Teil 1 - Arnsdorf, 1852 bis 1857
Kapitel 1:
Geburt und Taufe
Am 17. April 1852 früh halb fünf Uhr wurde ich in ArnsdorfHeute: Miłków (deutsch Arnsdorf) ein Ortsteil der Landgemeinde Podgórzyn (Giersdorf) im Powiat Jeleniogórski (Kreis Hirschberg im Riesengebirge) in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.Siehe Wikipedia.org [1] im Hirschberger TalDas Hirschberger Tal (polnisch Kotlina Jeleniogórska) in Polen ist ein großer Talkessel auf der schlesischen Nordseite der Westsudeten und neben dem Glatzer Kessel die größte intramontane Beckenlandschaft der Sudeten.Siehe Wikipedia.org [2] als zweiter Sohn des dortigen Pastors Julius Dittrich und seiner Ehefrau Margareta geb. Rogge geboren. Bei meiner Geburt ein ziemlich schwächliches Kind, empfing ich schon am fünften Tage nach derselben die heilige Taufe. Es ist mir später erzählt worden, dass die Hebamme meinen Vater aufgefordert habe, mich nur flink zu taufen, damit ich nicht vorher stürbe.
Ich muss meine angeborene Schwäche aber bald überwunden haben. Denn meine Mutter hat mir oft erzählt, dass ich in der Folge ihr dickstes Kind geworden wäre. Tatsächlich habe ich mich bis heute gottlob einer guten Gesundheit erfreut. Trotz eines angeborenen Schadens, der erst in meinem 60. Lebensjahr durch eine Operation beseitigt wurde, bin ich eigentlich nie krank gewesen und habe jetzt ein Alter erreicht, wie vor mir kein männlicher Dittrich durch mehrere Generationen hindurch.
In der Taufe erhielt ich die Namen Julius Albrecht Johannes. Julius nach meinem Vater, der diesen Namen seinen sämtlichen Söhnen gab. Albrecht nach meinem Onkel, dem nachmals so berühmt gewordenen Feldmarschall Grafen [Albrecht von] Roon, damals Oberst und Regimentskommandeur in Köln, der eine Patenstelle bei mir übernommen hatte. Johannes war zum Rufnamen erwählt. Da mein älterer Bruder, der kurz nach Preußens Demütigung vor Österreich in OlmützDie Olmützer Punktation (oder auch der Olmützer Vertrag) war ein diplomatisches Abkommen, das am 29. November 1850 zwischen Preußen, Österreich und Russland über die Beendigung der Herbstkrise von 1850 wegen der Unionspolitik Preußens abgeschlossen wurde. Die Konferenzen der Vertreter der drei Mächte fanden vom 28. bis zum 30. November 1850 in Olmütz in Mähren statt.Siehe Wikipedia.org [3] und wohl auf Anregung eines damals erschienenen Gedichts des Grafen StrachwitzMoritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein in Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.Siehe Wikipedia.org [4], in dem die Worte vorkamen: Wenn der gordische Knoten fertig ist, schickt Gott den Alexander
den Rufnamen Alexander erhalten hatte, hatten sich bei meiner Geburt mokante Verwandte vernehmen lassen: Der gordische Knoten
Ihr rüttelt an dem Königspalast Mit unverdrossenem Mute, Ihr baut ein neues Haus mit Hast Und schreit zum Kitt nach Blute…von Alexander Frhr. v. Strachwitz [5]Den wird er wohl Nebukadnezar nennen.
Mein Vater wählte stattdessen den Namen des Vorläufers ChristiJohannes der Täufer (syrisch ܝܘܚܢܢ ܡܥܡܕܢܐ Jochanan Mamdana; griechisch Ἰωάννης ὁ βαπτιστής Iōánnēs o Baptistḗs;[1][2] lateinisch Io(h)annes Baptista) war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 n. Chr. in Galiläa und Judäa auftrat.Siehe Wikipedia.org [6], der ihm und infolgedessen auch mir, stets besonders teuer und ehrwürdig gewesen ist. Merkwürdig immerhin, dass mein Bruder mit dem kriegerischen Namen von früh auf eine ausgesprochene Vorliebe für das Kriegshandwerk hatte, während ich eigentlich niemals in dem Vorsatz, Pastor zu werden, schwankend gewesen bin.
Meine fünf ersten Lebensjahre brachte ich in Arnsdorf zu, und trotz der Kürze dieser Zeit knüpft sich eine Fülle von Erinnerungen an diesen Ort, die ja allerdings durch einen späteren Aufenthalt im Riesengebirge aufgefrischt worden sind. Der Name kommt in Schlesien öfter vor. Von anderen Orten gleichen Namens wird er unterschieden durch den Zusatz im Riesengebirge
oder unter der Schneekoppe
. Denn gleichsam unter dem Schutze des majestätischsten Berges des Riesengebirges wie ganz Norddeutschlands lag das Dorf, und die evangelischen Bewohner des Koppenhauses gehörten zur ParochiePfarre, Pfarrgemeinde Arnsdorf, sodass mein Vater sich wohl scherzhaft den höchsten Pastor im Königreich Preußen nannte. Von unserer Wohn- und Schlafstube wie vom Studierzimmer meines Vaters ging der Blick auf den mächtigen Koppenkegel, und meine Mutter hat öfter erzählt, dass sie in der ersten Zeit ihres Ehestandes, wenn sie in das Wohnzimmer trat, an dessen Fenster ihr Nähtisch stand, oft zurückgefahren sei mit dem Gedanken: Was für ein schweres Gewitter steht am Himmel!
[2] Das Hirschberger Tal (polnisch Kotlina Jeleniogórska) in Polen ist ein großer Talkessel auf der schlesischen Nordseite der Westsudeten und neben dem Glatzer Kessel die größte intramontane Beckenlandschaft der Sudeten.
[3] Die Olmützer Punktation (oder auch der Olmützer Vertrag) war ein diplomatisches Abkommen, das am 29. November 1850 zwischen Preußen, Österreich und Russland über die Beendigung der Herbstkrise von 1850 wegen der Unionspolitik Preußens abgeschlossen wurde. Die Konferenzen der Vertreter der drei Mächte fanden vom 28. bis zum 30. November 1850 in Olmütz in Mähren statt.
[4] Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein in Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.
[5] Der gordische Knoten
Ihr rüttelt an dem Königspalast Mit unverdrossenem Mute, Ihr baut ein neues Haus mit Hast Und schreit zum Kitt nach Blute. Doch ist es fertig, das neue Haus, Nach manchem saueren Tage, Der Bonaparte bleibt nicht aus, Der's stürzt mit einem Schlage!… (von Alexander Frhr. v. Strachwitz)
[6] Johannes der Täufer (syrisch ܝܘܚܢܢ ܡܥܡܕܢܐ Jochanan Mamdana; griechisch Ἰωάννης ὁ βαπτιστής Iōánnēs o Baptistḗs;[1][2] lateinisch Io(h)annes Baptista) war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 n. Chr. in Galiläa und Judäa auftrat.
[7] Eine Parochie ist der Amtsbezirk eines Pfarrers, das heißt ein Pfarrbezirk oder Pfarrei. Sie ist der unterste, kirchliche Verwaltungs- und Seelsorgebezirk mit einem eigenen Pfarrer einer Kirche, die nach dem Parochialprinzip organisiert ist. Zur Parochie können auch Filialkirchen gehören.Quelle: Wikipedia.org