläubige immer tiefer in ihrer Fantasiewelt verlieren und stets noch bizarrere Behauptungen erfinden, um die offensichtliche Realität - das eigene Falschliegen - nicht anerkennen zu müssen:
Der Gast erklärt, der Impfstoff gegen Corona sei zweifellos mörderisch und werde von der Regierung eingesetzt, um systematisch die Bevölkerung umzubringen. Doch damit dieser böse Plan nicht sofort auffalle, werde das Gift zunächst nur einem Teil der Impfwilligen gespritzt. Die Mehrheit bekomme dagegen erst einmal Placebos injiziert, also eine komplett wirkungslose Substanz, die zwar ebenfalls nicht vor Corona schütze, aber auch nicht den Massentötungsplan offenbare. Die tödliche Dosis solle dann erst später bei Auffrischungsimpfungen verabreicht werden.
Niemand in der Sendung kommt auf die Idee, diesen Unsinn in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Der vermeintliche Experte wird gelobt. Der Coronaverharmloser Wolfgang Wodarg, selbst Dauergast des Ausschusses, kommt zum Fazit: Der hat es durchschaut.
In der Szene ist man inzwischen selbst verwundert, warum Youtube ausgerechnet den Kanal des Berliner Corona-Ausschusses noch nicht gesperrt hat. Andere Akteure haben das konsequentere Vorgehen der Plattform bereits zu spüren bekommen. Die Filmfirma Ovalmedia
etwa, die den Ausschuss überträgt, hat für ihren eigenen Youtube-Kanal schon mehrfach Verwarnungen erhalten. Zudem kündigte die Volksbank Ovalmedia das Firmenkonto.
Komplett gesperrt wurden die Youtube-Kanäle von KenFM und Nuoviso, beide hatten massiv Verschwörungsmythen verbreitet.
Betroffen ist auch der Arzt und Aktivist Paul Brandenburg. Nachdem er der Bundesregierung zuletzt wiederholt Faschismus
unterstellte, Markus Söder auf Twitter als Faschisten
beschimpfte, gegen einen angeblichen Merkel-Faschismus
wütete und seine Anhänger dazu aufrief, endlich alle Eure Masken
abzunehmen, behauptete er auch, es habe aus ärztlicher Sicht nie eine Corona-Pandemie in Deutschland
gegeben. Für letztere Aussage wurde er für eine Woche vom Kurznachrichtendienst gesperrt.
Ein Arzt erklärt, wie man Impfpässe fälscht
Später verbreitete Paul Brandenburg über Twitter ein Video, in dem er detailliert erklärte, wie sich ein Impfpass fälschen lässt (Impfpass fälschen: So einfach geht's
). Twitter reagierte mit einer weiteren Sperre. Youtube löschte das Video. Ein weiteres Brandenburg-Video löschte Youtube wegen Cybermobbings
.
Paul Brandenburg erkennt in den Maßnahmen der beiden Plattformen einen faschistischen Geist
.
Der Berliner Corona-Ausschuss trifft unterdessen Vorkehrungen für den Fall, dass man selbst doch noch ins Blickfeld von Youtube gerät. Künftig möchte man zusätzlich über das Darknet agieren. Die Anhänger werden schon einmal gebeten, den entsprechenden Browser herunterzuladen. Tgs, Sebastian Leber
Weil sie Werbung für die Corona-Impfung macht
Schauspielerin Uschi Glas in Hassmails als Mörderin
beschimpft
Die Schauspielerin Uschi Glas wirbt für Corona-Impfungen – und wird deshalb nach eigenen Angaben schwerst beleidigt
.
Uschi Glas bekommt wegen eines Werbespots für die Coronaimpfung zahlreiche Hass-Mails. Ich werd' natürlich ganz schön angefeindet
, sagte die Schauspielerin in einem Video des DUB Unternehmer-Magazins vom Montag.
Sie habe mit kritischen Reaktionen gerechnet. Aber dass es so heftig ist, hätte ich nicht gedacht.
Sie werde beschuldigt, eine Mörderin zu sein, und dass sie Menschen veranlasse, dass sie sich Gift in den Arm spritzen lassen
.
Das sei schwerst beleidigend
, man müsse einen guten Magen haben
, meinte die 77-Jährige Münchnerin. Sie finde es traurig und beängstigend, wie viel Hass und wie viel Ablehnung in unserer Gesellschaft ist.
