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Kaiserreich, Kolonialzeit - 1850 - 1919

1850
1880
1900
1850
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1900
Kaiserreich und Kolonialzeit 1850 bis 1919

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Teil 4 - Leipzig, 1870 bis 1873
Kap.20 - Liebknecht und Bebel

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  1. 🔺 Teil 3: Cöslin, 1864 - 1870
  1. Entscheidung für Leipzig
  2. Ankunft und Immatrikulation
  3. Antrittsbesuche
  4. Vorlesungsbeginn
  5. Professor Kahnis
  6. Professoren Luthardt und Delitzsch
  7. Geheimrat von Tischendorf
  8. Professor Hölemann
  9. Besuch des Königs Johann
  10. Philosophie, Geographie, Arabisch und Pandektistik
  11. Kommilitonen
  12. Theater- und Konzertbesuche
  13. Leipzigs Prediger
  14. Heimreise mit Sonnenfinsternis
  15. Osterferien und Sommersemester 1871
  16. Aufnahme in den theologischen Verein
  17. Jentsch, Schubart und andere Vereinsmitglieder
  18. Schnedermann, von Helmolt, Bartels und Stempel
  19. Vereinsleben
  20. Liebknecht und Bebel
  21. Meine erste Predigt
  22. Praktische Übungen
  23. Reise nach Prag
  24. Reise nach Hamburg und Lübeck
  25. Zu Gast in Lübeck
  26. Weihnachten in Leipzig
  27. Rektoratswechsel am Reformationsfest
  28. Lebewohl Leipzig - aber wohin?
  29. Heimweg über Berlin und die Eröffnung des Reichstags
  1. 🔻 Teil 5: Göttingen, 1873 bis 1874
Die Brühlsche Terrasse in Dresden 1910Die Brühlsche Terrasse in Dresden 1910

Teil 4 - Leipzig, 1870 bis 1873
Kapitel 20:
Liebknecht und Bebel

Einmal besuchten wir in diesem Sommer auch eine Versammlung der sozialdemokratischen Partei, deren beide sich bis dahin heftig befehdende Flügel sich kurz zuvor geeinigt hatten und die damals, von vielen noch nicht ernst genommen, anfing, eine Gefahr für Deutschland zu werden. Angekündigt war ein Vortrag von LiebknechtWilhelm Liebknecht (1826-1900) war einer der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).Siehe Wikipedia.org [118] über die Pariser KommuneAls Pariser Kommune (französisch La Commune de Paris) wird der während des Deutsch-Französischen Krieges spontan gebildete, revolutionäre Pariser Stadtrat vom 18. März 1871 bis 28. Mai 1871 bezeichnet, der gegen den Willen der konservativen Zentralregierung versuchte, Paris nach sozialistischen Vorstellungen zu verwalten.Siehe Wikipedia.org [119], die unmittelbar nach dem Friedensschluss einen blutigen Aufstand erregt hatte, dem beispielsweise der Erzbischof Darboy zum Opfer gefallen war, und bei der ein Teil von Paris eingeäschert worden. Da wir nicht als Studenten kenntlich sein wollten, versahen wir uns zuvor bei Jentsch mit alten Hüten, davon dieser eine ganze Galerie hatte. Die Versammlung zählte nach Tausenden. BebelAugust Bebel (1840-1913) war ein sozialistischer Politiker und Publizist. Er war einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie und gilt bis in die Gegenwart als eine ihrer herausragenden historischen Persönlichkeiten.Siehe Wikipedia.org [120] eröffnete sie, ein geborener Demagoge mit einer sonoren, den ganzen großen Saal füllenden Stimme und höchst gewandt in der Leitung. Er wurde zum Vorsitzenden gewählt. Natürlich gaben auch wir ihm unsere Stimme, und er erteilte dann Liebknecht das Wort zu seinem Vortrage. Dieser fiel gegen Bebel entschieden ab. Das Organ war viel trockener, der Vortrag ziemlich weitschweifig und langweilig. Die Untaten der Kommune leugnete er ab. Die Behauptung, als hätte sie Paris durch Petroleum angezündet, suchte er als widersinnig zu erweisen, meinte aber - und das war besonders kennzeichnend - auch wenn sie es getan, so hätte sie damit nichts anderes getan als Rostopschin, dem doch der Brand von Moskau als eine Heldentat angerechnet werde. Also, das, was im Bürgerkrieg die eine Partei gegen ihre Volksgenossen ausübt, ist mit dem gleich zu werten, was zur Verteidigung gegen die Feinde des Vaterlandes angewandt wird! Wir hörten übrigens den Vortrag nicht bis zu Ende an.

