4Mai2017

Leben und Tod

Günter Matiba

Ehe ich mich an dieses große Thema heran wage und meine eigenen Erlebnisse schildere, will ich vorausschicken, was die Begriffe Leben, Sterben und Tod für mich ganz persönlich bedeuten:

Mit diesen Begriffen bezeichnen wir Menschen Zustände, über die wir keine Macht haben, und mit denen jeder von uns konfrontiert wird, ob er will oder nicht. Kein Lebewesen auf unserer Erde kann sich dagegen wehren, geboren zu werden und zu sterben. Der Tod ist absolut sicher, nur sein Zeitpunkt ist ungewiss (ausgenommen bei Selbstmördern und dem mongolischen Schamanen und Häuptling Galsan Tschinag, der öffentlich behauptet, seinen Todestag zu wissen).

Sich seiner Sterblichkeit bewusst ist nur das Lebewesen Mensch. Und auch nur der Mensch kann sein Leben bewusst beenden. Auch das unterscheidet ihn von Tieren und Pflanzen. Seinen eigenen Tod ausschalten kann er jedoch nicht.

Das alles sind naturwissenschaftliche und allgemein unumstrittene Tatsachen. Nur an diese will ich mich halten.

Damit mein Artikel, der kurz sein muss, nicht zu einer längeren Abhandlung gerät, muss ich meine Aussagen (oft in schwer erträglicher Weise) verkürzen und Quellenangaben wegfallen lassen. Das ist sicher ein Manko, aber ich bitte wegen der erforderlichen Lesbarkeit um Verständnis.

Leben ist für mich der Zustand eines Lebewesens in einer ganz eigenen, unverwechselbaren Zusammensetzung seiner kleinsten Bausteine, der Atome, genauer gesagt Atomteilchen oder Elementarteilchen, die in ihrer Einheit und in ihrem Zusammenspiel eine individuelle Gestalt bilden. Warum und in welcher Weise vor ungefähr 3,5 Milliarden Jahren aus so genannter toter Materie (Molekülen) auf dem Planeten Erde erste Lebewesen (Bakterien) entstanden, ist aus heutiger Sicht naturwissenschaftlich ungeklärt. Es gibt nurTheorien. Religionen haben dafür eine Erklärung: es ist ein göttlicher Schöpfungsakt.

Das Lebewesen existiert in seiner speziellen Umwelt (Planet, Sonnensystem, Galaxis), die Teil unseres Universums ist. Nach neuesten Forschungsergebnissen sind Paralleluniversen nicht ausgeschlossen. Über unser Universum sind zwar schon sehr viele Forschungsergebnisse veröffentlicht und von der Fachwelt allgemein anerkannt worden, aber dennoch ist vieles unverstanden.

Es gibt starke Anhaltspunkte dafür, dass unsere Welt nicht nur aus einem physischen, sondern auch aus einem geistigen Teil besteht. Diese Auffassung, der sog. Dualismus, wird allerdings von einem Teil der Naturwissenschaftler und Philosophen, den Monisten, bestritten.

Der physische Teil besteht aus Materie und Energie. Seit Albert Einstein wissen wir, dass beides ein und dasselbe ist, nur in unterschiedlichen Zuständen. Wechselseitige Umwandlung ist möglich. Zum Beispiel wandelt unsere Sonne bei der Kernfusion in jeder Sekunde vier Millionen Tonnen ihrer Masse in Energie um und strahlt sie ins Weltall ab. Zum Vergleich: Bei der Explosion der Atombombe über Hiroshima mit ca. 200.000 Toten wurde durch Kernspaltung nur ein Gramm Masse in Energie umgewandelt. Was wir in unserem Universum sehen können, ist nur 4% seiner Masse, die anderen 96% sind dunkle Materie, deren Wesen noch unerforscht und nur mathematisch über die Gravitation erkennbar ist.

Der geistige Teil ist kaum erforscht. Nach bisherigen Kenntnissen hat nur das Lebewesen Mensch beschränkten Zugang zu diesem Teil der Welt, weil sich nur bei ihm im Laufe der biologischen Evolution das entsprechende Sinnesorgan dafür, nämlich besondere Teile seines Gehirns, als Reaktion auf die Einwirkung dieser geistigen Welt entwickelt hat. Zwar noch nicht gut ausgeprägt, aber doch so, dass eine klare Trennung vom Tier erkennbar ist. Aber die Evolution ist ja noch lange nicht am Ende. Neben den tierischen Instinkten besitzt der Mensch z.B. Bewusstsein, Vorstellungskraft, gezieltes Erinnerungsvermögen sowie die Fähigkeit, Wertvorstellungen und Regeln für den vernünftigen Umgang mit seiner Umwelt zu entwickeln usw. Er kann Geist empfangen und produzieren. Die Monisten sagen dagegen, Geist ist nur das Produkt unseres Gehirns.