In dem Video im Rahmen der Werbeaktion #ÄrmelHoch des Bundesgesundheitsministeriums erzählt Glas von der Zeit, als es noch Krankheiten wie die Kinderlähmung gab. Die Patentante ihrer Schwester sei deshalb lebenslang an den Rollstuhl gefesselt gewesen. Auch an Typhus und Pocken seien früher Menschen gestorben.
Durch Impfungen seien diese Krankheiten verschwunden. Und jetzt Corona: Das ganze Leben verschwindet, meinen Enkel habe ich seit über einem Jahr nicht im Arm gehabt
. Deshalb lasse sie sich impfen. Mit einem kleinen Pieks holen wir uns unser Leben zurück.
dpa
Corona in Berlin
Wie aus der Hutmacherin Rike Feurstein eine Corona-Verharmloserin wurde
Im Januar 2021 steht Rike Feurstein mitten im Corona-Lockdown in einer Bar in Prenzlauer Berg. Sie heißt eigentlich Viviane Fischer, ist Rechtsanwältin und spricht mehrmals zu den etwa 30 versammelten Personen. Man wolle hier eine Partei gründen, in geschlossener Versammlung. Alles wird mit Kamera live im Internet übertragen, kaum ein Anwesender trägt Maske, wenige halten Abstand, soweit es im Video zu erkennen ist. Laut Veranstalter lagen dafür Atteste vor.
Fischer spricht schnell, sachlich im Ton, rastlos im Rhythmus. Sie wirkt unruhig, schaut oft zu Boden, fragt: Wo hat jemand in der Lokalpresse mitbekommen, dass da jemand gestorben ist, in dem Heim oder dem?
Sie deutet an, dass ein mögliches Grundeinkommen angeblich an Impfausweise gekoppelt werden solle. Nur die bunten Jacken in Rosa oder Grün oder die elegant geschnittenen Hemden der etwa 50-Jährigen sowie die markante Strähne mit Haarspange erinnern noch an die Modedesignerin.
Es ist eine seltsame Wandlung von der Hutmacherin Rike Feurstein zur Corona-Verharmloserin Viviane Fischer. Die Designerin hat einst Hüte für die Fernsehshow Germany's Next Topmodel
entworfen und für Prominente wie Victoria Beckham, hat Preise gewonnen, Schafe gezüchtet, wurde im Magazin Vogue gefeiert.
Sie habe eine Geschichte, von der die meisten Designer nur träumen können
, schrieb die New York Times 2010 über die damals 39 Jahre alte Rike Feurstein, die offenbar mit einem ihrer Hüte in Manhattan entdeckt worden war. Schon damals gibt sie jedoch kaum biografische Details preis.
Feursteins Boutique in Berlin-Mitte gibt es nach wie vor. Aluhut Design des Jahres 2021
hat jemand auf das Schaufenster geschrieben. Die Feurstein-Website ist offline, das Telefon scheint abgeschaltet. Der Internet-Auftritt der Kanzlei Fischer hingegen ist erreichbar.
Am 14. Januar 2021 steht Feurstein alias Fischer erstmals in der Bar Scotch & Sofa in der Kollwitzstraße vor Kameras und sagt: Wir haben gerade aus Thüringen gehört, dass die Landtagswahl wohl fünf Monate verschoben worden ist, umso wichtiger, dass sich jetzt die politischen Bewegungen zusammenfinden.
Das erste Treffen in der Bar wird noch von der Polizei aufgelöst, wegen nicht eingehaltener Hygieneregeln. Danach filmten sich die verhinderten Parteigründer selbst und klagten über Unterdrückung der Demokratie. Der zweite Anlauf, diesmal vorab angemeldet, wird dann am 21. Januar von der Polizei bewacht. Am 28. Januar protestieren etwa 300 Menschen vor der diesmal leeren Bar, sie rufen: Corona-Leugner raus aus den Kiezen!
Am Donnerstag trafen sie sich zu erneuten Protesten.Dieser Tage ist Fischer-Feurstein fast täglich live auf Sendung, im Internet auf YouTube mit weiteren Verharmlosern wie dem Anwalt Reiner Fuellmich. Wir beide waren in der Bar, als Coaches dieses ganzen Prozesses
, sagt sie ins Mikrofon. Wir haben ja selbst eine Partei gegründet, die Team-Freiheit-Partei, die Inspirationsgrundlage sein sollte für Leute, die sich jetzt auch politisch aktivieren wollen.
