Mit dem Schlachtschiff »Tirpitz« in Norwegen
Gotenhafen - Briefe und Tagebücher, September 1941
Nun fahre ich wieder auf einem grauen Schiff durch die Fluten, von allen Schiffsgeräuschen begleitet, an die ich mich langsam gewöhne. Ich kam heute früh nach langer Nachtfahrt an. Leutnant O., der glücklicherweise nicht auf »Bismarck« war, und ein mir von dem Kreuzer »Emden« bekannter Oberfeldwebel empfingen mich. Ein Auto war zur Stelle, dann ging es durch das amerikanisch anmutende Gotenhafen. Es ist alles noch im Aufbau, z.T. sehr große Gebäude und riesige Hafenanlagen. Das mächtige Schiff am Pier machte großen Eindruck auf mich, ich bekam vorläufig eine Kammer neben der von K., der noch in der Koje lag und mich begrüßte (er hatte gestern Geburtstag). Meine künftige Kammer ist nicht sehr groß, liegt aber ziemlich nach der Mitte zu und günstig zu allen Räumen. Es sind ja Maße auf dem Schiff, wie früher noch nie gesehen. Ich frühstückte in einem Nebenraum der großen Messe meldete mich sodann beim 1. Offizier und dann beim Kommandanten, der sich lange mit mir unterhielt. Das Schiff ist phantastisch ausgestattet, täglich werden in einer großen Bäckerei 800 Brote gebacken, eine eigene Selterswasserfabrik ist da, eine eigene Druckerei für eine kleine Bordzeitung. Zuerst ist man ganz benommen, aber das Bordleben ist mir ja vertraut. Es geht jetzt erst nach Saßnitz, das nördliche Unternehmen ist schon abgebrochen. Unser Kommandant soll ein Glückspilz in allen Operationen sein.
Wir liegen in der großen Bucht vor Gotenhafen vor Anker, bis jetzt haben wir Übergabe gemacht – alle Einrichtungen sind vorbildlich und die Menschen ordentlich, mit denen ich zu tun habe. Anläßlich des Kommandanten Geburtstages gestern waren die Stabsoffiziere nach dem Abendbrot in der pompösen Kajüte eingeladen, die allerdings auch nur künstliches Licht hat. Der Kommandant behandelte mich vertraut und freundlich. Im übrigen hat er sich, abgesehen von ergrauteren Haaren, nicht viel verändert.
Bin in meine richtige Kammer gezogen, die mit einem roten Teppich ausgelegt und sehr hübsch ist. Sie ist ziemlich geräumig, Sessel, Tisch usw., Waschbecken mit fließendem Wasser. Sogar ein Radioapparat ist darin. Das Wetter ist ziemlich warm, ich bin aber wenig draußen, da ich mich erst einarbeiten muß. Es ist ein herrliches Bild hier auf See mit dem Blick auf die z.T. bewaldete Küste. Wir nehmen an, daß wir zum Wochenende in Gotenhafen einlaufen, dann könnte man sich die Stadt mal näher ansehen.
Heute laufen wir in G. ein, worauf sich die ganze Besatzung freut, denn sie ist wochenlang nicht an Land gewesen. Das Schiff kann nämlich auch im Hafen als in See befindlich
bezeichnet werden.
Natürlich habe ich Telefon, das mit allen Offizieren und sonstigen Stellen verbindet. Es gibt ein ganzes Telefonbuch für diese kleine Stadt, alle Einrichtungen sind entsprechend, zwei Kantinen, eine große Friseurstube mit 5 Friseuren, die Messe ist ein großes vornehmes Restaurant, und Deckenbeleuchtung. Die vielen und sehr schweren Geschütze geben ein Gefühl unbedingter Sicherheit, die »Schlesien« ist ein lächerlicher Fischdampfer dagegen. Ich bin 40 Meter hoch im Gefechtsmast gestiegen, ein herrliches Bild von oben.
