Meine Kriegserlebnisse 1940 - 1945
Kapitel 3
England, Unternehmen Seelöwe
Vorkommandos des Regimentes sind bereits auf Flugplätzen in der Gegend von Reims in Nordfrankreich.
Wir sollen im Rahmen des Unternehmens SeelöweDas Unternehmen Seelöwe war die im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht vorbereitete, aber nicht verwirklichte Invasion Großbritanniens.[Klick] zum Artikel (Wikipedia) in England bei Folkestone springen. Unsere Ausrüstung ist bereits auf den Fahrzeugen verladen. Wir sitzen auf unseren kahlen Strohsäcken und warten auf den Abmarschbefehl. Alles ist zuversichtlich und siegessicher. Unvermutet wird das Unternehmen abgeblasen, zur großen Enttäuschung allerseits.
Wir Melder ziehen zusammen auf eine Stube, Stutz, Liebing, Nikol, Bader, Wamsler, Gilles, Heinz Müller, Priester und ich. Wir vertragen uns alle großartig. Unsere Spezialausbildung machen Obj. Lodders und Lt. Proff, der wie Lt. v. Bülow inzwischen zur 13./1 gekommen ist, während Oblt. Stiebitz zur 4. Kompanie versetzt wurde.
Im November 1940 bekomme ich meinen ersten Heimaturlaub, 14 Tage. Ich fahre nach Polaun, Morchenstern und Reichenberg zu meinen Eltern und Verwandten.
Wieder zurück in Stendal. Der Dienst ist nach wie vor hart, aber interessant, die Stimmung unter den Leuten glänzend. Es gibt viele interessante Übungen und Rahmenübungen. Während der Übungen bringt mir Oblt. Lötsch Skizzenzeichnen bei.
Weihnachten und Neujahr werden in Stendal gefeiert, es ist ein sehr schönes Fest. Lt. Proff wird zum 3. Btl. versetzt.
Im Januar 1941 fährt die Kompanie, ebenso wie die gesamte 7. Fliegerdivision, wie die Fallschirmdivision offiziell heißt, zum Wintersport in die Alpen. Ich bekomme eine viertägige Dienstreise
genehmigt, um meine eigenen Ski von zu Hause abzuholen.
Unsere 13./1 kommt nach Hinterstein in den Allgäuer Alpen, der 1. Zug, bei dem ich bin, und der 2. Zug direkt ins Dorf, der 3. Zug auf die Willersalpe. Wir sind in den Pensionen einquartiert und essen im Steinadler
. Ich wohne mit Corswandt, Schimanski und Günther bei Familie Besler. Wie die anderen guten Fahrer werde ich zum Skilehrer ernannt und habe eine Gruppe zur Ausbildung. Mein ungeschicktester Schüler ist Obj. Marzahn.
Auf der Willersalpe ereignet sich ein tragischer Unfall. Oblt. Lötsch erschießt aus Versehen einen Mann seines Zuges mit der Pistole. Militärisches Begräbnis in Sonthofen. Alle bedauern den feinen Offizier, er selbst ist äußerst niedergedrückt.
Im Februar geht es wieder zurück nach Stendal. Oblt. Lötsch hat vom Kriegsgericht Bewährung erhalten und wird zum 3. Bataillon versetzt. Er wird drei Monate später in Kreta fallen.
Unser erster Kompaniechef, Oblt. Herterich kommt zum Luftlande-Sturmregiment und Oblt. Wehner von der 11./1 übernimmt die Kompanie, einer der feinsten Offiziere, die ich je kennengelernt habe.
Ich werde Gefreiter und bin als Melder und R2 (Richtkreisunteroffizier 2) beim 1. Zug (Lt. Görse). Beim Gewehrschießen gewinne ich einen von unserem Zugführer ausgesetzten Preis, eine Luxuspackung Zigaretten und einen Flug mit dem Kranich, einem Segelflugzeug-Doppelsitzer. Der Start ist mit Flugzeugschlepp hinter einem Stieglitz-Doppeldecker, der Flug ist ein Erlebnis. Ich hatte auf 150m liegend freihändig 35 Ringe (von 36 möglichen) geschossen.
Am 10. 2. bekommt unser Lehrgang schließlich die begehrten Fallschirmschützenabzeichen. Die Ausbildung geht ohne Pause weiter. Das FJR 1 kommt auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr bei Bayreuth und löst dort das FJR 3 ab. Das Vorkommando unserer Kompanie besteht aus Lt. v. Bülow, Fw. Kluth, Liebing, Stutz, Erpel und mir, das Nachkommando, nachdem die Kompanie schließlich wieder nach Stendal zurückgekehrt ist, ebenfalls — jedoch ohne den Leutnant. Wir benützen die Gelegenheit, um unsere Rückfahrt nach Stendal über Berlin zu legen.
Im April geht es schon wieder auf einen Truppenübungsplatz, diesmal nach Altengrabow. Wir sind erst kurze Zeit da, als Alarm gegeben wird und das Regiment nach Stendal zurückkehrt, um einsatzbereit gemacht zu werden.