E-Mails an Alten- und Pflegeheime
Beide, Fischer und Fuellmich, zitieren Studien und Klagen, die Kontaktbeschränkungen und Lockdown die Legitimation absprechen. Es schauen Tausende Zuschauer zu, viele schreiben zustimmende Kommentare. Der Kanal, scheinoffiziell Corona-Ausschuss
genannt, bittet als Stiftung die Zuschauer um Spenden.
Es erscheint fraglich, dass die Zuschauer, ob des Lockdowns verängstigt oder verärgert, wissen, wen sie genau vor sich haben. Reiner Fuellmich etwa, oft an Fischers Seite, will angeblich den Virologen Christian Drosten in den USA auf Schadenersatz verklagen. Eine Zeitungsmeldung dazu hat Fuellmich selbst auf seiner Webseite veröffentlicht. Der Talk-Gast Wolfgang Wodarg, Facharzt für Lungenkrankenheiten, steht bei anderen Wissenschaftlern und Politikern seit Monaten für seine Aussagen zu Covid-19 und angeblichen Impfrisiken in der Kritik.
Wie wurde aus Rike Feurstein Viviane Fischer? Man würde sie gerne selbst fragen. Doch eine Anfrage dieser Zeitung beantwortet sie nicht. Einen Fragenkatalog des Tagesspiegel stellt sie auf ihrer eigenen Webseite 2020news.de online. Mein Label trägt den Namen Rike Feurstein
, erklärt sie dort. Feurstein ist mein Geburtsname. Und Rike ist mein zweiter Rufname.
Sie sei als Rechtsanwältin zugelassen, zudem diplomierte Volkswirtin. Auf Nachfrage bestätigt die Rechtsanwaltskammer Berlin, dass sie als Anwältin zugelassen ist.
Der Name Feurstein habe, so Viviane Fischer, eine besondere Bedeutung für sie: Ihr Großonkel sei der Priester Heinrich Feurstein gewesen, der im Widerstand gegen die Nazis im Konzentrationslager starb. Das treibe sie an. Nicht ganz Jana aus Kassel, die sich mit Sophie Scholl verglichen hat.
Kurz vor Silvester verschickte die Anwältin Fischer laut MDR bedrohlich wirkende E-Mails an Alten- und Pflegeheime. Die Schreiben sind nach Auskunft des Thüringer Gesundheitsministeriums gespickt mit Falschaussagen
und Halbwahrheiten
zum Thema Impfungen gegen das Coronavirus gewesen.
Die neuen Querdenker sind keine lauten Provokateure mehr
Der Welt am Sonntag hat Viviane Fischer in einem Gespräch Auskunft über ihr Denken gegeben. Dort bezeichnet sie den ersten Lockdown im vergangenen März als Weckruf, sie habe nächtelang im Internet recherchiert. Früher habe sie Proteste gegen Modeläden organisiert, die bei Neonazis populär waren. Dass sie mittlerweile in YouTube-Runden neben Verschwörungstheoretikern sitzt, stört sie offenbar nicht. Ich sehe uns isoliert von solchen Geschichten
, sagt Fischer, sie fühle sich der humanistischen Tradition verpflichtet
, als Aufklärerin. Vielleicht bin ich unklug, aber ich will nicht feige sein.
Die neuen Querdenker sind nicht mehr laute Provokateure wie Attila Hildmann, Xavier Naidoo oder Michael Wendler. Sie kommen seriöser, leiser daher, treten als Rechtsanwälte auf, als Mediziner, Parteigründer, Bürgerrechtler. Verwirren mit Statistiken, Zahlen, Klageschriften, Internet-Kanälen und Live-Kameras. Behaupten, der Mainstream aus Politik, Medien und Wissenschaft wolle ihre Wahrheit nicht hören.
Es ist ein klassisches Instrument, sich als unterdrückt zu inszenieren
, sagt Jonas Rees, Psychologe und Konfliktforscher an der Universität Bielefeld. Er beschäftigt sich viel mit Verschwörungserzählungen. Viele Menschen meinen, das seien nur
Rees ist vom Gegenteil überzeugt. harmlose Spinner am Rande der Gesellschaft
.Es sind oft eher
, sagt er.gefährliche Normalos in der Mitte der Gesellschaft
Rees gibt natürlich keine Ferndiagnosen ab. Und ohnehin, sagt er, gebe es bei Verschwörungsgläubigen selten klar diagnostizierbare psychologische Störungen. Viele haben den Einstieg über YouTube-Videos gefunden oder eine kritische Lebenserfahrung gemacht wie Autounfälle, Trennungen oder Jobverluste
, erklärt er. Eine Verschwörungserzählung biete vielen das Gefühl, zu einem exklusiven Zirkel der Erwachten zu gehören und bringe vermeintliche Ordnung ins Chaos. Doch gerade im Lockdown sei Gut-böse-Denken eigentlich Gift für berechtige Debatten
.