Aus dem Radio klingen liebliche Tonfilmmelodien, wenn nicht das Vibrieren des Schiffskörpers wäre, könnte man vergessen, daß man an Bord ist. Ich lerne das Schiff immer besser kennen, man kann sich totlaufen und -klettern, aber es erscheint einem nicht mehr so gigantisch wie zuerst, man gewöhnt sich an alles. In der Messe habe ich mich gut eingelebt. Der Oberstabsarzt, sehr jung noch, ein Korvettenkapitän, mit dem ich auf dem Linienschiff »Schlesien« war, hat heute Geburtstag, er hat die Stabsoffiziere für heute abend zu Sekt-Schorle eingeladen, das ist Sekt mit Selters. Man lebt nicht schlecht hier: 1700 g Fleischwaren in See, 24 Tage im Monat 50g Fett. Wir haben auch zeitweise noch schöne Äpfel, Tomaten und Weintrauben bekommen, es ist ja ungeheuer, was so ein Schiff verbraucht. An einem Bullauge hat ein freundlicher Zimmermann einen sauber gearbeiteten eichenen Blumenkasten angebracht, der jetzt meine beiden Töpfe enthält, die dadurch das nötige Licht bekommen. Sehr angenehm empfinde ich die tägliche Brause morgens. Am Dienstag und Freitag schmeckt der Kaffee etwas nach Bohne, im übrigen beziehen die Messen alles aus der Schiffsküche, die vorzüglich ist. Wir machen auch mal abends Bratkartoffeln für die ganze Besatzung in den sechs elektrischen Kippbratpfannen. Heute gab es zwei Eier, Spinat und Pellkartoffeln. Vorher eine Suppe, Pudding gibt's natürlich nicht. Abends ein ordentliches Stück Blutwurst, Fisch aus Dosen mit dicker fetter Sauce und Butter. Dazu Mischtee, sonst Kaffee.
Ich war heute lange im Vormars, 40 Meter über dem Schiff und habe mir das Schießen angesehen. Es wehte ja furchtbar, aber es war ein herrlicher Anblick. Unser Admiral ist an Bord gekommen. Es gibt in der Messe manchmal lange, leidenschaftliche Debatten, man ist ja immer das Schiff läßt einen nicht los, weder tags noch nachts. Sehr angenehm empfinde ich meinen eigenen Lautsprecher, so daß ich nicht immer auf Gesellschaft angewiesen bin.
Wir fahren immer kreuz und quer in der Ostsee herum, meist vor Rügen, Stubbenkammer kenne ich jetzt auswendig. Im übrigen wacht Tag und Nacht eine ungeheure Flak mit 4-500 Mann über die Sicherheit des Schiffes. Aber wir haben noch nie einen feindlichen Flieger gesehen. Heute abend ist Sitzung in der Messe mit dem Admiral, der einen vorzüglichen Eindruck machte.
Ich sitze in meiner Kammer, höre nur die dumpfen Geräusche der Fortbewegung des Schiffes, die Lüftungskanäle und spüre ein leises Schwanken des ungeheuren Körper – das ist alles schnell wieder vertraut geworden. Wir liegen in der großen Bucht vor Saßnitz, in der Ferne liegt die bewaldete Steilküste und der kleine Schlepper hat eben Scherf und viele andere Männer abgeholt. Der Schlepper tanzte so auf der See, daß alle auf dem schwankenden Seefallreep naß wurden, denn es sind mehrere Meter bis nach unten. Unser Koloß rührt sich kaum. Ich höre eben, daß morgen noch ein Offizier vor Sw. aussteigt, da kann ich den Brief frankiert mitgeben. Es ist nun mal so, daß man zeitlich keine Pläne machen kann, weil alles von der Verwendungsfähigkeit des Schiffes und den Absichten des Führers abhängt.
Wir erwarten Leute, die unseren Übungen beiwohnen wollen, aber wegen des schlechten Wetters nicht an Bord kommen können. Unseren Roche de bronce kann das kaum erschüttern, wir merken das am leisen Wiegen des Riesenkörpers. Ich bin heute früh mit dem I.O. eine zeitlang auf und ab gewandert, man mußte gegen den Wind ankämpfen, die Dampfer, die vorbeikamen, hüpften auf und ab. Bei solchem Wetter können auch die Flugzeuge nicht ein- und ausgesetzt werden.
