8Okt2017

Mehrfach fragte man mich…

Susanna M. Farkas

Mehrfach fragte man mich, warum ich denn solche Geschichten schreibe?
Unter solche Geschichten meinten sie meine Geschichten aus den Altenheimen.

Auf diese Frage mit einem Satz zu antworten ist mir schier unmöglich. Denn ich verfolge mit diesen Geschichten die unterschiedlichsten Ziele.

Ich könnte fast sagen, mit jeder einzelnen Geschichte verfolge ich ein anderes Ziel.

Eines meiner wichtigsten Ziele ist es aber, dem Leser einen Einblick in eine Welt zu gewähren, die sie noch nicht kennen. Aber fast sicher kennenlernen werden.

Es ist die Welt der alten Menschen, die ihr Leben gelebt haben und nun einsam und verlassen vor der größten Aufgabe des Lebens stehen. Vor dem Sterben.

Es ist die Welt der alten Menschen, die ihr Leben gelebt haben und uns, den jungen und jüngeren Menschen noch viel zu sagen hätten.

Es ist die Welt der alten Menschen, die ihr Leben gelebt haben und nun den wirbelnden Launen anderer Menschen gnadenlos ausgesetzt sind.

Es ist eine Welt, die wir meiden.

Leider.

Aber es ist eine geduldige Welt, denn sie wartet auf uns.

So und so.

Nein, ich erhoffe mir nicht, dass wir nun plötzlich alle wieder die Weisheit des Alters erkennen. Nein, ich erhoffe mir auch nicht, dass die Quarantäneeinrichtungen für alte Menschen an Menschlichkeit gewinnen.

Ich kenne die Tendenz.
Ich erlebe sie täglich.
Von außen betrachtet.

Was ich mir aber erhoffe ist, dass die Leser dieser Geschichten kurz inne halten und nachdenken.

Nachdenken über sich und ihr Leben.
Über die Wurzeln ihrer Prioritäten, die sie täglich blind, ohne diese zu hinterfragen, leben.

Ich erhoffe mir, dass die Leser wenigstens für einen Augenblick nachdenken.
Nachdenken über die Welt, in der sie leben.

Aber ich weiß, dies Ziel ist zu hoch angesetzt.

Das wohl bekannte Leben verfügt über eine viel zu große Wucht und lässt sich im gesunden und gutem Zustand durch nichts in andere Bahnen lenken. Schon gar nicht durch irgendwelche Geschichtchen über alte Menschen aus irgendwelchen deintegrativen Einrichtungen.

Leider.

Aber vielleicht gibt es doch noch Leben, die rechtzeitig denken und nicht erst dann, wenn es zu spät ist und solche und ähnliche Einrichtungen als vollkommen normal gelten. Denn das sind sie nicht. Und wir wissen das ganz genau!

Susanna M. Farkas, 2017