Ehemalige Weggefährten distanzieren sich von Feurstein
Als Anwältin hat Viviane Fischer laut dem Artikel in der New York Times von 2010 seit 2004 nicht mehr gearbeitet. Spätestens seit dem Frühjahr 2020 ist sie aber sehr aktiv gewesen. Schon im April schickt sie einen Antrag auf Herausgabe von internen Dokumenten zur Entscheidungsfindung in der Corona-Politik an die Bundesregierung. Im Mai vertritt sie als Anwältin Jens Wernicke, Betreiber des Querfront-Portals Rubikon. Im März startet sie eine offene Petition für eine sogenannte Baseline-Studie zu Corona, das ähnlich (un)gefährlich wie eine Influenza
sei. Den Lockdown nennt sie darin sinnlos und sogar schädlich
.
Im März wurde Feurstein noch in den Vorstand des Verbands Berliner Modemacher (VBM) gewählt, aus dem sie Ende des Jahres austrat. Der VBM distanzierte sich danach in einer Stellungnahme von ihr und ihren Ansichten. Ehemalige Weggefährten wollen nun nicht mehr über Feurstein sprechen. Distanzieren sich von ihr, lehnen Auskünfte ab. Als wäre es ansteckend, über sie zu sprechen.
Bei einem Treffen vor einigen Jahren empfing Rike Feurstein noch zum Interview in ihrer Boutique in der Rosa-Luxemburg-Straße. Sie trug ein schwarzes enges Kleid und das Haar als kurzen blonden Bob, sie war ungeschminkt und natürlich.
Während des Interviews musste sie kurz nach Hause fahren, um ihre beiden Kinder zu versorgen. Sie erweckte den Eindruck einer unabhängigen Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Mit ihrer eigenen Hutmacherei schien sie sich einen Lebenstraum verwirklicht zu haben. Die Wolle für ihre Hüte produzierte sie selbst. Sie hatte sich damals eine Rotkopfschafherde zugelegt, die sie auf einem Bauernhof in Teterow bei Rostock hielt.
Die Zeiten sind schwer für Hutmacher
Im Umfeld der Fashion Week heißt es, Feurstein spiele dort seit drei Jahren keine Rolle mehr. Eine Person aus der Hutmacher-Branche nennt ihre Arbeiten eher zweit- bis drittrangig. Hutmachern gehe es derzeit schlecht, sagt die Kennerin der Szene. Die Kundschaft macht sich derzeit nicht chic, man heiratet nicht im großen Stil, es gibt keine Events, Dreharbeiten und Bühnenshows, die man ausstatten könnte.
Ein letzter Besuch am Ort. Eine Augenzeugin sagt, sie habe während des zweiten Lockdowns – als die Geschäfte schon geschlossen waren – in dem Laden von Rike Feurstein hinter den großen Schaufenstern eine Ansammlung von Menschen ohne Masken gesehen. Die Boutique hat jetzt geschlossen, niemand ist da. Jemand aus der Nachbarschaft erzählt, man kenne sich, komme gut aus. Sie ist ein bisschen crazy und exzentrisch, aber hinterfragt die Vorgänge in Wirtschaft und Politik schon seit Jahren.