Der Tod ist ein Zustand, in dem sich die physische Gestalt des Menschen in seine kleinsten Bausteine auflöst oder schon aufgelöst hat. Atomteilchen sind so gut wie unsterblich, können nicht aufhören zu existieren, sie sind so lange existent, wie unser Universum besteht und das ist noch jung und dehnt sich weiter aus, obwohl es schon unvorstellbare 13,5 Milliarden Jahre besteht. In der Wissenschaft wird zurzeit darüber heftig gestritten, zu welchem Zeitpunkt der Tod eines Menschen eingetreten ist. Nach dem Tod eines Lebewesens werden seine Atome in andere physische Dinge (tote Materie oder Lebewesen) unseres Kosmos eingebaut und tun dort ihren Dienst. Ob sich jemals alle Billiarden von Atomen eines verstorbenen Menschen wieder zu der alten Gestalt zusammensetzen, ist sehr unwahrscheinlich, aber auch nicht absolut unmöglich. Die Science-Fiction-Autoren haben das Problem bereits gelöst, indem sie ihre Kosmonauten beamen lassen. Bisher ist fast alles, was diese Autoren sich vorgestellt haben, von Wissenschaftlern für möglich erklärt worden. Sogar einiges, was sich bisher kein Mensch vorstellen konnte, ist entdeckt worden.

Damit sind wir bei der Frage, was von der geistigen Existenz des Menschen nach seinem Tod bleibt, in welchem Zustand und an welchem Ort. Was geschieht dann mit seiner Seele. Die Menschen haben darüber die merkwürdigsten Vorstellungen, wissen im Grunde nichts, aber glauben viel. - Ich weiß natürlich auch nichts darüber. - Die Psychologen (Seelenkundler) können uns als Wissenschaftler ebenfalls nicht weiterhelfen, ihre Kenntnisse beziehen sich nur auf die Seele des Menschen vor seinem Tod. — Damit will ich es hier bewenden lassen, denn sonst gerate ich auf das weite Feld der Philosophien, Ideologien und Religionen, die ja alle eine eigene Antwort haben. Leider sind die Antworten oft total unterschiedlich und spekulativ. Das ist jedoch nicht mein Thema.

Eines steht unumstößlich fest: Die Menschen hatten schon immer ein großes Problem mit ihrer Sterblichkeit und fanden und finden sich nicht damit ab. Viele glaubten und glauben an ein irgendwie geartetes Weiterleben nach dem Tod, an das Jenseits. Trotzig bauten sie zu allen Zeiten Monumente zum Zeichen für die Unsterblichkeit. Denken Sie nur an die Pyramiden, die Hünengräber, Mausoleen und unsere heutigen Friedhöfe. Archäologen fanden sogar Grabbeilagen, die 100 000 Jahre alt sind.

Sterben ist das für den Menschen schmerzlichste Thema, der Übergang vom Leben in den Tod. Niemand, außer dem Selbstmörder, weiß genau, wie es sich bei ihm vollziehen wird. Es gibt ja die unterschiedlichsten Arten zu sterben. Viele Menschen haben deshalb mehr Angst vor dem Sterben als vor dem Tod. Die große Frage ist nun, wie gehen die Menschen mit diesen Dingen um. Ich habe sie so erlebt:

Ich muss etwa drei oder vier Jahre gewesen sein, als der Vater unseres Hausbesitzers, von allen der alte Voß genannt, mit ungefähr 80 Jahren zu Hause starb. Sein Sterben zog sich einige Tage hin und ich durfte wie auch sein kleiner Enkel nicht mehr das Sterbezimmer betreten. Doch einmal konnte ich mit beklommenem Gefühl durch einen Türspalt einen Blick erhaschen. Das sonst freundliche Zimmer war dunkel verhängt, auch der große Spiegel. Ich hörte, wie Oma Voß sagte, er sähe sonst den Teufel darin und Männer mit schwarzen Zylindern. Bis zu seiner Beerdigung wurde er zu Hause aufgebahrt, wie es allgemein üblich war. Bis zu seiner Beerdigung hing ein Trauerflor an der Haustür.

Wie damals üblich, bevor jemand beerdigt wurde, ging eine der nächsten Nachbarinnen in der näheren Umgebung von Haus zu Haus und Wohnung zu Wohnung und sagte: Herr Voß ist dann und dann gestorben und wird dann und dann auf dem Kommunalfriedhof beigesetzt.

Am Beerdigungstag trugen sechs würdig gekleidete Männer des Bestattungsunternehmens den geschmückten Sarg mit dem Leichnam aus dem Haus und schoben ihn auf einen glänzend schwarz lackierten Wagen mit einem verzierten, gläsernen Aufbau, durch den man den Sarg sehen konnte. Zwei schwarze, gestriegelte Pferde mit langen, schwarzen Büscheln am prächtigen Zaumzeug zogen den Wagen im Schritttempo durch den Ort zum Friedhof. Die Büschel waren sehr auffällig, weil sie bei jedem Schritt der Pferde mächtig auf und nieder wippten. Hinter dem Wagen bildete sich eine Menschenschlange all derer, die dem Verstorbenen das letzte Geleit gaben. Vorneweg natürlich die Anverwandten und Freunde. Alle waren schwarz gekleidet. Entgegenkommende Passanten blieben ehrerbietig stehen mit dem Gesicht zum Sarg, bis der Zug vorbei war. Männer und Jungen nahmen ihre Hüte bzw. Mützen ab.