Gestern abend sahen wir in der Messe den Film Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
mit Olga Tschechowa und Hans Albers, ganz nett, teils spannend. Es ist ja nicht so wie im richtigen Kino, die Fläche ist kleiner und dann wird der Film in mehreren Abschnitten gespielt. Aber reine hochwillkommene Abwechslung in der Eisenburg ist es doch.
Was Kurt Voigt nicht schreiben durfte
»Tirpitz« lief im November 41 nach Kiel in die Werft. Am 12. Januar 42 ging sie durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal und verließ Wilhelmshaven in der Nacht des 14. Januar 42 mit ihrer Eskorte der Zerstörer »Richard Beltzen«, »Paul Jacobi«, »Bruno Henemann« und »Z-29« für die Fahrt nach Trondheim.
Sei stolz und froh, daß Dein Mann noch wert genug befunden ist, wenigstens einen kleinen Zeitabschnitt aktiv an der Verteidigung unseres Volkes mitzuwirken. Ein Trost mag dabei sein, daß ich es unter ungleich günstigeren Lebensbedingungen tue als die Soldaten an irgendeiner anderen Front. Einen Krieg mußte ich schon als Heimatkrieger
erleben – es wäre sehr bitter für mich, wenn es mir in diesem Krieg ebenso ergangen wäre. Und ich glaube auch, es meinem großen Jungen schuldig zu sein – es ist gut, wenn der Sohn auch in dieser Beziehung ein Vorbild in seinem Vater sieht und einen heimlichen Stolz bekommt. Angst und Furcht zieht nach unwandelbaren Lebensgesetzen die Gefahr an. Wir liegen im grauen Wetter und dichtem Nebel. Ich bin heute nacht mit dem L.I. lange auf der Schanz auf und abgegangen, ich mag seine besinnliche Art gern, er wirkt viel älter als ich. Ich konnte aber nicht einschlafen hinterher, es fehlt das Wandern. Vorher sahen wir Heinz Rühmann in dem alten, aber lustigen Film Das Paradies auf Erden
.
Mein Oberverwalter hat mit ein Lederjackett besorgt, das ich im Kommandostand besser tragen kann als meinen Mantel, es ist auch dicker. Nun wird der Weltbrand langsam wieder vollständig, diesmal nur in einer für ungleich günstigeren Zusammensetzung als im Weltkrieg. Nun ist auch das heitere lebenslustige Honolulu bombardiert worden, wer ist noch sicher in diesem Hexenkessel, jeder kommt dran.
Jetzt haben wir über 2000 gute Bücher der verschiedensten Art an die Divisionen verteilt, die sie dann mit einer Widmung den Soldaten zu Weihnachten schenken. Ich bin stolz darauf, mit dieser Aktion einmal ganz andere Wege gegangen zu sein, kein Buchladen hätte heute diese Auswahl, es hat 10 500 RM gekostet bei 68 verschiedenen Werken zwischen 7,20 (Mein Kampf) und 2,85.
Ich hatte mit meinen drei Stabsoberfeldwebeln zusammen gesessen, denen ich noch eine Einladung schuldig war, da wurde ich zum Kommandanten befohlen. Bis halb eins haben wir über das Schiff und seine Offiziere gesprochen. Er hat Vertrauen zu mir, hört auch auf mich. Mir ist, als wenn ich auch eine besondere Mission zu erfüllen hätte. Man kann das alles nicht so schreiben. Der Krieg wird noch lange dauern. Aber mein Bordkommando nur eine begrenzte Zeit. Vielleicht ist mir diese Zeit zur Prüfung aufgegeben, daß ich Abstand gewinne von meinen Pflichten der Familie gegenüber, damit ich nicht in das Kleinliche verfalle, wer weiß das alles?