August Bebel um 1900
August Bebel um 1900

In das Sommersemester fiel ja nun auch die Heimkehr unserer Truppen aus Frankreich. Alexander hatte mir schon vorher geschrieben, dass sein Weg über Leipzig ginge. Natürlich musste ich ihn auf dem Bahnhof begrüßen. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni - gerade nachdem wir am Tage zuvor die akademische Gedächtnisfeier für unsere Gefallenen gehalten - sollte sein Regiment Leipzig passieren und auf dem Berliner Bahnhof eine Rast von einer Stunde oder darüber machen. Der lag ja sehr weit hinaus. Aber das schadete nichts. Sachse und Ernst Kühne machten sich mit mir auf den Weg. Lindemann lag an den Pocken krank, die damals in Leipzig wie auch anderswo grassierten. Wir kneipten uns durch bis zum Bahnhof und bis der Zug ankam. Da fanden wir Alexander denn auch bald. Er war breiter geworden, und der Bart war ihm gewachsen. Die Offiziere saßen da an einer langen Tafel, der Oberst oben an. Ihm stellte uns Alexander vor. Dann saßen wir mit ihm am unteren Ende und unterhielten uns mit ihm, bis das Regiment wieder in den Zug musste.

Am Ende des Semesters holte Vater mich von Leipzig ab. Leider waren die Vorlesungen schon geschlossen, als er ankam. Aber mehrere von den Vereinsbrüdern lernte er noch kennen, in einem Biergarten, der gerade in jener Zeit öfter von uns besucht wurde. Schmidt von Weißenburg flüsterte mir zu, mein Vater hätte Ähnlichkeit mit Professor Frank. Am folgenden Sonnabend besuchten wir zusammen Kahnis, Hölemann und Delitzsch. Delitzsch begleitete uns auf den bayrischen Bahnhof zu einem Glase Bier. Sonntag hörten wir eine Predigt von Baur über Pauli Bekehrung und gingen abends ins Theater, wo Robert der Teufel gegeben wurde. Montag fuhren wir in der Richtung nach Dresden ab. Denn die Reise sollte über Schlesien gehen. Als wir ins Abteil stiegen, sah ich mir gegenüber einen Mann sitzen, dessen Gesicht mir bekannt vorkam. Wo hast du den Mann schon gesehen, fragte ich mich. Er las ein französisches Buch: La revolution française par M. Louis BlancLouis Blanc (1811-1882) war ein französischer utopischer Sozialist und Begründer der Sozialdemokratie.Siehe Wikipedia.org [121]. Da fiel mir's ein: Es war Liebknecht. Ich teilte es meinem Vater mit, der dann auch bald in ein Gespräch mit ihm kam. Die Rede war von den Sehenswürdigkeiten Dresdens. Liebknecht erzählte, dass er als Student zu Fuß von Berlin nach Dresden gegangen sei, um die SixtinaDie Sixtinische Madonna von Raffael ist eines der berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance. Es befindet sich heute in der Gemäldegalerie Alte Meister in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.Siehe Wikipedia.org [122] zu sehen. Auch den zoologischen Garten erwähnte er, der zwar dem Kölner und Hamburger nicht zu vergleichen, aber doch weit besser sei als der Berliner. Das ist ja überhaupt der schlechteste auf dem Kontinent, sagte er, aber wie soll das anders sein. Da steht ein Unteroffizier drüber, da kann nichts Ordentliches werden. In Döbeln, wo der Zug einigen Aufenthalt hatte, tranken wir noch ein Glas Bier miteinander.