Wie viel Vermögen der Tote sein eigen nannte, konnte man an der Zahl der Zugpferde und an der Ausschmückung des Wagens ungefähr ablesen. Ich kann mich auch an sehr prächtige Züge erinnern. War der Verstorbene Mitglied eines Krieger- oder Schützenvereins, marschierte vor dem Leichenwagen eine große Blaskapelle und machte Musik auf dem ganzen Weg. Auf dem Friedhof wurde Salut geschossen.

Als ich ungefähr fünf Lenze zählte, wurde ein angeheirateter Onkel von mir, Onkel Gustav, beerdigt. Kleine Kinder wohnten normalerweise einer Beerdigung nicht bei. Aber ich durfte zum ersten Mal das Ganze miterleben. Alle Anwesenden verabschiedeten sich am offenen Grab. Die Frauen warfen Blumen, die Männer drei kleine Schaufeln Erde hinab. Die Erde verursachte ein hohles Poltern und Prasseln. Ich stand an der Hand meines Opas, der mir die Schaufel reichte, um es ihm gleichzutun. Doch ich hatte das mir unsympathische, hohle Geräusch im Ohr und sah im Geiste das Gesicht meines Onkels, auf das ich nun Erde werfen sollte. Daraufhin brachte ich es nicht übers Herz, diesem Brauch Folge zu leisten.

Witwen und Witwer trugen mindestens ein Jahr lang schwarz. Hielten sie das Jahr nicht ein, wurde vernehmlich getuschelt. Alle anderen Angehörigen trugen mindestens sechs Wochen schwarz. Besaßen Männer keine schwarzen Anzüge oder Mäntel, dann trugen sie wenigstens einen schwarzen Schlips oder eine schwarze Armbinde. Meine Erinnerungen reichen in die früheste Kindheit, vor der Kindergartenzeit und weit vor der Schulzeit. Ich war damals sehr oft und sehr schwer krank mit hohem Fieber. Erinnerungen sowie eine Vorstellung vom Sterben und Tod hatte ich noch nicht, aber in der Stunde meines schlimmsten Fieberwahns sah ich in der dunklen Ecke des Schlafzimmers grauenvolle Tiergestalten. Sie kamen gefährlich auf mich zu, wollten mich mit ihren entsetzlichen Klauen immer wieder packen, aber im letzten Moment verfehlten sie mich. Ich fühlte Todesangst, wusste aber nicht, was es ist. Erinnerungen an bereits Gesehenes oder Gehörtes konnten es nicht sein, denn das, was ich sah, war mir völlig neu. Die höllischen Kreaturen verschwanden plötzlich, als meine Eltern auf meine Schreie hin das Zimmer betraten. Heute mit 75 Jahren könnte ich sie noch genau beschreiben und hoffe, dass ich diese grauenvollen Bilder (oder sind es Geistwesen?) nie mehr sehen werde.

Dieselbe panische Angst und das Gefühl der totalen Verlassenheit verspürte ich damals, wenn ich abends aufwachte und meine Eltern sich nicht in der Wohnung aufhielten.

Vor einem Jahr habe ich meine damaligen im Fieberwahn gesehenen Bilder in einem fachkundigen Gesprächskreis thematisiert. Als Antwort hörte ich, dass über derlei Erscheinungen des öfteren berichtet würde und die Wissenschaft sie als vererbte Erinnerungen aus der Urzeit, als Menschen Höhlen bewohnten und sie sich mit Raubtieren teilen mussten, einordne.

Todesangst während des Krieges. Nackte Todesangst überfiel mich mit sechs Jahren, als der Krieg ausgebrochen war und Gasmasken an die Zivilbevölkerung verteilt wurden zum Schutz vor möglichen Gasangriffen und Brandgasen. Es erging der strikte Befehl, das Aufsetzen und Handhaben unverzüglich zu üben. Voller Abscheu über das unnatürliche Bild, das ein Mensch mit aufgesetzter Gasmaske bietet, beobachtete ich, wie meine Eltern es bewerkstelligten. Ihre Köpfe kamen mir vor wie scheußliche Karikaturen von Pavianköpfen. Die giftgrüne Farbe, den penetranten Gummigeruch, die großen runden Sichtscheiben und den dicken, runden Filter fand ich überaus abstoßend. Nun kam die Reihe an mich. Ich hatte die guten Gründe für das Tragen von der Vernunft her sehr wohl verstanden, aber mein Gefühl vermittelte mir pure Abneigung - auch deshalb, weil ich mir einbildete, unter dieser Maske ersticken zu müssen. Dieses Gefühl überwältigte mich gnadenlos. Alles gute Zureden half nicht. Ich schrie und wehrte mich mit allen Kräften bis zur Erschöpfung. Als nach langer Zeit meine Eltern mir die Maske gewaltsam übergestülpt hatten, war ich bass erstaunt, dass ich noch lebte und überglücklich, dass es vollbracht war. Schlagartig verlor ich die Angst und konnte problemlos die Maske aufsetzen. Ja, ich spielte sogar damit, indem ich scharf ausatmete, weil dann das Nasenventil flatterte und ein lautes, prustendes und quäkendes Geräusch machte, das ich sehr ulkig fand.

