Kanaken, Kannibalen, mein Opa und ich
Kapitel 10:
Duke of York
Was hatten mein Opa und die Matrosen tatsächlich von den Inseln gesehen? Sicherlich hatten sie nur einen geringen Sold. Die Infrastruktur an Land sah ganz anders aus, als ich sie mir heute überhaupt vorstellen kann. Es gab keine gepflasterten oder asphaltierten Straßen, die Wege waren durch die intensiven Regenfälle aufgeweicht, schmierig und nur schwer zu nutzen.
Meine Gruppe unternimmt eine Bootsfahrt zu den Duke of York Islands, dem ehemaligen Neu LauenburgDie Duke-of-York-Inseln (deutsch von 1885 bis 1918: Neulauenburg oder auch Neu-Lauenburg) bilden eine Inselgruppe im zu Papua-Neuguinea gehörenden Bismarck-Archipel. [16] (1885 – 1918). Die Lunchpakete sind zur Abfahrtszeit noch nicht gepackt, nach Aussage des Hotels wurde der Auftrag angeblich am Vorabend abbestellt. Somit verspätet sich unsere Abfahrt um eine Stunde. Wir verteilen uns zu fünf und sechs Personen auf die beiden Boote. Ein Sonnendach schützt die Sitzflächen weitgehend vor zu starker Sonneneinstrahlung. Die Boote, angetrieben mit einem Yamaha-Außenbordmotor von 60 und der andere von 100 Pferdestärken, brausen in die Inselwelt. Aus den Motoren holen die Fahrer heraus, was die Maschinen hergeben. Die Boote knallen entsprechend auf der Wasseroberfläche auf.
Als erstes passieren wir die Insel Kabakon, auf der der deutsche Vegetarier und Sektenführer August EngelhardtAugust Engelhardt (* 27. November 1875 in Nürnberg; † 6. Mai 1919 auf Kabakon, heute Papua-Neuguinea) war ein Deutscher, der eine neue religiöse Gemeinschaft mit dem Namen Sonnenorden – Aequatoriale Siedlungsgemeinschaft gründete. [17] von 1902 bis 1919 lebte. Engelhardt kaufte diese Insel mit einer Kokosplantage und Arbeitern. Er propagierte ein Zurück zur Natur
, ins Paradies der Unsterblichkeit. In seiner Lebensanschauung verschrieb er sich einer einseitigen Kokosnussernährung und der Sonne. Bereits 1906 wird berichtet, dass Engelhardt an Gicht, Fieber, Ausschlag erkrankt sei. Aufgrund vieler Werbemaßnahmen folgen trotzdem einige Deutsche den Verlockungen auf ein ewiges Leben in der Südsee. Auf nach Kabakon! 1909 lebt Engelhardt wieder allein, denn die Sekte findet keinen Zuspruch mehr, zu viele negative Schlagzeilen halten Sonnenanbeter und Nudisten von der Reise in die Südsee ab. Engelhardt, auch zwangsweise ins Krankenhaus zur künstlichen Ernährung interniert, stirbt schließlich aufgrund einseitiger Ernährung und fehlender Abwehrstoffe.
Kabakon ist von einem breiten Atoll umgeben, in dem noch weitere Inseln liegen. In den dazwischen liegenden tieferen Wassern tummeln sich Delphine. Die Säuger bilden große Schulen. Sie springen aus dem Wasser und zeigen uns Pirouetten, wie man sie eigentlich nur von dressierten Tieren im Zoologischen Garten erwartet.
Zwischen den Inseln der Duke of York befinden sich ausgedehnte Korallenriffe, die teilweise einige Inseln mit einander verbinden. In diesem für die Navigation schwierigen Seegebiet hatten die ersten Europäer einen natürlichen, ruhig gelegenen Ankerplatz gefunden, der lange als Stützpunkt der Deutschen in der Bismarck-See diente. Von den Deutschen wurde dieser Stützpunkt auf Mioko so lange genutzt, bis Kokopo, damals Herbertshöhe auf Neupommern, heute Neubritannien, 1899 neuer Stützpunkt und danach ab 1911 Rabaul als Headquarter ausgebaut wurde.
In einer Liste, die in einem der Gebäude aushängt, sind die Beherbergungspreise für alle sehr transparent aufgelistet. Sie enthält Preise für Übernachtungen, Ausflüge oder gar einen Kurs zur Einführung in die einheimische Küche. Während diese Extraangebote, zu denen auch Kanufahren und Bootsverleih zählen, für wenige fünf bis zwanzig Kina geordert werden können, erscheint die Übernachtung mit 70 Kina ohne Frühstück nicht günstig. Die Hauptsprache und gleichzeitig Amtssprache auf den Duke Inseln ist Tok Pisin, auch oft Pidgin-English genannt, wie fast im gesamten Bismarck-Archipel.
Mit den beiden Booten des Hotels Kokopo Beach Bungalow Resort fahren wir zum Mittagessen auf die Insel Klein Pigeon. Sie ist in wenigen Minuten zu umwandern. Ich verzehre den Inhalt meines Lunchpaketes und labe mich an kühlen Limonaden. Die Mittagspause verkürze ich mit Schwimmen und Schnorcheln. Ein Einschnitt im Korallenriff gibt mir die Möglichkeit, an der Land abgekehrten Seite des Riffs zu schnorcheln.
[17] August Engelhardt (* 27. November 1875 in Nürnberg; † 6. Mai 1919 auf Kabakon, heute Papua-Neuguinea) war ein Deutscher, der eine neue religiöse Gemeinschaft mit dem Namen Sonnenorden – Aequatoriale Siedlungsgemeinschaft gründete. Er entwickelte den Kokovorismus, eine Lebensanschauung, in deren Zentrum die Verehrung der Kokosnuss steht.