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Die Zeit von 1900 bis 1939

1900 - 1939
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Kindheit in Bad Grund (1928 - 1945)
Kapitel 2 – Kindheit

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  1. Prolog
  2. Kindheit in Bad Grund
  3. Die Bergstadt Bad Grund
  4. Bad Grund wird Kurort
  5. Eisblumen und Wintersport
  6. Advent und Weihnachtszeit
  7. Unser Haus in Bad Grund
  8. Unsere Tiere
  9. In der Schule
  10. Jungmädel in der Hitlerjugend
  11. Gibt es Krieg?
  12. Luftkämpfe und feindliche Bombenflugzeuge
  13. Amerikanische Soldaten
TeufelstalHistorische Ansicht des Teufelstal (tiefes Tal) bei Bad Grund

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Kindheit in Bad Grund 1928-1942

In fünf Täler streckt sich der Ort zwischen den Harzbergen. Etwa 2.000 Einwohner hatte er in meiner Kinderzeit, aber er war kein Dorf. O nein, die Grundner waren beleidigt, wenn man ihren Ort so nannte. Bad Grund war eine der sieben Harzer Bergstädte! Der Herzog von Braunschweig-Lüneburg hatte ihnen diesen Status im 16. Jahrhundert verliehen, um Bergleute in den Harz zu locken, dazu jedem Städtchen ein oder zwei Sonderrechte: Wildemann und Clausthal hatten beispielsweise das Recht, Münzen zu schlagen, Bad Grund hatte das Holzrecht, jeder Einwohner durfte bis ins 19. Jahrhundert kostenlos aus dem Wald holen, was er an Winterholz brauchte … Dieses Recht gab es schon nicht mehr, aber noch immer schleppten die Bergleute, und Forstarbeiter den ganzen Sommer über Äste, Tannenzapfen, Borke und Stuckenstücke zusammen, sodass sie kein Geld für Heizung ausgeben mussten. Das Stadtrecht blieb bis in die Nachkriegszeit.

Neben der Kirche stand ein Fachwerkhaus mit der Aufschrift Magistrat (nicht Rathaus), von dem aus die Angelegenheiten des Städtchens geregelt wurden. Tief gekränkt waren dann die Grundner, als Bad Grund in der Gebietsreform mit den Kuhdörfern im Vorharz zur Samtgemeinde Gittelde-Bad Grund zusammengeschlossen wurden, und man mit allen Anliegen ins neue Rathaus in Windhausen musste, ausgerechnet nach Windhausen, dem man sich turmhoch überlegen fühlte!

Das Harzvorland war für uns ja auch eine andere Welt, wenn man auch nur über einen Berg hinübermusste, um es zu erreichen. Die sanften Hügel und flachen Wiesen konnten doch mit unseren Bergen nicht konkurrieren! Ganz genau konnte man sehen, wo der Harz aufhörte. Dort wo das erste Kornfeld sich ausbreitete. Genau dort war auch die Klimascheide. Wenn es oberhalb dieser Grenze schon schneite, regnete es oft unterhalb noch. Im Vorland gab es Haufendörfer, im Harz zog sich jeweils eine Straße die Täler hinaus. Nur vom Markt bis zum Flutdorf war Platz für eine Parallelstraße. Für mich waren die fünf Täler zwischen den Bergen die Welt und Bad Grund die schönste Stadt im Harz. Durch jedes Tal konnte man hinaufgehen, soweit man Lust hatte, dann einen der Horizontalwege am Berg entlang und im nächsten, übernächsten oder dritten Tal wieder hinunter. Wie abwechslungsreich waren diese Wege.

Der Eichelberg und Vosshai mit dunklen Tannenwäldern und zwischen Moos und Steinen murmelnden Bächlein, an denen es die leuchtend gelb-schwarzen Feuersalamander gab, der lichte Buchenwald des Gittelder Berges mit dem Postkartenblick auf Ortskern und Kirche, der Rösteberg mit seinem Heidekraut, das Eichelbachtal, in dem im Mai der Ginster zwischen den dunklen Fichten leuchtete. Besonders reizvoll für uns Kinder war der Iberg. Unter seinem Buchendach gab es im April ein Blütenmeer von Buschwindröschen in Weiß und Gelb und blauen Leberblümchen. Der Seidelbast duftete, und von den rot-blauen Kuckucksblumen (Frühlingsplatterbsen) konnten wir ganze Sträuße pflücken. Vorsichtig mussten wir dabei sein, wenn wir vom Weg abgingen; denn jede laubbedeckte Kuhle konnte ein Iberger Loch sein, eine im Kalkstock ausgewaschene Karsthöhle oder einer der alten Schächte vom früheren Eisenerzabbau. Aber die Gefahr machte die Sache gerade spannend. Auch die vielen Tollkirschenbüsche waren gefährlich, aber jedes Grundner Kind wusste, dass die glänzend schwarzen Früchte ein gefährliches Gift enthielten.