Im weiteren Verlauf des Krieges wurde eigenartigerweise meine Todesangst immer schwächer. Nach den vielen Bomben- und Tieffliegerangriffen, die ich unversehrt überstanden hatte und angesichts der vielen Menschen, die dabei umgekommen oder Opfer der tückischen Zeitzünderbomben geworden waren, entwickelte sich in mir fast ein Gefühl der Unsterblichkeit. Ich war weiterhin wachsam und auf der Hut, aber ich glaubte fest daran, diesen Krieg zu überleben. Vielleicht auch deshalb, weil meine Mutter mir einmal folgendes erzählt hatte: Als du noch ein Säugling warst, kam ein Hausierer an die Tür. Als er dich sah, hat er spontan gesagt: Der Junge wird 80 Jahre alt. — Das habe ich nicht vergessen, es machte mich seltsamerweise sicher.

Das kollektive Sterben um mich herum, die vielen Todesnachrichten von der Front, die Trauernden und die andauernde Bedrohung stumpften mich irgendwie ab. Selbst als mein Vater und mein Lieblingsonkel kurz hintereinander gefallen waren, konnte ich gar nicht recht trauern, weil ich seit ihren Stellungsbefehlen damit gerechnet hatte. Die Propaganda überall, besonders im Jungvolk und in der Schule tat ihr Übriges. Mein Vater und die Millionen anderen gefallenen Soldaten waren für mich gar nicht richtig tot. Die Vorsehung (ein stehender Ausdruck Adolf Hitlers) und ihr Heldentod hatten sie automatisch in die ewige Welt der Heldenahnen geführt, von wo aus sie den lebenden Kriegern als Vorbilder zur Seite stehen. So ungefähr stand es auch im Text der markigen Lieder, die wir auswendig lernten und gerne sangen wegen der eingängigen Melodien. Das war zwar sehr nebulös, aber ich stellte es mir in etwa so vor wie das Walhall in der germanischen Mythologie. Ich konnte es nicht mehr abwarten, ins wehrfähige Alter hineinzuwachsen, um es den Feinden an der Front heimzuzahlen. Ein Erlebnis dieser Art habe ich bereits in meiner Geschichte Der letzte Alarm geschildert, nämlich als ein amerikanischer Soldat seine Waffe auf mich anlegte, um mich zu erschießen. Die NS-Ideologie kollidierte natürlich mit meiner christlichen Erziehung, aber sie besaß für mich damals die größere Anziehungskraft.

Todesangst anderer Menschen. Am 15. Januar 1945 fand der schwerste Fliegerangriff auf Bochum-Werne, den Stadtteil Bochums, in dem wir wohnten, statt. Nach ungefähr 30 Minuten pausenlosen Bombenhagel lag fast alles in Schutt und Asche oder brannte lichterloh. Nur der Hochbunker am Markplatz, unsere ständige Fluchtburg und Lebensversicherung, außer unseren schnellen Beinen, hatte dem Inferno getrotzt. Er hatte wohl mehrere Treffer abbekommen, ihm fehlten einige Ecken und Kanten, aber er erfüllte seinen Zweck 100%ig. Ausgerechnet an diesem Tag erreichte ich mit meiner jüngsten Tante und mehreren Nachbarinnen nebst ihrer Kinderschar diesen gewaltigen Stahlbetonklotz erst ganz kurz vor dem Angriff. Die unteren Etagen waren bereits überfüllt, der Mief zum Schneiden dick, und so mussten wir alle ins oberste Stockwerk direkt unter dem Dach steigen, das wir aus guten Gründen bisher immer gemieden hatten. Die Gründe habe ich ebenfalls in der Geschichte Der letzte Alarm beschrieben.

Als dann der Bombenhagel, der ohrenbetäubende Detonationslärm und das bockige Schwanken des Bunkers begannen und auch das elektrische Licht ausfiel, machte ich in der Dunkelheit eine ungeahnte Entdeckung. Die Menschen um mich herum kannte ich ja schon einige Jahre als freundliche Nachbarinnen, fröhlich auf Feiern, zivilisiert und beherrscht im täglichen Leben. Nun aber kreischten sie wild, brüllten Maria, die Mutter Gottes, und alle Heiligen um Hilfe an und stammelten Gelübde, die sie nie und nimmer hätten einhalten können. In ihrer Todesangst und Panik klammerten sie sich an alle und alles, was sie packen konnten. Manche krochen unter die Holzbänke. Merkwürdigerweise wurde meine Angst unter diesem Eindruck schwächer. Ich brachte kein Wort heraus und hoffte still und stumm, dass die Bunkerdecke halten möge.

