5Juli2007

Besuch des Heimatmuseums in Ellerau

Ein Bericht von Ingrid von Husen Ingrid von Husen

Vor dem Museum trafen wir uns mit den Zeitzeugen aus Quickborn, die uns dazu eingeladen hatten. Für mich war es ein Eintauchen in die Vergangenheit und ich fühlte mich beim Betrachten in meine Kindheit versetzt. Liebevoll und sehr übersichtlich war alles aufgebaut. Da gab es einen Wohnzimmerbereich, ein Schlafzimmer, Küchenmöbel, altes, aber gut erhaltenes Geschirr, Inventar und Gerätschaften aus Großmutters Zeiten. Ich konnte mich nicht satt sehen. Teilweise habe ich die Dinge mit geschlossenen Augen berührt, um mich noch besser zu erinnern. An der Wand, der wohl damals in fast allen Wohnungen unvermeidbare Röhrende Hirsch, über den Betten, mit dicken Federkissen und einer kupfernen, riesengroßen Wärmflasche, ein Gemälde mit gelockter Engelschar.

Dann die Ecke mit den Spielsachen! Ich hatte fast den gleichen Puppenwagen, der dort stand. Und ach, die Puppen! Das Puppenhaus mit den süßen kleinen Möbeln! Ich war hin und weg! Dann die Anziehpuppen, mit denen ich noch lange gespielt habe. Es gab Radios aus den 30er Jahren. Die so genannte Goebbelsschnauze war auch dabei. Dazu fällt mir ein, wir hatten damals unseren Volksempfänger erhöht auf einem Bord stehen. Beim Drehen an den Knöpfen ist er mir mal von oben runter gesaust. Die Rückwand war fast zerdeppert und ich sehr unglücklich. Meine Mutter stellte das Gerät ohne ein Wort des Tadels wieder auf das Bord zurück. Und siehe da! Er spielte wie eh und je! Wenn damals etwas lange hielt, sprach man von Friedensware.

An den Fotoapparaten, den Schreibmaschinen, den Bügeleisen, die nach Alter aufgestellt waren, konnte man die Entwicklung gut zurückverfolgen.

Es gab noch Schulbänke, wo Bank und Tisch zusammen hingen, alte Schulbücher, Fibeln, Griffelkasten mit Griffel und Federhalter mit Schreibfeder.

Da wir im März 1945 total ausgebombt wurden, hatten wir nichts von den damaligen uns lieb gewordenen Dingen in die heutige Zeit hinüber retten können. Dieser Verlust ist mir dort im Museum wieder bewusst geworden, denn das eine oder andere hätte man sich doch sicher aufbewahrt.

Es waren sehr viele Gerätschaften aus der Landwirtschaft und aus dem täglichen Gebrauch ausgestellt. Unter anderem auch eine Waschbalje mit Ruffel.

Auf einer Leine hingen Wäschestücke, teilweise mit Spitze verarbeitet. Unter anderem auch eine Damenunterhose, an deren Hinterteil sich Knöpfe befanden. Ich kannte ähnliche Hosen, zwar nicht ganz so voluminös, die aber nicht an Peinlichkeit zu überbieten waren. In der Kinderlandverschickung hatten meine Ersatzeltern mir mal kurze Zeit so eine Deckelhose angezogen. Das Schlimme an diesen Hosen war, dass man immer jemand brauchte, der einen bei Bedarf die Dinger auf - und etwas später wieder zuknöpfen musste. Mit meinen damals 6 Jahren war das schrecklich, wo ich sowieso ein schienantes" (sich leicht genierendes) Kind war! Ich muss wohl stark protestiert haben, denn lange hat es nicht gedauert, bis ich von den Dingern erlöst wurde.

Als wir nach fast 2 Stunden dieses wunderschöne Museum verließen, haben wir noch ein Gasthaus besucht. Dort gab es einen sehr guten Kaffee und verschiedenen Torten. Ich habe in meinem ganzen Leben niemals so ein großes Stück verdrückt. Alle waren restlos begeistert und somit war das gemeinsame Kaffeetrinken ein schöner Ausklang dieses Treffens.

Ingrid von Husen - Juli 2007