Es folgt ein Monolog über geheime Hintergründe der Corona-Politik. Berliner Kurier
RKI registriert 8517 Neuinfektionen - Inzidenz steigt weiter
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist am vierten Tag in Folge etwas gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 64,4 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 64,3 gelegen, vor einer Woche bei 60,6 (Vormonat: 76,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 8517 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.14 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 7211 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 66 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 62 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 246 136 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,65 an. Der Vergleichswert der Vorwoche ist geringfügig niedriger. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4 018 500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf † 93 777. RKI Tsp
Intensivstationen in Thessaloniki sind voll
In der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki sind die Intensivbetten für Covid-Patienten zu 100 Prozent belegt. Das berichtete am Samstag die griechische Tageszeitung Kathimerini
. In der umliegenden Region Zentralmakedonien seien nur noch vier Betten frei. Seit Freitag gilt für die Millionenstadt Thessaloniki ein nächtlicher Mini-Lockdown
, weil die Zahl der Neuinfektionen dort zuletzt stark angestiegen war. Die Gesundheitsbehörde meldete am Freitagabend für das ganze Land mit seinen elf Millionen Einwohnern 2636 Neuinfektionen, davon knapp 400 in Thessaloniki. dpa
Roland Kaiser gibt Konzert in Hamburg unter 2G-Bedingungen
Seit 20 Monaten war in dieser Arena in Hamburg kein großes Konzert mehr - nun geht der Musikbetrieb wieder los, im großen Stil und auch im 2G-Betrieb: Schlager-Star Roland Kaiser (69) hat am Freitagabend in Hamburg rund 10.000 Menschen von der ersten Minute an begeistert. Was für ein Empfang. Nach über 18 Monaten wieder hier zu Gast zu sein. Wir haben Sie sehr vermisst
, sagte der Musiker nach dem ersten Lied zu seinem euphorischen Publikum. Das Konzert war coronabedingt von November 2020 auf diesen Freitag verschoben worden.
Sofort mit dem ersten Lied waren aus den Sitzplätzen Stehplätze geworden: Der Auftritt des 69-Jährigen im Rahmen seiner Alles oder Dich
-Tournee war das erste große Konzert seit 20 Monaten in der Hamburger Barclays-Arena. Es wurde unter 2G-Bedingungen umgesetzt. Das heißt: Alle Besucher mussten entweder genesen oder geimpft sein. Damit fielen gleichzeitig die Abstands- und Maskengebote. Auch Alkohol wurde wieder ausgeschenkt. dpa
Karl Lauterbach @Karl_Lauterbach
Wie traurig das ist. Auch Biden gelingt es nicht, das Sterben an Covid in den USA zu stoppen. Erschreckend ist, wie jung die Opfer sind. Die Tragödie zeigt die Wirkung der Medien und der sozialen Medien. Dort wurde die Schlacht der Vernunft gegen die Ideologie schon früh verloren.
The New York Times - @nytime · 10 Std.
Breaking News: Over 700,000 Americans have died of Covid-19. This pandemic is the deadliest in U.S. history, overtaking the toll from the influenza pandemic of 1918 and 1919. Every age group under 55 saw its highest death toll of the pandemic this August. https://nyti.ms/2WwD3f8 / Twitter
Moderna verursacht offenbar häufiger Herzentzündungen als Biontech
Impfungen mit Moderna können zu mehr Fällen von Herzentzündungen führen als Impfungen mit Pfizer/Bionntech. Dies stellten kanadische Gesundheitsbehörden anhand einer Datenanalyse fest. In der Erklärung der Behörde heißt es, dass die Mehrheit der betroffenen Personen relativ leicht erkrankte und sich schnell erholte, sowie die gemeldeten Fälle insgesamt sehr selten vorkämen. Die Daten weisen auch darauf hin, dass Herzentzündungen häufiger bei Jugendlichen und Erwachsenen unter 30 Jahren und häufiger bei Männern vorkommen können. Insgesamt überwiegen zur Vorbeugung von Covid-19 nach Ansicht der Regulierungsbehörden in den USA, EU und der Weltgesundheitsorganisation die Vorteile der Impfung weiterhin den Risiken. Reuters
Kinder- und Jugendärzte gegen weitere Maskenpflicht an Schulen
In der Debatte um eine Maskenpflicht an Schulen hat sich der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, gegen eine allgemeine Fortführung der Maßnahme ausgesprochen. Ich halte eine generelle Fortsetzung einer Maskenpflicht in Schulen für unangemessen
, sagte Fischbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Er sehe etwa keinen Grund, warum Grundschüler im Unterricht grundsätzlich weiterhin Maske tragen sollten, zumal sie erheblich weniger zum Infektionsgeschehen beitrügen als Jugendliche und Erwachsene. Die Entscheidung müsse sich jeweils an den Inzidenzwerten und am Lebensalter der Kinder ausrichten. Fischbach kritisierte, es könne nicht sein, dass den Jüngsten das Maskentragen weiterhin von der Gesellschaft zugemutet wird, um auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, die sich einer Impfung verweigern
.