Als die Detonationen aufhörten, das Notlicht die Finsternis verscheuchte, saßen alle wieder wie normale Menschen und freuten sich, dass sie noch lebten. Für mich aber begann jetzt erst die größte, gefühlte Tragödie.

Bin ich nun Vollwaise? Wie gesagt, zusammen mit meiner Tante war ich zum Bunker gerannt. Weil meine kleine Schwester Doris, damals vier Jahre alt, mit hohem Fieber im Bett lag, wollte meine Mutter mit ihr bei Alarm im Haus bleiben. Wir überredeten sie aber, mit uns den sicheren Bunker aufzusuchen. Sie schickte uns voraus, weil sie noch die Kleine ins Oberbett einrollen und dann in den Kinderwagen stecken müsste. Schon auf dem Weg merkten wir, dass die feindlichen Bomber sehr schnell unser Gebiet erreicht hatten. Kurz bevor die erste Bombe fiel, hörten wir gewaltiges Motorendröhnen und schlüpften gerade noch durch die offene Stahltür in die Sicherheit. - Würde Mutti mit Doris es noch nach uns geschafft haben? In der oberen Etage war sie jedenfalls nicht. Nach Ende des Angriffs machten wir uns sofort auf die Suche nach ihr, quetschten uns durch die vollgepfropften Bunkergänge und riefen ihren Namen. Aber wir fanden sie nicht. Ein Mann, der als erster mit dem Bunkerwart, Herrn Koch, die Außentür geöffnet hatte, fragte uns, wen wir suchten. Wir antworteten: Eine Frau mit einem kleinen Kind im Kinderwagen. Er guckte mich etwas mitleidig an und sagte: Draußen im Baum hängt eine Frau mit ihrem kleinen Kind. Dann wandte er sich dringenden Arbeiten zu.

Entsetzt raste ich, so gut das Gewühl es zuließ, zur Bunkertür und warf einen Blick hinaus. Aber ich erkannte meinen Heimatort Werne nicht wieder. Ich sah nur Trümmer, Schutt und Brände. Der Marktplatz war übersät mit Steinen, Balken und dicken Brocken. Dazwischen lagen dunkle Bündel: die Leichen jener armen Menschen, die den Bunker nicht mehr erreicht hatten. Ganz vorne lag ein Wehrmachtsoffizier in voller Uniform auf dem Rücken. In dem Moment, in dem ich ihn erblickte, fiel sein rechter Unterarm, der vorher nach oben zeigte, in die Waagerechte. Es sah aus, als winkte er mir zu. Aber das war natürlich Quatsch, die Leichenstarre hatte nur noch nicht eingesetzt.

Inzwischen war es dunkel geworden, und Schneefall setzte ein. Der Schnee gestaltete den Anblick etwas erträglicher. Der besagte Baum stand in etwa 30m Entfernung vom Bunker. Gegen den rötlich gefärbten Nachthimmel konnte ich in seinen kahlen Ästen zwei menschliche Gestalten, eine große und eine kleine, erkennen. Kein Lebenszeichen. Eine Bombe hatte sie dorthin geblasen und den Kinderwagen um den Stamm gewickelt. Die Gesichter waren nicht zu erkennen. - Das konnten nur Mutti und Doris sein, dachte ich mit einem Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. Jemand zog mich zurück und schloss die Tür, denn noch immer gingen Blindgänger und Zeitzünderbomben hoch.