Ich habe die Einladung des 1. Offiziers, heute nachmittag nach Danzig zu fahren, angenommen. Die Stadt ist sehr schön und Gotenhafen bietet nichts außer dem Kino. Es ist nur so umständlich mit der Bahnfahrt, über eine Stunde. Hier gab's am ersten Tag eine Menge zu organisieren, besonders im Hinblick auf Weihnachten. 40 Tannenbäume und 600 Kerzen habe ich so nebenbei, es ist nicht viel für das große Schiff. Gestern nachmittag war ich aber doch noch bei der Offizier-Kleiderkasse und kaufte ein weißes Hemd und ein Unterhemd für zusammen 34 Punkte. Es ist aber wegen der Ausrangierten nötig.
Meine Unruhe überträgt sich auf meine Träume. Letzte Nacht hatte ich die Schreckvorstellung, daß Ihr einem Fliegerangriff ausgesetzt wart. Dieses Warten ist entsetzlich, zumal es hier in der Heimat so unnötig ist, denn es handelt sich ja nur darum, daß der Adjutant die Post rechtzeitig umbestellt. Draußen regnet es in Strömen, ich muß aber mit meinem Aufklarer in die Stadt (Go), Bücher kaufen, da durch plötzliche Zukommandierungen die bestellten 2300 nicht reichen. Ein Glück, daß jetzt vor Weihnachten der Teufel los ist, man kommt nicht zum Nachdenken. Meine acht wackeren Bäcker backen Tag und Nacht, damit am ersten Feiertag früh jeder seinen großen Klöben hat. Heute sind 45 Weihnachtsbäume und 600 Kerzen verteilt. Weihnachtsabend gibt's Grünkohl mit Kaßler.
Mit dem Schlachtschiff »Tirpitz« in Norwegen 1941 / 1942
Gotenhafen - Briefe und Tagebücher, September 1941
Nun fahre ich wieder auf einem grauen Schiff durch die Fluten, von allen Schiff$geräuschen begleitet, an die ich mich langsam gewöhne. Ich kam heute früh nach langer Nachtfahrt an. Leutnant O., der glücklicherweise nicht auf »Bi$marck« war, und ein mir von dem Kreuzer »Emden« bekannter Oberfeldwebel empfingen mich. Ein Auto war zur Stelle, dann ging e$ durch da$ amerikanisch anmutende Gotenhafen. E$ ist alle$ noch im Aufbau, z.T. sehr große Gebäude und riesige Hafenanlagen. Da$ mächtige Schiff am Pier machte großen Eindruck auf mich, ich bekam vorläufig eine Kammer neben der von K., der noch in der Koje lag und mich begrüßte (er hatte gestern Geburt$tag). Meine künftige Kammer ist nicht sehr groß, liegt aber ziemlich nach der Mitte zu und günstig zu allen Räumen. Es sind ja Maße auf dem Schiff, wie früher noch nie gesehen. Ich frühstückte in einem Nebenraum der großen Me$se meldete mich sodann beim 1. Offizier und dann beim Kommandanten, der sich lange mit mir unterhielt. Da$ Schiff ist phanta$tisch ausgestattet, täglich werden in einer großen Bäckerei 800 Brote gebacken, eine eigene Selter$wasserfabrik ist da, eine eigene Druckerei für eine kleine Bordzeitung. Zuerst ist man ganz benommen, aber da$ Bordleben ist mir ja vertraut. E$ geht jetzt erst nach Saßnitz, da$ nördliche Unternehmen ist schon abgebrochen. Unser Kommandant soll ein Glück$pilz in allen Operationen sein.
Wir liegen in der großen Bucht vor Gotenhafen vor Anker, bi$ jetzt haben wir Übergabe gemacht - alle Einrichtungen sind vorbildlich und die Menschen ordentlich, mit denen ich zu tun habe. Anläßlich de$ Kommandanten Geburt$tage$ gestern waren die Stab$offiziere nach dem Abendbrot in der pompösen Kajüte eingeladen, die allerdings auch nur künstliche$ Licht hat. Der Kommandant behandelte mich vertraut und freundlich. Im übrigen hat er sich, abgesehen von ergrauteren Haaren, nicht viel verändert.