Der Ärztepräsident Klaus Reinhardt äußerte sich ähnlich. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag) sagte er: Es ist völlig unangemessen, dass Kinder und Jugendliche stundenlang im Unterricht eine Maske tragen müssen, während die Erwachsenen abends maskenlos ins Lokal gehen können.
Er betonte: Die Maskenpflicht im Unterricht muss jetzt bundesweit in allen Schultypen entfallen.
In Bayern beispielsweise soll die Maskenpflicht ab nächster Woche im Unterricht wegfallen. Auch in Baden-Württemberg und Sachsen wird ein solcher Schritt für die nächste Zeit erwogen. Im Saarland muss seit Freitag generell keine Maske mehr in der Schule getragen werden. An Berliner Schulen wird sie bis zur sechsten Klasse aufgehoben. In Brandenburg ist das bereits der Fall.
Der Deutsche Lehrerverband bewertete das Vorgehen skeptisch, die Bildungsgewerkschaft VBE rief ebenfalls zur Vorsicht auf. Das Coronavirus geht nach RKI-Daten besonders stark bei Kindern ab dem Vorschulalter und Jugendlichen bis 19 Jahren um.
Die Frage der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Covid-19 wird kontrovers diskutiert. Befürworter strengerer Sicherheitsmaßnahmen an Schulen argumentieren, dass auch Kinder schwer erkranken könnten, und weisen auf mögliche Langzeitfolgen ("Long Covid") hin. Kinder- und Jugendmediziner hatten Anfang September dagegen in einem offenen Brief für weniger strenge Maßnahmen geworben: Es sei wissenschaftlicher Konsens, dass Kinder und Jugendliche selbst nur in seltenen Fällen schwer durch eine Corona-Infektion erkrankten und dass sie in der Regel schnell genesen würden.
Die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hält die Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen für verfrüht. Wenn man etwas abschaffen möchte, dessen Nutzen wissenschaftlich erwiesen ist und das fast nichts kostet, kann man das machen. Die Frage ist nur, ob es klug ist
, sagte sie der Rheinischen Post
. Bei der hohen Anzahl an Nicht-Geimpften, und hierzu zählen die Kinder, halte ich diese Entscheidung für verfrüht - und ehrlich gesagt auch für ziemlich dumm.
dpa
RKI: Offenbar vermehrte Infektionen im Urlaub
Corona-Ansteckungen, die wahrscheinlich auf Reisen passiert sind, spielen laut RKI eine zunehmende Rolle. Häufigste Infektionsländer sind offenbar Spanien, Türkei und Holland.
Auswertungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge sind zwischen dem 28. Juni und 25. Juli 3.662 Corona-Fälle gemeldet worden, in denen die Betroffenen dem Virus wahrscheinlich im Ausland ausgesetzt waren.
Corona-Ansteckungen, die wahrscheinlich auf Reisen passiert sind, spielen laut RKI eine zunehmende Rolle beim derzeitigen Infektionsgeschehen in Deutschland. Das schreibt das RKI in seinem wöchentlichen Lagebericht.
Türkei: Besonders starker Zuwachs
Als wahrscheinliche Infektionsländer in den vier betrachteten Wochen wurden Spanien, die Türkei und die Niederlande am häufigsten genannt, vor Kroatien und Griechenland.
Ein besonders starker Zuwachs seit Mitte Juli ist für die Türkei verzeichnet, hier verdoppelte sich die Zahl der pro Woche erfassten Fälle ungefähr. Mit Frankreich, Italien, Österreich und Dänemark stehen weitere beliebte Reiseziele auf den ersten zehn Plätzen der Liste.
Meiste Infektionen innerhalb Deutschlands
Eine Corona-Ausbreitung durch heimkommende Sommerurlauber soll durch neue Regeln für die Einreise nach Deutschland gebremst werden. Auf breitere Testpflichten müssen sich nach einem Verordnungsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums vor allem Nicht-Geimpfte einstellen.
Der überwiegende Anteil der Corona-Übertragungen finde allerdings weiterhin innerhalb Deutschlands statt, betont das RKI - die Rede ist von mindestens 81 Prozent. Angaben zum wahrscheinlichen Infektionsland liegen bei weitem nicht bei jedem Fall vor.
Delta-Variante liegt bei 91 Prozent
In Deutschland und dem europäischen Ausland sind dem Bericht zufolge als besorgniserregend eingestufte Virusvarianten vorherrschend. Hierzulande wird die deutlich ansteckendere Delta-Variante in einer Stichprobe mittlerweile in rund neun von zehn Fällen gefunden (91 Prozent).