Jetzt bist du Vollwaise und hast auch kein Schwesterchen mehr, sagte meine Tante und strich mir mitleidig über das Haar. Oma und Opa werden dich bestimmt nehmen. Ich stand da wie ein Häufchen Elend. Da ging ein Nachbarjunge, zwei bis drei Jahre älter als ich, vorbei. Er gehörte zu unserer Straßenbande, und wir waren befreundet. Er blieb stehen und fragte, was ich hätte. Unter trockenem Schluchzen, denn ein Junge durfte ja nicht weinen, es galt als unmännlich, berichtete ich, was ich wusste.
Mein Vater ist auch tot. Gerade habe ich es erfahren. antwortete er sachlich wie bei einer dienstlichen Meldung, vielleicht wollte er mich damit auch ein bisschen trösten. — Sein Vater gehörte dem uniformierten Werkschutz auf dem Bochumer Verein an und war bei diesem Angriff umgekommen. (Der Bochumer Verein war eine riesige Stahlfirma mit ca. 60 000 Beschäftigten und hatte ein Zweigwerk in Bochum-Werne.) Mein Freund war sichtlich um Haltung bemüht, denn er war mit 14 Jahren automatisch vom Jungvolk zur Hitlerjugend gewechselt (worden). Da galten schärfere Grundsätze. Mitleid und Trauer waren verpönt, weil weichlich. Ein Hitlerjunge musste ja u.a. hart wie KruppstahlSo wollte Adolf Hitler in seiner Rede vom 14. September 1935 vor 50.000 Jungen die Hitler-Jugend haben. Ein körperlicher Aktivismus war es also, der zu den vorrangigen Merkmalen der HJ-Erziehung gehörte. Der Kabarettist Dieter Hildebrandt erinnert sich an seine eigene Zeit in der Hitler-Jugend:
So wie die Spartaner damals die spartanische Jugend, uns ganz früh den Eltern entfremden. Und wir sollten zäh, wie Leder, hart, wie Kruppstahl und flink, wie die Windhunde sein und das wurde ganz früh schon in uns eingeträufelt.
sein. Dennoch wollte ich ihm mein Mitgefühl irgendwie zeigen und quetschte ein Au, verdammt! hervor.
Erst nach dem Krieg ging mir auf, wie brutalisiert wir Jungen damals waren.

Zwischen den vielen Menschen stand ich wie eine Salzsäule und wusste nicht, was ich nun tun sollte. Meine junge Tante mit ihren 19 Jahren wusste es auch nicht.

Dann urplötzlich ein unvergesslicher Anblick! Wie aus dem Boden gestampft stand Mutti vor mir!
Sie hatte uns ebenso gesucht wie wir sie. Ich flog in ihre Arme und weinte — vor Freude, sie und meine Tante auch. Zusammen gingen wir zu der kleinen Doris, die meine Mutter während ihrer Suche nach uns in der Obhut von Bekannten auf eine Pritsche gebettet hatte.

Was war vorher geschehen? Mutti erzählte, dass sie in höchster Eile den Kinderwagen mit der kranken Doris in Richtung Bunker geschoben hatte. Unterwegs überholten sie die dicke Anna Z., so nannten alle die Inhaberin eines Lebensmittelladens, schlecht zu Fuß, nicht gut gelitten, weil sie höhere Preise nahm als die anderen Händler und auf das Gramm genau oder etwas weniger abwog. Nehmen Sie mich mit, hat sie meine Mutter angefleht und sich am Kinderwagengriff festgehalten. Mutti in ihrer Güte nahm sie ins Schlepptau, was sie beinahe das Leben gekostet hätte. Als der Konvoi sich kurz vor dem Bunker befand, fielen schon die ersten Bomben, und der Bunkerwart hatte bereits die Tür geschlossen. Mutti schrie durchdringend: Machen Sie bitte auf, wir kommen sonst um! Und das Wunder geschah, Herr Koch hatte Mitleid, öffnete gegen die strikte Dienstvorschrift ein bisschen die Tür und ließ alle drei schnell hinein. Posthum sei ihm Dank! Er musste sich beim Schließen gewaltig anstrengen, denn der Luftdruck der explodierenden Bomben drückte stark dagegen.

Endzeiterwartung: So wie mir muss es wohl vielen Deutschen ergangen sein. Direkt nach der Kapitulation bis zur Währungsreform, also in der Zeit, als es uns wirklich sehr schlecht ging und die Gräueltaten des Krieges nach und nach bekannt wurden und die christliche Botschaft verkündet werden durfte, ohne Repressalien befürchten zu müssen, strömten die Menschen in die Kirchen, die dermaßen voll waren, wie ich es später nie mehr erlebt habe. Angesichts des Elends verbreitete sich Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, dass es eine Strafe Gottes für das deutsche Volk wegen seiner Missetaten sei. Endzeitstimmung verbreitete sich, und gar nicht wenige Geistliche predigten in flammenden Worten, dass der in der Bibel prophezeite Untergang der Welt, die Schlacht bei Harmagedon sowie das jüngste Gericht kurz bevorstünden und riefen zur Buße auf. Sehr viele glaubten aufs Wort und hatten fürchterliche Angst, in die Hölle geschickt zu werden.