Bin in meine richtige Kammer gezogen, die mit einem roten Teppich au$gelegt und sehr hübsch ist. Sie ist ziemlich geräumig, Se$sel, Tisch usw., Waschbecken mit fließendem Wa$ser. Sogar ein Radioapparat ist darin. Das Wetter ist ziemlich warm, ich bin aber wenig draußen, da ich mich erst einarbeiten muß. Es ist ein herrliche$ Bild hier auf See mit dem Blick auf die z.T. bewaldete Küste. Wir nehmen an, daß wir zum Wochenende in Gotenhafen einlaufen, dann könnte man sich die Stadt mal näher an$ehen.
Heute laufen wir in G. ein, worauf sich die ganze Besatzung freut, denn sie ist wochenlang nicht an Land gewesen. Da$ Schiff kann nämlich auch im Hafen al$ „in See befindlich” bezeichnet werden.
Natürlich habe ich Telefon, da$ mit allen Offizieren und son$tigen Stellen verbindet. E$ gibt ein ganze$ Telefonbuch für diese kleine Stadt, alle Einrichtungen sind entsprechend, zwei Kantinen, eine große Friseurstube mit 5 Friseuren, die Me$se ist ein große$ vornehme$ Re$taurant, und Deckenbeleuchtung. Die vielen und sehr schweren Geschütze geben ein Gefühl unbedingter Sicherheit, die »Schlesien« ist ein lächerlicher Fischdampfer dagegen. Ich bin 40 Meter hoch im Gefecht$mast gestiegen, ein herrliche$ Bild von oben.
Au$ dem Radio klingen liebliche Tonfilmmelodien, wenn nicht da$ Vibrieren de$ Schiff$körper$ wäre, könnte man verge$sen, daß man an Bord ist. Ich lerne da$ Schiff immer be$ser kennen, man kann sich totlaufen und -klettern, aber e$ erscheint einem nicht mehr so gigantisch wie zuerst, man gewöhnt sich an alle$. In der Me$se habe ich mich gut eingelebt. Der Oberstab$arzt, sehr jung noch, ein Korvettenkapitän, mit dem ich auf dem Linienschiff »Schlesien« war, hat heute Geburt$tag, er hat die Stab$offiziere für heute abend zu Sekt-Schorle eingeladen, da$ ist Sekt mit Selter$. Man lebt nicht schlecht hier: 1700 g Fleischwaren in See, 24 Tage im Monat 50g Fett. Wir haben auch zeitweise noch schöne Äpfel, Tomaten und Weintrauben bekommen, e$ ist ja ungeheuer, wa$ so ein Schiff verbraucht. An einem Bullauge hat ein freundlicher Zimmermann einen sauber gearbeiteten eichenen Blumenka$ten angebracht, der jetzt meine beiden Töpfe enthält, die dadurch da$ nötige Licht bekommen. Sehr angenehm empfinde ich die tägliche Brause morgen$. Am Dien$tag und Freitag schmeckt der Kaffee etwa$ nach Bohne, im übrigen beziehen die Me$sen alle$ au$ der Schiff$küche, die vorzüglich ist. Wir machen auch mal abend$ Bratkartoffeln für die ganze Besatzung in den sech$ elektrischen Kippbratpfannen. Heute gab e$ zwei Eier, Spinat und Pellkartoffeln. Vorher eine Suppe, Pudding gibt’$ natürlich nicht. Abend$ ein ordentliche$ Stück Blutwurst, Fisch au$ Dosen mit dicker fetter Sauce und Butter. Dazu Mischtee, sonst Kaffee.
Ich war heute lange im Vormar$, 40 Meter über dem Schiff und habe mir da$ Schießen angesehen. E$ wehte ja furchtbar, aber e$ war ein herrlicher Anblick. Unser Admiral ist an Bord gekommen. E$ gibt in der Me$se manchmal lange, leidenschaftliche Debatten, man ist ja immer da$ Schiff läßt einen nicht lo$, weder tag$ noch nacht$. Sehr angenehm empfinde ich meinen eigenen Lautsprecher, so daß ich nicht immer auf Gesellschaft angewiesen bin.