Der Anteil war über Wochen teils sehr rasch gewachsen. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt laut RKI derzeit vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 10 und 34 Jahren.
Infektionsanstieg bei Jüngeren
Die mit Abstand höchsten Werte werden für die Vorwoche bei den Untergruppen der 15- bis 19-Jährigen mit 40 und bei den 20- bis 24-Jährigen mit 45 verzeichnet. Vor allem die Menschen ab 60, bei denen die Impfquote höher ist als bei Jüngeren, sind bislang von dem deutlichen Anstieg verschont.
Da die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen insgesamt noch niedrig sei, könnten Gesundheitsämter viele Infektionsketten nachvollziehen, hält das RKI fest. Weiter setzt sich laut RKI der Rückgang der Zahl von Krankenhaus- und Intensivstation-Fällen mit Covid-19 nicht fort.
Wieder mehr Atemwegsinfektionen
Stattdessen sei der Anteil von Patienten mit dieser Diagnose an allen Fällen mit schweren Atemwegsinfektionen vergangene Woche wieder leicht angestiegen. Insgesamt liegen die Werte zurzeit aber auf einem niedrigen Niveau.
Quelle: dpa, RKI
Lehrerverband gegen Lockerungen bei Maskenpflicht in Schulen
Der Deutsche Lehrerverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnen Lockerungen bei der Maskenpflicht an Schulen in mehreren Bundesländern ab. Der Verzicht auf Testungen und die zu frühe Abschaffung der Maskenpflicht sowie die zu starke Reduzierung von Quarantänemaßnahmen erhöht die Gefahr, dass die Schule zur Black Box wird, was eine Kontrolle von Infektionen nicht mehr zulässt
, sagte der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern betonte im RND, eine Maskenpflicht bleibe als Teil des Maßnahmenbündels abhängig vom Infektionsgeschehen sinnvoll
.
Mehrere Länder hatten Lockerungen bei der Maskenpflicht an Schulen angekündigt oder bereits umgesetzt. Am Freitag fallen in mehreren Bundesländern zudem weitere Beschränkungen weg. Das Robert Koch-Institut (RKI) erwartet für Herbst und Winter derweil wieder einen Anstieg der Infektionszahlen. Als Gründe wurden insbesondere eine noch immer große Zahl
ungeimpfter Menschen und die Zunahme von Kontakten in Innenräumen angeführt.
Aus Sicht von Lehrerverbandschef Meidinger sind die Schulen für die kältere Jahreszeit besser vorbereitet als vor einem Jahr. Meidinger geht nach jetzigem Stand
auch nicht von kompletten oder teilweisen Schulschließungen mit damit verbundenem Distanz- und Wechselunterricht aus. Zwar seien die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen recht hoch. Es wachse durch die allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission aber auch schnell die Impfquote bei Schülern über zwölf Jahren.
In Bayern soll die Pflicht ab nächster Woche im Unterricht wegfallen. Auch in Baden-Württemberg wird ein solcher Schritt erwogen. In Berliner Schulen wird ab Montag die Maskenpflicht bis zur einschließlich sechsten Klasse aufgehoben. In Brandenburg ist das bereits der Fall. Nordrhein-Westfalen will in der nächsten Woche entscheiden, wie es mit dem Thema nach den Herbstferien weitergeht. Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht hatte diese Lockerungen begrüßt.
Im Saarland muss ab diesem Freitag in Schulen generell keine Maske mehr getragen werden. In dem Land ist ab Freitag zudem Tanzen in Clubs wieder möglich. Nach einer neuen Corona-Verordnung fallen praktisch alle Einschränkungen für Geimpfte, Genesene und Getestete in dem Bundesland weg. Sie müssen auch in geschlossenen Räumen keine Maske mehr tragen, wenn die 3G-Regel angewandt wird. Der Mindestabstand ist nur noch eine Empfehlung. dpa
Amtsärzte für flächendeckende 3G-Regel für Berufe mit Kundenkontakt
Deutsche Amtsärzte fordern eine Ausweitung der 3G-Regel für Berufe mit Kundenkontakten. Notwendig sei 3G flächendeckend für alle Bereiche mit Kundenkontakt, auch für die Arbeitswelt - entweder als Auskunftspflicht für Beschäftigte oder als Informationsrecht für Arbeitgeber
, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Der Infektionsschutz im Lebensmittelrecht sehe vor, dass Beschäftigte etwa mit Durchfallerkrankungen oder Hepatitis beispielsweise nicht an der Wursttheke arbeiten dürften und eine Infektion dem Arbeitgeber gemeldet werden müsse. Bei Corona gebe es solche Regeln nicht, das ist höchst widersprüchlich. Hier muss nachgebessert werden
, forderte Teichert.