Als der Weltuntergang ausblieb und die Zeiten sich entscheidend besserten, verschwand die Angst, und die Kirchen wurden leerer und leerer. Sommer 1950, ein ruhiger Sonntag, prächtiges Wetter. Kurz nach dem Mittagessen trafen wir Kinder und Jugendlichen uns auf der Straße wie immer. Dort war der Mittelpunkt unserer Freizeitaktivitäten. Es gab ja noch kein Fernsehen, wenig Radios, keine Computer, keine CD-Player oder Ähnliches. In den kleinen Wohnungen bei den Eltern war es uns stinklangweilig. So spielten die Kleineren ihre Hümpelspiele, Fangen und Verstecken, Pinnchenkloppen(In Norddeutschland Kibbel-Kabbel genannt)
Zu diesem Spiel benötigt man - möglichst selbstgeschnitzt - ein etwa 10cm langes rundes Holz mit einem Durchmesser von etwa 2,5cm als Kibbel, das an seinen Enden kegelförmig angespitzt ist, und einen etwa 60-70cm langen Stock als Kabbel. Außerdem ist eine kleine, etwa 15-20 cm lange, 3-4cm breite und tiefe v-förmige Kuhle (als Mal) in festem Erdboden anzulegen.
Zur Ausführung des Spieles ist der Kibbel quer über die Kuhle (= Mal) zu legen und vom Spieler mit dem Stock, dem Kabbel, möglichst weit und so herauszuschleudern, dass der Kibbel vom Fänger nicht gefangen wird.
Von dort, wo der Kibbel liegen bleibt oder gefangen worden ist, ist nun der quer über der Kuhle liegende Kabbel vom Fänger abzuwerfen, d.h. zu treffen, denn dann wird gewechselt. Ist der Kabbel nicht getroffen worden, hat der Spieler drei Möglichkeiten, den Kibbel von dort, wo er beim Abwerfen liegengeblieben ist, möglichst weit von der Kuhle wegzuschlagen, denn die Schrittzahl zum Mal zurück zählt Punkte. Dazu muss er durch Schlagen auf die angespitzten Enden des Kibbels versuchen, diesen zum Hochspringen zu bringen und ihn dann mit dem Kabbel wegzuschlagen. Gelingt ihm, den Kibbel vor dem Wegschlagen zwei- oder dreimal mit dem Kabbel hochzuschlagen (also in der Luft zu halten), wird die Schrittzahl verdoppelt oder verdreifacht. Ist ihm bei den drei Möglichkeiten noch einmal so ein Doppel gelungen, dann zählt die Schrittzahl vierfach als Punkte usw. Ist der Kibbel bei den drei Möglichkeiten nicht hochgesprungen oder nicht getroffen worden, wird gewechselt. [Quelle: WIkipedia, die freie Enzyklopädie]
oder anderes.

Da wir Älteren, ich zählte 17 Lenze, am Sonntag wegen der besseren Sonntagskleidung und der Einhaltung der Sonntagsruhe auf der Straße nicht Fußballspielen durften, lümmelten wir in losen Gruppen herum, erzählten die letzten Neuigkeiten, Witze und anderes, prahlten und — heckten irgend etwas aus. Die meisten hatten ihre blank geputzten Fahrräder dabei, damals eine Kostbarkeit so kurz nach dem Krieg. Manche Räder waren bestückt mit bunten Wimpeln und/oder Knattervorrichtungen, die das Motorengeräusch von Motorrädern — damals für uns unerreichbare Träume — imitieren sollten.

Plötzlich machte einer den Vorschlag, zur Ruine Hardenstein zum Schwimmen zu fahren. Das ist eine Stelle an der Ruhr, etwa 20 bis 30 km von uns entfernt, wo der Fluss kaum gefährliche Strudel bildete. Spontan stimmten alle zu. Schnell holte jeder seine Badehose, ein Handtuch, und ab ging die Post. Ich war stolzer Besitzer eines soliden Fahrrades, Marke Eigenbau, zusammengesetzt aus verschiedenen Einzelteilen, die die Bombenangriffe überstanden hatten. An der Spitze einer fröhlich johlenden Horde von Jungen preschte ich los, die steile Straße Am Teimenort hinunter, die in die Hauptstraße Am Heerbusch mündete. Der Kfz-Verkehr hielt sich zu der Zeit, zumal am frühen Sonntagnachmittag, in bescheidenen Grenzen, das Radeln auf der Straße war nicht besonders gefährlich. Und so vernachlässigte ich vor lauter Übermut und Tatendrang das Bremsen vor der Einfahrt in die Kreuzung, an der Häuser standen und nur beschränkt Einblick in die Querstraße zuließen.

Da nahte auch schon das Unglück in Form eines PKW, der von links in hohem Tempo angerast kam. Damals gab es noch keine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung in geschlossenen Ortschaften. Das nutzte dieser Fahrer aus. Meine Geschwindigkeit war infolge der abschüssigen Straße und Vorfreude auf das kühle Bad auch nicht von schlechten Eltern. Der Autofahrer und ich sahen uns in höchstens 20 m Entfernung zum ersten Mal und schossen im rechten Winkel aufeinander zu. Auch eine Vollbremsung von uns beiden hätte den Zusammenstoß nicht vermieden, trotzdem trat ich wie wild auf den Rücktritt. Da geschah das, warum ich diese Geschichte überhaupt erzähle. In dieser Sekunde, in der mein blockiertes Hinterrad mit einem hässlichen Geräusch über den teilweise losen Straßenbelag schlorrte, rollte vor meinem inneren Auge mein bisheriges Leben minutiös ab. Damit nicht genug. Ich sah mich gegen das Auto prallen, kopfüber das Dach fliegen auf die andere Straßenseite und dort mit dem Schädel auf das Blaubasaltpflaster krachen und tot liegen bleiben. Von Neugierigen umringt, sah ich mich auf eine Bahre gelegt und im Krankenwagen weggefahren werden. Ich dachte mit Schmerz an meine verzweifelte Mutter, die nach ihrem Mann auch noch den Sohn verloren hat.

