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Kaiserreich und Kolonialzeit 1850 bis 1919

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Cöslin, 1864 bis 1870 — Kap.4, Die Ungerechtigkeiten des Lebens

Wählen Sie ein Kapitel dieses Zeitzeugenberichtes:

Teil 3 - Cöslin, 1864 bis 1870
Kap.4 - Die Ungerechtigkeiten des Lebens

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  1. 🔺 Teil 2: Bärsdorf, 1857 - 1864
  1. Ankunft in Cöslin
  2. Die Umgebung der Stadt
  3. Zwei neue Gymnasiasten
  4. Die Ungerechtigkeiten des Lebens
  5. Oberlehrer Dr. Hüser
  6. Schwierige Zeiten
  7. Onkel Zelle und Dr. Trägert
  8. Dr. Pitam, Reinthaler und Onkel Kullawey
  9. Mitschüler
  10. Die Pastoren an St. Marien
  11. Meine Konfirmation
  12. Meine Schullaufbahn
  13. Sommer 1869
  14. Mancherlei Torheiten
  15. Geselligkeit der Beamtenkreise
  16. Tod der Großmütter
  17. Deutsch-Französischer Krieg
  18. Abitur
  1. 🔻 Teil 4: Leipzig, 1870-1873

Teil 3 - Cöslin, 1864 bis 1870
Kapitel 4:
Die Ungerechtigkeiten des Lebens

Das führt mich auf eine Schwäche des Mannes, dem ich mich sonst zu großem Dank verpflichtet fühlte. Während nämlich die übrigen Lehrer dahin neigten, diejenigen Schüler zu bevorzugen, die wenig Kinderstube hatten, setzte der Direktor gern die aus weniger gebildeten Häusern und einfacheren Verhältnissen stammten, zurück und bevorzugte die aus feineren Häusern, besonders die Adligen. In vielen Fällen ab ihm der Erfolg recht. Gerade in den oberen Klassen trat es vielfach zutage, wie viel eine gute Kinderstube für die spätere Ausbildung austrägt. Der Direktor ging aber hierin oft zu weit. Kühn war der Sohn eines kleinen Kaufmanns in Schlawe. Deshalb galt er dem Direktor nicht so viel als ich, der aus der Kinderstube mehr mitbrachte. Der spätere Erfolg hat ihm in diesem Fall nicht Recht gegeben.

Die Besprechung unserer Poeme in der Virgilstunde zeigte uns übrigens immer wieder den guten Geschmack des Direktors und hat auch meinen Geschmack gebildet, wenn sich auch seine Hoffnung, dass ich ein Dichter würde, sich nicht erfüllt hat. Meinen Mitschülern war eine solche Unterbrechung des gewöhnlichen Pensums auch ganz erwünscht. Deshalb verübelten sie mir nicht, dass ich mich auf diese Weise beim Direktor in Gunst - der Kunstausdruck lautete in Tee setzte, was sonst nicht gelitten wurde. Eine andere Schwäche des Direktors war, dass er gern auf berühmte Leute zu sprechen kam, mit denen er irgendwie in Berührung gekommen war. lm Jahre 1848 hatte er dem deutschen Parlament in der Paulskirche teilgenommen und hatte da Männer wie Ernst Moritz Arndt, Radowitz, [Carl] Giskra u. a. persönlich kennen gelernt. Immer wieder kam er auf solche Männer zurück, unterhielt uns von ihnen und verbrachte damit manche Unterrichtszeit. Ich habe ihn auch in Verdacht, dass da Wahrheit und Dichtung mitunter ineinander ging. So kam er einst, als ich ihm andere Bibelübersetzungen als die Luthersche nennen musste, auf das Bunsensche Bibelwerk zu sprechen und behauptete, mit BunsenChristian Karl Josias von Bunsen (1791-1860) war preußischer Diplomat.Siehe Wikipedia.org [8] studiert zu haben und demselben in seiner damaligen dürftigen Lage ausgeholfen zu haben, was ich später als eine handgreifliche Unwahrheit erkannte. Denn Bunsen war 17 Jahre älter als Röder und muss zu der Zeit, als dieser studierte, bereits preußischer Ministerresident in Rom gewesen sein.

Eine glückliche Häuslichkeit hatte Röder nicht. Mit seiner Frau, mit der er sich schon als Student verlobt hatte, hatte er wenig Fühlung. Dafür liebte er umso mehr seine Primaner. Doch hatte diese Liebe zuletzt etwas Grämliches. Er glaubte fortwährend, uns vor den Gefahren des Kneipwesens warnen zu müssen, was bei der Mehrzahl von uns wirklich nicht so nötig war, da im großen und ganzen ein solider Ton unter uns herrschte. Auch mit solchen Reden verdarb er in den letzten Jahren manche Zeit und erweckte, wenn er uns als abschreckendes Beispiel seine einstigen Studiengenossen vorhielt, bei uns den Eindruck, dass er stark übertreibe. Er war in den letzten Jahren lungenleidend. Seit Neujahr 1870 hat er das Gymnasium nicht mehr betreten. Sein letztes Schriftstück, das er noch vom Krankenzimmer aus schrieb, war, wie ich glaube, das Zeugnis, das er mir zur Meldung für den EinjährigendienstEin Einjährig-Freiwilliger war bereits im Königreich Preußen ein Wehrpflichtiger mit höherem Schulabschluss (Obersekundareife), der nach freiwilliger Meldung einen Wehrdienst in einem Truppenteil seiner Wahl als Präsenzdienst ableistete. Nach Abschluss der Grundausbildung konnte er Offizier der Reserve werden. Siehe Wikipedia.org [9] ausstellte. Andere Zeugnisse wenigstens, die gleichzeitig ausgestellt werden mussten, hatte er von fremder Hand schreiben lassen und nur unterschrieben. Am 28. Januar 1870 starb er. Ich hatte die Empfindung, einen väterlichen Freund verloren zu haben. Doch ich habe mit der Schilderung seiner Persönlichkeit weit vorgegriffen.


[8] Christian Karl Josias von Bunsen (1791-1860) war preußischer Diplomat.
[9] Ein Einjährig-Freiwilliger war bereits im Königreich Preußen ein Wehrpflichtiger mit höherem Schulabschluss (Obersekundareife), der nach freiwilliger Meldung einen Wehrdienst in einem Truppenteil seiner Wahl als Präsenzdienst ableistete. Nach Abschluss der Grundausbildung konnte er Offizier der Reserve werden.
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  • Autor: Johannes Dittrich, Biografie transkribiert um 1960, digitalisiert 2018
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