Eine besondere Attraktion war das große Loch, ein alter Schacht, der mit ein paar Stangen abgesichert war. Ringsherum gab es keinen Stein mehr, weil alle nach und nach von Kindern hineingeworfen waren. Man zählte dann, wie lange es dauerte, bis er unten aufschlug und staunte immer wieder, wie tief es doch war …

Nur mit Eintrittsgeld und Führer zu begehen war die Tropfsteinhöhle, in der man nicht nur aus den Tropfsteinen allerlei Fabelwesen erkennen konnte, sondern auch, wenn man ganz leise war, die Zwerge im Berg klopfen hören konnte. Der Zwergkönig Hübich wohnte am Rande des Ibergs mit seinem Volk unter zwei hohen Kalkfelsen, dem großen und dem kleinen Hübichenstein. Auf dem großen war ein Adler befestigt, und mancher junge Bursche aus Bad Grund hat es geschafft, zum Adler hinaufzuklettern. Meine Vettern Hans und Kurt haben sich dabei sogar fotografiert. Der kleine war mit Treppen besteigbar gemacht, und man hatte von oben einen Blick über die Baumwipfel und die Täler des Ortes. Ich bin gern hinaufgestiegen, aber die hohen Stufen waren für meine kleinen Beine eine große Anstrengung, und Mutter musste mir hinterher immer die Kniekehlen mit Fichtenspiritus einreiben, wenn ich nachts Schmerzen kriegte.

Noch interessanter als der Aufstieg war die Höhle unter dem Hübichenstein. Sie ging nur ein Stück unter den Fels hinein und führte im Bogen wieder ins Tageslicht. Ganz klein musste man sich machen, das letzte Stück auf allen Vieren krabbeln und der Bogen in der Mitte war stockdunkel. Das war natürlich viel spannender als die ausgebaute Tropfsteinhöhle.

Ganz oben auf dem Iberg gab es den Albert-Turm. Dorthin machte die ganze Familie mit Tanten, Vettern und Cousinen immer den Osterausflug. Es ging durch den blühenden Iberg hinauf, vorbei an Senken mit altem Schnee bis dorthin, wo der ganze Waldboden mit den weißen Blütensternen des Bärlauchs bedeckt war. In der kleinen Waldgaststätte zu Füßen des Turms kehrten wir ein, und Vetter Hans dichtete ins Gästebuch: Wir sitzen hier mit vollem Bauch, und draußen stinkt's nach Knobelauch. Auch die Gletschertöpfe mussten wir immer wieder besehen, zwei kreisrunde, etwa zwei Meter tief in den Fels geschliffene Löcher. Ich weiß noch heute nicht, ob sie wirklich von der Eiszeit herrührten.

Am Fuße des Ibergs lag das einzige unbebaute Tal, das Teufelstal. Es soll seinen Namen nicht vom Teufel ableiten, sondern vom bergmännischen Abtäufen, einen Schacht graben. Es sah auch gar nicht teuflisch aus, sondern sehr lieblich mit sanften Wiesenhängen zwischen Laubwäldern auf den Bergen zu beiden Seiten. Die Wiesen wurden jedes Jahr zweimal gemäht und kaum gedüngt. Darum gab es dort eine bunte Fülle von Blumen: Storchschnabel, Stiefmütterchen, Hahnenfuß, Klee, Lichtnelken, Hornklee, Veilchen und viele andere. In der Mitte floss ein Bächlein, schlängelte sich unter Heckenrosen und anderen Büschen hindurch, wand sich durch morastige Stellen, wo man Sumpfdotterblumen, Schlangenknöterich und Brunnenkresse finden konnte, schäumte über Steine und breitete sich zu kleinen Tümpeln. Oben am verlandeten Kesselteich setzten wir kurze, dicke Stöckchen ins Wasser als Schiffchen und trieben sie mit langen Stöcken durch alle Hindernisse bis zum Ende der Wiesen. Gewonnen hatte der, dessen Schiffchen zuerst unten war. Manchmal war es schwierig, ein festhängendes Schiffchen zu erreichen, und wir sind oft mit nassen Füßen nach Haus gekommen.

Nicht ganz so reizvoll war es, zwischen Gittelder und Königsberg zum Horstkamp hinaufzugehen zu den Wiesen, die sich jenseits der Höhe ins Harzvorland absenkten, aber auf diesen Wiesen gab es im Frühjahr eine solche Menge Schlüsselblumen, dass die Grundner sie waschkörbeweise zum Verkauf holten, und etwas später blühte eine gleiche Menge an Margeriten. Im Winter aber war hier eine herrlich sanfte, lange Skiabfahrt, die meinen ängstlichen Versuchen angemessen war.

Die Berge, die uns direkt vor der Haustür lagen, waren der Schurfberg mit alten Buchen und einem kleinen Wasserfall und der Roland mit Fichtenwald. Wie oft haben wir hier Moosgärtchen oder Buden gebaut, uns mit Sandpudding und Grasgemüse auf Blättertellern gegenseitig bewirtet, sind durch einen Windbruch gekrabbelt oder haben Verstecken gespielt. Bei gutem Wetter brauchten wir kein Spielzeug, obgleich wir auch einen Ball für die Ballprobe an der Hauswand und einen Kreisel hatten. Aber das Material für das beliebte Spiel Klipp war leicht herzustellen: Ein kurzes, dickes Stöckchen wurde auf beiden Seiten angespitzt, und der Klipp war fertig. Er wurde über eine Rille im Lehmboden gelegt und mit einem längeren Stock hochgeschleudert. Eine komplizierte Spielregel gab es, wie er gefangen, geworfen, zum Hochspringen geklippt und in der Luft weitergeschlagen werden musste. Gegenüber von unserem Haus war Platz genug für solch ein Spiel.


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  • Autorin: Rosemarie Söchting , aus meinen Tagebüchern
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