Doch welch ein Wunder, das alles trat in Wirklichkeit nicht ein. Warum? Der Autofahrer hatte blitzschnell reagiert, indem er in dieser Situation das einzig Richtige tat. Er bremste nicht, sondern gab mächtig Gas und riss gleichzeitig das Lenkrad scharf nach links. Auf diese Weise wurde mein Bremsweg länger, und die hintere Stoßstange fegte wenige Zentimeter vor meinem Vorderrad vorbei.

Dann hielt er an und rannte zu mir. Ich stand da, merkwürdig gelassen, ungläubig, dass ich noch lebte, wo ich doch schon im Geiste tot war. Aus der Schar ausgelassener Jungen war ein stummer, bedröppelter Haufen geworden. Nur der Autofahrer tobte lautstark über meine Unvorsichtigkeit. Er hatte ja Recht. Obwohl ich von rechts kam, hatte er nach damaliger Rechtslage Vorfahrt, denn es galt noch der Grundsatz: Motorkraft vor Muskelkraft. Auch der Autofahrer, der auf der Gegenfahrbahn beinahe mit meinem Kontrahenten zusammengestoßen wäre, schimpfte wie ein Rohrspatz. Ich hörte mir alles wortlos an und prägte mir diese Lektion fest ein.

Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen. Mir ist es bis heute ein Rätsel, was sich damals in der entscheidenden Minute in meinem Innern sozusagen mit Lichtgeschwindigkeit abgespielt hat.

Vorboten des Todes? Gibt es die? Viele Menschen lächeln nur darüber. Aber viele andere sagten damals wie heute auch noch ernsthaft ja. Sie erkannten und erkennen vieles als Zeichen kommendes Unheils: Die schwarze Katze, die von der falschen Seite über den Weg lief, das kurze Flackern des elektrischen Lichtes, das Bild, das von der Wand fiel, knackendes Holz in der Wohnung, Wäsche zum Trocknen aufhängen zwischen Weihnachten und Neujahr, die Geburt eines Kindes und vieles mehr. Im Krieg, als der Tod reiche Ernte hielt, war es ein leichtes, die Richtigkeit dieses Glaubens mit nicht alltäglichen, aber harmlosen Ereignissen zu belegen. Doch schon als Kind war ich nicht davon überzeugt. Ich hatte es oft erlebt, dass nach einem derartigen Ereignis eben nicht der Tod eines nahe stehenden Menschen eintrat. Als Erwachsener sehe ich das ganz klar als Aberglauben an. Ich meine auch, beobachten zu können, dass dieser stark abgenommen hat.

Günter Matiba, 7. 10. 2008

Günter Matiba zum Gedenken

Am zweiten Dienstag in jedem Monat treffen sich die Autorinnen und Autoren der Erinnerungswerkstatt Norderstedt. Alle haben das Bedürfnis etwas aus ihrem Leben aufzuschreiben, dass sie den Lesern vermitteln wollen, die sich für Geschichten von gestern interessieren. Die meisten schreiben sich dabei auch etwas von der Seele, meine ich, denn danach können sie auch über die schlimmen Erfahrungen in ihrem Leben sprechen.

Einer von uns hatte seinen Platz mit dem Rücken zum Fenster. Er hat viele Geschichten geschrieben aus dem Ruhrpott, denn dort war einst sein Zuhause - in der Vergangenheit. Mit Begeisterung hat er sich der Probleme der Erinnerungswerkstatt angenommen und hat geholfen, wenn er gebraucht wurde. Nun bleibt dieser Platz leer. Seinen langen Kampf gegen die Krankheit hat er verloren. Bis zuletzt hat er an die Erinnerungswerkstatt gedacht und sogar noch redaktionell mitgearbeitet. Nun ruhen seine Hände - er ist eingeschlafen. Seine Familie hat den Mann, den Vater und den Opa verloren; wir, die Mitglieder der Erinnerungswerkstatt einen guten Freund, Autor, Redakteur und Mitstreiter.

Wir werden Günter Matiba sehr vermissen und ihn in Gedanken dort auf seinem Platz am Fenster sitzen sehen und seine klugen Kommentare hören.

Du wirst uns sehr fehlen – aber wir werden Dich nicht vergessen. Wir trauern um Dich, weil wir Dich verloren, aber schätzen uns glücklich, dass wir Dich kennen lernen durften.
Der Weg des Lebens ist begrenzt. Die Erinnerung jedoch unendlich.
Inge Hellwege und die Damen und Herren der Erinnerungswerkstatt Norderstedt