Wilhelm Liebknecht 1870
Wilhelm Liebknecht (Fotografie aus den 1870er Jahren)

Da der Aufenthalt in Dresden nur kurz bemessen war, gingen wir nur in die Bildergalerie, wo mir damals die Sixtina nicht solchen Eindruck machte wie die Nacht von CorreggioDas Gemälde Die Heilige Nacht von Antonio da Correggio befindet sich in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.Siehe Wikipedia.org [123], und aßen dann zu Mittag auf der Brühlschen Terrasse, den Blick von da genießend. Dann ging's zunächst nach Reichenbach, wo wir einige Tage bei Göbels blieben und von wo wir auch Vaters alten Lehrer, Superintendent Hauser in Kunnowitz am Fuße der Landskron besuchten. Darauf kam Bärsdorf an die Reihe. Am Sonntag predigte Vater diesmal nicht, versah aber den Organistendienst. Ein Besuch in Vorhaus und Rüstern wurde aber auch gemacht. Dann ging es über Glogau und Posen nach Hause.

Mit Schnedermann hatte ich verabredet, wir wollten in den Ferien Englisch lernen. Dazu bot sich mir bald Gelegenheit. Marie Gärtner kam auf einige Wochen zu Besuch, und bei der lernte ich die Anfangsgründe. Als sie abgereist war und ich allein weiter lernen wollte, merkte ich allerdings bald, dass der Stimulus fehlte. Ich sagte das Mutter. Die tröstete mich damit, dass nächstens Helene von Tiedemann von Reisen wiederkäme. Elly triebe mit dieser Englisch, und sie wollte mir die Erlaubnis auswirken, daran teilzunehmen. So geschah es. Ich saß mit mehreren jungen Damen zusammen recht als Hahn im Korbe und las mit ihnen Englisch. Elly wollte bemerkt haben, dass Helenes jüngere Schwester Eva mir mit Vorliebe vorsagte, wenn ich nichts wusste. Als ich Jentsch später das Bild Helenes zeigte, das sie mir geschenkt, meinte er, er begreife ganz gut, dass ich bei der hätte Englisch lernen wollen.

Alexanders Garnison war, seit er aus dem Felde zurückgekehrt war, ColbergColberg (pl. Kolobrzeg) ist eine Hafenstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Kolobrzeg ist Sol- und Kurbad an der Ostsee.Siehe Wikipedia.org [124]. Aber er kam natürlich öfter herüber. Elly musste ich natürlich viel von der Universität und dem Studentenleben erzählen.


[118] Wilhelm Liebknecht (1826-1900) war einer der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
[119] Als Pariser Kommune (französisch La Commune de Paris) wird der während des Deutsch-Französischen Krieges spontan gebildete, revolutionäre Pariser Stadtrat vom 18. März 1871 bis 28. Mai 1871 bezeichnet, der gegen den Willen der konservativen Zentralregierung versuchte, Paris nach sozialistischen Vorstellungen zu verwalten.
[120] August Bebel (1840-1913) war ein sozialistischer Politiker und Publizist. Er war einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie und gilt bis in die Gegenwart als eine ihrer herausragenden historischen Persönlichkeiten.
[121] Louis Blanc (1811-1882) war ein französischer utopischer Sozialist und Begründer der Sozialdemokratie.
[122] Die Sixtinische Madonna von Raffael ist eines der berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance. Es befindet sich heute in der Gemäldegalerie Alte Meister in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
[123] Das Gemälde Die Heilige Nacht von Antonio da Correggio befindet sich in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.
[124] Colberg (pl. Kolobrzeg) ist eine Hafenstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Kolobrzeg ist Sol- und Kurbad an der Ostsee.
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  • Autor: Johannes Dittrich, Biografie transkribiert um 1960, digitalisiert 2018
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