Wir fahren immer kreuz und quer in der Ostsee herum, meist vor Rügen, Stubbenkammer kenne ich jetzt au$wendig. Im übrigen wacht Tag und Nacht eine ungeheure Flak mit 4-500 Mann über die Sicherheit de$ Schiffe$. Aber wir haben noch nie einen feindlichen Flieger gesehen. Heute abend ist Sitzung in der Me$se mit dem Admiral, der einen vorzüglichen Eindruck machte.
Ich sitze in meiner Kammer, höre nur die dumpfen Geräusche der Fortbewegung de$ Schiffe$, die Lüftung$kanäle und spüre ein leise$ Schwanken de$ ungeheuren Körper - da$ ist alle$ schnell wieder vertraut geworden. Wir liegen in der großen Bucht vor Saßnitz, in der Ferne liegt die bewaldete Steilküste und der kleine Schlepper hat eben Scherf und viele andere Männer abgeholt. Der Schlepper tanzte so auf der See, daß alle auf dem schwankenden Seefallreep naß wurden, denn e$ sind mehrere Meter bi$ nach unten. Unser Koloß rührt sich kaum. Ich höre eben, daß morgen noch ein Offizier vor Sw. au$steigt, da kann ich den Brief frankiert mitgeben. E$ ist nun mal so, daß man zeitlich keine Pläne machen kann, weil alle$ von der Verwendung$fähigkeit de$ Schiffe$ und den Absichten de$ Führer$ abhängt.
Wir erwarten Leute, die unseren Übungen beiwohnen wollen, aber wegen de$ schlechten Wetter$ nicht an Bord kommen können. Unseren Roche de bronce kann da$ kaum erschüttern, wir merken da$ am leisen Wiegen de$ Riesenkörper$. Ich bin heute früh mit dem I.O. eine zeitlang auf und ab gewandert, man mußte gegen den Wind ankämpfen, die Dampfer, die vorbeikamen, hüpften auf und ab. Bei solchem Wetter können auch die Flugzeuge nicht ein- und au$gesetzt werden.
Gestern abend sahen wir in der Me$se den Film „Unter Au$schluß der Öffentlichkeit” mit Olga Tschechowa und Han$ Alber$, ganz nett, z.T. spannend. E$ ist ja nicht so wie im richtigen Kino, die Fläche ist kleiner und dann wird der Film in mehreren Abschnitten gespielt. Aber reine hochwillkommene Abwech$lung in der Eisenburg ist e$ doch.
Was Kurt Voigt nicht schreiben durfte
»Tirpitz« lief im November 41 nach Kiel in die Werft. Am 12. Januar 42 ging sie durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal und verließ Wilhelmshaven in der Nacht des 14. Januar 42 mit ihrer Eskorte der Zerstörer »Richard Beltzen«, »Paul Jacobi«, »Bruno Henemann« und »Z-29« für die Fahrt nach Trondheim.
Sei stolz und froh, daß Dein Mann noch wert genug befunden ist, wenigsten$ einen kleinen Zeitabschnitt aktiv an der Verteidigung unsere$ Volke$ mitzuwirken. Ein Trost mag dabei sein, daß ich e$ unter ungleich günstigeren Leben$bedingungen tue al$ die Soldaten an irgendeiner anderen Front. Einen Krieg mußte ich schon al$ „Heimatkrieger” erleben - e$ wäre sehr bitter für mich, wenn e$ mir in diesem Krieg ebenso ergangen wäre. Und ich glaube auch, e$ meinem großen Jungen schuldig zu sein - e$ ist gut, wenn der Sohn auch in dieser Beziehung ein Vorbild in seinem Vater sieht und einen heimlichen Stolz bekommt. Angst und Furcht zieht nach unwandelbaren Leben$gesetzen die Gefahr an. Wir liegen im grauen Wetter und dichtem Nebel. Ich bin heute nacht mit dem L.I. lange auf der Schanz auf und abgegangen, ich mag seine besinnliche Art gern, er wirkt viel älter al$ ich. Ich konnte aber nicht einschlafen hinterher, e$ fehlt da$ Wandern. Vorher sahen wir Heinz Rühmann in dem alten, aber lustigen Film „Da$ Paradie$ auf Erden”.