Es helfe wenig, wenn beispielsweise Restaurantgäste eine Impfung, Genesung oder einen negativen Test nachweisen müssten, aber der Arbeitgeber sein Gaststättenpersonal nicht danach fragen darf
, führte die Verbandchefin aus. Dies könne dazu führen, dass infizierte Servicekräfte von Gast zu Gast gehen und den Erreger weitertragen
.
Teichert forderte zudem eine Beibehaltung der Corona-Hygieneregeln in den kommenden Monaten. Man dürfe diese Regeln jetzt nicht vorschnell aufgeben
, sondern müsse weiterhin Maske tragen und Abstand halten, sagte die Ärztin mit Blick auf das wachsende Ansteckungsrisiko in der kälteren Jahreszeit. epd
In mehreren Bundesländern fallen Corona-Einschränkungen weg
In mehreren Bundesländern enden am Freitag Corona-Beschränkungen. So gilt in Nordrhein-Westfalen ab Freitag keine Maskenpflicht im Freien mehr. In Fußballstadien, bei Konzerten und anderen Großveranstaltungen ist wieder mehr Publikum zugelassen. Stehplätze dürfen allerdings nur zur Hälfte belegt werden und nur dann, wenn auf Gängen eine medizinische Schutzmaske getragen wird.
In Clubs und Diskotheken in Bayern darf ab diesem Wochenende derweil nach knapp eineinhalb Jahren coronabedingter Zwangspause wieder gefeiert werden, und zwar ohne Abstand und Maske. Für Besucher sowie Beschäftigte mit Kundenkontakt gilt dann eine verschärfte 3G-Regel: Einlass bekommen nur Geimpfte und Genesene, oder man muss einen negativen PCR-Test vorweisen. Ein Antigen-Schnelltest oder ein Selbsttest reichen nicht aus. Beschäftigte mit Kundenkontakt müssen außerdem mindestens zweimal wöchentlich einen PCR-Test machen.
Auch im Saarland ist ab Freitag Tanzen in Clubs wieder möglich. Nach einer neuen Corona-Verordnung fallen praktisch alle Einschränkungen für Geimpfte, Genesene und Getestete weg. Sie müssen auch in geschlossenen Räumen keine Maske mehr tragen, wenn die 3G-Regel angewandt wird. Der Mindestabstand ist nur noch eine Empfehlung. Das hatte der Ministerrat beschlossen.
Die Landesregierung setzt mit ihrem Saarland-Modell Plus
auf die Vernunft der Bürger. Der Schritt sei ein Signal für mehr Eigenverantwortung
, sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD). An Universitäten sind Präsenzveranstaltungen ohne Masken und ohne Abstand wieder möglich. In Schulen entfällt die Maskenpflicht in den Gebäuden komplett. Die neue Freiheit gilt zunächst für 14 Tage. dpa
Weltweit mehr als 233 Millionen Infizierte und 4,9 Millionen Tote
Weltweit haben sich mehr als 233,7 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf Basis offizieller Daten. Mehr als 4,98 Millionen Menschen starben mit oder an dem Virus, seit dieses im Dezember 2019 erstmals im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurde. Die meisten Infektions- und Todesfälle weisen die USA auf. An zweiter und dritter Stelle liegen Indien und Brasilien. Knapp nach den USA weist Brasilien mit 596.122 die meisten Todesfälle auf. Dort wurden 21,39 Millionen Ansteckungsfälle nachgewiesen. In Indien starben im Zusammenhang mit dem Virus 448.062 Menschen bei über 33,73 Millionen Infizierungen. Weltweit ist das die dritthöchste Todesrate nach den USA und Brasilien. Reuters
RKI registriert 10.118 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 64,3
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist im Vergleich zum Vortag erneut etwas gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert am Freitagmorgen mit 64,3 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 63,0 gelegen, vor einer Woche bei 62,5. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 10.118 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.05 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 9727 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 73 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 65 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.237.619 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 1,65 an (Mittwoch 1,60). Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.010.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf † 93.711. dpa