Eine wahre Weihnachtsgeschichte aus Trier
Als meine Enkelkinder noch klein
waren – inzwischen sind sie selbst Eltern – gingen wir, meine Tochter mit Ehemann und vier Kindern und mir als Oma, am Heiligen Abend in das festliche Mitternachts-Hochamt des wunderschönen historischen Trier Domes.
Und nach der Mitternachtsmesse, als der Bischof mit seinem gesamten Hofstaat
von Priestern, Leviten, Ministranten in weißrotgoldenen Fahnen und reichem Kerzenschmuck vom Altar aus durch den Mittelgang des Domes auszog, blieb er mitten im Gang stehen und alle mit ihm.
Er hob seine rechte Hand und spendete den Segensgruß. Der Gruß galt unmittelbar vier hellblonden Kinderköpfchen, die in einer Bank am Mittelgang in der Mitte der dunklen, winterlich gekleideten Beter aufleuchteten.
Mitten in der Nacht sind Kinderköpfchen, zumal so hellblond, auffällig.
Und ich freute mich und lächelte über den speziellen bischöflichen Segen für meine Enkelkinder. Denn beim Namen des Trierer Bischofs war aus den Tiefen meines Gedächtnisses die Erinnerung an den Augenarzt in Münster aufgetaucht, der mir als Dreijähriger die erste Brille verschrieben
hatte. Und er hatte mich ein besonders braves und kluges kleines Mädchen
genannt. Ich hatte das nie vergessen, nannte mich mein Vater doch ein besonders vorlautes kleines Mädchen
was nicht als Lob für mich gedacht war.
Und wenn ich in der Weihnachtszeit den Trier Dom besuche, denke ich manchmal an Dr. Spitlal aus Münster, dessen Sohn meine Enkelkinder am Weihnachtsfest gesegnet hat, der nun in der Krypta des Domes seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Liesel Hünichen, Weihnachten 2015