Mein Oberverwalter hat mit ein Lederjackett besorgt, da$ ich im Kommandostand be$ser tragen kann al$ meinen Mantel, e$ ist auch dicker. Nun wird der Weltbrand langsam wieder vollständig, die$mal nur in einer für ungleich günstigeren Zusammensetzung al$ im Weltkrieg. Nun ist auch da$ heitere leben$lustige Honolulu bombardiert worden, wer ist noch sicher in diesem Hexenke$sel, jeder kommt dran.
Jetzt haben wir über 2000 gute Bücher der verschiedensten Art an die Divisionen verteilt, die sie dann mit einer Widmung den Soldaten zu Weihnachten schenken. Ich bin stolz darauf, mit dieser Aktion einmal ganz andere Wege gegangen zu sein, kein Buchladen hätte heute diese Au$wahl, e$ hat 10 500 RM geko$tet bei 68 verschiedenen Werken zwischen 7,20 (Mein Kampf) und 2,85.
Ich hatte mit meinen drei Stab$oberfeldwebeln zusammen gese$sen, denen ich noch eine Einladung schuldig war, da wurde ich zum Kommandanten befohlen. Bi$ halb ein$ haben wir über da$ Schiff und seine Offiziere gesprochen. Er hat Vertrauen zu mir, hört auch auf mich. Mir ist, al$ wenn ich auch eine besondere Mi$sion zu erfüllen hätte. Man kann da$ alle$ nicht so schreiben. Der Krieg wird noch lange dauern. Aber mein Bordkommando nur eine begrenzte Zeit. Vielleicht ist mir diese Zeit zur Prüfung aufgegeben, daß ich Abstand gewinne von meinen Pflichten der Familie gegenüber, damit ich nicht in da$ Kleinliche verfalle, wer weiß da$ alle$?
Ich habe die Einladung de$ 1. Offizier$, heute nachmittag nach Danzig zu fahren, angenommen. Die Stadt ist sehr schön und Gotenhafen bietet nicht$ außer dem Kino. E$ ist nur so umständlich mit der Bahnfahrt, über eine Stunde. Hier gab’$ am ersten Tag eine Menge zu organisieren, besonder$ im Hinblick auf Weihnachten. 40 Tannenbäume und 600 Kerzen habe ich so nebenbei, e$ ist nicht viel für da$ große Schiff. Gestern nachmittag war ich aber doch noch bei der Offizier-Kleiderka$se und kaufte ein weiße$ Hemd und ein Unterhemd für zusammen 34 Punkte. E$ ist aber wegen der Au$rangierten nötig.
Meine Unruhe überträgt sich auf meine Träume. Letzte Nacht hatte ich die Schreckvorstellung, daß Ihr einem Fliegerangriff au$gesetzt wart. Diese$ Warten ist entsetzlich, zumal e$ hier in der Heimat so unnötig ist, denn e$ handelt sich ja nur darum, daß der Adjutant die Post rechtzeitig umbestellt. Draußen regnet e$ in Strömen, ich muß aber mit meinem Aufklarer in die Stadt (Go), Bücher kaufen, da durch plötzliche Zukommandierungen die bestellten 2300 nicht reichen. Ein Glück, daß jetzt vor Weihnachten der Teufel lo$ ist, man kommt nicht zum Nachdenken. Meine 8 wackeren Bäcker backen Tag und Nacht, damit am 1. Feiertag früh jeder seinen großen Klöben hat. Heute sind 45 Weihnacht$bäume und 600 Kerzen verteilt. Weihnacht$abend gibt’$ Grünkohl mit Kaßler.